wenn der Strom ausfällt, geht im modernen Wirtschaftsleben (fast) nichts mehr. In China haben Unternehmen mit Stromausfällen viele nervige Erfahrungen gemacht. Im letzten Jahr wurde der Strom in einigen Provinzen teils für Wochen rationiert, weil in den Kraftwerken die Kohle fehlte. In diesem Jahr kam es zu neuen Problemen: Die Hitzewelle hatte die Stromversorgung durch Wasserkraftwerke lahmgelegt. Das Ganze wurde verschärft, weil China keinen funktionierenden Strommarkt hat und andere Provinzen nicht für die betroffenen Regionen einspringen konnten.
Bei kürzeren Blackouts scheint sich jedoch eine Lösung anzubahnen. Chinesische Wissenschaftler wollen “Künstliche Intelligenz” nutzen, um die Prozesse bei Blackouts zu verbessern, wie Frank Sieren berichtet. Dadurch sollen die kurzfristigen Stromausfälle von einigen Stunden auf wenige Sekunden verkürzt werden. Es gibt ein erstes Pilotprojekt in Xinjiang, bei dem die Software schon fast komplett übernehmen soll. Die Forscher sprechen von “Selbstheilungsfunktionen” für das Stromnetz. Doch so positiv – und wohl teils auch übertrieben – das klingen mag, langfristige Stromengpässe können auch mit KI nicht bewältigt werden: Denn wo es an Strom fehlt, nützt auch die schlauste KI wenig.
Porsche feiert heute seinen Börsengang. Es ist der größte seit der Telekom vor 25 Jahren. In China wird die Marke ganz anders wahrgenommen als in Deutschland: Dort gelten Porsches weniger als Sportwagen und viel mehr als Luxusautos, wie Christian Domke Seidel berichtet. Die Autos werden viel häufiger von Frauen und jungen Menschen gekauft als im Westen. Wie für die großen Autobauer ist China auch für Porsche einer der wichtigsten Einzelmärkte. Gut ein Drittel der Autos werden in der Volksrepublik verkauft. Trends aus der Volksrepublik könnten schon bald auch auf den Weltmarkt schwappen.
Die Marke Porsche hat zwei Gesichter. Das eine ist das europäische. Hierzulande ist der Autobauer für seine Sportwagen bekannt, wird mit viel PS und dem 911-Modell verbunden. Dann gibt es noch den chinesischen Blickwinkel. Dort ist Porsche ein SUV-Produzent, der von der jungen Generation Z geliebt wird. Das hat Auswirkungen auf die Fahrzeugentwicklung. Der größte Automarkt der Welt könnte über die Zukunft der Marke Porsche entscheiden.
Donnerstag, der 29. September 2022, dürfte für Porsche ein Feiertag werden. An diesem Tag findet die Erstnotiz der Aktien statt (DE000PAG9113). 911 Millionen Anteile gibt das Unternehmen mit einem Augenzwinkern heraus. Die Hälfte davon sind stimmrechtslose Vorzugsaktien, von denen ein Viertel verkauft wird. Porsche rechnet mit einer Bewertung von rund 75 Milliarden Euro – längst ist das Papier mehrfach überzeichnet. Es wird der größte Börsengang Deutschlands seit der Telekom vor einem viertel Jahrhundert.
Ob es sich langfristig für Investoren lohnt, bleibt abzuwarten. Fakt ist aber, dass Porsche im abgelaufenen Jahr knapp über 300.000 Fahrzeuge verkauft hat. Der Absatz hat sich innerhalb von nur zehn Jahren verdreifacht. Für das Jahr 2022 strebt das Unternehmen eine Umsatzrendite von rund 17 Prozent an.
Doch die Rendite hat die Marke zu großen Teilen China zu verdanken. Dort verkaufte das Unternehmen über 95.000 Fahrzeuge, also fast ein Drittel seines Gesamtabsatzes im Jahr 2021. Und hier tickt die Kundschaft völlig anders als in Europa. “In China liegt der Anteil der weiblichen Kunden bereits bei 50 Prozent und das Durchschnittsalter liegt unter 40”, erklärt ein Unternehmenssprecher gegenüber Table.Media. Bei einzelnen Baureihen – etwa dem Macan – liegt der Anteil von Käuferinnen sogar bei 60 Prozent.
Das Motorsport- und Steve-McQueen-Image der Marke ist in der Volksrepublik hingegen weitgehend unbekannt. “In China sind wir erst seit 20 Jahren auf dem Markt. Dort wird Porsche eher als moderne Luxusmarke wahrgenommen”, sagt der Porsche-Sprecher. Das spiegelt sich auch an den verkauften Fahrzeugen wider. In Deutschland lag der Porsche 911 an der Spitze der Verkaufscharts. In der Volksrepublik sind es Cayenne, Macan und Panamera. Allesamt Viertürer.
Porsche passt sich dem jüngeren Publikum an. In 2025 soll bereits die Hälfte aller neu verkauften Porsche elektrifiziert sein – vollelektrisch oder als Plug-in-Hybrid. In 2030 soll der Anteil aller Neufahrzeuge mit einem vollelektrischen Antrieb bei mehr als 80 Prozent liegen. Das sind zwar globale Ziele, doch es besteht kein Zweifel, dass China mit seinen besonders weitreichenden Vorgaben zur E-Mobilität eine treibende Kraft sein dürfte, um die Entwicklung des Stuttgarter Autobauers voranzubringen.
So zitiert Porsche in einer Pressemeldung beispielsweise Thomas Pretsch, Leiter Fachdisziplin Connectivity bei Porsche Engineering, so: “Es ist denkbar, dass neue Technik in Zukunft zuerst in China entwickelt und danach global ausgerollt wird.” Im Jahr 2022 soll die Zahl der Mitarbeiter im chinesischen Entwicklungszentrum von 130 auf 160 steigen. Sie arbeiten in erster Linie an der Digitalisierung der Steuerelemente: Streaming- und Entertainment-Apps ins Auto integrieren, Erkennung chinesischer Verkehrszeichen, Anpassung der Assistenzsysteme an den chinesischen Fahrstil, Schulung der KI für automatisiertes Fahren, Übermittlung fahrzeugbezogener Daten an die öffentliche Verwaltung.
Vom Börsengang erhofft sich Porsche vor allem in China eine neue Art der Wahrnehmung und Kundenbindung. Zum einen dürfte Porsche dadurch völlig losgelöst von VW betrachtet werden. Die Konzernmutter schwächelt in China schon seit geraumer Zeit. Auch, weil die Marke in Sachen Digitalisierung, KI und Connectivity hinterherhinkt. Längst entscheiden Erfolg und Misserfolg in der Volksrepublik über die wichtigsten Personalien im Konzern. Die Eigenständigkeit als Luxusmarke könnte Porsche die Ruhe bringen, die es für den langfristigen Erfolg braucht.
