angesichts niedriger Corona-Infektionszahlen öffnen sich derzeit viele Länder der Welt wieder vorsichtig. China wählt in seiner Corona-Politik die entgegengesetzte Richtung – und macht seine Grenzen weiter dicht. Denn offenbar sind die heimischen Impfstoffe wie Sinopharm wenig wirksam gegen die sich rasant verbreitenden Delta-Variante. Damit verfolgt Peking weiter eine rigide Null-Covid-Strategie. Unser Autoren-Team in Peking zeigt, dass diese Entscheidung allerdings auch gravierende Auswirkungen auf Geschäftsreisende aus Deutschland hat.
Unterdessen fallen die Preise für Schweinefleisch rapide. So sind Gerichte wie 鱼香肉丝 (nach Fisch duftendes Schweinefleisch) im Restaurant derzeit nicht nur lecker, sondern auch besonders günstig. Doch was die Verbraucher erfreut, bereitet der Regierung in Peking in diesem Fall Sorgen, wie Ning Wang analysiert. Die Planer wollen eigentlich Preisstabilität. Doch mit ihren staatlichen Eingriffen trägt die Regierung dazu bei, dass die Preise weiter schwanken.
Es ist ein Schritt seltener Einigkeit gegen China, der am Montag zu besichtigen war. Die USA, die EU, Großbritannien und zahlreiche weitere Verbündete haben die Volksrepublik gemeinsam für kriminelle Cyberattacken kritisiert. Das Ausmaß der staatlich unterstützen Angriffe von chinesischem Territorium aus zeige, dass kein Land und kein Industriezweig davor geschützt sei, heißt es aus Washington, Brüssel und London.
Viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre wünscht
China ist das Land mit den härtesten Corona-Quarantäne-Regeln der Welt. Geschäftsreisende müssen sich darauf einstellen, dass die Vorschriften wegen der Delta-Variante vorerst nicht gelockert werden. Während der Rest der Welt wieder öffnet, schottet sich die Volksrepublik sogar noch stärker ab.
So enthüllte Chinas Top-Virologe Zhong Nanshan kürzlich, dass die südchinesische Provinz Guangdong damit beginnen werde, Reisende nach ihrer Ankunft nicht mehr für 21 Tage in Hotel-Quarantäne unterzubringen, sondern in speziellen Quarantäne-Zentren, die deutlich strenger überwacht werden sollen.
Die südchinesische Stadt Guangzhou baut laut Zhong derzeit einen riesigen Quarantänekomplex, da lokale Hotels den hoch ansteckenden Covid-19-Mutationen wie der Delta-Variante nicht mehr gewachsen seien. “Es wird zunächst 5000 Räume geben. Die Menschen dort werden nach strengen Regeln isoliert, um sicherzustellen, dass sie sich nicht gegenseitig anstecken”, sagte Zhong gegenüber chinesischen Medien. Bereits vor einigen Wochen hatte das Wall Street Journal chinesische Regierungskreise zitiert, wonach die Grenzen voraussichtliche noch ein Jahr, also bis in den Sommer 2022 hinein, weitestgehend geschlossen bleiben dürften.
China zieht aus der Verbreitung der Delta-Variante ganz andere Schlüsse als der Westen. Während etwa Europa und die USA zu dem Ergebnis gekommen sind, dass nicht die eigentlichen Corona-Infektionszahlen, sondern die Auslastung von Krankenhäusern und die Höhe der Todeszahlen ausschlaggebend für die Strenge der Corona-Beschränkungen sein sollten, gehört China zu den wenigen Staaten, die an einer Null-Covid-Strategie festhalten wollen.
Mit Hochdruck wird derzeit daran gearbeitet, auch die letzten Schlupflöcher zu stopfen, über die das Virus ins Land gelangen könnte. Neue Quarantäne-Zentren sind dabei nur eine von vielen Maßnahmen. Nach mehren kleineren Ausbrüchen im Süden Chinas an der Grenze zu Myanmar soll nun etwa ein neuer Schutzzaun dafür sorgen, dass die Grenze nicht mehr illegal überquert werden kann.
Wie lokale Medien berichteten, wurden in der Provinz Yunnan seit vergangenem September entlang der 500 Kilometer langen Grenze neue Metallzäune mit Stacheldraht und ein Netzwerk von Überwachungskameras errichtet. Bürgerwehren wurden autorisiert, an der Grenze mit Hunden und Drohnen zu patrouillieren. Mehr als 5000 illegale Einwanderer seien bereits gefasst und zurückgeführt worden.
Was Peking derzeit vor allem Kopfzerbrechen bereitet, ist die vergleichsweise geringe Wirksamkeit der chinesischen Impfstoffe gegen die Delta-Variante. Eine vergangene Woche in Hongkong vorgestellte Studie offenbarte, dass durch den Impfstoff von Biontech rund zehnmal so viele Antikörper entstehen wie bei der Verwendung des chinesischen Präparats von Sinovac, dem in China meistgenutzten Impfstoff.
Wie das chinesische Wirtschaftsmagazin Caixin berichtet, planen die chinesischen Behörden nun, den Biontech-Impfstoff als Booster zu nutzen. Fosun, der chinesische Partner von Biontech, bereitet demnach bereits die Produktion in einer gemeinsam betriebenen Fabrik in Shanghai vor. Auch das Zulassungsverfahren für den Biontech-Impfstoff habe in den vergangenen Wochen deutliche Fortschritte gemacht. Geplant ist, bereits vollständig geimpften Chinesen eine weitere Dosis mit dem deutschen Impfstoff zu verabreichen. Biontech könnte damit der erste ausländische Impfstoff werden, der auf dem chinesischen Festland eingesetzt wird.
China will zwar bis Ende des Jahres 70 Prozent der Bevölkerung geimpft haben. Bis all diese Menschen jedoch auch mit einer dritten Biontech-Impfung versorgt sind, um so ausreichend gegen Delta oder andere Varianten geschützt zu sein, dürfte aber noch deutlich mehr Zeit benötigt werden.
Um das Impftempo zu erhöhen, gehen einige Lokalregierungen immer strikter vor. Mindestens zehn Städte kündigten bereits verschiedene Beschränkungen für ungeimpfte Personen beim Betreten öffentlicher Orte an, von Krankenhäusern über Pflegeheimen bis hin zu Märkten. Einige Orte haben auch Kindern mit ungeimpften Eltern den Schulbesuch verboten und Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes gewarnt, dass ihre Arbeitsplätze und ihr Gehalt gefährdet sein könnten, wenn sie sich nicht impfen lassen. Gregor Koppenburg/Joern Petring
Schweine so schwer wie Eisbären oder kleine Flusspferde. Bilder von auf 200 Kilogramm und mehr gemästete Zuchttiere waren zuletzt in etlichen Nachrichtensendungen der chinesischen Staatsmedien zu sehen. Aber es waren keine Jubel-Meldungen. Vielmehr wurden die Bauern angeprangert, mit ihren exzessiv gefütterten Schweinen ein Überangebot ausgelöst zu haben. Sie sollen daran schuld sein, dass die Schweinefleischpreise im Land fallen – zum Leidwesen der Landwirte.
Die Verbraucher sehen die Angebote dagegen mit Freude. Die Preise hatten sich durch den Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) zeitweise verdoppelt. Peking versuchte zwar, die Preise zu stabilisieren. Die Regierung steigerte den Import aus Brasilien, den USA oder Spanien und öffnete zudem die nationalen Fleischreserven. Doch die hohen Schwankungen bei den Schweinefleischpreisen macht deutlich, dass die bisherigen Maßnahmen auf wackeligen Beinen stehen.
Dass die Schweinefleischpreise in der Volksrepublik seit Jahresbeginn sinken, hat zwar mehrere Ursachen, jedoch sehen auch internationale Agrarexperten vor allem einen Hauptgrund: Die ehemaligen Schweinezuchtbestände konnten erfolgreich wieder aufgebaut werden. Aufgrund des ASP-Ausbruchs in den Jahren 2018 und 2019 waren mehr als ein Drittel der landesweiten Schweinebestände im Land gekeult worden.
Anschließend hatten die Behörden als oberstes Ziel im Agrarsektor den Wiederaufbau der Schweineherden im Land ausgerufen – auch um die Selbstversorgung wiederherzustellen und damit weniger abhängig von den Importen aus dem Ausland zu sein. Doch davon ist Peking noch weit entfernt.
Die EU-Kommission gab zuletzt an, dass die 27 Mitgliedstaaten (ohne Berücksichtigung des Handels mit Großbritannien) im ersten Quartal 2021 einen Rekord von 1,6 Millionen Tonnen in Drittländer verkauft hat. China war der beste Kunde. Dorthin wurden 323.250 Tonnen Schweinefleisch geliefert. Dies entspricht eine Zunahme um mehr als 26 Prozent, errechnete das Fachmagazin agrarheute. Im Gesamtjahr 2020 importierte China eine Rekordzahl von 4,4 Millionen Tonnen Schweinefleisch, zweimal mehr als im Vorjahr. Und aus den aktuellen Zolldaten für das laufende Jahr lässt sich laut Bloomberg ablesen, dass von Januar bis Mai die Importe 14 Prozent höher ausfielen als im Vorjahreszeitraum.
