die globalen Lieferketten erfahren seit mittlerweile fast zwei Jahren eine starke Belastung. Die Corona-Krise sorgte monatelang für Versorgungsengpässe bei Mikrochips. Neben der Pandemie gab es immer wieder unvorhersehbare Zwischenfälle: Einmal steckte ein Container-Schiff wochenlang quer im Suezkanal. Dann setzte noch eine Stromkrise in China ein – und von blockierten Häfen haben Logistiker nun auch häufiger gehört als ihnen lieb sein kann.
Marcel Grzanna hat mit deutschen Mittelständlern gesprochen, wie sie mit der Krise umgehen. Ihr Plädoyer lautet, mehr Produktion nach Europa zurückverlagern – vor allem in kritischen Bereichen wie bei Halbleitern und Medizingütern. Denn China weiß seine Marktmacht zu nutzen und schränkt die Exporte wichtiger Güter auch strategisch ein, so der Vorwurf der Unternehmer.
Doch es bleiben wichtige Fragen bestehen: Sind die Konsumenten bereit, mehr für “Made in Europe” zu bezahlen? Und könnten Unternehmen, die ihre Produktion zurückverlagern, noch mit Wettbewerbern mithalten, die weiterhin günstig in China einkaufen und somit Preisvorteile haben?
Zumindest mittelfristig könnte sich die Chipkrise etwas entspannen: Der größte Produzent TSMC will 2022 mit dem Bau einer neuen Fabrik starten. 2024 soll die Produktion im Süden Taiwans anlaufen. In den nächsten drei Jahren will das Unternehmen insgesamt 100 Milliarden US-Dollar in neue Fertigungsanlagen stecken.
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Jochen Kopitzke, Geschäftsführer eines Medizintechnikunternehmens, hat die Autoindustrie als direkten Mitbewerber um Elektronik-Komponenten bis vor einigen Monaten nicht zwingend auf der Rechnung gehabt. Gleiche Bauteile für Kühlschränke und SUV klingen im ersten Moment ungewöhnlich. Aber moderne Technologie basiert in beiden Branchen auf dem gleichen winzigen Ursprung: dem Mikrochip. Und weil das leidige Thema Corona die Versorgung mit den Chips massiv erschwert, kommen sich Daimler, BMW oder Porsche jetzt eben auch mit der Philipp Kirsch GmbH in die Quere.
Es ist ein ungleicher Kampf, wenn ein Mittelständler aus dem baden-württembergischen Willstätt gegen die Weltelite des Autobaus antritt. Zwar gehört Philipp Kirsch zu den “Hidden Champions” des deutschen Mittelstands. Doch “die Autoindustrie hat eine riesige Einkaufsmacht, von der wir als Mittelständler nur träumen können. Trotzdem kämpfen wir mit ihr um die Prozessoren”, sagt Kopitzke.
Dabei steht für Philipp Kirsch nicht weniger auf dem Spiel als die Aufrechterhaltung der eigenen Produktion. Die Rechnung lautet simpel: ohne Chips keine Kühlschränke. Die Prozessoren kosten das Unternehmen inzwischen den 25-fachen Preis dessen, was sie vor Ausbruch der Corona-Pandemie gekostet haben. Und dennoch sagt Geschäftsführer Kopitzke: “Wir sind glücklich, dass wir mit deutschen Zulieferern Wege gefunden haben, um die Produktion fortzuführen. Auch, wenn es uns sehr wehtut.”
Wenn Kopitzke von “uns” spricht, dann meint er zwar in erster Linie sein eigenes Unternehmen, und dennoch spricht er auch von “uns” als Gesellschaft. Preissteigerungen in den Lieferketten betreffen letzten Endes auch die Konsumenten. Denn die müssen ihren Anteil an den Teuerungen zwangsläufig mittragen. Nicht nur, wenn es um Laborkühlschränke geht, sondern in weiten Teilen der industriellen Wertschöpfung.
Deutschland und die Europäische Union mussten in den vergangenen anderthalb Jahren feststellen, dass manche Massenkomponenten industrieller Bauteile nur noch in Asien hergestellt werden. Kopitzke fürchtet, dass insbesondere die chinesische Regierung die für sie wertvolle Erfahrung gesammelt hat, dass sie an neuralgischen Punkten der Wertschöpfung und Lieferketten am längeren Hebel sitzt. “China hat gelernt, wie es bestimmte Entwicklungen steuern kann, indem es Exporte reguliert, um bestimmte Güter aus Vorsicht für sich selbst zu horten, oder um damit andere Länder zu bestimmten Entscheidungen drängen zu wollen”, sagt er.
Die möglichen politischen Konsequenzen aus dieser Konstellation verursachen Unbehagen beim Chef der Philipp Kirsch GmbH. Schon vor einigen Jahren entschied das Unternehmen, dass es wichtige Bestandteile für die Kältetechnik und Elektrotechnik deswegen ausschließlich in Deutschland oder anderen Teilen der Europäischen Union einkauft. Einen seiner zentralen Zulieferer überzeugte Kopitzke sogar, dessen Pläne zur Auslagerung seiner Produktion nach China abzublasen. Das war noch vor der Corona-Pandemie.
“Damals haben wir ganz klar gesagt, dass wir das nicht mitmachen. Vor zwei Jahren ging es uns darum, dass Made in Germany nur auf einem Produkt stehen sollte, wenn die Fertigung neben technologischen Standards tatsächlich auch deutschen Umwelt- und Sozialstandards entspricht”, sagt Kopitzke. Inzwischen sei die Erkenntnis hinzugekommen, dass eine zu große Abhängigkeit von der Volksrepublik China immensen Schaden für Deutschland nach sich ziehen kann.
Dieser Aha-Effekt erfasste große Teile der gesamten deutschen Wirtschaft. Dabei geht es nicht nur um die Vorbereitung auf die nächste Pandemie, sondern auch darum, gewappnet zu sein vor einer möglichen Eskalation der geopolitischen Beziehungen. Erpressbarkeit kann sich Europa nicht leisten, um im Krisenfall handlungsfähig zu bleiben. Wenn es darauf ankommt, muss Deutschland in der Lage sein, sich mit lebenswichtigen Produkten selbst zu versorgen.
Das weiß man auch beim Medizintechnikunternehmen B.Braun aus dem nordhessischen Melsungen, das all das produziert und vertreibt, was im Kampf gegen ein tödliches Virus wie das Coronavirus benötigt wird. Das Portfolio des Unternehmens umfasst 5.000 Produkte. Nicht jedes einzelne ist deshalb gleich systemrelevant. Aber Spritzen, Kanülen, Desinfektionsmittel, persönliche Schutzausrüstung oder Infusionspumpen sind es in Zeiten einer Pandemie dagegen schon.