Rund 9,4 Milliarden Euro dürfte Porsche mit seinem Börsengang einspielen. Geld, das der Konzern für seine Elektrifizierungsstrategie allen voran in China dringend braucht. Denn die hauseigene Software-Entwicklung Cariad entpuppte sich als Milliardengrab. Dazu hat die Coronapandemie gezeigt, wie fragil viele Lieferketten sind. Die einzige Lösung ist, entlang der Wertschöpfungskette zu investieren. Die chinesische Elektromarke BYD etwa baut seine Batterien selbst, hat eine Halbleiter-Tochter und Lithium-Schürfrechte.
Die Stabilität der Stromnetze wird in diesem Winter zur Herausforderung für die deutschen Versorger. Der Betrieb von Gaskraftwerken, die Leistungsspitzen abfangen können, steht wegen der Russland-Krise infrage. Die Erneuerbaren liefern die Energie jedoch nicht verlässlich. Der Blackout wird in Deutschland zum Thema.
China wiederum hat viel Erfahrung mit der Sicherung der Stromversorgung. In der stürmischen Phase des Wirtschaftswachstums in den 1990er- und 2000er-Jahren gab es öfter Stromausfälle. Sowohl der Bedarf als auch das Angebot wuchsen so schnell, dass sie manchmal nicht zusammenpassten. Inzwischen sind die Netze jedoch ähnlich stabil wie in Europa – auch dank stark verbesserten Managements der Stromverteilung.
Präsident Xi Jinping hat sogar weltumspannende Stromnetze ins Spiel gebracht, die regionale Probleme dämpfen können. Wenn in einer Weltgegend die Energie knapp wird, können Überschussregionen einspringen. Im Zeitalter der Erneuerbaren erscheint dieser Gedanke zunehmend attraktiv.
Großflächige, länger andauernde Blackouts haben ihre Ursache oft in der enormen Komplexität der Netze. Die Zahl der Kraftwerke, der Umspannwerke, der Stromtrassen, der angeschlossenen Versorger schafft unvorhergesehene Wechselwirkungen. Wenn einmal Probleme auftreten, kippt zuweilen das ganze System.
Chinas staatliche Versorger haben nun Ende Juli ein neues Stromverteilungssystem vorgestellt, das mithilfe von KI Stromausfälle minimieren soll. Das berichtet die South China Morning Post basierend auf einem Bericht in dem Fachmagazin Science and Technology Daily. Knackpunkt ist hier, dass die Computer die Komplexität eher durchschauen und auf die richtigen Maßnahmen hinweisen, um die Netze zu stabilisieren.
Die neue Software soll dem Bericht zufolge Stromausfälle, die normalerweise sechs bis zehn Stunden andauern würden, auf nur wenige Sekunden verkürzen. Getestet wurde das System zunächst in der Gemeinde Qitailu in der Provinz Xinjiang, in der rund 200 Menschen leben. Von hier soll sie bald auch auf andere Gemeinden ausgeweitet werden, so der Bericht. Menschliche Eingriffe sollen unnötig werden, um Probleme zu lösen. Die beteiligten Wissenschaftler sprechen von einer “Selbstheilungsfunktion”.
So erzeugt ein herkömmlicher Rechner der Netzleittechnik bei einem Stromausfall eine ganze Reihe von Fehlercodes. Die Mannschaft, die das Netz manuell steuert, muss darauf angemessen reagieren, etwa einen Umleitungsplan erstellen. Das erfolgte bisher auf Grundlage individueller Erfahrungen. Die Software kann dagegen aus einer großen Anzahl früherer Stromausfälle verborgene Muster erkennen, die bei der Suche und Lösung des Problems helfen. Auch könne die KI sekundenschnell Fehlerquellen in den physischen Schaltungen identifizieren.
Um die Genauigkeit zu verbessern, benötigt die KI jedoch dem Bericht der South China Morning Post zufolge eine riesige Menge an Daten, um aus ihnen zu lernen. “In einem Wohngebiet ist das Netz mit einer großen Anzahl von Endverbrauchern verbunden”, zitiert die Zeitung einen Ingenieur. Die neuen Programme helfen, diese Komplexität zu beherrschen.
Das Stromnetz der Pilot-Gemeinde verfügt demnach nun über mehr Sensoren als jedes andere in China. Jeder Sensor verfügt über einen eigenen Prozessor, der ohne menschliches Zutun über Stromversorgungswege entscheiden kann. Das kleine Problem wird dezentral gelöst, bevor es zu einer größeren Kettenreaktion kommt.
Wenn im Niederspannungsnetz in der Region ein Geräteausfall auftritt, starten der Rechner “sofort die Selbstheilungsfunktion, einschließlich automatischer Fehlerortung, Fehlerisolierung und Wiederherstellung der Stromversorgung”, so die Wissenschaftler.
Stromausfälle werden nicht nur in Deutschland und China, sondern global ein ernsthaftes Problem. Durch den Klimawandel bedingte Hitzewellen und Stürme, aber auch Hackerangriffe könnte sich das Problem in Zukunft noch verstärken. Stromausfälle in China und anderen Ländern betreffen auch unsere Wirtschaft: Wenn Fabriken schließen, weil der Strom ausfällt, brechen Lieferketten zusammen. Dieses Jahr standen wegen Strommangels in China ebenfalls zahlreiche Fabriken still.
In den kommenden vier Jahren will Peking knapp 900 Milliarden US-Dollar in die Energienetze des Landes investieren, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtet.
KI wird dabei bereits verwendet, insbesondere bei neu gebauten Windparks und Solaranlagen. Diese Anwendungen beschränkten sich jedoch meist auf Datennetze mit hoher Kapazität, die die großen Städte beziehungsweise Hauptverteiler mit hohen Übertragungsraten verbinden. Auch konzentrierten sich KI-Anwendungen bislang auf industrielle Nutzer.
Schon im September 2015 hatte Chinas Präsident Xi Jinping vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen für ein weltumspannendes Energienetz geworben. Zugleich kann China damit auch die internationalen Normen prägen, ähnlich wie bei den E-Autobatterien
Der staatliche chinesische Stromnetzbetreiber SGCC gibt bei Chinas globalen Strom-Ambitionen das Tempo vor. Der Plan für seine sogenannte Global Energy Interconnection Initiative: Bis 2025 will man die regionale Vernetzung vorantreiben, bis 2030 den Ausbau der erneuerbaren Energien, bis 2050 schließlich die interkontinentale Vernetzung. Grundlage für das Netz ist die Ultrahochspannungstechnik (UHV). Dabei werden 800.000 Volt über Gleichstromkabel oder bis zu 1,1 Millionen Volt über Wechselstromsysteme geleitet.
