Table.Briefing: China

APA-Chef Busch im Interview + Xi trifft Biden

  • Busch nennt Alternativen für deutsche Investitionen
  • Xi und Biden belehren sich
  • BMW verstärkt Engagement in Shenyang
  • Scholz macht Asean-Staaten Avancen
  • Peking stützt Immobilienmarkt
  • China fällt im Klimaschutz-Index zurück
  • DJI-Drohnen für das THW?
  • “Glory to Hongkong” statt chinesischer Hymne
  • Heads: Christian Sommer in Shanghai unter Strom
Liebe Leserin, lieber Leser,

in den Reden und den Gesprächen auf der Asien-Pazifik-Konferenz in Singapur geht es vor allem um ein Thema: Wie kann Deutschland seine wirtschaftlichen Abhängigkeiten von China reduzieren? Malte Kreutzfeldt ist für uns nach Singapur gereist und hat sich am Rande der Veranstaltung mit Siemens-Chef Roland Busch unterhalten.

Im Gespräch verrät der Vorsitzende des Asien-Pazifik-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, welche Länder aus seiner Sicht als Alternative zu China überhaupt infrage kommen. Dabei müsse es sich nicht zwangsläufig nur um niedrigpreisige Märkte handeln, auch Hochlohnländer können attraktive Standorte sein. An welche Staaten Busch dabei denkt, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen und was er sich von der China-Strategie der Bundesregierung erhofft, lesen Sie in unserem Interview aus Singapur.

Unterdessen kam es kurz vor dem G20-Gipfel auf Bali zum lang erwarteten Treffen zwischen US-Präsident Joe Biden und seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping. Beide Staatschefs reisten mit heimischem Rückenwind an und entsprechend selbstbewusst traten sie sich offenbar auch gegenüber. Wie so oft sprachen beide Seiten hinterher von einem guten und offenen Austausch.

Finn Mayer-Kuckuk hat sich deshalb sowohl die chinesische als auch die amerikanische Erklärung genauer angeschaut und arbeitet in seiner Analyse die Unterschiede heraus. So werden die Bruchstellen offensichtlich. Nur ein Beispiel: Im Falle Taiwans stimmen beide der Gegenseite zu – und meinen doch unterschiedliche Dinge.

Viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre wünscht

Ihr
Michael Radunski
Bild von Michael  Radunski

Analyse

“Es geht nicht darum, aus China rauszugehen”

Roland Busch, Vorsitzender des Asien-Pazifik-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft und Vorstandsvorsitzender der Siemens AG

Herr Busch, bei der Asien-Pazifik-Konferenz in Singapur steht die Frage im Mittelpunkt, wie die deutsche Wirtschaft ihre Abhängigkeit von China verringern kann. Wie realistisch ist diese Diversifizierung aus Ihrer Sicht? Können andere Märkte China ganz oder zumindest teilweise ersetzen?

Es ist durchaus realistisch, aber es geht nicht in zwei oder drei Jahren, sondern eher in zehn oder 20. Denn viele der neuen Märkte sind sehr klein. Da braucht man einen langen Atem, um dort ein Geschäft aufzubauen. Man muss sich bewusst sein, dass der Return sehr viel später kommt als bei einer Investition in existierende Märkte. Was dabei wichtig ist: Es geht nicht darum, aus China rauszugehen, sondern darum, dort zu bleiben, aber gleichzeitig in andere Märkte zu investieren.

Was sind denn aus Ihrer Sicht die wichtigsten Alternativ-Standorte?

Bei Fertigungstechnologien, wo es um viele Arbeitskräfte geht, werden das vergleichbar niedrigpreisige Märkte sein, zum Beispiel Mexiko oder Osteuropa. Auch in Südamerika oder Afrika gibt es für die deutsche Wirtschaft noch erhebliches Potenzial. Sehr wichtig ist natürlich auch der südostasiatische Raum, wo wir gerade sind, und Indien. Es gibt also nicht den einen Markt, der das kompensieren kann. Auch Hochlohnländer können attraktive Standorte sein, wenn dabei auf Automatisierung und Digitalisierung gesetzt wird. Ein Beispiel dafür ist die Batteriefertigung: Die ist so hoch automatisiert, da spielen eher die Energiekosten eine Rolle als die Lohnkosten.

Betrifft die Diversifizierungsstrategie eigentlich auch Taiwan? Schließlich gibt es auch dort große Abhängigkeiten.

Ja, von den Halbleitern im 10-Nanometer-Bereich kommen über 90 Prozent aus Taiwan. Das ist natürlich eine starke Abhängigkeit, und es ergibt definitiv Sinn, das anzugehen. Das passiert ja auch schon, wenn man sich die Finanzierung und den Aufbau neuer Fertigungsanlagen in den USA und Europa ansieht.

Im Vorfeld der Konferenz hat das Wirtschaftsministerium angekündigt, die Investitionsschutzversicherungen für Unternehmen künftig so zu gestalten, dass große Investments in China weniger attraktiv werden. Was halten Sie davon?

Wir kennen die Details dieser neuen Regelung noch nicht, aber sehen es nicht als eine Anpassung, die sich speziell gegen China richtet, sondern generell gegen Klumpenrisiken der deutschen Wirtschaft. Man muss es mit Augenmaß so ausarbeiten, dass es funktioniert, aber auch den Spielraum behalten für die Unterstützung von großen, strategisch und für Deutschland relevanten Projekten.

Und was denken Sie über die China-Strategie, die die Bundesregierung demnächst endlich vorstellen will?

Ich kenne die Entwürfe nicht, wir befinden uns dazu aber in einem sehr guten Dialog-Prozess. Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass man das Verhältnis nicht emotional, sondern rational diskutiert. Wir brauchen einen Dreiklang aus Kollaboration, Wettbewerb und Systemrivalität. Wir sind ein Exportland, wir haben und wir werden immer mit anderen Systemen zusammenarbeiten müssen. Und wir sollten die Geschäfte auch danach bewerten, inwieweit sie den Menschen vor Ort helfen, unsere Wirtschaft stärken und unseren gemeinsamen Zielen dienen, wie zum Beispiel dem Kampf gegen den Klimawandel.

Roland Busch ist seit Herbst 2021 Vorsitzender des Asien-Pazifik-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft. Zudem ist Busch Vorstandsvorsitzender der Siemens AG.

  • Asien-Pazifik-Konferenz
  • Handel
  • Investitionen

Begegnung auf Bali: Xi und Biden suchen gemeinsame Basis

Entspannte Plauderei? Eher eine Unterredung mit Drehbuch: Biden und Xi auf Bali.

Das erste Treffen von Joe Biden in seiner Rolle als US-Präsident mit Xi Jinping war das Top-Ereignis kurz vor dem Beginn des G20-Treffens im indonesischen Bali. Die beiden Männer kennen sich zwar schon als Vizepräsidenten, doch pandemiebedingt waren sie sich seit dem Ende der Ära Trump bislang nicht persönlich begegnet.

Die beiden mächtigsten Männer der Welt tauschten sich nach einigen öffentlichen Bemerkungen hinter verschlossenen Türen aus. Wie immer gibt es zwei Protokolle des Gesprächs. In der Version der chinesischen Seite kommt Xi Jinping besser weg; sie klingt so, als habe er Biden umfangreich über die Verantwortung von Staatsführern für die Weltgemeinschaft belehrt. Naturgemäß stellt die US-amerikanische Version die Sache anders dar. In ihrer Darstellung dominiert Biden das Gespräch und gibt die Themen vor.

Es gibt einige Gemeinsamkeiten in der Darstellung. Beide Seiten betonen demnach in ungefähr gleichem Maße die Wichtigkeit der Zusammenarbeit beider Länder für die Lösung globaler Probleme. Insbesondere erkennen sie an, wie wichtig der gemeinsame Kampf gegen die Erderwärmung sei. Sie lassen es aber beide so klingen, als sei die jeweils andere Seite am derzeitigen Mangel an Zusammenarbeit schuld. Beide einigten sich auf eine Fortsetzung der persönlichen Treffen und eine Verstärkung des Dialogs auf Arbeitsebene.

Kleinste gemeinsame Nenner zu Taiwan und Ukraine

Zwischen beiden Versionen fallen einige Unterschiede auf. Dem Weißen Haus zufolge hat Biden die Menschenrechtsverletzungen in Xinjiang, Tibet und Hongkong prominent und in klaren Worten angesprochen. Das findet in der CCTV-Version keine Erwähnung. Zwei Themen tauchen zwar in beiden Protokollen prominent auf: der Ukraine-Krieg und Taiwan. Die Darstellung der Gesprächsergebnisse fällt aber sehr unterschiedlich aus.

