Table.Briefing: Europe

Energieeinnahmen teilen + Nachhaltigkeits-Ausblick + Wahlen in Italien

  • Ausblick: Die Nachhaltigkeits-Agenda im Herbst
  • Giorgia Meloni: Nationalistisch – und pro-europäisch?
  • Terminvorschau
  • Energie: EU-Staaten sollen Übergewinne teilen
  • Taxonomie: NGOs verlassen Europäische Plattform
  • Den Haag will in Härtefällen Energierechnung übernehmen
  • Nordsee: Anrainer wollen Offshore-Windenergie vorantreiben
  • Rechnungshof kritisiert Impfstoff-Beschaffung
  • Presseschau
  • Im Porträt: Garance Pineau – Macrons dritte Europäerin
Liebe Leserin, lieber Leser,

zu später Stunde hat das Präsidium des Europaparlaments gestern einen neuen Generalsekretär gewählt. Der Personalwunsch von Parlamentspräsidentin Roberta Metsola ist in Erfüllung gegangen, ihr Kabinettschef Alessandro Chiocchetti (53) hat sich gegen seine drei Mitbewerber durchgesetzt, wie mein Kollege Markus Grabitz in Erfahrung gebracht hat.

Frischer Wind weht auch aus der Kommission in Sachen Energiepreise. Nach einem durchgearbeiteten Wochenende wehte gestern ein neuer Gesetzentwurf aus den Amtsstuben. Mitgliedstaaten, die wegen ihres Strommixes hohe Zufallserlöse abschöpfen, sollen ihre Einnahmen mit Nachbarstaaten teilen. Hintergründe des neuen Vorschlags finden Sie in meiner News.

Neben Energie beschäftigen die EU-Gremien im Herbst aber noch eine ganze Reihe weiterer Nachhaltigkeitsthemen. Welche das sind, zeigt Ihnen Leonie Düngefeld in ihrem Ausblick.

Schon in zwei Wochen stehen wichtige Entscheidungen in Italien an, es wird ein neues Parlament gewählt. Warum bald eine Mitte-Rechts-Koalition regieren könnte, lesen Sie in unserer zweiten Analyse.

Schon entschieden ist eine Personalie in Frankreich. Garance Pineau wird Staatspräsident Emmanuel Macron künftig in Europaangelegenheiten beraten. Lesen Sie mehr in unserem Porträt.

Morgen wird Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zur Lage der EU sprechen und die Themen für die nächsten Monate setzen. Meine Kollegen Till Hoppe und Markus Grabitz werden dann am Donnerstag bei einem Table.Live-Talk sortieren, welche Themen im Herbst auf der EU-Agenda stehen. Diskutieren Sie gerne mit – anmelden können Sie sich hier

Ihr
Manuel Berkel
Bild von Manuel  Berkel

Analyse

Ausblick: Die Nachhaltigkeits-Agenda im Herbst

Wir machen eine kurze Zeitreise zurück in die Zeit vor der Sommerpause: Der Versuch einiger Europaabgeordneter, die Aufnahme von Erdgas- und Atomkraftprojekten in die grüne Taxonomie zu verhindern, endete Anfang Juli mit dem Scheitern ihres Veto-Antrags im Parlament. Der entsprechende Delegierte Rechtsakt tritt somit zum 1. Januar 2023 in Kraft.

Neben Umweltverbänden wie der Deutschen Umwelthilfe kündigte auch die österreichische Regierung an, gegen diese Entscheidung zu klagen. “Österreich bereitet intensiv eine Nichtigkeitsklage gemäß Art. 263 AEUV vor, um diese vor der vorgesehenen Frist Anfang Oktober beim Europäischen Gerichtshof einzubringen”, sagte ein Sprecher des österreichischen Umweltministeriums zu Europe.Table. Luxemburg hatte bereits Unterstützung zugesagt – und auch in weiteren Mitgliedstaaten hat Österreich “Verbündete auf verschiedenen Ebenen”, so der Sprecher.

Ob sich die Kommission nach dieser schwierigen Debatte noch im laufenden Mandat der ebenfalls geplanten sozialen Taxonomie widmen wird, ist ungewiss. Die Platform on Sustainable Finance, das Beratungsgremium der Kommission, hatte bereits im Februar ihren Abschlussbericht über die Sozialtaxonomie vorgestellt und darin konkrete Ziele vorgeschlagen. Die soziale könnte entweder separat zur grünen Taxonomie oder als integriertes Modell entworfen werden. Nun muss die Kommission tätig werden. Verschiedene Quellen bezweifeln, dass bald ein Vorschlag kommen wird; aus dem Parlament heißt es, man werde der Kommission Druck machen.

Das Lieferkettengesetz im Parlament: Endlich an die Arbeit

Nach langer Verzögerung legte die Kommission im Februar einen Vorschlag für eine Richtlinie über die unternehmerische Sorgfaltspflicht vor. Der federführende Rechtsausschuss im Parlament tauschte kürzlich zum ersten Mal Meinungen mit den anderen beteiligten Ausschüssen aus. Der Tenor: Der Vorschlag ist als Kompromiss in Ordnung, bedarf aber noch grundlegender Änderungen hin zu einem risikobasierten Ansatz.

Das Gesetz betrifft Umwelt und Menschenrechte entlang der gesamten Wertschöpfungskette – die Ausschüsse im Parlament hatten deshalb ausgiebig um die Zuständigkeit gerungen. Der Rechtsausschuss erhielt am Ende die Federführung, doch zwölf andere Ausschüsse das Recht auf Stellungnahme, fünf davon außerdem weitere Zuständigkeiten. Eine Gruppe Abgeordneter um Axel Voss (EVP) kritisierte diese große Anzahl an Involvierten. Die Konferenz der Ausschussvorsitzenden (COP) traf vergangene Woche eine Entscheidung: Einige Artikel werden weiterhin auf fünf Ausschüsse aufgeteilt, der Rechtsausschuss erhält jedoch alle ausschließlichen Zuständigkeiten. “Jetzt können wir endlich mit der Arbeit beginnen”, kommentierte Axel Voss die Entscheidung.

Kommissionsvorschlag: 24. Februar 2022

Akteure: Berichterstatterin Lara Wolters (S&D)

Zeitplan: Unklar.

Ein weiteres Gesetzesvorhaben soll Unternehmen im Hinblick auf ihre Lieferketten in die Pflicht nehmen: Mit dem Entwaldungsgesetz will die Kommission den Verbrauch von Produkten beschränken, die Entwaldung und Waldschädigung verursachen. Im vergangenen November hat sie dazu einen Entwurf vorgelegt. Im Juli hat der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments seinen Entwurf angenommen.

Kommissionsvorschlag: 17. November 2021

Akteure: Umweltkommissar Frans Timmermans, Berichterstatter Christophe Hansen (EVP), tschechische (und ab 1. Januar schwedische) Ratspräsidentschaft

Zeitplan: Der Vorschlag wird am 12. September im Plenum des Parlaments in Straßburg debattiert und am 13. September abgestimmt. Anschließend beginnen die Trilog-Verhandlungen mit dem Europäischen Rat.

Ökodesign: Neue Vorgaben für fast alle Produktgruppen

Im März 2020 veröffentlichte die Kommission ihren neuen Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft – die Grundlage für eine lange Reihe von Vorhaben, die bereits im Gang sind oder spätestens jetzt im Herbst angestoßen werden.

Bis Ende September läuft eine öffentliche Konsultation über erste Entwürfe für eine Verordnung über die Anforderungen an das Ökodesign und die Energieverbrauchskennzeichnung von Mobiltelefonen und Tablets . Die Vorschläge enthalten Vorgaben, welche die Umweltauswirkungen der Gerätegruppen anhand des Produktdesigns mindern sollen. Ein neues Produktlabel soll Energieeffizienz, Reparierbarkeit und Robustheit der Geräte offenbaren und erstmals sollen auch Informationen über den Anteil kritischer Rohstoffe im Produkt zugänglich sein. Aus Kommissionskreisen heißt es: “Die Annahme der Rechtsakte ist für Ende 2022 oder Anfang 2023 vorgesehen. Die Anforderungen würden 12 bis 18 Monate (je nach Typ) nach Inkrafttreten der Rechtsakte gelten.”

Kern des ersten Maßnahmenpakets zur Kreislaufwirtschaft, das die Kommission vor einem halben Jahr vorgestellt hat, ist die Novelle der Ökodesign-Richtlinie (Europe.Table berichtete). Diese soll in eine Verordnung umgewandelt werden, die dann größere Auswirkungen in den Mitgliedstaaten hätte. Anhand der Novelle sollen nahezu alle Produktgruppen umfangreiche Nachhaltigkeitskriterien erfüllen müssen – etwa bestimmte Recyclinganteile der Materialien oder Reparierbarkeit. 

Kommissionsvorschlag: 30. März 2022

Akteure: Binnenmarktkommissar Thierry Breton, Berichterstatterin Simona Bonafè (S&D)

Zeitplan: Unklar.

Weitere Pläne zur Kreislaufwirtschaft: Es geht rund

Ein zweites Paket mit vier Gesetzesvorschlägen zur Kreislaufwirtschaft wird die Kommission laut Plan am 30. November vorstellen. Eigentlich sollte der Vorschlag noch vor der Sommerpause erscheinen. Nun verschiebt er sich so weit nach hinten, dass unsicher ist, ob die Gesetze überhaupt noch in diesem Mandat verabschiedet werden.

