diese Woche gibt es gute Nachrichten aus China zum Thema Klimaschutz. Laut einer Gruppe namhafter Energie-Analysten könnte China den Höhepunkt seiner CO2-Emissionen früher erreichen als in seinen eigenen Klimazielen angestrebt. Statt im Jahr 2030 könnte dieser “Peak” sogar schon 2025 erreicht werden. Der schnelle Ausbau der erneuerbaren Energien macht das möglich. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der Energieverbrauch nicht stärker ansteigt als bisher prognostiziert. Welche anderen Hürden es für China noch zu überwinden gilt, lesen Sie heute in unserer Analyse. Da China der größte CO2-Emittent der Welt ist, wäre ein Erfolg der Klimamaßnahmen des Landes für uns alle wichtig.
Während es bei den Erneuerbaren also positive Nachrichten gibt, kommt es in einem anderen Klima-Politikfeld zu Verzögerungen. Der chinesische Emissionshandel soll erst 2023 auf die Sektoren Zement, Stahl und Aluminium ausgeweitet werden. Erst ab 2025 müssten diese drei Sektoren Verschmutzungsrechte erwerben. Derzeit ist zwar noch fraglich, ob der Emissionshandel überhaupt einen Klima-Nutzen hat. Es gibt zu viele Schlupflöcher. Doch jede Verzögerung bei seiner Erweiterung und Reform ist ein schlechtes Zeichen für das Weltklima. Was der Volksrepublik durch den Klimawandel droht, zeigt der aktuelle “Wetterbericht”: Chinas Behörden warnen erneut vor Starkregen und Überflutungen. Die regionalen Flutkatastrophen mit hunderten Toten des letzten Jahres könnten sich wiederholen.
Größter Kohle-Konsument und gleichzeitig größter Investor in erneuerbare Energien – Chinas Energiepolitik ist ambivalent. Die Volksrepublik verbraucht weltweit mit Abstand am meisten Kohle. Doch auch beim Ausbau der erneuerbaren Energien ist China schneller als jedes andere Land. Allein in den Jahren 2020 und 2021 hat China dreimal mehr Solar- und Windkraftwerke gebaut als die USA oder die EU.
Und es scheint, als könnte die Volksrepublik das Tempo aufrechterhalten. Wenn alle Projekte der Provinz- und Zentralregierung umgesetzt werden, wird China bis zum Jahr 2026 gut 1.200 Gigawatt erneuerbare Energie- Kapazität haben. Das zeigt eine neue Analyse des Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA). Diese 1.200 Gigawatt würden gegenüber Ende 2020 mehr als eine Verdopplung bedeuten.
Die Erneuerbaren sind ein wichtiger Eckpfeiler, damit China seine 30/60-Klimaziele erreichen kann: Bis 2030 sollen die Emissionen den Höchststand erreicht haben – und danach fallen. Bis 2060 will die Volksrepublik die CO2-Neutralität erreichen. Fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas im Transport-, Industrie- und Heizsektor müssen durch erneuerbare Energiequellen ersetzt werden. Laut Lauri Myllyvirta, China-Experte beim CREA, könnte der Ausbau der Erneuerbaren so schnell gehen, dass die zusätzliche Energienachfrage der kommenden Jahre komplett durch saubere Energieträger gedeckt werden könne.
Die CREA-Analysten gehen dabei von einem Anstieg der Stromnachfrage von durchschnittlich vier Prozent pro Jahr aus. Läuft der Ausbau der Erneuerbaren nach Plan, bräuchte es keine Erhöhung der fossilen Stromerzeugung mehr. Neben Wind- und Solarenergie würden 30 Prozent des Zuwachses durch Kern- und Wasserkraft sowie Energie aus Biomasse gedeckt. Allerdings könnte die Stromnachfrage auch schneller steigen, falls die Regierung versuchen sollte, das Wachstum der derzeit coronabedingt dümpelnden Wirtschaft durch Investitionen in energieintensive Sektoren anzukurbeln – zumindest kurzfristig.
Generell gehe “die Periode des Bau- und Infrastrukturgestützten Wachstums in China unweigerlich zu Ende”, sagte Myllyvirta zu China.Table. In Zukunft stehe im Bau zudem mehr Stahl aus Schrott zur Verfügung, so der Energie-Experte. Die Zement-Produktion gehe schon seit 2013 zurück. “In einigen Sektoren werden die Emissionen natürlich noch steigen, aber wenn saubere Energien die fossilen Brennstoffe in anderen Sektoren verdrängen, können die Gesamtemissionen immer noch ihren Höchststand erreichen”, zeigt sich Myllyvirta optimistisch.
So beeindruckend das Tempo des Ausbaus ist: Es reiche dennoch nicht, um die langfristigen Klimaziele bis 2060 zu erreichen, glauben die CREA-Autoren. Um bis 2060 klimaneutral zu werden, muss China pro Jahr Kraftwerks-Kapazitäten aus Erneuerbaren von jeweils 150 bis 200 Gigawatt errichten. Und auch das mögliche frühe Erreichen Emissionsgipfels ist kein Grund für übermäßigen Klima-Optimismus. Denn ein früherer Höchststand ist schlicht “erforderlich, um die Ziele des Pariser Klima-Abkommens zu erreichen.”
Einen großen Teil der neuen Solar- und Windkraftwerke will China in den Wüsten des Nordwestens und auf anderem unfruchtbaren Land errichten (China.Table berichtete). Auch in den kohlereichen Provinzen wie der Inneren Mongolei und Shaanxi sollen große Solar- und Windkraftwerke entstehen, so die CREA-Analysten. Für die Energiewende sei das wichtig. “Ohne eine neue Rolle im Bereich der sauberen Energie würde der Industriesektor dieser Provinzen bei der Energiewende in China wirtschaftlich ins Hintertreffen geraten.”
