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Analyse

CBAM: Unklare Regeln verunsichern Industrie

Die Berichterstattungspflichten für Importeure emissionsintensiver Produkte sorgen noch immer für Unmut in vielen Unternehmen. Sie beklagen, den CBAM-Regeln schlicht nicht Folge leisten zu können und erwarten Nachschärfungen aus Brüssel.

Von Lukas Knigge

Analyse

Wie die Industrie für niedrigere Energiepreise kämpft

Europas größter Industrieverband fordert zusätzliche Maßnahmen gegen hohe Energiepreise. Änderungen will Business Europe außerdem im Umweltrecht und bei der Anerkennung von blauem Wasserstoff aus Erdgas.

Von Manuel Berkel

News

US-Regierung prüft CO₂-Preis auf Industrieimporte

Laut einem Medienbericht denkt die US-Regierung darüber nach, die heimische Industrie durch eine CO₂-Abgabe vor emissionsintensiv erzeugten Importen zu schützen. Es sei eine von mehreren Optionen, sagte der Klima-Sondergesandte John Podesta.

Von Alexandra Endres

Heads

Die entscheidenden Köpfe der Klima-Szene – Verbände

Lernen Sie die „Top of the Table“ kennen: die 100 entscheidenden Köpfe der internationalen Klima-Szene. Ausgewählt von der Climate.Table-Redaktion in zehn Kategorien, von Politik über Verwaltung, Beratung, Thinktanks bis Stiftungen und NGOs. Heute: die wichtigsten Persönlichkeiten aus den Verbänden. Hier geht’s zur Übersicht.

Von Redaktion Table

Table.Standpunkt

Große Unternehmen drängen KMU zu früherer Treibhausgasbilanzierung

Weit mehr kleine und mittlere Unternehmen als gedacht müssen durch die Europäische Lieferkettenrichtlinie den neuen Nachhaltigkeitsberichtspflichten nachkommen. Viele sind mit dem Aufwand überfordert, oft fehlt auch das Know-how.

Von Experts Table.Briefings

Der Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) ist ein zentrales Instrument der EU-Klimapolitik, das im Rahmen des Fit-for-55-Pakets eingeführt wurde, um die CO₂-Emissionen der EU weiter zu reduzieren und das Risiko von Carbon Leakage zu mindern. Die CBAM-Verordnung soll verhindern, dass Unternehmen aufgrund der strengen Klimavorgaben der EU ihre Produktion in Länder mit weniger strengen Umweltvorschriften verlagern. Lesen Sie hier alles über die Funktionsweise des CBAM, seine Ziele und die Verpflichtungen für betroffene Unternehmen von der Table.Briefings-Redaktion.

Was ist CBAM? 

Der Carbon Border Adjustment Mechanism (

CBAM

) ist ein Mechanismus, der von der Europäischen Union (

EU

) entwickelt wurde, um sicherzustellen, dass die Reduktion von CO₂-Emissionen in der EU nicht durch die Verlagerung emissionsintensiver Produktionsprozesse ins Ausland unterlaufen wird. Dieses Phänomen wird als

Carbon Leakage

bezeichnet. CBAM soll das Risiko mindern, indem Importe in die EU von einer CO₂-Bepreisung betroffen sind, die den EU-internen Emissionszertifikaten im Rahmen des Emissionshandels (ETS) entspricht. 

Wie funktioniert CBAM? 

CBAM

funktioniert, indem es Importeuren bestimmter CO₂-intensiver Produkte aus Drittländern vorschreibt, CO₂-Zertifikate zu erwerben, die den CO₂-Emissionen entsprechen, die bei der Produktion dieser Güter entstanden sind. Damit sollen Wettbewerbsverzerrungen vermieden werden, die entstehen, wenn EU-Unternehmen für ihre Emissionen zahlen müssen, während ausländische Wettbewerber ihre Waren ohne vergleichbare CO₂-Kosten in die EU exportieren können. Betroffene Produkte entstammen zunächst Sektoren wie Zement, Stahl, Aluminium, Düngemittel und Elektrizität, die besonders emissionsintensiv sind. Der Mechanismus wird schrittweise eingeführt, und die betroffenen Unternehmen müssen in regelmäßigen Abständen über die Emissionen ihrer Importe berichten. 

CBAM-Verordnung und Berichtspflicht 

Die

CBAM-Verordnung

legt fest, welche Produkte unter den Mechanismus fallen und wie die Berichterstattung sowie die Berechnung der Emissionen ablaufen sollen. Ab dem Jahr 2023 beginnt die Einführungsphase des CBAM mit einer Berichtspflicht für Importeure. Diese sind verpflichtet, die CO₂-Emissionen der von ihnen importierten Produkte zu dokumentieren und an die zuständigen Behörden zu übermitteln. Ab 2026 tritt der Mechanismus vollständig in Kraft, und Importeure müssen dann zusätzlich CO₂-Zertifikate kaufen, um die CO₂-Emissionen ihrer Importe zu kompensieren. Die

CBAM-Berichtspflicht

erfordert detaillierte Informationen zu den Emissionen entlang der gesamten Lieferkette. Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie präzise Daten erfassen und vorlegen können, um Sanktionen zu vermeiden. Für viele Unternehmen wird dies eine erhebliche Herausforderung darstellen, da Emissionsdaten oft schwer zugänglich sind und von der gesamten Produktionskette abhängen. 