Chinas Ultrahochspannungstechnologie ermöglicht die Übertragung von Strom über extrem weite Entfernungen. Die Übertragungsdistanz kann mehr als 5.000 Kilometer betragen. Der Stromverlust beträgt bei diesen Distanzen lediglich 1,6 Prozent. Über das Netz soll vor allem Strom aus erneuerbaren Energien ausgetauscht werden, wie die Planer erklären.
Laut einem Bericht der “Financial Times”, der im Jahr vor der Pandemie erschien, ist der globale Stromausbau der Chinesen schon im vollen Gange. Seit 2013 haben sich State Grid und weitere chinesische Firmen demnach mit rund 123 Milliarden Dollar in Stromnetze auf der ganzen Welt eingekauft. Entsprechende Deals habe es unter anderem in Chile, Brasilien, Russland, Portugal, Nigeria, Südafrika, Pakistan, Australien und auf den Philippinen gegeben, berichtet die Zeitung unter Berufung auf eine Studie der Washingtoner Beratungsfirma RWR Advisory.
Der staatliche chinesische Stromnetzbetreiber SGCC gehört zu den größten Konzernen der Welt. Auch in Deutschland will State Grid aktiv werden. So gab es Pläne, sich an dem Stromnetzbetreiber 50Hertz zu beteiligen. Die Bundesregierung kritisierte das Vorhaben, am Ende ging der Anteil an das belgische Unternehmen Elia. Ob und wie China seine Pläne nach dem Ende der globalen Corona-Pandemie anpassen muss, ist also noch offen.
Vor dem Besuch von Bundestagsabgeordneten in Taipeh hat Taiwans Außenministerium Interesse am Ausbau der Beziehungen zu Deutschland betont. Bei der Feier zur Gründung einer parlamentarischen Vereinigung für die Freundschaft zu Deutschland sagte Vizeaußenminister Tien Chung-kwang am Mittwoch, Taiwan und Deutschland teilten gemeinsame Werte wie Freiheit und Demokratie, berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Eine Delegation von sechs Abgeordneten des “Freundeskreises Berlin-Taipeh” im Bundestag wird am Sonntag in Taiwan erwartet. Sie wollen sich bis Donnerstag ein Bild von der Sicherheitslage, der Wirtschaftsentwicklung und politischen Situation in der demokratischen Inselrepublik machen.
Der deutsche Vertreter in Taipeh, Jörg Polster, hob bei der Feier hervor, dass der Handel zwischen Deutschland und Taiwan im vergangenen Jahr 20 Milliarden US-Dollar überschritten habe. Neben dem Wirtschaftsaustausch sei es wichtig, auch die Zusammenarbeit der Regierungen und Parlamente zu stärken. Deutschland unterstütze Taiwans Mitarbeit in internationalen Organisationen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Neben dem “Freundeskreis Berlin-Taipeh” plant auch der Menschenrechts-Ausschuss des Bundestags eine Delegationsreise nach Taiwan (China.Table berichtete). ari
Mehrere hochrangige US-Politiker haben Präsident Joe Biden aufgefordert, per Dekret eine stärkere Prüfung von Investitionen von US-Firmen in China anzuordnen. Biden solle die Anordnung erlassen, um “unsere nationale Sicherheit und die Widerstandsfähigkeit unserer Lieferkette bei ausgehenden Investitionen an ausländische Gegner zu gewährleisten”, hieß es in dem Schreiben, das unter anderem von der Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, und des Mehrheitsführers des Senats, Chuck Schumer, unterschrieben wurde. Der US-Kongress erwägt derzeit eine neue Gesetzgebung, die der US-Regierung weitreichende neue Befugnisse geben würde, um Milliarden von US-Auslandsinvestitionen nach China zu blockieren.
Einen ähnlichen Ansatz gab es bereits im Gesetzesvorschlag zur Subventionierung der Herstellung und Forschung von US-Halbleiterchips (China.Table berichtete), der im August verabschiedet wurde. In dem Vorschlag wurde das verschärfte Investitions-Screening jedoch gestrichen. Vor allem im Bereich der Chips stellt sich die Regierung in Washington derzeit neu auf.
US-Vizepräsidentin Kamala Harris warb dazu nun auch um eine engere Kooperation mit Taiwan: “Taiwan ist eine lebendige Demokratie, die zum globalen Wohl beiträgt – von der Technologie bis zur Gesundheit und darüber hinaus, und die Vereinigten Staaten werden unsere inoffiziellen Beziehungen weiter vertiefen”, sagte Harris am Mittwoch in einer Rede auf einem US-Kriegsschiff in Japan. Harris kritisierte China und sagte, Peking habe “die Freiheit der Meere infrage gestellt” und “seine militärische und wirtschaftliche Macht eingesetzt, um seine Nachbarn zu erpressen und einzuschüchtern”. Am Mittwoch wollte die US-Regierung zudem eine größere Investition in die Indo-Pazifik-Region bekannt geben. rtr/ari
Der chinesische E-Autobauer Nio beteiligt sich mit gut 7,8 Millionen Euro an der australischen Bergbaufirma Greenwing Resources. Nio ist das erste chinesische Autounternehmen, das sich an einer Bergbaufirma beteiligt, berichtet das Wirtschaftsportal Caixin. Greenwing ist in Argentinien und Madagaskar im Abbau von Lithium aktiv.
In jüngster Zeit beteiligen sich immer mehr Autobauer an Bergbauprojekten. Volkswagen hatte im August bekannt gegeben, sich in Kanada an Minengesellschaften beteiligen zu wollen. In China ist der Lithium-Preis in diesem Jahr um 80 Prozent gestiegen. Die hohe Nachfrage aus der E-Auto-Industrie gilt als wesentlicher Grund. In den ersten acht Monaten wurden in China demnach über 3,8 Millionen E-Autos abgesetzt. nib
China will offenbar vor dem am 16. Oktober beginnenden Parteitag der Kommunistischen Partei einen Kursrutsch an den Börsen verhindern. Die Wertpapieraufsichtsbehörden haben nach einem Bericht von Reuters kürzlich einige Fondsmanager und Makler angewiesen, vor dem Parteitag keine massiven Aktien-Verkäufe vorzunehmen, um große Marktschwankungen zu vermeiden. Die Börsen in Shanghai und Shenzhen hätten mündliche Anweisungen im Rahmen inoffizieller Richtlinien erteilt. “Sie haben uns gebeten, ungewöhnliche Handelsaktivitäten, einschließlich massiver Verkäufe und Käufe, zu vermeiden. Im Grunde geht es darum, den Markt zu stabilisieren”, zitierte die Agentur am Dienstag eine nicht namentlich genannte Quelle. Die Sache sei “sensibel”.
