
Gestern in Brüssel, heute in Bonn: Der designierte COP28-Präsident Al Jaber ist auf Europa-Tour, um Fragen zu seinen Plänen für die nächste Weltklimakonferenz in Dubai zu beantworten. Die wichtigsten Antworten bleiben jedoch noch unscharf.
Von Lukas Knigge
Der COP-Prozess neigt zu Lethargie, während sich der Klimawandel rapide beschleunigt. Die Co-Vorsitzende des Club of Rome fordert: Klimakonferenzen müssen dringend umgestaltet werden, um handlungsfähiger und wirksamer zu werden. Sechs Reformvorschläge für die Vorbereitungen zur COP28.
Von Redaktion Table
Ein Jahr nach Beginn des Ukraine-Kriegs setzt Russland in der Klimapolitik weiter auf Erdgas, Atomkraft und eine umstrittene Statistik, die Wälder als CO₂-Senke verbucht. Moskau diskreditiert den internationalen Klimaprozess als westliche Machtpolitik. Und unter Krieg und Sanktionen leidet auch der Klimaschutz.
Von Redaktion Table
Der Kohleausstieg in Südafrika gilt als Testfall, wie Industriestaaten den Schwellenländern bei schnellem und sozial abgefederten Klimaschutz helfen können. Vor einem Jahr versprachen die Europäer und die USA dem afrikanischen Staat 8,5 Milliarden Dollar für die „Just Transition Energy Partnership“. Bisher blieben Kosten und Details vage. Jetzt hat Südafrika sein Preisschild für den grünen Umbau vorgestellt.
Von Redaktion Table
Die COP27 hat keinen Fortschritt in der Emissionsminderung gebracht. Doch der wäre dringend nötig. Der Planet braucht ein neues Verhandlungsformat: ein ständig tagendes Klimaparlament.
Von Redaktion Table
Was können Religionen zur Klimapolitik beitragen? Die Kirchen legen Zeugnis über Katastrophen ab und fordern Klimaschutz und Reparationen. Der Geist der Weihnacht heißt: Die Reichen müssen ihre Emissionen drastisch reduzieren und ihre Ressourcen radikal mit den Gefährdeten teilen.
Von Redaktion Table
Indonesien gehört zu den Ländern mit besonders viel tropischem Regenwald. Ihn zu erhalten, ist wichtig für das Klima, und tatsächlich gingen die Entwaldungsraten zuletzt zurück. Wie hat Indonesien das geschafft?
Von Alexandra Endres
Mit einem überraschend positiven Ergebnis ist die UN-Konferenz zur Biodiversität COP15 in Montreal am Montag zu Ende gegangen. Hier sind sieben Aspekte, die auch für den Klimaprozess wichtig sein werden.
Von Bernhard Pötter
Die COP27 (COP: Abkürzung für Conference of the Parties) oder auch UN-Klimakonferenz hat zwischen dem 6.-18. November 2022 in Sharm el-Sheikh in Ägypten stattgefunden. Lesen Sie alle News zur COP27 von der Table.Media Redaktion.
Die COP27 war die jährliche Vertragsstaatenkonferenz der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen. 1992 wurde die Klimarahmenkonvention beschlossen, sie ist die völkerrechtliche Basis für den globalen Klimaschutz. Die COP27 stand im Kontext von Katastrophen: Die Fluten in Pakistan, die Hitzewellen in Europa und Asien, der russische Angriffskrieg in der Ukraine und die Folgen der Corona-Pandemie, um nur einige zu nennen. Unter dem Motto “Together for a just ambitious implementation NOW (zu Deutsch: Gemeinsam für eine gerechte, ambitionierte Umsetzung JETZT) haben sich 2022 mehr als 30.000 Teilnehmende zur COP in Ägypten getroffen. Unter ihnen befanden sich vor allem Vertreter:innen von Regierungen und NGOs. Aus Deutschland reisten Bundeskanzler Olaf Scholz, Bundesaußenministerin Annalena Baerbock, Bundesumweltministerin Steffi Lemke, Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, die Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Svenja Schulze, sowie die Klimabeauftragte der Bundesregierung Jennifer Morgan, zur COP nach Ägypten. Die UN-Klimakonferenz 2022 wurde auch als African COP bezeichnet, denn 2022 sollten in Ägypten die Anliegen von Ländern aus dem Globalen Süden in den Vordergrund treten.
Präsident der COP27 war der ägyptische Diplomat Sameh Hassan Shoukry, seine Aufgabe wird es sein eine gute Verhandlungsatmosphäre zu schaffen.