Doch die Produktion von Infusionspumpen konnte der großen Nachfrage in den vergangenen 20 Monaten nicht Herr werden, weil die nötigen elektronischen Kleinteile außerhalb der Europäischen Union gefertigt werden. Als die Grenzen dicht waren, blieben auch die Chips draußen. “Die Pandemie hat deutlich gemacht, dass es einen freien Warenverkehr braucht, wenn es um globale Gesundheitsversorgung geht. Andererseits müssen kritische Produkte auch in Europa produziert werden, was B. Braun von jeher macht”, sagt Unternehmenssprecherin Christine Bossak.
Systemrelevant, aber vor Rückschlägen in der Krise nicht gefeit. Das Beispiel B.Braun zeigt, wie unerwartet die Corona-Pandemie die deutsche Industrie getroffen und dabei ihre Schwächen schonungslos offengelegt hat. Die Abhängigkeit von Drittmärkten wurde besonders auch in der Medizintechnik deutlich. Diese Lehre wurde nicht nur branchenintern gezogen, sondern lieferte gleichzeitig eine Diskussionsgrundlage in der gesamten Gesellschaft.
Als Vorsitzender im Industrie-Ausschuss Oberrhein Süd in der IHK sieht Jochen Kopitzke von Philipp Kirsch, wie die Problematik tief in die Wertschöpfungsketten eindringt und sich dort fortsetzt. Auch Handwerker würden inzwischen “von Baustelle zu Baustelle springen” und schauen, dass sie dort Stück für Stück ihre Arbeit vollenden. Je nachdem, welche Materialien und Bauteile gerade zur Verfügung stehen, würden sie entscheiden, welchen Auftrag sie als Nächstes fortführen.
Die Lösung wäre also ganz einfach: Die Produktion unverzichtbarer Bestandteile, ganz gleich in welcher Industrie, muss zurückkehren nach Europa. Und tatsächlich hat Kopitzke im Rahmen seiner IHK-Tätigkeit festgestellt, dass diese Entwicklung einsetzt. Doch dann bleibt immer noch dieses Hindernis mit der Preissteigerung für zahlreiche Güter. Nur wenn die Konsumenten tatsächlich bereit sind, etwas tiefer in die Tasche zu greifen, ergibt es betriebswirtschaftlich Sinn für die Unternehmen, auf entsprechende Zulieferungen aus China zu verzichten.
Momentan spielen die Konsumenten mit, sagt Kopitzke. Allerdings auch deshalb, weil sich die Transportkosten im globalen Lieferkettennetz rund verzehnfacht haben. Das macht die Produkte aus Asien deutlich teurer und den Einkauf innerhalb Europas deswegen erschwinglich. Doch ewig wird das Coronavirus nicht wüten. Wenn die Pandemie überstanden sein wird, werden die Transportkosten massiv sinken. Erst dann wird sich herausstellen, was Deutschlands Konsumenten und Industriebetriebe wirklich aus den vergangenen knapp zwei Jahren gelernt haben.
Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich ganz auf China konzentriert. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in China.
Das Europaparlament bereitet Empfehlungen vor, wie die EU nachdrücklich gegen Beeinflussung aus China vorgehen kann. Der Sonderausschuss für ausländische Einflussnahme auf demokratische Prozesse (INGE) fordert den Europäischen Auswärtigen Dienst (EEAS) in einem Berichtsentwurf nachdrücklich auf, das Monitoring chinesischer Des- und Falschinformationen zu verstärken. “Wir brauchen mehr Ressourcen, um Desinformation aus China zu bekämpfen”, sagte die für den Berichtsentwurf zuständige EU-Abgeordnete Sandra Kalniete am Dienstag. “Europa muss ambitionierter sein bei seinem Ansatz.” In dem Papier wird deshalb die Einsetzung einer EEAS-Taskforce gefordert, “um die von China ausgehende Informationsmanipulation und Einmischung zu bekämpfen“. Der EEAS müsse dazu auch die Zahl der Mandarin-Sprecher und Expert:innen mit Fachwissen erhöhen.
In dem Berichtsentwurf werden zudem die Tätigkeiten der Konfuzius-Institute in Europa kritisiert: Diese “ermöglichen den Diebstahl wissenschaftlichen Wissens und die Ausübung einer strengen Kontrolle über alle Themen rund um China in Forschung und Lehre”, heißt es in dem Bericht. Die EU und die Mitgliedsstaaten werden aufgefordert, “unabhängige Chinesisch-Sprachkurse ohne Beteiligung der KPCh” zu unterstützen. Die Konfuzius-Institute beschreibt das Papier als “Lobbying-Plattform für chinesische Wirtschaftsinteressen und für den chinesischen Geheimdienst zur Rekrutierung von Spionen”.
Kalniete weist in dem Bericht zudem auf die Nutzung des Nationalen Sicherheitsgesetzes außerhalb Hongkongs hin, insbesondere im Fall des Aktivisten Ted Hui. Die Hongkonger Sicherheitsbehörden hatte über Interpol die dänische Polizei aufgefordert, Ermittlungen gegen dänische Abgeordnete zu unterstützen, die Hui bei der Flucht geholfen hatten (China.Table berichtete). Gewarnt wird auch vor der sogenannten “Elitegewinnung”, in deren Rahmen meist aus dem aktiven Dienst ausgeschiedene Politiker für chinesische Interessen lobbyieren. Als Beispiele werden der ehemalige französische Premierminister Jean-Pierre Raffarin und der frühere tschechische EU-Kommissar Štefan Füle genannt.
Für den Berichtsentwurf wurden dem Europaparlament zufolge Interviews mit mehr als 100 Experten geführt. Die Abstimmung über das Papier ist demnach für Januar im Ausschuss geplant. Das gesamte EU-Parlament soll dann in der Februar- oder März-Sitzung seine Stimme dazu abgeben. Abgeordnete des INGE-Sonderausschusses waren in der vergangenen Woche erstmals nach Taiwan gereist (China.Table berichtete). ari
Das US-Außenministerium hat Sorgen über den Gesundheitszustand der inhaftierten chinesischen Bürger-Journalistin Zhang Zhan geäußert, wie Reuters berichtet. Demnach hat die USA “ernste Besorgnis über den willkürlichen Charakter ihrer Inhaftierung und ihre Misshandlung während der Haft zum Ausdruck gebracht”, erklärte der Sprecher des Außenministeriums, Ned Price. Die USA fordern die “unverzügliche und bedingungslose” Freilassung. Die Journalistin ist seit vergangenem Jahr eingesperrt.
