Analyse
Erscheinungsdatum: 07. April 2025

Krise an der Wall Street: Wie sich einige Anhänger von Donald Trump abwenden

Die rasanten Kursverluste an der Wall Street setzen Donald Trump unter Druck. Auch in den Reihen der Republikaner regt sich Widerstand gegen die Zoll-Politik des US-Präsidenten. Im Senat und Repräsentantenhaus liegen bereits Anträge vor, die Macht des Staatsoberhaupts einzuschränken.

Der Absturz ließ nicht lange auf sich warten. Kaum hatten die amerikanischen Börsen am Montagvormittag den Handel eröffnet, da rauschten die Kurse der wichtigsten US-Indizes weiter in den Keller. Schon machte mit Blick auf den S P500 das Wort vom „Bear Market Territory“ die Runde – also ein Kursverlust von 20 Prozent. Und zunehmend macht sich die Sorge breit, dass das von US-Präsident Donald Trump ausgelöste wirtschaftliche Chaos nicht auf die Finanzmärkte beschränkt bleiben wird.

Über das Wochenende erhöhte Amerikas größte Bank, JP Morgan Chase, ihre Rezessions-Prognose für die Vereinigten Staaten innerhalb der nächsten Monate auf 60 Prozent. „Die jüngsten Zölle werden wahrscheinlich zu einem Anstieg der Inflation führen und veranlassen viele dazu, die Wahrscheinlichkeit einer Konjunkturschwäche zu erhöhen“, erklärte CEO Jamie Dimon, einer der einflussreichsten Banker an der Wall Street. „Diese bedeutenden und noch nie dagewesenen Kräfte veranlassen uns, sehr vorsichtig zu bleiben.“

Dimon war mit seiner Warnung nicht allein. Eine ganze Reihe einflussreicher Finanzmanager kritisierte Trumps Zollinferno in harschen Tönen – auch solche, die sich zuletzt als lautstarke Unterstützer des US-Präsidenten einen Namen gemacht hatten. Bill Ackman etwa, Hedgefonds-Manager und prominenter Trump-Cheerleader, warnte, dass sich die Vereinigten Staaten „auf den Weg in einen selbstverschuldeten wirtschaftlichen Nuklearwinter“ befinden. Er drängte den Präsidenten, die vergangene Woche angekündigten Zölle zunächst für 90 Tage auszusetzen, um Verhandlungen zu ermöglichen.

Die Hoffnung, dass es zu einer solchen Pause kommen könnte, hatte kurzzeitig auch an den Börsen für Hoffnung gesorgt. Denn zunächst hatte Kevin Hassett, Trumps wichtigster Wirtschaftsberater, eine solche Unterbrechung nicht ausgeschlossen hatte. Doch das Weiße Haus beeilte sich, solchen Spekulationen einen Riegel vorzuschieben. Es werde keine Unterbrechung geben, stellte die Regierungszentrale klar, nannte die Spekulationen „Fake News“ – und schickte die Kurse damit erneut auf Talfahrt.

Damit bleibt die Trump-Administration ihrer uneinheitlichen Kommunikationslinie treu. Schon am Wochenende hatten mehrere Minister und Berater des Präsidenten höchst unterschiedliche Signale über die Zukunft der Zölle in die Welt gesetzt. Manche beschrieben sie als Verhandlungsinstrument, andere als langfristige Änderungen in der US-Wirtschaftspolitik, die Investitionen in die industrielle Basis des Landes stimulieren sollen. Doch diese Ziele passen nicht zusammen. Entsprechend groß ist die Verunsicherung in Unternehmenskreisen.

Die kurze Kursrally nach Hassetts Interview zeigt gleichwohl auch, wie schnell die Märkte reagieren könnten, sollte Trump die Situation bereinigen. Der Präsident hat die Zölle im Alleingang verhängt – und kann sie natürlich auch eigenhändig wieder rückgängig machen. Doch bislang macht Trump noch keine Anstalten, entsprechende Schritte einzuleiten. Daran ändert auch nichts, dass sich im Kongress zunehmend Widerstand formiert.

Sowohl im Repräsentantenhaus als auch im Senat liegen derzeit Gesetzesentwürfe vor, die die Macht des Staatsoberhaupts, freihändig Zölle zu verhängen, einschränken würden. Und in beiden Kammern genießen sie die Unterstützung auch von Republikanern. Doch dass die Legislatur den Präsidenten tatsächlich stoppen kann, ist mehr als unwahrscheinlich. Trump könnte gegen jedes Gesetz, das den Kongress passiert, ein Veto verhängen. Und um ihn dann zu überstimmen, bräuchte es Zweidrittelmehrheiten in beiden Kammern. Das gilt angesichts der Mehrheitsverhältnisse als nahezu ausgeschlossen – zumal längst nicht klar ist, ob die Trump-treue Führung im Repräsentantenhaus einen entsprechenden Entwurf überhaupt zur Abstimmung stellen würde. Die Legislative wird das Zollchaos also aller Voraussicht nach nicht beenden. Damit bleibt nur Druck von außen.

Und hier könnten die Kursverluste der vergangenen Tage ein möglicher Hebel werden. Denn der Absturz an den Börsen hat zahlreiche von Trumps Unterstützern sehr viel Geld gekostet. Elon Musk, Trumps größter Spender im Wahlkampf, ist heute rund 130 Milliarden Dollar weniger wert als zu Jahresbeginn. Mark Zuckerberg, der jüngst ein Haus in Washington kaufte, um näher am Weißen Haus zu sein, verlor 28 Milliarden Dollar, Jeff Bezos rund 23,5 Milliarden Dollar. Doch ob solche Zahlen Trump schlussendlich beeindrucken werden, ist eine andere Frage. Bislang will sich der Präsident von seinem Kurs nicht abbringen lassen. Koste es, was es wolle.

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Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025

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