Ukraine: Die US-Seite sagt, Xi und Biden seien sich einig gewesen, dass “ein Atomkrieg nie geführt werden” dürfe und dass Russlands Drohungen “verantwortungslos” seien. Beide Präsidenten bekräftigen demnach ihre Ablehnung gegenüber der “Drohung mit oder die Anwendung von Kernwaffen in der Ukraine”.

Das Thema Atombomben taucht in der chinesischen Zusammenfassung nicht auf. Xi belehrt darin seinen Kollegen in einem langen Diskurs über die “vier Muss” und die “vier Gemeinsamkeiten”. Dabei handelt es sich um die Wahrung territorialer Integrität, die Einhaltung der Uno-Charta und die Wichtigkeit friedlicher Lösungen. Immerhin kam auf diese Weise ein Anstrich von Einigkeit zustande. Und: China zeigte sich hier nicht offen pro-russisch.

Taiwan: Laut der chinesischen Version nannte Xi die Einhaltung der Ein-China-Politik eine “rote Linie”, deren Überschreiten China nicht akzeptieren werde. Damit dreht er den Sprachgebrauch um, der sich derzeit im Westen verbreitet. Dort wird bei einem Angriff auf Taiwan derzeit oft eine rote Linie gezogen, die China nicht straflos überschreiten dürfe. In dem chinesischen Transkript nimmt die Belehrung Xis über die Verhältnisse rund um Taiwan viel Raum ein. Erwähnung finden vor allem die drei gemeinsamen chinesisch-amerikanischen Kommuniqués (China.Table berichtete, was es damit auf sich hat).

Im Vergleich zur Darstellung des Weißen Hauses gibt es hier sogar eine gemeinsame Basis. Denn Biden sagte Xi sogar zu, an der Ein-China-Politik festzuhalten. Die genaue Wortwahl schwächte diesen Punkt jedoch wieder ab: “Unsere Politik des einen China hat sich nicht gewandelt.” Daraus geht hervor, dass es derzeit eine chinesische und eine amerikanische (“unsere”) Version der Doktrin gibt. Biden wandte sich im gleichen Atemzug “gegen jede Änderung des Status quo”. Auch hier konnte Xi formal zustimmen, ohne dasselbe zu meinen. Für die USA ist der Status quo die Existenz getrennter Staaten, für China impliziert er nach aktueller Lesart die Einheit mit Taiwan und Nichteinmischung der USA.

Biden wiederum warf China eine “aggressive Haltung” gegenüber Taiwan und “Nötigung” vor. Er bezieht sich darauf, dass Xi anders als seine Vorgänger von einer Annexion der Insel als realistisches Nahziel spricht und das durch gewaltige Manöver in taiwanischen Gewässern unterstreichen lässt (China.Table berichtete).

Xi wettert gegen US-Sanktionen

Dem chinesischen Protokoll zufolge wandte sich Xi in einem langen Abschnitt des Gesprächs gegen Abkopplung und Handelskriege und nannte hier vor allem “Technologiekriege”. Das bezieht sich direkt auf Joe Bidens jüngste Salve von Chip-Sanktionen und seine Versuche, Abhängigkeiten zu verringern, die er sogar konsequenter vorantreiben lässt als Donald Trump (China.Table berichtete). Xi echauffierte sich deshalb darüber, dass die USA künstlich “Mauern und Barrieren bauen”, um ein Decoupling zu fördern. Das verstoße gegen die Prinzipien der Marktwirtschaft. Diesen Teil des Gesprächs unterschlug wiederum die amerikanische Seite in ihrer Mitteilung.

Xi warf Biden den Berichten chinesischer Medien zufolge mehrere Tiraden in typischem Parteisprech an den Kopf, ganz so, also ob diesen die hochgradig kodierten Phrasen interessierten. Dort finden sich Sätze wie: “China hat eine glorreiche Tradition der unermüdlichen Selbstverbesserung, und jede Unterdrückung und Eindämmung wird nur den Willen und die Begeisterung des chinesischen Volkes anregen.” Er belehrte Biden demnach darüber, dass China eine Demokratie sei; zwischen den Systemen gebe es nur “spezifische Unterschiede”. China gehe den sozialistischen Weg, die USA gehen ihren kapitalistischen Weg. Der chinesische Weg entspreche dem Willen von 1,4 Milliarden Menschen. Und so weiter.

“Kein Kalter Krieg”, verspricht Biden

Anders als Xi gab Biden im Anschluss eine Pressekonferenz, in der er die Gesprächsinhalte für die Weltöffentlichkeit in seinem Sinne zurechtrückte. Sie fand in tropischer Wärme vor balinesischer Kulisse statt. Biden war heiser, weil er nach eigener Aussage unter einer leichten Erkältung leidet.

Biden versprach, es “nicht zu einem neuen Kalten Krieg” mit China kommen zu lassen. Die USA suchten keinen Konflikt, auch wenn Biden sie im Wettbewerb mit China sieht. Kurz vorher hatte er allerdings noch von der Wichtigkeit der Partnerschaft mit Südkorea, Japan und Australien gesprochen – drei Ländern, die ein Interesse daran haben, Chinas Ambitionen einzuhegen.

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News

BMW investiert weitere Milliarden in Shenyang

BMW-Werk Lydia in Shenyang

BMW will zehn Milliarden Yuan (1,4 Milliarden US-Dollar) in den Ausbau einer Batteriefabrik in China investieren. Konkret geht es um eine Erhöhung der Kapazität des Batteriewerks in der nördlichen chinesischen Provinz Liaoning.

Das Werk Lydia in Shenyang wurde erst im Juni dieses Jahres eröffnet. Schon damals handelte es sich bei dem Werk laut Unternehmensangaben um das größte Einzelprojekt in der Geschichte der BMW Group in China. Es befindet sich im Bezirk Tiexi und verfügt über alle vier wichtigen Produktionsprozesse: Presswerk, Karosseriebau, Lack und Montage. Im Werk Lydia werden vor allem Hochleistungsbatterien für die Autos der Serien i3 und iX3 herstellt.

Nun soll das Werk weiter ausgebaut werden. “Die heutige Vertragsunterzeichnung ist der jüngste Beweis unseres Vertrauens in den chinesischen Markt und unseres Engagements für die Förderung der Zusammenarbeit zwischen China und Deutschland”, sagte Jochen Goller, Präsident und CEO der BMW Group Region China einem Bericht der chinesischen Zeitung China Daily zufolge.

Zuletzt hatte BMW trotz Corona-Pandemie, Lieferengpässen und Ukraine-Krieg im dritten Quartal starke Zahlen vorlegen können: Der China-Umsatz des deutschen Autobauers legte im Zeitraum von Juli bis September um gut 35 Prozent auf 37,2 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich erzielte BMW damit einen Überschuss von 3,18 Milliarden Euro, nach 2,58 Milliarden im Vorjahreszeitraum (China.Table berichtete).

BMW hat seit 2010 allein in Shenyang mehr als 83 Milliarden Yuan investiert, um ein Produktionssystem aufzubauen, das Forschung und Entwicklung, Beschaffung sowie Antriebsstrang- und Fahrzeugproduktion integriert. BMW-Angaben zufolge ist Shenyang inzwischen die weltweit größte Produktionsbasis der BMW Group. rad

  • Autoindustrie

Klares Bekenntnis zum Freihandel von Scholz

Es kommt nicht oft vor, dass Kanzler und Vizekanzler 10.000 Kilometer entfernt von Berlin aufeinandertreffen. An diesem Montag war es aber so weit: Auf dem Weg zum G20-Gipfel auf Bali machte Olaf Scholz noch einen Zwischenstopp bei der Asien-Pazifik-Konferenz der deutschen Wirtschaft in Singapur, wo Robert Habeck als Co-Gastgeber schon seit Samstag zugegen ist. Der erste Besuch eines deutschen Kanzlers bei dieser Konferenz, die bereits zum 17. Mal stattfindet, unterstrich die besondere Rolle, die Südostasien derzeit für die deutsche Politik spielt.