Was ist Carbon Leakage? 

Carbon Leakage

bezeichnet das Risiko, dass strenge Klimapolitiken in einer Region – wie der EU – dazu führen, dass Unternehmen ihre Produktion in Länder mit weniger strengen Klimaschutzvorschriften verlagern. Dies führt zu einer Zunahme der globalen CO₂-Emissionen, obwohl die Emissionen in der Region mit strengen Vorschriften sinken. Der CBAM-Mechanismus soll dieses Problem eindämmen, indem er Importe aus Drittländern mit einer CO₂-Bepreisung belegt, die vergleichbar mit den Kosten ist, die EU-Unternehmen durch den Emissionshandel haben. 

Carbon Leakage

stellt eine der größten Herausforderungen in der globalen Klimapolitik dar, da es den Effekt von regionalen Emissionsreduktionen untergräbt und Wettbewerbsverzerrungen auf dem Weltmarkt schafft. Durch

CBAM

wird versucht, dieses Risiko zu minimieren und sicherzustellen, dass der CO₂-Preis sowohl für inländische als auch für ausländische Produzenten auf dem europäischen Markt einheitlich ist. 

Was ist das Fit-for-55-Paket? 

Fit for 55 ist ein umfassendes Maßnahmenpaket der EU, das im Rahmen des europäischen Grünen Deals entwickelt wurde, um die CO₂-Emissionen der EU drastisch zu reduzieren. Das Paket umfasst verschiedene politische und gesetzliche Initiativen, die darauf abzielen, die Klimaziele der EU zu erreichen, darunter auch eine Reform des EU-Emissionshandelssystems (ETS) und die Einführung des

CBAM

. Das Fit-for-55-Paket setzt auf ein Gleichgewicht zwischen Klimaschutz und wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit. Ein zentraler Bestandteil ist die Stärkung des Emissionshandels und die Verlagerung der CO₂-Kosten auf emissionsintensive Sektoren, die bislang nicht ausreichend reguliert wurden. Damit soll verhindert werden, dass der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft zu einer Verlagerung von Emissionen in andere Regionen führt. 

CBAM und die internationale Dimension 

CBAM

hat nicht nur Auswirkungen auf den Binnenmarkt der EU, sondern wird auch in der internationalen Handelspolitik intensiv diskutiert. Einige Länder sehen den Mechanismus als protektionistisch an und befürchten, dass er als Handelshemmnis genutzt werden könnte. Besonders Länder mit hoher CO₂-Intensität in ihren Produktionsprozessen, wie China, Russland und Indien, haben Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen von

CBAM

auf ihre Exporte in die EU geäußert. Die EU hingegen argumentiert, dass CBAM notwendig sei, um faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen und sicherzustellen, dass die Klimaziele der EU nicht durch Importe aus Ländern mit weniger strengen Klimavorgaben unterlaufen werden. Der Mechanismus könnte auch dazu führen, dass andere Länder ihre Klimapolitik verschärfen, um ihre Exporte in die EU zu sichern. 

Was bedeutet CBAM für Unternehmen? 

Für Unternehmen, die in der EU operieren oder in die EU exportieren, bedeutet

CBAM

, dass sie ihre Produktionsprozesse genauer auf CO₂-Emissionen überprüfen und gegebenenfalls anpassen müssen. Es könnte sich lohnen, in emissionsärmere Technologien zu investieren, um die Kosten für CO₂-Zertifikate zu reduzieren. Besonders Unternehmen in Branchen wie Stahl, Zement, Aluminium und Chemie werden sich auf die neuen Regelungen einstellen müssen. Für Importeure bedeutet

CBAM

eine zusätzliche bürokratische Hürde, da sie verpflichtet sind, die Emissionsdaten für die von ihnen importierten Produkte zu erfassen und zu melden. Zudem müssen sie sich ab 2026 darauf einstellen, CO₂-Zertifikate für ihre Importe zu erwerben, was zusätzliche Kosten verursacht. Der Carbon Border Adjustment Mechanism

(CBAM)

ist ein entscheidender Bestandteil der

EU

-Klimapolitik, der entwickelt wurde, um das Risiko von Carbon Leakage zu minimieren und sicherzustellen, dass die Klimaziele der EU auch im globalen Handel nicht unterlaufen werden. Obwohl der Mechanismus für Unternehmen eine Herausforderung darstellt, ist er notwendig, um einen fairen Wettbewerb zwischen europäischen und internationalen Unternehmen zu gewährleisten und gleichzeitig die CO₂-Emissionen weltweit zu senken. Unternehmen müssen sich auf die neuen Anforderungen einstellen und Strategien entwickeln, um ihre Produktionsprozesse an die neuen Klimavorgaben anzupassen.

CBAM

wird in den kommenden Jahren eine zentrale Rolle in der europäischen Klimapolitik spielen und könnte auch andere Länder dazu veranlassen, ihre eigenen Klimaschutzmaßnahmen zu intensivieren.