Zhang hatte über den Ausbruch des Corona-Virus in Wuhan berichtet und dabei auch die Inhaftierung von Journalisten, überfüllte Krankenhäuser und leere Supermärkte dokumentiert. Laut AFP befindet sich Zhang Zhan seit einigen Wochen im Hungerstreik und wird zwangsernährt. Ihr Bruder schrieb auf Twitter, dass sie stark untergewichtig sei. Er befürchtet, dass Zhang den Winter nicht überleben könnte. Auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International fordert die Freilassung Zhangs. AI bezeichnet die Inhaftierung als “beschämenden Angriff auf die Menschenrechte”. nib
Chinas Staatsrat und das Zentralkomitee haben neue Richtlinien für den “Kampf gegen die Verschmutzung” erlassen. Ziel ist es, den CO2-Ausstoß, aber auch die Luft- und Wasserverschmutzung zu reduzieren. Regionen wie Peking, Tianjin und Hebei sollen die Kohlenutzung bis 2025 um zehn Prozent und das Jangtse-Delta seine Nutzung von Kohle um fünf Prozent reduzieren. Zudem soll ein “System zur Kontrolle der Gesamtmenge der Kohlendioxidemissionen” eingeführt werden. Dazu gehört unter anderem, CO2-Emissionen und ihre Verursacher besser zu erfassen.
Der Strom- und Wärmeerzeugung aus Gas wird zudem eine größere Rolle zugeschrieben. Gleichzeitig mit der Reduktion des Kohleverbrauchs soll der Gasverbrauch steigen. Bei energie- und CO2-intensiven Industrien wie beispielsweise dem Stahl-, Aluminium- und Kohlesektor, sollen veraltete Anlagen zurückgebaut und Überkapazitäten beseitigt werden. In dem Papier werden außerdem die Ziele, den Kohleverbrauch bis 2025 “stark zu kontrollieren” und die CO2-Intensität der Wirtschaft bis 2025 um 18 Prozent zu senken (China.Table berichtete).
Zur Erhöhung der Luftqualität soll der Ausstoß von Stickoxiden und Feinstaub (in Städten) bis 2025 im Vergleich zu 2020 um zehn Prozent sinken. Die Wasserqualität in den Küstenregionen soll verbessert und die Bodenverschmutzung verringert werden. nib
Angesichts des weltweiten Halbleiter-Mangels hat Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) den Bau einer neuen Fabrik auf der Insel bekannt gegeben. Diese soll in der südlichen Stadt Kaohsiung errichtet werden, berichtete Reuters am Dienstag. In der neuen Chipfabrik sollen demnach sowohl 7-Nanometer-Chips als auch 28-Nanometer-Halbleiter produziert werden. Der Bau der Fabrik soll dem Bericht zufolge 2022 beginnen, die Produktion ist für 2024 geplant. Wie viel das Werk kosten wird, wurde zunächst nicht mitgeteilt.
Ebenfalls am Dienstag hatte die japanische Sony Group angekündigt, rund 500 Millionen US-Dollar in ein Joint Venture mit TSMC zu investieren. TSMC und Sony legten außerdem den Baustart für eine gemeinsame Chipfabrik in Japan für Anfang des kommenden Jahres fest. TSMC wird 80 Prozent an der neu gegründeten Tochtergesellschaft mit dem Namen Japan Advanced Semiconductor Manufacturing (JASM) halten. Sony hält den Minderheitsanteil von knapp 20 Prozent. Die neue Fabrik soll Medienberichten zufolge rund sieben Milliarden Dollar kosten und für Produktionsprozesse von 22-Nanometer- und 28-Nanometer-Technologie ausgelegt sein.
TSMC richtet nach Japan auch den Blick auf Europa, vor allem in Richtung Deutschland (China.Table berichtete). Auch die EU will im Rahmen einer Chip-Offensive vermehrt in eigene Fabriken investieren. ari
Der Schweizer Außenminister hält die Wahrscheinlichkeit für einen Anschluss seines Landes an die Sanktionen westlicher Staaten gegen China für nicht besonders hoch. Bern gehe einen “Sonderweg” mit dem wichtigen Handelspartner, sagte Ignazio Cassis. “Es ist ein Balanceakt. Einerseits führen wir mit China schwierige Diskussionen über Menschenrechte, andererseits ist das Land ein wichtiger Partner in wirtschaftlichen und anderen Fragen“, so Cassis im Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung.
Die Schweiz will demnach weiterhin ihrem Ruf als neutraler Staat folgen: “Wir wollen einen besonderen Weg gehen, der uns Gipfeltreffen in Genf wie das zwischen Joe Biden und Wladimir Putin oder Friedensgespräche ermöglicht. Wir können die Rolle des Brückenbauers nicht spielen, wenn wir immer im Chor mit anderen Ländern mitsingen”, sagte Cassis.
Die Schweizer Regierung habe jedoch diskutiert, ob sie sich den im März verhängten Sanktionen der EU gegen Menschenrechtsverletzungen in Xinjiang anschließt (China.Table berichtete): “Das Thema liegt auf dem Tisch, die Federführung liegt beim Staatssekretariat für Wirtschaft. Aus außenpolitischer Sicht stellt sich die Frage, ob die Schweiz weiterhin eine ehrliche Maklerrolle spielen oder automatisch der EU folgen will. Für mich ist die Antwort eindeutig die erste”, sagte Cassis. ari
Evergrande NEV hat sich um die Genehmigung der chinesischen Behörden für den Verkauf des SUV Hengchi 5 bemüht, wie Reuters berichtet. Anfang des kommenden Jahres will die Tochterfirma des angeschlagenen Immobilienentwicklers die ersten E-Autos produzieren. Erst im September hatte das Unternehmen demnach mitgeteilt, dass es noch immer nach neuen Investoren sucht und Vermögenswerte verkaufen wolle. Die Finanzprobleme seien so groß, dass es ohne Investoren Schwierigkeiten bei den Lohnzahlungen und weiteren Ausgaben gäbe (China.Table berichtete). Dennoch plant das Unternehmen, die Produktion im Frühjahr 2022 aufzunehmen. Laut Reuters-Informationen sei der Hengchi 5 schon innerhalb der Evergrande-Fabrik gefahren. Ob das Auto jedoch schon Serien-Reife hat, wurde nicht übermittelt. nib
In den vergangenen zehn Jahren ist es vergleichsweise still geworden um Tibet und den Dalai Lama. Das geistige Oberhaupt der Tibeter reiste einst um die Welt, um auf das Schicksal seines Volkes aufmerksam zu machen. Auch nach Deutschland kam er, traf die Bundeskanzlerin oder war zu Gast in TV-Talkshows.