Scholz nutzte seine Rede bei der Konferenz zu einem klaren Bekenntnis zum Freihandel. “Freier und fairer Handel nützt allen beteiligten Parteien”, sagte er auf Englisch. “Er (der Freihandel) bleibt eine Grundlage unseres Wohlstands.” Auch Habeck hatte am Vortag bereits die Bedeutung von Freihandelsabkommen betont, sich speziell in Bezug auf die Asean-Staaten aber ausdrücklich zurückhaltend gezeigt, weil Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte nach europäischen Standards noch nicht “bei all diesen Staaten gewährleistet” seien.

Scholz stellte den Asean-Staaten Südostasiens zwar ebenfalls nicht ausdrücklich ein Freihandelsabkommen in Aussicht, erklärte aber: “Wir möchten die Zusammenarbeit mit Asean verstärken, auch durch die EU.” Und: “Meine Botschaft ist: Deutschland ist sehr daran interessiert, seine wirtschaftlichen Verbindungen mit Ihrer Region zu stärken.”

Zugleich ging der Kanzler abermals deutlich auf Distanz zu China. “Die Ergebnisse des jüngsten Kongresses der Kommunistischen Partei lassen wenig Zweifel daran, dass das heutige China sehr anders ist als das China von vor fünf oder zehn Jahren“, sagte er. “Unser politischer und wirtschaftlicher Ansatz muss das reflektieren.” Für die Unternehmen bedeute dies, dass sie ihre Investitionen in anderen Ländern des asiatischen Raumes ausweiten sollten, ohne China komplett zu verlassen; für die Politik eine Verschiebung der Aufmerksamkeit. mkr

  • ASEAN
  • Asien-Pazifik-Konferenz
  • Handel
  • Olaf Scholz
  • Robert Habeck

Neue Hilfen für den Immobilien-Sektor

Die chinesische Regierung fällt in alte Muster zurück und heizt den Immobilienmarkt mit frischen Krediten an. Am Montag hat sie ein Paket von 16 Maßnahmen vorgelegt, die der schleppenden Hauskonjunktur und dem Baugeschäft aufhelfen sollen.

  • Die Immobilienentwickler erhalten bevorzugt Kredite von den staatlichen Banken. Außerdem können sie leichter Anleihen ausgeben, die von den Banken vorrangig gekauft werden.
  • Die Regeln für den privaten Hauskauf werden gelockert. Das betrifft vor allem die Eigenkapitalanforderungen und die Zahl der Wohnungen, die private Käufer erwerben dürfen. Der Kauf ist jetzt mit höherem Kreditanteil und weniger vorhandenem Geld möglich.
  • Auch Baufirmen sollen leichter an Finanzierungen kommen. Das soll in der derzeitigen Flaute vermutlich schlicht deren Überleben sichern.
  • Bereits im Bau befindliche Projekte sollen Förderung erhalten, um fertiggestellt zu werden.
  • Die Rettung insolventer Firmen soll Priorität vor der Abwicklung erhalten.

Ökonomen beurteilen das Vorgehen skeptisch. Einerseits erkennen sie die Notwendigkeit an, der lahmenden Konjunktur aufzuhelfen. Andererseits sehen sie gerade in der üppigen Kreditvergabe die Ursache für die Probleme am Markt. Sie haben die Blase erst so weit aufgebläht, dass nun Milliardenpleiten der Immobilienfirmen drohen.

Finanzwissenschaftler Michael Pettis von der Peking Universität glaubt, dass nur ein breit angelegtes Konjunkturprogramm in Kombination mit Covid-Öffnungen der Wirtschaft wirklich helfen würde. Nachdem die Hauskäufer den Glauben an ewig steigende Preise verloren haben, werden die Kredite vermutlich auch nicht so stark abgerufen werden wie früher. fin

  • Finanzen
  • Immobilien
  • Konjunktur
  • Wachstum

Innenministerium will chinesische Drohnen

Das Bundesinnenministerium will neue Drohnen für das Technische Hilfswerk beschaffen und hat dafür eine Ausschreibung aufgesetzt. Allerdings gibt es dabei ein Problem: Der Hersteller des gewünschten Modells ist die chinesische Firma Da-Jiang Innovations, kurz DJI. Nach Recherchen von WDR und NDR geht es konkret um bis zu 67 Drohnensysteme des Typs DJI Matrice 300″.

DJI ist weltweit der Marktführer im Bereich Drohnen – auch in Deutschland (China.Table berichtete). Allerdings wird das Unternehmen vor allem von den USA sehr kritisch eingestuft:  So steht DJI auf einer schwarzen Liste des US-Handelsministeriums, weil es das chinesische Militär unterstützt haben soll bei der Überwachung der muslimischen Minderheit der Uiguren. DJI hat dies bestritten (China.Table berichtete).

Das Pentagon vermutet, dass China versucht, seine Armee mithilfe von nur scheinbar zivilen Unternehmen zu modernisieren. Diese ermöglichen den Zugang zu fortschrittlichen Technologien. Wirtschaftsbeziehungen mit diesen Unternehmen könnten letztlich zur Modernisierung und zum Wachstum des chinesischen Militärs beitragen, so das Pentagon.

Auf Nachfrage der ARD-Tagesschau verteidigt das Bundesinnenministerium das Vorhaben: “Für den Bereich des Bevölkerungsschutzes bestehen nach aktuellem Stand aufgrund der Einsatzanforderungen und der Einsatzgebiete keine Bedenken gegenüber der Nutzung der Drohnen.” rad

  • Menschenrechte
  • Militär
  • Technologie
  • Zivilgesellschaft

Chinas komplizierte Klimabilanz

China reduziert seine Treibhausgasemissionen zu langsam. Trotz massivem Ausbau erneuerbarer Energien im Land verfehlt die Volksrepublik beim Klimaschutz ihre Ziele, um ihren Beitrag zur Begrenzung der Erderwärmung um 1,5 Grad leisten zu können. Das besagt der Klimaschutz-Index 2023, der am Montag auf der COP27 in Sharm el-Sheikh vorgestellt wurde. Unter 59 untersuchten Ländern (+ EU) belegt China nur Platz 51.

Die Analyse von Germanwatch und dem New Climate Institute zeigt jedoch auch, dass die größten THG-Emittenten auch gemeinsam ihr Ziel verfehlen. Der Index wird auf der Grundlage objektiver Kriterien sowie Expertenbefragungen erstellt. Dabei fließen die Treibhausgasemissionen eines Landes (40 Prozent Gewichtung), die Menge Erneuerbarer (20 Prozent), Energieeffizienz (20 Prozent), nationale sowie internationale Klimapolitik (jeweils 10 Prozent) mit ein. Traditionell bleiben die ersten drei Plätze des Indexes frei, da kein Land in allen Kategorien mit “sehr hoch” abschneide.

China landet lediglich bei den Erneuerbaren in der Kategorie “hoch” auf Platz 17. Investitionen in neue Kohlekraftwerke und dem weiteren Ausbau der Kohleverstromung verschlechtern die Beurteilung jedoch deutlich. Im Vergleich zum vergangenen Jahr ist China sogar um 13 Plätze zurückgefallen.

Gewohnt schlecht schneiden auch die USA ab (Platz 52). Das Hauptproblem sei, dass die USA die Förderung fossiler Brennstoffe im eigenen Land nicht einstellen und weiterhin fossile Brennstoffe subventionieren. Beim Ausbau der Erneuerbaren landen die USA auf dem fünftletzten Platz.

Die EU landet als Block mit Platz 19 im oberen Mittelfeld – drei Plätze besser als im vergangenen Jahr. Zwar gehört die EU zu den Top 4 in der Klimapolitik – auf Platz eins (Dänemark) und Platz drei (Niederlande) sind ebenfalls EU-Mitglieder. Doch weil die Pro-Kopf-Emissionen nach wie vor hoch sind (Platz 24) und der Erneuerbaren-Ausbau stockt (Platz 26), fällt die EU ab. Beim Gesamtergebnis liegen mit Dänemark und Schweden, wie schon im vergangenen Jahr, ebenfalls zwei Europäer auf den Top-Plätzen.

