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Chinas Finanzen sind von globaler Bedeutung. Als große Wirtschaftsmacht hat Chinas Finanzpolitik Auswirkungen auf alle Nationen. Die Redaktion von Table.Media hat alle China Finanzen News.
Finanzen in China
China ist nicht nur das bevölkerungsreichste Land der Erde mit über 1,4 Milliarden Einwohnern, sondern auch die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt liegt China mit 14,7 Billionen Dollar im Jahr 2020 auf Platz zwei hinter den USA mit 20,9 Billionen Dollar. Experten glauben, dass China spätestens im Jahr 2028 die USA als größte Wirtschaftsmacht ablösen könnte.
Seit mehreren Jahrzehnten finanzieren die chinesische Regierung um Staatspräsident Xi Jinping und die Staatsbanken mit großzügiger Kreditvergabe eine rasante Wachstumspolitik. Selbst während der Coronapandemie wuchs die Volkswirtschaft in China um 2,27 Prozent (2020) beziehungsweise 5,82 Prozent (2019).
Wie sieht Chinas Staatshaushalt aus?
Chinas Staatshaushalt ist nach den USA der weltweit größte. Im Jahr 2021 betrug der Haushalt Chinas etwa 6,8 Billionen US-Dollar. Die chinesische Regierung generiert Steuereinnahmen vor allem durch allgemeine öffentliche Einnahmen, staatliche Mitteln, Unternehmensgewinne und besondere Staatsschulden. Der große Haushalt ist auch Chinas starkem Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahrzehnte zu verdanken.
Seit der Coronavirus-Krise im Jahr 2022 wächst jedoch das Haushaltsdefizit. 2021 kletterte die Schuldenquote auf 71,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. China liegt damit ähnlich wie Deutschland, dessen Schuldenquote bei etwa 68,6% lag, doch das Finanzsystem ist in China anders aufgebaut. So kann die KP China beispielsweise auch Staatsbetriebe anweisen, sich höher zu verschulden.
Die Gesamtverschuldung, bei der auch Firmenschulden berücksichtigt werden, liegt bei 277 Prozent. In China müssen außerdem üppige Bankschulden von 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts berücksichtigt werden.
Es gibt jedoch zwei große Unterschiede im Vergleich zu anderen Ländern. Zum einen sind Länder wie die USA zu großen Teilen im Ausland verschuldet – auch in China. Damit sind die USA von der Entwicklung der Weltwirtschaft abhängig. Die Volksrepublik nicht. Zum anderen gibt es in China sehr strenge Kapitalverkehrskontrollen. Investoren können ihr Geld nicht so leicht abziehen und ins Ausland verlagern.
E-Yuan: Digitale Währung Chinas
Der E-Yuan ist die staatliche digitale Währung Chinas. Bargeld verliert dabei in China zunehmend an Bedeutung. Die digitale Währung trägt offiziell den Namen Digital Currency Electronic Payment (DCEP), wird aber auch als E-Yuan bezeichnet. Die Währung kommt in den Umlauf, indem die Notenbank den E-Yuan an Geschäftsbanken weitergibt, die diese an die Kunden weiterreichen. In Form von unverzinsten, virtuellen E-Wallets. Die Währung kann nicht angespart werden, da die E-Yuan eine Ablauffrist haben.
Der E-Yuan gilt als Antwort auf die steigenden Marktanteile von WeChat Pay (Tencent) und Alipay (Alibaba). Denn über diese Zahlungen hat die Regierung in Peking keinerlei Kontrolle. Darüber hinaus sind die Gewohnheiten der Verbraucher nicht mehr nachvollziehbar. Die Regierung will aber wissen, wieviel die Menschen für Wohnen, Essen, Luxus und Reisen ausgeben. Beim E-Yuan werden diese Daten zentral gesammelt. Das Bargeld soll in China damit noch weiter in den Hintergrund rücken. Bisher ist allerdings unklar, ob Chinas digitale Währung die bereits etablierten digitalen Zahlungsmittel Wechat Pay oder Alipay ersetzen wird.
