- Interview: Peter Ganten über Chinas Digital-Diktatur
- Erster Omikron-Ausbruch in Tianjin
- Militärischer Konflikt um Taiwan unwahrscheinlich
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- Peking lobt hartes Vorgehen in Kasachstan
- China vermeldet Temperatur-Rekord
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Peter Ganten warnte bereits in den 90er-Jahren, dass der Missbrauch von Software durch Staaten und Großkonzerne unsere Demokratie und Freiheit in ernste Gefahr bringen wird. In Chinas autoritärer, intransparenter Nutzung von High-Tech sieht der Psychologe und Software-Unternehmer nun einige seiner schlimmsten Digital-Albträume verwirklicht. Was kann man dem Schreckensszenario von Social Credit und Co. noch entgegensetzen, bevor China es in die Welt exportiert? Mehr Open-Source-Software und ein feineres Gespür für Tendenzen zur digitalen Autokratisierung, erklärt Ganten unserem Autor Marcel Grzanna im Interview.
Akutere Sorgen bereitet unterdessen der erste lokale Omikron-Ausbruch Chinas in Tianjin, einer Nachbarstadt von Peking. Unweit der Austragungsorte der Olympischen Winterspiele sollen sich mehrere Menschen mit der hochansteckenden Virus-Variante infiziert haben. Die „uneinnehmbare Festung“, wie China sich im Zusammenhang mit dem Corona-Virus mittlerweile selbstbewusst nennt, ist in höchster Alarmbereitschaft. Denn gegenüber Omikron bieten die chinesischen Impfstoffe möglicherweise keinen ausreichenden Schutz.
Im vergangenen Jahr ist gefühlt kaum eine Woche vergangen, in der keine chinesischen Kampfjets den Luftraum Taiwans gekreuzt haben. Das Säbelrasseln ist lauter geworden. Doch es gibt auch beruhigende Einschätzungen. Ein militärischer Konflikt drohe vorerst nicht, berichtet unser Team aus Peking. Zu groß ist die gegenseitige Abhängigkeit Chinas und Taiwans. Auch deutsche Unternehmen vor Ort sind nicht in Sorge.
Fabian Peltsch

Interview
„Unbemerkte Hintertüren“

Herr Ganten, weshalb halten Sie Open-Source-Software für ein wichtiges Element, um Demokratie und Freiheit in der Welt zu verteidigen?
Schon in den 1990er-Jahren bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass frei zugängliche Quelltexte, die von Jedermann eingesehen, geändert und genutzt werden können, eine ähnliche gesellschaftliche Sprengkraft haben wie einst der Buchdruck. Damals war der Zugang zu Wissen und damit zur Macht nur wenigen Menschen vorbehalten, ehe die massenhafte Vervielfältigung und Verbreitung von Informationen demokratische Entwicklungsprozesse langfristig in Gang setzen konnten. Heutzutage werden private Kommunikation, wirtschaftliches Handeln oder staatliche Verwaltungsvorgänge, durch Software gesteuert und beeinflusst. Wer diese Software kontrollieren kann, kann kontrollieren, wer worüber mit wem kommunizieren kann. Er kann zudem bestimmen, wer welche Veränderungen an Prozessen und Kommunikationsabläufen vornehmen kann. Open-Source-Software erlaubt es jedem Menschen, die von der Software gesteuerten Prozesse zu verstehen und sie auf Basis eigener Ideen zu verändern oder mit anderen Systemen zu verbinden. Durch diese Bemächtigung der Allgemeinheit trägt Open-Source-Software dazu bei, Autokratisierungstendenzen entgegenzusteuern.
Geben Sie uns ein Beispiel?
Schauen Sie nach China. Das Land führt uns vor, wie eine allumfassende und zentral gesteuerte Digitalisierung dazu genutzt wird, um sämtliche Prozesse der privaten Kommunikation und Verhaltensweisen sowie politische und wirtschaftliche Prozesse nicht nur vorherzusagen, sondern auch zu steuern. Bei uns setzt sich langsam die Erkenntnis durch, dass diese Art der Digitalisierung sehr gefährlich ist und mit unseren europäischen Grundwerten und unserem Menschenbild nicht zu vereinbaren ist.
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