Table.Briefing: Europe

Macron, Le Pen in Stichwahl + Chip-IPCEI + EU-Naturschutzgesetze + EU-Klimaziele

  • Chip-IPCEI: Warten auf den Bund
  • Ernährungssicherung: Der Streit um EU-Naturschutzgesetze
  • Sanktionsmonitoring
  • Macron und Le Pen ziehen in Stichwahl ein, Macron liegt vorn
  • Gasplattform will mit Industrie zusammenarbeiten
  • Timmermans: EU könnte Klimaziele überdenken
  • BaFin: Russische Großbank VTB hat keine Kontrolle mehr über Europa-Tochter
  • EU-Länder verweigern Einfuhren russischer Güter
  • Draghi will Gas-Abkommen mit Algerien unterzeichnen
  • Musk schlägt eine Umstrukturierung von Twitter Blue vor
  • Angelika Niebler – Den Mittelstand im Blick
Liebe Leserin, lieber Leser,

wie erwartet sind gestern der französische Präsident Emmanuel Macron und seine stärkste Herausforderin Marine Le Pen in die Stichwahl der Präsidentschaftswahl eingezogen. Am Sonntag in zwei Wochen, dem 24. April, müssen sich die knapp 49 Millionen Wahlberechtigten dann zwischen der rechtsextremen Le Pen und dem pro-europäischen Macron entscheiden. Mehr zu den Wahlergebnissen lesen Sie in den News.

Das 2020 unter deutscher EU-Ratspräsidentschaft auf den Weg gebrachte Förderprogramm für die Chipindustrie sollte eigentlich, nach den Worten des damaligen Wirtschaftsministers Peter Altmaier (CDU), einen “wichtigen Beitrag zu Wachstum, Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie und Wirtschaft leisten”. Passiert ist seither wenig. Woran das Important Project of Common European Interest (IPCEI) krankt, und welche Befürchtungen die deutschen Unternehmen jetzt haben, hat Till Hoppe analysiert.

Eigentlich wollte die EU-Kommission ihre beiden Entwürfe zur Stilllegung von zehn Prozent der europäischen Landwirtschaftsfläche sowie zur Halbierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln bereits Ende März vorstellen – hatte dies aber verschoben. Timo Landenberger erklärt, warum es zu der Verzögerung kommt und warum der neue Termin für Irritationen sorgt.

Die gemeinsame Plattform der EU-Staaten zur Energiebeschaffung wird eine beratende Arbeitsgruppe mit Experten aus der Wirtschaft einrichten. Welche Aufgaben die Plattform hat, lesen Sie in den News.

Mit Angelika Niebler ist heute eine große Unterstützerin des Mittelstandes und erfahrene Europa-Parlamentarierin im Portrait von Europe.Table. Niebler ist Vorsitzende der CSU-Europagruppe und Co-Vorsitzende der CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament, und hat 2019 die Richtlinie zur präventiven Restrukturierung für in Schwierigkeiten geratene Unternehmen auf den Weg gebracht.

Ihre
Lisa-Martina Klein
Bild von Lisa-Martina  Klein

Analyse

Chip-IPCEI: Warten auf den Bund

Es war eines der Vorzeigeprojekte der deutschen EU-Ratspräsidentschaft im Herbst 2020: Das neue Förderprogramm für die Chipindustrie könne einen “wichtigen Beitrag zu Wachstum, Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie und Wirtschaft leisten”, sagte der damalige Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU).

Eineinhalb Jahre sind seither vergangen, aber das Important Project of Common European Interest (IPCEI) zu Mikroelektronik und Kommunikationstechnologien existiert weiterhin nur auf Papier. Unter den 32 beteiligten Unternehmen in Deutschland wächst der Unmut. Das Vorhaben krankt daran, dass noch immer unklar ist, wie viel öffentliche Gelder die Bundesregierung dafür zur Verfügung stellen wird.

Die Unternehmen, darunter Infineon, Bosch, Globalfoundries und etliche Mittelständler, hatten sich Klarheit erhofft, als Bundesfinanzminister Christian Lindner Mitte März seinen Haushaltsentwurf für 2022 und die Eckwerte für die folgenden Jahre vorstellte. Vergeblich. Bei einem Treffen von Vertretern der 32 Unternehmen und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klima vor gut einer Woche wurde laut Teilnehmern deutlich: Das BMWK weiß es selbst nicht.

In den vergangenen beiden Jahren sei viel darüber gesprochen worden, wie wichtig die technologische Souveränität Europas in der Halbleiterindustrie sei, sagt Wolfgang Weber, Vorsitzender der Geschäftsführung des Verbandes der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI). Angesichts des Ukraine-Krieges gelte das heute noch mehr als zuvor. “Umso wichtiger wäre es, dass die Bundesregierung nun auch Farbe bekennt”, so Weber. “Es reicht nicht, dass die Bundesregierung die Bedeutung des IPCEI erkennt, sie muss es auch mit den nötigen Mitteln unterfüttern.”

Unternehmen brauchen Geduld

Doch Lindners Haushaltsentwurf lässt Fragen offen. Im Budget des BMWK sind demnach 2,03 Milliarden Euro für das IPCEI vorgesehen, verteilt über die Jahre bis 2026. Das aber würde laut Industriekreisen nur reichen, um die geplanten IPCEI-Projekte mit weniger als 20 Prozent der förderfähigen Kosten zu subventionieren. Üblich bei IPCEI ist eine Förderquote von 20 bis 40 Prozent.

Das BMWK sieht sich laut Teilnehmern daher nicht in der Lage, einem vorzeitigen Maßnahmenbeginn der Unternehmen zuzustimmen. Die Firmen könnten im Rahmen des IPCEI bereits auf eigenes Risiko damit beginnen, die geplanten Projekte umzusetzen, brauchen dafür aber die Freigabe des Ministeriums. Ihnen bleibt also nichts anderes übrig, als sich weiter zu gedulden. Womöglich bis Ende Juni, wenn das Bundeskabinett die Eckwerte für den Haushalt 2023 beschließen wird.

Denn noch ist unklar, welche Mittel aus einem zweiten Topf für das Förderprogramm zur Verfügung stehen werden. Lindners Finanzplanung sieht neben dem BMWK-Etat noch einen Posten im sogenannten Einzelplan 60 (“Allgemeine Finanzverwaltung”) vor, die keinem Ressortbereich zugeordnet sind. Dort finden sich 2,72 Milliarden Euro für 2022, die zur “Verstärkung von Maßnahmen zur Förderung von Projekten im Bereich der Mikroelektronik” vorgesehen sind.

Unklar ist aber, ob diese Gelder tatsächlich für die 32 Unternehmen im IPCEI reserviert sind. “Hierzu laufen Abstimmungsprozesse in der Bundesregierung”, heißt im Bundesfinanzministerium. Die Sorge bei den deutschen Chipunternehmen ist, dass die Mittel zwei internationalen Konzernen zugutekommen sollen, die nicht an dem europäischen Vorhaben beteiligt sind: Intel und TSMC.

Massive Staatshilfen für Intel

TSMC, der weltgrößte Auftragsfertiger aus Taiwan prüft den Bau einer Halbleiterfabrik in Deutschland, die vor allem die Kunden in der Autoindustrie beliefern soll. Die Gespräche dürften aber noch einige Monate andauern, heißt es in der Branche.

Schon einen Schritt weiter ist Intel: Pat Gelsinger, der Chef des US-Konzerns, hatte am 15. März angekündigt, 17 Milliarden Euro in den Bau zweier Halbleiterwerke in Magdeburg investieren zu wollen (Europe.Table berichtete). Voraussetzung dafür war die Zusage massiver Staatshilfen – das hatte Gelsinger schon frühzeitig deutlich gemacht. Die Verhandlungen mit Intel seien direkt vom Bundeskanzleramt geführt worden, heißt es in Berlin, und zwar von dem wirtschaftspolitischen Berater von Olaf Scholz (SPD), Jörg Kukies.

Was dabei vereinbart wurde, darüber herrscht auch in anderen Ministerien keine Klarheit. Die Rede ist von einer Förderung von rund sieben Milliarden Euro, die Intel für das Vorhaben erwarten könne. Das würde einer hohen Förderquote von 40 Prozent entsprechen, die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager bei der fälligen beihilferechtlichen Prüfung sicherlich kritisch hinterfragen würde.

Weder BMF noch BMWK wollten sich dazu konkret äußern. “Details oder genaue Summen können wir noch nicht nennen”, teilte eine BMWK-Sprecherin auf Anfrage mit. Die Europäische Kommission werde das Vorhaben beihilferechtlich prüfen und nach strengen Kriterien über die genaue Höhe möglicher Beihilfen entscheiden. Diesem Prozess wolle man nicht vorgreifen.

IPCEI-Projekte haben hohe Priorität in der Bundesregierung

Die fehlende Transparenz ruft auch Abgeordnete der Ampel-Koalition auf den Plan. “Wir werden uns die Themen jetzt anschauen”, sagt der SPD-Wirtschaftspolitiker Falko Mohrs. Es gelte zu klären, wie viel Geld für die unterschiedlichen Vorhaben vorgesehen sei und wie die Zusammenarbeit mit der Industrie angedacht sei.

Bei den am IPCEI beteiligten Unternehmen gibt es verhaltene Kritik. “Wir hoffen weiterhin auf eine schnelle Freigabe der Projekte”, sagte ein Sprecher des Münchener Chipkonzerns Infineon. Die notwendige Finanzierung des IPCEI sei aber noch nicht abschließend gesichert. Die Bundesregierung habe dem Thema Halbleiter zwar hohe Priorität eingeräumt, allerdings beanspruchten andere Krisen derzeit deren vollen Fokus.