Deutschland rutscht im Vergleich zum Vorjahr um drei Plätze auf Rang 16 ab. Grund dafür seien der verlangsamte Erneuerbaren-Ausbau bis 2020 und der starke Anstieg der Emissionen im Verkehrssektor im Jahr 2021. luk

  • COP27
  • Erneuerbare Energien
  • Klimaschutz
  • Kohlekraft
  • Umwelt

Falsche Hymne ärgert Hongkong

An die neuen politischen Gepflogenheiten in Hongkong muss sich der eine oder andere asiatische Nachbar offenbar erst noch gewöhnen (China.Table berichtete). Beim Rugby-Turnier “Asia 7” im südkoreanischen Incheon kam es am Sonntag jedenfalls zu einer pikanten Verwechslung. Vor dem Finale zwischen den Gastgebern und der Vertretung Hongkongs schallte zu Ehren der Auswärtsmannschaft statt der chinesischen Nationalhymne das inzwischen offiziell geächtete “Glory to Hong Kong” aus den Lautsprechern. Das Lied war während der Proteste 2019 von Hongkonger Demonstranten als Zeichen ihrer eigenen Identität gesungen worden.

Hongkongs Regierung reagierte empört auf den Fauxpas und verlangt nun Aufklärung. “Die Nationalhymne ist ein Symbol für unser Land. Der Organisator des Turniers hat die Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Nationalhymne den ihr gebührenden Respekt erfährt”, sagte ein Regierungssprecher. Auch ihren eigenen Rugby-Verband forderten die Hongkonger Behörden auf, einen detaillierten Bericht vorzulegen.

Der Verband hatte schon kurz nach dem Spiel mitgeteilt, dass der Fehler auf Seiten der südkoreanischen Veranstalter zu suchen sei. Vom Hongkonger Trainer sei demnach die chinesische Nationalhymne vorgelegt worden. Wie es zu der Verwechslung kam, soll nun untersucht werden. Tatsächlich wurde der Irrtum aber schnell korrigiert. Nachdem die Gäste das Finale für sich entschieden hatten, wurde bei der Siegerehrung die chinesische Hymne gespielt. grz

  • Hongkong
  • Sport
  • Südkorea

Presseschau

Weißes Haus: Biden und Xi verurteilen Russlands Atomdrohungen – Taiwan bleibt brisantes Streitthema RND
Iran and China Use Private Detectives to Spy on Dissidents in America NYTIMES
Taiwan begrüßt Einsatz des US-Präsidenten für Status quo der Insel DEUTSCHLANDFUNK
Asiens lauteste Demokratie: Bei Taiwans Zwischenwahlen spielt China nur eine Nebenrolle TAGESSPIEGEL
Staatssekretärin Brantner reist nach Taiwan WALLSTREET-ONLINE
Chip firm MediaTek CEO sees manufacturers expanding supply chain beyond Taiwan REUTERS
Leichte Bewegung im Klimadialog zwischen China und USA erkennbar BOERSENNEWS
Scholz in Singapur: Auf der Suche nach Alternativen zu China SUEDDEUTSCHE
Grüne gegen möglichen Kauf chinesischer Drohnen für den deutschen Katastrophenschutz WELT
Australian warships challenged by Chinese military near heavily fortified Spratly Islands ABC
Freilassung für Hongkonger Verleger Jimmy Lai sowie mehrerer seiner früheren Mitarbeiter gefordert WDR
Südkorea: Bei Rugby-Wettbewerb ertönt Hongkonger Protestlied statt chinesische Nationalhymne DEUTSCHLANDFUNK
As world population hits 8 billion, China frets over too few babies REUTERS
Rasanter Kursanstieg: Rettet China jetzt seine Wirtschaft? FAZ
Trumpfkarte Elektroautos: China rüttelt an Europas Exportstärke STUTTGARTER-NACHRICHTEN
BMW erweitert Batteriemontage in China ELECTRIVE
Video aus China: Tesla will nach tödlichem Unfall mögliche Fehlfunktion untersuchen RUNDSCHAU-ONLINE
Energie-Krise: Absatz von Thermounterwäsche aus China steigt in Europa um 246 Prozent BUSINESSINSIDER
China bringt umfassendes Immobilien-Stützungspaket auf den Weg INSTITUTIONAL-MONEY
China’s real estate crisis could be over. Property stocks are soaring CNN
Corona-Ticker: Neuinfektionen in China steigen weiter an BR
Montreal: Hydro-Québec employee charged with spying for China CBC
Oil Losses Accelerate as Optimism Over China’s Covid Plan Wanes BLOOMBERG

Heads

Christian Sommer – Boss am Bass

Tagsüber berät Christian Sommer deutsche Unternehmen in Shanghai, am Abend spielt er in seiner Band Bassgitarre.

Sonnenbrille, Lederjacke und die Knie wippend im Takt der Musik. So steht er auf der Bühne – Christian Sommer, der CEO vom German Centre for Industry and Trade Shanghai. Es ist Ende September 2021, in einer Mehrzweckhalle irgendwo in Taicang, einer 500.000-Einwohner-Stadt im Speckgürtel von Shanghai.

Dirndlkleider und Lederhosen huschen durch die Gänge. Chinesen und deutsche Expats prosten sich mit Maßkrügen zu. Darauf zu lesen: “Mia San Mia. 16. Bierfest Taicang”. Und oben im Scheinwerferlicht, am Ende der Bierzeltgarnituren, zupft Christian Sommer an den Saiten seiner Bassgitarre. Sie sind zu siebt. Fünf Deutsche, ein Russe, ein Chinese. Und heute hier, um die Luft zu elektrisieren. Zusammen sind sie: Shang High Voltage.

Brücke zwischen Deutschland und China

Für Christian Sommer, 59, sind diese Möglichkeiten des Austausches wesentlich – in jeder Hinsicht. Für seinen Beruf. Und privat. Denn sein German Centre, das der aus Kiel stammende Jurist seit 1999 leitet, sei eben nicht nur eine wichtige Institution für deutsche Unternehmen, die sich auf den chinesischen Markt wagen wollen. Es bietet vor allem auch einen “Treffpunkt für die deutsch-chinesische Gemeinde zu geschäftlichen und sozialen Events”.

Das German Centre kann vieles bieten: Hilfe bei der Büroanmietung, Vertragsüberprüfungen, Hinweise zur wirtschaftlichen Lage vor Ort. Am Ende seien aber die menschlichen Aspekte entscheidend. Christian Sommer versteht sich eben nicht als bloßer Berater: “Leute können sich ausschütten, ich bin neutral. Wir arbeiten auf der Brücke zwischen Deutschland und China. Wir haben beide Seiten im Blick, ohne diese angleichen zu wollen.”

Offene Fehlerkultur statt Erbsenzählerei

Obwohl Sommer die aktuellen politischen Spannungen wahrnimmt, ist China für ihn nach wie vor ein attraktiver Wirtschaftsstandort. Denn das Land habe einen großen Vorteil. “Alles geht schneller”, sagt er. Deutsche Überbürokratisierung und Erbsenzählerei gebe es in China nicht. Dafür eine offene Fehlerkultur. Einfach machen. Fehler eingestehen und flexibel auf das Geschäft reagieren. Das sei die Devise.

Dass er es schon so lange im hektischen China aushält, hat er neben seiner Frau und seinem Sohn vor allem seiner Anpassungsfähigkeit zu verdanken. “Das Leben hier ist ständig in Bewegung. Und Routine ein Fremdwort.” Seine innere Ruhe findet Sommer beim Tischtennis. Klar, in China brauche man als Europäer da “etwas Frustrationstoleranz”. Aber er liebt den Sport und geht zweimal in der Woche zum Training.

Und nicht zuletzt zupft Christian Sommer die Saiten der Bassgitarre. Er und seine Band Shang High Voltage spielen Rock von Scorpions über Die Toten Hosen bis hin zu chinesischen Songs. Die Mischung macht es. Auf dem Bierfest in Taicang konnten sie jedenfalls beide Lager zum Tanzen bewegen – Deutsche und Chinesen. Tim Winter

  • Shanghai

Personalien

Bastian Färber ist jetzt International Program Manager für den chinesischen Markt für die Dr. Schneider Unternehmensgruppe am Standort Liaoning. Dr. Schneider stellt Teile für den Innenraum von Autos her.

Kentaro Fujiwara, vormals China-Chef des japanischen Kosmetikriesen Shiseido, ist zum Präsident und CEO des Gesamtkonzerns aufgestiegen. Seine Beförderung zeigt die Bedeutung des chinesischen Marktes.

Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

Dessert

Erstmals seit 2009 hat der Onlinehändler Alibaba keine Zahlen zu seinem Schnäppchenevent “Single’s Day” veröffentlicht. Das jährliche Verkaufswettrennen am 11.11. hatte dem Einzelhandel im vergangenen Jahr 84,5 Milliarden Dollar Umsätze beschert. Dieses Mal ließ Alibaba lediglich verlauten, die Ergebnisse von 2022 seien vergleichbar. Unser Bild zeigt eine Frau am Paketband eines Logistikzentrums in Lanshan/Hubei.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    in den Reden und den Gesprächen auf der Asien-Pazifik-Konferenz in Singapur geht es vor allem um ein Thema: Wie kann Deutschland seine wirtschaftlichen Abhängigkeiten von China reduzieren? Malte Kreutzfeldt ist für uns nach Singapur gereist und hat sich am Rande der Veranstaltung mit Siemens-Chef Roland Busch unterhalten.

    Im Gespräch verrät der Vorsitzende des Asien-Pazifik-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, welche Länder aus seiner Sicht als Alternative zu China überhaupt infrage kommen. Dabei müsse es sich nicht zwangsläufig nur um niedrigpreisige Märkte handeln, auch Hochlohnländer können attraktive Standorte sein. An welche Staaten Busch dabei denkt, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen und was er sich von der China-Strategie der Bundesregierung erhofft, lesen Sie in unserem Interview aus Singapur.

    Unterdessen kam es kurz vor dem G20-Gipfel auf Bali zum lang erwarteten Treffen zwischen US-Präsident Joe Biden und seinem chinesischen Amtskollegen Xi Jinping. Beide Staatschefs reisten mit heimischem Rückenwind an und entsprechend selbstbewusst traten sie sich offenbar auch gegenüber. Wie so oft sprachen beide Seiten hinterher von einem guten und offenen Austausch.

    Finn Mayer-Kuckuk hat sich deshalb sowohl die chinesische als auch die amerikanische Erklärung genauer angeschaut und arbeitet in seiner Analyse die Unterschiede heraus. So werden die Bruchstellen offensichtlich. Nur ein Beispiel: Im Falle Taiwans stimmen beide der Gegenseite zu – und meinen doch unterschiedliche Dinge.

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    Michael Radunski
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    Analyse

    “Es geht nicht darum, aus China rauszugehen”

    Roland Busch, Vorsitzender des Asien-Pazifik-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft und Vorstandsvorsitzender der Siemens AG

    Herr Busch, bei der Asien-Pazifik-Konferenz in Singapur steht die Frage im Mittelpunkt, wie die deutsche Wirtschaft ihre Abhängigkeit von China verringern kann. Wie realistisch ist diese Diversifizierung aus Ihrer Sicht? Können andere Märkte China ganz oder zumindest teilweise ersetzen?

    Es ist durchaus realistisch, aber es geht nicht in zwei oder drei Jahren, sondern eher in zehn oder 20. Denn viele der neuen Märkte sind sehr klein. Da braucht man einen langen Atem, um dort ein Geschäft aufzubauen. Man muss sich bewusst sein, dass der Return sehr viel später kommt als bei einer Investition in existierende Märkte. Was dabei wichtig ist: Es geht nicht darum, aus China rauszugehen, sondern darum, dort zu bleiben, aber gleichzeitig in andere Märkte zu investieren.

    Was sind denn aus Ihrer Sicht die wichtigsten Alternativ-Standorte?

    Bei Fertigungstechnologien, wo es um viele Arbeitskräfte geht, werden das vergleichbar niedrigpreisige Märkte sein, zum Beispiel Mexiko oder Osteuropa. Auch in Südamerika oder Afrika gibt es für die deutsche Wirtschaft noch erhebliches Potenzial. Sehr wichtig ist natürlich auch der südostasiatische Raum, wo wir gerade sind, und Indien. Es gibt also nicht den einen Markt, der das kompensieren kann. Auch Hochlohnländer können attraktive Standorte sein, wenn dabei auf Automatisierung und Digitalisierung gesetzt wird. Ein Beispiel dafür ist die Batteriefertigung: Die ist so hoch automatisiert, da spielen eher die Energiekosten eine Rolle als die Lohnkosten.

    Betrifft die Diversifizierungsstrategie eigentlich auch Taiwan? Schließlich gibt es auch dort große Abhängigkeiten.

    Ja, von den Halbleitern im 10-Nanometer-Bereich kommen über 90 Prozent aus Taiwan. Das ist natürlich eine starke Abhängigkeit, und es ergibt definitiv Sinn, das anzugehen. Das passiert ja auch schon, wenn man sich die Finanzierung und den Aufbau neuer Fertigungsanlagen in den USA und Europa ansieht.

    Im Vorfeld der Konferenz hat das Wirtschaftsministerium angekündigt, die Investitionsschutzversicherungen für Unternehmen künftig so zu gestalten, dass große Investments in China weniger attraktiv werden. Was halten Sie davon?

    Wir kennen die Details dieser neuen Regelung noch nicht, aber sehen es nicht als eine Anpassung, die sich speziell gegen China richtet, sondern generell gegen Klumpenrisiken der deutschen Wirtschaft. Man muss es mit Augenmaß so ausarbeiten, dass es funktioniert, aber auch den Spielraum behalten für die Unterstützung von großen, strategisch und für Deutschland relevanten Projekten.

    Und was denken Sie über die China-Strategie, die die Bundesregierung demnächst endlich vorstellen will?

    Ich kenne die Entwürfe nicht, wir befinden uns dazu aber in einem sehr guten Dialog-Prozess. Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass man das Verhältnis nicht emotional, sondern rational diskutiert. Wir brauchen einen Dreiklang aus Kollaboration, Wettbewerb und Systemrivalität. Wir sind ein Exportland, wir haben und wir werden immer mit anderen Systemen zusammenarbeiten müssen. Und wir sollten die Geschäfte auch danach bewerten, inwieweit sie den Menschen vor Ort helfen, unsere Wirtschaft stärken und unseren gemeinsamen Zielen dienen, wie zum Beispiel dem Kampf gegen den Klimawandel.

    Roland Busch ist seit Herbst 2021 Vorsitzender des Asien-Pazifik-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft. Zudem ist Busch Vorstandsvorsitzender der Siemens AG.

    • Asien-Pazifik-Konferenz
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    • Investitionen

    Begegnung auf Bali: Xi und Biden suchen gemeinsame Basis

    Entspannte Plauderei? Eher eine Unterredung mit Drehbuch: Biden und Xi auf Bali.

    Das erste Treffen von Joe Biden in seiner Rolle als US-Präsident mit Xi Jinping war das Top-Ereignis kurz vor dem Beginn des G20-Treffens im indonesischen Bali. Die beiden Männer kennen sich zwar schon als Vizepräsidenten, doch pandemiebedingt waren sie sich seit dem Ende der Ära Trump bislang nicht persönlich begegnet.

    Die beiden mächtigsten Männer der Welt tauschten sich nach einigen öffentlichen Bemerkungen hinter verschlossenen Türen aus. Wie immer gibt es zwei Protokolle des Gesprächs. In der Version der chinesischen Seite kommt Xi Jinping besser weg; sie klingt so, als habe er Biden umfangreich über die Verantwortung von Staatsführern für die Weltgemeinschaft belehrt. Naturgemäß stellt die US-amerikanische Version die Sache anders dar. In ihrer Darstellung dominiert Biden das Gespräch und gibt die Themen vor.

    Es gibt einige Gemeinsamkeiten in der Darstellung. Beide Seiten betonen demnach in ungefähr gleichem Maße die Wichtigkeit der Zusammenarbeit beider Länder für die Lösung globaler Probleme. Insbesondere erkennen sie an, wie wichtig der gemeinsame Kampf gegen die Erderwärmung sei. Sie lassen es aber beide so klingen, als sei die jeweils andere Seite am derzeitigen Mangel an Zusammenarbeit schuld. Beide einigten sich auf eine Fortsetzung der persönlichen Treffen und eine Verstärkung des Dialogs auf Arbeitsebene.

    Kleinste gemeinsame Nenner zu Taiwan und Ukraine

    Zwischen beiden Versionen fallen einige Unterschiede auf. Dem Weißen Haus zufolge hat Biden die Menschenrechtsverletzungen in Xinjiang, Tibet und Hongkong prominent und in klaren Worten angesprochen. Das findet in der CCTV-Version keine Erwähnung. Zwei Themen tauchen zwar in beiden Protokollen prominent auf: der Ukraine-Krieg und Taiwan. Die Darstellung der Gesprächsergebnisse fällt aber sehr unterschiedlich aus.