Allerdings beschäftigt der Kohlebergbau in solchen Regionen je nach Quelle zwischen 2,6 und fünf Millionen Chinesen. Ob diese Jobs durch Arbeitsplätze beim Aufbau der Erneuerbaren ersetzt werden können, ist fraglich. Laut wissenschaftlichen Prognosen wird die Solarindustrie in China bis zum Jahr 2035 circa 2,3 Millionen neue Jobs in der Fertigung, Montage und Wartung schaffen (China.Table berichtete).
Doch der Ausbau von Solar- und Windkraftwerken allein ist noch keine Energiewende. Um die Kraft der Erneuerbaren entfalten zu können, braucht es ein funktionierendes Energiesystem, in dem alle Räder ineinandergreifen. Dazu gehört mehr Flexibilität beim Betreiben der Kohlekraftwerke, sodass Kohlestrom in den Hochzeiten der Erneuerbaren nicht das Stromnetz blockiert. Aber auch die Stromnachfrage müsse flexibler sein, so die CREA-Autoren.
Beim Ausbau des Stromnetzes zeigen sie sich optimistisch. “Der Vorteil des chinesischen Top-down-Modells besteht darin, dass Übertragung und Erzeugung gemeinsam geplant werden. Die Fernübertragungsleitungen werden zusammen mit den Erzeugungskapazitäten gebaut“, sagt Lauri Myllyvirta. Er sieht in der Veränderung des Betriebs der Netze und Kraftwerke die größte Herausforderung. Der Betrieb von Kohlekraftwerken müsse wesentlich flexibler werden, sagt Myllyvirta. Kohlekraftwerke laufen derzeit zu starr und drücken deswegen ständig Kohlestrom ins Netz. Wenn Kohlekraftwerke und Netze flexibler wären, wäre mehr Platz für die Durchleitung erneuerbarer Energien. Das Problem besteht seit Jahren.
Hinzu kommen politische Fallstricke. Die Provinzen verfolgen derzeit häufig noch das Ziel, die eigene Stromproduktion zu maximieren. Daher bauen sie noch immer Kohlekraftwerke. In Zhejiang wurde beispielsweise gerade ein neues Kohlekraftwerk bewilligt, mit der Begründung: Die Provinz wolle “den Stromhandel zwischen den Provinzen verringern“. Das läuft laut CREA jedoch den Klimazielen und der Notwendigkeit eines nationalen Energiesystems zuwider. Es bleibt viel zu tun.
China hat die Ausweitung des nationalen Emissionshandels (ETS) auf die Sektoren Zement, Stahl und Aluminium auf das Jahr 2023 verschoben. Der Handel mit Emissions-Zertifikaten für diese drei Sektoren soll sogar erst 2025 starten. Als Ursache werden “Probleme der Datenqualität” genannt.
Am bisherigen Emissionshandels-System müssen lediglich fossile Kraftwerke, zumeist Kohlemeiler, teilnehmen. Schon bei der Einführung des derzeitigen Systems gab es jahrelange Verzögerungen. Anfang 2016 war zudem geplant, auch die Branchen Chemie und Raffinerien, Zementherstellung, Stahl sowie Zellstoff- und Papierproduktion und sogar den Flugverkehr in den Emissionshandel einzubeziehen. Analysten gehen davon aus, dass die Klimawirkungen des chinesischen Emissionshandels aktuell gering sind (China.Table berichtete).
Dass die Ausweitung des Emissionshandels auf wichtige Industriesektoren verschoben wird, könnte mit der derzeit stockenden Wirtschaftsdynamik zusammenhängen. Die Zentralregierung hat jüngst neue Infrastruktur- und Bau-Ausgaben angekündigt, um das Wachstum anzukurbeln. Eine Integration des Zement-, Stahl- und Aluminiumsektors in den Emissionshandel wäre neben den Covid-Lockdowns eine weitere Belastung für viele Unternehmen. nib
China hat die Provinzen ermahnt, die Stromversorgung der Unternehmen sicherzustellen. Premierminister Li Keqiang sagte auf einem Treffen des Staatsrats, man dürfe Stromausfälle “niemals erlauben”. Die südlichen Provinzen riefen die Kohlekraftwerke auf, die Lager weiter aufzufüllen. Hintergrund ist eine prognostizierte erhöhte Stromnachfrage zum Ende des Monats, falls die regionalen Lockdowns enden. Zudem könnte es einen Engpass bei der Versorgung mit Kohle geben, sollten Lieferungen aus den nördlichen Landesteilen durch starke Regenfälle unterbrochen werden, berichtet Bloomberg. Die vorhergesagten starken Regenfälle könnten jedoch auch Druck von den Kohlekraftwerken nehmen, weil mehr Strom durch Wasserkraft produziert werden kann.
Im letzten Herbst war es in zahlreichen Provinzen zu anhaltenden Stromausfällen und -rationierungen gekommen. Damals hatten die Kohlekraftwerke aufgrund hoher Rohstoffpreise nicht ausreichend Kohle vorgehalten (China.Table berichtete). Im Anschluss war es zu Reformen gekommen. So wurden die Strompreise angepasst, sodass die Kraftwerke bei hohen Kohlepreisen nicht mehr defizitär arbeiten müssen. Auch die einheimische Kohleproduktion wurde erhöht. Der Verband China Coal Transportation and Distribution Association geht davon aus, dass China dieses Jahr 4,35 Milliarden Tonnen Kohle produzieren wird. Das wäre ein Anstieg um sieben Prozent zum Vorjahr. nib
Chinas Behörden warnen vor schweren Überflutungen während der bald beginnenden Regensaison. Der Norden und Süden der Volksrepublik könnte ähnlich stark getroffen werden wie im letzten Jahr, berichtet das National Climate Center. Im letzten Jahr kam es in einigen Regionen zu sintflutartigen Regenfällen und Überflutungen ganzer Städte. Hunderte Menschen starben. Größere Flächen an landwirtschaftlich nutzbarer Fläche wurden überschwemmt (China.Table berichtete). Laut dem National Climate Institute Chinas werden die Überschwemmungen in diesem Jahr “relativ schlimmer” und “extremer” ausfallen als im historischen Durchschnitt, berichtet Bloomberg.