Doch die Zeiten haben sich geändert. Der Dalai Lama ist einerseits nicht mehr der Jüngste. Aber vor allem sind es die Drohungen aus der Volksrepublik China, die große Teil der Welt dazu veranlassen, auf Distanz zu ihm zu gehen. Peking stellt ihn als gewalttätigen Separatisten dar, der aus dem Exil Aufstände organisiert. Wer das anders sieht, gilt als Feind des chinesischen Volkes. Deshalb lautet die universelle Formel: Je enger eine Nation wirtschaftlich an China heranrückt, desto weiter entfernt sie sich vom Dalai Lama.
Kai Müller gehört zu denjenigen, die gegen diesen Trend arbeiten. Er ist Geschäftsführer der International Campaign for Tibet (ICT) in Deutschland und sorgt dafür, dass die Fakten nicht vergessen werden: Seit 70 Jahren wird Tibet von der Volksrepublik China besetzt. Seit mehr als 60 Jahren schon lebt der Dalai Lama im Exil. Die Menschenrechtslage in der Region ist bedrückend. Unabhängige UN-Experten weisen immer wieder auf Fälle inhaftierter Tibeter hin. Die deutsche Bundesregierung bezeichnet die Menschenrechtslage in Tibet als “besonders kritisch”.
Trotz fehlendem Zugang nach Tibet setzt sich die ICT als internationale Nichtregierungsorganisation für die unterdrückte Region ein und schafft Öffentlichkeit für Fälle inhaftierter oder verfolgter Tibeter:innen. Müller sagt, mit seiner Arbeit haben sein Team und er seit 2005 in Deutschland knapp 15.000 Unterstützer gewonnen.
Und dennoch konnte auch der studierte Jurist und Sozialwissenschaftler, der bis 2005 im deutschen Bundesvorstand von Amnesty International tätig war, nicht verhindern, dass sich die Lage der Tibeter in den vergangenen Jahren drastisch verschlechtert hat. “Tibet wird mit jedem Tag immer totalitärer. Ein Überwachungsstaat, der von der Außenwelt abgeschottet ist”, so Müller.
Mehr als 150 Tibeter:innen haben sich seit 2009 aus Protest gegen die chinesische Besatzung selbst angezündet. Eine für Müller erschütternde Zahl, auf die international aber wenig Reaktionen und keine Taten folgten. Ebenso tragisch seien die blutigen Proteste vor den Olympischen in Peking 2008 gewesen. Dass im kommenden Februar die Olympischen Winterspiele ebenfalls in Peking stattfinden, sei ein der Fehler, sagt Müller: “Nach den Spielen 2008 ist die Karawane weitergezogen, ohne dass es eine Aufarbeitung der Ereignisse in Tibet gegeben hat”. Er plädiert für einen Boykott der Winterspiele.
Menschenrechtsverbrechen sind in Tibet weiterhin bitterer Alltag. Doch die wirtschaftlichen Beziehungen zur Volksrepublik und die Angst vor Konsequenzen sorgen vielerorts dafür, dass nicht so genau hingeschaut wird. “Tibeter:innen verschwinden, werden in chinesische Arbeitsprogramme gezwungen oder willkürlich inhaftiert.” Folter und Tod in Haft kämen nicht selten vor, sagt Müller.
Bereits ein friedliches Eintreten für die tibetische Kultur reiche aus, um verfolgt und zu langen Haftstrafen verurteilt zu werden. Müller und die ICT fordern deshalb freien Zugang nach Tibet für unabhängige Medien, UN-Vertreter, Diplomaten und die Zivilgesellschaft. Peking müsse seine Politik ändern, und die Weltgemeinschaft stärker für die Rechte der Tibeter eintreten.
Einzelne Fälle verfolgter Tibeter bringt die ICT vor den UN-Menschenrechtsrat. Trotz oder gerade wegen ihrer Bemühungen wird der Organisation allerdings meist die Akkreditierung bei internationalen Konferenzen verwehrt. Oft würden andere Gründe vorgeschoben. Bei der Klimakonferenz in Glasgow war die Organisation zwar vertreten, aber offiziell nicht akkreditiert. Und dies trotz ihrer jahrelangen Arbeit zu Umwelt und Menschenrechten. Müller erkennt dahinter den wachsenden Einfluss der chinesischen Regierung, die Zivilgesellschaft systematisch einzuschränken, insbesondere bei den Vereinten Nationen. Tibet-Organisationen wie die ICT bekämen dies als erste zu spüren.
Müller kritisiert auch die “Schieflage” bei den Vereinten Nationen was Kritik an Peking und anderen Staaten angehe. So gebe es im Menschenrechtsrat keine Resolution zur Menschenrechtslage in China. “Ein Menschenrechtsrat sollte die wichtigen Menschenrechtsthemen besprechen und nicht verschweigen. Stattdessen sind in ihm die schlimmsten Menschenrechtsverletzer vertreten. Es ist dann nicht überraschend, dass Länder wie China Kritik an ihrer Politik unterbinden können.”
Unterdessen verfolge die Kommunistische Partei ihre aggressive Politik, Tibet ihrer Ideologie anzupassen, den nächsten Dalai Lama selbst zu bestimmen, Bodenschätze, Wasser und strategischen Zugang in der Region zu sichern. Viele nähmen die Narrative hin, die die KP im Westen und weltweit platziere. “Hinter der sogenannten Armutsbekämpfung, Umwelt – und Entwicklungspolitik der KP, verbergen sich andere Ziele.” Die KP handele aus purem Machtkalkül und nicht als altruistisch, wie es die Partei gerne darstelle. “Eine ganze Kultur wird assimiliert. Eine Religion verliert ihren Wesenskern. Eine Sprache stirbt aus,” so Müller. Lisa Marie Jordan
Anusha Thavarajah wird zum 1. Dezember 2021 zur Regional Chief Executive Officer von Allianz Asia Pacific ernannt. Sie tritt die Nachfolge von Solmaz Altin an, der den Versicherer nach 13 Jahren verlässt. Altin hatte die Expansion in China vorangetrieben.