Chinas wichtigster Aktienindex CSI 300 hat in diesem Monat bisher rund sechs Prozent und in diesem Jahr bisher mehr als 20 Prozent verloren. Die Shanghaier Börse hatte schon Ende Juli versprochen, im Vorfeld des Parteitags die Marktstabilität aufrechtzuerhalten und große und schnelle Schwankungen auf den Kapitalmärkten “entschlossen” zu verhindern. Die Börsen wollten die Vorgänge gegenüber Reuters nicht kommentieren. rtr/ck
Die chinesische Reederei Cosco hat der Bundesregierung eine Frist gesetzt, bis zu der die geplante Beteiligung an einem Terminal des Hamburger Hafens bewilligt werden soll. Wie der NDR berichtet, soll bis Ende des Jahres der Bund demnach die ausstehenden Genehmigungen erteilen. Auch die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) befürwortet die Beteiligung. Aus dem Bundeswirtschaftsministerium gab es jüngst jedoch Vorbehalte gegen den Deal (China.Table berichtete). Wirtschaftsminister Robert Habeck sagte erst Mitte September: “Ich tendiere in die Richtung, dass wir das nicht erlauben.” Er wolle in Zukunft kritischer gegenüber chinesischen Investitionen in Deutschland sein, sagte Habeck. Im Oktober soll eine Entscheidung fallen. nib
Seine Motivation, in China zu leben, erklärt Andreas Risch so: “Man beschäftigt sich in Deutschland sehr viel mit Risiken und internen Abläufen. In China beschäftigt man sich vorrangig mit der Erfüllung von Kundenwünschen.” Risch ist seit 2016 Geschäftsführer der China-Abteilung von Fette Compacting, dem Weltmarktführer für Lösungen und Maschinen zur Tabletten-Produktion, überwiegend für die Pharma-Industrie. Der promovierte Maschinenbauer führt in Nanjing einen eigenständigen Produktionsstandort, der auch Märkte außerhalb von China mit Tabletten-Pressen bedient.
“Wir sind in China komplett mit Second-Level-Support vertreten, haben Applikationsexperten, haben ein großes Labor, haben Pharmazeuten, um den kompletten Markt zu bedienen”, so Risch. Er sieht das Unternehmen damit vor dem Hintergrund der Decoupling-Diskussion gut aufgestellt. “Wir haben zwei Produktionswerke in Deutschland und China und die ergänzen sich natürlich jetzt.” Von Vorteil sei für sein Unternehmen auch, dass bereits im Jahr 2004 der China-Standort aufgebaut wurde. Früher als andere Wettbewerber konnten entsprechende Strukturen aufgebaut werden.
2004 war auch Risch das erste Mal in China, damals aber noch nicht in Diensten von Fette Compacting, sondern als Technischer Direktor für eine global aufgestellte Division der GEA Group. Anschließend managte er den Ausbau des Standorts von Deutschland aus. Privat lernte er einige Zeit später seine Frau in Peking kennen. 2009 heirateten sie. Allerdings blieb zunächst der Lebensmittelpunkt Deutschland, bis ihm die GEA Group ab 2010 einen Job in Shanghai anbot.
Seit 2016 arbeitet er bei Fette Compacting. “Wir haben hier noch so richtige Unternehmer, wie wir sie früher auch in Deutschland hatten. Die sagen zum Beispiel: Wir wollen der beste Nutrition-Hersteller werden und mit euch zusammen unsere Produktion partnerschaftlich entwickeln”, berichtet Risch. Dieser Ansatz, etwas mit dem Kunden zusammen zu machen, funktioniere in China sehr gut und schaffe enge Kundenbindungen.
Vor vier Jahren erfolgte der Umzug des Werkes innerhalb Nanjings, weil ein Ausbau des einstigen Standorts schwer möglich gewesen wäre. “Wir haben dann quasi ein Musterwerk gebaut. Daher werden wir auch viel in der lokalen Presse erwähnt als ein Beispiel für ein innovatives Technologie-Unternehmen”, erklärt Risch. Ohnehin sei der Kontakt zu lokalen Ansprechpartnern vor Ort noch einmal intensiver geworden, weil mittlerweile durch die Pandemie die Zahl der Ausländer in Nanjing um fast drei Viertel zurückgegangen ist. Es würden nur noch 8.000 Ausländer in der Zwölf-Millionen-Metropolregion leben.
“Seit diesem Rückgang wird man als ausländischer Manager vermehrt auch am Wochenende zu Events und Veranstaltungen eingeladen, um dort präsent zu sein, weil sich die Vertreter Sorgen um das internationale Image der Region machen.” Vertreter der Provinz- und Staatsregierungen kämen mittlerweile sehr offen auf die ausländischen Geschäftsleute zu und fragten: Sag mal, was schlagt ihr denn vor? Was sollen wir verbessern?
Diesen offenen Umgang erlebt er auch als Vorsitzender der Europäischen Handelskammer in Nanjing für die Provinz Jiangsu sowie Teile der Anhui-Provinz. Die Verantwortlichen in der Region hätten ein Problem damit, dass weniger Europäer in die Region kommen, die dann auch die Botschaft Chinas nach außen tragen könnten. “Ich meine, das Bild hat sich in Deutschland schon merklich und auch zum Teil ungerechtfertigt verschoben”, sagt Risch, der die Erfahrung gemacht hat, dass Besuche vor Ort die Meinungen von Deutschen über China recht schnell wieder verändern würden. So sei es beispielsweise bei seinen Eltern gewesen, die nach zwei Wochen zu Besuch nun echte China-Fans seien.
Auch wenn Risch in erster Linie lokaler Geschäftsführer ist und sich um alles Strategische sowie Operative kümmern muss, liegt es ihm doch am Herzen, dass die beiden Welten, die er in seinem Leben kennengelernt hat, wieder näher zusammenrücken. Zumal sich in seinen Augen die Deutschen das eine oder andere auch bei den Chinesen abschauen könnten, besonders was Innovationsfreude und schnelle Umsetzung angeht. Constantin Eckner
Wen Shugang (59) wird neuer Vorsitzender des Stromerzeugers China Huaneng Group. Er folgt auf Shu Yinbiao, der mit 64 Jahren in den Ruhestand tritt.
Jiang Yi (60) wird neuer Vorsitzender des Stromerzeugers China Huadian. Er war vorher bei der State Power Investment Corp aktiv.
China Huaneng und China Huadian gehören zu den sogenannten “Big Five” der chinesischen Stromerzeuger, die sich im Besitz der Zentralregierung befinden.
Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!