Stärkere und häufiger auftretende Extremwetter-Ereignisse gelten als Folge des Klimawandels. Die wärmere Atmosphäre hält mehr Feuchtigkeit, sodass beispielsweise Starkregen häufiger auftritt. Das Ministerium für Wohnungswesen und ländliche Entwicklung und die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission hatten demnach erst im April gemahnt, die Städte müssten wachsam bleiben für die zunehmenden extremen Wetterereignisse durch den Klimawandel.
China drohen durch den Klimawandel langfristige ökonomische Kosten in Billionen-Höhe. Schon in den letzten Jahren lagen die Kosten bei jährlich 50 Milliarden US-Dollar. Verschärft sich die Klimakrise, könnten sich die Kosten bis zum Jahr 2100 auf 190 Billionen US-Dollar aufsummieren, zeigt eine Studie der Tsinghua-Universität (China.Table berichtete). Dazu zählen:
Chinas Millionen-Metropolen gehören zudem zu den am stärksten vom ansteigenden Meeresspiegel bedrohten Städten der Welt. In Shanghai wären bei einem Temperaturanstieg von zwei Grad gut 40 Prozent der Bevölkerung bedroht (China.Table berichtete). nib
China steht kurz davor, seine erste Druckluftspeicheranlage an das Stromnetz anzuschließen. Der neuartige Stromspeicher kann bei hohem Stromangebot Luft in eine unterirdische Salzkaverne pumpen, wie Bloomberg berichtet. Steigt die Stromnachfrage, wird die Luft freigelassen und erzeugt über eine Turbine Strom. Die 60-Megawatt-Anlage hat nach Angaben der Betreiber einige Tage erfolgreicher Tests durchlaufen und ist bereit für den kommerziellen Nutzen. Sie wäre die erste wirtschaftlich nutzbare Anlage in China und die größte, die weltweit seit 1991 gebaut wurde, so Bloomberg.
Laut dem Energie-Thinktank BloombergNEF gehören unterirdische Druckluft-Speicher zu den kostengünstigsten Formen der Energiespeicherung. In China befinden sich demnach solche Speicher mit einer Kapazität von fast vier Gigawatt in der Planung – doppelt so viel wie im Rest der Welt.
Energiespeicher sind ein wichtiger Bestandteil der Energiewende in China. Wind und Sonne liefern mal mehr Energie, als nachgefragt wird, mal herrscht Flaute. Die Folge sind Stromengpässe und ein instabiles Netz. Pumpkraftwerke und Batteriespeicher können die erneuerbaren Energien in Überschuss-Zeiten auffangen und in den sogenannten Dunkelflauten oder bei hoher Stromnachfrage wieder ins Netz speisen. Bis zum Jahr 2025 will die Volksrepublik über 62 Gigawatt an Pumpspeicher-Kraftwerken und über 30 Gigawatt an Batterie-Speicher-Anlagen verfügen (China.Table berichtete). nib
China erwägt offenbar eine Verlängerung der auslaufenden Kaufsubventionen für Elektroautos. Die Behörden seien dazu in Gesprächen mit den Autobauern, berichtete Reuters am Mittwoch unter Berufung auf drei ungenannte Quellen. Mit dem Erhalt der teuren Zuschüsse zunächst bis 2023 solle das Wachstum des Segments trotz der allgemeinen wirtschaftlichen Flaute gestützt werden. Details sind laut Reuters noch nicht bekannt.
Wegen der Corona-Pandemie war das Subventionsprogramm bereits für zwei Jahre verlängert worden. Ursprünglich hatten die Zahlungen schon 2020 auslaufen sollen. Den großzügigen Subventionen wird die Schaffung des weltgrößten Marktes für Elektrofahrzeuge zugeschrieben. Seit dem Startschuss im Jahr 2009 wurden nach Schätzung von Shi Ji, einem Autoanalysten bei der China Merchants Bank, bis Ende 2021 rund 100 Milliarden Yuan (14,1 Milliarden Euro) an Käufer von Elektroautos, einschließlich kommerzieller Flottenbetreiber, ausgezahlt. Über die Jahre hatte die Regierung schrittweise das Niveau der Zahlungen pro Fahrzeug abgesenkt.
Das China Securities Journal hatte zudem am Dienstag berichtet, dass es ab Juni Subventionen für den Autokauf – einschließlich Elektroautos – im ländlichen Raum von bis zu 5.000 Yuan (gut 700 Euro) pro Fahrzeug geben soll. Einige Provinzen, darunter Guangdong und Chongqing, hatten im April ebenfalls Zahlungen für Kunden eingeführt, die im April ihre alten Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor gegen neue Elektroautos eintauschen.
Auf dem chinesischen NEV-Markt machen kleinere batteriebetriebene Stadtautos, von denen die meisten nicht für Subventionen in Frage kommen, laut Reuters 40 Prozent der Stromer-Verkäufe aus. Diese Vehikel kosten im Durchschnitt umgerechnet nur knapp 4.000 US-Dollar (China.Table berichtete). Subventionen werden derzeit für größere Modelle mit einer Reichweite von mehr als 300 Kilometern pro Batterieladung und einem Preis von bis zu 300.000 Yuan (42.340 Euro) vergeben.