Schneeengel – oder eher Schneekugel: Ein Riesenpanda-Junges spielt im “Qinling Giant Panda Research Center” in Xian im ersten frostigen Niederschlag des Jahres. Ein großer Teil Nord- und Zentralchinas wurden zum Beginn der Woche von eisigen Temperaturen und frühem Schneefall heimgesucht.
die globalen Lieferketten erfahren seit mittlerweile fast zwei Jahren eine starke Belastung. Die Corona-Krise sorgte monatelang für Versorgungsengpässe bei Mikrochips. Neben der Pandemie gab es immer wieder unvorhersehbare Zwischenfälle: Einmal steckte ein Container-Schiff wochenlang quer im Suezkanal. Dann setzte noch eine Stromkrise in China ein – und von blockierten Häfen haben Logistiker nun auch häufiger gehört als ihnen lieb sein kann.
Marcel Grzanna hat mit deutschen Mittelständlern gesprochen, wie sie mit der Krise umgehen. Ihr Plädoyer lautet, mehr Produktion nach Europa zurückverlagern – vor allem in kritischen Bereichen wie bei Halbleitern und Medizingütern. Denn China weiß seine Marktmacht zu nutzen und schränkt die Exporte wichtiger Güter auch strategisch ein, so der Vorwurf der Unternehmer.
Doch es bleiben wichtige Fragen bestehen: Sind die Konsumenten bereit, mehr für “Made in Europe” zu bezahlen? Und könnten Unternehmen, die ihre Produktion zurückverlagern, noch mit Wettbewerbern mithalten, die weiterhin günstig in China einkaufen und somit Preisvorteile haben?
Zumindest mittelfristig könnte sich die Chipkrise etwas entspannen: Der größte Produzent TSMC will 2022 mit dem Bau einer neuen Fabrik starten. 2024 soll die Produktion im Süden Taiwans anlaufen. In den nächsten drei Jahren will das Unternehmen insgesamt 100 Milliarden US-Dollar in neue Fertigungsanlagen stecken.
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!
Jochen Kopitzke, Geschäftsführer eines Medizintechnikunternehmens, hat die Autoindustrie als direkten Mitbewerber um Elektronik-Komponenten bis vor einigen Monaten nicht zwingend auf der Rechnung gehabt. Gleiche Bauteile für Kühlschränke und SUV klingen im ersten Moment ungewöhnlich. Aber moderne Technologie basiert in beiden Branchen auf dem gleichen winzigen Ursprung: dem Mikrochip. Und weil das leidige Thema Corona die Versorgung mit den Chips massiv erschwert, kommen sich Daimler, BMW oder Porsche jetzt eben auch mit der Philipp Kirsch GmbH in die Quere.
Es ist ein ungleicher Kampf, wenn ein Mittelständler aus dem baden-württembergischen Willstätt gegen die Weltelite des Autobaus antritt. Zwar gehört Philipp Kirsch zu den “Hidden Champions” des deutschen Mittelstands. Doch “die Autoindustrie hat eine riesige Einkaufsmacht, von der wir als Mittelständler nur träumen können. Trotzdem kämpfen wir mit ihr um die Prozessoren”, sagt Kopitzke.
Dabei steht für Philipp Kirsch nicht weniger auf dem Spiel als die Aufrechterhaltung der eigenen Produktion. Die Rechnung lautet simpel: ohne Chips keine Kühlschränke. Die Prozessoren kosten das Unternehmen inzwischen den 25-fachen Preis dessen, was sie vor Ausbruch der Corona-Pandemie gekostet haben. Und dennoch sagt Geschäftsführer Kopitzke: “Wir sind glücklich, dass wir mit deutschen Zulieferern Wege gefunden haben, um die Produktion fortzuführen. Auch, wenn es uns sehr wehtut.”
Wenn Kopitzke von “uns” spricht, dann meint er zwar in erster Linie sein eigenes Unternehmen, und dennoch spricht er auch von “uns” als Gesellschaft. Preissteigerungen in den Lieferketten betreffen letzten Endes auch die Konsumenten. Denn die müssen ihren Anteil an den Teuerungen zwangsläufig mittragen. Nicht nur, wenn es um Laborkühlschränke geht, sondern in weiten Teilen der industriellen Wertschöpfung.
Deutschland und die Europäische Union mussten in den vergangenen anderthalb Jahren feststellen, dass manche Massenkomponenten industrieller Bauteile nur noch in Asien hergestellt werden. Kopitzke fürchtet, dass insbesondere die chinesische Regierung die für sie wertvolle Erfahrung gesammelt hat, dass sie an neuralgischen Punkten der Wertschöpfung und Lieferketten am längeren Hebel sitzt. “China hat gelernt, wie es bestimmte Entwicklungen steuern kann, indem es Exporte reguliert, um bestimmte Güter aus Vorsicht für sich selbst zu horten, oder um damit andere Länder zu bestimmten Entscheidungen drängen zu wollen”, sagt er.
Die möglichen politischen Konsequenzen aus dieser Konstellation verursachen Unbehagen beim Chef der Philipp Kirsch GmbH. Schon vor einigen Jahren entschied das Unternehmen, dass es wichtige Bestandteile für die Kältetechnik und Elektrotechnik deswegen ausschließlich in Deutschland oder anderen Teilen der Europäischen Union einkauft. Einen seiner zentralen Zulieferer überzeugte Kopitzke sogar, dessen Pläne zur Auslagerung seiner Produktion nach China abzublasen. Das war noch vor der Corona-Pandemie.
“Damals haben wir ganz klar gesagt, dass wir das nicht mitmachen. Vor zwei Jahren ging es uns darum, dass Made in Germany nur auf einem Produkt stehen sollte, wenn die Fertigung neben technologischen Standards tatsächlich auch deutschen Umwelt- und Sozialstandards entspricht”, sagt Kopitzke. Inzwischen sei die Erkenntnis hinzugekommen, dass eine zu große Abhängigkeit von der Volksrepublik China immensen Schaden für Deutschland nach sich ziehen kann.
Dieser Aha-Effekt erfasste große Teile der gesamten deutschen Wirtschaft. Dabei geht es nicht nur um die Vorbereitung auf die nächste Pandemie, sondern auch darum, gewappnet zu sein vor einer möglichen Eskalation der geopolitischen Beziehungen. Erpressbarkeit kann sich Europa nicht leisten, um im Krisenfall handlungsfähig zu bleiben. Wenn es darauf ankommt, muss Deutschland in der Lage sein, sich mit lebenswichtigen Produkten selbst zu versorgen.
Das weiß man auch beim Medizintechnikunternehmen B.Braun aus dem nordhessischen Melsungen, das all das produziert und vertreibt, was im Kampf gegen ein tödliches Virus wie das Coronavirus benötigt wird. Das Portfolio des Unternehmens umfasst 5.000 Produkte. Nicht jedes einzelne ist deshalb gleich systemrelevant. Aber Spritzen, Kanülen, Desinfektionsmittel, persönliche Schutzausrüstung oder Infusionspumpen sind es in Zeiten einer Pandemie dagegen schon.
