Table.Briefing: Europe

Instrumente gegen Handelskrieg + IPCEI Gesundheit ohne Deutschland + Gaspeichergesetz

  • Handelskriegs-Instrumente: EU rüstet auf
  • IPCEI Gesundheit: Deutschland verzichtet vorerst
  • Bund rechnet mit Nullsummenspiel für Gasreserve
  • Intel will heute über Investitionen in Europa informieren
  • Ausschuss im EU-Parlament stimmt gegen De-facto-Verbot von Bitcoin
  • Details zur EU-Umsetzung globaler Mindeststeuer Dienstag möglich
  • Portrait: Eurobattery-CEO Roberto García Martínez
Liebe Leserin, lieber Leser,

mit gleich drei neuen Instrumenten geht die EU gegen die “Weaponization of Trade” (Handel als Waffe) an. Betroffen sind die Regeln für das öffentliche Ausschreibungswesen, ausländische Subventionen und Schutzmaßnahmen oder andere Zwänge gegen EU-Exporte, die nicht im Einklang mit WTO-Regeln stehen. Falk Steiner beschreibt drei Werkzeuge der EU in seiner Analyse näher.

Dass es im europäischen Gesundheitssektor industrielle Schwachstellen gibt, hat die Pandemie eindrücklich gezeigt. Um Europas Souveränität in diesem Bereich zu stärken, haben 16 EU-Mitgliedstaaten ein Manifest “Für ein unabhängiges, wettbewerbsfähiges und innovatives Europa der Gesundheit” unterzeichnet. Deutschland zögert allerdings beim IPCEI (Important Project of Common European Interest) – auf die Gefahr hin, in diesem Bereich abgehängt zu werden, wie Eugenie Ankowitsch analysiert.

Gas geben will dafür Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) beim geplanten Gesetz zur Einführung von Füllstandsvorgaben für Gasspeicheranlagen – zum 1. Mai soll es in Kraft treten. Europe.Table liegt die Fraktionsvorlage vor, in der grundsätzlichen Entwicklungen des Gaspreises über die kommenden Monate sowie ihre Auswirkungen auf die Speicherumlage und damit die Kosten für die Gasverbraucher dargestellt wird. Mehr dazu lesen Sie in den News.

Der Änderungsantrag von Regeln für Krypto-Dienstleistungen (Mica) ist vom Tisch. Eine Änderung der Richtlinie hätte de facto ein Verbot der Digitalwährung Bitcoin bedeutet. Mehr dazu in den News.

Ihre
Lisa-Martina Klein
Bild von Lisa-Martina  Klein

Analyse

Handelskriegs-Instrumente: EU rüstet auf

Er sehe eine “Weaponization of Trade”, Handel als Waffe, so der Handelsausschussvorsitzende Bernd Lange (SPD/S&D) im Europaparlament. Und damit meint Lange nicht nur die aktuell so wichtigen Fragen des Umgangs mit der Russischen Föderation. Sondern nicht zuletzt das Verhalten Chinas, aber auch der USA unter Trump. Willkürliche Strafzölle, Subventionen, gezielte Schlechterbehandlung europäischer Firmen im Ausland, das alles gehört zum Arsenal der mächtigen Staaten der Welt.

Für Handelspolitik sind nicht die Mitgliedstaaten, sondern ausschließlich die EU zuständig – und die ist nun dabei, befeuert vom Eindruck der Ukrainekrise, ihre Handelskriegs-Instrumente noch einmal deutlich zu schärfen. Den Auftakt machte 2020 das Direktinvestitions-Screening FDI, erst Mitte Februar trat eine Verschärfung im Fall von Handelsstreitigkeiten in Kraft. Wenige Tage später betrat die Kommission dann auch gleich Neuland – mit einem Verfahren gegen die strukturelle Diskriminierung europäischer Akteure in der Volksrepublik China vor der Welthandelsorganisation (WTO).

IPI soll Ausschluss von öffentlicher Vergabe ermöglichen

Doch nun folgen gleich drei weitere relevante Rechtsakte. Und die haben es in sich. Am weitesten fortgeschritten ist das sogenannte International Procurement Instrument (IPI), die Regeln für die Beschaffung. Hier einigten sich Parlamentsberichterstatter, Ratspräsidentschaft und Kommission gestern am späten Nachmittag im Trilog. Am öffentlichen Ausschreibungswesen beteiligen sich oft Firmen aus dem Außer-EU-Raum. Darunter sind auch solche, die im Verdacht stehen, dass sie von ihren Heimatstaaten bevorteilt werden und sich somit indirekt Vorteile auch auf den Märkten der EU verschaffen.

“Bei öffentlichen Vergabeverfahren in der EU kommen regelmäßig Anbieter aus Drittstaaten, zum Beispiel China, zum Zug, die mit künstlich verbilligten Angeboten prestigeträchtige Aufträge in der EU gewinnen konnten”, sagt Berichterstatter Daniel Caspary (CDU/EVP). “Gleichzeitig blieb europäischen Anbietern der Zugang zu öffentlichen Vergabeverfahren in Drittstaaten verwehrt. Dieser wettbewerbsverzerrenden Praxis schiebt das IPI als neues Handelsinstrument einen Riegel vor.” Grundprinzip des IPI ist die Reziprozität: Betroffen von Preisaufschlägen oder dem Ausschluss von Aufträgen können Unternehmen sein, deren Heimatmärkte nicht mindestens gleichermaßen offen sind wie die der EU.

FSI soll Subventionen im Ausland bekämpfen

Das zweite Gesetzeswerk zielt auf ausländische Subventionen, die in den EU-Markt hineinwirken. Mit dem Foreign Subsidies Instrument (FSI) sollen Wettbewerbsverzerrungen, die durch unzulässige Beihilfen aus Drittländern entstehen, bekämpft werden. Das Europaparlament steht hier kurz vor dem Ende seiner Beratungen, 478 Änderungsanträge und 27 Kompromissanträge liegen derzeit vor. Doch einige Fragen sind für die Parlamentsposition noch nicht abschließend geklärt, etwa die wichtige Frage, was genau als Staatsbeihilfe gelten soll und ab welchen Grenzen die EU-Kommission eingreifen muss.

Reinhard Bütikofer (Grüne/EFA) etwa kritisiert, dass der Kommissionsvorschlag auf finanzielle Beihilfen beschränkt sei: “Dieser Ansatz greift zu kurz, da andere Arten der Bevorzugung davon nicht miterfasst werden.” Der CSU/EVP-Abgeordnete Christian Doleschal betont, dass in jedem Fall die Wirksamkeit des FSI evaluiert werden müsse – die gewählten Schwellenwerte etwa müssten spätestens nach fünf Jahren überprüft werden. Die Abstimmung für die Parlamentsposition zum FSI ist für den 5. April vorgesehen.

ACI soll schnelle Gegenmaßnahmen ermöglichen

Das dritte Gesetzeswerk ist das Anti Coercion Instrument (ACI). Das im Dezember von der Kommission vorgeschlagene Instrumentarium soll dann zur Anwendung kommen, wenn ein Land etwa Schutzmaßnahmen oder andere Zwänge gegen EU-Exporte anwendet, die nicht im Einklang mit WTO-Regeln stehen. Derzeit mangelt es nach Ansicht von Experten an einer Möglichkeit, verhältnismäßig kurzfristig auf solche Maßnahmen zu reagieren.

Bei einer Anhörung im Handelsausschuss INTA zum ACI gestern betonte etwa Elvire Fabry vom Jacques Delors Institut, dass die Stärke des Instruments in seiner Abschreckungswirkung liege. “Für glaubwürdige Abschreckung müssen sich alle 27 verpflichten – unabhängig von den Kosten. Einheitlichkeit ist der Schlüssel”, so Fabry. Kosten derartiger Gegenmaßnahmen sollten daher auch gemeinschaftlich getragen werden. Zudem dürfe auch die Signalwirkung einer schnellen Verabschiedung des ACI nicht unterschätzt werden.

Für Claire Reade vom Center for Strategic and International Studies ist das ACI zwar im direkten Vergleich etwas schwächer als die US-Möglichkeiten. Der International Emergency Economic Powers Act (IEEPA) in Verbindung mit der Section 301 des US Trade Act von 1975 gestehen der Präsidialadministration weitgehende Rechte zu. “Die US-Regierung hat nach US-Recht einen größeren Spielraum”, sagte Reade im Vergleich zum geplanten ACI. Sie sei aus US-Sicht auch nicht zwingend an internationales Recht wie WTO-Entscheidungen gebunden, anders als es das ACI für die EU vorsieht. Allerdings stecke im ACI auch eine Chance zur transatlantischen Kooperation: “Vielleicht kann man in diesem Zusammenhang gemeinsam Nutzen erzielen”, so Reade.

Viele neue Schwerter – Schärfegrad unbekannt

Warum das Anti Coercion Instrument so relevant sei? Individuell sei jeder EU-Mitgliedstaat ziemlich klein, aber gemeinsam funktioniere die “Teile und Herrsche-Taktik” der Volksrepublik Chinas nicht, so Henry Gao, Professor an der Singapur Management University. “Als untrennbares Bündel verbunden” könnte der ACI ein Vorteil der EU werden. Allerdings warnt er auch davor, das Instrument zu überschätzen. Man müsse mit Gegenmaßnahmen rechnen. Gerade Sanktionen würden, so Gao, der Regierung in der Volksrepublik in die Karten spielen und die Bevölkerung hinter der Kommunistischen Partei versammeln können. Der ACI allein sei nicht genug, wirksame Sanktionen würden so aussehen wie das derzeitige Bündnis gegen Russland, das aus wesentlich mehr Beteiligten besteht – unter anderem neben der EU und den USA, Japan und dem Vereinigten Königreich auch Ländern wie Singapur. Dies sei die Antwort auf die Frage: Wie spielt man mit China vierdimensionales Schach?