Infineon will in dem IPCEI-Förderrahmen in mehrere Projekte in seinen Standorten in Regensburg, Warstein und Dresden investieren. Dabei geht es laut dem Sprecher etwa um die Frage, wie man sowohl mit neuen Halbleitermaterialien, aber auch innovativen Silizium-Technologien den Umbau zu erneuerbaren Energien gestalten könne. “Dabei würde es den Unternehmen helfen, könnten sie schon jetzt die Projekte auf eigenes Risiko starten. Dafür braucht es eine entsprechende Genehmigung der Bundesregierung.”

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Sanktionsmonitoring

11.04.2022_Sanktionsmonitoring

Die Europäische Union und die Schweiz haben mit verschiedenen Sanktionen auf die Invasion Russlands in der Ukraine reagiert. Hier finden Sie die aktuell verhängten EU-Sanktionen (soweit im Amtsblatt der EU veröffentlicht). Eine Übersicht über alle seit Beginn des Ukraine-Kriegs durch die EU und die Schweiz verhängten Sanktionen finden Sie hier.

Rechtsvorschrift L110
Verordnung (EU) 2022/580 des Rates vom 8. April 2022 zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 269/2014 über restriktive Maßnahmen angesichts von Handlungen, die die territoriale Unversehrtheit, Souveränität und Unabhängigkeit der Ukraine untergraben oder bedrohen

Durchführungsverordnung (EU) 2022/581 des Rates vom 8. April 2022 zur Durchführung der Verordnung (EU) Nr. 269/2014

Beschluss (GASP) 2022/582 des Rates vom 8. April 2022 zur Änderung des Beschlusses 2014/145/GASP über restriktive Maßnahmen angesichts von Handlungen, die die territoriale Unversehrtheit, Souveränität und Unabhängigkeit der Ukraine untergraben oder bedrohen
Details

Rechtsvorschrift L111
Verordnung (EU) 2022/576 des Rates vom 8. April 2022 zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 833/2014 über restriktive Maßnahmen angesichts der Handlungen Russlands, die die Lage in der Ukraine destabilisieren

Verordnung (EU) 2022/577 des Rates vom 8. April 2022 zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 765/2006 des Rates über restriktive Maßnahmen angesichts der Lage in Belarus und der Beteiligung von Belarus an der Aggression Russlands gegen die Ukraine

Beschluss (GASP) 2022/578 des Rates vom 8. April 2022 zur Änderung des Beschlusses 2014/512/GASP über restriktive Maßnahmen angesichts der Handlungen Russlands, die die Lage in der Ukraine destabilisieren

Beschluss (GASP) 2022/579 des Rates vom 8. April 2022 zur Änderung des Beschlusses 2012/642/GASP des Rates über restriktive Maßnahmen angesichts der Lage in Belarus und der Beteiligung von Belarus an der Aggression Russlands gegen die Ukraine
Details

Ernährungssicherung: Der Streit um EU-Naturschutzgesetze

Es hätte ein wichtiger Schritt zur Umsetzung der agrarpolitischen Ziele des Green Deals sein sollen: Die Vorschläge zur Stilllegung von zehn Prozent der europäischen Landwirtschaftsfläche sowie zur Halbierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln bis 2030 sind wesentliche Elemente der Biodiversitäts- und der Farm-to-Fork-Strategie der EU. Doch die Kommission hat die für Ende März geplante Vorstellung ihrer Entwürfe verschoben.

Der Krieg in der Ukraine habe keinen Raum für weitere angemessene politische Diskussionen über die Naturschutzgesetze gelassen, erklärte die Brüsseler Behörde den Schritt. Zugleich sollte mit der Verschiebung wohl der Debatte um die Ernährungssicherung in Europa Rechnung getragen werden. In einer stattdessen veröffentlichten Mitteilung der Kommission heißt es zwar, die Lebensmittelversorgung in der EU sei nicht gefährdet. Dennoch soll zur Steigerung der Produktion zumindest mittelfristig der Anbau von Lebens- und Futtermitteln inklusive Pestizid-Einsatz auch auf Brachflächen zugelassen werden. Dem stünden die beiden geplanten Naturschutz-Gesetze diametral gegenüber.

Parlament fordert Folgenabschätzung

Neuer Termin für die Vorstellung der Kommissionsentwürfe ist der 22. Juni. Der kurze Zeitraum sorgt für Irritation. Hat doch das Europäische Parlament unter Federführung der EVP-Fraktion eine Entschließung zur Ernährungssicherheit verabschiedet und darin eine umfassende Folgenabschätzung der geplanten Vorschriften hinsichtlich ihrer Wechselwirkung gefordert. Den Einsatz von Pestiziden um 50 Prozent zu reduzieren, werde zu einem deutlichen Rückgang des Ertrags führen, wodurch wiederum mehr Fläche benötigt würde, sagt Norbert Lins (CDU), Vorsitzender des Agrarausschusses im EU-Parlament, zu Europe.Table. Gleichzeitig will die EU-Kommission die Stilllegung von landwirtschaftlich genutzten Flächen von derzeit 2,5 Prozent auf zehn Prozent erhöhen. Das passe nicht zusammen und könne speziell in der aktuellen Lage die Ernährungssicherung in Europa gefährden, so der Europaabgeordnete.

Die geforderte Folgenabschätzung dauere jedoch mindestens ein halbes Jahr, zumal die unterschiedlichen klimatischen und geologischen Bedingungen sowie agrartechnischen Standards in den verschiedenen Mitgliedstaaten berücksichtigt werden müssten. Will die Kommission der Resolution des Parlaments Folge leisten, dürfte der 22. Juni als neuer Termin also kaum einzuhalten sein.

Zwar beteuerte vergangene Woche ein Kommissionsvertreter aus der Generaldirektion für Lebensmittelsicherheit, man werde an den Naturschutz-Zielen festhalten. Die geplante Gesetzgebung werde nicht mehr geändert und noch vor der Sommerpause vorgestellt. Darauf will sich jedoch auch Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im EU-Parlament, nicht verlassen. Der Abgeordnete spricht von einem “breiten Angriff auf die Farm-to-Fork-Strategie, rechnet im Parlament und insbesondere im Rat mit viel Gegenwind. Hier stehe Deutschland praktisch isoliert da.

Tatsächlich appellierte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir in der jüngsten Ratssitzung am Donnerstag an seine Kollegen, das Ambitionsniveau im Hinblick auf Biodiversität und Klimaschutz nicht zu untergraben. “Lassen Sie uns vermeiden, komplexe politische Diskussionen jetzt mit dem Argument des Krieges einfach zu überspringen”, so Özdemir.

Wenig Unterstützung für Pestizid-Verordnung

Doch auch schon vor Ausbruch des Krieges hätten die meisten Mitgliedstaaten nur wenig Unterstützung für die geplante Pestizid-Verordnung gezeigt, kritisiert Häusling. So fehle es bereits an Daten zum Einsatz der Pflanzenschutzmittel in den EU-Ländern. Bestehende Vorschriften, etwa zum integrierten und damit nachhaltigen Landbau, würden selten kontrolliert, Beratung für die Landwirte gebe es kaum.

Auch deshalb soll aus der bisherigen Richtlinie über den Einsatz von Pestiziden nun eine Verordnung werden. Das ist einer geleakten Version des Kommissionsentwurfs zu entnehmen, die Europe.Table vorliegt. Verordnungen müssen von den EU-Staaten direkt umgesetzt werden und ermöglichen weniger Spielraum. Die angestrebte Reduktion um 50 Prozent bis 2030 sei dabei durchaus ambitioniert, sagt Häusling.

Der Deutsche Bauernverband begrüßt die Verschiebung durch die Kommission. Der Entwurf müsse noch einmal grundsätzlich überarbeitet werden, sagt DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken. Bei der Bayer AG hält man hingegen nichts von der verzögerten Umsetzung. Der Pestizid-Hersteller unterstütze die Ziele der Farm-to-Fork-Strategie. Dabei gehe es nicht um Produktivität zu Lasten der Nachhaltigkeit. Beides müsse zusammen gedacht werden. “Wir sind daher dafür, innovative Verfahren und Technologien etwa im Bereich Digital Farming oder in der Pflanzenzüchtung einzusetzen”, so ein Sprecher des Chemiekonzerns, der mit der Entwicklung ebendieser Technologien einen wachsenden Markt bedient.

Auch der Industrieverband Agrar fordert, im Rahmen der Pestizid-Verordnung neue, digitale Technologien schnell in die Praxis zu bringen, um damit den Einsatz der Pflanzenschutzmittel verringern zu können. Dabei müsse aber die Verschiedenheit der landwirtschaftlichen Praxis in Europa berücksichtigt werden.

Ernährungssicherung in Europa ohne Pestizide

Für Martine Dermine vom Pesticide Action Network (PAN Europe) müsste der Einsatz synthetischer Pestizide komplett gestoppt werden, solange die jeweiligen Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit nicht vollständig geklärt seien. Bestes Beispiel sei Glyphosat: Der umstrittene Unkrautvernichter wurde 2015 von der Weltgesundheitsorganisation als “wahrscheinlich krebserregend” eingestuft worden. Die Zuständigen EU-Behörden kamen zu einem anderen Ergebnis. Derzeit ist der Einsatz von Glyphosat in der EU bis Ende 2022 zugelassen. Eine Verlängerung gilt als wahrscheinlich.

Dabei sei die Ernährungssicherung in Europa auch ohne den Einsatz von Pestiziden möglich, beteuert Dermine. Zwar müsse mit weniger Ertrag gerechnet werden, das Problem liege jedoch am verschwenderischen Umgang mit Lebensmitteln und den Ernährungsformen. So werden laut Kommission jährlich rund 88 Millionen Tonnen und damit etwa 20 Prozent der in der EU erzeugten Lebensmittel verschwendet. Etwa zwei Drittel des angebauten Getreides werden als Tierfutter verwendet.