Deutschland profitiert vom guten Geschäft mit China übrigens derzeit nicht. Grund ist auch hier die ASP. Nachdem die Krankheit bei Wildschweinen in Brandenburg und Sachsen nachgewiesen wurde, hat China die Grenzen für deutsches Fleisch dichtgemacht. Das Bundeslandwirtschaftsministerium hofft, mit Peking eine Freigabe für ASP-freie Gebiete aushandeln zu können.
In China haben derweil kleinere Schweinezüchter durch Regierungsprogramme ihre Schweine als Sicherheit hinterlegen können, um an Kredite zu kommen, nachdem Chinas Bankenaufsicht und das Landwirtschaftsministerium staatliche Banken und Versicher zur Unterstützung aufgerufen hatte.
Analysten von Fitch Ratings berichten von massiven Investitionen bei den großen Züchtern: Die Agrarunternehmensgruppe Wens Foodstuff Group im südlichen Guangdong hat im vergangenen Jahr rund 40 Prozent ihres Jahresumsatzes aufgewendet, um die Zuchtkapazitäten zu erneuern und zu erweitern und die Zahl der Verarbeitungsanlagen zu erhöhen. Auch andere lokale Anbieter wie Muyuan Food oder New Hope Liuhe zogen mit, indem sie von 24 Prozent bis zu mehr als 80 Prozent ihrer Umsätze 2020 für Investitionen ausgaben. Die nun seit Monaten fallenden Schweinefleischpreise sind erste Anzeichen dafür, dass der Wiederaufbau der ehemaligen Schweinebestände im ganzen Land erfolgreich ist.
Ein weiterer Grund des jüngsten Preisverfalls waren aber auch Notschlachtungen aufgrund von Krankheiten und immer wiederkehrende Ausbrüche der ASP. Die dadurch verursachten Panikverkäufe überfluteten den Markt und drückten so zusätzlich auf die Preise, was letztlich wiederum Auswirkungen auf die Margen der Schweinezüchter hat.
So sind die Preise für lebende Schweine seit Jahresbeginn um 60 Prozent gefallen und liegen laut dem Agar-Datendienstleister Shanghai JC Intelligence bei durchschnittlich 14,68 Yuan (1,92 Euro) pro Kilogramm – dem niedrigsten Stand seit zwei Jahren, wie der Finanzdienstleister Bloomberg berichtet.
Währenddessen sind die “Ausgaben für die Schweinezucht gegenüber dem Stand vor dem Virusausbruch aufgrund steigender Kosten für Mais, Arbeit und Abfallbehandlung um 36 Prozent gestiegen”, sagte Yang Zhenhai, Leiter für den Bereich Tierhaltung im chinesischen Landwirtschaftsministerium, gegenüber staatlichen Medien. “Die durchschnittlichen Kosten betragen etwa 280 Yuan (rund 37 Euro) pro Schwein oder 17 Yuan (2,25 Euro) pro Kilogramm, gegenüber 12,5 Yuan, bevor das Land 2018 das Virus meldete”, erklärte Yang.
Wie dramatisch die Regierung in Peking die Lage einschätzt, zeigt eine aktuelle Direktive der staatlichen Wirtschaftsplanungsbehörde NDRC: Sie rief die Schweinezüchter nun dazu auf, “ihre Schweineproduktionskapazität auf einem vernünftigen Niveau” zu halten und kritisierte, dass es einen übermäßigen Rückgang der Preise für lebende Schweine gebe.
Die sonst üblichen staatlichen Eingriffe, um einer steigenden Inflation vorzubeugen, als die Preise noch hoch waren, führen zudem nicht zum erwünschten Ergebnis, sondern verursachen laut einer aktuellen Studie nur noch mehr Schaden. Chinas Nationale Schweinefleischreserven – ein Lagernetzwerk für gefrorenes Fleisch, das der Regierung dazu dient, Schwankungen bei Angebot und Nachfrage nach Schweinen abzufedern – hat eher dazu geführt, dass die Preisschwankungen zugenommen haben, als die Preisvolatilität zu verringern, erklärt Li Yu, Landwirtschaftsprofessor der Nanjing Agricultural Universität. Laut Yi würde die Regierung damit falsche Signale setzen, die Produzenten fingen an, sich auf staatliche Eingriffe verlassen. Laut Bloomberg hat Peking im vergangenen Jahr 670.000 Tonnen aus staatlichen Reserven freigegeben, was etwa 15 Prozent der importierten Schweinefleischmenge entspricht.
Schuld ist aber wohl auch die Gier der Landwirte. Sie züchten Schweine, die statt den üblichen 125 Kilogramm 150 oder gar bis zu 200 Kilogramm und mehr auf die Waage bringen. Besonders im vergangenen Jahr fingen Bauern an, ihre Schweine zu übermästen, da sie darauf setzten, dass die Schweinefleischpreise weiter steigen würden und behielten dann bei den fallenden Preisen ihre Tiere, in der Hoffnung, dass sich die Preise wieder erholen würden. Jetzt können sie ihre Schweine nur noch mit Verlust verkaufen.
Mehr noch: Jedes Kilo, das die Schweine mehr auf den Rippen haben, ist derzeit eine doppelte Belastung. Denn die fettleibigen Schweine brauchen dadurch auch mehr Futter und ihr Verkauf deckt noch nicht mal den Preis für den Kauf eines neuen Ferkels.
Die USA und ihre westlichen Verbündeten haben China “bösartige” Cyberaktivitäten und die Bedrohung ihrer nationalen Sicherheit vorgeworfen. Ein US-Vertreter sagte am Montag, Chinas “unverantwortliches Verhalten im Cyber-Raum” stehe im eklatanten Widerspruch zu seinem einst selbst verkündeten Ziel, als verantwortungsvolle Führungsmacht in der Welt wahrgenommen werden zu wollen. Vielmehr nutze das chinesische Ministerium für Staatssicherheit (MSS) gezielt kriminelle Hacker, um weltweit Cyberangriffe durchzuführen. Man sei sicher, dass China unter anderem für Erpressung mittels Cyberattacken verantwortlich sei. Konkret nannte er das sogenannte Crypto-Jacking und Online-Diebstahl.
Im März dieses Jahres wurde der E-Mail-Software-Exchange-Server des US-Konzerns Microsoft angegriffen – “mit hoher Wahrscheinlichkeit” von Hackern mit Verbindungen zum chinesischen MSS. Auch die Europäische Union schloss sich am Montag mit einer eigenen Erklärung dem Befund aus Washington an. Demnach teile man ausdrücklich die Einschätzung seiner Partner, wonach der Angriff auf den Exchange-Server vom Gebiet der Volksrepublik China aus durchgeführt worden sei. Man selbst habe schadhafte Aktivitäten aufgespürt, die sich gegen die Institutionen der Gemeinschaft sowie ihrer Mitgliedsstaaten gerichtet hätten. “Diese Aktivitäten können in Verbindung mit den Hackergruppen Advanced Persistent Threat 40 und Advanced Persistent Threat 31 in gebracht werden und wurden von chinesischem Staatsgebiet aus durchgeführt, um geistiges Eigentum zu stehlen und um zu spionieren.”
Auch Großbritannien teilt die Kritik an Chinas Cyberangriffen. “Das Vereinigte Königreich hat zusammen mit seinen Verbündeten den umfassenden Angriff auf den Microsoft-Exchange-Server staatlich-unterstützten Akteuren aus China zugeordnet”, schrieb Dominic Raab auf Twitter. Großbritanniens Außenminister forderte zugleich: “China muss diese unverantwortliche Cyber-Sabotage beenden.” Man werde nicht aufhören, derartige Aktivitäten zu enthüllen.
Es war ein Zeichen seltener Einigkeit, dass die westliche Staatengemeinschaft am Montag zeigte. Die USA, die EU, Großbritannien, Australien, Kanada, Neuseeland, Japan und die Nato stehen vereint gegen die immense Bedrohung ihrer wirtschaftlichen und nationalen Sicherheit, betonte ein Sprecher der amerikanischen Regierung in Washington. Dabei schließe man weitere Schritte nicht aus, um die Volksrepublik China zur Rechenschaft zu ziehen. Konkrete Konsequenzen wie etwa Sanktionen gegen China wurden am Montag allerdings nicht verkündet. Gegen Russland hatte die Biden-Regierung zuletzt wegen ähnlicher Hackerangriffe hingegen Strafmaßnahmen verhängt.