Doch die Produktion von Infusionspumpen konnte der großen Nachfrage in den vergangenen 20 Monaten nicht Herr werden, weil die nötigen elektronischen Kleinteile außerhalb der Europäischen Union gefertigt werden. Als die Grenzen dicht waren, blieben auch die Chips draußen. “Die Pandemie hat deutlich gemacht, dass es einen freien Warenverkehr braucht, wenn es um globale Gesundheitsversorgung geht. Andererseits müssen kritische Produkte auch in Europa produziert werden, was B. Braun von jeher macht”, sagt Unternehmenssprecherin Christine Bossak.
Systemrelevant, aber vor Rückschlägen in der Krise nicht gefeit. Das Beispiel B.Braun zeigt, wie unerwartet die Corona-Pandemie die deutsche Industrie getroffen und dabei ihre Schwächen schonungslos offengelegt hat. Die Abhängigkeit von Drittmärkten wurde besonders auch in der Medizintechnik deutlich. Diese Lehre wurde nicht nur branchenintern gezogen, sondern lieferte gleichzeitig eine Diskussionsgrundlage in der gesamten Gesellschaft.
Als Vorsitzender im Industrie-Ausschuss Oberrhein Süd in der IHK sieht Jochen Kopitzke von Philipp Kirsch, wie die Problematik tief in die Wertschöpfungsketten eindringt und sich dort fortsetzt. Auch Handwerker würden inzwischen “von Baustelle zu Baustelle springen” und schauen, dass sie dort Stück für Stück ihre Arbeit vollenden. Je nachdem, welche Materialien und Bauteile gerade zur Verfügung stehen, würden sie entscheiden, welchen Auftrag sie als Nächstes fortführen.
Die Lösung wäre also ganz einfach: Die Produktion unverzichtbarer Bestandteile, ganz gleich in welcher Industrie, muss zurückkehren nach Europa. Und tatsächlich hat Kopitzke im Rahmen seiner IHK-Tätigkeit festgestellt, dass diese Entwicklung einsetzt. Doch dann bleibt immer noch dieses Hindernis mit der Preissteigerung für zahlreiche Güter. Nur wenn die Konsumenten tatsächlich bereit sind, etwas tiefer in die Tasche zu greifen, ergibt es betriebswirtschaftlich Sinn für die Unternehmen, auf entsprechende Zulieferungen aus China zu verzichten.
Momentan spielen die Konsumenten mit, sagt Kopitzke. Allerdings auch deshalb, weil sich die Transportkosten im globalen Lieferkettennetz rund verzehnfacht haben. Das macht die Produkte aus Asien deutlich teurer und den Einkauf innerhalb Europas deswegen erschwinglich. Doch ewig wird das Coronavirus nicht wüten. Wenn die Pandemie überstanden sein wird, werden die Transportkosten massiv sinken. Erst dann wird sich herausstellen, was Deutschlands Konsumenten und Industriebetriebe wirklich aus den vergangenen knapp zwei Jahren gelernt haben.
Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich ganz auf China konzentriert. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in China.
Das Europaparlament bereitet Empfehlungen vor, wie die EU nachdrücklich gegen Beeinflussung aus China vorgehen kann. Der Sonderausschuss für ausländische Einflussnahme auf demokratische Prozesse (INGE) fordert den Europäischen Auswärtigen Dienst (EEAS) in einem Berichtsentwurf nachdrücklich auf, das Monitoring chinesischer Des- und Falschinformationen zu verstärken. “Wir brauchen mehr Ressourcen, um Desinformation aus China zu bekämpfen”, sagte die für den Berichtsentwurf zuständige EU-Abgeordnete Sandra Kalniete am Dienstag. “Europa muss ambitionierter sein bei seinem Ansatz.” In dem Papier wird deshalb die Einsetzung einer EEAS-Taskforce gefordert, “um die von China ausgehende Informationsmanipulation und Einmischung zu bekämpfen“. Der EEAS müsse dazu auch die Zahl der Mandarin-Sprecher und Expert:innen mit Fachwissen erhöhen.
In dem Berichtsentwurf werden zudem die Tätigkeiten der Konfuzius-Institute in Europa kritisiert: Diese “ermöglichen den Diebstahl wissenschaftlichen Wissens und die Ausübung einer strengen Kontrolle über alle Themen rund um China in Forschung und Lehre”, heißt es in dem Bericht. Die EU und die Mitgliedsstaaten werden aufgefordert, “unabhängige Chinesisch-Sprachkurse ohne Beteiligung der KPCh” zu unterstützen. Die Konfuzius-Institute beschreibt das Papier als “Lobbying-Plattform für chinesische Wirtschaftsinteressen und für den chinesischen Geheimdienst zur Rekrutierung von Spionen”.
Kalniete weist in dem Bericht zudem auf die Nutzung des Nationalen Sicherheitsgesetzes außerhalb Hongkongs hin, insbesondere im Fall des Aktivisten Ted Hui. Die Hongkonger Sicherheitsbehörden hatte über Interpol die dänische Polizei aufgefordert, Ermittlungen gegen dänische Abgeordnete zu unterstützen, die Hui bei der Flucht geholfen hatten (China.Table berichtete). Gewarnt wird auch vor der sogenannten “Elitegewinnung”, in deren Rahmen meist aus dem aktiven Dienst ausgeschiedene Politiker für chinesische Interessen lobbyieren. Als Beispiele werden der ehemalige französische Premierminister Jean-Pierre Raffarin und der frühere tschechische EU-Kommissar Štefan Füle genannt.
Für den Berichtsentwurf wurden dem Europaparlament zufolge Interviews mit mehr als 100 Experten geführt. Die Abstimmung über das Papier ist demnach für Januar im Ausschuss geplant. Das gesamte EU-Parlament soll dann in der Februar- oder März-Sitzung seine Stimme dazu abgeben. Abgeordnete des INGE-Sonderausschusses waren in der vergangenen Woche erstmals nach Taiwan gereist (China.Table berichtete). ari
Das US-Außenministerium hat Sorgen über den Gesundheitszustand der inhaftierten chinesischen Bürger-Journalistin Zhang Zhan geäußert, wie Reuters berichtet. Demnach hat die USA “ernste Besorgnis über den willkürlichen Charakter ihrer Inhaftierung und ihre Misshandlung während der Haft zum Ausdruck gebracht”, erklärte der Sprecher des Außenministeriums, Ned Price. Die USA fordern die “unverzügliche und bedingungslose” Freilassung. Die Journalistin ist seit vergangenem Jahr eingesperrt.