Pestizide: Verbreitung über die Luft

Völlige Pestizid-Freiheit wird allerdings zunehmend schwierig. Denn einer Studie zufolge können sich die Pflanzenschutzmittel über die Luft weit verbreiten. Johanna Bär von Bündnis für enkeltaugliche Landwirtschaft erklärt: “Wir haben Rückstände in Baumrinden, in Lüftungsanlagen von Gebäuden, in Naturschutzgebieten und auch auf Bio-Äckern gefunden.” Etwa 30 Prozent davon seien inzwischen als umwelt- oder gesundheitsschädlich eingestuft worden und nicht mehr zulässig.

Für die Öko-Branche ein großes Problem, denn der Einsatz von synthetischen Pestiziden ist bei Bio-Lebensmitteln verboten. Durch die Übertragung der Pflanzenschutzmittel dürfen jedoch Bio-Lebensmittel immer häufiger nicht mehr als solche deklariert werden. Mit ihrer geplanten Naturschutz-Gesetzgebung will die Kommission auch den Ökolandbau fördern. Bis diese endgültig verabschiedet wird, könnte es jedoch noch einige Jahre dauern.

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Macron und Le Pen ziehen in Stichwahl ein, Macron liegt vorn

Im Rennen um die Präsidentschaft in Frankreich entscheiden die Wähler in zwei Wochen zwischen Amtsinhaber Emmanuel Macron und der rechten Kandidatin Marine Le Pen. Beide qualifizierten sich in der ersten Runde gestern wie erwartet für die Stichwahl, wie aus ersten Prognosen von vier Meinungsforschungsinstituten hervorging. Macron, der seit fünf Jahren im Amt ist, lag dabei deutlicher vor Le Pen als in den letzten Umfragen vor der Wahl.

Umfragen vor der Wahl: Macron nur knapp vor Le Pen

In ersten Reaktionen sprachen sich fast alle unterlegenen Kandidaten dafür aus, nun für Macron zu stimmen, was dessen Chancen erhöht. Seit zwei Jahrzehnten ist es keinem französischen Präsidenten mehr gelungen, sich eine zweite Amtszeit zu sichern.

Auf den liberalen Macron entfielen am Wahlabend nach 89 Prozent der ausgezählten Stimmen 27,4 Prozent der Stimmen. Le Pen kam demnach als Zweitplatzierte auf 24,7 Prozent. Der linke Bewerber Jean-Luc Mélenchon erhielt rund 20 Prozent. Chancenlos waren der Rechtsaußen-Kandidat Éric Zemmour und die Konservative Valérie Pécresse mit etwa sieben beziehungsweise fünf Prozent. Umfragen im Vorfeld der Wahl hatten Macron mit rund 26 Prozent knapp vor Le Pen mit 24 Prozent gesehen. Erste Teilergebnisse sahen zwar Le Pen vor Macron, allerdings waren dabei die großen Städte noch unterrepräsentiert, in denen es Le Pen schwerer hat.

Macron warb nach der Wahl am Sonntag darum, ihn bei der Stichwahl zu unterstützen. Er rufe alle Bürger dazu auf, die extreme Rechte zu stoppen. Zemmour rief seine Anhänger auf, nun für Le Pen zu votieren. Von Grünen, Linken, Sozialisten und Konservativen kamen dagegen Signale, Macron zu unterstützen. Pécresse sagte vor ihren Anhängern, Le Pen disqualifiziere sich – vor dem Hintergrund des russischen Angriffs auf die Ukraine – wegen ihrer Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin. “Ihre Wahl würde bedeuten, dass Frankreich auf der europäischen und internationalen Bühne irrelevant wird.” Le Pen sagte, sie wolle als Präsidentin Spaltungen innerhalb des Landes überwinden.

Eher verhalten fielen am Sonntagabend die Reaktionen aus dem Europäischen Parlament aus. Rasmus Andresen (Grüne/EFA) twitterte, er befürchte, dass die “viele Erleichterungs-Tweets deutlich zu früh kommen.” Macrons Arroganz und neoliberale Haltung mache es Le Pen einfacher als beim letzten Mal. Iratxe Garcia Perez, Vorsitzende der S&D-Fraktion, rief auf Twitter “alle fortschrittlichen Menschen” dazu auf, gegen Le Pen zu stimmen, da sie die Demokratie und den sozialen Frieden gefährde. Jens Geier, Vorsitzender der SPD-Gruppe in der S&D-Fraktion, twitterte: “Wer dann im 2. Wahlgang nicht Macron unterstützt, um LePen zu stoppen, kann sich wohl kaum progressiv nennen. Herr Mélenchon sollte seine Zweideutigkeiten beenden!”

Nach der Stichwahl am 24. April beginnt die neue Amtsperiode spätestens am 13. Mai. Mitte Juni wird dann an zwei Wochenenden ein neues Parlament gewählt. rtr/klm

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Gasplattform will mit Industrie zusammenarbeiten

Die gemeinsame Plattform der EU-Staaten zur Energiebeschaffung wird eine beratende Arbeitsgruppe mit Experten aus der Wirtschaft einrichten. Das kündigte die EU-Kommission am Freitag an. Am Abend zuvor war die Plattform mit Vertretern der 27 Mitgliedstaaten zu ihrer ersten Sitzung zusammengekommen. Ziel ist die abgestimmte Beschaffung von Erdgas und Flüssiggas (LNG), um in Europa unabhängiger von russischen Gaslieferungen zu werden. Langfristig solle die Arbeit auch auf Wasserstoff und erneuerbare Energien ausgedehnt werden.

Die Mitglieder wollen außerdem dafür sorgen, dass vorhandene Gasinfrastruktur bestmöglich genutzt wird, womit in erster Linie Regasifizierungsterminals für LNG gemeint sein dürften. Zudem soll der Bedarf an neu zu errichtender Wasserstoffinfrastruktur ermittelt werden. ber

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Timmermans: EU könnte Klimaziele überdenken

Die Europäische Union könnte sich ehrgeizigere Ziele für den Übergang zu erneuerbaren Energien setzen, da sie nach Alternativen zu den Öl- und Gasimporten aus Russland suchen muss, sagte EU-Klimachef Frans Timmermans am Sonntag.

Die 27 EU-Mitgliedsstaaten haben sich darauf geeinigt, ihre Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 gemeinsam um 55 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 zu senken und damit einen Schritt in Richtung “Netto-Null-Emissionen” bis 2050 zu machen.

Nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine im Februar hat die Europäische Kommission außerdem vorgeschlagen, dass Europa die Einfuhren von russischem Erdgas in diesem Jahr um zwei Drittel reduzieren soll, und arbeitet an Plänen, diese bis 2027 auslaufen zu lassen. Die Kommission wird im Mai einen “Repower EU”-Plan vorschlagen, wie die EU aus den russischen fossilen Brennstoffen aussteigen kann.

Neue Ziele: Höherer Anteil an erneuerbaren Energien für 2030

“In den nächsten Wochen werden wir auf die sogenannte Repower-EU-Initiative hinarbeiten, und im Rahmen dieser Initiative wollen wir die Energiewende beschleunigen. In diesem Zusammenhang könnten wir also unsere Ziele überdenken”, sagte Timmermans gegenüber Reportern bei einem Besuch in Kairo. Eine solche Überarbeitung würde einen “höheren Prozentsatz an erneuerbaren Energien für 2030” bedeuten, sagte Timmermans, nannte aber keine Zahlen für mögliche neue Ziele.

Nach den bestehenden Plänen würde die EU den Anteil der erneuerbaren Energien am Endverbrauch bis 2030 auf 40 Prozent erhöhen. Ägypten, das im November Gastgeber der COP27-Klimakonferenz sein wird und israelisches Gas aus Flüssigerdgas-Terminals an seiner Mittelmeerküste reexportiert, könnte der EU helfen, ihre Gasimporte zu diversifizieren, sagte Timmermans.

“Wenn wir anderes LNG in der Region bekommen können – und wir werden sehen, welche Mengen aus Israel verfügbar sein werden – könnte das ein guter Ansatz sein”, sagte er. “Der Kern dessen, was ich anbiete, ist eine langfristige strategische Beziehung, die mit LNG beginnt und sich dann schnell auch auf erneuerbare Energien, insbesondere Wasserstoff, ausweitet”, fügte er hinzu. rtr

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EU-Länder verweigern Einfuhren russischer Güter

Die Länder der Europäischen Union, die an Russland und Weißrussland grenzen, haben seit Freitag einigen in den beiden Ländern registrierten Lastkraftwagen aufgrund von Sanktionen die Einreise verweigert, teilte der russische Zoll am Samstag mit. Die EU hat am Freitag formell neue Sanktionen gegen Russland verhängt, darunter ein Verbot der Einfuhr von Kohle, Holz, Chemikalien und anderen Produkten, und gleichzeitig vielen russischen Schiffen und Lastwagen die Einreise in die EU verweigert.