Herbst ist Erntezeit – auch für Salz. Hier arbeiten Salzbauern in den Salinen von Changlu Daqinghe in Tangshan in der nordchinesischen Provinz Hebei.
wenn der Strom ausfällt, geht im modernen Wirtschaftsleben (fast) nichts mehr. In China haben Unternehmen mit Stromausfällen viele nervige Erfahrungen gemacht. Im letzten Jahr wurde der Strom in einigen Provinzen teils für Wochen rationiert, weil in den Kraftwerken die Kohle fehlte. In diesem Jahr kam es zu neuen Problemen: Die Hitzewelle hatte die Stromversorgung durch Wasserkraftwerke lahmgelegt. Das Ganze wurde verschärft, weil China keinen funktionierenden Strommarkt hat und andere Provinzen nicht für die betroffenen Regionen einspringen konnten.
Bei kürzeren Blackouts scheint sich jedoch eine Lösung anzubahnen. Chinesische Wissenschaftler wollen “Künstliche Intelligenz” nutzen, um die Prozesse bei Blackouts zu verbessern, wie Frank Sieren berichtet. Dadurch sollen die kurzfristigen Stromausfälle von einigen Stunden auf wenige Sekunden verkürzt werden. Es gibt ein erstes Pilotprojekt in Xinjiang, bei dem die Software schon fast komplett übernehmen soll. Die Forscher sprechen von “Selbstheilungsfunktionen” für das Stromnetz. Doch so positiv – und wohl teils auch übertrieben – das klingen mag, langfristige Stromengpässe können auch mit KI nicht bewältigt werden: Denn wo es an Strom fehlt, nützt auch die schlauste KI wenig.
Porsche feiert heute seinen Börsengang. Es ist der größte seit der Telekom vor 25 Jahren. In China wird die Marke ganz anders wahrgenommen als in Deutschland: Dort gelten Porsches weniger als Sportwagen und viel mehr als Luxusautos, wie Christian Domke Seidel berichtet. Die Autos werden viel häufiger von Frauen und jungen Menschen gekauft als im Westen. Wie für die großen Autobauer ist China auch für Porsche einer der wichtigsten Einzelmärkte. Gut ein Drittel der Autos werden in der Volksrepublik verkauft. Trends aus der Volksrepublik könnten schon bald auch auf den Weltmarkt schwappen.
Die Marke Porsche hat zwei Gesichter. Das eine ist das europäische. Hierzulande ist der Autobauer für seine Sportwagen bekannt, wird mit viel PS und dem 911-Modell verbunden. Dann gibt es noch den chinesischen Blickwinkel. Dort ist Porsche ein SUV-Produzent, der von der jungen Generation Z geliebt wird. Das hat Auswirkungen auf die Fahrzeugentwicklung. Der größte Automarkt der Welt könnte über die Zukunft der Marke Porsche entscheiden.
Donnerstag, der 29. September 2022, dürfte für Porsche ein Feiertag werden. An diesem Tag findet die Erstnotiz der Aktien statt (DE000PAG9113). 911 Millionen Anteile gibt das Unternehmen mit einem Augenzwinkern heraus. Die Hälfte davon sind stimmrechtslose Vorzugsaktien, von denen ein Viertel verkauft wird. Porsche rechnet mit einer Bewertung von rund 75 Milliarden Euro – längst ist das Papier mehrfach überzeichnet. Es wird der größte Börsengang Deutschlands seit der Telekom vor einem viertel Jahrhundert.
Ob es sich langfristig für Investoren lohnt, bleibt abzuwarten. Fakt ist aber, dass Porsche im abgelaufenen Jahr knapp über 300.000 Fahrzeuge verkauft hat. Der Absatz hat sich innerhalb von nur zehn Jahren verdreifacht. Für das Jahr 2022 strebt das Unternehmen eine Umsatzrendite von rund 17 Prozent an.
Doch die Rendite hat die Marke zu großen Teilen China zu verdanken. Dort verkaufte das Unternehmen über 95.000 Fahrzeuge, also fast ein Drittel seines Gesamtabsatzes im Jahr 2021. Und hier tickt die Kundschaft völlig anders als in Europa. “In China liegt der Anteil der weiblichen Kunden bereits bei 50 Prozent und das Durchschnittsalter liegt unter 40”, erklärt ein Unternehmenssprecher gegenüber Table.Media. Bei einzelnen Baureihen – etwa dem Macan – liegt der Anteil von Käuferinnen sogar bei 60 Prozent.
Das Motorsport- und Steve-McQueen-Image der Marke ist in der Volksrepublik hingegen weitgehend unbekannt. “In China sind wir erst seit 20 Jahren auf dem Markt. Dort wird Porsche eher als moderne Luxusmarke wahrgenommen”, sagt der Porsche-Sprecher. Das spiegelt sich auch an den verkauften Fahrzeugen wider. In Deutschland lag der Porsche 911 an der Spitze der Verkaufscharts. In der Volksrepublik sind es Cayenne, Macan und Panamera. Allesamt Viertürer.
Porsche passt sich dem jüngeren Publikum an. In 2025 soll bereits die Hälfte aller neu verkauften Porsche elektrifiziert sein – vollelektrisch oder als Plug-in-Hybrid. In 2030 soll der Anteil aller Neufahrzeuge mit einem vollelektrischen Antrieb bei mehr als 80 Prozent liegen. Das sind zwar globale Ziele, doch es besteht kein Zweifel, dass China mit seinen besonders weitreichenden Vorgaben zur E-Mobilität eine treibende Kraft sein dürfte, um die Entwicklung des Stuttgarter Autobauers voranzubringen.
So zitiert Porsche in einer Pressemeldung beispielsweise Thomas Pretsch, Leiter Fachdisziplin Connectivity bei Porsche Engineering, so: “Es ist denkbar, dass neue Technik in Zukunft zuerst in China entwickelt und danach global ausgerollt wird.” Im Jahr 2022 soll die Zahl der Mitarbeiter im chinesischen Entwicklungszentrum von 130 auf 160 steigen. Sie arbeiten in erster Linie an der Digitalisierung der Steuerelemente: Streaming- und Entertainment-Apps ins Auto integrieren, Erkennung chinesischer Verkehrszeichen, Anpassung der Assistenzsysteme an den chinesischen Fahrstil, Schulung der KI für automatisiertes Fahren, Übermittlung fahrzeugbezogener Daten an die öffentliche Verwaltung.
Vom Börsengang erhofft sich Porsche vor allem in China eine neue Art der Wahrnehmung und Kundenbindung. Zum einen dürfte Porsche dadurch völlig losgelöst von VW betrachtet werden. Die Konzernmutter schwächelt in China schon seit geraumer Zeit. Auch, weil die Marke in Sachen Digitalisierung, KI und Connectivity hinterherhinkt. Längst entscheiden Erfolg und Misserfolg in der Volksrepublik über die wichtigsten Personalien im Konzern. Die Eigenständigkeit als Luxusmarke könnte Porsche die Ruhe bringen, die es für den langfristigen Erfolg braucht.