Nach Daten des Auto-Verbandes CAAM stiegen die Elektroauto-Verkäufe in China im April um 45 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das klingt gut; der Zuwachs war allerdings deutlich geringer als im März, als der Absatz mehr als doppelt so hoch lag wie ein Jahr zuvor. Der Grund dürften die Omikron-Welle mit ihren vielen Lockdowns sein. rtr/ck
Die EU sollte ihre Lieferketten für grüne Energietechnologien rasch überdenken und ihre Abhängigkeit von China in Teilbereichen reduzieren. Das formulieren die Thinktanks European Council on Foreign Relations (ECFR) und Rhodium Group in einem Policy Paper. Notwendig seien dafür eine verstärkte Innenpolitik und die stärkere Zusammenarbeit mit wichtigen Partnern und Verbündeten. China komplett aus den Lieferketten herauszuhalten, sei jedoch weder möglich noch wünschenswert.
Das Papier fasst die wichtigsten Risiken in der Lieferkette grüner Energietechnologien zusammen. Für viele wesentliche Schritte der Lieferkette seien die EU und andere Abnehmerländer auf Länder wie China angewiesen. Dazu gehören etwa der Abbau und die Verarbeitung der Rohstoffe und die Herstellung der Zwischen- und Endprodukte. Geopolitische Spannungen wie zurzeit mit Russland oder Betriebsstörungen im Herstellerland können deshalb die gesamte Lieferkette beeinträchtigen und den Zugang zu den Technologien einschränken. Eine Gefahr seien auch das fehlende Know-how in den Abnehmerländern sowie die Cybersicherheit.
Die Risiken unterscheiden sich je nach Branche, in der Technologien für erneuerbare Energien zum Einsatz kommen, heißt es in der Analyse. Die Energiespeicherindustrie etwa, die sowohl für die Stromnetze als auch für Elektrofahrzeuge wichtig ist, berge hohe Risiken in der gesamten Lieferkette: Für die Herstellung von Batterien werden knappe und zugleich geografisch konzentrierte Rohstoffe wie Kobalt, Nickel und Lithium benötigt.
In der Solarindustrie seien die Risiken in Bezug auf kritische Mineralien am geringsten, “da die Rohstoffe, die den Großteil der Panele ausmachen, insbesondere Siliziumdioxid, weltweit im Überfluss vorhanden sind”. Dafür sei hier das Risiko der geografischen Konzentration umso höher, da der größte Teil der Produktionskette in China stattfinde. Sieben der zehn größten Hersteller von Polysilizium seien Chinesisch, und 97 Prozent der weltweiten Ingot- und Waferproduktion entfielen auf China (China.Table berichtete).
Die Risiken für kritische Mineralien in der Windindustrie seien wiederum hoch, da seltene Erden wie Neodym für die Herstellung der Windturbinen gebraucht werden, die vor allem in China abgebaut und raffiniert werden. In der Produktion von Zwischen- und Endprodukten seien europäische und andere westliche Unternehmen hingegen noch wettbewerbsfähig. Die EU sei zum Beispiel “weltweit führend bei der Ausfuhr von Windturbinengeneratoren”.
Für die grüne Wasserstoffindustrie könnten die Risiken noch nicht vollständig benannt werden, da die Lieferketten noch zu wenig gefestigt seien. Elektrolyseure und Brennstoffzellen benötigten allerdings seltene Mineralien wie Platin und Iridium, deren größte Vorkommen sich in Russland und Südafrika befinden. In der Produktion der Elektrolyseure seien europäische Unternehmen momentan wettbewerbsfähig. Allerdings könnten die massiven Investitionen Chinas in diesem Bereich in der Zukunft ähnliche Risiken erzeugen wie in der Solarindustrie, so das Papier.
ECFR und Rhodium Group formulieren auch Strategien, mit denen die EU die Abhängigkeit von China verringern kann. Zuerst müsse die EU eine “gründliche und realistische Bewertung der Risiken in den Lieferketten” durchführen und grüne Energietechnologien als Teil der kritischen Infrastruktur behandeln. Die Abhängigkeit von China sollte man verringern, und stattdessen lokale Lieferketten mit anderen Wirtschaftspartnern aufbauen. China müsse und könne man nicht komplett ausschließen; “in Bereichen, in denen die Sicherheitsbedenken am geringsten sind”, sollte man die Lieferketten selektiv beibehalten.
Ein komplettes Reshoring der Produktionsprozesse sei keine Option, da dies mit immensen Kosten verbunden wäre und am Ende die Energiewende sogar verzögern würde. Ein Reshoring sollte deshalb nur für die Prozesse mit den größten Sicherheitsrisiken erwogen werden, heißt es. Die EU sollte deshalb in jedem Fall ihre Bezugsquellen diversifizieren und dafür gezielte Anreize wie Subventionen oder Steuererleichterungen nutzen. Sie sollte sich zudem um eine Harmonisierung von Normen und Standards mit gleichgesinnten Partnern bemühen. Auch eine stärkere Lagerhaltung sei für bestimmte Waren und Materialien denkbar.
