CEO.Talk
Erscheinungsdatum: 21. Februar 2025

Wasserstoff: VNG-CEO fordert von neuer Bundesregierung mehr Planungssicherheit 

Von Thilo Boss

Der Vorstandsvorsitzende der VNG AG, Ulf Heitmüller, fordert von der neuen Bundesregierung für einen schnellen Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft mehr Planungssicherheit für die Unternehmen. „Die Versorger und Kunden brauchen klare und faire Regularien, die ihnen Gelingensbedingungen für Produktion und Absatz garantieren. Sonst werden sie nicht investieren, weil die Risiken zu hoch sind“, sagte der VNG-Chef im Gespräch mit dem CEO.Table. Dazu gehören laut Heitmüller Fördermechanismen, die Kunden für den Wasserstoffbezug in die Lage versetzen, langfristige Verträge zu unterschreiben, oder die verbindliche Definition von grünem Wasserstoff aus erneuerbaren Energien und kohlenstoffarmem blauen Wasserstoff aus Erdgas, bei dem das CO2 abgeschieden und dann verpresst wird.

Heitmüller mahnte an, dass nach der Bundestagswahl das Kraftwerkssicherheitsgesetz mit dem Bau von wasserstofffähigen Gaskraftwerken zügig umgesetzt werden sollte. Der Bau von circa 30 bis 50 Kraftwerken, so der VNG-Chef, sei eine große Aufgabe, die Zeit brauche. „Hier ist unbedingt regulatorische Sicherheit wichtig, weil wir bei der Realisierung von Zeithorizonten in einer Größenordnung von 20 Jahren sprechen“, sagte der VNG-CEO.

Gaskraftwerke, die mit Wasserstoff betrieben werden können, sollen zur Absicherung der Stromerzeugung als „Backups“ bereitstehen, um bei Dunkelflauten Strom aus Wind und Sonne zu ersetzen. Erste Ausschreibungen zum Bau der neuen wasserstofffähigen Kraftwerke sollten ursprünglich im ersten Halbjahr 2025 erfolgen, Kraftwerke dann spätestens ab 2030 in Betrieb gehen. Sie sind ein wesentlicher Bestandteil zur sicheren Stromversorgung rund um die Uhr und maßgeblich dafür, dass Deutschland sein Ziel, 2045 klimaneutral zu sein, erreichen kann. Das Gesetzt sollte in dieser Legislaturperiode verabschiedet werden, ist aber durch den Bruch der Ampel-Regierung nicht mehr im Bundestag beschlossen worden.

Ein wichtiger Baustein für den Markthochlauf ist der Aufbau eines Wasserstoffnetzes. Laut Heitmüller ist das Kernnetz bundesweit auf einer Gesamtlänge von mehr als 9.000 Kilometern bereits genehmigt. Die VNG-Tochter Ontras Gastransport sei in Mitteldeutschland für den Bau von 600 Kilometer Wasserstofftransportleitungen benannt. Davon würden circa 80 Prozent bestehende Erdgasleitungen genutzt. Knapp 20 Prozent der Leitungen sollen neu gebaut werden. Heitmüller: „Wir investieren im hohen dreistelligen Millionenbereich. Das bedeutet zugleich die größte Einzelinvestition in der VNG-Historie. Aber was wir auch feststellen, ist, dass an wesentlichen Stellen gerade für den Markthochlauf Defizite bestehen.“

Im bundesweiten Vorzeigeprojekt „Reallabor Energiepark Bad Lauchstädt“ ist die VNG Konsortialführer. Gemeinsam mit sechs weiteren Projektpartnern soll in Sachsen-Anhalt schon Ende des Jahres der im industriellen Maßstab erzeugte erste grüne Wasserstoff durch das deutsche H2-Kernnetz zum Kunden fließen. „Der Energiepark Bad Lauchstädt wird europaweit die erste Realisierung eines Clusters sein, in der dies umgesetzt wird“, sagte Heitmüller.

Mit Windkraft wird in Bad Lauchstädt über Elektrolyse grüner Wasserstoff mit einer Kapazität von 30 Megawatt produziert. Dieser wird anschließend über eine 25 Kilometer lange Pipeline zum ersten Ankerkunden, der Total-Raffinerie in Leuna, transportiert und soll perspektivisch auch in einer Salzkaverne gespeichert werden. Der Energiepark, so der VNG-CEO, sei praktisch das Modell dafür, wie die Wasserstoffwirtschaft entlang der gesamten Wertschöpfungskette umgesetzt werden könne. Deshalb stoße das Vorzeigeprojekt international auf viel Interesse.

Wasserstoff ist für Deutschland ein zentraler Baustein auf dem Weg zur Klimaneutralität. Dies hat die Bundesregierung mit ihrer Nationalen Wasserstoffstrategie (NWS) festgeschrieben. Ziel ist es, einen Handlungsrahmen für die Erzeugung, den Transport, die Nutzung und Weiterverwendung von Wasserstoff und damit verbundenen Innovationen und Investitionen zu schaffen.

Das gesamte Interview lesen Sie unter dem Link.

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025
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