Allerdings kündigte das US-Justizministerium an, gegen vier mutmaßliche MSS-Hacker Anklage zu erheben. Man werfe ihnen vor, jahrelang geistiges Eigentum in den Bereichen kommerzielle Luftfahrt, Verteidigung und Entwicklung von Medikamenten gestohlen zu haben. Auch die Formel für die von einem US-Hersteller produzierten Impfung gegen Ebola hätten die Hacker angeblich stehlen wollen. “Diese strafrechtliche Anklage zeigt einmal mehr, dass China weiterhin Angriffe mit Cyber-Fähigkeiten nutzt, um zu stehlen, was andere Länder herstellen – in krassem Widerspruch zu seinen bilateralen und multilateralen Verpflichtungen”, erklärte die stellvertretende Justizministerin Lisa Monaco. Das Ausmaß von Chinas Cyberangriffen gegen zahlreiche Branchen und Länder zeige, “dass kein Land und kein Industriezweig sicher ist”.
In diesem Jahr wurden bereits etliche Ransomware-Angriffe auf hunderte Firmen durchgeführt. Besonders gravierend waren die Attacken auf eine große US-Pipeline sowie auf die Software-Firma Kaseya. Nach Angaben des US-Heimatschutzministeriums zahlten Unternehmen im vergangenen Jahr rund 350 Millionen Dollar an Hacker, um ihre Daten zurückzubekommen – ein Anstieg von 300 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bislang wurden Cyberattacken meist mit russischen Akteuren in Verbindung gebracht. Doch nun scheint sich der Blick nach China zu richten. rad
In China sind im ersten Halbjahr 2021 mehr als 1,1 Millionen Autos mit alternativem Antrieb (New-Energy-Vehicles, kurz NEV) zugelassen worden. Das ist ein Rekordwert für das erste Halbjahr, wie das Ministerium für Öffentliche Sicherheit in Peking mitteilte. Die Anzahl der Zulassungen habe gegenüber dem Vorjahreszeitraum um mehr als 200 Prozent zugenommen und mache nun fast acht Prozent aller PKW-Neuzulassungen in China aus.
Auf den weltweiten Auto-Markt übertragen ist China damit führend bei den New-Energy-Vehicles. Insgesamt entfielen 47 Prozent des NEV-Markts auf China, gefolgt von Europa und den USA, wie eine aktuelle Untersuchung der China Passenger Car Association (CPCA) zeigt. Europa hatte im vergangenen Jahr die Volksrepublik von der Spitze der NEV-Charts verdrängt, als es 44 Prozent des Marktes innehatte; China kam damals auf 41 Prozent. Lege man die aktuellen Halbjahreszahlen auf das gesamte Jahr 2021 um, sei China wieder der weltweit größte Markt, erklärte CPCA-Generalsekretär Cui Dongshu am Wochenende in Peking.
Im Jahr 2018 hatte China sogar 54 Prozent des Weltmarkts ausgemacht, dann legten Deutschland und andere europäische Staaten milliardenschwere Förderprogramme auf und übernahmen die Führung. Im Jahr 2021 werde China seinen Vorsprung nicht mehr abgeben, ist sich Cui allerdings sicher. Auch wenn in Europa und den USA die Zulassungen von NEVs stetig zunähme, werde China bis Ende des Jahres nicht unter einen Anteil von 45 Prozent fallen, prognostiziert der CPCA-Generalsekretär.
Besonders erfreulich: Die Förderungen wurden zusammengestrichen – trotzdem wächst der Markt robust. Das zeige, dass nun endlich die Marktmechanismen greifen, wohingegen in China der NEV-Markt lange Zeit von staatlichen Förderprogrammen profitiert habe, sagt Cui.
Im Bereich der reinen Batterie-Fahrzeuge macht China in diesem Jahr sogar 57 Prozent des Weltmarkts aus, wohingegen Europa bei rund 27 Prozent liege und die USA bei 15 Prozent, so die CPCA-Untersuchung. Hierbei sei der US-Autobauer Tesla die unumstrittene Nummer 1. “Das ist eine wahre Win-Win-Situation für Chinas NEV-Markt und Tesla, nachdem sie sich für den Bau einer Gigafactory in Shanghai entschlossen haben”, meint Cui. Telsa hat im Mai 2021 rund 34.000 in China hergestellte E-Autos verkauft, laut CPCA ein Zuwachs um 29 Prozent gegenüber April 2021. Deutschlands Autobauer Volkswagen landet in diesem Zeitraum laut CPCA auf Platz 3, hinter SAIC und noch vor BYD aus Shenzhen. rad
Der verschuldete Immobilienentwickler China Evergrande hat sich am Montag gegen weitere Einschränkungen seiner Kreditlinien und andere Vorsichtsmaßnahmen bei mehreren Banken gewehrt. Das Unternehmen will nun die Guangfa-Bank verklagen, weil sie Konten des Unternehmens mit 20 Millionen Euro eingefroren hatte. Die Bank reagierte damit auf deutliche Anzeichen von Zahlungsschwierigkeiten bei Evergrande. Chinas größter Immobilienentwickler gilt derzeit als weit überschuldet (China.Table berichtete). Der Aktienkurs des Unternehmens fiel am Montag um 16 Prozent. Das Unternehmen befindet sich offenbar über den staatlich festgelegten Obergrenzen für die Verschuldung von Bauträgern. fin
Der Pandemie-Film “Chinese Doctors” führte an diesem Wochenende abermals die chinesischen Kinocharts an, berichtet das China Movie Data Information Network. Die Hauptrollen spielen eine Reihe von Superstars wie Zhang Hanyu und Yuan Quan. Seit seinem Start am 9. Juli spielte der Film 778 Millionen Yuan (100 Millionen Euro) ein, meldet die Nachrichtenagentur Xinhua. Der aufwändig produzierte Film erzählt vom heroischen Kampf der Ärzte am Wuhan-Jinyintan-Krankenhaus gegen die beginnende Seuche im Januar und Februar 2019. Regisseur ist Andrew Lau aus Hongkong, der auch andere patriotische Dramen wie “The Founding of an Army” gedreht hat. Das Drehbuch entstand unter Aufsicht der Propagandaabteilung der Kommunistischen Partei und unter Mitwirkung von Experten der Gesundheitsbehörden. fin
Am 30. Juni 2020 verkündete der Nationale Volkskongress in Peking das sogenannte Nationale Sicherheitsgesetz für Hongkong. Viele Beobachter deuteten diesen einseitigen Akt als eine grundlegende Abkehr vom Prinzip “Ein Land, zwei Systeme”, das für Hongkong im Rahmen der im Jahr 1984 unterzeichneten chinesisch-britischen gemeinsamen Erklärung versprochen worden war.
In der Wirtschaft werden Gesetze wie das Hongkonger Sicherheitsgesetz meist so aufgefasst, dass sich diese primär gegen politischen Dissens richten würden. Doch das ist eine gefährliche Annahme. In der Volksrepublik China können nationale Sicherheitsbedenken auch jeden Aspekt der Wirtschaft tangieren, von Finanzen über Energie bis hin zu Technologie und Infrastruktur. Somit kann die internationale Gemeinschaft auch in Hongkong weitere, weitreichende Veränderungen des Status Quo erwarten – zumal die chinesische Führung ihre absolute Autorität im privaten Wirtschaftssektor derzeit massiv ausweitet, auf dem chinesischen Festland genauso wie in Hongkong.
Laut dem Hongkonger Sicherheitsgesetz hat die Zentralregierung in Peking die Verantwortung für Hongkongs nationale Sicherheitsangelegenheiten. Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam ist gegenüber der Zentralregierung in Bezug auf alle Angelegenheiten der nationalen Sicherheit rechenschaftspflichtig. In Anbetracht des weitgefassten und umfangreichen Charakters des Begriffs der nationalen Sicherheit stellt dies eine grundlegende Änderung der Rechtslandschaft in Hongkong dar.
Das Hongkonger Sicherheitsgesetz definiert “nationale Sicherheit” nicht. Einzelpersonen und Unternehmen, die weiterhin in Hongkong und auf dem chinesischen Festland tätig sind, müssen daher verstehen, was “nationale Sicherheit” innerhalb des Rechtsrahmens der Volksrepublik bedeutet. Denn das Hongkonger “Sicherheitsgesetz” muss im Kontext des weiter gefassten Rechtsrahmens der Volksrepublik verstanden und interpretiert werden.
Der Rechtsrahmen der Volksrepublik erlaubt eine umfangreiche Definition der nationalen Sicherheit und beschränkt das Konzept nicht auf traditionelle Themen wie Terrorismus, Separatismus oder Extremismus. Die Führung in Peking verlangt vielmehr von allen Akteuren, Schlüsselindustrien zu schützen, die für die nationale Wirtschaft lebensnotwendig sind, darunter die Finanzindustrie, der Energiesektor, Firmen der Lebensmittelsicherheit, Kultur, Technologie, Cybersicherheit, ökologischer Schutz und Umweltschutz, Nukleartechnologie sowie der Erforschung und Nutzung des Weltraums.
Diese expansive Definition der nationalen Sicherheit und ihre industrie-übergreifende Anwendung wurden von ranghohen Regierungsbeamten in Hongkong, einschließlich des Chefsekretärs John Lee, der Mitglied des Nationalen Sicherheitskomitees ist, übernommen. Sowohl das Sicherheitsgesetz der Volksrepublik als auch das der Sonderverwaltungszone Hongkong gelten sowohl für staatliche als auch private Einrichtungen.
