- Corona-Aufholprogramm: bundespolitische Reaktionen auf Zwischenbericht
- „Bankrotterklärung“: Start-up-Szene entrüstet über KMK-Absage an ukrainische Online-Schule
- Haushaltsausschuss beschließt Kürzung der Bildungsausgaben
- Wegweiser durch Europas EdTech-Szene veröffentlicht
- Bayerischer Bildungsausschuss schafft Corona-Livestream ab
- Porträt: Alexandra Andersen unterrichtet Achtsamkeit in der Schule
- Termine
- Presseschau
was hat eine russische Gaspipeline mit einem Open-Source-Kongress zu tun? Peter Ganten konnte das gestern beim Summit seines Open-Source-Anbieters Univention in Bremen deutlich machen. So wie Deutschland sich vom Gas Russlands auf eine ungesunde Art abhängig gemacht hat, so (oder sogar schlimmer) geschieht es mit den Hyperscalern auf dem Feld des Digitalen. Man stelle sich nur vor, ein CEO vom Schlage Wladimir Putins übernähme Microsoft oder Google? Gantens Rezept dagegen lautet: digitale Souveränität. „Genauso, wie wir uns nicht auf einzelne Staaten verlassen dürfen, dürfen wir uns nicht auf marktbeherrschende, demokratisch nicht legitimierte Plattformen verlassen.“ Wir sollten uns keinesfalls abhängig machen von proprietärer Software und klandestinen Algorithmen, „die wir nicht verstehen und nicht ändern können.“
Nicht beeinflussen können – das ist ein gutes Stichwort für die Recherche meines Kollegen Niklas Prenzel. Er hat sich angeschaut, was die Bundesländer mit den Milliarden des Bundes gegen die sogenannten Corona-Lernlücken gemacht haben. Bei seiner Recherche ist er auf schlampige und lieblose Länder sowie einen verärgerten, wie machtlosen Rechnungshof gestoßen. Und auf ein Bundesbildungsministerium, das nicht amüsiert darüber ist, wie die Länder mit Geld umgehen. Insbesondere mit dem für das Aufholprogramm, das eigentlich dazu gedacht war, den in Corona abgehängten Jugendlichen etwas beizubringen. Lesen Sie die spannende Recherche.
Die Frage, wie hilfreich Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) ist, hat wiederum mich umgetrieben. Ich wollte von ihr wissen, ob sie die größte Online-Schule der Ukraine, Optima, nun endlich zu einer nationalen Aufgabe erklärt und sie mit Geld fördert. Sonst klappt das wichtige digitale Angebot für Flüchtlinge zusammen – mitten im Krieg. Ein Desaster für 100.000 ukrainische Schüler, die Optima kostenlos nutzen. Dass die Ministerin keine Zeit fand, selbst präzise Antworten auf Fragen zu geben, war interessant genug. Was allerdings eine ihrer Sprecherinnen sagte, muss aufhorchen lassen. „Die Optima School selbst ist nicht auf das BMBF zugekommen„, hieß es beinahe anklagend gegen das Portal im russischen Bombenhagel. „Auch liegen dem BMBF keine Zahlen zum Nutzerkreis und den Nutzerzahlen vor.“ Mit anderen Worten: Das FDP-geführte Bundesbildungsministerium hat sich für die private Online-Schule Optima offensichtlich bisher weder interessiert noch um sie gekümmert. Dabei wäre das so wichtig gewesen.
Ich wünsche Ihnen eine erhellende Lektüre!
Christian Füller

Analyse
Kultusminister blockieren ukrainische Online-Schule Optima

Christian Füller
Es begann wie ein Sommermärchen mitten im Krieg. Die russischen Bomben regneten erst seit wenigen Tagen auf Ukraines Wohnhäuser, da lobte Kultuspräsidentin Karin Prien (CDU) bereits die ukrainische Online-Schule „Optima„. Hervorragende digitale Angebote gebe es in der Ukraine. Darunter nicht nur digital verfügbare Schulbücher, sondern eine fortgeschrittene Online-Schule, mit der geflüchtete SchülerInnen in der Diaspora lernen könnten. In Deutschland hob ein Raunen an. Darüber, wie die Ukraine im Krieg digitalen Unterricht aus dem Boden stampfen könne. Und dass die nicht für Schnelligkeit bekannte Kultusministerkonferenz sofort informiert war und unkompliziert helfen wollte.
Aber das Märchen ist vorbei, ehe der Sommer richtig begonnen hat. Eine so genannte „Taskforce Ukraine“ der Kultusminister hat den Stab über der Online-Schule gebrochen. Die in Kiew von Bomben bedrohte Optima-Schule wird aus Deutschland wohl keine Förderung erhalten, um den Krieg zu überleben. Die private Einrichtung ist auf jeden Cent angewiesen, denn sie verlangt in Kriegszeiten kein Geld von den inzwischen 100.000 angeschlossenen Schülerinnen und Schülern, die über ganz Europa verteilt sind. „Unsere Zeit läuft ab“, sagte Manager Yuriy Balkin Bildung.Table. „Wir brauchen finanzielle Hilfe, damit wir unsere Lernangebote weiter vorhalten können. Lehrer und Techniker wollen bezahlt sein.“
Kultusminister enthalten Geflüchteten Kulturerbe vor – weil es privat angeboten ist
Warum aber weigern sich die Kultusminister im Krieg, eine funktionierende Online-Schule finanziell zu unterstützen? Das ist die quälende Frage, die sich viele in Politik und Start-up-Szene stellen. Schließlich steigt die Zahl der Geflüchteten täglich. Allein in den drei größten Bundesländern registriert die KMK 60.000 junge Menschen aus Charkiw, Mariupol, Butscha und anderen Orten formell als Schulpflichtige. In Polen ein Vielfaches davon.
- KMK
- Online-Schule
- Optima
- Stephan Bayer
- Ukraine
Jetzt weiterlesen
Lesen Sie diesen Text und das Bildung.Table Professional Briefing 30 Tage lang. Kostenlos und ohne Verpflichtung.
Sie sind bereits Gast am Bildung.Table? Jetzt einloggen