Zhang hatte über den Ausbruch des Corona-Virus in Wuhan berichtet und dabei auch die Inhaftierung von Journalisten, überfüllte Krankenhäuser und leere Supermärkte dokumentiert. Laut AFP befindet sich Zhang Zhan seit einigen Wochen im Hungerstreik und wird zwangsernährt. Ihr Bruder schrieb auf Twitter, dass sie stark untergewichtig sei. Er befürchtet, dass Zhang den Winter nicht überleben könnte. Auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International fordert die Freilassung Zhangs. AI bezeichnet die Inhaftierung als “beschämenden Angriff auf die Menschenrechte”. nib
Chinas Staatsrat und das Zentralkomitee haben neue Richtlinien für den “Kampf gegen die Verschmutzung” erlassen. Ziel ist es, den CO2-Ausstoß, aber auch die Luft- und Wasserverschmutzung zu reduzieren. Regionen wie Peking, Tianjin und Hebei sollen die Kohlenutzung bis 2025 um zehn Prozent und das Jangtse-Delta seine Nutzung von Kohle um fünf Prozent reduzieren. Zudem soll ein “System zur Kontrolle der Gesamtmenge der Kohlendioxidemissionen” eingeführt werden. Dazu gehört unter anderem, CO2-Emissionen und ihre Verursacher besser zu erfassen.
Der Strom- und Wärmeerzeugung aus Gas wird zudem eine größere Rolle zugeschrieben. Gleichzeitig mit der Reduktion des Kohleverbrauchs soll der Gasverbrauch steigen. Bei energie- und CO2-intensiven Industrien wie beispielsweise dem Stahl-, Aluminium- und Kohlesektor, sollen veraltete Anlagen zurückgebaut und Überkapazitäten beseitigt werden. In dem Papier werden außerdem die Ziele, den Kohleverbrauch bis 2025 “stark zu kontrollieren” und die CO2-Intensität der Wirtschaft bis 2025 um 18 Prozent zu senken (China.Table berichtete).
Zur Erhöhung der Luftqualität soll der Ausstoß von Stickoxiden und Feinstaub (in Städten) bis 2025 im Vergleich zu 2020 um zehn Prozent sinken. Die Wasserqualität in den Küstenregionen soll verbessert und die Bodenverschmutzung verringert werden. nib
Angesichts des weltweiten Halbleiter-Mangels hat Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) den Bau einer neuen Fabrik auf der Insel bekannt gegeben. Diese soll in der südlichen Stadt Kaohsiung errichtet werden, berichtete Reuters am Dienstag. In der neuen Chipfabrik sollen demnach sowohl 7-Nanometer-Chips als auch 28-Nanometer-Halbleiter produziert werden. Der Bau der Fabrik soll dem Bericht zufolge 2022 beginnen, die Produktion ist für 2024 geplant. Wie viel das Werk kosten wird, wurde zunächst nicht mitgeteilt.
Ebenfalls am Dienstag hatte die japanische Sony Group angekündigt, rund 500 Millionen US-Dollar in ein Joint Venture mit TSMC zu investieren. TSMC und Sony legten außerdem den Baustart für eine gemeinsame Chipfabrik in Japan für Anfang des kommenden Jahres fest. TSMC wird 80 Prozent an der neu gegründeten Tochtergesellschaft mit dem Namen Japan Advanced Semiconductor Manufacturing (JASM) halten. Sony hält den Minderheitsanteil von knapp 20 Prozent. Die neue Fabrik soll Medienberichten zufolge rund sieben Milliarden Dollar kosten und für Produktionsprozesse von 22-Nanometer- und 28-Nanometer-Technologie ausgelegt sein.
TSMC richtet nach Japan auch den Blick auf Europa, vor allem in Richtung Deutschland (China.Table berichtete). Auch die EU will im Rahmen einer Chip-Offensive vermehrt in eigene Fabriken investieren. ari
Der Schweizer Außenminister hält die Wahrscheinlichkeit für einen Anschluss seines Landes an die Sanktionen westlicher Staaten gegen China für nicht besonders hoch. Bern gehe einen “Sonderweg” mit dem wichtigen Handelspartner, sagte Ignazio Cassis. “Es ist ein Balanceakt. Einerseits führen wir mit China schwierige Diskussionen über Menschenrechte, andererseits ist das Land ein wichtiger Partner in wirtschaftlichen und anderen Fragen“, so Cassis im Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung.
Die Schweiz will demnach weiterhin ihrem Ruf als neutraler Staat folgen: “Wir wollen einen besonderen Weg gehen, der uns Gipfeltreffen in Genf wie das zwischen Joe Biden und Wladimir Putin oder Friedensgespräche ermöglicht. Wir können die Rolle des Brückenbauers nicht spielen, wenn wir immer im Chor mit anderen Ländern mitsingen”, sagte Cassis.
Die Schweizer Regierung habe jedoch diskutiert, ob sie sich den im März verhängten Sanktionen der EU gegen Menschenrechtsverletzungen in Xinjiang anschließt (China.Table berichtete): “Das Thema liegt auf dem Tisch, die Federführung liegt beim Staatssekretariat für Wirtschaft. Aus außenpolitischer Sicht stellt sich die Frage, ob die Schweiz weiterhin eine ehrliche Maklerrolle spielen oder automatisch der EU folgen will. Für mich ist die Antwort eindeutig die erste”, sagte Cassis. ari
Evergrande NEV hat sich um die Genehmigung der chinesischen Behörden für den Verkauf des SUV Hengchi 5 bemüht, wie Reuters berichtet. Anfang des kommenden Jahres will die Tochterfirma des angeschlagenen Immobilienentwicklers die ersten E-Autos produzieren. Erst im September hatte das Unternehmen demnach mitgeteilt, dass es noch immer nach neuen Investoren sucht und Vermögenswerte verkaufen wolle. Die Finanzprobleme seien so groß, dass es ohne Investoren Schwierigkeiten bei den Lohnzahlungen und weiteren Ausgaben gäbe (China.Table berichtete). Dennoch plant das Unternehmen, die Produktion im Frühjahr 2022 aufzunehmen. Laut Reuters-Informationen sei der Hengchi 5 schon innerhalb der Evergrande-Fabrik gefahren. Ob das Auto jedoch schon Serien-Reife hat, wurde nicht übermittelt. nib
In den vergangenen zehn Jahren ist es vergleichsweise still geworden um Tibet und den Dalai Lama. Das geistige Oberhaupt der Tibeter reiste einst um die Welt, um auf das Schicksal seines Volkes aufmerksam zu machen. Auch nach Deutschland kam er, traf die Bundeskanzlerin oder war zu Gast in TV-Talkshows.