Internationale Unternehmen mit Geschäften und Interessen in der Volksrepublik und der Sonderverwaltungszone sind angesichts des Hongkonger Sicherheitsgesetzes neuen Risiken und Herausforderungen ausgesetzt. Erstens bedeutet die extraterritoriale Wirkung des Gesetzes, dass Einzelpersonen und Unternehmen für Dokumente, Arbeiten oder Aktivitäten, die außerhalb von Hongkong durchgeführt werden, jedoch die nationale Sicherheit der Volksrepublik “gefährden”, strafrechtlich haftbar gemacht werden können. Dazu könnte der Erhalt von Informationen über Meetings zählen, wenn diese zu einer Schlüsselindustrie gerechnet werden.
Ebenso der Kauf von Dokumenten, die später als Staatsgeheimnis eingestuft werden, oder das Hosting einer Internetseite oder eines Servers außerhalb Hongkongs, dessen Inhalte gegen das Hongkonger Sicherheitsgesetz verstoßen. Zudem könnten angesichts der Vielzahl der Industrien, die von der Führung in Peking mit nationalen Sicherheitsbedenken verknüpft werden, geistige Eigentumsansprüche an Technologien gefährdet sein.
Die jüngste Razzia gegen die Hongkonger Zeitung “Apple Daily“, einschließlich des Einfrierens von Vermögenswerten in Höhe von 18 Millionen Hongkong-Dollar, der Aussetzung des Handels mit Aktien der Muttergesellschaft von “Apple Daily” und der Verhaftung von Mitarbeitern des Führungspersonals, verdeutlichen die umfassenden Befugnisse der Behörden nach dem neuen Gesetz sowie die potenziellen Strafen, die das Hongkonger Sicherheitsgesetz ermöglicht. “Apple Daily” stellte den Betrieb am 24. Juni schließlich vollständig ein. Viele Hongkonger sicherten sich noch die letzte Ausgabe der Zeitung. Internationale Medien, die außerhalb des chinesischen Festlandes und Hongkong operieren, sind ebenfalls von dem Sicherheitsgesetz betroffen.
In der Volksrepublik überschneiden sich Geschäftsgeheimnisse oft mit Staatsgeheimnissen, insbesondere im Zusammenhang mit Staatsunternehmen oder mit der wirtschaftlichen Entwicklungsstrategie Pekings oder der Wettbewerbsfähigkeit des Landes auf dem internationalen Markt. Die vermeintlich “unrechtmäßige” Weitergabe von Staatsgeheimnissen an eine ausländische Institution, Organisation oder Einzelperson außerhalb von Hongkong oder der Volksrepublik, kann mit einer lebenslangen Haft bestraft werden.
Das Hongkonger Sicherheitsgesetz könnte einem staatlichen Unternehmen oder einem chinesischen Konglomerat, das in einem Rechtsstreit die Frage der nationalen Sicherheit aufwirft, einen wichtigen verfahrensrechtlichen Vorteil verschaffen. Zudem können sich aus dem Zusammenschluss oder der Übernahme von Unternehmen Handelsstreitigkeiten ergeben, wenn deren Geschäfte nun, anders als zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung, unter die nationale Sicherheit fallen.
Aufgrund der Auslegung des Hongkonger Sicherheitsgesetzes, die vom Ständigen Ausschuss des Nationalen Volkskongresses zusammen mit der chinesischen Regierung bestimmt wird, ist die Frage, ob eine Angelegenheit tatsächlich eine Frage der nationalen Sicherheit ist oder nicht, keine rechtliche Entscheidung mehr, sondern eine politische.
Bei der Entscheidung, ob eine kommerzielle Angelegenheit eine nationale Sicherheitsangelegenheit ist, spielen geopolitische Spannungen ebenfalls eine Rolle. Andere Gesetze, die von der Zentralregierung in Peking verabschiedet worden sind, deuten weiter darauf hin, dass kommerzielle Einheiten in Angelegenheiten der nationalen Sicherheit einbezogen werden könnten.
So kategorisiert das am 10. Juni 2021 verabschiedete Datensicherheitsgesetz der Volksrepublik Daten und Datenflüsse als nationale Sicherheitsfragen und gibt den Behörden umfangreiche Befugnisse, Unternehmen und ihre Mitarbeiter für illegale Datenübertragungen zu bestrafen. Zudem hat der Ständige Ausschuss des Nationalen Volkskongresses kürzlich das Strafrecht überarbeitet, um Unternehmensspionage ins Visier zu nehmen und jeden zu bestrafen, der “Geschäftsgeheimnisse für ausländische Institutionen, Organisationen und Einzelpersonen stiehlt, ausspioniert, kauft oder unrechtmäßig liefert”.
Schließlich erließ die chinesische Regierung neue Maßnahmen zur Ausweitung der nationalen Sicherheitsüberprüfung von ausländischen Investitionen, die im Januar 2021 in Kraft traten. Da die Spannungen zwischen China und anderen Ländern weiter zunehmen, ist es absehbar, dass nationale Sicherheitsfragen in viel mehr Bereichen als bisher auftauchen werden. Bei der Verlagerung von Geschäften sollten Einzelpersonen und internationale Unternehmen auf die unbeabsichtigte Weitergabe von Staats- und Geschäftsgeheimnissen oder Geheimdienstinformation an ausländische Unternehmen achten, die einen Verstoß gegen das Hongkonger Sicherheitsgesetz darstellen könnten.
Gemäß dem chinesischen Datensicherheitsgesetz sind für Unternehmen hohe Strafen vorgesehen, wenn sie “sensible” Daten außerhalb der Landesgrenzen übertragen. Das heißt: Wenn Unternehmen von ausländischen Justiz- oder Strafvollzugsbehörden zur Herausgabe von Daten aufgefordert werden, dürfen sie diese Daten nicht ohne die Erlaubnis der chinesischen Behörden übertragen. Angesichts dieser gesetzlichen und regulatorischen Änderungen wird es für internationale Unternehmen zunehmend schwierig, gleichzeitig die Gesetze und Vorschriften in der Volksrepublik und Anderswo zu befolgen. Gemäß dem jüngsten Zusatzartikel zu Hongkongs Einwanderungsordnung können Hongkongs Behörden Ausreiseverbote gegen Jedermann verhängen.
Da die chinesische Regierung weiterhin aggressiv ihre Rolle als globale Führungsmacht in sozialer, politischer und wirtschaftlicher Hinsicht “zurückfordert”, wird sich Hongkong wahrscheinlich noch weiter von seinen vergangenen liberalen Traditionen entfernen. Es ist unbedingt erforderlich, dass die internationale Gemeinschaft diesen Paradigmenwechsel versteht und diese neuen Risiken bei ihren zukünftigen Tätigkeiten und Geschäften in Hongkong und der Volksrepublik in Betracht zieht.
Dennis W. H. Kwok war als Abgeordneter im Hongkonger Stadtparlament (Legislative Council) Vorsitzender des “Gremium für Justizverwaltung und Rechtsdienstleistungen” und des “House Committees”. Im Juli 2020 wurde er zusammen mit weiteren Vertretern der demokratischen Opposition von Neuwahlen ausgeschlossen.
Dieser Artikel ist eine ins Deutsche übersetzte Zusammenfassung eines Papers, das vom ASH Centre for Democratic Governance and Innovation der Harvard Kennedy School als Teil einer Artikelserie veröffentlich wurde. Mehr dazu finden Sie hier. Er erschien zuerst im China Bulletin der Friedrich Naumann Stiftung.
Jensen Huang (Huang Renxun), Mitgründer und CEO des Grafikkarten-Herstellers NVIDIA, hat den Preis “Asian American Engineer of the Year” für sein Lebenswerk erhalten. Huang stammt aus Taiwan, hat heute aber auch die US-Staatsbürgerschaft. Der 58-Jährige hat das Unternehmen 1993 gegründet und ist durch seine Aktienanteile inzwischen Milliardär.
Li Fushen hat den Vorstand des Telekommunikationskonzerns China Unicom verlassen und wechselt in eine externe Position. Li war auch Vize-Parteisekretär des Unternehmens. Das Unternehmen betonte, die Trennung verlaufe einvernehmlich. Das Manager-Profil von Li verschwand von der firmeneigenen Internetseite.