    Ukraine: Die US-Seite sagt, Xi und Biden seien sich einig gewesen, dass “ein Atomkrieg nie geführt werden” dürfe und dass Russlands Drohungen “verantwortungslos” seien. Beide Präsidenten bekräftigen demnach ihre Ablehnung gegenüber der “Drohung mit oder die Anwendung von Kernwaffen in der Ukraine”.

    Das Thema Atombomben taucht in der chinesischen Zusammenfassung nicht auf. Xi belehrt darin seinen Kollegen in einem langen Diskurs über die “vier Muss” und die “vier Gemeinsamkeiten”. Dabei handelt es sich um die Wahrung territorialer Integrität, die Einhaltung der Uno-Charta und die Wichtigkeit friedlicher Lösungen. Immerhin kam auf diese Weise ein Anstrich von Einigkeit zustande. Und: China zeigte sich hier nicht offen pro-russisch.

    Taiwan: Laut der chinesischen Version nannte Xi die Einhaltung der Ein-China-Politik eine “rote Linie”, deren Überschreiten China nicht akzeptieren werde. Damit dreht er den Sprachgebrauch um, der sich derzeit im Westen verbreitet. Dort wird bei einem Angriff auf Taiwan derzeit oft eine rote Linie gezogen, die China nicht straflos überschreiten dürfe. In dem chinesischen Transkript nimmt die Belehrung Xis über die Verhältnisse rund um Taiwan viel Raum ein. Erwähnung finden vor allem die drei gemeinsamen chinesisch-amerikanischen Kommuniqués (China.Table berichtete, was es damit auf sich hat).

    Im Vergleich zur Darstellung des Weißen Hauses gibt es hier sogar eine gemeinsame Basis. Denn Biden sagte Xi sogar zu, an der Ein-China-Politik festzuhalten. Die genaue Wortwahl schwächte diesen Punkt jedoch wieder ab: “Unsere Politik des einen China hat sich nicht gewandelt.” Daraus geht hervor, dass es derzeit eine chinesische und eine amerikanische (“unsere”) Version der Doktrin gibt. Biden wandte sich im gleichen Atemzug “gegen jede Änderung des Status quo”. Auch hier konnte Xi formal zustimmen, ohne dasselbe zu meinen. Für die USA ist der Status quo die Existenz getrennter Staaten, für China impliziert er nach aktueller Lesart die Einheit mit Taiwan und Nichteinmischung der USA.

    Biden wiederum warf China eine “aggressive Haltung” gegenüber Taiwan und “Nötigung” vor. Er bezieht sich darauf, dass Xi anders als seine Vorgänger von einer Annexion der Insel als realistisches Nahziel spricht und das durch gewaltige Manöver in taiwanischen Gewässern unterstreichen lässt (China.Table berichtete).

    Xi wettert gegen US-Sanktionen

    Dem chinesischen Protokoll zufolge wandte sich Xi in einem langen Abschnitt des Gesprächs gegen Abkopplung und Handelskriege und nannte hier vor allem “Technologiekriege”. Das bezieht sich direkt auf Joe Bidens jüngste Salve von Chip-Sanktionen und seine Versuche, Abhängigkeiten zu verringern, die er sogar konsequenter vorantreiben lässt als Donald Trump (China.Table berichtete). Xi echauffierte sich deshalb darüber, dass die USA künstlich “Mauern und Barrieren bauen”, um ein Decoupling zu fördern. Das verstoße gegen die Prinzipien der Marktwirtschaft. Diesen Teil des Gesprächs unterschlug wiederum die amerikanische Seite in ihrer Mitteilung.

    Xi warf Biden den Berichten chinesischer Medien zufolge mehrere Tiraden in typischem Parteisprech an den Kopf, ganz so, also ob diesen die hochgradig kodierten Phrasen interessierten. Dort finden sich Sätze wie: “China hat eine glorreiche Tradition der unermüdlichen Selbstverbesserung, und jede Unterdrückung und Eindämmung wird nur den Willen und die Begeisterung des chinesischen Volkes anregen.” Er belehrte Biden demnach darüber, dass China eine Demokratie sei; zwischen den Systemen gebe es nur “spezifische Unterschiede”. China gehe den sozialistischen Weg, die USA gehen ihren kapitalistischen Weg. Der chinesische Weg entspreche dem Willen von 1,4 Milliarden Menschen. Und so weiter.

    “Kein Kalter Krieg”, verspricht Biden

    Anders als Xi gab Biden im Anschluss eine Pressekonferenz, in der er die Gesprächsinhalte für die Weltöffentlichkeit in seinem Sinne zurechtrückte. Sie fand in tropischer Wärme vor balinesischer Kulisse statt. Biden war heiser, weil er nach eigener Aussage unter einer leichten Erkältung leidet.

    Biden versprach, es “nicht zu einem neuen Kalten Krieg” mit China kommen zu lassen. Die USA suchten keinen Konflikt, auch wenn Biden sie im Wettbewerb mit China sieht. Kurz vorher hatte er allerdings noch von der Wichtigkeit der Partnerschaft mit Südkorea, Japan und Australien gesprochen – drei Ländern, die ein Interesse daran haben, Chinas Ambitionen einzuhegen.

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    BMW investiert weitere Milliarden in Shenyang

    BMW-Werk Lydia in Shenyang

    BMW will zehn Milliarden Yuan (1,4 Milliarden US-Dollar) in den Ausbau einer Batteriefabrik in China investieren. Konkret geht es um eine Erhöhung der Kapazität des Batteriewerks in der nördlichen chinesischen Provinz Liaoning.

    Das Werk Lydia in Shenyang wurde erst im Juni dieses Jahres eröffnet. Schon damals handelte es sich bei dem Werk laut Unternehmensangaben um das größte Einzelprojekt in der Geschichte der BMW Group in China. Es befindet sich im Bezirk Tiexi und verfügt über alle vier wichtigen Produktionsprozesse: Presswerk, Karosseriebau, Lack und Montage. Im Werk Lydia werden vor allem Hochleistungsbatterien für die Autos der Serien i3 und iX3 herstellt.

    Nun soll das Werk weiter ausgebaut werden. “Die heutige Vertragsunterzeichnung ist der jüngste Beweis unseres Vertrauens in den chinesischen Markt und unseres Engagements für die Förderung der Zusammenarbeit zwischen China und Deutschland”, sagte Jochen Goller, Präsident und CEO der BMW Group Region China einem Bericht der chinesischen Zeitung China Daily zufolge.

    Zuletzt hatte BMW trotz Corona-Pandemie, Lieferengpässen und Ukraine-Krieg im dritten Quartal starke Zahlen vorlegen können: Der China-Umsatz des deutschen Autobauers legte im Zeitraum von Juli bis September um gut 35 Prozent auf 37,2 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich erzielte BMW damit einen Überschuss von 3,18 Milliarden Euro, nach 2,58 Milliarden im Vorjahreszeitraum (China.Table berichtete).

    BMW hat seit 2010 allein in Shenyang mehr als 83 Milliarden Yuan investiert, um ein Produktionssystem aufzubauen, das Forschung und Entwicklung, Beschaffung sowie Antriebsstrang- und Fahrzeugproduktion integriert. BMW-Angaben zufolge ist Shenyang inzwischen die weltweit größte Produktionsbasis der BMW Group. rad

    • Autoindustrie

    Klares Bekenntnis zum Freihandel von Scholz

    Es kommt nicht oft vor, dass Kanzler und Vizekanzler 10.000 Kilometer entfernt von Berlin aufeinandertreffen. An diesem Montag war es aber so weit: Auf dem Weg zum G20-Gipfel auf Bali machte Olaf Scholz noch einen Zwischenstopp bei der Asien-Pazifik-Konferenz der deutschen Wirtschaft in Singapur, wo Robert Habeck als Co-Gastgeber schon seit Samstag zugegen ist. Der erste Besuch eines deutschen Kanzlers bei dieser Konferenz, die bereits zum 17. Mal stattfindet, unterstrich die besondere Rolle, die Südostasien derzeit für die deutsche Politik spielt.

    Scholz nutzte seine Rede bei der Konferenz zu einem klaren Bekenntnis zum Freihandel. “Freier und fairer Handel nützt allen beteiligten Parteien”, sagte er auf Englisch. “Er (der Freihandel) bleibt eine Grundlage unseres Wohlstands.” Auch Habeck hatte am Vortag bereits die Bedeutung von Freihandelsabkommen betont, sich speziell in Bezug auf die Asean-Staaten aber ausdrücklich zurückhaltend gezeigt, weil Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte nach europäischen Standards noch nicht “bei all diesen Staaten gewährleistet” seien.