Derzeit läuft zum ACI noch eine Konsultation – deren Frist wurde gestern von der EU-Kommission um zwei Wochen verlängert, wie DG Trade-Generaldirektorin Sabine Weyand im EP-Handelsausschuss ankündigte. Der ACI sei “kein Blankoscheck für Gegenmaßnahmen” und solle den Dialog auch nicht ersetzen, so Weyand. Gegenmaßnahmen im Rahmen des ACI hätten das Ziel, die andere Seite zum Einlenken zu bewegen. Das ACI sei ausdrücklich Teil des Rahmens internationalen Rechts, insbesondere im Rahmen der Selbstverteidigungsrechte der WTO. Doch es gebe auch Maßnahmen, die derzeit nicht vom WTO-Rahmen erfasst seien, etwa Chinas Maßnahmen gegen den EU-Mitgliedstaat Litauen.

Die EU-Handelspolitik bekommt also eine Vielzahl neuer Instrumente. Doch ob IPI, FSI und ACI tatsächlich die erhoffte Wirkung erzielen können, ist derzeit vollkommen offen. Angesichts des derzeitigen weltpolitischen Rahmen dürften alle drei Vorhaben schneller verabschiedet werden als noch vor wenigen Monaten befürchtet. Europa rüstet für Handelskriege auf – zumindest mit umfangreichen neuen Regelwerken.

  • Beihilfen
  • China
  • Handelspolitik
  • Subventionen
  • WTO

IPCEI Gesundheit: Deutschland verzichtet vorerst

Bereits im Programm für ihre EU-Ratspräsidentschaft hatte Frankreich angekündigt, ein IPCEI (Important Project of Common European Interest) für den Gesundheitssektor ins Leben zu rufen. Die Ratspräsidentschaft werde sich mit Nachdruck für die Stärkung der gesundheitstechnischen Souveränität Europas durch die Förderung einer industriellen Strategie im Gesundheitsbereich einsetzen, heißt es dort. Durch das Vorantreiben innovativer Entwicklungen in den verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens will Paris die Gesundheitsindustriepolitik und die strategische Positionierung der EU in diesem Sektor stärken.

Nun haben 16 Mitgliedstaaten, darunter Frankreich, Österreich, Spanien, Belgien und Dänemark, im Rahmen der Ministerkonferenz “Für ein unabhängiges, wettbewerbsfähiges und innovatives Europa der Gesundheit” ein entsprechendes Manifest unterzeichnet. Die bahnbrechenden Entwicklungen in Bereichen wie der Genomik und personalisierten Medizin, der künstlichen Intelligenz oder auch der Biotechnologie werden die Medizin von morgen und die Organisation der Gesundheitssysteme grundlegend verändern, heißt es in der Erklärung. Daher sei es von entscheidender Bedeutung, dass Europa, das bereits über eine starke und exportorientierte Industrie verfügt, sich auf diese Veränderungen vorbereitet und die Entwicklung seiner Unternehmen in diesen neuen Bereichen unterstützt.

“Die Gesundheitskrise hat uns eindringlich vor Augen geführt, dass die Europäische Union ihre Souveränität im Bereich der Gesundheitsindustrie verteidigen muss”, sagte der französische Gesundheitsminister Olivier Véran. “Diese bislang beispiellose Krise, die wir durchlebt haben, hat unsere industriellen Schwachstellen insbesondere in diesem kritischen Sektor deutlich gemacht”, ergänzte die französische Staatssekretärin für Industrie, Agnès Pannier-Runacher.

Zwei Phasen geplant

Mit dem Manifest einigten sich die Unterzeichner offiziell auf den Umfang der Projekte, die sie im Laufe des Jahres 2022 unterstützen wollen. Projekte müssen in einem von drei strategischen Themen angesiedelt sein:

  • Entwicklung innovativer und umweltfreundlicherer Technologien und Produktionsverfahren für die Herstellung von Arzneimitteln;
  • Innovation in strategischen Themenbereichen wie der Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen, der Entwicklung von Behandlungsmöglichkeiten für seltene Erkrankungen und – im Zusammenspiel mit der EU-Behörde für die Krisenvorsorge und -reaktion bei gesundheitlichen Notlagen (HERA) – der Bewältigung zukünftiger Pandemien;
  • Entwicklung von Gen- und Zelltherapien.

Die teilnehmenden Mitgliedstaaten wollen zudem weitere Bereiche prüfen, die in der zweiten Welle des IPCEI Gesundheit zum Zuge kommen sollen. Als Favoriten gelten derzeit digitale Gesundheit, Medizintechnik und Medizinprodukte.

Der Zeitplan für die Einführung des IPCEI sieht zwei Phasen vor, um eine umfangreiche Einbindung der Mitgliedsstaaten zu gewährleisten. Die erste Phase wird den drei genannten Themenkomplexen gewidmet sein. Projekte können in zwei Wellen bei der Europäischen Kommission pränotifiziert werden: zunächst ab Juni 2022 und dann im Oktober 2022. Bis Ende 2022 soll dann auch die zweite Phase der Pränotifizierung von Projekten abgeschlossen sein.

Deutschlands Unternehmen außen vor

Deutschland und damit auch deutsche Unternehmen sind beim IPCEI Gesundheit nicht dabei. Noch im Mai 2021 hatten die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel, die damaligen Bundesminister Peter Altmaier (Wirtschaft) und Jens Spahn (Gesundheit) sowie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Gespräche über eine engere Zusammenarbeit im Gesundheitssektor geführt. Vor allem Gen- und Zelltherapien wollte die frühere Bundesregierung massiv fördern.

Während Frankreich nun Ernst macht, hält sich Deutschland nach dem Regierungswechsel zurück, auch auf die Gefahr hin, in diesem wichtigen Bereich abgehängt zu werden. Grundsätzlich besteht zwar die Möglichkeit, einem IPCEI noch nachträglich beizutreten. Ob Deutschland diese Option zieht, ist allerdings derzeit ungewiss. Das fachlich verantwortliche Gesundheitsressort äußert sich gar nicht zum Thema, das Bundeswirtschaftsministerium als für alle IPCEIs zuständiges Haus äußert sich vorerst nur vage.

Deutschland sei seit der Gründung der multilateralen Arbeitsgruppe, die das IPCEI Health vorbereitet, im vergangenen Sommer Teil der Arbeitsgruppe und habe in den letzten Monaten sehr aktiv zur Gestaltung eines IPCEI Health beigetragen, teilte eine Ministeriumssprecherin auf Anfrage mit. Man werde mit Frankreich und den anderen interessierten Mitgliedstaaten weiter in der multilateralen Arbeitsgruppe zum IPCEI Health zusammenarbeiten.

Die Bundesregierung könne eine politische Erklärung im Übrigen erst dann unterzeichnen, wenn auch die Haushaltsmittel zu deren Umsetzung zur Verfügung beziehungsweise in Aussicht stehen, so das Bundeswirtschaftsministerium. Alles andere wäre nicht verlässlich, weder mit Blick auf interessierte Unternehmen noch auf die anderen beteiligten Mitgliedstaaten. Nach hoher Priorität und unbedingtem Handlungswillen klingt das nicht.

Frankreich will an die Spitze

Anders sieht es in Frankreich aus. Mitte 2021 stellte Präsident Emmanuel Macron die Strategie für Gesundheitsinnovationen 2021-2030 vor. Ziel der Strategie ist es, Frankreich an die Spitze der europäischen Forschung zu bringen und Souveränität im Gesundheitsbereich zu erreichen. Das Budget: Sieben Milliarden Euro, getragen von Staat und Privatwirtschaft.

Im Herbst 2021 startete die französische Regierung die Initiative “Digitale Gesundheit”. Damit will Frankreich bis 2025 zum Weltmarktführer im Bereich der digitalen Gesundheit aufsteigen. Das Paket soll mit insgesamt 650 Millionen Euro ausgestattet sein. Der im Dezember 2021 eröffnete Campus PariSanté, ein Cluster für digitale Gesundheit, umfasst rund 20.000 Quadratmeter und bringt Start-ups, auf E-Health spezialisierte Forschungsinstitute, KMU und Großkonzerne zusammen.

Mit einem Budget von 45 Millionen Euro werden dort zunächst vier strategische Bereiche gefördert: künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen, Bildgebung, numerische Modellierung und die sozioökonomischen Herausforderungen von Gesundheitsdaten. Zuletzt übernahm Frankreich die Führung eines illustren Konsortiums, das den Europäischen Gesundheitsdatenraum vorbereiten soll (Europe.Table berichtete).

Für das geplante IPCEI Gesundheit will Frankreich 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung stellen. Die ersten französischen Projekte sollen ab Juni 2022 bei der Europäischen Kommission pränotifiziert werden, ein weiterer Hinweis auf das große Tempo, das das Nachbarland an den Tag legt. Wenn Deutschland am IPCEI Gesundheit mitwirken will, müsste sich die Bundesregierung nun also sputen.