Lunch hinter Plexiglas: Chinas olympisches Frauenfußballteam ist in seiner Basis in der Präfektur Miyagi eingetroffen. Die Sportlerinnen mussten vom Tokioter Flughafen Narita noch 350 Kilometer mit dem Bus nach Norden fahren. Am Mittwoch spielen sie in der Vorrunde gegen Brasilien. In der Stadt Rifu, in der das Stadion steht, sorgen sich die Anwohner unterdessen, dass neue Corona-Infektionen eingeschleppt werden könnten. Trotz Masken, Impfpflicht und Tests. Und trotz Plexiglasscheiben.
angesichts niedriger Corona-Infektionszahlen öffnen sich derzeit viele Länder der Welt wieder vorsichtig. China wählt in seiner Corona-Politik die entgegengesetzte Richtung – und macht seine Grenzen weiter dicht. Denn offenbar sind die heimischen Impfstoffe wie Sinopharm wenig wirksam gegen die sich rasant verbreitenden Delta-Variante. Damit verfolgt Peking weiter eine rigide Null-Covid-Strategie. Unser Autoren-Team in Peking zeigt, dass diese Entscheidung allerdings auch gravierende Auswirkungen auf Geschäftsreisende aus Deutschland hat.
Unterdessen fallen die Preise für Schweinefleisch rapide. So sind Gerichte wie 鱼香肉丝 (nach Fisch duftendes Schweinefleisch) im Restaurant derzeit nicht nur lecker, sondern auch besonders günstig. Doch was die Verbraucher erfreut, bereitet der Regierung in Peking in diesem Fall Sorgen, wie Ning Wang analysiert. Die Planer wollen eigentlich Preisstabilität. Doch mit ihren staatlichen Eingriffen trägt die Regierung dazu bei, dass die Preise weiter schwanken.
Es ist ein Schritt seltener Einigkeit gegen China, der am Montag zu besichtigen war. Die USA, die EU, Großbritannien und zahlreiche weitere Verbündete haben die Volksrepublik gemeinsam für kriminelle Cyberattacken kritisiert. Das Ausmaß der staatlich unterstützen Angriffe von chinesischem Territorium aus zeige, dass kein Land und kein Industriezweig davor geschützt sei, heißt es aus Washington, Brüssel und London.
Viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre wünscht
China ist das Land mit den härtesten Corona-Quarantäne-Regeln der Welt. Geschäftsreisende müssen sich darauf einstellen, dass die Vorschriften wegen der Delta-Variante vorerst nicht gelockert werden. Während der Rest der Welt wieder öffnet, schottet sich die Volksrepublik sogar noch stärker ab.
So enthüllte Chinas Top-Virologe Zhong Nanshan kürzlich, dass die südchinesische Provinz Guangdong damit beginnen werde, Reisende nach ihrer Ankunft nicht mehr für 21 Tage in Hotel-Quarantäne unterzubringen, sondern in speziellen Quarantäne-Zentren, die deutlich strenger überwacht werden sollen.
Die südchinesische Stadt Guangzhou baut laut Zhong derzeit einen riesigen Quarantänekomplex, da lokale Hotels den hoch ansteckenden Covid-19-Mutationen wie der Delta-Variante nicht mehr gewachsen seien. “Es wird zunächst 5000 Räume geben. Die Menschen dort werden nach strengen Regeln isoliert, um sicherzustellen, dass sie sich nicht gegenseitig anstecken”, sagte Zhong gegenüber chinesischen Medien. Bereits vor einigen Wochen hatte das Wall Street Journal chinesische Regierungskreise zitiert, wonach die Grenzen voraussichtliche noch ein Jahr, also bis in den Sommer 2022 hinein, weitestgehend geschlossen bleiben dürften.
China zieht aus der Verbreitung der Delta-Variante ganz andere Schlüsse als der Westen. Während etwa Europa und die USA zu dem Ergebnis gekommen sind, dass nicht die eigentlichen Corona-Infektionszahlen, sondern die Auslastung von Krankenhäusern und die Höhe der Todeszahlen ausschlaggebend für die Strenge der Corona-Beschränkungen sein sollten, gehört China zu den wenigen Staaten, die an einer Null-Covid-Strategie festhalten wollen.
Mit Hochdruck wird derzeit daran gearbeitet, auch die letzten Schlupflöcher zu stopfen, über die das Virus ins Land gelangen könnte. Neue Quarantäne-Zentren sind dabei nur eine von vielen Maßnahmen. Nach mehren kleineren Ausbrüchen im Süden Chinas an der Grenze zu Myanmar soll nun etwa ein neuer Schutzzaun dafür sorgen, dass die Grenze nicht mehr illegal überquert werden kann.
Wie lokale Medien berichteten, wurden in der Provinz Yunnan seit vergangenem September entlang der 500 Kilometer langen Grenze neue Metallzäune mit Stacheldraht und ein Netzwerk von Überwachungskameras errichtet. Bürgerwehren wurden autorisiert, an der Grenze mit Hunden und Drohnen zu patrouillieren. Mehr als 5000 illegale Einwanderer seien bereits gefasst und zurückgeführt worden.
Was Peking derzeit vor allem Kopfzerbrechen bereitet, ist die vergleichsweise geringe Wirksamkeit der chinesischen Impfstoffe gegen die Delta-Variante. Eine vergangene Woche in Hongkong vorgestellte Studie offenbarte, dass durch den Impfstoff von Biontech rund zehnmal so viele Antikörper entstehen wie bei der Verwendung des chinesischen Präparats von Sinovac, dem in China meistgenutzten Impfstoff.
Wie das chinesische Wirtschaftsmagazin Caixin berichtet, planen die chinesischen Behörden nun, den Biontech-Impfstoff als Booster zu nutzen. Fosun, der chinesische Partner von Biontech, bereitet demnach bereits die Produktion in einer gemeinsam betriebenen Fabrik in Shanghai vor. Auch das Zulassungsverfahren für den Biontech-Impfstoff habe in den vergangenen Wochen deutliche Fortschritte gemacht. Geplant ist, bereits vollständig geimpften Chinesen eine weitere Dosis mit dem deutschen Impfstoff zu verabreichen. Biontech könnte damit der erste ausländische Impfstoff werden, der auf dem chinesischen Festland eingesetzt wird.
China will zwar bis Ende des Jahres 70 Prozent der Bevölkerung geimpft haben. Bis all diese Menschen jedoch auch mit einer dritten Biontech-Impfung versorgt sind, um so ausreichend gegen Delta oder andere Varianten geschützt zu sein, dürfte aber noch deutlich mehr Zeit benötigt werden.
Um das Impftempo zu erhöhen, gehen einige Lokalregierungen immer strikter vor. Mindestens zehn Städte kündigten bereits verschiedene Beschränkungen für ungeimpfte Personen beim Betreten öffentlicher Orte an, von Krankenhäusern über Pflegeheimen bis hin zu Märkten. Einige Orte haben auch Kindern mit ungeimpften Eltern den Schulbesuch verboten und Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes gewarnt, dass ihre Arbeitsplätze und ihr Gehalt gefährdet sein könnten, wenn sie sich nicht impfen lassen. Gregor Koppenburg/Joern Petring
Schweine so schwer wie Eisbären oder kleine Flusspferde. Bilder von auf 200 Kilogramm und mehr gemästete Zuchttiere waren zuletzt in etlichen Nachrichtensendungen der chinesischen Staatsmedien zu sehen. Aber es waren keine Jubel-Meldungen. Vielmehr wurden die Bauern angeprangert, mit ihren exzessiv gefütterten Schweinen ein Überangebot ausgelöst zu haben. Sie sollen daran schuld sein, dass die Schweinefleischpreise im Land fallen – zum Leidwesen der Landwirte.
Die Verbraucher sehen die Angebote dagegen mit Freude. Die Preise hatten sich durch den Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) zeitweise verdoppelt. Peking versuchte zwar, die Preise zu stabilisieren. Die Regierung steigerte den Import aus Brasilien, den USA oder Spanien und öffnete zudem die nationalen Fleischreserven. Doch die hohen Schwankungen bei den Schweinefleischpreisen macht deutlich, dass die bisherigen Maßnahmen auf wackeligen Beinen stehen.
Dass die Schweinefleischpreise in der Volksrepublik seit Jahresbeginn sinken, hat zwar mehrere Ursachen, jedoch sehen auch internationale Agrarexperten vor allem einen Hauptgrund: Die ehemaligen Schweinezuchtbestände konnten erfolgreich wieder aufgebaut werden. Aufgrund des ASP-Ausbruchs in den Jahren 2018 und 2019 waren mehr als ein Drittel der landesweiten Schweinebestände im Land gekeult worden.
Anschließend hatten die Behörden als oberstes Ziel im Agrarsektor den Wiederaufbau der Schweineherden im Land ausgerufen – auch um die Selbstversorgung wiederherzustellen und damit weniger abhängig von den Importen aus dem Ausland zu sein. Doch davon ist Peking noch weit entfernt.
Die EU-Kommission gab zuletzt an, dass die 27 Mitgliedstaaten (ohne Berücksichtigung des Handels mit Großbritannien) im ersten Quartal 2021 einen Rekord von 1,6 Millionen Tonnen in Drittländer verkauft hat. China war der beste Kunde. Dorthin wurden 323.250 Tonnen Schweinefleisch geliefert. Dies entspricht eine Zunahme um mehr als 26 Prozent, errechnete das Fachmagazin agrarheute. Im Gesamtjahr 2020 importierte China eine Rekordzahl von 4,4 Millionen Tonnen Schweinefleisch, zweimal mehr als im Vorjahr. Und aus den aktuellen Zolldaten für das laufende Jahr lässt sich laut Bloomberg ablesen, dass von Januar bis Mai die Importe 14 Prozent höher ausfielen als im Vorjahreszeitraum.