Fahrzeuge mit russischen und weißrussischen Nummernschildern, die im internationalen Verkehr eingesetzt werden, dürfen nach Angaben des russischen Zolls keine Waren auf EU-Gebiet transportieren. “Nach den vorliegenden Informationen gelten die Beschränkungen noch nicht für den Straßengüterverkehr, der pharmazeutische und medizinische Produkte, Lebensmittel und landwirtschaftliche Erzeugnisse, einschließlich Weizen, sowie Energie, Nichteisenmetalle und Düngemittel liefert”, so der Zolldienst. Der Verkehr von Russland nach Kaliningrad – Russlands Exklave an der Ostsee zwischen Polen und Litauen – war für in Russland zugelassene Fahrzeuge weiterhin möglich. rtr

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BaFin: Russische Großbank VTB hat keine Kontrolle mehr über Europa-Tochter

Die russische Großbank VTB hat der deutschen Finanzaufsichtsbehörde BaFin zufolge keine Kontrolle mehr über ihre hiesige Tochter. Das ist die Konsequenz aus dem fünften Sanktionspaket der EU gegen Russland, das im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine gerade verhängt wurde. Die Bonner BaFin teilte am Sonntag mit, am Samstag der Muttergesellschaft aus Sankt Petersburg die Ausübung ihrer Stimmrechte bei der Tochter VTB Bank Europe untersagt zu haben. Das russische Geldhaus sei Teil der neuen Sanktionen.

Die Tochter dürfe keine Weisungen der Muttergesellschaft mehr befolgen, so die BaFin. Vor Wochen sei bereits ein Verbot erlassen worden, Zahlungen oder Vermögensverschiebungen zugunsten der VTB-Gruppe vorzunehmen. Die Tochter sei damit nun vollständig abgeschirmt. “Einleger können weiterhin frei über ihr Geld verfügen, und Schuldner können ihre Kredite mit Zins und Tilgung bedienen. Auch andere Gläubiger der Bank dürfen – soweit sie nicht selbst sanktioniert sind – entsprechend bedient werden und Zahlungen der Bank entgegennehmen.”

Andere Banken, Dienstleister und Mitarbeiter dürfen unverändert für die VTB Bank Europe tätig sein. Deren Vermögens- und Liquiditätslage sei weiter geordnet, so die BaFin. Das Geschäft solle aber zurückgeführt werden. rtr

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Draghi will Gas-Abkommen mit Algerien unterzeichnen

Italiens Ministerpräsident Mario Draghi wird am Montag nach Algerien reisen, um mit dem algerischen Präsidenten Abdelmadjid Tebboune über eine Erhöhung der Gas-Importe zu verhandeln, so zwei Quellen.

Draghi reist mit einer Delegation, zu der auch der Chef des italienischen Energiekonzerns Eni, Außenminister Luigi Di Maio und der Minister für Energiewende, Roberto Cingolani, gehören dürften, so eine Regierungsquelle. Es wird erwartet, dass Algerien Italien mit jährlich zusätzlichen 4 Milliarden Kubikmetern Erdgas beliefern wird, so eine Quelle am Sonntag gegenüber Reuters.

Italien: Täglich 60 Millionen Kubikmeter Gas aus Algerien

Algerien ist der zweitgrößte Gaslieferant Italiens. Die Transmed-Pipeline pumpt seit 1983 Gas aus Algerien an die Küste Italiens. Sie hat eine tägliche Kapazität von mehr als 110 Millionen Kubikmetern, transportiert aber derzeit weniger als 60 Millionen Kubikmeter.

Steigender Inlandsverbrauch, unzureichende Investitionen und politische Instabilität, darunter die Schließung einer Pipeline nach Spanien wegen eines Streits mit Marokko, haben die algerischen Exporte gedrosselt. Doch im vergangenen Jahr stiegen die italienischen Importe um 76 Prozent auf 21,2 Milliarden Kubikmeter (bcm) – 29 Prozent der Gesamtlieferungen. Rom hat angekündigt, dass es sich weitere 9 Milliarden Kubikmeter aus dem nordafrikanischen Land sichern möchte. rtr

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Musk schlägt eine Umstrukturierung von Twitter Blue vor

Elon Musk, der größte Anteilseigner von Twitter, schlug am Samstag eine Reihe von Änderungen am Premium-Abonnementdienst Twitter Blue des Social-Media-Riesen vor, darunter eine Senkung des Preises, ein Verbot von Werbung und die Möglichkeit, mit der Kryptowährung Dogecoin zu bezahlen.

Musk, der erst vor wenigen Tagen eine Beteiligung von 9,2 Prozent an Twitter bekannt gab, wurde ein Sitz im Vorstand angeboten. Dieser Schritt löste bei einigen Twitter-Mitarbeitern Panik über die Zukunft der Moderation von Inhalten aus.

Twitter Blue, das im Juni 2021 eingeführt wurde, ist Twitters erster Abonnementdienst und bietet laut Twitter “exklusiven Zugang zu Premiumfunktionen” auf monatlicher Basis. Der Dienst ist in den Vereinigten Staaten, Kanada, Australien und Neuseeland verfügbar.

Vorschläge von Elon Musk zu Twitter Blue nicht kommentiert

In einem Twitter-Post schlug der Tesla-Chef vor, dass Twitter-Blue-Nutzer deutlich weniger als die derzeitigen 2,99 Dollar pro Monat zahlen sollten und ein Authentifizierungshäkchen sowie die Möglichkeit erhalten sollten, in der Landeswährung zu zahlen.

“Der Preis sollte wahrscheinlich ~$2/Monat betragen, aber 12 Monate im Voraus bezahlt werden & das Konto erhält 60 Tage lang kein Prüfzeichen (um auf Kreditkartenrückbuchungen zu achten) & wird ohne Rückerstattung gesperrt, wenn es für Betrug/Spam verwendet wird”, sagte Musk in einem Tweet.

“Und keine Werbung”, schlug Musk vor. “Die Macht der Unternehmen, die Politik zu diktieren, wird erheblich gestärkt, wenn Twitter auf Werbegelder angewiesen ist, um zu überleben.” Musk schlug auch die Möglichkeit vor, mit Dogecoin zu bezahlen und fragte die Twitter-Nutzer nach ihrer Meinung. Twitter lehnte es ab, die Vorschläge von Elon Musk zu Twitter Blue zu kommentieren. rtr

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Portrait

Angelika Niebler – Den Mittelstand im Blick

Angelika Niebler ist Vorsitzende der CSU-Europagruppe und Co-Vorsitzende der CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament.
Angelika Niebler ist Vorsitzende der CSU-Europagruppe und Co-Vorsitzende der CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament.

“Wenn wir uns in der Welt behaupten wollen, geht das nur als starke, europäische Gemeinschaft”, sagt Angelika Niebler, Vorsitzende der CSU-Europagruppe und Co-Vorsitzende der CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament. Niebler setzt sich vor allem für die Interessen der Unternehmensstandorte Oberbayern und München ein. 2019 hat sie durchgesetzt, dass in Schwierigkeiten geratene, aber chancenreiche Unternehmen unterstützt werden: “Mit der Richtlinie zur präventiven Restrukturierung haben wir ein Instrumentarium zur Verfügung gestellt, mit dem sich Unternehmen leichter neu aufstellen und so eine Insolvenz vermeiden können.”

Angelika Niebler ist seit 1999 Abgeordnete im Europäischen Parlament. Davor war Niebler auf kommunalpolitischer Ebene tätig: Angesteckt von der Begeisterung ihres Mannes für Politik, trat auch sie 1994 der Jungen Union, der Frauenunion und CSU bei und kandidierte schließlich erfolgreich für den Kreistag des Landkreises Ebersberg: “Über die Liebe ins kommunale Mandat”, sagt Niebler und lacht dabei. Das Interesse für Europa kam zu Studienzeiten auf: “Während meines Jura-Studiums lernte ich zwei Semester an der Universität in Genf. Dort erfuhr ich, wie wichtig es ist, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Nach dem Studium habe ich dann am ‘European Young Lawyers Course’ an der Universität Edinburgh teilgenommen.”

Da Angelika Niebler kommunalpolitisch aktiv war und sich gleichzeitig mit europapolitischen Sachverhalten auskannte, wurde sie von Partei-Kolleg:innen gefragt, ob sie sich nicht vorstellen könnte, für das Europäische Parlament zu kandidieren: “Wenn sich so eine Chance ergibt, muss man beherzt zugreifen!”

Chancengleichheit ist kein Selbstläufer

Niebler ist überzeugt, dass Europa, wenn es seinen Wohlstand erhalten will, eine starke industrielle Basis braucht. Vor allem will sie sich dafür einsetzen, dass mittelständische Unternehmen faire Wettbewerbsbedingungen vorfinden: “Viele Informations- und Dokumentationspflichten, hohe Besteuerung, die hohen Energiepreise und der Mangel an Fachkräften belasten unsere mittelständischen Unternehmen. Ein Beispiel ist die EU-Mehrwertsteuerreform, nach dieser müssen die unterschiedlichen Mehrwertsteuersätze bei Online-Handel ab 10.000 Euro ausgewiesen werden. Dies bringt einen enormen Verwaltungsaufwand mit sich. Auch bei der Neufassung der Nachhaltigkeitsberichterstattung dürfen wir unsere Mittelständler nicht überfordern.”

Dass etwas auf den ersten Blick nicht leicht erscheint, hat die Politikerin schon früher nicht gestört: Das Thema Chancengerechtigkeit ist Niebler, die es geschafft hat, in der CSU die Frauenquote von 40 Prozent im Landes- und den Bezirksvorständen durchzusetzen, besonders wichtig: “Auch auf europäischer Ebene hat sich viel getan, aber nach wie vor haben es Frauen schwieriger, Fuß zu fassen. Chancengerechtigkeit ist kein Selbstläufer. Daher werde ich mich auch weiterhin für die Frauen starkmachen.” Gerade wird auch im Europäischen Parlament über eine europaweite Frauenquote in Aufsichtsräten großer Unternehmen von 40 Prozent diskutiert. Alina Jensen

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Europe.Table Redaktion

EUROPE.TABLE REDAKTION

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    • Musk schlägt eine Umstrukturierung von Twitter Blue vor
    • Angelika Niebler – Den Mittelstand im Blick
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    wie erwartet sind gestern der französische Präsident Emmanuel Macron und seine stärkste Herausforderin Marine Le Pen in die Stichwahl der Präsidentschaftswahl eingezogen. Am Sonntag in zwei Wochen, dem 24. April, müssen sich die knapp 49 Millionen Wahlberechtigten dann zwischen der rechtsextremen Le Pen und dem pro-europäischen Macron entscheiden. Mehr zu den Wahlergebnissen lesen Sie in den News.