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Termine

16.03.-17.03.2022, Mülheim/online
Entscheiderfabrik, Konferenz Plattformstrategie oder welcher Weg führt zum KIS der Zukunft?
Die Veranstaltung der Entscheiderfabrik gibt einen Einblick in die Umsetzung des Digitalisierungsthemas durch Großkliniken. INFOS & ANMELDUNG

16.03.2022 – 10:00-11:00 Uhr, online
VDE, Seminar Effizientes Cybersecurity-Risk Management
Der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) informiert über effiziente Herangehensweisen zur Bekämpfung von Cyber-Angriffen.
INFOS & ANMELDUNG

16.03.2022 – 10:00-11:00 Uhr, online
DIHK, Seminar Der Green Deal als Chance für den Mittelstand?
Auf dieser Veranstaltung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) wird diskutiert, welchen Beitrag die Reform der Erneuerbare-Energien-Richtlinie im Kontext des Green Deals leisten kann. INFOS & ANMELDUNG

16.03.2022 – 11:00 Uhr, online
EBD De-Briefing ECOFIN und Euro-Gruppe
Die Europäische Bewegung Deutschlands (EBD) informiert über die Ergebnisse der Euro-Gruppe und des Rats für Wirtschaft und Finanzen (ECOFIN) vom 15.03.2022. INFOS & ANMELDUNG

16.03.2022 – 13:00-17:00 Uhr, Berlin/online
DKG Krankenhausgipfel 2022
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) stellt auf dieser Veranstaltung die zentralen Fragen der Krankenhauspolitik zur Diskussion. INFOS & LIVESTREAM

16.03.2022 – 15:00-17:00 Uhr, online
BiM, Roundtable Digitale Anwendungen in der Hypertonie
Der Bundesverband Internetmedizin (BiM) beleuchtet Hilfestellungen und Maßnahmen für Hersteller digitaler Produkten für Menschen mit Hypertonie/Herzinsuffizienz. INFOS & ANMELDUNG

16.03.2022 – 17:30-18:30, Frankfurt/online
VATM, Diskussion Welche neuen Akzente setzt die Politik im TK-Markt?
Der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) beschäftigt sich mit den politischen Zielen für die Breitbandversorgung und ihren Konsequenzen für die Netzanbieter.
INFOS & ANMELDUNG

16.03.2022 – 18:00-20:00 Uhr, online
EPB, Vortrag Die Wahlen in Frankreich
Der Europapunkt Bremen (EPB) diskutiert, welche Auswirkungen der französische Präsidentschaftswahlkampf auf die deutsche und europäische Politik haben wird. INFOS & ANMELDUNG

16.03.2022 – 18:00-22:00 Uhr, Berlin
BDE Parlamentarischer Abend Wasserwirtschaft
Der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE) lädt zum parlamentarischen Abend. Anmeldung via E-Mail

17.03.-18.03.2022, Dresden
DGAW, Konferenz Abfall- und Ressourcenwirtschaft
Auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Abfallwirtschaft (DGAW) werden der Fachöffentlichkeit neueste Ergebnisse der hochschulnahen und Hochschulforschung vorgestellt. INFOS

17.03.2022 – 12:00-13:30 Uhr, online
Niedersächsische EU-Landesvertretung, Podiumsdiskussion Soziales Europa for future
Die Niedersächsische EU-Landesvertretung widmet sich der Frage, wie der gleichzeitige ökologische und digitale Wandel mit den vorliegenden Instrumenten und Vorschlägen der EU sozialverträglich gestaltet werden kann. INFOS & ANMELDUNG

17.03.2022 – 14:00 Uhr, online
EBD De-Briefing EPSCO
Die Europäische Bewegung Deutschlands (EBD) stellt die Ergebnisse des Rats für Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz (EPSCO) vom 14.03.2022 vor.
INFOS & ANMELDUNG

17.03.2022 – 15:00-16:00 Uhr, online
Eco, Vortrag Mobility Data Space – Die Basis sichereren Datenaustauschs für neue Mobilitätslösungen
Der Verband der Internetwirtschaft (Eco) stellt den Mobility Data Space als Datenmarktplatz für neue Mobilitätslösungen vor. INFOS & ANMELDUNG

News

Bund rechnet mit Nullsummenspiel für Gasreserve

Ihren Regierungsfraktionen stellt die Bundesregierung keine Kosten für die geplante nationale Gasreserve in Aussicht. Europe.Table hatte am Montag Einblick in eine Fraktionsvorlage zum Speichergesetz. Darin werden drei grundsätzliche Entwicklungen des Gaspreises über die kommenden Monate dargestellt sowie ihre Auswirkungen auf die Speicherumlage und damit die Kosten für die Gasverbraucher. Dabei geht es um die Kosten für den Marktgebietsverantwortlichen, der Optionen oder physische Gasmengen ausschreiben und Gas beschaffen soll, falls die Händler die Gasspeicher nicht marktgetrieben befüllen.

Kosten würden den Verbrauchern entstehen, falls der Marktgebietsverantwortliche die Gasreserven im Sommer zu hohen Preisen beschaffen (speichern) muss, sie im Winterhalbjahr aber nur zu niedrigeren Preisen verkaufen (ausspeichern) kann. In einem früheren Entwurf hatte die Bundesregierung diese Kosten im ungünstigsten Fall noch auf bis zu 8 Milliarden Euro beziffert, falls die Megawattstunde Gas beim Einkauf im Sommer durchschnittlich 50 Euro teurer wäre als beim Ausspeichern im Winter. In der aktuellen Vorlage wurde dieser Teil der Rechnung aus der Gesetzesbegründung gestrichen.

Veraltete Zahlen zum Gaspreis

Vielmehr unterstellt die Regierung mit Blick auf die unterschiedlichen Szenarien inzwischen ein Nullsummenspiel für die Verbraucher. “Daneben ist derzeit ein Szenario von nahezu identischen Einkaufs- und Verkaufspreisen relevant”, heißt es in der Vorlage. “In diesem Fall würden keine Kosten beim Marktgebietsverantwortlichen entstehen und keine Umlage erfolgen. Für die nächsten Monate sind die Terminpreise für Gas auf einem nahezu konstanten Niveau. Somit wird dieses Szenario von den Marktteilnehmern derzeit (Stand 02. März 2022) als am wahrscheinlichsten eingeschätzt.”

Seit Anfang März hat sich die Differenz zwischen Sommer- und Winterpreis allerdings negativ entwickelt. Das zeigt ein Blick auf die Preise an der EEX für physikalische Gaslieferungen im Marktgebiet des deutschen Marktgebietsverantwortlichen Trading Hub Europe (THE). Lag der Preis für eine Megawattstunde Gas für das zweite Quartal am 1. März nur zwei Euro über dem Preis für das vierte Quartal, lag die Differenz am vergangenen Freitag schon bei zehn Euro. Sollte sich diese Preisentwicklung fortsetzen, kämen auf die Verbraucher doch Kosten für die Gasreserve zu.

Die erste Beratung zum Entwurf eines Gesetzes zur Einführung von Füllstandsvorgaben für Gasspeicheranlagen ist an diesem Donnerstag im Bundestag geplant. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will Tempo machen. Das entsprechende Gesetz soll spätestens im April beschlossen werden und zum 1. Mai in Kraft treten. ber mit dpa

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Intel will heute über Investitionen in Europa informieren

Der US-Chipkonzern Intel will am heutigen Dienstag seine weiteren Pläne für Europa bekannt geben. Firmenchef Pat Gelsinger werde über Investitionen sowohl in den Ausbau von Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten (R&D) als auch in die Erweiterung von Fertigungskapazitäten sprechen, kündigte Intel am Montag an. Dadurch würden die steigende Nachfrage nach modernen Halbleiterprodukten bedient und eine robuste, global diversifizierte Lieferkette gestärkt, hieß es in der Einladung zu der virtuellen Pressekonferenz weiter.

Insidern zufolge erhält in Deutschland Magdeburg den Zuschlag für eine milliardenschwere Chipfabrik und sticht damit unter anderen Dresden aus. Der Hauptstadt des Bundeslandes Sachsen-Anhalt winkt dadurch ein großer Batzen der insgesamt bis zu 80 Milliarden Euro, die Intel früheren Angaben zufolge in Europa investieren will. Neben Deutschland dürften in Europa noch Frankreich und Italien mit neuen Intel-Standorten bedacht werden – konkret geht es um ein Designzentrum und eine Montagefabrik.

Der US-Konzern befindet sich mitten in der aktuellen Chipkrise auf einem nie dagewesenen Expansionskurs. So zieht das Unternehmen ein riesiges Fabrikareal im US-Bundesstaat Ohio hoch, was zunächst 20 Milliarden Dollar kostet, und kauft den israelischen Chiphersteller Tower Semiconductor für 5,4 Milliarden Dollar. Ursprünglich wollte Intel die europäischen Standortentscheidungen bereits 2021 bekanntgeben, wartete dann aber auf den Startschuss für den “European Chips Act” Anfang Februar, der den Weg für milliardenschwere Subventionen aus öffentlicher und privater Hand freimachte. rtr

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  • Intel

Ausschuss im EU-Parlament stimmt gegen De-facto-Verbot von Bitcoin

Grüne, Sozialdemokraten und Linke sind im EU-Parlament mit dem Versuch gescheitert, ein De-facto-Verbot der Digitalwährung Bitcoin zu ermöglichen. Eine Mehrheit der Abgeordneten im Ausschuss für Wirtschaft und Währung stimmte am Montag gegen einen entsprechenden Änderungsantrag von Regeln für Krypto-Dienstleistungen (Mica). Die Richtlinie soll auf Vorschlag der EU-Kommission erstmals einheitliche Regeln für Digital- und Kryptowährungen in der EU wie den Bitcoin schaffen.