Deutschland profitiert vom guten Geschäft mit China übrigens derzeit nicht. Grund ist auch hier die ASP. Nachdem die Krankheit bei Wildschweinen in Brandenburg und Sachsen nachgewiesen wurde, hat China die Grenzen für deutsches Fleisch dichtgemacht. Das Bundeslandwirtschaftsministerium hofft, mit Peking eine Freigabe für ASP-freie Gebiete aushandeln zu können.
In China haben derweil kleinere Schweinezüchter durch Regierungsprogramme ihre Schweine als Sicherheit hinterlegen können, um an Kredite zu kommen, nachdem Chinas Bankenaufsicht und das Landwirtschaftsministerium staatliche Banken und Versicher zur Unterstützung aufgerufen hatte.
Analysten von Fitch Ratings berichten von massiven Investitionen bei den großen Züchtern: Die Agrarunternehmensgruppe Wens Foodstuff Group im südlichen Guangdong hat im vergangenen Jahr rund 40 Prozent ihres Jahresumsatzes aufgewendet, um die Zuchtkapazitäten zu erneuern und zu erweitern und die Zahl der Verarbeitungsanlagen zu erhöhen. Auch andere lokale Anbieter wie Muyuan Food oder New Hope Liuhe zogen mit, indem sie von 24 Prozent bis zu mehr als 80 Prozent ihrer Umsätze 2020 für Investitionen ausgaben. Die nun seit Monaten fallenden Schweinefleischpreise sind erste Anzeichen dafür, dass der Wiederaufbau der ehemaligen Schweinebestände im ganzen Land erfolgreich ist.
Ein weiterer Grund des jüngsten Preisverfalls waren aber auch Notschlachtungen aufgrund von Krankheiten und immer wiederkehrende Ausbrüche der ASP. Die dadurch verursachten Panikverkäufe überfluteten den Markt und drückten so zusätzlich auf die Preise, was letztlich wiederum Auswirkungen auf die Margen der Schweinezüchter hat.
So sind die Preise für lebende Schweine seit Jahresbeginn um 60 Prozent gefallen und liegen laut dem Agar-Datendienstleister Shanghai JC Intelligence bei durchschnittlich 14,68 Yuan (1,92 Euro) pro Kilogramm – dem niedrigsten Stand seit zwei Jahren, wie der Finanzdienstleister Bloomberg berichtet.
Währenddessen sind die “Ausgaben für die Schweinezucht gegenüber dem Stand vor dem Virusausbruch aufgrund steigender Kosten für Mais, Arbeit und Abfallbehandlung um 36 Prozent gestiegen”, sagte Yang Zhenhai, Leiter für den Bereich Tierhaltung im chinesischen Landwirtschaftsministerium, gegenüber staatlichen Medien. “Die durchschnittlichen Kosten betragen etwa 280 Yuan (rund 37 Euro) pro Schwein oder 17 Yuan (2,25 Euro) pro Kilogramm, gegenüber 12,5 Yuan, bevor das Land 2018 das Virus meldete”, erklärte Yang.
Wie dramatisch die Regierung in Peking die Lage einschätzt, zeigt eine aktuelle Direktive der staatlichen Wirtschaftsplanungsbehörde NDRC: Sie rief die Schweinezüchter nun dazu auf, “ihre Schweineproduktionskapazität auf einem vernünftigen Niveau” zu halten und kritisierte, dass es einen übermäßigen Rückgang der Preise für lebende Schweine gebe.
Die sonst üblichen staatlichen Eingriffe, um einer steigenden Inflation vorzubeugen, als die Preise noch hoch waren, führen zudem nicht zum erwünschten Ergebnis, sondern verursachen laut einer aktuellen Studie nur noch mehr Schaden. Chinas Nationale Schweinefleischreserven – ein Lagernetzwerk für gefrorenes Fleisch, das der Regierung dazu dient, Schwankungen bei Angebot und Nachfrage nach Schweinen abzufedern – hat eher dazu geführt, dass die Preisschwankungen zugenommen haben, als die Preisvolatilität zu verringern, erklärt Li Yu, Landwirtschaftsprofessor der Nanjing Agricultural Universität. Laut Yi würde die Regierung damit falsche Signale setzen, die Produzenten fingen an, sich auf staatliche Eingriffe verlassen. Laut Bloomberg hat Peking im vergangenen Jahr 670.000 Tonnen aus staatlichen Reserven freigegeben, was etwa 15 Prozent der importierten Schweinefleischmenge entspricht.
Schuld ist aber wohl auch die Gier der Landwirte. Sie züchten Schweine, die statt den üblichen 125 Kilogramm 150 oder gar bis zu 200 Kilogramm und mehr auf die Waage bringen. Besonders im vergangenen Jahr fingen Bauern an, ihre Schweine zu übermästen, da sie darauf setzten, dass die Schweinefleischpreise weiter steigen würden und behielten dann bei den fallenden Preisen ihre Tiere, in der Hoffnung, dass sich die Preise wieder erholen würden. Jetzt können sie ihre Schweine nur noch mit Verlust verkaufen.
Mehr noch: Jedes Kilo, das die Schweine mehr auf den Rippen haben, ist derzeit eine doppelte Belastung. Denn die fettleibigen Schweine brauchen dadurch auch mehr Futter und ihr Verkauf deckt noch nicht mal den Preis für den Kauf eines neuen Ferkels.
Die USA und ihre westlichen Verbündeten haben China “bösartige” Cyberaktivitäten und die Bedrohung ihrer nationalen Sicherheit vorgeworfen. Ein US-Vertreter sagte am Montag, Chinas “unverantwortliches Verhalten im Cyber-Raum” stehe im eklatanten Widerspruch zu seinem einst selbst verkündeten Ziel, als verantwortungsvolle Führungsmacht in der Welt wahrgenommen werden zu wollen. Vielmehr nutze das chinesische Ministerium für Staatssicherheit (MSS) gezielt kriminelle Hacker, um weltweit Cyberangriffe durchzuführen. Man sei sicher, dass China unter anderem für Erpressung mittels Cyberattacken verantwortlich sei. Konkret nannte er das sogenannte Crypto-Jacking und Online-Diebstahl.
Im März dieses Jahres wurde der E-Mail-Software-Exchange-Server des US-Konzerns Microsoft angegriffen – “mit hoher Wahrscheinlichkeit” von Hackern mit Verbindungen zum chinesischen MSS. Auch die Europäische Union schloss sich am Montag mit einer eigenen Erklärung dem Befund aus Washington an. Demnach teile man ausdrücklich die Einschätzung seiner Partner, wonach der Angriff auf den Exchange-Server vom Gebiet der Volksrepublik China aus durchgeführt worden sei. Man selbst habe schadhafte Aktivitäten aufgespürt, die sich gegen die Institutionen der Gemeinschaft sowie ihrer Mitgliedsstaaten gerichtet hätten. “Diese Aktivitäten können in Verbindung mit den Hackergruppen Advanced Persistent Threat 40 und Advanced Persistent Threat 31 in gebracht werden und wurden von chinesischem Staatsgebiet aus durchgeführt, um geistiges Eigentum zu stehlen und um zu spionieren.”
Auch Großbritannien teilt die Kritik an Chinas Cyberangriffen. “Das Vereinigte Königreich hat zusammen mit seinen Verbündeten den umfassenden Angriff auf den Microsoft-Exchange-Server staatlich-unterstützten Akteuren aus China zugeordnet”, schrieb Dominic Raab auf Twitter. Großbritanniens Außenminister forderte zugleich: “China muss diese unverantwortliche Cyber-Sabotage beenden.” Man werde nicht aufhören, derartige Aktivitäten zu enthüllen.
Es war ein Zeichen seltener Einigkeit, dass die westliche Staatengemeinschaft am Montag zeigte. Die USA, die EU, Großbritannien, Australien, Kanada, Neuseeland, Japan und die Nato stehen vereint gegen die immense Bedrohung ihrer wirtschaftlichen und nationalen Sicherheit, betonte ein Sprecher der amerikanischen Regierung in Washington. Dabei schließe man weitere Schritte nicht aus, um die Volksrepublik China zur Rechenschaft zu ziehen. Konkrete Konsequenzen wie etwa Sanktionen gegen China wurden am Montag allerdings nicht verkündet. Gegen Russland hatte die Biden-Regierung zuletzt wegen ähnlicher Hackerangriffe hingegen Strafmaßnahmen verhängt.
