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Erscheinungsdatum: 28. Februar 2025

Wachstumsmotor Gesundheit 

Die Pharmaindustrie zählt zu den innovativsten Branchen Deutschlands. Damit dies so bleibt, fordert Urs Vögeli, Vorsitzender der Geschäftsführung der Janssen-Cilag GmbH, politischen Rückenwind.

Deutschland muss zurück auf den Wachstumspfad. Der Handlungsbedarf ist enorm. Während Wirtschaftsthemen im Wahlkampf sehr präsent waren, habe ich das Thema Gesundheit allerdings kaum wahrgenommen. Dabei ist Gesundheitspolitik immer auch Wirtschaftspolitik. „Eine starke pharmazeutische Industrie ist für die Gesundheitsversorgung und den Wirtschaftsstandort von großer Bedeutung“, heißt es in der Pharmastrategie. Für die Strategieberatungen BCG, McKinsey und Roland Berger ist sie eine von fünf Kernindustrien, die mit gezielten Investitionen und Effizienzsteigerungen gesichert und ausgebaut werden sollen, um unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit und damit unseren Wohlstand nachhaltig zu sichern.

Moderne Medikamente setzen immer früher an. Sie wirken immer präziser, sind immer besser verträglich. Für Betroffene bedeutet das: bessere Heilungschancen, mehr Lebensqualität und gesellschaftliche Teilhabe und eine längere Verweildauer im Erwerbsleben. Das kommt nicht von ungefähr: Keine andere Branche in Deutschland investiert gemessen am Umsatz mehr in Forschung und Entwicklung als die Pharmaindustrie: Die im Verband der forschenden Arzneimittelhersteller (vfa) organisierten Unternehmen stecken am Standort Deutschland jährlich mehr als 9,5 Milliarden Euro in die Entwicklung neuer und die Verbesserung bestehender Medikamente, das sind laut dem Institut der deutschen Wirtschaft rund 17 Prozent des Branchenumsatzes.

Pharmazeutische Forschung ist ein finanzielles Hochrisikogeschäft. Es dauert bis zu 14 Jahre, bis ein neues Medikament entwickelt ist. Von 100 Wirkstoffen schafft es im Schnitt einer bis zur Zulassung, bei Kosten von bis zu 1,6 Milliarden Euro. Das Investitionsrisiko tragen die Unternehmen allein. Verlässliche Marktzugangsbedingungen sind deshalb das A und O. Als Geschäftsführer eines zu 100 Prozent auf Innovation ausgerichteten Unternehmens muss ich mich darauf verlassen können, dass die Innovationen, die wir entwickeln, adäquat bewertet, vergütet und schnellstmöglich in die Versorgung gebracht werden können.

Die Realität sieht leider anders aus: Das 14-jährige AMNOG (Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz) ist wissenschaftlich-methodisch nicht mehr zuverlässig in der Lage, neue Ansätze wie zum Beispiel Gen- und Zelltherapien in der Onkologie adäquat zu bewerten. Damit fehlt die Grundlage, um einen Erstattungspreis zu verhandeln, der ihrem Wert für die Gesundheit von Patientinnen und Patienten entspricht. Pauschale Preisobergrenzen und Zwangsrabatte machen es zusätzlich schwer, innovative Therapien in Deutschland auf den Markt zu bringen. Ich muss kein Betriebswirt sein, um zu verstehen, dass diese Gemengelage für globale Investitionen, zum Beispiel in klinische Studien, nicht besonders attraktiv ist.

Die forschenden Unternehmen haben das Potenzial – den Willen sowieso –, Wachstumsmotor für unsere Wirtschaft zu sein. Wir brauchen jedoch politischen Rückenwind. Genau den wünsche ich mir von der neuen Regierung. Die Umsetzung der Pharmastrategie ist ein wichtiger Schritt. Sie soll Deutschland für Unternehmen attraktiver machen und unsere Versorgung mit innovativen Medikamenten und Therapien sicherstellen. Das ist gut für unsere Gesundheit – und für unsere Wirtschaft.

Urs Vögeli ist seit August 2024 Vorsitzender der Geschäftsführung der Janssen Cilag GmbH, einem Unternehmen von Johnson Johnson.

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025
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