Der Änderungsantrag, der abgelehnt wurde, hätte de facto ein Verbot des energiehungrigen Konsens- und Schutzverfahrens “Proof of Work” bedeutet, bei dem sehr aufwendige Rechenaufgaben gelöst werden müssen. Für einen Alternativantrag ohne ein Verbot stimmte eine Mehrheit: 32 Abgeordnete waren dafür, 24 dagegen, 3 Abgeordnete enthielten sich.

Der große Energiebedarf dieser Berechnungen hat schon vor Jahren eine hitzige Debatte über die Nachhaltigkeit von Kryptowährungen ausgelöst. Je höher der Bitcoin-Preis steigt, desto mehr sogenannte Bitcoin-Miner konkurrieren um das Schürfen neuer Münzen. Damit steigt die Komplexität der Rechenaufgaben und somit der Energieverbrauch.

Komplettverbot nicht der richtige Weg

Der CSU-Abgeordnete Markus Ferber begrüßte das Ergebnis: “Ich bin froh, dass ein Bitcoin-Verbot mit klarer Mehrheit abgeschmettert wurde”, sagte der Politiker. “Ein Verbot der ‘Proof of work’-Technologie hätte die EU als Krypto-Standort komplett unattraktiv gemacht und hätte ein Signal der Innovationsfeindlichkeit ausgesandt.” Es gebe bei virtuellen Währungen viele berechtigte Fragen, doch seien Komplettverbote nicht der richtige Weg.

Stefan Berger (CDU), der für den Mica-Bericht im Ausschuss als Berichterstatter zuständig war und dessen Vorschlag nun angenommen wurde, sprach von einem ersten Etappensieg. Der Grünen-Abgeordnete Rasmus Andresen zeigte sich hingegen enttäuscht. “Jetzt werden die Standards für nachhaltige Krypto-Assets vermutlich woanders wie in den USA gesetzt”, sagte Andresen. “Krypto-Assets und vor allem die dahinterstehende Blockchain-Technologie bieten einige Chancen. Wir dürfen aber die Augen vor der verheerenden ökologischen Bilanz und der ungleichen Verteilung nicht verschließen.” Das Europaparlament und die EU-Staaten müssen sich nun noch auf eine gemeinsame Position einigen. dpa

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Details zur EU-Umsetzung globaler Mindeststeuer Dienstag möglich

Deutschland und Frankreich hoffen auf baldige Fortschritte bei der Umsetzung der globalen Mindeststeuer. Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire sagte am Montag zu Journalisten, am heutigen Dienstag solle eine Einigung aller europäischen Finanzminister dazu erzielt werden. Er habe dazu zuletzt mit Ungarn, Schweden, Tschechien, Polen und Irland gesprochen, um voranzukommen. Bei Steuerfragen ist in der EU stets Einstimmigkeit nötig.

Knapp 140 Staaten hatten sich im Oktober 2021 auf Details einer globalen Steuerreform geeinigt. Dazu gehört auch die Mindeststeuer in Höhe von 15 Prozent für international agierende Unternehmen. Die Reform soll bereits 2023 in Kraft treten, weswegen die Umsetzung eilt. Frankreich hat zurzeit die rotierende EU-Ratspräsidentschaft inne.

Schuldengrenzen 2022 noch ausgesetzt

Bundesfinanzminister Christian Lindner sagte in Brüssel, die Mindeststeuer stehe am Dienstag auf der Tagesordnung der EU-Finanzminister. “Die Mindestbesteuerung schafft Gerechtigkeit.” Fortschritte seien jetzt möglich. “Diese Gelegenheit müssen wir nutzen.” Lindner ergänzte, die Sanktionen gegen Russland nach dem Angriff des Landes auf die Ukraine würden negative Folgen für die Wirtschaft haben. Die Situation müsse genau beobachtet werden. Natürlich ergäben sich daraus konjunkturelle Risiken für die EU.

Le Maire, der anders als Lindner die EU-Schuldenregeln reformieren will, sagte, es sei jetzt an der Zeit, finanzpolitisch eine gezielte, schnelle und befristete Antwort auf die Ukraine-Krise zu geben. Wegen der Corona-Pandemie sind die Schuldenobergrenzen in der EU dieses Jahr noch ausgesetzt, sollen aber 2023 wieder angewendet werden. rtr

Presseschau

EU gibt weitere Sanktionen gegen Russland bekannt DEUTSCHLANDFUNK
Biden expected to meet with NATO leaders in Brussels on Russia-Ukraine REUTERS
Ukraine aktuell: Kriegsgegnerin kapert Staats-TV DW
Pro-russischer “Z”-Autokorso in Belgrad: “Die Invasion ist ein Befreiungskrieg” EURONEWS
Allianz, Swiss Re join other financial firms in turning from Russia REUTERS
Four arrested after protest at Oleg Deripaska’s London mansion THE GUARDIAN
Ukraine-Krieg: Selenskyj verspricht Wiederaufbau “jeder Straße” EURONEWS
SPD will Schröder nicht zu Treffen mit Putin befragen NDR
Czech soldiers to lead NATO support for Slovakia DW
UK’s Covid travel restrictions to be dropped despite rise in cases THE GUARDIAN
Südtirol: Wenig Interesse an Impfungen – Noch 83.000 Ungeimpfte RAINEWS
Lindner setzt auch in EU auf Tank-Rabatt von mehr als zehn Cent pro Liter DEUTSCHLANDFUNK
Borrell plädiert für Aufnahme des Westbalkans in die EU RHEINISCHE POST
Folgen des Ukraine-Überfalls: Wie EU-Regierungen der Industrie helfen können SÜDDEUTSCHE
Will sich die EU jetzt zum zweiten Mal gemeinsam verschulden, Herr Michel? WELT
EU warnt vor neuen Kosten für Mitgliedstaaten FAZ
EU-Staaten beschließen Frauenquote von 40 Prozent FAZ
Jetzt ist es offiziell: EU-Parlament stimmt gegen Bitcoin-Verbot WIWO
Finden EU und Mercosur doch noch zusammen? DW

Portrait

Roberto García Martínez – der Chief Vision Officer

Roberto García Martínez ist Vorstandsvorsitzender von Eurobattery Minerals, einem schwedischen Bergbauunternehmen.
Roberto García Martínez ist Vorstandsvorsitzender von Eurobattery Minerals, einem schwedischen Bergbauunternehmen.

“Die Mentalität unserer Gesellschaft muss wechseln”, sagt Roberto García Martínez. Wenn er über die Zukunft der Rohstoffförderung in Europa spricht, schwingen in seiner Stimme sowohl eine bedeutsame Ernsthaftigkeit als auch eine unüberhörbare Zuversicht mit. Er ist CEO von Eurobattery Minerals, einem Unternehmen, das sich mit Rohstoffabbau in Europa beschäftigt, um ethisch einwandfreie und lückenlos rückverfolgbare Batteriemineralien zu fördern. Der Schwerpunkt liegt auf der Exploration von Nickel, Kobalt, Kupfer und seltenen Erden. Aktuelle Projekte laufen in Finnland, Spanien und Schweden.

Roberto García Martínez ist eigentlich Rechtsanwalt, doch seine Karriere begann in einem Bergbauunternehmen in Spanien. In den 2000ern ging er mit einer Kundin nach Westafrika, wo er in der nachhaltigen Diamantindustrie arbeitete. Er wollte zwei Jahre bleiben – es wurden 15. Vor zweieinhalb Jahren kam der Anruf von Eurobattery Minerals und er zog zurück gen Norden.

Europas Rohstoffe mit großem Potenzial

Er klingt euphorisch, wenn er über die Zukunft spricht, die auf die europäische Bergbauindustrie zukommt. Aktuell entwickle sich ein Bewusstsein dafür, wie viel Potenzial im Abbau von Rohstoffen in Europa wirklich steckt und welche Möglichkeiten für eine Unabhängigkeit vom Weltmarkt daraus resultieren.

Ende 2020 gründete die Europäische Union die European Raw Material Alliance. Entwicklungen wie diese sind längst fällig, denn Energiespeicher-Technologien, die für die Energiewende unerlässlich sind, sind auf Rohstoffe angewiesen. In Europa gibt es aktuell 26 Projekte, die sich mit Batterien beschäftigen, von denen sich alle noch im Aufbau befinden. Lange hatte die Bergbauindustrie in Europa einen durchwachsenen Ruf und wurde in andere Länder ausgelagert. Doch diese Zeiten sind nun vorbei.

Ein verstärkter Fokus auf europäische Rohstoffförderung bringt noch weitere Vorteile mit sich. So könnten Fertigungsprozesse immens vereinfacht werden. Die Lieferketten von Elektroautos würden sich beispielsweise verkürzen, wenn die für die Produktion unverzichtbaren Rohstoffe in Europa abgebaut werden könnten. Gerade im Anbetracht des 2023 in Kraft tretenden Lieferkettengesetzes wären diese Entwicklungen wirkungsreich.

Das Ziel: CO2-neutrale Batterieproduktion

Zukünftige Ambitionen und Ideen hat Roberto García Martínez viele. “Ich bin Chief Executive Officer, aber meine Leute nennen mich Chief Vision Officer, weil ich ein Visionär bin”, sagt er schmunzelnd. Sein Ziel ist eine vollständig CO2-neutrale Produktion, mehr Zusammenarbeit mit sauberen Energieherstellern: Zum Beispiel Windenergie, die bereits bei den Projekten in Spanien genutzt wird, oder Wasserenergie in Finnland.