Es werde Jahre dauern und “erhebliche öffentliche und private Investitionen erfordern”, um die Risiken in den Lieferketten zu mindern. Die EU müsse deshalb die Wettbewerbsfähigkeit heimischer Unternehmen verbessern und Vorhersehbarkeit und Kontinuität ihrer Politik gewährleisten. Zugleich müssen hohe ökologische und ethische Standards aufrechterhalten werden, um mit den Technologien auch tatsächlich die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. leo
diese Woche gibt es gute Nachrichten aus China zum Thema Klimaschutz. Laut einer Gruppe namhafter Energie-Analysten könnte China den Höhepunkt seiner CO2-Emissionen früher erreichen als in seinen eigenen Klimazielen angestrebt. Statt im Jahr 2030 könnte dieser “Peak” sogar schon 2025 erreicht werden. Der schnelle Ausbau der erneuerbaren Energien macht das möglich. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der Energieverbrauch nicht stärker ansteigt als bisher prognostiziert. Welche anderen Hürden es für China noch zu überwinden gilt, lesen Sie heute in unserer Analyse. Da China der größte CO2-Emittent der Welt ist, wäre ein Erfolg der Klimamaßnahmen des Landes für uns alle wichtig.
Während es bei den Erneuerbaren also positive Nachrichten gibt, kommt es in einem anderen Klima-Politikfeld zu Verzögerungen. Der chinesische Emissionshandel soll erst 2023 auf die Sektoren Zement, Stahl und Aluminium ausgeweitet werden. Erst ab 2025 müssten diese drei Sektoren Verschmutzungsrechte erwerben. Derzeit ist zwar noch fraglich, ob der Emissionshandel überhaupt einen Klima-Nutzen hat. Es gibt zu viele Schlupflöcher. Doch jede Verzögerung bei seiner Erweiterung und Reform ist ein schlechtes Zeichen für das Weltklima. Was der Volksrepublik durch den Klimawandel droht, zeigt der aktuelle “Wetterbericht”: Chinas Behörden warnen erneut vor Starkregen und Überflutungen. Die regionalen Flutkatastrophen mit hunderten Toten des letzten Jahres könnten sich wiederholen.
Größter Kohle-Konsument und gleichzeitig größter Investor in erneuerbare Energien – Chinas Energiepolitik ist ambivalent. Die Volksrepublik verbraucht weltweit mit Abstand am meisten Kohle. Doch auch beim Ausbau der erneuerbaren Energien ist China schneller als jedes andere Land. Allein in den Jahren 2020 und 2021 hat China dreimal mehr Solar- und Windkraftwerke gebaut als die USA oder die EU.
Und es scheint, als könnte die Volksrepublik das Tempo aufrechterhalten. Wenn alle Projekte der Provinz- und Zentralregierung umgesetzt werden, wird China bis zum Jahr 2026 gut 1.200 Gigawatt erneuerbare Energie- Kapazität haben. Das zeigt eine neue Analyse des Centre for Research on Energy and Clean Air (CREA). Diese 1.200 Gigawatt würden gegenüber Ende 2020 mehr als eine Verdopplung bedeuten.
Die Erneuerbaren sind ein wichtiger Eckpfeiler, damit China seine 30/60-Klimaziele erreichen kann: Bis 2030 sollen die Emissionen den Höchststand erreicht haben – und danach fallen. Bis 2060 will die Volksrepublik die CO2-Neutralität erreichen. Fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas im Transport-, Industrie- und Heizsektor müssen durch erneuerbare Energiequellen ersetzt werden. Laut Lauri Myllyvirta, China-Experte beim CREA, könnte der Ausbau der Erneuerbaren so schnell gehen, dass die zusätzliche Energienachfrage der kommenden Jahre komplett durch saubere Energieträger gedeckt werden könne.
Die CREA-Analysten gehen dabei von einem Anstieg der Stromnachfrage von durchschnittlich vier Prozent pro Jahr aus. Läuft der Ausbau der Erneuerbaren nach Plan, bräuchte es keine Erhöhung der fossilen Stromerzeugung mehr. Neben Wind- und Solarenergie würden 30 Prozent des Zuwachses durch Kern- und Wasserkraft sowie Energie aus Biomasse gedeckt. Allerdings könnte die Stromnachfrage auch schneller steigen, falls die Regierung versuchen sollte, das Wachstum der derzeit coronabedingt dümpelnden Wirtschaft durch Investitionen in energieintensive Sektoren anzukurbeln – zumindest kurzfristig.
Generell gehe “die Periode des Bau- und Infrastrukturgestützten Wachstums in China unweigerlich zu Ende”, sagte Myllyvirta zu China.Table. In Zukunft stehe im Bau zudem mehr Stahl aus Schrott zur Verfügung, so der Energie-Experte. Die Zement-Produktion gehe schon seit 2013 zurück. “In einigen Sektoren werden die Emissionen natürlich noch steigen, aber wenn saubere Energien die fossilen Brennstoffe in anderen Sektoren verdrängen, können die Gesamtemissionen immer noch ihren Höchststand erreichen”, zeigt sich Myllyvirta optimistisch.
So beeindruckend das Tempo des Ausbaus ist: Es reiche dennoch nicht, um die langfristigen Klimaziele bis 2060 zu erreichen, glauben die CREA-Autoren. Um bis 2060 klimaneutral zu werden, muss China pro Jahr Kraftwerks-Kapazitäten aus Erneuerbaren von jeweils 150 bis 200 Gigawatt errichten. Und auch das mögliche frühe Erreichen Emissionsgipfels ist kein Grund für übermäßigen Klima-Optimismus. Denn ein früherer Höchststand ist schlicht “erforderlich, um die Ziele des Pariser Klima-Abkommens zu erreichen.”
Einen großen Teil der neuen Solar- und Windkraftwerke will China in den Wüsten des Nordwestens und auf anderem unfruchtbaren Land errichten (China.Table berichtete). Auch in den kohlereichen Provinzen wie der Inneren Mongolei und Shaanxi sollen große Solar- und Windkraftwerke entstehen, so die CREA-Analysten. Für die Energiewende sei das wichtig. “Ohne eine neue Rolle im Bereich der sauberen Energie würde der Industriesektor dieser Provinzen bei der Energiewende in China wirtschaftlich ins Hintertreffen geraten.”