Das Ziel der COP27 war es, die im Pariser Abkommen festgelegten Beschlüsse umzusetzen. Dieses Ziel der Klimakonferenz wurde in weitere fünf Unterpunkte differenziert.
Senkung der CO2-Emissionen (Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels)
Anpassungen der Strategien zum Umgang mit den Folgen des Klimawandels
Finanzierung von Klimaschutz und Ausgleichszahlungen für Klimafolgeschäden im Globalen Süden
Forderung nach Zusammenarbeit zwischen Regierungen, der Wirtschaft, NGOs und der Zivilgesellschaft
Finanzielle Hilfen zur Bewältigung von durch den Klimawandel bedingten Schäden für ärmere Staaten
Viele Vertragsstaaten setzen sich im Vorfeld der COP27 dafür ein, den Fokus auf die Ausgleichszahlungen von Loss and Damage in den Fokus zu rücken. Die Industriestaaten sollten ihr Versprechen einhalten 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr für den Globalen Süden bereitzustellen, um den Klimaschutz zu fördern und als Ausgleichszahlungen für Schäden als Folgen des Klimawandels.
Loss and Damage (zu Deutsch: Verluste und Schäden) ist ein Begriff für Ausgleichzahlungen der Industriestaaten an Länder des Globalen Süden, die häufig stärker von katastrophalen Folgen des Klimawandels betroffen sind. Gleichzeitig tragen sie weniger zu den globalen Emissionen bei, als der Globale Norden. Seit Jahren fordern Staaten des Globalen Südens formelle Regeln und einen zeitlichen Rahmen für die Finanzierung von Loss and Damage. Auf der COP27 hat Jennifer Morgan, Klimaschutzbeauftrage der Bundesregierung, zusammen mit Maisa Rojas, der chilenischen Umweltministerin, die Verhandlungen koordiniert.
Um katastrophale Folgen des Klimawandels abzuwenden, muss Klimaforscher:innen zufolge die Erderwärmung bei 1,5 Grad gestoppt werden. Um dies zu ermöglichen, sieht das Pariser Abkommen vor, dass alle Länder regelmäßig ihre NDCs (englisch: National Detemermined Contributions) vorlegen. Vor der COP27 haben jedoch nur 24 Länder ihre Klimaschutzzusagen eingereicht. Mit den bisherigen Klimaschutzzusagen wird es nicht möglich sein, das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten. Ab 2030 muss laut Weltklimarat ein Abnehmen der globalen Emissionen stattfinden, ändert sich nichts, steuert die Welt auf eine Erderwärmung von 2,4 Grad zu.
Die Anpassung an Klimafolgen schließt Maßnahmen ein, um die Staaten vor möglichen Schäden durch den Klimawandel zu bewahren oder diese abzuschwächen. Darunter fallen zum Beispiel Frühwarnsysteme. Ab 2025 muss im Rahmen von Loss and Damage die Summe, die Industriestaaten dem Globalen Süden bereitstellen müssen, deutlich steigen, weshalb ein neues Finanzierungsziel auf der COP27 diskutiert wurde. Außerdem hat die G7 auf der COP27 einen Schutzschirm gegen Folgen des Klimawandels vorgestellt: Dies sollte den Zugang zu finanzieller Hilfe im Fall von Extremwetterereignissen erleichtern. Deutschland will weitere Just Energy Transition Partnerships (JETP), wie die Partnerschaft mit Südafrika, ausbauen.
Während der COP26 in Glasgow haben sich 19 Ländern darauf geeinigt, aus der Finanzierung fossiler Energien auszusteigen. Angesichts der, durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine verursachten, Energiekrise gab es Vermutungen, dass es zu einer weltweiten Renaissance der fossilen Energie kommen könne. Der Bundeskanzler bekräftigte in seiner Rede vor dem Plenum der COP27, dass Deutschland sich eindeutig zum Abschied von fossilen Energien bekenne.
Das Gastgeberland der COP, Ägypten, steht in Kritik wegen der Menschenrechtslage. Amnesty International und das Arabic Network for Human Rights Information sprechen von gravierenden Menschenrechtsverletzungen im Land. Der Zugang von zivilgesellschaftlichen Akteur:innen zur COP27 wurde eingeschränkt durch hohe, zentral festgelegte, Hotelpreise im Urlaubsort Scharm El-Sheikh und bürokratische Hürden für ägyptische Organisationen. Ein weiterer beunruhigender Faktor ist die Kriminalisierung von sozialen Protesten im Rahmen der COP27. Proteste außerhalb der dafür ausgewiesenen “Zone”, weit entfernt von den Verhandlungsräumen, konnten zu Verhaftungen führen.