    Scholz stellte den Asean-Staaten Südostasiens zwar ebenfalls nicht ausdrücklich ein Freihandelsabkommen in Aussicht, erklärte aber: “Wir möchten die Zusammenarbeit mit Asean verstärken, auch durch die EU.” Und: “Meine Botschaft ist: Deutschland ist sehr daran interessiert, seine wirtschaftlichen Verbindungen mit Ihrer Region zu stärken.”

    Zugleich ging der Kanzler abermals deutlich auf Distanz zu China. “Die Ergebnisse des jüngsten Kongresses der Kommunistischen Partei lassen wenig Zweifel daran, dass das heutige China sehr anders ist als das China von vor fünf oder zehn Jahren“, sagte er. “Unser politischer und wirtschaftlicher Ansatz muss das reflektieren.” Für die Unternehmen bedeute dies, dass sie ihre Investitionen in anderen Ländern des asiatischen Raumes ausweiten sollten, ohne China komplett zu verlassen; für die Politik eine Verschiebung der Aufmerksamkeit. mkr

    • ASEAN
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    • Robert Habeck

    Neue Hilfen für den Immobilien-Sektor

    Die chinesische Regierung fällt in alte Muster zurück und heizt den Immobilienmarkt mit frischen Krediten an. Am Montag hat sie ein Paket von 16 Maßnahmen vorgelegt, die der schleppenden Hauskonjunktur und dem Baugeschäft aufhelfen sollen.

    • Die Immobilienentwickler erhalten bevorzugt Kredite von den staatlichen Banken. Außerdem können sie leichter Anleihen ausgeben, die von den Banken vorrangig gekauft werden.
    • Die Regeln für den privaten Hauskauf werden gelockert. Das betrifft vor allem die Eigenkapitalanforderungen und die Zahl der Wohnungen, die private Käufer erwerben dürfen. Der Kauf ist jetzt mit höherem Kreditanteil und weniger vorhandenem Geld möglich.
    • Auch Baufirmen sollen leichter an Finanzierungen kommen. Das soll in der derzeitigen Flaute vermutlich schlicht deren Überleben sichern.
    • Bereits im Bau befindliche Projekte sollen Förderung erhalten, um fertiggestellt zu werden.
    • Die Rettung insolventer Firmen soll Priorität vor der Abwicklung erhalten.

    Ökonomen beurteilen das Vorgehen skeptisch. Einerseits erkennen sie die Notwendigkeit an, der lahmenden Konjunktur aufzuhelfen. Andererseits sehen sie gerade in der üppigen Kreditvergabe die Ursache für die Probleme am Markt. Sie haben die Blase erst so weit aufgebläht, dass nun Milliardenpleiten der Immobilienfirmen drohen.

    Finanzwissenschaftler Michael Pettis von der Peking Universität glaubt, dass nur ein breit angelegtes Konjunkturprogramm in Kombination mit Covid-Öffnungen der Wirtschaft wirklich helfen würde. Nachdem die Hauskäufer den Glauben an ewig steigende Preise verloren haben, werden die Kredite vermutlich auch nicht so stark abgerufen werden wie früher. fin

    • Finanzen
    • Immobilien
    • Konjunktur
    • Wachstum

    Innenministerium will chinesische Drohnen

    Das Bundesinnenministerium will neue Drohnen für das Technische Hilfswerk beschaffen und hat dafür eine Ausschreibung aufgesetzt. Allerdings gibt es dabei ein Problem: Der Hersteller des gewünschten Modells ist die chinesische Firma Da-Jiang Innovations, kurz DJI. Nach Recherchen von WDR und NDR geht es konkret um bis zu 67 Drohnensysteme des Typs DJI Matrice 300″.

    DJI ist weltweit der Marktführer im Bereich Drohnen – auch in Deutschland (China.Table berichtete). Allerdings wird das Unternehmen vor allem von den USA sehr kritisch eingestuft:  So steht DJI auf einer schwarzen Liste des US-Handelsministeriums, weil es das chinesische Militär unterstützt haben soll bei der Überwachung der muslimischen Minderheit der Uiguren. DJI hat dies bestritten (China.Table berichtete).

    Das Pentagon vermutet, dass China versucht, seine Armee mithilfe von nur scheinbar zivilen Unternehmen zu modernisieren. Diese ermöglichen den Zugang zu fortschrittlichen Technologien. Wirtschaftsbeziehungen mit diesen Unternehmen könnten letztlich zur Modernisierung und zum Wachstum des chinesischen Militärs beitragen, so das Pentagon.

    Auf Nachfrage der ARD-Tagesschau verteidigt das Bundesinnenministerium das Vorhaben: “Für den Bereich des Bevölkerungsschutzes bestehen nach aktuellem Stand aufgrund der Einsatzanforderungen und der Einsatzgebiete keine Bedenken gegenüber der Nutzung der Drohnen.” rad

    • Menschenrechte
    • Militär
    • Technologie
    • Zivilgesellschaft

    Chinas komplizierte Klimabilanz

    China reduziert seine Treibhausgasemissionen zu langsam. Trotz massivem Ausbau erneuerbarer Energien im Land verfehlt die Volksrepublik beim Klimaschutz ihre Ziele, um ihren Beitrag zur Begrenzung der Erderwärmung um 1,5 Grad leisten zu können. Das besagt der Klimaschutz-Index 2023, der am Montag auf der COP27 in Sharm el-Sheikh vorgestellt wurde. Unter 59 untersuchten Ländern (+ EU) belegt China nur Platz 51.

    Die Analyse von Germanwatch und dem New Climate Institute zeigt jedoch auch, dass die größten THG-Emittenten auch gemeinsam ihr Ziel verfehlen. Der Index wird auf der Grundlage objektiver Kriterien sowie Expertenbefragungen erstellt. Dabei fließen die Treibhausgasemissionen eines Landes (40 Prozent Gewichtung), die Menge Erneuerbarer (20 Prozent), Energieeffizienz (20 Prozent), nationale sowie internationale Klimapolitik (jeweils 10 Prozent) mit ein. Traditionell bleiben die ersten drei Plätze des Indexes frei, da kein Land in allen Kategorien mit “sehr hoch” abschneide.

    China landet lediglich bei den Erneuerbaren in der Kategorie “hoch” auf Platz 17. Investitionen in neue Kohlekraftwerke und dem weiteren Ausbau der Kohleverstromung verschlechtern die Beurteilung jedoch deutlich. Im Vergleich zum vergangenen Jahr ist China sogar um 13 Plätze zurückgefallen.

    Gewohnt schlecht schneiden auch die USA ab (Platz 52). Das Hauptproblem sei, dass die USA die Förderung fossiler Brennstoffe im eigenen Land nicht einstellen und weiterhin fossile Brennstoffe subventionieren. Beim Ausbau der Erneuerbaren landen die USA auf dem fünftletzten Platz.

    Die EU landet als Block mit Platz 19 im oberen Mittelfeld – drei Plätze besser als im vergangenen Jahr. Zwar gehört die EU zu den Top 4 in der Klimapolitik – auf Platz eins (Dänemark) und Platz drei (Niederlande) sind ebenfalls EU-Mitglieder. Doch weil die Pro-Kopf-Emissionen nach wie vor hoch sind (Platz 24) und der Erneuerbaren-Ausbau stockt (Platz 26), fällt die EU ab. Beim Gesamtergebnis liegen mit Dänemark und Schweden, wie schon im vergangenen Jahr, ebenfalls zwei Europäer auf den Top-Plätzen.

    Deutschland rutscht im Vergleich zum Vorjahr um drei Plätze auf Rang 16 ab. Grund dafür seien der verlangsamte Erneuerbaren-Ausbau bis 2020 und der starke Anstieg der Emissionen im Verkehrssektor im Jahr 2021. luk

    • COP27
    • Erneuerbare Energien
    • Klimaschutz
    • Kohlekraft
    • Umwelt

    Falsche Hymne ärgert Hongkong

    An die neuen politischen Gepflogenheiten in Hongkong muss sich der eine oder andere asiatische Nachbar offenbar erst noch gewöhnen (China.Table berichtete). Beim Rugby-Turnier “Asia 7” im südkoreanischen Incheon kam es am Sonntag jedenfalls zu einer pikanten Verwechslung. Vor dem Finale zwischen den Gastgebern und der Vertretung Hongkongs schallte zu Ehren der Auswärtsmannschaft statt der chinesischen Nationalhymne das inzwischen offiziell geächtete “Glory to Hong Kong” aus den Lautsprechern. Das Lied war während der Proteste 2019 von Hongkonger Demonstranten als Zeichen ihrer eigenen Identität gesungen worden.