    Das 2020 unter deutscher EU-Ratspräsidentschaft auf den Weg gebrachte Förderprogramm für die Chipindustrie sollte eigentlich, nach den Worten des damaligen Wirtschaftsministers Peter Altmaier (CDU), einen “wichtigen Beitrag zu Wachstum, Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie und Wirtschaft leisten”. Passiert ist seither wenig. Woran das Important Project of Common European Interest (IPCEI) krankt, und welche Befürchtungen die deutschen Unternehmen jetzt haben, hat Till Hoppe analysiert.

    Eigentlich wollte die EU-Kommission ihre beiden Entwürfe zur Stilllegung von zehn Prozent der europäischen Landwirtschaftsfläche sowie zur Halbierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln bereits Ende März vorstellen – hatte dies aber verschoben. Timo Landenberger erklärt, warum es zu der Verzögerung kommt und warum der neue Termin für Irritationen sorgt.

    Die gemeinsame Plattform der EU-Staaten zur Energiebeschaffung wird eine beratende Arbeitsgruppe mit Experten aus der Wirtschaft einrichten. Welche Aufgaben die Plattform hat, lesen Sie in den News.

    Mit Angelika Niebler ist heute eine große Unterstützerin des Mittelstandes und erfahrene Europa-Parlamentarierin im Portrait von Europe.Table. Niebler ist Vorsitzende der CSU-Europagruppe und Co-Vorsitzende der CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament, und hat 2019 die Richtlinie zur präventiven Restrukturierung für in Schwierigkeiten geratene Unternehmen auf den Weg gebracht.

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    Lisa-Martina Klein
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    Analyse

    Chip-IPCEI: Warten auf den Bund

    Es war eines der Vorzeigeprojekte der deutschen EU-Ratspräsidentschaft im Herbst 2020: Das neue Förderprogramm für die Chipindustrie könne einen “wichtigen Beitrag zu Wachstum, Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie und Wirtschaft leisten”, sagte der damalige Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU).

    Eineinhalb Jahre sind seither vergangen, aber das Important Project of Common European Interest (IPCEI) zu Mikroelektronik und Kommunikationstechnologien existiert weiterhin nur auf Papier. Unter den 32 beteiligten Unternehmen in Deutschland wächst der Unmut. Das Vorhaben krankt daran, dass noch immer unklar ist, wie viel öffentliche Gelder die Bundesregierung dafür zur Verfügung stellen wird.

    Die Unternehmen, darunter Infineon, Bosch, Globalfoundries und etliche Mittelständler, hatten sich Klarheit erhofft, als Bundesfinanzminister Christian Lindner Mitte März seinen Haushaltsentwurf für 2022 und die Eckwerte für die folgenden Jahre vorstellte. Vergeblich. Bei einem Treffen von Vertretern der 32 Unternehmen und des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klima vor gut einer Woche wurde laut Teilnehmern deutlich: Das BMWK weiß es selbst nicht.

    In den vergangenen beiden Jahren sei viel darüber gesprochen worden, wie wichtig die technologische Souveränität Europas in der Halbleiterindustrie sei, sagt Wolfgang Weber, Vorsitzender der Geschäftsführung des Verbandes der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI). Angesichts des Ukraine-Krieges gelte das heute noch mehr als zuvor. “Umso wichtiger wäre es, dass die Bundesregierung nun auch Farbe bekennt”, so Weber. “Es reicht nicht, dass die Bundesregierung die Bedeutung des IPCEI erkennt, sie muss es auch mit den nötigen Mitteln unterfüttern.”

    Unternehmen brauchen Geduld

    Doch Lindners Haushaltsentwurf lässt Fragen offen. Im Budget des BMWK sind demnach 2,03 Milliarden Euro für das IPCEI vorgesehen, verteilt über die Jahre bis 2026. Das aber würde laut Industriekreisen nur reichen, um die geplanten IPCEI-Projekte mit weniger als 20 Prozent der förderfähigen Kosten zu subventionieren. Üblich bei IPCEI ist eine Förderquote von 20 bis 40 Prozent.

    Das BMWK sieht sich laut Teilnehmern daher nicht in der Lage, einem vorzeitigen Maßnahmenbeginn der Unternehmen zuzustimmen. Die Firmen könnten im Rahmen des IPCEI bereits auf eigenes Risiko damit beginnen, die geplanten Projekte umzusetzen, brauchen dafür aber die Freigabe des Ministeriums. Ihnen bleibt also nichts anderes übrig, als sich weiter zu gedulden. Womöglich bis Ende Juni, wenn das Bundeskabinett die Eckwerte für den Haushalt 2023 beschließen wird.

    Denn noch ist unklar, welche Mittel aus einem zweiten Topf für das Förderprogramm zur Verfügung stehen werden. Lindners Finanzplanung sieht neben dem BMWK-Etat noch einen Posten im sogenannten Einzelplan 60 (“Allgemeine Finanzverwaltung”) vor, die keinem Ressortbereich zugeordnet sind. Dort finden sich 2,72 Milliarden Euro für 2022, die zur “Verstärkung von Maßnahmen zur Förderung von Projekten im Bereich der Mikroelektronik” vorgesehen sind.

    Unklar ist aber, ob diese Gelder tatsächlich für die 32 Unternehmen im IPCEI reserviert sind. “Hierzu laufen Abstimmungsprozesse in der Bundesregierung”, heißt im Bundesfinanzministerium. Die Sorge bei den deutschen Chipunternehmen ist, dass die Mittel zwei internationalen Konzernen zugutekommen sollen, die nicht an dem europäischen Vorhaben beteiligt sind: Intel und TSMC.

    Massive Staatshilfen für Intel

    TSMC, der weltgrößte Auftragsfertiger aus Taiwan prüft den Bau einer Halbleiterfabrik in Deutschland, die vor allem die Kunden in der Autoindustrie beliefern soll. Die Gespräche dürften aber noch einige Monate andauern, heißt es in der Branche.

    Schon einen Schritt weiter ist Intel: Pat Gelsinger, der Chef des US-Konzerns, hatte am 15. März angekündigt, 17 Milliarden Euro in den Bau zweier Halbleiterwerke in Magdeburg investieren zu wollen (Europe.Table berichtete). Voraussetzung dafür war die Zusage massiver Staatshilfen – das hatte Gelsinger schon frühzeitig deutlich gemacht. Die Verhandlungen mit Intel seien direkt vom Bundeskanzleramt geführt worden, heißt es in Berlin, und zwar von dem wirtschaftspolitischen Berater von Olaf Scholz (SPD), Jörg Kukies.

    Was dabei vereinbart wurde, darüber herrscht auch in anderen Ministerien keine Klarheit. Die Rede ist von einer Förderung von rund sieben Milliarden Euro, die Intel für das Vorhaben erwarten könne. Das würde einer hohen Förderquote von 40 Prozent entsprechen, die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager bei der fälligen beihilferechtlichen Prüfung sicherlich kritisch hinterfragen würde.

    Weder BMF noch BMWK wollten sich dazu konkret äußern. “Details oder genaue Summen können wir noch nicht nennen”, teilte eine BMWK-Sprecherin auf Anfrage mit. Die Europäische Kommission werde das Vorhaben beihilferechtlich prüfen und nach strengen Kriterien über die genaue Höhe möglicher Beihilfen entscheiden. Diesem Prozess wolle man nicht vorgreifen.

    IPCEI-Projekte haben hohe Priorität in der Bundesregierung

    Die fehlende Transparenz ruft auch Abgeordnete der Ampel-Koalition auf den Plan. “Wir werden uns die Themen jetzt anschauen”, sagt der SPD-Wirtschaftspolitiker Falko Mohrs. Es gelte zu klären, wie viel Geld für die unterschiedlichen Vorhaben vorgesehen sei und wie die Zusammenarbeit mit der Industrie angedacht sei.

    Bei den am IPCEI beteiligten Unternehmen gibt es verhaltene Kritik. “Wir hoffen weiterhin auf eine schnelle Freigabe der Projekte”, sagte ein Sprecher des Münchener Chipkonzerns Infineon. Die notwendige Finanzierung des IPCEI sei aber noch nicht abschließend gesichert. Die Bundesregierung habe dem Thema Halbleiter zwar hohe Priorität eingeräumt, allerdings beanspruchten andere Krisen derzeit deren vollen Fokus.

    Infineon will in dem IPCEI-Förderrahmen in mehrere Projekte in seinen Standorten in Regensburg, Warstein und Dresden investieren. Dabei geht es laut dem Sprecher etwa um die Frage, wie man sowohl mit neuen Halbleitermaterialien, aber auch innovativen Silizium-Technologien den Umbau zu erneuerbaren Energien gestalten könne. “Dabei würde es den Unternehmen helfen, könnten sie schon jetzt die Projekte auf eigenes Risiko starten. Dafür braucht es eine entsprechende Genehmigung der Bundesregierung.”

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    Sanktionsmonitoring

    11.04.2022_Sanktionsmonitoring

    Die Europäische Union und die Schweiz haben mit verschiedenen Sanktionen auf die Invasion Russlands in der Ukraine reagiert. Hier finden Sie die aktuell verhängten EU-Sanktionen (soweit im Amtsblatt der EU veröffentlicht). Eine Übersicht über alle seit Beginn des Ukraine-Kriegs durch die EU und die Schweiz verhängten Sanktionen finden Sie hier.