Aus dem Ressort von Klimaschutzkommissar Frans Timmermans kommt ein Vorschlag für eine Verordnung über den Nachweis umweltbezogener Angaben, den sogenannten Green Claims. Unter Verwendung der Methode des ökologischen Fußabdrucks von Produkten und Organisationen will die EU stärker gegen Greenwashing vorgehen. Mit dem Ziel einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe will Timmermans außerdem einen Gesetzesrahmen für die Verwendung von biobasierten, biologisch abbaubaren und kompostierbaren Kunststoffen vorstellen.

Mit der Novelle der Verpackungsrichtlinie will die Kommission die Anforderungen an Verpackungen und Verpackungsabfälle in der EU überprüfen. Dazu gehören Maßnahmen wie die Verbesserung des Verpackungsdesigns zur Förderung von Wiederverwendung und Recycling, eine Erhöhung des Anteils an recyceltem Material in Verpackungen, Maßnahmen gegen übermäßige Verpackungen und die Reduzierung von Verpackungsabfällen.

Die Kommission prüft, ob sie die Richtlinie im Zuge der Überarbeitung durch eine Verordnung ersetzen kann, da die vielen nationalen Maßnahmen zu einer Fragmentierung des Binnenmarktes führen könnten. Rechtsgrundlage wäre der Binnenmarktmarktartikel des EU-Vertrags. Dies hatte Mattia Pellegrini, Referatsleiter Abfall und Ressourcen der DG Umwelt, vor der Sommerpause während einer Podiumsdiskussion berichtet.

Věra Jourová, Kommissarin für Werte und Transparenz, wird darüber hinaus einen Entwurf für die Stärkung des Rechts auf Reparatur vorlegen, der die Reparatur und Wiederverwendung von Gütern und damit den nachhaltigen Konsum fördern soll.

Kommissionsvorschlag: 30. November 2022

Akteure: Frans Timmermans, Kommissar für Klimaschutz, Věra Jourová, Kommissarin für Werte und Transparenz.

Zeitplan: Die Berichterstatterinnen des Parlaments werden vermutlich Anfang 2023 feststehen. Ob die Verhandlungen noch im laufenden Mandat abgeschlossen werden, ist unklar.

Batterieverordnung: Nur langsame Fortschritte

Die EU-Kommission veröffentlichte bereits im Dezember 2020 einen Vorschlag über eine EU-Batterieverordnung, mit der die bisherige Richtlinie über Batterien und Akkus aus dem Jahr 2006 ersetzt werden soll. Damit will sie sicherstellen, dass alle in Europa verkauften und importierten Batterien nachhaltig hergestellt und recycelt werden. Aufgrund des großen Umfangs der Verordnung gehen die Trilogverhandlungen nur langsam voran.

Kommissionsvorschlag: 10. Dezember 2020

Akteure: Binnenmarktkommissar Thierry Breton, Berichterstatterin Simona Bonafè (S&D), tschechische (und vermutlich schwedische) Ratspräsidentschaft.

Zeitplan: Der nächste Trilog findet am 11. Oktober statt. Es wird kaum erwartet, dass die Verhandlungen vor Jahresende abgeschlossen werden; wahrscheinlicher ist, dass dies unter der schwedischen Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr 2023 geschieht.

Überarbeitung der Altfahrzeugrichtlinie

Was passiert mit dem Schrott aus alten Autos? Bislang gibt die 2000 eingeführte Altfahrzeug-Richtlinie Ziele für die Wiederverwendung, das Recycling und die Verwertung von Altfahrzeugen und deren Bauteilen vor. Um solche Abfälle noch effektiver zu vermeiden und die Umweltleistung aller Wirtschaftsakteure zu verbessern, die am Lebenszyklus von Fahrzeugen beteiligt sind, plant die Kommission eine Überarbeitung der Richtlinie.

Akteure: Generaldirektion Umwelt der Kommission

Zeitplan: Ein Vorschlag der Kommission ist für das vierte Quartal dieses Jahres angekündigt.

Warten auf das Rohstoffpaket

Schon seit Monaten spricht Binnenmarktkommissar Thierry Breton vom “globalen Wettlauf um die Sicherung von Ressourcen”, in dem Europa nicht hinterherhinken dürfe. Im RePowerEU-Plan kündigte die Kommission dann einen Vorschlag für ein Rohstoffgesetz an. Im Juli wurden erste Bausteine des Gesetzespaketes bekannt (Europe.Table berichtete).

Mit ihrem Entwurf werde die Kommission viele der Forderungen aus dem Bericht des Europäischen Parlaments aufgreifen, sagte Peter Handley, Referatsleiter für Rohstoffe in der DG Grow. Die Kommission will in dem Gesetzespaket

  • die Bewertung der Kritikalität von Rohstoffen in den Rechtsrahmen aufnehmen und dabei einen stärkeren Fokus auf die strategische Nutzung in Europa legen, etwa für Wind- und Solarenergie
  • darauf basierend ein Monitoring der Rohstoffmärkte und Stresstests einführen und europäische sowie nicht-europäische Produkte mit strategischer Bedeutung identifizieren
  • eine Finanzierung von strategisch wichtigen Projekten einführen
  • quantitative Ziele formulieren, etwa prozentuale Anteile der inländischen Kapazitäten in den verschiedenen Stufen der Wertschöpfungskette
  • gleiche Wettbewerbsbedingungen sowie ESG-Standards festlegen
  • in Bezug auf Governance strategisch und zwischen den Mitgliedstaaten kohärent vorgehen

Akteure: Binnenmarktkommissar Thierry Breton, Initiativberichterstatterin Hildegard Bentele (EVP)

Zeitplan: Der Kommissionsvorschlag sollte eigentlich bis Ende des Jahres vorliegen, verschiebt sich nun jedoch auf das kommende Jahr.

  • Christophe Hansen
  • EU-Batterieverordnung
  • Europapolitik
  • Klima & Umwelt
  • Kreislaufwirtschaft
  • Lieferkettengesetz
  • Nachhaltiger Konsum
  • Nachhaltigkeit
  • Recht auf Reparatur
  • Taxonomie

Giorgia Meloni: Nationalistisch – und pro-europäisch?

Italien könnte bald von einer Mitte-Rechts-Koalition regiert werden. Laut der jüngsten Umfrage liegt die nationalistische Partei Fratelli d’Italia (Brüder Italiens) von Giorgia Meloni mit 24,6 Prozent der Stimmen in Führung. Matteo Salvinis rechtspopulistische Lega Nord käme demnach auf zwölf Prozent, die rechtskonservative Forza Italia von Silvio Berlusconi auf 7,7 Prozent. Dies würde es dem Bündnis ermöglichen, eine relative Mehrheit im neu gewählten Parlament zu erlangen.

Meloni könnte somit als erste Frau in der Geschichte der Republik in den Palazzo Chigi einziehen. Sie hat auch gute persönliche Zustimmungswerte: In der Umfrage von Demos lag sie an dritter Stelle hinter Mario Draghi und Giuseppe Conte, dem Chef der Fünf-Sterne-Bewegung (M5S) und Vorgänger Draghis als Ministerpräsident. Conte und seine Partei hatten die Regierung Draghi im Juli gestürzt und damit eine kurze Phase der Stabilität beendet.

Meloni ist seit 2014 Vorsitzende der Brüder Italiens. Die Partei ist aus der postfaschistischen Italienischen Sozialen Bewegung (MSI) hervorgegangen, die von Anhängern des Diktators Benito Mussolini gegründet wurde. Obwohl die offen neofaschistische MSI der Partei Melonis nicht mehr nahesteht, haben die Logos beider Formationen die gleiche Ikonografie: eine dreifarbige Flamme in den Farben der italienischen Flagge – ein Design, das von den Gründern der Bewegung 1946 entworfen wurde und die Kontinuität der postfaschistischen politischen Tradition repräsentiert. Darüber hinaus sind einige Politiker, die früher der MSI angehörten, heute in Melonis Partei.

Meloni gibt sich gemäßigt

Die 45-jährige Politikerin präsentierte sich in den vergangenen Wochen aber als gemäßigt: Sie verurteilte den Faschismus und bestritt, dass es im Falle ihres Wahlsiegs zu “antidemokratischen Tendenzen” im Land kommen werde. Sie versucht, sich als verlässliche Führungspersönlichkeit zu präsentieren, insbesondere in der Außenpolitik. Meloni hat “die brutale Aggression Russlands gegen die Ukraine” verurteilt, obwohl sie vor weniger als einem Jahr in ihrer Biografie von Putins Russland als Teil des europäischen Wertesystems sprach. Meloni will sich so von den Positionen ihrer Verbündeten in der Rechtskoalition abgrenzen, die eine gewisse Nähe zum Kreml pflegten – allen voran Lega-Chef Salvini.

Meloni verkündet nun Pro-EU- und Pro-NATO-Botschaften und verspricht eine internationale Politik nach dem Vorbild der Draghi-Regierung. Sie bekräftigte auch, dass ihre Partei keine euroskeptischen Positionen vertrete und betonte ihre Mitgliedschaft in der Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformisten (EKR), “die Werte und Erfahrungen mit den britischen Tories und den amerikanischen Republikanern teilt”.

Doch die Kampagne ihrer Partei stützt sich auch auf vertraute Themen der Rechten: Migration und seit kurzem die Sorge, dass italienische Kinder einer “inakzeptablen Gender-Indoktrination” ausgesetzt werden. Anlass war der Plan des öffentlich-rechtlichen Senders RAI, eine neue Folge der Zeichentrickserie “Peppa Wutz” auszustrahlen, in der eine Protagonistin mit zwei Müttern zusammenlebt.