Chinas Schuldenproblem auf Kommunalebene
Eine weitere Besonderheit in China ist die kommunale Finanzpolitik. Bei der Entwicklung der Provinzen ist die Kommunistische Partei in Peking auf die Arbeit lokaler Regierungen angewiesen. Diese haben zwar keinerlei Steuerbefugnis, müssen aber dennoch den Bau von Infrastruktur finanzieren. Um den Finanzrahmen zu erhöhen, wurden Local Government Financing Vehicles (LGFV) gegründet, mit denen das geringe Kreditlimit umgangen werden konnte.
Die Kredite, die über die LGFV aufgenommen wurden, werden offiziell aber nicht erfasst. Schätzungen der Beraterfirma Standards & Poors gehen von insgesamt fünf Billionen US-Dollar an „versteckten Schulden“ aus. Der Staatsrat der Volksrepublik China hat erklärt, dass das System umstrukturiert werden soll. LGFV, die ihre Schulden nicht zurückzahlen können, sollen dabei bankrottgehen.
Banken in China: Droht eine Blase zu platzen?
Die vier größten Banken der Welt sind alle in China beheimatet. Mit einer Bilanzsumme von 4,9 Billionen Dollar ist die China Industrial and Commercial Bank (ICBC) die größte. Es folgen die China Construction Bank (4,2 Billionen Dollar), die Agricultural Bank of China (4 Billionen Dollar) und die Bank of China (3,6 Billionen Dollar). Der Hauptgrund für die enormen Bilanzsummen ist die lockere Kreditvergabe in der Volksrepublik, mit der das Wachstum des Landes finanziert wurde.
Die Pleite von Evergrande oder der Konkurs der Bashing Bank sind ein Beleg dafür, dass hinter den enormen Summen auch einige faule Kredite stecken. In den späten 1980er Jahren kamen die größten Banken der Welt aus Japan, bis dort das Finanzsystem kollabierte. Anfang der 2000er kamen die größten Banken aus den USA, bis im Jahr 2008 die Subprime-Krise für einen wirtschaftlichen Kollaps sorgte.
Anders als in anderen Ländern ist in China die Frage nach der Finanzpolitik verstärkt auch eine Frage der Innenpolitik, da ausländische Investoren und Geldgeber keine so große Rolle spielen. Staatspräsident Xi Jinping muss dennoch darauf achten, dass Investitionen in China nicht als Risiko wahrgenommen werden.
Wie heißt die Börse in China?
Die größte Börse in China ist die Shanghai Stock Exchange (SSE). Sie liegt in der Sonderwirtschaftszone Pudong und wurde im Jahr 1990 gegründet. Zusätzlich gibt es noch die Shenzhen Stock Exchange. Der Nasdaq nicht unähnlich werden hier vor allem Technologie– und Privatunternehmen gehandelt. Die dritte Börse, die zu China gerechnet werden muss, ist die Hong Kong Stock Exchange in der gleichnamigen Sonderverwaltungszone. Seit 2021 hat in China die vierte Börse in Peking eröffnet.
Die wichtigste der drei Börsen in China ist allerdings die Shanghai Stock Exchange (SSE). Hier werden weit über 4.000 Werte gehandelt. Die SSE untersteht der Kontrolle der China Securities Regulatory Commission (CSRC). Der Aktienhandel hat in China große Tradition. In den 1930er Jahren war Shanghai das wichtigste Finanzzentrum im Fernen Osten. Mit der Machtübernahme von Mao Zedong wurde diese Praxis allerdings eingestellt. Erst mit Deng Xiaoping als Staatsoberhaupt wurde sie wieder eingeführt.
China: Mit Briefkastenfirmen gegen Devisengesetze
In China gelten strenge Devisengesetze. So müssen seit dem Jahr 2017 Bargeldüberweisungen von mehr als 50.000 Yuan (circa 6.600 Euro) bei der Zentralbank gemeldet werden. Auch der Kauf von Vermögenswerten im Ausland mit chinesischen Devisen ist stark eingeschränkt. In den Pandora Papers werden jedoch rund 2.000, teils sehr hochrangige, bekannte und wohlhabende Chinesen gelistet, die mit Briefkastenfirmen im Ausland die Regelungen zu den Devisen umgehen.