Rund 9,4 Milliarden Euro dürfte Porsche mit seinem Börsengang einspielen. Geld, das der Konzern für seine Elektrifizierungsstrategie allen voran in China dringend braucht. Denn die hauseigene Software-Entwicklung Cariad entpuppte sich als Milliardengrab. Dazu hat die Coronapandemie gezeigt, wie fragil viele Lieferketten sind. Die einzige Lösung ist, entlang der Wertschöpfungskette zu investieren. Die chinesische Elektromarke BYD etwa baut seine Batterien selbst, hat eine Halbleiter-Tochter und Lithium-Schürfrechte.
Die Stabilität der Stromnetze wird in diesem Winter zur Herausforderung für die deutschen Versorger. Der Betrieb von Gaskraftwerken, die Leistungsspitzen abfangen können, steht wegen der Russland-Krise infrage. Die Erneuerbaren liefern die Energie jedoch nicht verlässlich. Der Blackout wird in Deutschland zum Thema.
China wiederum hat viel Erfahrung mit der Sicherung der Stromversorgung. In der stürmischen Phase des Wirtschaftswachstums in den 1990er- und 2000er-Jahren gab es öfter Stromausfälle. Sowohl der Bedarf als auch das Angebot wuchsen so schnell, dass sie manchmal nicht zusammenpassten. Inzwischen sind die Netze jedoch ähnlich stabil wie in Europa – auch dank stark verbesserten Managements der Stromverteilung.
Präsident Xi Jinping hat sogar weltumspannende Stromnetze ins Spiel gebracht, die regionale Probleme dämpfen können. Wenn in einer Weltgegend die Energie knapp wird, können Überschussregionen einspringen. Im Zeitalter der Erneuerbaren erscheint dieser Gedanke zunehmend attraktiv.
Großflächige, länger andauernde Blackouts haben ihre Ursache oft in der enormen Komplexität der Netze. Die Zahl der Kraftwerke, der Umspannwerke, der Stromtrassen, der angeschlossenen Versorger schafft unvorhergesehene Wechselwirkungen. Wenn einmal Probleme auftreten, kippt zuweilen das ganze System.
Chinas staatliche Versorger haben nun Ende Juli ein neues Stromverteilungssystem vorgestellt, das mithilfe von KI Stromausfälle minimieren soll. Das berichtet die South China Morning Post basierend auf einem Bericht in dem Fachmagazin Science and Technology Daily. Knackpunkt ist hier, dass die Computer die Komplexität eher durchschauen und auf die richtigen Maßnahmen hinweisen, um die Netze zu stabilisieren.
Die neue Software soll dem Bericht zufolge Stromausfälle, die normalerweise sechs bis zehn Stunden andauern würden, auf nur wenige Sekunden verkürzen. Getestet wurde das System zunächst in der Gemeinde Qitailu in der Provinz Xinjiang, in der rund 200 Menschen leben. Von hier soll sie bald auch auf andere Gemeinden ausgeweitet werden, so der Bericht. Menschliche Eingriffe sollen unnötig werden, um Probleme zu lösen. Die beteiligten Wissenschaftler sprechen von einer “Selbstheilungsfunktion”.
So erzeugt ein herkömmlicher Rechner der Netzleittechnik bei einem Stromausfall eine ganze Reihe von Fehlercodes. Die Mannschaft, die das Netz manuell steuert, muss darauf angemessen reagieren, etwa einen Umleitungsplan erstellen. Das erfolgte bisher auf Grundlage individueller Erfahrungen. Die Software kann dagegen aus einer großen Anzahl früherer Stromausfälle verborgene Muster erkennen, die bei der Suche und Lösung des Problems helfen. Auch könne die KI sekundenschnell Fehlerquellen in den physischen Schaltungen identifizieren.
Um die Genauigkeit zu verbessern, benötigt die KI jedoch dem Bericht der South China Morning Post zufolge eine riesige Menge an Daten, um aus ihnen zu lernen. “In einem Wohngebiet ist das Netz mit einer großen Anzahl von Endverbrauchern verbunden”, zitiert die Zeitung einen Ingenieur. Die neuen Programme helfen, diese Komplexität zu beherrschen.
Das Stromnetz der Pilot-Gemeinde verfügt demnach nun über mehr Sensoren als jedes andere in China. Jeder Sensor verfügt über einen eigenen Prozessor, der ohne menschliches Zutun über Stromversorgungswege entscheiden kann. Das kleine Problem wird dezentral gelöst, bevor es zu einer größeren Kettenreaktion kommt.
Wenn im Niederspannungsnetz in der Region ein Geräteausfall auftritt, starten der Rechner “sofort die Selbstheilungsfunktion, einschließlich automatischer Fehlerortung, Fehlerisolierung und Wiederherstellung der Stromversorgung”, so die Wissenschaftler.
Stromausfälle werden nicht nur in Deutschland und China, sondern global ein ernsthaftes Problem. Durch den Klimawandel bedingte Hitzewellen und Stürme, aber auch Hackerangriffe könnte sich das Problem in Zukunft noch verstärken. Stromausfälle in China und anderen Ländern betreffen auch unsere Wirtschaft: Wenn Fabriken schließen, weil der Strom ausfällt, brechen Lieferketten zusammen. Dieses Jahr standen wegen Strommangels in China ebenfalls zahlreiche Fabriken still.
In den kommenden vier Jahren will Peking knapp 900 Milliarden US-Dollar in die Energienetze des Landes investieren, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtet.
KI wird dabei bereits verwendet, insbesondere bei neu gebauten Windparks und Solaranlagen. Diese Anwendungen beschränkten sich jedoch meist auf Datennetze mit hoher Kapazität, die die großen Städte beziehungsweise Hauptverteiler mit hohen Übertragungsraten verbinden. Auch konzentrierten sich KI-Anwendungen bislang auf industrielle Nutzer.
Schon im September 2015 hatte Chinas Präsident Xi Jinping vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen für ein weltumspannendes Energienetz geworben. Zugleich kann China damit auch die internationalen Normen prägen, ähnlich wie bei den E-Autobatterien
Der staatliche chinesische Stromnetzbetreiber SGCC gibt bei Chinas globalen Strom-Ambitionen das Tempo vor. Der Plan für seine sogenannte Global Energy Interconnection Initiative: Bis 2025 will man die regionale Vernetzung vorantreiben, bis 2030 den Ausbau der erneuerbaren Energien, bis 2050 schließlich die interkontinentale Vernetzung. Grundlage für das Netz ist die Ultrahochspannungstechnik (UHV). Dabei werden 800.000 Volt über Gleichstromkabel oder bis zu 1,1 Millionen Volt über Wechselstromsysteme geleitet.