Ende August traf der Präsident der Europäischen Volkspartei, Manfred Weber, in Rom mit Berlusconi und dem ehemaligen Präsidenten des Europäischen Parlaments, Antonio Tajani, zusammen, um die Forza Italia im Wahlkampf zu unterstützen. Für den CSU-Politiker ist die EVP-Mitgliedspartei Garantin eines proeuropäischen Ansatzes in der Mitte-Rechts-Koalition. Die von den drei Parteien vereinbarten Koalitionstexte seien “recht nah an allem, was ich für die EVP unterschreiben kann”, so Weber.

Der Linken fehlen die Zugpferde

Das Rechtsbündnis müsste sich im Falle eines Wahlsieges mit schwierigen Aufgaben befassen: Die Energiekrise, die auf der einst starken Abhängigkeit von Russland beruht, belastet Haushalte und Unternehmen enorm. Italien ist überdies auf ein gutes Verhältnis zu Brüssel angewiesen – mit fast 200 Milliarden Euro an Zuschüssen und Darlehen ist das Land der größte Empfänger europäischer Konjunkturhilfen. Das gesamte Paket aus dem Programm Next Generation EU ist an die Umsetzung einer Reihe von Reformen geknüpft, die Draghis Regierung begonnen hatte.

Einen Sieg der Rechtskoalition noch verhindern könnte die Demokratische Partei (PD) und die vom ehemaligen Ministerpräsidenten Enrico Letta gebildete Koalition. Letztlich entscheidet Staatspräsident Sergio Mattarella, wen er mit der Regierungsbildung beauftragt. Lettas Idee ist es, den Kampf zu polarisieren – entweder er oder Meloni. Die PD könnte der Umfrage zufolge 22,4 Prozent der Stimmen erhalten.

Doch Lettas persönliche Zustimmungswerte liegen weit unter jenen von Conte und Meloni. Auch die Anführer des sogenannten Dritten Pols, Carlo Calenda und Ex-Premier Matteo Renzi, scheinen für die Wählerschaft wenig attraktiv. Der bisherige Außenminister Luigi Di Maio, der im Juli seine Partei M5S verließ, und seine eigene Partei Impegno Civico gründete, scheint keine Relevanz erreichen zu können.

  • Europapolitik
  • EVP
  • Giorgia Meloni
  • Italien

Termine

14.09.-17.09.2022, Wien (Österreich)
AECM, Conference Promoting structural change for a new sustainable Europe – Guarantees with a focus on start-ups
The European Association of Guarantee Institutions (ACEM) discusses the most pressing questions of the community. INFOS & REGISTRATION

14.09.2022 – 15:00-16:30 Uhr, online
HE, Seminar Will the Renewable Energy Directive ensure the future of renewable hydrogen in Europe or drive the industry out?
Hydrogen Europe (HE) discusses the impact of the Renewable Energy Directive II (RED) on the European hydrogen production. INFOS & REGISTRATION

14.09.2022 – 15:00-16:00 Uhr, online
FSR, Discussion Achieving the Global Methane Pledge: Where are we and where do we need to go?
The Florence School of Regulation (FSR) convenes leading experts on methane emissions to review important scientific updates on methane and discuss the priority actions that are critical to achieving the Global Methane Pledge. INFOS & REGISTRATION

14.09.2022 – 18:00-20:00 Uhr, online
FES, Seminar Lassen sich Pandemien verhindern? Globale Gesundheitspolitik
Die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) beschäftigt sich mit dem zukünftigen Management von Pandemien. INFOS & ANMELDUNG

14.09.2022 – 19:00 Uhr, Hamburg
KS, Vortrag Schreckgespenst Inflation
Die Körber Stiftung (KS) befasst sich mit möglichen wirtschaftspolitischen Maßnahmen zur Abmilderung der Inflation. INFOS & ANMELDUNG

15.09.2022 – 09:00-17:00 Uhr, Frankfurt a. M.
FAZ, Konferenz 15. Deutscher Marken-Summit
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung fragt nach der Zukunft von Marken angesichts der Transformation der Wirtschaft. INFOS & ANMELDUNG

15.09.2022 – 12:00-13:30 Uhr, online
FES, Seminar Zeitenwende – Der Beginn einer neuen Ära in der deutschen Außenpolitik
Die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) befasst sich mit der konkreten Ausgestaltung der “Zeitenwende” in der deutschen Außenpolitik. INFOS & ANMELDUNG

15.09.2022 – 12:30-13:20 Uhr, online
Landesvertretung Bremen, Diskussion Schritt für Schritt zum EU-Beitritt – Kandidatenstatus Ukraine: und was nun?
Die Landesvertretung Bremens bei der EU wirft ein Licht auf die drei EU-Beitrittskandidaturen Moldaus, Georgiens und der Ukraine. INFOS & ANMELDUNG

15.09.2022 – 15:00-16:00 Uhr, online
EASE, Panel Discussion The Long and Short of It: Long Duration Energy Storage for Europe’s Future
The European Association for Storage of Energy (EASE) discusses the most recent reports, storage targets, and learnings of companies based in Europe who are leading the way for long duration energy storage. INFOS & REGISTRATION

15.09.2022 – 15:00-15:45 Uhr, online
BDI, Vortrag Design for Circularity – Hersteller als Treiber für nachhaltige Produkte
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) bietet ein Austauschformat für unterschiedliche Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft im Bereich Circular Economy. INFOS & ANMELDUNG

News

Energie: EU-Staaten sollen Übergewinne teilen

Die Strompreise sollen sinken, doch noch sind die Mitgliedstaaten uneins über die Mittel. Die Kommission erwägt nun einen neuen Vorschlag für eine gemeinsame Linie: Länder, die hohe Übergewinne abschöpfen, sollen Entlastungen in anderen EU-Staaten mitfinanzieren.

Grundlage ist ein Gesetzentwurf, der Europe.Table vorliegt. “Im Geiste der Solidarität können die Mitgliedstaaten Vereinbarungen über die Aufteilung der überschüssigen Einnahmen treffen”, heißt es in Artikel 10. Hintergrund sind Bedenken einzelner Mitgliedstaaten wie Litauen und Polen gegen Wettbewerbsverzerrungen, weil einzelne Staaten wegen ihrer Größe und ihres Strommixes deutlich höhere Erlöse abschöpfen könnten als andere (Europe.Table berichtete).

Durch die Erlösobergrenze könnten nicht alle Mitgliedstaaten ihre Endkunden in gleichem Maße unterstützen, steht dazu in einem Erwägungsgrund des Entwurfs. “Die Mehreinnahmen können zwischen benachbarten Mitgliedstaaten auf der Grundlage von Einfuhren und Ausfuhren aufgeteilt werden.”

Im zweiten und letzten Satz von Artikel 10 heißt es wiederum: “Solche Vereinbarungen werden geschlossen, wenn die Netto-Stromeinfuhren eines Mitgliedstaats [X]% oder mehr betragen.”

Ein solidarisches Teilen der Einnahmen sieht der Entwurf auch bei den Übergewinnen von fossilen Brennstoffen vor. Firmen aus dem Öl-, Gas-, Kohle– und Raffineriesektor in der EU könnten schon zum Jahreswechsel eine Sonderabgabe auf ihre zuletzt drastisch gestiegenen Gewinne zahlen müssen. Der Beitrag soll rückwirkend auf die Gewinne des fiskalischen Jahrs 2022 gezahlt werden, heißt es in dem vorläufigen Papier. Wie hoch der Beitrag sein soll, blieb zunächst offen.

Auch für diese Einnahmen hält die Kommission die EU-Staaten aber zum Teilen an: “Im Geiste der Solidarität zwischen den Mitgliedstaaten können die Mitgliedstaaten einen Teil der Einnahmen aus dem befristeten Solidaritätsbeitrag für die gemeinsame Finanzierung von Maßnahmen zur Verringerung der schädlichen Auswirkungen der Energiekrise oder zur Förderung von Investitionen in Energieeffizienz und erneuerbare Energien, einschließlich grenzüberschreitender Projekte, verwenden.” Die verschiedenen Maßnahmen sollen zunächst nur bis Ende März 2023 gelten. ber, dpa

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Taxonomie: NGOs verlassen Europäische Plattform

Die Scheidung zwischen den Umwelt-NGOs und der Europäischen Kommission steht kurz vor dem Abschluss: Mehrere von ihnen werden demnächst ihren Boykott der Europäischen Plattform für nachhaltige Finanzen offiziell bekannt geben. Die Informationen, die am Freitag von Responsible Investor berichtet wurden, wurden Europe.Table von zwei Umwelt-NGOs bestätigt. Das Gremium soll die Europäische Kommission in Sachen nachhaltige Finanzwirtschaft beraten. Seit ihrer Gründung vor zwei Jahren hat sie sich auf den Aufbau der grünen Taxonomie und auf Erweiterungsprojekte konzentriert.

Dies ist die logische Folge einer Reihe tiefgreifender Meinungsverschiedenheiten, die mit der Entscheidung der Kommission, wenig ambitionierte technische Kriterien für Bioenergie festzulegen, begannen und ihren Höhepunkt in der Vorlage des delegierten Rechtsaktes Anfang des Jahres fanden, mit dem Gas und Atomkraft als Aktivitäten anerkannt wurden, die zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen. In beiden Fällen übernahm die Kommission keine der Empfehlungen der Plattform, abgesehen von der Berichterstattungskomponente.