Für zukünftige Projekte wünscht er sich, dass die Bewilligungsprozesse sich beschleunigen und weniger kostenintensiv sind. Denn Handeln ist dringend. Faire Rohmateriale für die Verkehrswende sind heute wichtiger denn je. Von Anouk Schlung

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Europe.Table Redaktion

EUROPE.TABLE REDAKTION

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    mit gleich drei neuen Instrumenten geht die EU gegen die “Weaponization of Trade” (Handel als Waffe) an. Betroffen sind die Regeln für das öffentliche Ausschreibungswesen, ausländische Subventionen und Schutzmaßnahmen oder andere Zwänge gegen EU-Exporte, die nicht im Einklang mit WTO-Regeln stehen. Falk Steiner beschreibt drei Werkzeuge der EU in seiner Analyse näher.

    Dass es im europäischen Gesundheitssektor industrielle Schwachstellen gibt, hat die Pandemie eindrücklich gezeigt. Um Europas Souveränität in diesem Bereich zu stärken, haben 16 EU-Mitgliedstaaten ein Manifest “Für ein unabhängiges, wettbewerbsfähiges und innovatives Europa der Gesundheit” unterzeichnet. Deutschland zögert allerdings beim IPCEI (Important Project of Common European Interest) – auf die Gefahr hin, in diesem Bereich abgehängt zu werden, wie Eugenie Ankowitsch analysiert.

    Gas geben will dafür Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) beim geplanten Gesetz zur Einführung von Füllstandsvorgaben für Gasspeicheranlagen – zum 1. Mai soll es in Kraft treten. Europe.Table liegt die Fraktionsvorlage vor, in der grundsätzlichen Entwicklungen des Gaspreises über die kommenden Monate sowie ihre Auswirkungen auf die Speicherumlage und damit die Kosten für die Gasverbraucher dargestellt wird. Mehr dazu lesen Sie in den News.

    Der Änderungsantrag von Regeln für Krypto-Dienstleistungen (Mica) ist vom Tisch. Eine Änderung der Richtlinie hätte de facto ein Verbot der Digitalwährung Bitcoin bedeutet. Mehr dazu in den News.

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    Lisa-Martina Klein
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    Analyse

    Handelskriegs-Instrumente: EU rüstet auf

    Er sehe eine “Weaponization of Trade”, Handel als Waffe, so der Handelsausschussvorsitzende Bernd Lange (SPD/S&D) im Europaparlament. Und damit meint Lange nicht nur die aktuell so wichtigen Fragen des Umgangs mit der Russischen Föderation. Sondern nicht zuletzt das Verhalten Chinas, aber auch der USA unter Trump. Willkürliche Strafzölle, Subventionen, gezielte Schlechterbehandlung europäischer Firmen im Ausland, das alles gehört zum Arsenal der mächtigen Staaten der Welt.

    Für Handelspolitik sind nicht die Mitgliedstaaten, sondern ausschließlich die EU zuständig – und die ist nun dabei, befeuert vom Eindruck der Ukrainekrise, ihre Handelskriegs-Instrumente noch einmal deutlich zu schärfen. Den Auftakt machte 2020 das Direktinvestitions-Screening FDI, erst Mitte Februar trat eine Verschärfung im Fall von Handelsstreitigkeiten in Kraft. Wenige Tage später betrat die Kommission dann auch gleich Neuland – mit einem Verfahren gegen die strukturelle Diskriminierung europäischer Akteure in der Volksrepublik China vor der Welthandelsorganisation (WTO).

    IPI soll Ausschluss von öffentlicher Vergabe ermöglichen

    Doch nun folgen gleich drei weitere relevante Rechtsakte. Und die haben es in sich. Am weitesten fortgeschritten ist das sogenannte International Procurement Instrument (IPI), die Regeln für die Beschaffung. Hier einigten sich Parlamentsberichterstatter, Ratspräsidentschaft und Kommission gestern am späten Nachmittag im Trilog. Am öffentlichen Ausschreibungswesen beteiligen sich oft Firmen aus dem Außer-EU-Raum. Darunter sind auch solche, die im Verdacht stehen, dass sie von ihren Heimatstaaten bevorteilt werden und sich somit indirekt Vorteile auch auf den Märkten der EU verschaffen.

    “Bei öffentlichen Vergabeverfahren in der EU kommen regelmäßig Anbieter aus Drittstaaten, zum Beispiel China, zum Zug, die mit künstlich verbilligten Angeboten prestigeträchtige Aufträge in der EU gewinnen konnten”, sagt Berichterstatter Daniel Caspary (CDU/EVP). “Gleichzeitig blieb europäischen Anbietern der Zugang zu öffentlichen Vergabeverfahren in Drittstaaten verwehrt. Dieser wettbewerbsverzerrenden Praxis schiebt das IPI als neues Handelsinstrument einen Riegel vor.” Grundprinzip des IPI ist die Reziprozität: Betroffen von Preisaufschlägen oder dem Ausschluss von Aufträgen können Unternehmen sein, deren Heimatmärkte nicht mindestens gleichermaßen offen sind wie die der EU.

    FSI soll Subventionen im Ausland bekämpfen

    Das zweite Gesetzeswerk zielt auf ausländische Subventionen, die in den EU-Markt hineinwirken. Mit dem Foreign Subsidies Instrument (FSI) sollen Wettbewerbsverzerrungen, die durch unzulässige Beihilfen aus Drittländern entstehen, bekämpft werden. Das Europaparlament steht hier kurz vor dem Ende seiner Beratungen, 478 Änderungsanträge und 27 Kompromissanträge liegen derzeit vor. Doch einige Fragen sind für die Parlamentsposition noch nicht abschließend geklärt, etwa die wichtige Frage, was genau als Staatsbeihilfe gelten soll und ab welchen Grenzen die EU-Kommission eingreifen muss.

    Reinhard Bütikofer (Grüne/EFA) etwa kritisiert, dass der Kommissionsvorschlag auf finanzielle Beihilfen beschränkt sei: “Dieser Ansatz greift zu kurz, da andere Arten der Bevorzugung davon nicht miterfasst werden.” Der CSU/EVP-Abgeordnete Christian Doleschal betont, dass in jedem Fall die Wirksamkeit des FSI evaluiert werden müsse – die gewählten Schwellenwerte etwa müssten spätestens nach fünf Jahren überprüft werden. Die Abstimmung für die Parlamentsposition zum FSI ist für den 5. April vorgesehen.

    ACI soll schnelle Gegenmaßnahmen ermöglichen

    Das dritte Gesetzeswerk ist das Anti Coercion Instrument (ACI). Das im Dezember von der Kommission vorgeschlagene Instrumentarium soll dann zur Anwendung kommen, wenn ein Land etwa Schutzmaßnahmen oder andere Zwänge gegen EU-Exporte anwendet, die nicht im Einklang mit WTO-Regeln stehen. Derzeit mangelt es nach Ansicht von Experten an einer Möglichkeit, verhältnismäßig kurzfristig auf solche Maßnahmen zu reagieren.

    Bei einer Anhörung im Handelsausschuss INTA zum ACI gestern betonte etwa Elvire Fabry vom Jacques Delors Institut, dass die Stärke des Instruments in seiner Abschreckungswirkung liege. “Für glaubwürdige Abschreckung müssen sich alle 27 verpflichten – unabhängig von den Kosten. Einheitlichkeit ist der Schlüssel”, so Fabry. Kosten derartiger Gegenmaßnahmen sollten daher auch gemeinschaftlich getragen werden. Zudem dürfe auch die Signalwirkung einer schnellen Verabschiedung des ACI nicht unterschätzt werden.

    Für Claire Reade vom Center for Strategic and International Studies ist das ACI zwar im direkten Vergleich etwas schwächer als die US-Möglichkeiten. Der International Emergency Economic Powers Act (IEEPA) in Verbindung mit der Section 301 des US Trade Act von 1975 gestehen der Präsidialadministration weitgehende Rechte zu. “Die US-Regierung hat nach US-Recht einen größeren Spielraum”, sagte Reade im Vergleich zum geplanten ACI. Sie sei aus US-Sicht auch nicht zwingend an internationales Recht wie WTO-Entscheidungen gebunden, anders als es das ACI für die EU vorsieht. Allerdings stecke im ACI auch eine Chance zur transatlantischen Kooperation: “Vielleicht kann man in diesem Zusammenhang gemeinsam Nutzen erzielen”, so Reade.

    Viele neue Schwerter – Schärfegrad unbekannt

    Warum das Anti Coercion Instrument so relevant sei? Individuell sei jeder EU-Mitgliedstaat ziemlich klein, aber gemeinsam funktioniere die “Teile und Herrsche-Taktik” der Volksrepublik Chinas nicht, so Henry Gao, Professor an der Singapur Management University. “Als untrennbares Bündel verbunden” könnte der ACI ein Vorteil der EU werden. Allerdings warnt er auch davor, das Instrument zu überschätzen. Man müsse mit Gegenmaßnahmen rechnen. Gerade Sanktionen würden, so Gao, der Regierung in der Volksrepublik in die Karten spielen und die Bevölkerung hinter der Kommunistischen Partei versammeln können. Der ACI allein sei nicht genug, wirksame Sanktionen würden so aussehen wie das derzeitige Bündnis gegen Russland, das aus wesentlich mehr Beteiligten besteht – unter anderem neben der EU und den USA, Japan und dem Vereinigten Königreich auch Ländern wie Singapur. Dies sei die Antwort auf die Frage: Wie spielt man mit China vierdimensionales Schach?