Chinas Ultrahochspannungstechnologie ermöglicht die Übertragung von Strom über extrem weite Entfernungen. Die Übertragungsdistanz kann mehr als 5.000 Kilometer betragen. Der Stromverlust beträgt bei diesen Distanzen lediglich 1,6 Prozent. Über das Netz soll vor allem Strom aus erneuerbaren Energien ausgetauscht werden, wie die Planer erklären.
Laut einem Bericht der “Financial Times”, der im Jahr vor der Pandemie erschien, ist der globale Stromausbau der Chinesen schon im vollen Gange. Seit 2013 haben sich State Grid und weitere chinesische Firmen demnach mit rund 123 Milliarden Dollar in Stromnetze auf der ganzen Welt eingekauft. Entsprechende Deals habe es unter anderem in Chile, Brasilien, Russland, Portugal, Nigeria, Südafrika, Pakistan, Australien und auf den Philippinen gegeben, berichtet die Zeitung unter Berufung auf eine Studie der Washingtoner Beratungsfirma RWR Advisory.
Der staatliche chinesische Stromnetzbetreiber SGCC gehört zu den größten Konzernen der Welt. Auch in Deutschland will State Grid aktiv werden. So gab es Pläne, sich an dem Stromnetzbetreiber 50Hertz zu beteiligen. Die Bundesregierung kritisierte das Vorhaben, am Ende ging der Anteil an das belgische Unternehmen Elia. Ob und wie China seine Pläne nach dem Ende der globalen Corona-Pandemie anpassen muss, ist also noch offen.
Vor dem Besuch von Bundestagsabgeordneten in Taipeh hat Taiwans Außenministerium Interesse am Ausbau der Beziehungen zu Deutschland betont. Bei der Feier zur Gründung einer parlamentarischen Vereinigung für die Freundschaft zu Deutschland sagte Vizeaußenminister Tien Chung-kwang am Mittwoch, Taiwan und Deutschland teilten gemeinsame Werte wie Freiheit und Demokratie, berichtet die Deutsche Presse-Agentur. Eine Delegation von sechs Abgeordneten des “Freundeskreises Berlin-Taipeh” im Bundestag wird am Sonntag in Taiwan erwartet. Sie wollen sich bis Donnerstag ein Bild von der Sicherheitslage, der Wirtschaftsentwicklung und politischen Situation in der demokratischen Inselrepublik machen.
Der deutsche Vertreter in Taipeh, Jörg Polster, hob bei der Feier hervor, dass der Handel zwischen Deutschland und Taiwan im vergangenen Jahr 20 Milliarden US-Dollar überschritten habe. Neben dem Wirtschaftsaustausch sei es wichtig, auch die Zusammenarbeit der Regierungen und Parlamente zu stärken. Deutschland unterstütze Taiwans Mitarbeit in internationalen Organisationen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Neben dem “Freundeskreis Berlin-Taipeh” plant auch der Menschenrechts-Ausschuss des Bundestags eine Delegationsreise nach Taiwan (China.Table berichtete). ari
Mehrere hochrangige US-Politiker haben Präsident Joe Biden aufgefordert, per Dekret eine stärkere Prüfung von Investitionen von US-Firmen in China anzuordnen. Biden solle die Anordnung erlassen, um “unsere nationale Sicherheit und die Widerstandsfähigkeit unserer Lieferkette bei ausgehenden Investitionen an ausländische Gegner zu gewährleisten”, hieß es in dem Schreiben, das unter anderem von der Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, und des Mehrheitsführers des Senats, Chuck Schumer, unterschrieben wurde. Der US-Kongress erwägt derzeit eine neue Gesetzgebung, die der US-Regierung weitreichende neue Befugnisse geben würde, um Milliarden von US-Auslandsinvestitionen nach China zu blockieren.
Einen ähnlichen Ansatz gab es bereits im Gesetzesvorschlag zur Subventionierung der Herstellung und Forschung von US-Halbleiterchips (China.Table berichtete), der im August verabschiedet wurde. In dem Vorschlag wurde das verschärfte Investitions-Screening jedoch gestrichen. Vor allem im Bereich der Chips stellt sich die Regierung in Washington derzeit neu auf.
US-Vizepräsidentin Kamala Harris warb dazu nun auch um eine engere Kooperation mit Taiwan: “Taiwan ist eine lebendige Demokratie, die zum globalen Wohl beiträgt – von der Technologie bis zur Gesundheit und darüber hinaus, und die Vereinigten Staaten werden unsere inoffiziellen Beziehungen weiter vertiefen”, sagte Harris am Mittwoch in einer Rede auf einem US-Kriegsschiff in Japan. Harris kritisierte China und sagte, Peking habe “die Freiheit der Meere infrage gestellt” und “seine militärische und wirtschaftliche Macht eingesetzt, um seine Nachbarn zu erpressen und einzuschüchtern”. Am Mittwoch wollte die US-Regierung zudem eine größere Investition in die Indo-Pazifik-Region bekannt geben. rtr/ari
Der chinesische E-Autobauer Nio beteiligt sich mit gut 7,8 Millionen Euro an der australischen Bergbaufirma Greenwing Resources. Nio ist das erste chinesische Autounternehmen, das sich an einer Bergbaufirma beteiligt, berichtet das Wirtschaftsportal Caixin. Greenwing ist in Argentinien und Madagaskar im Abbau von Lithium aktiv.
In jüngster Zeit beteiligen sich immer mehr Autobauer an Bergbauprojekten. Volkswagen hatte im August bekannt gegeben, sich in Kanada an Minengesellschaften beteiligen zu wollen. In China ist der Lithium-Preis in diesem Jahr um 80 Prozent gestiegen. Die hohe Nachfrage aus der E-Auto-Industrie gilt als wesentlicher Grund. In den ersten acht Monaten wurden in China demnach über 3,8 Millionen E-Autos abgesetzt. nib
China will offenbar vor dem am 16. Oktober beginnenden Parteitag der Kommunistischen Partei einen Kursrutsch an den Börsen verhindern. Die Wertpapieraufsichtsbehörden haben nach einem Bericht von Reuters kürzlich einige Fondsmanager und Makler angewiesen, vor dem Parteitag keine massiven Aktien-Verkäufe vorzunehmen, um große Marktschwankungen zu vermeiden. Die Börsen in Shanghai und Shenzhen hätten mündliche Anweisungen im Rahmen inoffizieller Richtlinien erteilt. “Sie haben uns gebeten, ungewöhnliche Handelsaktivitäten, einschließlich massiver Verkäufe und Käufe, zu vermeiden. Im Grunde geht es darum, den Markt zu stabilisieren”, zitierte die Agentur am Dienstag eine nicht namentlich genannte Quelle. Die Sache sei “sensibel”.