Die NGOs WWF, Ecos, T&E, Beuc und Birdlife hatten bereits im Frühjahr 2021 ihre Teilnahme an der Arbeit der Europäischen Plattform ausgesetzt, um Governance-Probleme anzuprangern. Da sie der Meinung waren, ausreichende Garantien erhalten zu haben, waren sie einige Wochen später wieder zurückgekehrt.

“Wir haben nichts gegen die Plattform, wir haben sehr gut zusammengearbeitet”, erklärt ein Mitglied einer der ausscheidenden NGOs gegenüber Europe.Table. Er spricht von einer gigantischen Desillusionierung, da die Arbeit der Plattform von der Kommission ignoriert wurde. Die zweite Quelle befürchtet, dass der delegierte Rechtsakt zu Gas und Atom “einen Präzedenzfall für andere sensible Sektoren” wie Landwirtschaft, Fischerei oder Forstwirtschaft schaffen könnte. Zu befürchten sei Druck auf die Mitgliedstaaten, um “die Kriterien der Plattform in den Papierkorb zu werfen” und “Business-as-usual-Kriterien durchzusetzen”.

Ein weiterer Grund, der genannt wurde: Die von der Kommission vorgeschlagene Architektur der nächsten Plattform, die im Oktober 2022 nach Ablauf der zweijährigen Amtszeit der derzeitigen Mitglieder eingerichtet werden soll, stellt die NGOs nicht zufrieden. “Die Arbeit wird sich auf die Ergonomie und die Umsetzung der Taxonomie konzentrieren, nicht auf den mangelnden Ehrgeiz einiger Kriterien, die Frage, ob die Taxonomie erweitert oder eine soziale Taxonomie entwickelt werden sollte. Ich sehe nicht, wo NGOs einen Platz haben sollten, das ist sehr weit von unserer Expertise entfernt.” cst

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Den Haag will in Härtefällen Energierechnung übernehmen

Die Niederlande wollen in diesem Winter die Strom- und Gasrechnung von Haushalten übernehmen, wenn sie diese wegen explodierender Tarife nicht bezahlen können. Die Regierung plane einen mehrere Hundert Millionen Euro umfassenden Hilfsfonds, der rund eine Million Haushalte vor dem Abschalten von Strom und Gas bewahren solle, berichtete der öffentlich-rechtliche Sender NOS am Montag unter Verweis auf Regierungsquellen. Bei Menschen, die in ernsthafte Zahlungsschwierigkeiten gerieten, werde der Staat die Rechnung übernehmen. Bisher landeten diese Menschen bei der Schuldnerberatung, was den Staat ebenfalls viel Geld koste.

Bislang hatte es von der Regierung immer geheißen, im laufenden Jahr gebe es im Haushalt keinen Spielraum mehr für Kaufkrafthilfen für die Bevölkerung. Wo nun das Geld für den Hilfsfonds mobilisiert wird, sei noch nicht klar, berichtete der Sender. In den Hilfsfonds sollen auch die Energie-Unternehmen einzahlen, über den Umfang müsse aber noch verhandelt werden. Der Hilfsfonds komme auch den Energieversorgern zugute, da sie nicht wegen unbezahlter Rechnungen von Kunden in eine Schieflage gerieten. Einen definitiven Plan werde das Kabinett in Den Haag am Freitag präsentieren. dpa

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Nordsee: Anrainer wollen Offshore-Windenergie vorantreiben

Die Nordsee-Anrainerstaaten wollen den Ausbau der Offshore-Windenergie forcieren. Eine entsprechende Erklärung verabschiedeten die Energie-Minister von Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Irland, Luxemburg, den Niederlanden, Norwegen, Schweden sowie die EU-Kommission am Montag im irischen Dublin, wie das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin mitteilte.

So soll es bis 2030 in der Nordsee-Region Windparks auf See mit einer Leistung von 76 Gigawatt (GW) geben, bis 2040 von 139 GW und bis 2050 von 260 GW. Aktuell liegt die Kapazität laut Ministerium bei weniger als 20 GW.

Zudem sollten künftig mehr hybride Offshore-Projekte entwickelt werden, die Windparks und grenzüberschreitende Verbindungsleitungen vereinen und an mehrere Staaten angebunden sind. So soll die Planung von Flächen und Netzen besser abgestimmt werden und ein eng verbundenes Offshore-Netz entstehen. Auch die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren auf nationaler und EU-Ebene wurde vereinbart, so das Wirtschaftsministerium. dpa

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Rechnungshof kritisiert Impfstoff-Beschaffung

Die EU-Kommission hat die Mängel bei der Beschaffung mit Corona-Impfstoffen nicht hinreichend aufgearbeitet. Zu diesem Schluss kommt der Europäische Rechnungshof in einem Sonderbericht, der die Erfahrungen der Corona-Jahre 2020 und 2021 aufarbeitet.

Die EU-Kommission habe es zwar geschafft, eine breite Palette von Corona-Impfstoffen aufzubauen und sich eine ausreichende Menge an Impfdosen zu sichern. Bei der Beschaffung sei sie aber hinter Großbritannien und den USA zurückgeblieben, monieren die Rechnungsprüfer.

Impfstoffe: Lieferengpässe

Zudem gab es im ersten Halbjahr 2021 erhebliche Lieferengpässe. Dabei zeigte sich, dass in den meisten von der Kommission geschlossenen Verträgen nicht klar geregelt war, wie mit Lieferausfällen umzugehen sei. Deshalb kam es zum Rechtsstreit mit dem Hersteller AstraZeneca.

Die Probleme und Streitigkeiten seien bis heute nicht richtig aufgearbeitet worden. “Die Kommission hat keinerlei Evaluierung oder Folgenabschätzung vorgelegt”, sagte Joelle Elvinger, das für die Prüfung zuständige Mitglied des Rechnungshofs.

Verträge mit Impfstoff-Herstellern weiter unter Verschluss

Die Prüferin klagte auch über mangelnde Transparenz. So würden die Verträge mit den Herstellern unter Verschluss gehalten. Der Rechnungshof habe sich daher kein Bild über die Verhandlungen zwischen Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Pfizer/Biontech machen können.

“Wir bekamen keine Informationen, obwohl wir danach gefragt haben”, sagte Elvinger. Ähnlich war es zuvor der Europäischen Bürgerbeauftragten ergangen. Nach einer eingehenden Prüfung klagte sie über Intransparenz und “Verwaltungsfehler”.

Konsequenzen hatte dies jedoch keine. So arbeitet die neue Gesundheitsbehörde HERA, die in der EU-Kommission angesiedelt ist, immer noch hinter verschlossenen Türen. Die allgemein anerkannten Verwaltungsregeln würden nicht umgesetzt, so Elvinger. Immerhin liegt der Kommission mit dem Sondergutachten nun eine Art Leitfaden vor. ebo

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Presseschau

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Heads

Garance Pineau – Macrons dritte Europäerin

Garance Pineau ist Beraterin für Europaangelegenheiten von Emmanuel Macron.
Garance Pineau ist Beraterin für Europaangelegenheiten von Emmanuel Macron.

In Frankreichs Politik liegt Europa immer mehr in den Händen der Frauen. Nach Außen- und Europaministerin Catherine Colonna und Laurence Boone, Staatssekretärin für Europa, kümmert sich nun eine dritte Frau für Präsident Emmanuel Macron ums Thema Europa. Garance Pineau folgt auf Alexandre Adam und Clément Beaune als Beraterin für Europaangelegenheiten im Elyséepalast.

Pineau ist schon lange im europäischen Umfeld aktiv. Mehr als zwei Jahre lang war sie zuletzt Kabinettschefin des Staatssekretärs für europäische Angelegenheiten. Seit 2018 arbeitete sie zudem als Chefin für europäische Angelegenheiten bei Macrons Bewegung La République en Marche. Vorher war sie ein Jahr diplomatische Beraterin für die ehemalige Arbeitsministerin Muriel Pénicaud. Um Europaangelegenheiten kümmerte sie sich ebenfalls beim französischen Arbeitgeberverband Medef von 2013 bis 2017. Auch in ihrem Studium stand Europa schon im Zentrum. Sie hat einen Master in europäischem und internationalem Recht von der Universität Paris Sud, wo sie im Jahr 2000 den Abschluss machte.

Pineau ist bestens in der EU vernetzt und setzte sich dort für Macrons Projekt eines starken Europas ein, doch in Frankreich ist sie in der großen Öffentlichkeit noch eine Unbekannte. Sie ist erklärte Pro-Europäerin und ging gegen nationalistische Strömungen in Europa an. Sie erklärte mal vor einigen Jahren: “Wir haben eine riesige Verantwortung, das europäische Projekt neu zu orientieren.”

Mitarbeiter beschrieben sie als geschickt in Verhandlungen, sie bringe Dinge voran. Eine Pragmatikerin, die weniger auf große Worte als auf Taten setzt. Bei der Medef war sie bei Verhandlungen in der EU dabei und repräsentierte den Verband bei den wichtigsten internationalen Organisationen. Sie hat eng mit Clément Beaune zusammengearbeitet und Macrons Vorschläge für Bedingungen ausgearbeitet, zu denen Europäer in anderen europäischen Ländern arbeiten können. Tanja Kuchenbecker

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Europe.Table Redaktion

EUROPE.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    zu später Stunde hat das Präsidium des Europaparlaments gestern einen neuen Generalsekretär gewählt. Der Personalwunsch von Parlamentspräsidentin Roberta Metsola ist in Erfüllung gegangen, ihr Kabinettschef Alessandro Chiocchetti (53) hat sich gegen seine drei Mitbewerber durchgesetzt, wie mein Kollege Markus Grabitz in Erfahrung gebracht hat.