    Derzeit läuft zum ACI noch eine Konsultation – deren Frist wurde gestern von der EU-Kommission um zwei Wochen verlängert, wie DG Trade-Generaldirektorin Sabine Weyand im EP-Handelsausschuss ankündigte. Der ACI sei “kein Blankoscheck für Gegenmaßnahmen” und solle den Dialog auch nicht ersetzen, so Weyand. Gegenmaßnahmen im Rahmen des ACI hätten das Ziel, die andere Seite zum Einlenken zu bewegen. Das ACI sei ausdrücklich Teil des Rahmens internationalen Rechts, insbesondere im Rahmen der Selbstverteidigungsrechte der WTO. Doch es gebe auch Maßnahmen, die derzeit nicht vom WTO-Rahmen erfasst seien, etwa Chinas Maßnahmen gegen den EU-Mitgliedstaat Litauen.

    Die EU-Handelspolitik bekommt also eine Vielzahl neuer Instrumente. Doch ob IPI, FSI und ACI tatsächlich die erhoffte Wirkung erzielen können, ist derzeit vollkommen offen. Angesichts des derzeitigen weltpolitischen Rahmen dürften alle drei Vorhaben schneller verabschiedet werden als noch vor wenigen Monaten befürchtet. Europa rüstet für Handelskriege auf – zumindest mit umfangreichen neuen Regelwerken.

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    IPCEI Gesundheit: Deutschland verzichtet vorerst

    Bereits im Programm für ihre EU-Ratspräsidentschaft hatte Frankreich angekündigt, ein IPCEI (Important Project of Common European Interest) für den Gesundheitssektor ins Leben zu rufen. Die Ratspräsidentschaft werde sich mit Nachdruck für die Stärkung der gesundheitstechnischen Souveränität Europas durch die Förderung einer industriellen Strategie im Gesundheitsbereich einsetzen, heißt es dort. Durch das Vorantreiben innovativer Entwicklungen in den verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens will Paris die Gesundheitsindustriepolitik und die strategische Positionierung der EU in diesem Sektor stärken.

    Nun haben 16 Mitgliedstaaten, darunter Frankreich, Österreich, Spanien, Belgien und Dänemark, im Rahmen der Ministerkonferenz “Für ein unabhängiges, wettbewerbsfähiges und innovatives Europa der Gesundheit” ein entsprechendes Manifest unterzeichnet. Die bahnbrechenden Entwicklungen in Bereichen wie der Genomik und personalisierten Medizin, der künstlichen Intelligenz oder auch der Biotechnologie werden die Medizin von morgen und die Organisation der Gesundheitssysteme grundlegend verändern, heißt es in der Erklärung. Daher sei es von entscheidender Bedeutung, dass Europa, das bereits über eine starke und exportorientierte Industrie verfügt, sich auf diese Veränderungen vorbereitet und die Entwicklung seiner Unternehmen in diesen neuen Bereichen unterstützt.

    “Die Gesundheitskrise hat uns eindringlich vor Augen geführt, dass die Europäische Union ihre Souveränität im Bereich der Gesundheitsindustrie verteidigen muss”, sagte der französische Gesundheitsminister Olivier Véran. “Diese bislang beispiellose Krise, die wir durchlebt haben, hat unsere industriellen Schwachstellen insbesondere in diesem kritischen Sektor deutlich gemacht”, ergänzte die französische Staatssekretärin für Industrie, Agnès Pannier-Runacher.

    Zwei Phasen geplant

    Mit dem Manifest einigten sich die Unterzeichner offiziell auf den Umfang der Projekte, die sie im Laufe des Jahres 2022 unterstützen wollen. Projekte müssen in einem von drei strategischen Themen angesiedelt sein:

    • Entwicklung innovativer und umweltfreundlicherer Technologien und Produktionsverfahren für die Herstellung von Arzneimitteln;
    • Innovation in strategischen Themenbereichen wie der Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen, der Entwicklung von Behandlungsmöglichkeiten für seltene Erkrankungen und – im Zusammenspiel mit der EU-Behörde für die Krisenvorsorge und -reaktion bei gesundheitlichen Notlagen (HERA) – der Bewältigung zukünftiger Pandemien;
    • Entwicklung von Gen- und Zelltherapien.

    Die teilnehmenden Mitgliedstaaten wollen zudem weitere Bereiche prüfen, die in der zweiten Welle des IPCEI Gesundheit zum Zuge kommen sollen. Als Favoriten gelten derzeit digitale Gesundheit, Medizintechnik und Medizinprodukte.

    Der Zeitplan für die Einführung des IPCEI sieht zwei Phasen vor, um eine umfangreiche Einbindung der Mitgliedsstaaten zu gewährleisten. Die erste Phase wird den drei genannten Themenkomplexen gewidmet sein. Projekte können in zwei Wellen bei der Europäischen Kommission pränotifiziert werden: zunächst ab Juni 2022 und dann im Oktober 2022. Bis Ende 2022 soll dann auch die zweite Phase der Pränotifizierung von Projekten abgeschlossen sein.

    Deutschlands Unternehmen außen vor

    Deutschland und damit auch deutsche Unternehmen sind beim IPCEI Gesundheit nicht dabei. Noch im Mai 2021 hatten die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel, die damaligen Bundesminister Peter Altmaier (Wirtschaft) und Jens Spahn (Gesundheit) sowie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron Gespräche über eine engere Zusammenarbeit im Gesundheitssektor geführt. Vor allem Gen- und Zelltherapien wollte die frühere Bundesregierung massiv fördern.

    Während Frankreich nun Ernst macht, hält sich Deutschland nach dem Regierungswechsel zurück, auch auf die Gefahr hin, in diesem wichtigen Bereich abgehängt zu werden. Grundsätzlich besteht zwar die Möglichkeit, einem IPCEI noch nachträglich beizutreten. Ob Deutschland diese Option zieht, ist allerdings derzeit ungewiss. Das fachlich verantwortliche Gesundheitsressort äußert sich gar nicht zum Thema, das Bundeswirtschaftsministerium als für alle IPCEIs zuständiges Haus äußert sich vorerst nur vage.

    Deutschland sei seit der Gründung der multilateralen Arbeitsgruppe, die das IPCEI Health vorbereitet, im vergangenen Sommer Teil der Arbeitsgruppe und habe in den letzten Monaten sehr aktiv zur Gestaltung eines IPCEI Health beigetragen, teilte eine Ministeriumssprecherin auf Anfrage mit. Man werde mit Frankreich und den anderen interessierten Mitgliedstaaten weiter in der multilateralen Arbeitsgruppe zum IPCEI Health zusammenarbeiten.

    Die Bundesregierung könne eine politische Erklärung im Übrigen erst dann unterzeichnen, wenn auch die Haushaltsmittel zu deren Umsetzung zur Verfügung beziehungsweise in Aussicht stehen, so das Bundeswirtschaftsministerium. Alles andere wäre nicht verlässlich, weder mit Blick auf interessierte Unternehmen noch auf die anderen beteiligten Mitgliedstaaten. Nach hoher Priorität und unbedingtem Handlungswillen klingt das nicht.

    Frankreich will an die Spitze

    Anders sieht es in Frankreich aus. Mitte 2021 stellte Präsident Emmanuel Macron die Strategie für Gesundheitsinnovationen 2021-2030 vor. Ziel der Strategie ist es, Frankreich an die Spitze der europäischen Forschung zu bringen und Souveränität im Gesundheitsbereich zu erreichen. Das Budget: Sieben Milliarden Euro, getragen von Staat und Privatwirtschaft.

    Im Herbst 2021 startete die französische Regierung die Initiative “Digitale Gesundheit”. Damit will Frankreich bis 2025 zum Weltmarktführer im Bereich der digitalen Gesundheit aufsteigen. Das Paket soll mit insgesamt 650 Millionen Euro ausgestattet sein. Der im Dezember 2021 eröffnete Campus PariSanté, ein Cluster für digitale Gesundheit, umfasst rund 20.000 Quadratmeter und bringt Start-ups, auf E-Health spezialisierte Forschungsinstitute, KMU und Großkonzerne zusammen.

    Mit einem Budget von 45 Millionen Euro werden dort zunächst vier strategische Bereiche gefördert: künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen, Bildgebung, numerische Modellierung und die sozioökonomischen Herausforderungen von Gesundheitsdaten. Zuletzt übernahm Frankreich die Führung eines illustren Konsortiums, das den Europäischen Gesundheitsdatenraum vorbereiten soll (Europe.Table berichtete).

    Für das geplante IPCEI Gesundheit will Frankreich 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung stellen. Die ersten französischen Projekte sollen ab Juni 2022 bei der Europäischen Kommission pränotifiziert werden, ein weiterer Hinweis auf das große Tempo, das das Nachbarland an den Tag legt. Wenn Deutschland am IPCEI Gesundheit mitwirken will, müsste sich die Bundesregierung nun also sputen.

