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Erscheinungsdatum: 05. Dezember 2024

Anti-Entwaldungsverordnung: Verschiebung spät, aber sinnvoll

Kaffeeernte auf der Mubuyu Farm in Sambia. (Imago / ZUMA Press)
Expertinnen und Experten reagieren bei einer Veranstaltung von Table.Briefings auf die Verschiebung der EUDR. Sie sei viel zu spät beschlossen worden, aber gut, um sich besser vorzubereiten.

Die Reaktionen in Behörden, Unternehmen und Zivilgesellschaft auf die in dieser Woche in Brüssel beschlossene Verschiebung der EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten (EUDR) fallen größtenteils positiv aus. „Uns erlaubt die Verschiebung um ein Jahr, dass wir uns noch besser vorbereiten“, sagte Annerose Lichtenstein bei einer Veranstaltung von Table.Briefings. Sie ist Leiterin für „Entwaldungsfreie Produkte“ bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), welche die Anwendung der EUDR überprüfen wird. Die Behörde wäre startklar gewesen, sagte Lichtenstein, könne durch die Verschiebung bis Ende 2025 betroffenen Unternehmen aber stärker entgegenkommen, etwa bei den IT-Anwendungen.

Johanna von Stechow, Director Corporate Responsibility bei Tchibo, kritisierte die „absurd späte Verschiebung“: Die letzte formale Abstimmung in Brüssel werde erst in der letzten Kalenderwoche stattfinden. „Wenn Regeln einen Tag vor ihrem Inkrafttreten verschoben werden, schadet das der Glaubwürdigkeit der europäischen Nachhaltigkeitsregulierung “, sagte sie bei der Veranstaltung.

Wäre die Verschiebung ein halbes Jahr früher angekündigt worden, hätte man entspannter planen können und nicht andere Themen vernachlässigen müssen, so von Stechow. Tchibo habe „ wahnsinnig viele Projektmanagement-Kapazitäten und finanzielle Ressourcen auf das Thema gesetzt “. Trotzdem sei die Verschiebung sinnvoll, etwa weil viele Kaffeefarmer noch nicht bereit gewesen und zum jetzigen Zeitpunkt vom EU-Markt ausgeschlossen worden wären.

Zum anderen habe die Regierung nun Zeit, mit den Anbauländern am Waldschutz zu arbeiten und zu investieren. „Waldschutz ist nicht nur eine Aufgabe von Unternehmen und ihren Zulieferern, sondern muss auch staatlich flankiert und finanziert werden.“

Als „vernünftigen Kompromiss“ bezeichnete Steffen Kemper, Projektmanager beim Global Nature Fund, die Verschiebung. Einzelne Unternehmen waren bereits früh vorbereitet, doch bei vielen anderen hätten immense Verständnisfragen und Unklarheiten bestanden. „Zum Glück gibt es keine inhaltlichen Änderungen und Verwässerung. Alle Seiten haben nun die notwendige Zeit, um die Verordnung am Ende vernünftig um- und durchzusetzen“, sagte er. leo

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025
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