    Frischer Wind weht auch aus der Kommission in Sachen Energiepreise. Nach einem durchgearbeiteten Wochenende wehte gestern ein neuer Gesetzentwurf aus den Amtsstuben. Mitgliedstaaten, die wegen ihres Strommixes hohe Zufallserlöse abschöpfen, sollen ihre Einnahmen mit Nachbarstaaten teilen. Hintergründe des neuen Vorschlags finden Sie in meiner News.

    Neben Energie beschäftigen die EU-Gremien im Herbst aber noch eine ganze Reihe weiterer Nachhaltigkeitsthemen. Welche das sind, zeigt Ihnen Leonie Düngefeld in ihrem Ausblick.

    Schon in zwei Wochen stehen wichtige Entscheidungen in Italien an, es wird ein neues Parlament gewählt. Warum bald eine Mitte-Rechts-Koalition regieren könnte, lesen Sie in unserer zweiten Analyse.

    Schon entschieden ist eine Personalie in Frankreich. Garance Pineau wird Staatspräsident Emmanuel Macron künftig in Europaangelegenheiten beraten. Lesen Sie mehr in unserem Porträt.

    Morgen wird Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zur Lage der EU sprechen und die Themen für die nächsten Monate setzen. Meine Kollegen Till Hoppe und Markus Grabitz werden dann am Donnerstag bei einem Table.Live-Talk sortieren, welche Themen im Herbst auf der EU-Agenda stehen. Diskutieren Sie gerne mit – anmelden können Sie sich hier

    Ihr
    Manuel Berkel
    Bild von Manuel  Berkel

    Analyse

    Ausblick: Die Nachhaltigkeits-Agenda im Herbst

    Wir machen eine kurze Zeitreise zurück in die Zeit vor der Sommerpause: Der Versuch einiger Europaabgeordneter, die Aufnahme von Erdgas- und Atomkraftprojekten in die grüne Taxonomie zu verhindern, endete Anfang Juli mit dem Scheitern ihres Veto-Antrags im Parlament. Der entsprechende Delegierte Rechtsakt tritt somit zum 1. Januar 2023 in Kraft.

    Neben Umweltverbänden wie der Deutschen Umwelthilfe kündigte auch die österreichische Regierung an, gegen diese Entscheidung zu klagen. “Österreich bereitet intensiv eine Nichtigkeitsklage gemäß Art. 263 AEUV vor, um diese vor der vorgesehenen Frist Anfang Oktober beim Europäischen Gerichtshof einzubringen”, sagte ein Sprecher des österreichischen Umweltministeriums zu Europe.Table. Luxemburg hatte bereits Unterstützung zugesagt – und auch in weiteren Mitgliedstaaten hat Österreich “Verbündete auf verschiedenen Ebenen”, so der Sprecher.

    Ob sich die Kommission nach dieser schwierigen Debatte noch im laufenden Mandat der ebenfalls geplanten sozialen Taxonomie widmen wird, ist ungewiss. Die Platform on Sustainable Finance, das Beratungsgremium der Kommission, hatte bereits im Februar ihren Abschlussbericht über die Sozialtaxonomie vorgestellt und darin konkrete Ziele vorgeschlagen. Die soziale könnte entweder separat zur grünen Taxonomie oder als integriertes Modell entworfen werden. Nun muss die Kommission tätig werden. Verschiedene Quellen bezweifeln, dass bald ein Vorschlag kommen wird; aus dem Parlament heißt es, man werde der Kommission Druck machen.

    Das Lieferkettengesetz im Parlament: Endlich an die Arbeit

    Nach langer Verzögerung legte die Kommission im Februar einen Vorschlag für eine Richtlinie über die unternehmerische Sorgfaltspflicht vor. Der federführende Rechtsausschuss im Parlament tauschte kürzlich zum ersten Mal Meinungen mit den anderen beteiligten Ausschüssen aus. Der Tenor: Der Vorschlag ist als Kompromiss in Ordnung, bedarf aber noch grundlegender Änderungen hin zu einem risikobasierten Ansatz.

    Das Gesetz betrifft Umwelt und Menschenrechte entlang der gesamten Wertschöpfungskette – die Ausschüsse im Parlament hatten deshalb ausgiebig um die Zuständigkeit gerungen. Der Rechtsausschuss erhielt am Ende die Federführung, doch zwölf andere Ausschüsse das Recht auf Stellungnahme, fünf davon außerdem weitere Zuständigkeiten. Eine Gruppe Abgeordneter um Axel Voss (EVP) kritisierte diese große Anzahl an Involvierten. Die Konferenz der Ausschussvorsitzenden (COP) traf vergangene Woche eine Entscheidung: Einige Artikel werden weiterhin auf fünf Ausschüsse aufgeteilt, der Rechtsausschuss erhält jedoch alle ausschließlichen Zuständigkeiten. “Jetzt können wir endlich mit der Arbeit beginnen”, kommentierte Axel Voss die Entscheidung.

    Kommissionsvorschlag: 24. Februar 2022

    Akteure: Berichterstatterin Lara Wolters (S&D)

    Zeitplan: Unklar.

    Ein weiteres Gesetzesvorhaben soll Unternehmen im Hinblick auf ihre Lieferketten in die Pflicht nehmen: Mit dem Entwaldungsgesetz will die Kommission den Verbrauch von Produkten beschränken, die Entwaldung und Waldschädigung verursachen. Im vergangenen November hat sie dazu einen Entwurf vorgelegt. Im Juli hat der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments seinen Entwurf angenommen.

    Kommissionsvorschlag: 17. November 2021

    Akteure: Umweltkommissar Frans Timmermans, Berichterstatter Christophe Hansen (EVP), tschechische (und ab 1. Januar schwedische) Ratspräsidentschaft

    Zeitplan: Der Vorschlag wird am 12. September im Plenum des Parlaments in Straßburg debattiert und am 13. September abgestimmt. Anschließend beginnen die Trilog-Verhandlungen mit dem Europäischen Rat.

    Ökodesign: Neue Vorgaben für fast alle Produktgruppen

    Im März 2020 veröffentlichte die Kommission ihren neuen Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft – die Grundlage für eine lange Reihe von Vorhaben, die bereits im Gang sind oder spätestens jetzt im Herbst angestoßen werden.

    Bis Ende September läuft eine öffentliche Konsultation über erste Entwürfe für eine Verordnung über die Anforderungen an das Ökodesign und die Energieverbrauchskennzeichnung von Mobiltelefonen und Tablets . Die Vorschläge enthalten Vorgaben, welche die Umweltauswirkungen der Gerätegruppen anhand des Produktdesigns mindern sollen. Ein neues Produktlabel soll Energieeffizienz, Reparierbarkeit und Robustheit der Geräte offenbaren und erstmals sollen auch Informationen über den Anteil kritischer Rohstoffe im Produkt zugänglich sein. Aus Kommissionskreisen heißt es: “Die Annahme der Rechtsakte ist für Ende 2022 oder Anfang 2023 vorgesehen. Die Anforderungen würden 12 bis 18 Monate (je nach Typ) nach Inkrafttreten der Rechtsakte gelten.”

    Kern des ersten Maßnahmenpakets zur Kreislaufwirtschaft, das die Kommission vor einem halben Jahr vorgestellt hat, ist die Novelle der Ökodesign-Richtlinie (Europe.Table berichtete). Diese soll in eine Verordnung umgewandelt werden, die dann größere Auswirkungen in den Mitgliedstaaten hätte. Anhand der Novelle sollen nahezu alle Produktgruppen umfangreiche Nachhaltigkeitskriterien erfüllen müssen – etwa bestimmte Recyclinganteile der Materialien oder Reparierbarkeit. 

    Kommissionsvorschlag: 30. März 2022

    Akteure: Binnenmarktkommissar Thierry Breton, Berichterstatterin Simona Bonafè (S&D)

    Zeitplan: Unklar.

    Weitere Pläne zur Kreislaufwirtschaft: Es geht rund

    Ein zweites Paket mit vier Gesetzesvorschlägen zur Kreislaufwirtschaft wird die Kommission laut Plan am 30. November vorstellen. Eigentlich sollte der Vorschlag noch vor der Sommerpause erscheinen. Nun verschiebt er sich so weit nach hinten, dass unsicher ist, ob die Gesetze überhaupt noch in diesem Mandat verabschiedet werden.

    Aus dem Ressort von Klimaschutzkommissar Frans Timmermans kommt ein Vorschlag für eine Verordnung über den Nachweis umweltbezogener Angaben, den sogenannten Green Claims. Unter Verwendung der Methode des ökologischen Fußabdrucks von Produkten und Organisationen will die EU stärker gegen Greenwashing vorgehen. Mit dem Ziel einer Kreislaufwirtschaft für Kunststoffe will Timmermans außerdem einen Gesetzesrahmen für die Verwendung von biobasierten, biologisch abbaubaren und kompostierbaren Kunststoffen vorstellen.

    Mit der Novelle der Verpackungsrichtlinie will die Kommission die Anforderungen an Verpackungen und Verpackungsabfälle in der EU überprüfen. Dazu gehören Maßnahmen wie die Verbesserung des Verpackungsdesigns zur Förderung von Wiederverwendung und Recycling, eine Erhöhung des Anteils an recyceltem Material in Verpackungen, Maßnahmen gegen übermäßige Verpackungen und die Reduzierung von Verpackungsabfällen.