Allerdings kündigte das US-Justizministerium an, gegen vier mutmaßliche MSS-Hacker Anklage zu erheben. Man werfe ihnen vor, jahrelang geistiges Eigentum in den Bereichen kommerzielle Luftfahrt, Verteidigung und Entwicklung von Medikamenten gestohlen zu haben. Auch die Formel für die von einem US-Hersteller produzierten Impfung gegen Ebola hätten die Hacker angeblich stehlen wollen. “Diese strafrechtliche Anklage zeigt einmal mehr, dass China weiterhin Angriffe mit Cyber-Fähigkeiten nutzt, um zu stehlen, was andere Länder herstellen – in krassem Widerspruch zu seinen bilateralen und multilateralen Verpflichtungen”, erklärte die stellvertretende Justizministerin Lisa Monaco. Das Ausmaß von Chinas Cyberangriffen gegen zahlreiche Branchen und Länder zeige, “dass kein Land und kein Industriezweig sicher ist”.
In diesem Jahr wurden bereits etliche Ransomware-Angriffe auf hunderte Firmen durchgeführt. Besonders gravierend waren die Attacken auf eine große US-Pipeline sowie auf die Software-Firma Kaseya. Nach Angaben des US-Heimatschutzministeriums zahlten Unternehmen im vergangenen Jahr rund 350 Millionen Dollar an Hacker, um ihre Daten zurückzubekommen – ein Anstieg von 300 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Bislang wurden Cyberattacken meist mit russischen Akteuren in Verbindung gebracht. Doch nun scheint sich der Blick nach China zu richten. rad
In China sind im ersten Halbjahr 2021 mehr als 1,1 Millionen Autos mit alternativem Antrieb (New-Energy-Vehicles, kurz NEV) zugelassen worden. Das ist ein Rekordwert für das erste Halbjahr, wie das Ministerium für Öffentliche Sicherheit in Peking mitteilte. Die Anzahl der Zulassungen habe gegenüber dem Vorjahreszeitraum um mehr als 200 Prozent zugenommen und mache nun fast acht Prozent aller PKW-Neuzulassungen in China aus.
Auf den weltweiten Auto-Markt übertragen ist China damit führend bei den New-Energy-Vehicles. Insgesamt entfielen 47 Prozent des NEV-Markts auf China, gefolgt von Europa und den USA, wie eine aktuelle Untersuchung der China Passenger Car Association (CPCA) zeigt. Europa hatte im vergangenen Jahr die Volksrepublik von der Spitze der NEV-Charts verdrängt, als es 44 Prozent des Marktes innehatte; China kam damals auf 41 Prozent. Lege man die aktuellen Halbjahreszahlen auf das gesamte Jahr 2021 um, sei China wieder der weltweit größte Markt, erklärte CPCA-Generalsekretär Cui Dongshu am Wochenende in Peking.
Im Jahr 2018 hatte China sogar 54 Prozent des Weltmarkts ausgemacht, dann legten Deutschland und andere europäische Staaten milliardenschwere Förderprogramme auf und übernahmen die Führung. Im Jahr 2021 werde China seinen Vorsprung nicht mehr abgeben, ist sich Cui allerdings sicher. Auch wenn in Europa und den USA die Zulassungen von NEVs stetig zunähme, werde China bis Ende des Jahres nicht unter einen Anteil von 45 Prozent fallen, prognostiziert der CPCA-Generalsekretär.
Besonders erfreulich: Die Förderungen wurden zusammengestrichen – trotzdem wächst der Markt robust. Das zeige, dass nun endlich die Marktmechanismen greifen, wohingegen in China der NEV-Markt lange Zeit von staatlichen Förderprogrammen profitiert habe, sagt Cui.
Im Bereich der reinen Batterie-Fahrzeuge macht China in diesem Jahr sogar 57 Prozent des Weltmarkts aus, wohingegen Europa bei rund 27 Prozent liege und die USA bei 15 Prozent, so die CPCA-Untersuchung. Hierbei sei der US-Autobauer Tesla die unumstrittene Nummer 1. “Das ist eine wahre Win-Win-Situation für Chinas NEV-Markt und Tesla, nachdem sie sich für den Bau einer Gigafactory in Shanghai entschlossen haben”, meint Cui. Telsa hat im Mai 2021 rund 34.000 in China hergestellte E-Autos verkauft, laut CPCA ein Zuwachs um 29 Prozent gegenüber April 2021. Deutschlands Autobauer Volkswagen landet in diesem Zeitraum laut CPCA auf Platz 3, hinter SAIC und noch vor BYD aus Shenzhen. rad
Der verschuldete Immobilienentwickler China Evergrande hat sich am Montag gegen weitere Einschränkungen seiner Kreditlinien und andere Vorsichtsmaßnahmen bei mehreren Banken gewehrt. Das Unternehmen will nun die Guangfa-Bank verklagen, weil sie Konten des Unternehmens mit 20 Millionen Euro eingefroren hatte. Die Bank reagierte damit auf deutliche Anzeichen von Zahlungsschwierigkeiten bei Evergrande. Chinas größter Immobilienentwickler gilt derzeit als weit überschuldet (China.Table berichtete). Der Aktienkurs des Unternehmens fiel am Montag um 16 Prozent. Das Unternehmen befindet sich offenbar über den staatlich festgelegten Obergrenzen für die Verschuldung von Bauträgern. fin
Der Pandemie-Film “Chinese Doctors” führte an diesem Wochenende abermals die chinesischen Kinocharts an, berichtet das China Movie Data Information Network. Die Hauptrollen spielen eine Reihe von Superstars wie Zhang Hanyu und Yuan Quan. Seit seinem Start am 9. Juli spielte der Film 778 Millionen Yuan (100 Millionen Euro) ein, meldet die Nachrichtenagentur Xinhua. Der aufwändig produzierte Film erzählt vom heroischen Kampf der Ärzte am Wuhan-Jinyintan-Krankenhaus gegen die beginnende Seuche im Januar und Februar 2019. Regisseur ist Andrew Lau aus Hongkong, der auch andere patriotische Dramen wie “The Founding of an Army” gedreht hat. Das Drehbuch entstand unter Aufsicht der Propagandaabteilung der Kommunistischen Partei und unter Mitwirkung von Experten der Gesundheitsbehörden. fin
Am 30. Juni 2020 verkündete der Nationale Volkskongress in Peking das sogenannte Nationale Sicherheitsgesetz für Hongkong. Viele Beobachter deuteten diesen einseitigen Akt als eine grundlegende Abkehr vom Prinzip “Ein Land, zwei Systeme”, das für Hongkong im Rahmen der im Jahr 1984 unterzeichneten chinesisch-britischen gemeinsamen Erklärung versprochen worden war.
In der Wirtschaft werden Gesetze wie das Hongkonger Sicherheitsgesetz meist so aufgefasst, dass sich diese primär gegen politischen Dissens richten würden. Doch das ist eine gefährliche Annahme. In der Volksrepublik China können nationale Sicherheitsbedenken auch jeden Aspekt der Wirtschaft tangieren, von Finanzen über Energie bis hin zu Technologie und Infrastruktur. Somit kann die internationale Gemeinschaft auch in Hongkong weitere, weitreichende Veränderungen des Status Quo erwarten – zumal die chinesische Führung ihre absolute Autorität im privaten Wirtschaftssektor derzeit massiv ausweitet, auf dem chinesischen Festland genauso wie in Hongkong.
Laut dem Hongkonger Sicherheitsgesetz hat die Zentralregierung in Peking die Verantwortung für Hongkongs nationale Sicherheitsangelegenheiten. Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam ist gegenüber der Zentralregierung in Bezug auf alle Angelegenheiten der nationalen Sicherheit rechenschaftspflichtig. In Anbetracht des weitgefassten und umfangreichen Charakters des Begriffs der nationalen Sicherheit stellt dies eine grundlegende Änderung der Rechtslandschaft in Hongkong dar.
Das Hongkonger Sicherheitsgesetz definiert “nationale Sicherheit” nicht. Einzelpersonen und Unternehmen, die weiterhin in Hongkong und auf dem chinesischen Festland tätig sind, müssen daher verstehen, was “nationale Sicherheit” innerhalb des Rechtsrahmens der Volksrepublik bedeutet. Denn das Hongkonger “Sicherheitsgesetz” muss im Kontext des weiter gefassten Rechtsrahmens der Volksrepublik verstanden und interpretiert werden.
Der Rechtsrahmen der Volksrepublik erlaubt eine umfangreiche Definition der nationalen Sicherheit und beschränkt das Konzept nicht auf traditionelle Themen wie Terrorismus, Separatismus oder Extremismus. Die Führung in Peking verlangt vielmehr von allen Akteuren, Schlüsselindustrien zu schützen, die für die nationale Wirtschaft lebensnotwendig sind, darunter die Finanzindustrie, der Energiesektor, Firmen der Lebensmittelsicherheit, Kultur, Technologie, Cybersicherheit, ökologischer Schutz und Umweltschutz, Nukleartechnologie sowie der Erforschung und Nutzung des Weltraums.
Diese expansive Definition der nationalen Sicherheit und ihre industrie-übergreifende Anwendung wurden von ranghohen Regierungsbeamten in Hongkong, einschließlich des Chefsekretärs John Lee, der Mitglied des Nationalen Sicherheitskomitees ist, übernommen. Sowohl das Sicherheitsgesetz der Volksrepublik als auch das der Sonderverwaltungszone Hongkong gelten sowohl für staatliche als auch private Einrichtungen.