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    • Hera
    • IPCEI

    Termine

    16.03.-17.03.2022, Mülheim/online
    Entscheiderfabrik, Konferenz Plattformstrategie oder welcher Weg führt zum KIS der Zukunft?
    Die Veranstaltung der Entscheiderfabrik gibt einen Einblick in die Umsetzung des Digitalisierungsthemas durch Großkliniken. INFOS & ANMELDUNG

    16.03.2022 – 10:00-11:00 Uhr, online
    VDE, Seminar Effizientes Cybersecurity-Risk Management
    Der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) informiert über effiziente Herangehensweisen zur Bekämpfung von Cyber-Angriffen.
    INFOS & ANMELDUNG

    16.03.2022 – 10:00-11:00 Uhr, online
    DIHK, Seminar Der Green Deal als Chance für den Mittelstand?
    Auf dieser Veranstaltung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) wird diskutiert, welchen Beitrag die Reform der Erneuerbare-Energien-Richtlinie im Kontext des Green Deals leisten kann. INFOS & ANMELDUNG

    16.03.2022 – 11:00 Uhr, online
    EBD De-Briefing ECOFIN und Euro-Gruppe
    Die Europäische Bewegung Deutschlands (EBD) informiert über die Ergebnisse der Euro-Gruppe und des Rats für Wirtschaft und Finanzen (ECOFIN) vom 15.03.2022. INFOS & ANMELDUNG

    16.03.2022 – 13:00-17:00 Uhr, Berlin/online
    DKG Krankenhausgipfel 2022
    Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) stellt auf dieser Veranstaltung die zentralen Fragen der Krankenhauspolitik zur Diskussion. INFOS & LIVESTREAM

    16.03.2022 – 15:00-17:00 Uhr, online
    BiM, Roundtable Digitale Anwendungen in der Hypertonie
    Der Bundesverband Internetmedizin (BiM) beleuchtet Hilfestellungen und Maßnahmen für Hersteller digitaler Produkten für Menschen mit Hypertonie/Herzinsuffizienz. INFOS & ANMELDUNG

    16.03.2022 – 17:30-18:30, Frankfurt/online
    VATM, Diskussion Welche neuen Akzente setzt die Politik im TK-Markt?
    Der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) beschäftigt sich mit den politischen Zielen für die Breitbandversorgung und ihren Konsequenzen für die Netzanbieter.
    INFOS & ANMELDUNG

    16.03.2022 – 18:00-20:00 Uhr, online
    EPB, Vortrag Die Wahlen in Frankreich
    Der Europapunkt Bremen (EPB) diskutiert, welche Auswirkungen der französische Präsidentschaftswahlkampf auf die deutsche und europäische Politik haben wird. INFOS & ANMELDUNG

    16.03.2022 – 18:00-22:00 Uhr, Berlin
    BDE Parlamentarischer Abend Wasserwirtschaft
    Der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE) lädt zum parlamentarischen Abend. Anmeldung via E-Mail

    17.03.-18.03.2022, Dresden
    DGAW, Konferenz Abfall- und Ressourcenwirtschaft
    Auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Abfallwirtschaft (DGAW) werden der Fachöffentlichkeit neueste Ergebnisse der hochschulnahen und Hochschulforschung vorgestellt. INFOS

    17.03.2022 – 12:00-13:30 Uhr, online
    Niedersächsische EU-Landesvertretung, Podiumsdiskussion Soziales Europa for future
    Die Niedersächsische EU-Landesvertretung widmet sich der Frage, wie der gleichzeitige ökologische und digitale Wandel mit den vorliegenden Instrumenten und Vorschlägen der EU sozialverträglich gestaltet werden kann. INFOS & ANMELDUNG

    17.03.2022 – 14:00 Uhr, online
    EBD De-Briefing EPSCO
    Die Europäische Bewegung Deutschlands (EBD) stellt die Ergebnisse des Rats für Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz (EPSCO) vom 14.03.2022 vor.
    INFOS & ANMELDUNG

    17.03.2022 – 15:00-16:00 Uhr, online
    Eco, Vortrag Mobility Data Space – Die Basis sichereren Datenaustauschs für neue Mobilitätslösungen
    Der Verband der Internetwirtschaft (Eco) stellt den Mobility Data Space als Datenmarktplatz für neue Mobilitätslösungen vor. INFOS & ANMELDUNG

    News

    Bund rechnet mit Nullsummenspiel für Gasreserve

    Ihren Regierungsfraktionen stellt die Bundesregierung keine Kosten für die geplante nationale Gasreserve in Aussicht. Europe.Table hatte am Montag Einblick in eine Fraktionsvorlage zum Speichergesetz. Darin werden drei grundsätzliche Entwicklungen des Gaspreises über die kommenden Monate dargestellt sowie ihre Auswirkungen auf die Speicherumlage und damit die Kosten für die Gasverbraucher. Dabei geht es um die Kosten für den Marktgebietsverantwortlichen, der Optionen oder physische Gasmengen ausschreiben und Gas beschaffen soll, falls die Händler die Gasspeicher nicht marktgetrieben befüllen.

    Kosten würden den Verbrauchern entstehen, falls der Marktgebietsverantwortliche die Gasreserven im Sommer zu hohen Preisen beschaffen (speichern) muss, sie im Winterhalbjahr aber nur zu niedrigeren Preisen verkaufen (ausspeichern) kann. In einem früheren Entwurf hatte die Bundesregierung diese Kosten im ungünstigsten Fall noch auf bis zu 8 Milliarden Euro beziffert, falls die Megawattstunde Gas beim Einkauf im Sommer durchschnittlich 50 Euro teurer wäre als beim Ausspeichern im Winter. In der aktuellen Vorlage wurde dieser Teil der Rechnung aus der Gesetzesbegründung gestrichen.

    Veraltete Zahlen zum Gaspreis

    Vielmehr unterstellt die Regierung mit Blick auf die unterschiedlichen Szenarien inzwischen ein Nullsummenspiel für die Verbraucher. “Daneben ist derzeit ein Szenario von nahezu identischen Einkaufs- und Verkaufspreisen relevant”, heißt es in der Vorlage. “In diesem Fall würden keine Kosten beim Marktgebietsverantwortlichen entstehen und keine Umlage erfolgen. Für die nächsten Monate sind die Terminpreise für Gas auf einem nahezu konstanten Niveau. Somit wird dieses Szenario von den Marktteilnehmern derzeit (Stand 02. März 2022) als am wahrscheinlichsten eingeschätzt.”

    Seit Anfang März hat sich die Differenz zwischen Sommer- und Winterpreis allerdings negativ entwickelt. Das zeigt ein Blick auf die Preise an der EEX für physikalische Gaslieferungen im Marktgebiet des deutschen Marktgebietsverantwortlichen Trading Hub Europe (THE). Lag der Preis für eine Megawattstunde Gas für das zweite Quartal am 1. März nur zwei Euro über dem Preis für das vierte Quartal, lag die Differenz am vergangenen Freitag schon bei zehn Euro. Sollte sich diese Preisentwicklung fortsetzen, kämen auf die Verbraucher doch Kosten für die Gasreserve zu.

    Die erste Beratung zum Entwurf eines Gesetzes zur Einführung von Füllstandsvorgaben für Gasspeicheranlagen ist an diesem Donnerstag im Bundestag geplant. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will Tempo machen. Das entsprechende Gesetz soll spätestens im April beschlossen werden und zum 1. Mai in Kraft treten. ber mit dpa

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    Intel will heute über Investitionen in Europa informieren

    Der US-Chipkonzern Intel will am heutigen Dienstag seine weiteren Pläne für Europa bekannt geben. Firmenchef Pat Gelsinger werde über Investitionen sowohl in den Ausbau von Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten (R&D) als auch in die Erweiterung von Fertigungskapazitäten sprechen, kündigte Intel am Montag an. Dadurch würden die steigende Nachfrage nach modernen Halbleiterprodukten bedient und eine robuste, global diversifizierte Lieferkette gestärkt, hieß es in der Einladung zu der virtuellen Pressekonferenz weiter.

    Insidern zufolge erhält in Deutschland Magdeburg den Zuschlag für eine milliardenschwere Chipfabrik und sticht damit unter anderen Dresden aus. Der Hauptstadt des Bundeslandes Sachsen-Anhalt winkt dadurch ein großer Batzen der insgesamt bis zu 80 Milliarden Euro, die Intel früheren Angaben zufolge in Europa investieren will. Neben Deutschland dürften in Europa noch Frankreich und Italien mit neuen Intel-Standorten bedacht werden – konkret geht es um ein Designzentrum und eine Montagefabrik.

    Der US-Konzern befindet sich mitten in der aktuellen Chipkrise auf einem nie dagewesenen Expansionskurs. So zieht das Unternehmen ein riesiges Fabrikareal im US-Bundesstaat Ohio hoch, was zunächst 20 Milliarden Dollar kostet, und kauft den israelischen Chiphersteller Tower Semiconductor für 5,4 Milliarden Dollar. Ursprünglich wollte Intel die europäischen Standortentscheidungen bereits 2021 bekanntgeben, wartete dann aber auf den Startschuss für den “European Chips Act” Anfang Februar, der den Weg für milliardenschwere Subventionen aus öffentlicher und privater Hand freimachte. rtr

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    • Chips Act
    • Digitalisierung
    • Europapolitik
    • Halbleiter
    • Intel

    Ausschuss im EU-Parlament stimmt gegen De-facto-Verbot von Bitcoin

    Grüne, Sozialdemokraten und Linke sind im EU-Parlament mit dem Versuch gescheitert, ein De-facto-Verbot der Digitalwährung Bitcoin zu ermöglichen. Eine Mehrheit der Abgeordneten im Ausschuss für Wirtschaft und Währung stimmte am Montag gegen einen entsprechenden Änderungsantrag von Regeln für Krypto-Dienstleistungen (Mica). Die Richtlinie soll auf Vorschlag der EU-Kommission erstmals einheitliche Regeln für Digital- und Kryptowährungen in der EU wie den Bitcoin schaffen.

    Der Änderungsantrag, der abgelehnt wurde, hätte de facto ein Verbot des energiehungrigen Konsens- und Schutzverfahrens “Proof of Work” bedeutet, bei dem sehr aufwendige Rechenaufgaben gelöst werden müssen. Für einen Alternativantrag ohne ein Verbot stimmte eine Mehrheit: 32 Abgeordnete waren dafür, 24 dagegen, 3 Abgeordnete enthielten sich.