    Die Kommission prüft, ob sie die Richtlinie im Zuge der Überarbeitung durch eine Verordnung ersetzen kann, da die vielen nationalen Maßnahmen zu einer Fragmentierung des Binnenmarktes führen könnten. Rechtsgrundlage wäre der Binnenmarktmarktartikel des EU-Vertrags. Dies hatte Mattia Pellegrini, Referatsleiter Abfall und Ressourcen der DG Umwelt, vor der Sommerpause während einer Podiumsdiskussion berichtet.

    Věra Jourová, Kommissarin für Werte und Transparenz, wird darüber hinaus einen Entwurf für die Stärkung des Rechts auf Reparatur vorlegen, der die Reparatur und Wiederverwendung von Gütern und damit den nachhaltigen Konsum fördern soll.

    Kommissionsvorschlag: 30. November 2022

    Akteure: Frans Timmermans, Kommissar für Klimaschutz, Věra Jourová, Kommissarin für Werte und Transparenz.

    Zeitplan: Die Berichterstatterinnen des Parlaments werden vermutlich Anfang 2023 feststehen. Ob die Verhandlungen noch im laufenden Mandat abgeschlossen werden, ist unklar.

    Batterieverordnung: Nur langsame Fortschritte

    Die EU-Kommission veröffentlichte bereits im Dezember 2020 einen Vorschlag über eine EU-Batterieverordnung, mit der die bisherige Richtlinie über Batterien und Akkus aus dem Jahr 2006 ersetzt werden soll. Damit will sie sicherstellen, dass alle in Europa verkauften und importierten Batterien nachhaltig hergestellt und recycelt werden. Aufgrund des großen Umfangs der Verordnung gehen die Trilogverhandlungen nur langsam voran.

    Kommissionsvorschlag: 10. Dezember 2020

    Akteure: Binnenmarktkommissar Thierry Breton, Berichterstatterin Simona Bonafè (S&D), tschechische (und vermutlich schwedische) Ratspräsidentschaft.

    Zeitplan: Der nächste Trilog findet am 11. Oktober statt. Es wird kaum erwartet, dass die Verhandlungen vor Jahresende abgeschlossen werden; wahrscheinlicher ist, dass dies unter der schwedischen Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr 2023 geschieht.

    Überarbeitung der Altfahrzeugrichtlinie

    Was passiert mit dem Schrott aus alten Autos? Bislang gibt die 2000 eingeführte Altfahrzeug-Richtlinie Ziele für die Wiederverwendung, das Recycling und die Verwertung von Altfahrzeugen und deren Bauteilen vor. Um solche Abfälle noch effektiver zu vermeiden und die Umweltleistung aller Wirtschaftsakteure zu verbessern, die am Lebenszyklus von Fahrzeugen beteiligt sind, plant die Kommission eine Überarbeitung der Richtlinie.

    Akteure: Generaldirektion Umwelt der Kommission

    Zeitplan: Ein Vorschlag der Kommission ist für das vierte Quartal dieses Jahres angekündigt.

    Warten auf das Rohstoffpaket

    Schon seit Monaten spricht Binnenmarktkommissar Thierry Breton vom “globalen Wettlauf um die Sicherung von Ressourcen”, in dem Europa nicht hinterherhinken dürfe. Im RePowerEU-Plan kündigte die Kommission dann einen Vorschlag für ein Rohstoffgesetz an. Im Juli wurden erste Bausteine des Gesetzespaketes bekannt (Europe.Table berichtete).

    Mit ihrem Entwurf werde die Kommission viele der Forderungen aus dem Bericht des Europäischen Parlaments aufgreifen, sagte Peter Handley, Referatsleiter für Rohstoffe in der DG Grow. Die Kommission will in dem Gesetzespaket

    • die Bewertung der Kritikalität von Rohstoffen in den Rechtsrahmen aufnehmen und dabei einen stärkeren Fokus auf die strategische Nutzung in Europa legen, etwa für Wind- und Solarenergie
    • darauf basierend ein Monitoring der Rohstoffmärkte und Stresstests einführen und europäische sowie nicht-europäische Produkte mit strategischer Bedeutung identifizieren
    • eine Finanzierung von strategisch wichtigen Projekten einführen
    • quantitative Ziele formulieren, etwa prozentuale Anteile der inländischen Kapazitäten in den verschiedenen Stufen der Wertschöpfungskette
    • gleiche Wettbewerbsbedingungen sowie ESG-Standards festlegen
    • in Bezug auf Governance strategisch und zwischen den Mitgliedstaaten kohärent vorgehen

    Akteure: Binnenmarktkommissar Thierry Breton, Initiativberichterstatterin Hildegard Bentele (EVP)

    Zeitplan: Der Kommissionsvorschlag sollte eigentlich bis Ende des Jahres vorliegen, verschiebt sich nun jedoch auf das kommende Jahr.

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    Giorgia Meloni: Nationalistisch – und pro-europäisch?

    Italien könnte bald von einer Mitte-Rechts-Koalition regiert werden. Laut der jüngsten Umfrage liegt die nationalistische Partei Fratelli d’Italia (Brüder Italiens) von Giorgia Meloni mit 24,6 Prozent der Stimmen in Führung. Matteo Salvinis rechtspopulistische Lega Nord käme demnach auf zwölf Prozent, die rechtskonservative Forza Italia von Silvio Berlusconi auf 7,7 Prozent. Dies würde es dem Bündnis ermöglichen, eine relative Mehrheit im neu gewählten Parlament zu erlangen.

    Meloni könnte somit als erste Frau in der Geschichte der Republik in den Palazzo Chigi einziehen. Sie hat auch gute persönliche Zustimmungswerte: In der Umfrage von Demos lag sie an dritter Stelle hinter Mario Draghi und Giuseppe Conte, dem Chef der Fünf-Sterne-Bewegung (M5S) und Vorgänger Draghis als Ministerpräsident. Conte und seine Partei hatten die Regierung Draghi im Juli gestürzt und damit eine kurze Phase der Stabilität beendet.

    Meloni ist seit 2014 Vorsitzende der Brüder Italiens. Die Partei ist aus der postfaschistischen Italienischen Sozialen Bewegung (MSI) hervorgegangen, die von Anhängern des Diktators Benito Mussolini gegründet wurde. Obwohl die offen neofaschistische MSI der Partei Melonis nicht mehr nahesteht, haben die Logos beider Formationen die gleiche Ikonografie: eine dreifarbige Flamme in den Farben der italienischen Flagge – ein Design, das von den Gründern der Bewegung 1946 entworfen wurde und die Kontinuität der postfaschistischen politischen Tradition repräsentiert. Darüber hinaus sind einige Politiker, die früher der MSI angehörten, heute in Melonis Partei.

    Meloni gibt sich gemäßigt

    Die 45-jährige Politikerin präsentierte sich in den vergangenen Wochen aber als gemäßigt: Sie verurteilte den Faschismus und bestritt, dass es im Falle ihres Wahlsiegs zu “antidemokratischen Tendenzen” im Land kommen werde. Sie versucht, sich als verlässliche Führungspersönlichkeit zu präsentieren, insbesondere in der Außenpolitik. Meloni hat “die brutale Aggression Russlands gegen die Ukraine” verurteilt, obwohl sie vor weniger als einem Jahr in ihrer Biografie von Putins Russland als Teil des europäischen Wertesystems sprach. Meloni will sich so von den Positionen ihrer Verbündeten in der Rechtskoalition abgrenzen, die eine gewisse Nähe zum Kreml pflegten – allen voran Lega-Chef Salvini.

    Meloni verkündet nun Pro-EU- und Pro-NATO-Botschaften und verspricht eine internationale Politik nach dem Vorbild der Draghi-Regierung. Sie bekräftigte auch, dass ihre Partei keine euroskeptischen Positionen vertrete und betonte ihre Mitgliedschaft in der Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformisten (EKR), “die Werte und Erfahrungen mit den britischen Tories und den amerikanischen Republikanern teilt”.

    Doch die Kampagne ihrer Partei stützt sich auch auf vertraute Themen der Rechten: Migration und seit kurzem die Sorge, dass italienische Kinder einer “inakzeptablen Gender-Indoktrination” ausgesetzt werden. Anlass war der Plan des öffentlich-rechtlichen Senders RAI, eine neue Folge der Zeichentrickserie “Peppa Wutz” auszustrahlen, in der eine Protagonistin mit zwei Müttern zusammenlebt.

    Ende August traf der Präsident der Europäischen Volkspartei, Manfred Weber, in Rom mit Berlusconi und dem ehemaligen Präsidenten des Europäischen Parlaments, Antonio Tajani, zusammen, um die Forza Italia im Wahlkampf zu unterstützen. Für den CSU-Politiker ist die EVP-Mitgliedspartei Garantin eines proeuropäischen Ansatzes in der Mitte-Rechts-Koalition. Die von den drei Parteien vereinbarten Koalitionstexte seien “recht nah an allem, was ich für die EVP unterschreiben kann”, so Weber.

    Der Linken fehlen die Zugpferde

    Das Rechtsbündnis müsste sich im Falle eines Wahlsieges mit schwierigen Aufgaben befassen: Die Energiekrise, die auf der einst starken Abhängigkeit von Russland beruht, belastet Haushalte und Unternehmen enorm. Italien ist überdies auf ein gutes Verhältnis zu Brüssel angewiesen – mit fast 200 Milliarden Euro an Zuschüssen und Darlehen ist das Land der größte Empfänger europäischer Konjunkturhilfen. Das gesamte Paket aus dem Programm Next Generation EU ist an die Umsetzung einer Reihe von Reformen geknüpft, die Draghis Regierung begonnen hatte.