Allerdings beschäftigt der Kohlebergbau in solchen Regionen je nach Quelle zwischen 2,6 und fünf Millionen Chinesen. Ob diese Jobs durch Arbeitsplätze beim Aufbau der Erneuerbaren ersetzt werden können, ist fraglich. Laut wissenschaftlichen Prognosen wird die Solarindustrie in China bis zum Jahr 2035 circa 2,3 Millionen neue Jobs in der Fertigung, Montage und Wartung schaffen (China.Table berichtete).
Doch der Ausbau von Solar- und Windkraftwerken allein ist noch keine Energiewende. Um die Kraft der Erneuerbaren entfalten zu können, braucht es ein funktionierendes Energiesystem, in dem alle Räder ineinandergreifen. Dazu gehört mehr Flexibilität beim Betreiben der Kohlekraftwerke, sodass Kohlestrom in den Hochzeiten der Erneuerbaren nicht das Stromnetz blockiert. Aber auch die Stromnachfrage müsse flexibler sein, so die CREA-Autoren.
Beim Ausbau des Stromnetzes zeigen sie sich optimistisch. “Der Vorteil des chinesischen Top-down-Modells besteht darin, dass Übertragung und Erzeugung gemeinsam geplant werden. Die Fernübertragungsleitungen werden zusammen mit den Erzeugungskapazitäten gebaut“, sagt Lauri Myllyvirta. Er sieht in der Veränderung des Betriebs der Netze und Kraftwerke die größte Herausforderung. Der Betrieb von Kohlekraftwerken müsse wesentlich flexibler werden, sagt Myllyvirta. Kohlekraftwerke laufen derzeit zu starr und drücken deswegen ständig Kohlestrom ins Netz. Wenn Kohlekraftwerke und Netze flexibler wären, wäre mehr Platz für die Durchleitung erneuerbarer Energien. Das Problem besteht seit Jahren.
Hinzu kommen politische Fallstricke. Die Provinzen verfolgen derzeit häufig noch das Ziel, die eigene Stromproduktion zu maximieren. Daher bauen sie noch immer Kohlekraftwerke. In Zhejiang wurde beispielsweise gerade ein neues Kohlekraftwerk bewilligt, mit der Begründung: Die Provinz wolle “den Stromhandel zwischen den Provinzen verringern“. Das läuft laut CREA jedoch den Klimazielen und der Notwendigkeit eines nationalen Energiesystems zuwider. Es bleibt viel zu tun.
China hat die Ausweitung des nationalen Emissionshandels (ETS) auf die Sektoren Zement, Stahl und Aluminium auf das Jahr 2023 verschoben. Der Handel mit Emissions-Zertifikaten für diese drei Sektoren soll sogar erst 2025 starten. Als Ursache werden “Probleme der Datenqualität” genannt.
Am bisherigen Emissionshandels-System müssen lediglich fossile Kraftwerke, zumeist Kohlemeiler, teilnehmen. Schon bei der Einführung des derzeitigen Systems gab es jahrelange Verzögerungen. Anfang 2016 war zudem geplant, auch die Branchen Chemie und Raffinerien, Zementherstellung, Stahl sowie Zellstoff- und Papierproduktion und sogar den Flugverkehr in den Emissionshandel einzubeziehen. Analysten gehen davon aus, dass die Klimawirkungen des chinesischen Emissionshandels aktuell gering sind (China.Table berichtete).
Dass die Ausweitung des Emissionshandels auf wichtige Industriesektoren verschoben wird, könnte mit der derzeit stockenden Wirtschaftsdynamik zusammenhängen. Die Zentralregierung hat jüngst neue Infrastruktur- und Bau-Ausgaben angekündigt, um das Wachstum anzukurbeln. Eine Integration des Zement-, Stahl- und Aluminiumsektors in den Emissionshandel wäre neben den Covid-Lockdowns eine weitere Belastung für viele Unternehmen. nib
China hat die Provinzen ermahnt, die Stromversorgung der Unternehmen sicherzustellen. Premierminister Li Keqiang sagte auf einem Treffen des Staatsrats, man dürfe Stromausfälle “niemals erlauben”. Die südlichen Provinzen riefen die Kohlekraftwerke auf, die Lager weiter aufzufüllen. Hintergrund ist eine prognostizierte erhöhte Stromnachfrage zum Ende des Monats, falls die regionalen Lockdowns enden. Zudem könnte es einen Engpass bei der Versorgung mit Kohle geben, sollten Lieferungen aus den nördlichen Landesteilen durch starke Regenfälle unterbrochen werden, berichtet Bloomberg. Die vorhergesagten starken Regenfälle könnten jedoch auch Druck von den Kohlekraftwerken nehmen, weil mehr Strom durch Wasserkraft produziert werden kann.
Im letzten Herbst war es in zahlreichen Provinzen zu anhaltenden Stromausfällen und -rationierungen gekommen. Damals hatten die Kohlekraftwerke aufgrund hoher Rohstoffpreise nicht ausreichend Kohle vorgehalten (China.Table berichtete). Im Anschluss war es zu Reformen gekommen. So wurden die Strompreise angepasst, sodass die Kraftwerke bei hohen Kohlepreisen nicht mehr defizitär arbeiten müssen. Auch die einheimische Kohleproduktion wurde erhöht. Der Verband China Coal Transportation and Distribution Association geht davon aus, dass China dieses Jahr 4,35 Milliarden Tonnen Kohle produzieren wird. Das wäre ein Anstieg um sieben Prozent zum Vorjahr. nib
Chinas Behörden warnen vor schweren Überflutungen während der bald beginnenden Regensaison. Der Norden und Süden der Volksrepublik könnte ähnlich stark getroffen werden wie im letzten Jahr, berichtet das National Climate Center. Im letzten Jahr kam es in einigen Regionen zu sintflutartigen Regenfällen und Überflutungen ganzer Städte. Hunderte Menschen starben. Größere Flächen an landwirtschaftlich nutzbarer Fläche wurden überschwemmt (China.Table berichtete). Laut dem National Climate Institute Chinas werden die Überschwemmungen in diesem Jahr “relativ schlimmer” und “extremer” ausfallen als im historischen Durchschnitt, berichtet Bloomberg.