Internationale Unternehmen mit Geschäften und Interessen in der Volksrepublik und der Sonderverwaltungszone sind angesichts des Hongkonger Sicherheitsgesetzes neuen Risiken und Herausforderungen ausgesetzt. Erstens bedeutet die extraterritoriale Wirkung des Gesetzes, dass Einzelpersonen und Unternehmen für Dokumente, Arbeiten oder Aktivitäten, die außerhalb von Hongkong durchgeführt werden, jedoch die nationale Sicherheit der Volksrepublik “gefährden”, strafrechtlich haftbar gemacht werden können. Dazu könnte der Erhalt von Informationen über Meetings zählen, wenn diese zu einer Schlüsselindustrie gerechnet werden.
Ebenso der Kauf von Dokumenten, die später als Staatsgeheimnis eingestuft werden, oder das Hosting einer Internetseite oder eines Servers außerhalb Hongkongs, dessen Inhalte gegen das Hongkonger Sicherheitsgesetz verstoßen. Zudem könnten angesichts der Vielzahl der Industrien, die von der Führung in Peking mit nationalen Sicherheitsbedenken verknüpft werden, geistige Eigentumsansprüche an Technologien gefährdet sein.
Die jüngste Razzia gegen die Hongkonger Zeitung “Apple Daily“, einschließlich des Einfrierens von Vermögenswerten in Höhe von 18 Millionen Hongkong-Dollar, der Aussetzung des Handels mit Aktien der Muttergesellschaft von “Apple Daily” und der Verhaftung von Mitarbeitern des Führungspersonals, verdeutlichen die umfassenden Befugnisse der Behörden nach dem neuen Gesetz sowie die potenziellen Strafen, die das Hongkonger Sicherheitsgesetz ermöglicht. “Apple Daily” stellte den Betrieb am 24. Juni schließlich vollständig ein. Viele Hongkonger sicherten sich noch die letzte Ausgabe der Zeitung. Internationale Medien, die außerhalb des chinesischen Festlandes und Hongkong operieren, sind ebenfalls von dem Sicherheitsgesetz betroffen.
In der Volksrepublik überschneiden sich Geschäftsgeheimnisse oft mit Staatsgeheimnissen, insbesondere im Zusammenhang mit Staatsunternehmen oder mit der wirtschaftlichen Entwicklungsstrategie Pekings oder der Wettbewerbsfähigkeit des Landes auf dem internationalen Markt. Die vermeintlich “unrechtmäßige” Weitergabe von Staatsgeheimnissen an eine ausländische Institution, Organisation oder Einzelperson außerhalb von Hongkong oder der Volksrepublik, kann mit einer lebenslangen Haft bestraft werden.
Das Hongkonger Sicherheitsgesetz könnte einem staatlichen Unternehmen oder einem chinesischen Konglomerat, das in einem Rechtsstreit die Frage der nationalen Sicherheit aufwirft, einen wichtigen verfahrensrechtlichen Vorteil verschaffen. Zudem können sich aus dem Zusammenschluss oder der Übernahme von Unternehmen Handelsstreitigkeiten ergeben, wenn deren Geschäfte nun, anders als zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung, unter die nationale Sicherheit fallen.
Aufgrund der Auslegung des Hongkonger Sicherheitsgesetzes, die vom Ständigen Ausschuss des Nationalen Volkskongresses zusammen mit der chinesischen Regierung bestimmt wird, ist die Frage, ob eine Angelegenheit tatsächlich eine Frage der nationalen Sicherheit ist oder nicht, keine rechtliche Entscheidung mehr, sondern eine politische.
Bei der Entscheidung, ob eine kommerzielle Angelegenheit eine nationale Sicherheitsangelegenheit ist, spielen geopolitische Spannungen ebenfalls eine Rolle. Andere Gesetze, die von der Zentralregierung in Peking verabschiedet worden sind, deuten weiter darauf hin, dass kommerzielle Einheiten in Angelegenheiten der nationalen Sicherheit einbezogen werden könnten.
So kategorisiert das am 10. Juni 2021 verabschiedete Datensicherheitsgesetz der Volksrepublik Daten und Datenflüsse als nationale Sicherheitsfragen und gibt den Behörden umfangreiche Befugnisse, Unternehmen und ihre Mitarbeiter für illegale Datenübertragungen zu bestrafen. Zudem hat der Ständige Ausschuss des Nationalen Volkskongresses kürzlich das Strafrecht überarbeitet, um Unternehmensspionage ins Visier zu nehmen und jeden zu bestrafen, der “Geschäftsgeheimnisse für ausländische Institutionen, Organisationen und Einzelpersonen stiehlt, ausspioniert, kauft oder unrechtmäßig liefert”.
Schließlich erließ die chinesische Regierung neue Maßnahmen zur Ausweitung der nationalen Sicherheitsüberprüfung von ausländischen Investitionen, die im Januar 2021 in Kraft traten. Da die Spannungen zwischen China und anderen Ländern weiter zunehmen, ist es absehbar, dass nationale Sicherheitsfragen in viel mehr Bereichen als bisher auftauchen werden. Bei der Verlagerung von Geschäften sollten Einzelpersonen und internationale Unternehmen auf die unbeabsichtigte Weitergabe von Staats- und Geschäftsgeheimnissen oder Geheimdienstinformation an ausländische Unternehmen achten, die einen Verstoß gegen das Hongkonger Sicherheitsgesetz darstellen könnten.
Gemäß dem chinesischen Datensicherheitsgesetz sind für Unternehmen hohe Strafen vorgesehen, wenn sie “sensible” Daten außerhalb der Landesgrenzen übertragen. Das heißt: Wenn Unternehmen von ausländischen Justiz- oder Strafvollzugsbehörden zur Herausgabe von Daten aufgefordert werden, dürfen sie diese Daten nicht ohne die Erlaubnis der chinesischen Behörden übertragen. Angesichts dieser gesetzlichen und regulatorischen Änderungen wird es für internationale Unternehmen zunehmend schwierig, gleichzeitig die Gesetze und Vorschriften in der Volksrepublik und Anderswo zu befolgen. Gemäß dem jüngsten Zusatzartikel zu Hongkongs Einwanderungsordnung können Hongkongs Behörden Ausreiseverbote gegen Jedermann verhängen.
Da die chinesische Regierung weiterhin aggressiv ihre Rolle als globale Führungsmacht in sozialer, politischer und wirtschaftlicher Hinsicht “zurückfordert”, wird sich Hongkong wahrscheinlich noch weiter von seinen vergangenen liberalen Traditionen entfernen. Es ist unbedingt erforderlich, dass die internationale Gemeinschaft diesen Paradigmenwechsel versteht und diese neuen Risiken bei ihren zukünftigen Tätigkeiten und Geschäften in Hongkong und der Volksrepublik in Betracht zieht.
Dennis W. H. Kwok war als Abgeordneter im Hongkonger Stadtparlament (Legislative Council) Vorsitzender des “Gremium für Justizverwaltung und Rechtsdienstleistungen” und des “House Committees”. Im Juli 2020 wurde er zusammen mit weiteren Vertretern der demokratischen Opposition von Neuwahlen ausgeschlossen.
Dieser Artikel ist eine ins Deutsche übersetzte Zusammenfassung eines Papers, das vom ASH Centre for Democratic Governance and Innovation der Harvard Kennedy School als Teil einer Artikelserie veröffentlich wurde. Mehr dazu finden Sie hier. Er erschien zuerst im China Bulletin der Friedrich Naumann Stiftung.
Jensen Huang (Huang Renxun), Mitgründer und CEO des Grafikkarten-Herstellers NVIDIA, hat den Preis “Asian American Engineer of the Year” für sein Lebenswerk erhalten. Huang stammt aus Taiwan, hat heute aber auch die US-Staatsbürgerschaft. Der 58-Jährige hat das Unternehmen 1993 gegründet und ist durch seine Aktienanteile inzwischen Milliardär.
Li Fushen hat den Vorstand des Telekommunikationskonzerns China Unicom verlassen und wechselt in eine externe Position. Li war auch Vize-Parteisekretär des Unternehmens. Das Unternehmen betonte, die Trennung verlaufe einvernehmlich. Das Manager-Profil von Li verschwand von der firmeneigenen Internetseite.
Lunch hinter Plexiglas: Chinas olympisches Frauenfußballteam ist in seiner Basis in der Präfektur Miyagi eingetroffen. Die Sportlerinnen mussten vom Tokioter Flughafen Narita noch 350 Kilometer mit dem Bus nach Norden fahren. Am Mittwoch spielen sie in der Vorrunde gegen Brasilien. In der Stadt Rifu, in der das Stadion steht, sorgen sich die Anwohner unterdessen, dass neue Corona-Infektionen eingeschleppt werden könnten. Trotz Masken, Impfpflicht und Tests. Und trotz Plexiglasscheiben.