    Rechtsvorschrift L110
    Verordnung (EU) 2022/580 des Rates vom 8. April 2022 zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 269/2014 über restriktive Maßnahmen angesichts von Handlungen, die die territoriale Unversehrtheit, Souveränität und Unabhängigkeit der Ukraine untergraben oder bedrohen

    Durchführungsverordnung (EU) 2022/581 des Rates vom 8. April 2022 zur Durchführung der Verordnung (EU) Nr. 269/2014

    Beschluss (GASP) 2022/582 des Rates vom 8. April 2022 zur Änderung des Beschlusses 2014/145/GASP über restriktive Maßnahmen angesichts von Handlungen, die die territoriale Unversehrtheit, Souveränität und Unabhängigkeit der Ukraine untergraben oder bedrohen
    Details

    Rechtsvorschrift L111
    Verordnung (EU) 2022/576 des Rates vom 8. April 2022 zur Änderung der Verordnung (EU) Nr. 833/2014 über restriktive Maßnahmen angesichts der Handlungen Russlands, die die Lage in der Ukraine destabilisieren

    Verordnung (EU) 2022/577 des Rates vom 8. April 2022 zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 765/2006 des Rates über restriktive Maßnahmen angesichts der Lage in Belarus und der Beteiligung von Belarus an der Aggression Russlands gegen die Ukraine

    Beschluss (GASP) 2022/578 des Rates vom 8. April 2022 zur Änderung des Beschlusses 2014/512/GASP über restriktive Maßnahmen angesichts der Handlungen Russlands, die die Lage in der Ukraine destabilisieren

    Beschluss (GASP) 2022/579 des Rates vom 8. April 2022 zur Änderung des Beschlusses 2012/642/GASP des Rates über restriktive Maßnahmen angesichts der Lage in Belarus und der Beteiligung von Belarus an der Aggression Russlands gegen die Ukraine
    Details

    Ernährungssicherung: Der Streit um EU-Naturschutzgesetze

    Es hätte ein wichtiger Schritt zur Umsetzung der agrarpolitischen Ziele des Green Deals sein sollen: Die Vorschläge zur Stilllegung von zehn Prozent der europäischen Landwirtschaftsfläche sowie zur Halbierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln bis 2030 sind wesentliche Elemente der Biodiversitäts- und der Farm-to-Fork-Strategie der EU. Doch die Kommission hat die für Ende März geplante Vorstellung ihrer Entwürfe verschoben.

    Der Krieg in der Ukraine habe keinen Raum für weitere angemessene politische Diskussionen über die Naturschutzgesetze gelassen, erklärte die Brüsseler Behörde den Schritt. Zugleich sollte mit der Verschiebung wohl der Debatte um die Ernährungssicherung in Europa Rechnung getragen werden. In einer stattdessen veröffentlichten Mitteilung der Kommission heißt es zwar, die Lebensmittelversorgung in der EU sei nicht gefährdet. Dennoch soll zur Steigerung der Produktion zumindest mittelfristig der Anbau von Lebens- und Futtermitteln inklusive Pestizid-Einsatz auch auf Brachflächen zugelassen werden. Dem stünden die beiden geplanten Naturschutz-Gesetze diametral gegenüber.

    Parlament fordert Folgenabschätzung

    Neuer Termin für die Vorstellung der Kommissionsentwürfe ist der 22. Juni. Der kurze Zeitraum sorgt für Irritation. Hat doch das Europäische Parlament unter Federführung der EVP-Fraktion eine Entschließung zur Ernährungssicherheit verabschiedet und darin eine umfassende Folgenabschätzung der geplanten Vorschriften hinsichtlich ihrer Wechselwirkung gefordert. Den Einsatz von Pestiziden um 50 Prozent zu reduzieren, werde zu einem deutlichen Rückgang des Ertrags führen, wodurch wiederum mehr Fläche benötigt würde, sagt Norbert Lins (CDU), Vorsitzender des Agrarausschusses im EU-Parlament, zu Europe.Table. Gleichzeitig will die EU-Kommission die Stilllegung von landwirtschaftlich genutzten Flächen von derzeit 2,5 Prozent auf zehn Prozent erhöhen. Das passe nicht zusammen und könne speziell in der aktuellen Lage die Ernährungssicherung in Europa gefährden, so der Europaabgeordnete.

    Die geforderte Folgenabschätzung dauere jedoch mindestens ein halbes Jahr, zumal die unterschiedlichen klimatischen und geologischen Bedingungen sowie agrartechnischen Standards in den verschiedenen Mitgliedstaaten berücksichtigt werden müssten. Will die Kommission der Resolution des Parlaments Folge leisten, dürfte der 22. Juni als neuer Termin also kaum einzuhalten sein.

    Zwar beteuerte vergangene Woche ein Kommissionsvertreter aus der Generaldirektion für Lebensmittelsicherheit, man werde an den Naturschutz-Zielen festhalten. Die geplante Gesetzgebung werde nicht mehr geändert und noch vor der Sommerpause vorgestellt. Darauf will sich jedoch auch Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im EU-Parlament, nicht verlassen. Der Abgeordnete spricht von einem “breiten Angriff auf die Farm-to-Fork-Strategie, rechnet im Parlament und insbesondere im Rat mit viel Gegenwind. Hier stehe Deutschland praktisch isoliert da.

    Tatsächlich appellierte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir in der jüngsten Ratssitzung am Donnerstag an seine Kollegen, das Ambitionsniveau im Hinblick auf Biodiversität und Klimaschutz nicht zu untergraben. “Lassen Sie uns vermeiden, komplexe politische Diskussionen jetzt mit dem Argument des Krieges einfach zu überspringen”, so Özdemir.

    Wenig Unterstützung für Pestizid-Verordnung

    Doch auch schon vor Ausbruch des Krieges hätten die meisten Mitgliedstaaten nur wenig Unterstützung für die geplante Pestizid-Verordnung gezeigt, kritisiert Häusling. So fehle es bereits an Daten zum Einsatz der Pflanzenschutzmittel in den EU-Ländern. Bestehende Vorschriften, etwa zum integrierten und damit nachhaltigen Landbau, würden selten kontrolliert, Beratung für die Landwirte gebe es kaum.

    Auch deshalb soll aus der bisherigen Richtlinie über den Einsatz von Pestiziden nun eine Verordnung werden. Das ist einer geleakten Version des Kommissionsentwurfs zu entnehmen, die Europe.Table vorliegt. Verordnungen müssen von den EU-Staaten direkt umgesetzt werden und ermöglichen weniger Spielraum. Die angestrebte Reduktion um 50 Prozent bis 2030 sei dabei durchaus ambitioniert, sagt Häusling.

    Der Deutsche Bauernverband begrüßt die Verschiebung durch die Kommission. Der Entwurf müsse noch einmal grundsätzlich überarbeitet werden, sagt DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken. Bei der Bayer AG hält man hingegen nichts von der verzögerten Umsetzung. Der Pestizid-Hersteller unterstütze die Ziele der Farm-to-Fork-Strategie. Dabei gehe es nicht um Produktivität zu Lasten der Nachhaltigkeit. Beides müsse zusammen gedacht werden. “Wir sind daher dafür, innovative Verfahren und Technologien etwa im Bereich Digital Farming oder in der Pflanzenzüchtung einzusetzen”, so ein Sprecher des Chemiekonzerns, der mit der Entwicklung ebendieser Technologien einen wachsenden Markt bedient.

    Auch der Industrieverband Agrar fordert, im Rahmen der Pestizid-Verordnung neue, digitale Technologien schnell in die Praxis zu bringen, um damit den Einsatz der Pflanzenschutzmittel verringern zu können. Dabei müsse aber die Verschiedenheit der landwirtschaftlichen Praxis in Europa berücksichtigt werden.

    Ernährungssicherung in Europa ohne Pestizide

    Für Martine Dermine vom Pesticide Action Network (PAN Europe) müsste der Einsatz synthetischer Pestizide komplett gestoppt werden, solange die jeweiligen Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit nicht vollständig geklärt seien. Bestes Beispiel sei Glyphosat: Der umstrittene Unkrautvernichter wurde 2015 von der Weltgesundheitsorganisation als “wahrscheinlich krebserregend” eingestuft worden. Die Zuständigen EU-Behörden kamen zu einem anderen Ergebnis. Derzeit ist der Einsatz von Glyphosat in der EU bis Ende 2022 zugelassen. Eine Verlängerung gilt als wahrscheinlich.

    Dabei sei die Ernährungssicherung in Europa auch ohne den Einsatz von Pestiziden möglich, beteuert Dermine. Zwar müsse mit weniger Ertrag gerechnet werden, das Problem liege jedoch am verschwenderischen Umgang mit Lebensmitteln und den Ernährungsformen. So werden laut Kommission jährlich rund 88 Millionen Tonnen und damit etwa 20 Prozent der in der EU erzeugten Lebensmittel verschwendet. Etwa zwei Drittel des angebauten Getreides werden als Tierfutter verwendet.

    Pestizide: Verbreitung über die Luft

    Völlige Pestizid-Freiheit wird allerdings zunehmend schwierig. Denn einer Studie zufolge können sich die Pflanzenschutzmittel über die Luft weit verbreiten. Johanna Bär von Bündnis für enkeltaugliche Landwirtschaft erklärt: “Wir haben Rückstände in Baumrinden, in Lüftungsanlagen von Gebäuden, in Naturschutzgebieten und auch auf Bio-Äckern gefunden.” Etwa 30 Prozent davon seien inzwischen als umwelt- oder gesundheitsschädlich eingestuft worden und nicht mehr zulässig.