Über Briefkastenfirmen auf den Cayman Island, Bermuda oder Zypern verschleiern diese Chinesen den Abfluss von Devisen ins Ausland. Diese Firmen werben auch um Investitionen ausländischer Geldgeber. Die dürfen sich offiziell nämlich nicht an chinesischen Internet- und Tech-Unternehmen beteiligen. Das Geld geht dann an die Briefkastenfirma und weiter an den chinesischen Besitzer. Diese Konstrukte heißen Variable Interest Entity (VIE). Amerikanische Risikokapitalgeber konnten sich so an Alibaba, Baidu, Tencent und Bytedance beteiligen.
Über Briefkastenfirmen in Offshore-Finanzzentren können chinesische Firmen auch im Ausland an die Börse gehen. Eine gängige Praxis, die von der Kommunistischen Partei lange Zeit stillschweigend hingenommen wurde. Seit dem Herbst 2021 arbeiten die Behörden allerdings an einer erneuten Gesetzesänderung.
Green Finance in China
China ist der weltweit größte Markt für Green Finance. Also für grüne Anleihen. Im Sommer 2020 belief sich der Gesamtbestand auf 1,4 Billionen Euro. Allein im ersten Quartal 2021 sammelten chinesische Banken, Bauunternehmer, Stromerzeuger und Bahnbetreiber in Summe 13,2 Milliarden US-Dollar ein. Das Problem ist, dass die Auflagen für Green Finance in China bislang nicht annähernd so hoch sind wie im Rest der Welt. So dürfen grüne Anleihen in China auch zur Finanzierung von Kohlestrom und Erdölförderung genutzt werden.
Doch das soll sich jetzt ändern. Die Zentralbank, die Entwicklungs- und Reformkommission und die Kommission zur Regulierung von Wertpapieren gaben im Sommer 2021 bekannt, dass sich China den internationalen Green Finance Standards anpassen wolle. Zukünftig dürfen grüne Anleihen nicht mehr in fossile Energieträger investiert werden.
Chinas Geopolitik durch Kredite
Für Chinas Geopolitik spielen Kredite eine wichtige Rolle. Die Regierung der Volksrepublik und ihre Staatsbanken vergeben Kredite an andere Staaten vor allem, um sich deren politische Unterstützung zu sichern. Viele der Kreditverträge enthalten Klauseln, mit denen die Kredite dann fällig werden, wenn die Kommunistische Partei nicht mehr mit der Politik des Schuldnerstaates einverstanden ist.
Dazu kommt, dass die chinesischen Kreditverträge oft einer strengen Geheimhaltung unterliegen. Das macht es anderen potenziellen Gläubigern aber unmöglich, die Bonität eines Staates, der bereits Kredite von China hat, einschätzen zu können. Ebenfalls ungewöhnlich ist, dass die Schulden gegenüber der Volksrepublik nicht umgeschuldet werden können. Zu diesen Erkenntnissen kam ein Team von Wissenschaftlern des US-Forschungszentrums für Entwicklungsfinanzierung Niddatal, der Denkfabrik Center for Global Development in Washington, des Kieler Instituts für Weltwirtschaft und des Peterson Institute for International Economics.
Im Rahmen der Neuen Seidenstraße bindet China vor allem die rohstoffreichen Länder in Afrika über Kredite an sich. Der volkswirtschaftliche Nutzen für das Land ist dabei meist gering, da die Infrastrukturmaßnahmen von chinesischen Firmen mit chinesischen Arbeitskräften und chinesischen Rohstoffen durchgeführt werden.
News zu Chinas Finanzen
Die Finanzen in China haben globale Auswirkungen. Eine Krise durch die hohe Verschuldung von Chinas Staatshaushalt könnte zu massiven wirtschaftlichen Einbrüchen überall auf der Welt führen. Fallen zu viele Kredite aus, könnte das Schockwellen in alle Volkswirtschaften aussenden. Die generöse Wachstumspolitik zum Aufstieg Chinas zur Wirtschaftsmacht hat zu wackeligen Konstrukten geführt, wie die Pleite von Evergrande zeigt. Die China Finanzen News der Table.Media-Redaktion liefern alle wichtigen Infos zum Thema.