    Einen Sieg der Rechtskoalition noch verhindern könnte die Demokratische Partei (PD) und die vom ehemaligen Ministerpräsidenten Enrico Letta gebildete Koalition. Letztlich entscheidet Staatspräsident Sergio Mattarella, wen er mit der Regierungsbildung beauftragt. Lettas Idee ist es, den Kampf zu polarisieren – entweder er oder Meloni. Die PD könnte der Umfrage zufolge 22,4 Prozent der Stimmen erhalten.

    Doch Lettas persönliche Zustimmungswerte liegen weit unter jenen von Conte und Meloni. Auch die Anführer des sogenannten Dritten Pols, Carlo Calenda und Ex-Premier Matteo Renzi, scheinen für die Wählerschaft wenig attraktiv. Der bisherige Außenminister Luigi Di Maio, der im Juli seine Partei M5S verließ, und seine eigene Partei Impegno Civico gründete, scheint keine Relevanz erreichen zu können.

    • Europapolitik
    • EVP
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    • Italien

    Termine

    14.09.-17.09.2022, Wien (Österreich)
    AECM, Conference Promoting structural change for a new sustainable Europe – Guarantees with a focus on start-ups
    The European Association of Guarantee Institutions (ACEM) discusses the most pressing questions of the community. INFOS & REGISTRATION

    14.09.2022 – 15:00-16:30 Uhr, online
    HE, Seminar Will the Renewable Energy Directive ensure the future of renewable hydrogen in Europe or drive the industry out?
    Hydrogen Europe (HE) discusses the impact of the Renewable Energy Directive II (RED) on the European hydrogen production. INFOS & REGISTRATION

    14.09.2022 – 15:00-16:00 Uhr, online
    FSR, Discussion Achieving the Global Methane Pledge: Where are we and where do we need to go?
    The Florence School of Regulation (FSR) convenes leading experts on methane emissions to review important scientific updates on methane and discuss the priority actions that are critical to achieving the Global Methane Pledge. INFOS & REGISTRATION

    14.09.2022 – 18:00-20:00 Uhr, online
    FES, Seminar Lassen sich Pandemien verhindern? Globale Gesundheitspolitik
    Die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) beschäftigt sich mit dem zukünftigen Management von Pandemien. INFOS & ANMELDUNG

    14.09.2022 – 19:00 Uhr, Hamburg
    KS, Vortrag Schreckgespenst Inflation
    Die Körber Stiftung (KS) befasst sich mit möglichen wirtschaftspolitischen Maßnahmen zur Abmilderung der Inflation. INFOS & ANMELDUNG

    15.09.2022 – 09:00-17:00 Uhr, Frankfurt a. M.
    FAZ, Konferenz 15. Deutscher Marken-Summit
    Die Frankfurter Allgemeine Zeitung fragt nach der Zukunft von Marken angesichts der Transformation der Wirtschaft. INFOS & ANMELDUNG

    15.09.2022 – 12:00-13:30 Uhr, online
    FES, Seminar Zeitenwende – Der Beginn einer neuen Ära in der deutschen Außenpolitik
    Die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) befasst sich mit der konkreten Ausgestaltung der “Zeitenwende” in der deutschen Außenpolitik. INFOS & ANMELDUNG

    15.09.2022 – 12:30-13:20 Uhr, online
    Landesvertretung Bremen, Diskussion Schritt für Schritt zum EU-Beitritt – Kandidatenstatus Ukraine: und was nun?
    Die Landesvertretung Bremens bei der EU wirft ein Licht auf die drei EU-Beitrittskandidaturen Moldaus, Georgiens und der Ukraine. INFOS & ANMELDUNG

    15.09.2022 – 15:00-16:00 Uhr, online
    EASE, Panel Discussion The Long and Short of It: Long Duration Energy Storage for Europe’s Future
    The European Association for Storage of Energy (EASE) discusses the most recent reports, storage targets, and learnings of companies based in Europe who are leading the way for long duration energy storage. INFOS & REGISTRATION

    15.09.2022 – 15:00-15:45 Uhr, online
    BDI, Vortrag Design for Circularity – Hersteller als Treiber für nachhaltige Produkte
    Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) bietet ein Austauschformat für unterschiedliche Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft im Bereich Circular Economy. INFOS & ANMELDUNG

    News

    Energie: EU-Staaten sollen Übergewinne teilen

    Die Strompreise sollen sinken, doch noch sind die Mitgliedstaaten uneins über die Mittel. Die Kommission erwägt nun einen neuen Vorschlag für eine gemeinsame Linie: Länder, die hohe Übergewinne abschöpfen, sollen Entlastungen in anderen EU-Staaten mitfinanzieren.

    Grundlage ist ein Gesetzentwurf, der Europe.Table vorliegt. “Im Geiste der Solidarität können die Mitgliedstaaten Vereinbarungen über die Aufteilung der überschüssigen Einnahmen treffen”, heißt es in Artikel 10. Hintergrund sind Bedenken einzelner Mitgliedstaaten wie Litauen und Polen gegen Wettbewerbsverzerrungen, weil einzelne Staaten wegen ihrer Größe und ihres Strommixes deutlich höhere Erlöse abschöpfen könnten als andere (Europe.Table berichtete).

    Durch die Erlösobergrenze könnten nicht alle Mitgliedstaaten ihre Endkunden in gleichem Maße unterstützen, steht dazu in einem Erwägungsgrund des Entwurfs. “Die Mehreinnahmen können zwischen benachbarten Mitgliedstaaten auf der Grundlage von Einfuhren und Ausfuhren aufgeteilt werden.”

    Im zweiten und letzten Satz von Artikel 10 heißt es wiederum: “Solche Vereinbarungen werden geschlossen, wenn die Netto-Stromeinfuhren eines Mitgliedstaats [X]% oder mehr betragen.”

    Ein solidarisches Teilen der Einnahmen sieht der Entwurf auch bei den Übergewinnen von fossilen Brennstoffen vor. Firmen aus dem Öl-, Gas-, Kohle– und Raffineriesektor in der EU könnten schon zum Jahreswechsel eine Sonderabgabe auf ihre zuletzt drastisch gestiegenen Gewinne zahlen müssen. Der Beitrag soll rückwirkend auf die Gewinne des fiskalischen Jahrs 2022 gezahlt werden, heißt es in dem vorläufigen Papier. Wie hoch der Beitrag sein soll, blieb zunächst offen.

    Auch für diese Einnahmen hält die Kommission die EU-Staaten aber zum Teilen an: “Im Geiste der Solidarität zwischen den Mitgliedstaaten können die Mitgliedstaaten einen Teil der Einnahmen aus dem befristeten Solidaritätsbeitrag für die gemeinsame Finanzierung von Maßnahmen zur Verringerung der schädlichen Auswirkungen der Energiekrise oder zur Förderung von Investitionen in Energieeffizienz und erneuerbare Energien, einschließlich grenzüberschreitender Projekte, verwenden.” Die verschiedenen Maßnahmen sollen zunächst nur bis Ende März 2023 gelten. ber, dpa

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    Taxonomie: NGOs verlassen Europäische Plattform

    Die Scheidung zwischen den Umwelt-NGOs und der Europäischen Kommission steht kurz vor dem Abschluss: Mehrere von ihnen werden demnächst ihren Boykott der Europäischen Plattform für nachhaltige Finanzen offiziell bekannt geben. Die Informationen, die am Freitag von Responsible Investor berichtet wurden, wurden Europe.Table von zwei Umwelt-NGOs bestätigt. Das Gremium soll die Europäische Kommission in Sachen nachhaltige Finanzwirtschaft beraten. Seit ihrer Gründung vor zwei Jahren hat sie sich auf den Aufbau der grünen Taxonomie und auf Erweiterungsprojekte konzentriert.

    Dies ist die logische Folge einer Reihe tiefgreifender Meinungsverschiedenheiten, die mit der Entscheidung der Kommission, wenig ambitionierte technische Kriterien für Bioenergie festzulegen, begannen und ihren Höhepunkt in der Vorlage des delegierten Rechtsaktes Anfang des Jahres fanden, mit dem Gas und Atomkraft als Aktivitäten anerkannt wurden, die zur Bekämpfung des Klimawandels beitragen. In beiden Fällen übernahm die Kommission keine der Empfehlungen der Plattform, abgesehen von der Berichterstattungskomponente.

    Die NGOs WWF, Ecos, T&E, Beuc und Birdlife hatten bereits im Frühjahr 2021 ihre Teilnahme an der Arbeit der Europäischen Plattform ausgesetzt, um Governance-Probleme anzuprangern. Da sie der Meinung waren, ausreichende Garantien erhalten zu haben, waren sie einige Wochen später wieder zurückgekehrt.

    “Wir haben nichts gegen die Plattform, wir haben sehr gut zusammengearbeitet”, erklärt ein Mitglied einer der ausscheidenden NGOs gegenüber Europe.Table. Er spricht von einer gigantischen Desillusionierung, da die Arbeit der Plattform von der Kommission ignoriert wurde. Die zweite Quelle befürchtet, dass der delegierte Rechtsakt zu Gas und Atom “einen Präzedenzfall für andere sensible Sektoren” wie Landwirtschaft, Fischerei oder Forstwirtschaft schaffen könnte. Zu befürchten sei Druck auf die Mitgliedstaaten, um “die Kriterien der Plattform in den Papierkorb zu werfen” und “Business-as-usual-Kriterien durchzusetzen”.