    Für die Öko-Branche ein großes Problem, denn der Einsatz von synthetischen Pestiziden ist bei Bio-Lebensmitteln verboten. Durch die Übertragung der Pflanzenschutzmittel dürfen jedoch Bio-Lebensmittel immer häufiger nicht mehr als solche deklariert werden. Mit ihrer geplanten Naturschutz-Gesetzgebung will die Kommission auch den Ökolandbau fördern. Bis diese endgültig verabschiedet wird, könnte es jedoch noch einige Jahre dauern.

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    Macron und Le Pen ziehen in Stichwahl ein, Macron liegt vorn

    Im Rennen um die Präsidentschaft in Frankreich entscheiden die Wähler in zwei Wochen zwischen Amtsinhaber Emmanuel Macron und der rechten Kandidatin Marine Le Pen. Beide qualifizierten sich in der ersten Runde gestern wie erwartet für die Stichwahl, wie aus ersten Prognosen von vier Meinungsforschungsinstituten hervorging. Macron, der seit fünf Jahren im Amt ist, lag dabei deutlicher vor Le Pen als in den letzten Umfragen vor der Wahl.

    Umfragen vor der Wahl: Macron nur knapp vor Le Pen

    In ersten Reaktionen sprachen sich fast alle unterlegenen Kandidaten dafür aus, nun für Macron zu stimmen, was dessen Chancen erhöht. Seit zwei Jahrzehnten ist es keinem französischen Präsidenten mehr gelungen, sich eine zweite Amtszeit zu sichern.

    Auf den liberalen Macron entfielen am Wahlabend nach 89 Prozent der ausgezählten Stimmen 27,4 Prozent der Stimmen. Le Pen kam demnach als Zweitplatzierte auf 24,7 Prozent. Der linke Bewerber Jean-Luc Mélenchon erhielt rund 20 Prozent. Chancenlos waren der Rechtsaußen-Kandidat Éric Zemmour und die Konservative Valérie Pécresse mit etwa sieben beziehungsweise fünf Prozent. Umfragen im Vorfeld der Wahl hatten Macron mit rund 26 Prozent knapp vor Le Pen mit 24 Prozent gesehen. Erste Teilergebnisse sahen zwar Le Pen vor Macron, allerdings waren dabei die großen Städte noch unterrepräsentiert, in denen es Le Pen schwerer hat.

    Macron warb nach der Wahl am Sonntag darum, ihn bei der Stichwahl zu unterstützen. Er rufe alle Bürger dazu auf, die extreme Rechte zu stoppen. Zemmour rief seine Anhänger auf, nun für Le Pen zu votieren. Von Grünen, Linken, Sozialisten und Konservativen kamen dagegen Signale, Macron zu unterstützen. Pécresse sagte vor ihren Anhängern, Le Pen disqualifiziere sich – vor dem Hintergrund des russischen Angriffs auf die Ukraine – wegen ihrer Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin. “Ihre Wahl würde bedeuten, dass Frankreich auf der europäischen und internationalen Bühne irrelevant wird.” Le Pen sagte, sie wolle als Präsidentin Spaltungen innerhalb des Landes überwinden.

    Eher verhalten fielen am Sonntagabend die Reaktionen aus dem Europäischen Parlament aus. Rasmus Andresen (Grüne/EFA) twitterte, er befürchte, dass die “viele Erleichterungs-Tweets deutlich zu früh kommen.” Macrons Arroganz und neoliberale Haltung mache es Le Pen einfacher als beim letzten Mal. Iratxe Garcia Perez, Vorsitzende der S&D-Fraktion, rief auf Twitter “alle fortschrittlichen Menschen” dazu auf, gegen Le Pen zu stimmen, da sie die Demokratie und den sozialen Frieden gefährde. Jens Geier, Vorsitzender der SPD-Gruppe in der S&D-Fraktion, twitterte: “Wer dann im 2. Wahlgang nicht Macron unterstützt, um LePen zu stoppen, kann sich wohl kaum progressiv nennen. Herr Mélenchon sollte seine Zweideutigkeiten beenden!”

    Nach der Stichwahl am 24. April beginnt die neue Amtsperiode spätestens am 13. Mai. Mitte Juni wird dann an zwei Wochenenden ein neues Parlament gewählt. rtr/klm

    • Emmanuel Macron
    • Marine Le Pen

    Gasplattform will mit Industrie zusammenarbeiten

    Die gemeinsame Plattform der EU-Staaten zur Energiebeschaffung wird eine beratende Arbeitsgruppe mit Experten aus der Wirtschaft einrichten. Das kündigte die EU-Kommission am Freitag an. Am Abend zuvor war die Plattform mit Vertretern der 27 Mitgliedstaaten zu ihrer ersten Sitzung zusammengekommen. Ziel ist die abgestimmte Beschaffung von Erdgas und Flüssiggas (LNG), um in Europa unabhängiger von russischen Gaslieferungen zu werden. Langfristig solle die Arbeit auch auf Wasserstoff und erneuerbare Energien ausgedehnt werden.

    Die Mitglieder wollen außerdem dafür sorgen, dass vorhandene Gasinfrastruktur bestmöglich genutzt wird, womit in erster Linie Regasifizierungsterminals für LNG gemeint sein dürften. Zudem soll der Bedarf an neu zu errichtender Wasserstoffinfrastruktur ermittelt werden. ber

    • Energie
    • Erdgas
    • Europapolitik

    Timmermans: EU könnte Klimaziele überdenken

    Die Europäische Union könnte sich ehrgeizigere Ziele für den Übergang zu erneuerbaren Energien setzen, da sie nach Alternativen zu den Öl- und Gasimporten aus Russland suchen muss, sagte EU-Klimachef Frans Timmermans am Sonntag.

    Die 27 EU-Mitgliedsstaaten haben sich darauf geeinigt, ihre Netto-Treibhausgasemissionen bis 2030 gemeinsam um 55 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 zu senken und damit einen Schritt in Richtung “Netto-Null-Emissionen” bis 2050 zu machen.

    Nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine im Februar hat die Europäische Kommission außerdem vorgeschlagen, dass Europa die Einfuhren von russischem Erdgas in diesem Jahr um zwei Drittel reduzieren soll, und arbeitet an Plänen, diese bis 2027 auslaufen zu lassen. Die Kommission wird im Mai einen “Repower EU”-Plan vorschlagen, wie die EU aus den russischen fossilen Brennstoffen aussteigen kann.

    Neue Ziele: Höherer Anteil an erneuerbaren Energien für 2030

    “In den nächsten Wochen werden wir auf die sogenannte Repower-EU-Initiative hinarbeiten, und im Rahmen dieser Initiative wollen wir die Energiewende beschleunigen. In diesem Zusammenhang könnten wir also unsere Ziele überdenken”, sagte Timmermans gegenüber Reportern bei einem Besuch in Kairo. Eine solche Überarbeitung würde einen “höheren Prozentsatz an erneuerbaren Energien für 2030” bedeuten, sagte Timmermans, nannte aber keine Zahlen für mögliche neue Ziele.

    Nach den bestehenden Plänen würde die EU den Anteil der erneuerbaren Energien am Endverbrauch bis 2030 auf 40 Prozent erhöhen. Ägypten, das im November Gastgeber der COP27-Klimakonferenz sein wird und israelisches Gas aus Flüssigerdgas-Terminals an seiner Mittelmeerküste reexportiert, könnte der EU helfen, ihre Gasimporte zu diversifizieren, sagte Timmermans.

    “Wenn wir anderes LNG in der Region bekommen können – und wir werden sehen, welche Mengen aus Israel verfügbar sein werden – könnte das ein guter Ansatz sein”, sagte er. “Der Kern dessen, was ich anbiete, ist eine langfristige strategische Beziehung, die mit LNG beginnt und sich dann schnell auch auf erneuerbare Energien, insbesondere Wasserstoff, ausweitet”, fügte er hinzu. rtr

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    EU-Länder verweigern Einfuhren russischer Güter

    Die Länder der Europäischen Union, die an Russland und Weißrussland grenzen, haben seit Freitag einigen in den beiden Ländern registrierten Lastkraftwagen aufgrund von Sanktionen die Einreise verweigert, teilte der russische Zoll am Samstag mit. Die EU hat am Freitag formell neue Sanktionen gegen Russland verhängt, darunter ein Verbot der Einfuhr von Kohle, Holz, Chemikalien und anderen Produkten, und gleichzeitig vielen russischen Schiffen und Lastwagen die Einreise in die EU verweigert.

    Fahrzeuge mit russischen und weißrussischen Nummernschildern, die im internationalen Verkehr eingesetzt werden, dürfen nach Angaben des russischen Zolls keine Waren auf EU-Gebiet transportieren. “Nach den vorliegenden Informationen gelten die Beschränkungen noch nicht für den Straßengüterverkehr, der pharmazeutische und medizinische Produkte, Lebensmittel und landwirtschaftliche Erzeugnisse, einschließlich Weizen, sowie Energie, Nichteisenmetalle und Düngemittel liefert”, so der Zolldienst. Der Verkehr von Russland nach Kaliningrad – Russlands Exklave an der Ostsee zwischen Polen und Litauen – war für in Russland zugelassene Fahrzeuge weiterhin möglich. rtr

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    BaFin: Russische Großbank VTB hat keine Kontrolle mehr über Europa-Tochter

    Die russische Großbank VTB hat der deutschen Finanzaufsichtsbehörde BaFin zufolge keine Kontrolle mehr über ihre hiesige Tochter. Das ist die Konsequenz aus dem fünften Sanktionspaket der EU gegen Russland, das im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine gerade verhängt wurde. Die Bonner BaFin teilte am Sonntag mit, am Samstag der Muttergesellschaft aus Sankt Petersburg die Ausübung ihrer Stimmrechte bei der Tochter VTB Bank Europe untersagt zu haben. Das russische Geldhaus sei Teil der neuen Sanktionen.