    Der große Energiebedarf dieser Berechnungen hat schon vor Jahren eine hitzige Debatte über die Nachhaltigkeit von Kryptowährungen ausgelöst. Je höher der Bitcoin-Preis steigt, desto mehr sogenannte Bitcoin-Miner konkurrieren um das Schürfen neuer Münzen. Damit steigt die Komplexität der Rechenaufgaben und somit der Energieverbrauch.

    Komplettverbot nicht der richtige Weg

    Der CSU-Abgeordnete Markus Ferber begrüßte das Ergebnis: “Ich bin froh, dass ein Bitcoin-Verbot mit klarer Mehrheit abgeschmettert wurde”, sagte der Politiker. “Ein Verbot der ‘Proof of work’-Technologie hätte die EU als Krypto-Standort komplett unattraktiv gemacht und hätte ein Signal der Innovationsfeindlichkeit ausgesandt.” Es gebe bei virtuellen Währungen viele berechtigte Fragen, doch seien Komplettverbote nicht der richtige Weg.

    Stefan Berger (CDU), der für den Mica-Bericht im Ausschuss als Berichterstatter zuständig war und dessen Vorschlag nun angenommen wurde, sprach von einem ersten Etappensieg. Der Grünen-Abgeordnete Rasmus Andresen zeigte sich hingegen enttäuscht. “Jetzt werden die Standards für nachhaltige Krypto-Assets vermutlich woanders wie in den USA gesetzt”, sagte Andresen. “Krypto-Assets und vor allem die dahinterstehende Blockchain-Technologie bieten einige Chancen. Wir dürfen aber die Augen vor der verheerenden ökologischen Bilanz und der ungleichen Verteilung nicht verschließen.” Das Europaparlament und die EU-Staaten müssen sich nun noch auf eine gemeinsame Position einigen. dpa

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    Details zur EU-Umsetzung globaler Mindeststeuer Dienstag möglich

    Deutschland und Frankreich hoffen auf baldige Fortschritte bei der Umsetzung der globalen Mindeststeuer. Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire sagte am Montag zu Journalisten, am heutigen Dienstag solle eine Einigung aller europäischen Finanzminister dazu erzielt werden. Er habe dazu zuletzt mit Ungarn, Schweden, Tschechien, Polen und Irland gesprochen, um voranzukommen. Bei Steuerfragen ist in der EU stets Einstimmigkeit nötig.

    Knapp 140 Staaten hatten sich im Oktober 2021 auf Details einer globalen Steuerreform geeinigt. Dazu gehört auch die Mindeststeuer in Höhe von 15 Prozent für international agierende Unternehmen. Die Reform soll bereits 2023 in Kraft treten, weswegen die Umsetzung eilt. Frankreich hat zurzeit die rotierende EU-Ratspräsidentschaft inne.

    Schuldengrenzen 2022 noch ausgesetzt

    Bundesfinanzminister Christian Lindner sagte in Brüssel, die Mindeststeuer stehe am Dienstag auf der Tagesordnung der EU-Finanzminister. “Die Mindestbesteuerung schafft Gerechtigkeit.” Fortschritte seien jetzt möglich. “Diese Gelegenheit müssen wir nutzen.” Lindner ergänzte, die Sanktionen gegen Russland nach dem Angriff des Landes auf die Ukraine würden negative Folgen für die Wirtschaft haben. Die Situation müsse genau beobachtet werden. Natürlich ergäben sich daraus konjunkturelle Risiken für die EU.

    Le Maire, der anders als Lindner die EU-Schuldenregeln reformieren will, sagte, es sei jetzt an der Zeit, finanzpolitisch eine gezielte, schnelle und befristete Antwort auf die Ukraine-Krise zu geben. Wegen der Corona-Pandemie sind die Schuldenobergrenzen in der EU dieses Jahr noch ausgesetzt, sollen aber 2023 wieder angewendet werden. rtr

    Presseschau

    EU gibt weitere Sanktionen gegen Russland bekannt DEUTSCHLANDFUNK
    Biden expected to meet with NATO leaders in Brussels on Russia-Ukraine REUTERS
    Ukraine aktuell: Kriegsgegnerin kapert Staats-TV DW
    Pro-russischer “Z”-Autokorso in Belgrad: “Die Invasion ist ein Befreiungskrieg” EURONEWS
    Allianz, Swiss Re join other financial firms in turning from Russia REUTERS
    Four arrested after protest at Oleg Deripaska’s London mansion THE GUARDIAN
    Ukraine-Krieg: Selenskyj verspricht Wiederaufbau “jeder Straße” EURONEWS
    SPD will Schröder nicht zu Treffen mit Putin befragen NDR
    Czech soldiers to lead NATO support for Slovakia DW
    UK’s Covid travel restrictions to be dropped despite rise in cases THE GUARDIAN
    Südtirol: Wenig Interesse an Impfungen – Noch 83.000 Ungeimpfte RAINEWS
    Lindner setzt auch in EU auf Tank-Rabatt von mehr als zehn Cent pro Liter DEUTSCHLANDFUNK
    Borrell plädiert für Aufnahme des Westbalkans in die EU RHEINISCHE POST
    Folgen des Ukraine-Überfalls: Wie EU-Regierungen der Industrie helfen können SÜDDEUTSCHE
    Will sich die EU jetzt zum zweiten Mal gemeinsam verschulden, Herr Michel? WELT
    EU warnt vor neuen Kosten für Mitgliedstaaten FAZ
    EU-Staaten beschließen Frauenquote von 40 Prozent FAZ
    Jetzt ist es offiziell: EU-Parlament stimmt gegen Bitcoin-Verbot WIWO
    Finden EU und Mercosur doch noch zusammen? DW

    Portrait

    Roberto García Martínez – der Chief Vision Officer

    Roberto García Martínez ist Vorstandsvorsitzender von Eurobattery Minerals, einem schwedischen Bergbauunternehmen.
    Roberto García Martínez ist Vorstandsvorsitzender von Eurobattery Minerals, einem schwedischen Bergbauunternehmen.

    “Die Mentalität unserer Gesellschaft muss wechseln”, sagt Roberto García Martínez. Wenn er über die Zukunft der Rohstoffförderung in Europa spricht, schwingen in seiner Stimme sowohl eine bedeutsame Ernsthaftigkeit als auch eine unüberhörbare Zuversicht mit. Er ist CEO von Eurobattery Minerals, einem Unternehmen, das sich mit Rohstoffabbau in Europa beschäftigt, um ethisch einwandfreie und lückenlos rückverfolgbare Batteriemineralien zu fördern. Der Schwerpunkt liegt auf der Exploration von Nickel, Kobalt, Kupfer und seltenen Erden. Aktuelle Projekte laufen in Finnland, Spanien und Schweden.

    Roberto García Martínez ist eigentlich Rechtsanwalt, doch seine Karriere begann in einem Bergbauunternehmen in Spanien. In den 2000ern ging er mit einer Kundin nach Westafrika, wo er in der nachhaltigen Diamantindustrie arbeitete. Er wollte zwei Jahre bleiben – es wurden 15. Vor zweieinhalb Jahren kam der Anruf von Eurobattery Minerals und er zog zurück gen Norden.

    Europas Rohstoffe mit großem Potenzial

    Er klingt euphorisch, wenn er über die Zukunft spricht, die auf die europäische Bergbauindustrie zukommt. Aktuell entwickle sich ein Bewusstsein dafür, wie viel Potenzial im Abbau von Rohstoffen in Europa wirklich steckt und welche Möglichkeiten für eine Unabhängigkeit vom Weltmarkt daraus resultieren.

    Ende 2020 gründete die Europäische Union die European Raw Material Alliance. Entwicklungen wie diese sind längst fällig, denn Energiespeicher-Technologien, die für die Energiewende unerlässlich sind, sind auf Rohstoffe angewiesen. In Europa gibt es aktuell 26 Projekte, die sich mit Batterien beschäftigen, von denen sich alle noch im Aufbau befinden. Lange hatte die Bergbauindustrie in Europa einen durchwachsenen Ruf und wurde in andere Länder ausgelagert. Doch diese Zeiten sind nun vorbei.

    Ein verstärkter Fokus auf europäische Rohstoffförderung bringt noch weitere Vorteile mit sich. So könnten Fertigungsprozesse immens vereinfacht werden. Die Lieferketten von Elektroautos würden sich beispielsweise verkürzen, wenn die für die Produktion unverzichtbaren Rohstoffe in Europa abgebaut werden könnten. Gerade im Anbetracht des 2023 in Kraft tretenden Lieferkettengesetzes wären diese Entwicklungen wirkungsreich.

    Das Ziel: CO2-neutrale Batterieproduktion

    Zukünftige Ambitionen und Ideen hat Roberto García Martínez viele. “Ich bin Chief Executive Officer, aber meine Leute nennen mich Chief Vision Officer, weil ich ein Visionär bin”, sagt er schmunzelnd. Sein Ziel ist eine vollständig CO2-neutrale Produktion, mehr Zusammenarbeit mit sauberen Energieherstellern: Zum Beispiel Windenergie, die bereits bei den Projekten in Spanien genutzt wird, oder Wasserenergie in Finnland.

    Für zukünftige Projekte wünscht er sich, dass die Bewilligungsprozesse sich beschleunigen und weniger kostenintensiv sind. Denn Handeln ist dringend. Faire Rohmateriale für die Verkehrswende sind heute wichtiger denn je. Von Anouk Schlung

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