Kein Konzept, kein Budget: Unmut über Startchancen-Programm
Blick in die Bildungsforschung: Quereinsteiger besser als ihr Ruf
Gastbeitrag: Jugendliche mit digitalen Formaten in Ausbildung bringen
Corona-Herbst: Kommt der Schulgipfel?
Microsoft im Unterricht: Datenschutzbeauftragter rügt Schule
Brandbrief nach Aus von Sprach-Kita-Förderung
Presseschau
Im Portrait: Scobees-Gründerinnen Annie Doerfle und Lena Spak
Das datensichere Klassenzimmer
Termine
Liebe Leserin, lieber Leser,
es fühlt sich an wie ein Déjà-vu. Los ging es damit, dass die Ampel-Koalition mit dem Startchancen-Programm ein ambitioniertes Reformprojekt ankündigte. Im März hatten wir dann im Briefing berichtet, dass das Bundesbildungsministerium noch um ein wenig Geduld bittet: Man konzipiere noch, hieß es damals. Fünf Monate später sind es längst nicht mehr nur Journalisten, die ungeduldig nachfragen. Die Länder warten dringend auf Informationen, haben aber aus Berlin noch nicht einmal eine Projektskizze erhalten. Die Bildungspolitiker im Bundestag wollen am liebsten 2023 mit dem Programm starten, doch im Haushalt ist bislang kein Geld dafür vorgesehen. Alle tappen im Dunkeln und warten auf die Vorschläge von Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger, deren ambitionierte Bildungspläne gerade aus dem Takt geraten.
Meine Kollegin Sofie Czilwik widmet sich in ihrer Analyse den vielen Quer- und Seiteneinsteigern, die mittlerweile an Deutschlands Schulen arbeiten. Die Bildungsforschung, schreibt sie, fange gerade erst an, sich mit dem Phänomen und den Folgen für die Unterrichtsqualität zu beschäftigen. Doch erste Publikationen gibt es bereits – und die stehen im Kontrast zur öffentlichen Hysterie.
Zuletzt möchte ich Ihnen heute den Gastbeitrag von Raphael Karrasch empfehlen, der mit seiner Initiative Joblinge Jugendlichen, die sonst durchs Netz fallen, eine Ausbildung ermöglicht. Er appelliert an die Bundesagentur für Arbeit, in der Jobvermittlung neue Wege zu gehen. „Während Jobcenter & Co. Jugendliche noch suchen, wissen wir: Sie waren und sind noch da – nur müssen wir sie anders erreichen“, schreibt Karrasch, der nach zwei Jahren Pandemie eine ernüchternde Bilanz zieht.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag!
Ihr
Moritz Baumann
Analyse
Startchancen-Programm: „Wir sind total unzufrieden“
Ministerin Bettina Stark-Watzinger hatte sich einen größeren Bildungsetat im kommenden Jahr gewünscht.
Schon ab 2023 wollte die Ampel-Koalition bundesweit 4000 Brennpunktschulen unterstützen. Nun rücken die Verhandlungen über den Haushalt immer näher, doch ein Konzept für das Startchancen-Programm gibt es noch immer nicht. Die Bildungspolitiker im Bundestag erhöhen den Druck auf FDP-Ministerin Bettina Stark-Watzinger.
Anfang Juni, der Bundestag verhandelt gerade über das Budget für 2022, tritt Bettina Stark-Watzinger ans Rednerpult. Es ist ein wichtiger Auftritt, sie muss ihren ersten eigenen Haushalt als Bundesministerin verteidigen. Während sich die Opposition an den sinkenden Ausgaben im Etat abarbeitet, schwört sie das Parlament auf einen Paradigmenwechsel ein. „Wenn wir auf die Bildung schauen“, sagt sie, „dann sehen wir: Geld alleine macht’s nicht.“
Es ist ein Satz, der zwei Monate später in völlig neuem Licht erscheint.
Jetzt muss Stark-Watzinger selbst in den eigenen Reihen erklären, warum Prestigeprojekte der Ampel-Koalition aus dem Takt geraten, sich verzögern oder große Fragezeichen über der Finanzierung schweben. Einige Abgeordnete befürchten, dass auch das Startchancen-Programm unter die Räder gerät.
Bettina Stark-Watzinger
Bildungspolitik
BMBF
FDP
Koalitionsvertrag
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