    Hongkongs Regierung reagierte empört auf den Fauxpas und verlangt nun Aufklärung. “Die Nationalhymne ist ein Symbol für unser Land. Der Organisator des Turniers hat die Pflicht, dafür zu sorgen, dass die Nationalhymne den ihr gebührenden Respekt erfährt”, sagte ein Regierungssprecher. Auch ihren eigenen Rugby-Verband forderten die Hongkonger Behörden auf, einen detaillierten Bericht vorzulegen.

    Der Verband hatte schon kurz nach dem Spiel mitgeteilt, dass der Fehler auf Seiten der südkoreanischen Veranstalter zu suchen sei. Vom Hongkonger Trainer sei demnach die chinesische Nationalhymne vorgelegt worden. Wie es zu der Verwechslung kam, soll nun untersucht werden. Tatsächlich wurde der Irrtum aber schnell korrigiert. Nachdem die Gäste das Finale für sich entschieden hatten, wurde bei der Siegerehrung die chinesische Hymne gespielt. grz

    • Hongkong
    • Sport
    • Südkorea

    Presseschau

    Weißes Haus: Biden und Xi verurteilen Russlands Atomdrohungen – Taiwan bleibt brisantes Streitthema RND
    Iran and China Use Private Detectives to Spy on Dissidents in America NYTIMES
    Taiwan begrüßt Einsatz des US-Präsidenten für Status quo der Insel DEUTSCHLANDFUNK
    Asiens lauteste Demokratie: Bei Taiwans Zwischenwahlen spielt China nur eine Nebenrolle TAGESSPIEGEL
    Staatssekretärin Brantner reist nach Taiwan WALLSTREET-ONLINE
    Chip firm MediaTek CEO sees manufacturers expanding supply chain beyond Taiwan REUTERS
    Leichte Bewegung im Klimadialog zwischen China und USA erkennbar BOERSENNEWS
    Scholz in Singapur: Auf der Suche nach Alternativen zu China SUEDDEUTSCHE
    Grüne gegen möglichen Kauf chinesischer Drohnen für den deutschen Katastrophenschutz WELT
    Australian warships challenged by Chinese military near heavily fortified Spratly Islands ABC
    Freilassung für Hongkonger Verleger Jimmy Lai sowie mehrerer seiner früheren Mitarbeiter gefordert WDR
    Südkorea: Bei Rugby-Wettbewerb ertönt Hongkonger Protestlied statt chinesische Nationalhymne DEUTSCHLANDFUNK
    As world population hits 8 billion, China frets over too few babies REUTERS
    Rasanter Kursanstieg: Rettet China jetzt seine Wirtschaft? FAZ
    Trumpfkarte Elektroautos: China rüttelt an Europas Exportstärke STUTTGARTER-NACHRICHTEN
    BMW erweitert Batteriemontage in China ELECTRIVE
    Video aus China: Tesla will nach tödlichem Unfall mögliche Fehlfunktion untersuchen RUNDSCHAU-ONLINE
    Energie-Krise: Absatz von Thermounterwäsche aus China steigt in Europa um 246 Prozent BUSINESSINSIDER
    China bringt umfassendes Immobilien-Stützungspaket auf den Weg INSTITUTIONAL-MONEY
    China’s real estate crisis could be over. Property stocks are soaring CNN
    Corona-Ticker: Neuinfektionen in China steigen weiter an BR
    Montreal: Hydro-Québec employee charged with spying for China CBC
    Oil Losses Accelerate as Optimism Over China’s Covid Plan Wanes BLOOMBERG

    Heads

    Christian Sommer – Boss am Bass

    Tagsüber berät Christian Sommer deutsche Unternehmen in Shanghai, am Abend spielt er in seiner Band Bassgitarre.

    Sonnenbrille, Lederjacke und die Knie wippend im Takt der Musik. So steht er auf der Bühne – Christian Sommer, der CEO vom German Centre for Industry and Trade Shanghai. Es ist Ende September 2021, in einer Mehrzweckhalle irgendwo in Taicang, einer 500.000-Einwohner-Stadt im Speckgürtel von Shanghai.

    Dirndlkleider und Lederhosen huschen durch die Gänge. Chinesen und deutsche Expats prosten sich mit Maßkrügen zu. Darauf zu lesen: “Mia San Mia. 16. Bierfest Taicang”. Und oben im Scheinwerferlicht, am Ende der Bierzeltgarnituren, zupft Christian Sommer an den Saiten seiner Bassgitarre. Sie sind zu siebt. Fünf Deutsche, ein Russe, ein Chinese. Und heute hier, um die Luft zu elektrisieren. Zusammen sind sie: Shang High Voltage.

    Brücke zwischen Deutschland und China

    Für Christian Sommer, 59, sind diese Möglichkeiten des Austausches wesentlich – in jeder Hinsicht. Für seinen Beruf. Und privat. Denn sein German Centre, das der aus Kiel stammende Jurist seit 1999 leitet, sei eben nicht nur eine wichtige Institution für deutsche Unternehmen, die sich auf den chinesischen Markt wagen wollen. Es bietet vor allem auch einen “Treffpunkt für die deutsch-chinesische Gemeinde zu geschäftlichen und sozialen Events”.

    Das German Centre kann vieles bieten: Hilfe bei der Büroanmietung, Vertragsüberprüfungen, Hinweise zur wirtschaftlichen Lage vor Ort. Am Ende seien aber die menschlichen Aspekte entscheidend. Christian Sommer versteht sich eben nicht als bloßer Berater: “Leute können sich ausschütten, ich bin neutral. Wir arbeiten auf der Brücke zwischen Deutschland und China. Wir haben beide Seiten im Blick, ohne diese angleichen zu wollen.”

    Offene Fehlerkultur statt Erbsenzählerei

    Obwohl Sommer die aktuellen politischen Spannungen wahrnimmt, ist China für ihn nach wie vor ein attraktiver Wirtschaftsstandort. Denn das Land habe einen großen Vorteil. “Alles geht schneller”, sagt er. Deutsche Überbürokratisierung und Erbsenzählerei gebe es in China nicht. Dafür eine offene Fehlerkultur. Einfach machen. Fehler eingestehen und flexibel auf das Geschäft reagieren. Das sei die Devise.

    Dass er es schon so lange im hektischen China aushält, hat er neben seiner Frau und seinem Sohn vor allem seiner Anpassungsfähigkeit zu verdanken. “Das Leben hier ist ständig in Bewegung. Und Routine ein Fremdwort.” Seine innere Ruhe findet Sommer beim Tischtennis. Klar, in China brauche man als Europäer da “etwas Frustrationstoleranz”. Aber er liebt den Sport und geht zweimal in der Woche zum Training.

    Und nicht zuletzt zupft Christian Sommer die Saiten der Bassgitarre. Er und seine Band Shang High Voltage spielen Rock von Scorpions über Die Toten Hosen bis hin zu chinesischen Songs. Die Mischung macht es. Auf dem Bierfest in Taicang konnten sie jedenfalls beide Lager zum Tanzen bewegen – Deutsche und Chinesen. Tim Winter

    • Shanghai

    Personalien

    Bastian Färber ist jetzt International Program Manager für den chinesischen Markt für die Dr. Schneider Unternehmensgruppe am Standort Liaoning. Dr. Schneider stellt Teile für den Innenraum von Autos her.

    Kentaro Fujiwara, vormals China-Chef des japanischen Kosmetikriesen Shiseido, ist zum Präsident und CEO des Gesamtkonzerns aufgestiegen. Seine Beförderung zeigt die Bedeutung des chinesischen Marktes.

    Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

    Dessert

    Erstmals seit 2009 hat der Onlinehändler Alibaba keine Zahlen zu seinem Schnäppchenevent “Single’s Day” veröffentlicht. Das jährliche Verkaufswettrennen am 11.11. hatte dem Einzelhandel im vergangenen Jahr 84,5 Milliarden Dollar Umsätze beschert. Dieses Mal ließ Alibaba lediglich verlauten, die Ergebnisse von 2022 seien vergleichbar. Unser Bild zeigt eine Frau am Paketband eines Logistikzentrums in Lanshan/Hubei.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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