    Ein weiterer Grund, der genannt wurde: Die von der Kommission vorgeschlagene Architektur der nächsten Plattform, die im Oktober 2022 nach Ablauf der zweijährigen Amtszeit der derzeitigen Mitglieder eingerichtet werden soll, stellt die NGOs nicht zufrieden. “Die Arbeit wird sich auf die Ergonomie und die Umsetzung der Taxonomie konzentrieren, nicht auf den mangelnden Ehrgeiz einiger Kriterien, die Frage, ob die Taxonomie erweitert oder eine soziale Taxonomie entwickelt werden sollte. Ich sehe nicht, wo NGOs einen Platz haben sollten, das ist sehr weit von unserer Expertise entfernt.” cst

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    Den Haag will in Härtefällen Energierechnung übernehmen

    Die Niederlande wollen in diesem Winter die Strom- und Gasrechnung von Haushalten übernehmen, wenn sie diese wegen explodierender Tarife nicht bezahlen können. Die Regierung plane einen mehrere Hundert Millionen Euro umfassenden Hilfsfonds, der rund eine Million Haushalte vor dem Abschalten von Strom und Gas bewahren solle, berichtete der öffentlich-rechtliche Sender NOS am Montag unter Verweis auf Regierungsquellen. Bei Menschen, die in ernsthafte Zahlungsschwierigkeiten gerieten, werde der Staat die Rechnung übernehmen. Bisher landeten diese Menschen bei der Schuldnerberatung, was den Staat ebenfalls viel Geld koste.

    Bislang hatte es von der Regierung immer geheißen, im laufenden Jahr gebe es im Haushalt keinen Spielraum mehr für Kaufkrafthilfen für die Bevölkerung. Wo nun das Geld für den Hilfsfonds mobilisiert wird, sei noch nicht klar, berichtete der Sender. In den Hilfsfonds sollen auch die Energie-Unternehmen einzahlen, über den Umfang müsse aber noch verhandelt werden. Der Hilfsfonds komme auch den Energieversorgern zugute, da sie nicht wegen unbezahlter Rechnungen von Kunden in eine Schieflage gerieten. Einen definitiven Plan werde das Kabinett in Den Haag am Freitag präsentieren. dpa

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    Nordsee: Anrainer wollen Offshore-Windenergie vorantreiben

    Die Nordsee-Anrainerstaaten wollen den Ausbau der Offshore-Windenergie forcieren. Eine entsprechende Erklärung verabschiedeten die Energie-Minister von Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Irland, Luxemburg, den Niederlanden, Norwegen, Schweden sowie die EU-Kommission am Montag im irischen Dublin, wie das Bundeswirtschaftsministerium in Berlin mitteilte.

    So soll es bis 2030 in der Nordsee-Region Windparks auf See mit einer Leistung von 76 Gigawatt (GW) geben, bis 2040 von 139 GW und bis 2050 von 260 GW. Aktuell liegt die Kapazität laut Ministerium bei weniger als 20 GW.

    Zudem sollten künftig mehr hybride Offshore-Projekte entwickelt werden, die Windparks und grenzüberschreitende Verbindungsleitungen vereinen und an mehrere Staaten angebunden sind. So soll die Planung von Flächen und Netzen besser abgestimmt werden und ein eng verbundenes Offshore-Netz entstehen. Auch die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren auf nationaler und EU-Ebene wurde vereinbart, so das Wirtschaftsministerium. dpa

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    Rechnungshof kritisiert Impfstoff-Beschaffung

    Die EU-Kommission hat die Mängel bei der Beschaffung mit Corona-Impfstoffen nicht hinreichend aufgearbeitet. Zu diesem Schluss kommt der Europäische Rechnungshof in einem Sonderbericht, der die Erfahrungen der Corona-Jahre 2020 und 2021 aufarbeitet.

    Die EU-Kommission habe es zwar geschafft, eine breite Palette von Corona-Impfstoffen aufzubauen und sich eine ausreichende Menge an Impfdosen zu sichern. Bei der Beschaffung sei sie aber hinter Großbritannien und den USA zurückgeblieben, monieren die Rechnungsprüfer.

    Impfstoffe: Lieferengpässe

    Zudem gab es im ersten Halbjahr 2021 erhebliche Lieferengpässe. Dabei zeigte sich, dass in den meisten von der Kommission geschlossenen Verträgen nicht klar geregelt war, wie mit Lieferausfällen umzugehen sei. Deshalb kam es zum Rechtsstreit mit dem Hersteller AstraZeneca.

    Die Probleme und Streitigkeiten seien bis heute nicht richtig aufgearbeitet worden. “Die Kommission hat keinerlei Evaluierung oder Folgenabschätzung vorgelegt”, sagte Joelle Elvinger, das für die Prüfung zuständige Mitglied des Rechnungshofs.

    Verträge mit Impfstoff-Herstellern weiter unter Verschluss

    Die Prüferin klagte auch über mangelnde Transparenz. So würden die Verträge mit den Herstellern unter Verschluss gehalten. Der Rechnungshof habe sich daher kein Bild über die Verhandlungen zwischen Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Pfizer/Biontech machen können.

    “Wir bekamen keine Informationen, obwohl wir danach gefragt haben”, sagte Elvinger. Ähnlich war es zuvor der Europäischen Bürgerbeauftragten ergangen. Nach einer eingehenden Prüfung klagte sie über Intransparenz und “Verwaltungsfehler”.

    Konsequenzen hatte dies jedoch keine. So arbeitet die neue Gesundheitsbehörde HERA, die in der EU-Kommission angesiedelt ist, immer noch hinter verschlossenen Türen. Die allgemein anerkannten Verwaltungsregeln würden nicht umgesetzt, so Elvinger. Immerhin liegt der Kommission mit dem Sondergutachten nun eine Art Leitfaden vor. ebo

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    Presseschau

    EU-Entwurf: Übergewinnabgabe für Öl und Gas zum Jahreswechsel HANDELSBLATT
    EU readies energy package, countries split over gas price cap REUTERS
    Kommission strebt nach einheitlicher EU-Nährwertkennzeichnung trotz Divergenzen EURACTIV
    Europäische Union: Entwaldungsfreier Kaffee soll Standard werden RIFFREPORTER
    EU slammed over failure to protect marine life from ‘destructive’ fishing THEGUARDIAN
    Deutschland wird Atommüllendlager an Schweizer Grenze nicht mitnutzen SPIEGEL
    Tschechische Ratspräsidentschaft schlägt neue Kompromisse zum EU-Datengesetz vor EURACTIV
    Verschlüsselung – Chatkontrolle: EU-Staaten teils skeptisch gegenüber Messenger-Überwachung DERSTANDARD
    Staatstrojaner-Untersuchungsausschuss: Die EU-Kommission verschweigt, wie oft sie gehackt wurde NETZPOLITIK
    EU-Kommission: Verlosung von Zugtickets für junge Europäer beginnt im Oktober ZEIT

    Heads

    Garance Pineau – Macrons dritte Europäerin

    Garance Pineau ist Beraterin für Europaangelegenheiten von Emmanuel Macron.
    Garance Pineau ist Beraterin für Europaangelegenheiten von Emmanuel Macron.

    In Frankreichs Politik liegt Europa immer mehr in den Händen der Frauen. Nach Außen- und Europaministerin Catherine Colonna und Laurence Boone, Staatssekretärin für Europa, kümmert sich nun eine dritte Frau für Präsident Emmanuel Macron ums Thema Europa. Garance Pineau folgt auf Alexandre Adam und Clément Beaune als Beraterin für Europaangelegenheiten im Elyséepalast.

    Pineau ist schon lange im europäischen Umfeld aktiv. Mehr als zwei Jahre lang war sie zuletzt Kabinettschefin des Staatssekretärs für europäische Angelegenheiten. Seit 2018 arbeitete sie zudem als Chefin für europäische Angelegenheiten bei Macrons Bewegung La République en Marche. Vorher war sie ein Jahr diplomatische Beraterin für die ehemalige Arbeitsministerin Muriel Pénicaud. Um Europaangelegenheiten kümmerte sie sich ebenfalls beim französischen Arbeitgeberverband Medef von 2013 bis 2017. Auch in ihrem Studium stand Europa schon im Zentrum. Sie hat einen Master in europäischem und internationalem Recht von der Universität Paris Sud, wo sie im Jahr 2000 den Abschluss machte.

    Pineau ist bestens in der EU vernetzt und setzte sich dort für Macrons Projekt eines starken Europas ein, doch in Frankreich ist sie in der großen Öffentlichkeit noch eine Unbekannte. Sie ist erklärte Pro-Europäerin und ging gegen nationalistische Strömungen in Europa an. Sie erklärte mal vor einigen Jahren: “Wir haben eine riesige Verantwortung, das europäische Projekt neu zu orientieren.”

    Mitarbeiter beschrieben sie als geschickt in Verhandlungen, sie bringe Dinge voran. Eine Pragmatikerin, die weniger auf große Worte als auf Taten setzt. Bei der Medef war sie bei Verhandlungen in der EU dabei und repräsentierte den Verband bei den wichtigsten internationalen Organisationen. Sie hat eng mit Clément Beaune zusammengearbeitet und Macrons Vorschläge für Bedingungen ausgearbeitet, zu denen Europäer in anderen europäischen Ländern arbeiten können. Tanja Kuchenbecker

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