    Die Tochter dürfe keine Weisungen der Muttergesellschaft mehr befolgen, so die BaFin. Vor Wochen sei bereits ein Verbot erlassen worden, Zahlungen oder Vermögensverschiebungen zugunsten der VTB-Gruppe vorzunehmen. Die Tochter sei damit nun vollständig abgeschirmt. “Einleger können weiterhin frei über ihr Geld verfügen, und Schuldner können ihre Kredite mit Zins und Tilgung bedienen. Auch andere Gläubiger der Bank dürfen – soweit sie nicht selbst sanktioniert sind – entsprechend bedient werden und Zahlungen der Bank entgegennehmen.”

    Andere Banken, Dienstleister und Mitarbeiter dürfen unverändert für die VTB Bank Europe tätig sein. Deren Vermögens- und Liquiditätslage sei weiter geordnet, so die BaFin. Das Geschäft solle aber zurückgeführt werden. rtr

    • Finanzen

    Draghi will Gas-Abkommen mit Algerien unterzeichnen

    Italiens Ministerpräsident Mario Draghi wird am Montag nach Algerien reisen, um mit dem algerischen Präsidenten Abdelmadjid Tebboune über eine Erhöhung der Gas-Importe zu verhandeln, so zwei Quellen.

    Draghi reist mit einer Delegation, zu der auch der Chef des italienischen Energiekonzerns Eni, Außenminister Luigi Di Maio und der Minister für Energiewende, Roberto Cingolani, gehören dürften, so eine Regierungsquelle. Es wird erwartet, dass Algerien Italien mit jährlich zusätzlichen 4 Milliarden Kubikmetern Erdgas beliefern wird, so eine Quelle am Sonntag gegenüber Reuters.

    Italien: Täglich 60 Millionen Kubikmeter Gas aus Algerien

    Algerien ist der zweitgrößte Gaslieferant Italiens. Die Transmed-Pipeline pumpt seit 1983 Gas aus Algerien an die Küste Italiens. Sie hat eine tägliche Kapazität von mehr als 110 Millionen Kubikmetern, transportiert aber derzeit weniger als 60 Millionen Kubikmeter.

    Steigender Inlandsverbrauch, unzureichende Investitionen und politische Instabilität, darunter die Schließung einer Pipeline nach Spanien wegen eines Streits mit Marokko, haben die algerischen Exporte gedrosselt. Doch im vergangenen Jahr stiegen die italienischen Importe um 76 Prozent auf 21,2 Milliarden Kubikmeter (bcm) – 29 Prozent der Gesamtlieferungen. Rom hat angekündigt, dass es sich weitere 9 Milliarden Kubikmeter aus dem nordafrikanischen Land sichern möchte. rtr

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    Musk schlägt eine Umstrukturierung von Twitter Blue vor

    Elon Musk, der größte Anteilseigner von Twitter, schlug am Samstag eine Reihe von Änderungen am Premium-Abonnementdienst Twitter Blue des Social-Media-Riesen vor, darunter eine Senkung des Preises, ein Verbot von Werbung und die Möglichkeit, mit der Kryptowährung Dogecoin zu bezahlen.

    Musk, der erst vor wenigen Tagen eine Beteiligung von 9,2 Prozent an Twitter bekannt gab, wurde ein Sitz im Vorstand angeboten. Dieser Schritt löste bei einigen Twitter-Mitarbeitern Panik über die Zukunft der Moderation von Inhalten aus.

    Twitter Blue, das im Juni 2021 eingeführt wurde, ist Twitters erster Abonnementdienst und bietet laut Twitter “exklusiven Zugang zu Premiumfunktionen” auf monatlicher Basis. Der Dienst ist in den Vereinigten Staaten, Kanada, Australien und Neuseeland verfügbar.

    Vorschläge von Elon Musk zu Twitter Blue nicht kommentiert

    In einem Twitter-Post schlug der Tesla-Chef vor, dass Twitter-Blue-Nutzer deutlich weniger als die derzeitigen 2,99 Dollar pro Monat zahlen sollten und ein Authentifizierungshäkchen sowie die Möglichkeit erhalten sollten, in der Landeswährung zu zahlen.

    “Der Preis sollte wahrscheinlich ~$2/Monat betragen, aber 12 Monate im Voraus bezahlt werden & das Konto erhält 60 Tage lang kein Prüfzeichen (um auf Kreditkartenrückbuchungen zu achten) & wird ohne Rückerstattung gesperrt, wenn es für Betrug/Spam verwendet wird”, sagte Musk in einem Tweet.

    “Und keine Werbung”, schlug Musk vor. “Die Macht der Unternehmen, die Politik zu diktieren, wird erheblich gestärkt, wenn Twitter auf Werbegelder angewiesen ist, um zu überleben.” Musk schlug auch die Möglichkeit vor, mit Dogecoin zu bezahlen und fragte die Twitter-Nutzer nach ihrer Meinung. Twitter lehnte es ab, die Vorschläge von Elon Musk zu Twitter Blue zu kommentieren. rtr

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    Presseschau

    Schafft Macron es – oder droht Frankreich und Europa nun Le Pen? SÜDDEUTSCHE ZEITUNG
    Hier steckt das Gas, das Europa unabhängig von Putin machen soll WIWO
    Wer kauft russisches Gas, wenn Europa es nicht mehr tut? DEUTSCHE WELLE
    EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zu EU-Beitritt: “Werden Ukraine aufbauen müssen” TAGESSCHAU
    Milliardenhilfen für Ukraine bei Spendenaktion gesammelt ZDF
    Ein Bahnticket prägt Europas Jugend: 50 Jahre Interrail RND

    Portrait

    Angelika Niebler – Den Mittelstand im Blick

    Angelika Niebler ist Vorsitzende der CSU-Europagruppe und Co-Vorsitzende der CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament.
    Angelika Niebler ist Vorsitzende der CSU-Europagruppe und Co-Vorsitzende der CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament.

    “Wenn wir uns in der Welt behaupten wollen, geht das nur als starke, europäische Gemeinschaft”, sagt Angelika Niebler, Vorsitzende der CSU-Europagruppe und Co-Vorsitzende der CDU/CSU-Gruppe im Europäischen Parlament. Niebler setzt sich vor allem für die Interessen der Unternehmensstandorte Oberbayern und München ein. 2019 hat sie durchgesetzt, dass in Schwierigkeiten geratene, aber chancenreiche Unternehmen unterstützt werden: “Mit der Richtlinie zur präventiven Restrukturierung haben wir ein Instrumentarium zur Verfügung gestellt, mit dem sich Unternehmen leichter neu aufstellen und so eine Insolvenz vermeiden können.”

    Angelika Niebler ist seit 1999 Abgeordnete im Europäischen Parlament. Davor war Niebler auf kommunalpolitischer Ebene tätig: Angesteckt von der Begeisterung ihres Mannes für Politik, trat auch sie 1994 der Jungen Union, der Frauenunion und CSU bei und kandidierte schließlich erfolgreich für den Kreistag des Landkreises Ebersberg: “Über die Liebe ins kommunale Mandat”, sagt Niebler und lacht dabei. Das Interesse für Europa kam zu Studienzeiten auf: “Während meines Jura-Studiums lernte ich zwei Semester an der Universität in Genf. Dort erfuhr ich, wie wichtig es ist, über den eigenen Tellerrand zu schauen. Nach dem Studium habe ich dann am ‘European Young Lawyers Course’ an der Universität Edinburgh teilgenommen.”

    Da Angelika Niebler kommunalpolitisch aktiv war und sich gleichzeitig mit europapolitischen Sachverhalten auskannte, wurde sie von Partei-Kolleg:innen gefragt, ob sie sich nicht vorstellen könnte, für das Europäische Parlament zu kandidieren: “Wenn sich so eine Chance ergibt, muss man beherzt zugreifen!”

    Chancengleichheit ist kein Selbstläufer

    Niebler ist überzeugt, dass Europa, wenn es seinen Wohlstand erhalten will, eine starke industrielle Basis braucht. Vor allem will sie sich dafür einsetzen, dass mittelständische Unternehmen faire Wettbewerbsbedingungen vorfinden: “Viele Informations- und Dokumentationspflichten, hohe Besteuerung, die hohen Energiepreise und der Mangel an Fachkräften belasten unsere mittelständischen Unternehmen. Ein Beispiel ist die EU-Mehrwertsteuerreform, nach dieser müssen die unterschiedlichen Mehrwertsteuersätze bei Online-Handel ab 10.000 Euro ausgewiesen werden. Dies bringt einen enormen Verwaltungsaufwand mit sich. Auch bei der Neufassung der Nachhaltigkeitsberichterstattung dürfen wir unsere Mittelständler nicht überfordern.”

    Dass etwas auf den ersten Blick nicht leicht erscheint, hat die Politikerin schon früher nicht gestört: Das Thema Chancengerechtigkeit ist Niebler, die es geschafft hat, in der CSU die Frauenquote von 40 Prozent im Landes- und den Bezirksvorständen durchzusetzen, besonders wichtig: “Auch auf europäischer Ebene hat sich viel getan, aber nach wie vor haben es Frauen schwieriger, Fuß zu fassen. Chancengerechtigkeit ist kein Selbstläufer. Daher werde ich mich auch weiterhin für die Frauen starkmachen.” Gerade wird auch im Europäischen Parlament über eine europaweite Frauenquote in Aufsichtsräten großer Unternehmen von 40 Prozent diskutiert. Alina Jensen

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