Chinas wichtigster Aktienindex CSI 300 hat in diesem Monat bisher rund sechs Prozent und in diesem Jahr bisher mehr als 20 Prozent verloren. Die Shanghaier Börse hatte schon Ende Juli versprochen, im Vorfeld des Parteitags die Marktstabilität aufrechtzuerhalten und große und schnelle Schwankungen auf den Kapitalmärkten “entschlossen” zu verhindern. Die Börsen wollten die Vorgänge gegenüber Reuters nicht kommentieren. rtr/ck
Die chinesische Reederei Cosco hat der Bundesregierung eine Frist gesetzt, bis zu der die geplante Beteiligung an einem Terminal des Hamburger Hafens bewilligt werden soll. Wie der NDR berichtet, soll bis Ende des Jahres der Bund demnach die ausstehenden Genehmigungen erteilen. Auch die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) befürwortet die Beteiligung. Aus dem Bundeswirtschaftsministerium gab es jüngst jedoch Vorbehalte gegen den Deal (China.Table berichtete). Wirtschaftsminister Robert Habeck sagte erst Mitte September: “Ich tendiere in die Richtung, dass wir das nicht erlauben.” Er wolle in Zukunft kritischer gegenüber chinesischen Investitionen in Deutschland sein, sagte Habeck. Im Oktober soll eine Entscheidung fallen. nib
Seine Motivation, in China zu leben, erklärt Andreas Risch so: “Man beschäftigt sich in Deutschland sehr viel mit Risiken und internen Abläufen. In China beschäftigt man sich vorrangig mit der Erfüllung von Kundenwünschen.” Risch ist seit 2016 Geschäftsführer der China-Abteilung von Fette Compacting, dem Weltmarktführer für Lösungen und Maschinen zur Tabletten-Produktion, überwiegend für die Pharma-Industrie. Der promovierte Maschinenbauer führt in Nanjing einen eigenständigen Produktionsstandort, der auch Märkte außerhalb von China mit Tabletten-Pressen bedient.
“Wir sind in China komplett mit Second-Level-Support vertreten, haben Applikationsexperten, haben ein großes Labor, haben Pharmazeuten, um den kompletten Markt zu bedienen”, so Risch. Er sieht das Unternehmen damit vor dem Hintergrund der Decoupling-Diskussion gut aufgestellt. “Wir haben zwei Produktionswerke in Deutschland und China und die ergänzen sich natürlich jetzt.” Von Vorteil sei für sein Unternehmen auch, dass bereits im Jahr 2004 der China-Standort aufgebaut wurde. Früher als andere Wettbewerber konnten entsprechende Strukturen aufgebaut werden.
2004 war auch Risch das erste Mal in China, damals aber noch nicht in Diensten von Fette Compacting, sondern als Technischer Direktor für eine global aufgestellte Division der GEA Group. Anschließend managte er den Ausbau des Standorts von Deutschland aus. Privat lernte er einige Zeit später seine Frau in Peking kennen. 2009 heirateten sie. Allerdings blieb zunächst der Lebensmittelpunkt Deutschland, bis ihm die GEA Group ab 2010 einen Job in Shanghai anbot.
Seit 2016 arbeitet er bei Fette Compacting. “Wir haben hier noch so richtige Unternehmer, wie wir sie früher auch in Deutschland hatten. Die sagen zum Beispiel: Wir wollen der beste Nutrition-Hersteller werden und mit euch zusammen unsere Produktion partnerschaftlich entwickeln”, berichtet Risch. Dieser Ansatz, etwas mit dem Kunden zusammen zu machen, funktioniere in China sehr gut und schaffe enge Kundenbindungen.
Vor vier Jahren erfolgte der Umzug des Werkes innerhalb Nanjings, weil ein Ausbau des einstigen Standorts schwer möglich gewesen wäre. “Wir haben dann quasi ein Musterwerk gebaut. Daher werden wir auch viel in der lokalen Presse erwähnt als ein Beispiel für ein innovatives Technologie-Unternehmen”, erklärt Risch. Ohnehin sei der Kontakt zu lokalen Ansprechpartnern vor Ort noch einmal intensiver geworden, weil mittlerweile durch die Pandemie die Zahl der Ausländer in Nanjing um fast drei Viertel zurückgegangen ist. Es würden nur noch 8.000 Ausländer in der Zwölf-Millionen-Metropolregion leben.
“Seit diesem Rückgang wird man als ausländischer Manager vermehrt auch am Wochenende zu Events und Veranstaltungen eingeladen, um dort präsent zu sein, weil sich die Vertreter Sorgen um das internationale Image der Region machen.” Vertreter der Provinz- und Staatsregierungen kämen mittlerweile sehr offen auf die ausländischen Geschäftsleute zu und fragten: Sag mal, was schlagt ihr denn vor? Was sollen wir verbessern?
Diesen offenen Umgang erlebt er auch als Vorsitzender der Europäischen Handelskammer in Nanjing für die Provinz Jiangsu sowie Teile der Anhui-Provinz. Die Verantwortlichen in der Region hätten ein Problem damit, dass weniger Europäer in die Region kommen, die dann auch die Botschaft Chinas nach außen tragen könnten. “Ich meine, das Bild hat sich in Deutschland schon merklich und auch zum Teil ungerechtfertigt verschoben”, sagt Risch, der die Erfahrung gemacht hat, dass Besuche vor Ort die Meinungen von Deutschen über China recht schnell wieder verändern würden. So sei es beispielsweise bei seinen Eltern gewesen, die nach zwei Wochen zu Besuch nun echte China-Fans seien.
Auch wenn Risch in erster Linie lokaler Geschäftsführer ist und sich um alles Strategische sowie Operative kümmern muss, liegt es ihm doch am Herzen, dass die beiden Welten, die er in seinem Leben kennengelernt hat, wieder näher zusammenrücken. Zumal sich in seinen Augen die Deutschen das eine oder andere auch bei den Chinesen abschauen könnten, besonders was Innovationsfreude und schnelle Umsetzung angeht. Constantin Eckner
Wen Shugang (59) wird neuer Vorsitzender des Stromerzeugers China Huaneng Group. Er folgt auf Shu Yinbiao, der mit 64 Jahren in den Ruhestand tritt.
Jiang Yi (60) wird neuer Vorsitzender des Stromerzeugers China Huadian. Er war vorher bei der State Power Investment Corp aktiv.
China Huaneng und China Huadian gehören zu den sogenannten “Big Five” der chinesischen Stromerzeuger, die sich im Besitz der Zentralregierung befinden.
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Herbst ist Erntezeit – auch für Salz. Hier arbeiten Salzbauern in den Salinen von Changlu Daqinghe in Tangshan in der nordchinesischen Provinz Hebei.