Stärkere und häufiger auftretende Extremwetter-Ereignisse gelten als Folge des Klimawandels. Die wärmere Atmosphäre hält mehr Feuchtigkeit, sodass beispielsweise Starkregen häufiger auftritt. Das Ministerium für Wohnungswesen und ländliche Entwicklung und die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission hatten demnach erst im April gemahnt, die Städte müssten wachsam bleiben für die zunehmenden extremen Wetterereignisse durch den Klimawandel.
China drohen durch den Klimawandel langfristige ökonomische Kosten in Billionen-Höhe. Schon in den letzten Jahren lagen die Kosten bei jährlich 50 Milliarden US-Dollar. Verschärft sich die Klimakrise, könnten sich die Kosten bis zum Jahr 2100 auf 190 Billionen US-Dollar aufsummieren, zeigt eine Studie der Tsinghua-Universität (China.Table berichtete). Dazu zählen:
Chinas Millionen-Metropolen gehören zudem zu den am stärksten vom ansteigenden Meeresspiegel bedrohten Städten der Welt. In Shanghai wären bei einem Temperaturanstieg von zwei Grad gut 40 Prozent der Bevölkerung bedroht (China.Table berichtete). nib
China steht kurz davor, seine erste Druckluftspeicheranlage an das Stromnetz anzuschließen. Der neuartige Stromspeicher kann bei hohem Stromangebot Luft in eine unterirdische Salzkaverne pumpen, wie Bloomberg berichtet. Steigt die Stromnachfrage, wird die Luft freigelassen und erzeugt über eine Turbine Strom. Die 60-Megawatt-Anlage hat nach Angaben der Betreiber einige Tage erfolgreicher Tests durchlaufen und ist bereit für den kommerziellen Nutzen. Sie wäre die erste wirtschaftlich nutzbare Anlage in China und die größte, die weltweit seit 1991 gebaut wurde, so Bloomberg.
Laut dem Energie-Thinktank BloombergNEF gehören unterirdische Druckluft-Speicher zu den kostengünstigsten Formen der Energiespeicherung. In China befinden sich demnach solche Speicher mit einer Kapazität von fast vier Gigawatt in der Planung – doppelt so viel wie im Rest der Welt.
Energiespeicher sind ein wichtiger Bestandteil der Energiewende in China. Wind und Sonne liefern mal mehr Energie, als nachgefragt wird, mal herrscht Flaute. Die Folge sind Stromengpässe und ein instabiles Netz. Pumpkraftwerke und Batteriespeicher können die erneuerbaren Energien in Überschuss-Zeiten auffangen und in den sogenannten Dunkelflauten oder bei hoher Stromnachfrage wieder ins Netz speisen. Bis zum Jahr 2025 will die Volksrepublik über 62 Gigawatt an Pumpspeicher-Kraftwerken und über 30 Gigawatt an Batterie-Speicher-Anlagen verfügen (China.Table berichtete). nib
China erwägt offenbar eine Verlängerung der auslaufenden Kaufsubventionen für Elektroautos. Die Behörden seien dazu in Gesprächen mit den Autobauern, berichtete Reuters am Mittwoch unter Berufung auf drei ungenannte Quellen. Mit dem Erhalt der teuren Zuschüsse zunächst bis 2023 solle das Wachstum des Segments trotz der allgemeinen wirtschaftlichen Flaute gestützt werden. Details sind laut Reuters noch nicht bekannt.
Wegen der Corona-Pandemie war das Subventionsprogramm bereits für zwei Jahre verlängert worden. Ursprünglich hatten die Zahlungen schon 2020 auslaufen sollen. Den großzügigen Subventionen wird die Schaffung des weltgrößten Marktes für Elektrofahrzeuge zugeschrieben. Seit dem Startschuss im Jahr 2009 wurden nach Schätzung von Shi Ji, einem Autoanalysten bei der China Merchants Bank, bis Ende 2021 rund 100 Milliarden Yuan (14,1 Milliarden Euro) an Käufer von Elektroautos, einschließlich kommerzieller Flottenbetreiber, ausgezahlt. Über die Jahre hatte die Regierung schrittweise das Niveau der Zahlungen pro Fahrzeug abgesenkt.
Das China Securities Journal hatte zudem am Dienstag berichtet, dass es ab Juni Subventionen für den Autokauf – einschließlich Elektroautos – im ländlichen Raum von bis zu 5.000 Yuan (gut 700 Euro) pro Fahrzeug geben soll. Einige Provinzen, darunter Guangdong und Chongqing, hatten im April ebenfalls Zahlungen für Kunden eingeführt, die im April ihre alten Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor gegen neue Elektroautos eintauschen.
Auf dem chinesischen NEV-Markt machen kleinere batteriebetriebene Stadtautos, von denen die meisten nicht für Subventionen in Frage kommen, laut Reuters 40 Prozent der Stromer-Verkäufe aus. Diese Vehikel kosten im Durchschnitt umgerechnet nur knapp 4.000 US-Dollar (China.Table berichtete). Subventionen werden derzeit für größere Modelle mit einer Reichweite von mehr als 300 Kilometern pro Batterieladung und einem Preis von bis zu 300.000 Yuan (42.340 Euro) vergeben.