Doch die Zeiten haben sich geändert. Der Dalai Lama ist einerseits nicht mehr der Jüngste. Aber vor allem sind es die Drohungen aus der Volksrepublik China, die große Teil der Welt dazu veranlassen, auf Distanz zu ihm zu gehen. Peking stellt ihn als gewalttätigen Separatisten dar, der aus dem Exil Aufstände organisiert. Wer das anders sieht, gilt als Feind des chinesischen Volkes. Deshalb lautet die universelle Formel: Je enger eine Nation wirtschaftlich an China heranrückt, desto weiter entfernt sie sich vom Dalai Lama.
Kai Müller gehört zu denjenigen, die gegen diesen Trend arbeiten. Er ist Geschäftsführer der International Campaign for Tibet (ICT) in Deutschland und sorgt dafür, dass die Fakten nicht vergessen werden: Seit 70 Jahren wird Tibet von der Volksrepublik China besetzt. Seit mehr als 60 Jahren schon lebt der Dalai Lama im Exil. Die Menschenrechtslage in der Region ist bedrückend. Unabhängige UN-Experten weisen immer wieder auf Fälle inhaftierter Tibeter hin. Die deutsche Bundesregierung bezeichnet die Menschenrechtslage in Tibet als “besonders kritisch”.
Trotz fehlendem Zugang nach Tibet setzt sich die ICT als internationale Nichtregierungsorganisation für die unterdrückte Region ein und schafft Öffentlichkeit für Fälle inhaftierter oder verfolgter Tibeter:innen. Müller sagt, mit seiner Arbeit haben sein Team und er seit 2005 in Deutschland knapp 15.000 Unterstützer gewonnen.
Und dennoch konnte auch der studierte Jurist und Sozialwissenschaftler, der bis 2005 im deutschen Bundesvorstand von Amnesty International tätig war, nicht verhindern, dass sich die Lage der Tibeter in den vergangenen Jahren drastisch verschlechtert hat. “Tibet wird mit jedem Tag immer totalitärer. Ein Überwachungsstaat, der von der Außenwelt abgeschottet ist”, so Müller.
Mehr als 150 Tibeter:innen haben sich seit 2009 aus Protest gegen die chinesische Besatzung selbst angezündet. Eine für Müller erschütternde Zahl, auf die international aber wenig Reaktionen und keine Taten folgten. Ebenso tragisch seien die blutigen Proteste vor den Olympischen in Peking 2008 gewesen. Dass im kommenden Februar die Olympischen Winterspiele ebenfalls in Peking stattfinden, sei ein der Fehler, sagt Müller: “Nach den Spielen 2008 ist die Karawane weitergezogen, ohne dass es eine Aufarbeitung der Ereignisse in Tibet gegeben hat”. Er plädiert für einen Boykott der Winterspiele.
Menschenrechtsverbrechen sind in Tibet weiterhin bitterer Alltag. Doch die wirtschaftlichen Beziehungen zur Volksrepublik und die Angst vor Konsequenzen sorgen vielerorts dafür, dass nicht so genau hingeschaut wird. “Tibeter:innen verschwinden, werden in chinesische Arbeitsprogramme gezwungen oder willkürlich inhaftiert.” Folter und Tod in Haft kämen nicht selten vor, sagt Müller.
Bereits ein friedliches Eintreten für die tibetische Kultur reiche aus, um verfolgt und zu langen Haftstrafen verurteilt zu werden. Müller und die ICT fordern deshalb freien Zugang nach Tibet für unabhängige Medien, UN-Vertreter, Diplomaten und die Zivilgesellschaft. Peking müsse seine Politik ändern, und die Weltgemeinschaft stärker für die Rechte der Tibeter eintreten.
Einzelne Fälle verfolgter Tibeter bringt die ICT vor den UN-Menschenrechtsrat. Trotz oder gerade wegen ihrer Bemühungen wird der Organisation allerdings meist die Akkreditierung bei internationalen Konferenzen verwehrt. Oft würden andere Gründe vorgeschoben. Bei der Klimakonferenz in Glasgow war die Organisation zwar vertreten, aber offiziell nicht akkreditiert. Und dies trotz ihrer jahrelangen Arbeit zu Umwelt und Menschenrechten. Müller erkennt dahinter den wachsenden Einfluss der chinesischen Regierung, die Zivilgesellschaft systematisch einzuschränken, insbesondere bei den Vereinten Nationen. Tibet-Organisationen wie die ICT bekämen dies als erste zu spüren.
Müller kritisiert auch die “Schieflage” bei den Vereinten Nationen was Kritik an Peking und anderen Staaten angehe. So gebe es im Menschenrechtsrat keine Resolution zur Menschenrechtslage in China. “Ein Menschenrechtsrat sollte die wichtigen Menschenrechtsthemen besprechen und nicht verschweigen. Stattdessen sind in ihm die schlimmsten Menschenrechtsverletzer vertreten. Es ist dann nicht überraschend, dass Länder wie China Kritik an ihrer Politik unterbinden können.”
Unterdessen verfolge die Kommunistische Partei ihre aggressive Politik, Tibet ihrer Ideologie anzupassen, den nächsten Dalai Lama selbst zu bestimmen, Bodenschätze, Wasser und strategischen Zugang in der Region zu sichern. Viele nähmen die Narrative hin, die die KP im Westen und weltweit platziere. “Hinter der sogenannten Armutsbekämpfung, Umwelt – und Entwicklungspolitik der KP, verbergen sich andere Ziele.” Die KP handele aus purem Machtkalkül und nicht als altruistisch, wie es die Partei gerne darstelle. “Eine ganze Kultur wird assimiliert. Eine Religion verliert ihren Wesenskern. Eine Sprache stirbt aus,” so Müller. Lisa Marie Jordan
Anusha Thavarajah wird zum 1. Dezember 2021 zur Regional Chief Executive Officer von Allianz Asia Pacific ernannt. Sie tritt die Nachfolge von Solmaz Altin an, der den Versicherer nach 13 Jahren verlässt. Altin hatte die Expansion in China vorangetrieben.
Schneeengel – oder eher Schneekugel: Ein Riesenpanda-Junges spielt im “Qinling Giant Panda Research Center” in Xian im ersten frostigen Niederschlag des Jahres. Ein großer Teil Nord- und Zentralchinas wurden zum Beginn der Woche von eisigen Temperaturen und frühem Schneefall heimgesucht.