Nach Daten des Auto-Verbandes CAAM stiegen die Elektroauto-Verkäufe in China im April um 45 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das klingt gut; der Zuwachs war allerdings deutlich geringer als im März, als der Absatz mehr als doppelt so hoch lag wie ein Jahr zuvor. Der Grund dürften die Omikron-Welle mit ihren vielen Lockdowns sein. rtr/ck
Die EU sollte ihre Lieferketten für grüne Energietechnologien rasch überdenken und ihre Abhängigkeit von China in Teilbereichen reduzieren. Das formulieren die Thinktanks European Council on Foreign Relations (ECFR) und Rhodium Group in einem Policy Paper. Notwendig seien dafür eine verstärkte Innenpolitik und die stärkere Zusammenarbeit mit wichtigen Partnern und Verbündeten. China komplett aus den Lieferketten herauszuhalten, sei jedoch weder möglich noch wünschenswert.
Das Papier fasst die wichtigsten Risiken in der Lieferkette grüner Energietechnologien zusammen. Für viele wesentliche Schritte der Lieferkette seien die EU und andere Abnehmerländer auf Länder wie China angewiesen. Dazu gehören etwa der Abbau und die Verarbeitung der Rohstoffe und die Herstellung der Zwischen- und Endprodukte. Geopolitische Spannungen wie zurzeit mit Russland oder Betriebsstörungen im Herstellerland können deshalb die gesamte Lieferkette beeinträchtigen und den Zugang zu den Technologien einschränken. Eine Gefahr seien auch das fehlende Know-how in den Abnehmerländern sowie die Cybersicherheit.
Die Risiken unterscheiden sich je nach Branche, in der Technologien für erneuerbare Energien zum Einsatz kommen, heißt es in der Analyse. Die Energiespeicherindustrie etwa, die sowohl für die Stromnetze als auch für Elektrofahrzeuge wichtig ist, berge hohe Risiken in der gesamten Lieferkette: Für die Herstellung von Batterien werden knappe und zugleich geografisch konzentrierte Rohstoffe wie Kobalt, Nickel und Lithium benötigt.
In der Solarindustrie seien die Risiken in Bezug auf kritische Mineralien am geringsten, “da die Rohstoffe, die den Großteil der Panele ausmachen, insbesondere Siliziumdioxid, weltweit im Überfluss vorhanden sind”. Dafür sei hier das Risiko der geografischen Konzentration umso höher, da der größte Teil der Produktionskette in China stattfinde. Sieben der zehn größten Hersteller von Polysilizium seien Chinesisch, und 97 Prozent der weltweiten Ingot- und Waferproduktion entfielen auf China (China.Table berichtete).
Die Risiken für kritische Mineralien in der Windindustrie seien wiederum hoch, da seltene Erden wie Neodym für die Herstellung der Windturbinen gebraucht werden, die vor allem in China abgebaut und raffiniert werden. In der Produktion von Zwischen- und Endprodukten seien europäische und andere westliche Unternehmen hingegen noch wettbewerbsfähig. Die EU sei zum Beispiel “weltweit führend bei der Ausfuhr von Windturbinengeneratoren”.
Für die grüne Wasserstoffindustrie könnten die Risiken noch nicht vollständig benannt werden, da die Lieferketten noch zu wenig gefestigt seien. Elektrolyseure und Brennstoffzellen benötigten allerdings seltene Mineralien wie Platin und Iridium, deren größte Vorkommen sich in Russland und Südafrika befinden. In der Produktion der Elektrolyseure seien europäische Unternehmen momentan wettbewerbsfähig. Allerdings könnten die massiven Investitionen Chinas in diesem Bereich in der Zukunft ähnliche Risiken erzeugen wie in der Solarindustrie, so das Papier.
ECFR und Rhodium Group formulieren auch Strategien, mit denen die EU die Abhängigkeit von China verringern kann. Zuerst müsse die EU eine “gründliche und realistische Bewertung der Risiken in den Lieferketten” durchführen und grüne Energietechnologien als Teil der kritischen Infrastruktur behandeln. Die Abhängigkeit von China sollte man verringern, und stattdessen lokale Lieferketten mit anderen Wirtschaftspartnern aufbauen. China müsse und könne man nicht komplett ausschließen; “in Bereichen, in denen die Sicherheitsbedenken am geringsten sind”, sollte man die Lieferketten selektiv beibehalten.
Ein komplettes Reshoring der Produktionsprozesse sei keine Option, da dies mit immensen Kosten verbunden wäre und am Ende die Energiewende sogar verzögern würde. Ein Reshoring sollte deshalb nur für die Prozesse mit den größten Sicherheitsrisiken erwogen werden, heißt es. Die EU sollte deshalb in jedem Fall ihre Bezugsquellen diversifizieren und dafür gezielte Anreize wie Subventionen oder Steuererleichterungen nutzen. Sie sollte sich zudem um eine Harmonisierung von Normen und Standards mit gleichgesinnten Partnern bemühen. Auch eine stärkere Lagerhaltung sei für bestimmte Waren und Materialien denkbar.
Es werde Jahre dauern und “erhebliche öffentliche und private Investitionen erfordern”, um die Risiken in den Lieferketten zu mindern. Die EU müsse deshalb die Wettbewerbsfähigkeit heimischer Unternehmen verbessern und Vorhersehbarkeit und Kontinuität ihrer Politik gewährleisten. Zugleich müssen hohe ökologische und ethische Standards aufrechterhalten werden, um mit den Technologien auch tatsächlich die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. leo