Table.Briefing: China

Politisierung Olympias + Greenwashing von Investments + Shenzhens KI-Vorschriften

  • Kontroverse um Mao-Pins bei Verleihung von Medaillen
  • Warnungen vor Greenwashing bei Finanzanlagen
  • Wuhan testet die ganze Stadt auf Corona
  • Behörden untersuchen Preise von Halbleitern
  • Mehr Informationen zur Mission der Fregatte gefordert
  • Wird mehr “local content” für Medizintechnik Pflicht?
  • Hongkonger Künstler Kacey Wong flieht nach Taiwan
  • Tools: Künstliche Intelligenz in Shenzhen
Liebe Leserin, lieber Leser,

politische Bekundungen in Sportstadien sind keine Seltenheit. Die wohl bekannteste war bisher wohl die Black-Power-Geste der afroamerikanischen Sprinter Tommie Smith und John Carlos, die während der Siegerehrung zum 200-Meter-Lauf der Olympischen Spiele 1968 in Mexiko-Stadt ihre Fäuste hoben und damit Geschichte schrieben. US-Basketballspieler trieben im vergangenen Jahr Donald Trump zur Weißglut, indem sie sich beim Abspielen der Nationalhymne hinknieten.

Kontroversen um die Politisierung der Spiele gibt es auch in diesem Jahr: Die chinesischen Bahnrad-Sprinterinnen Bao Shanju und Zhong Tianshi standen bei der Siegerehrung mit einem Mao-Pin in Rot und Gold auf dem Podium. Das Olympische Komitee untersucht die Angelegenheit nun als möglichen Verstoß gegen die Regeln. In China zeigte sich die Presse patriotisch angetan – obwohl gerade die Volksrepublik selbst immer am lautstärksten vor einer Politisierung von Sportveranstaltungen warnt. Marcel Grzanna hat einen genaueren Blick auf das Paradox geworfen.

Widersprüche finden sich auch in Chinas Green-Finance-Bereich: Nachhaltige Investments gelten in der Volksrepublik als ein zentraler Baustein, um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen. Die neuen Regulierungen für mehr Nachhaltigkeit liegen aber weit hinter internationalen Standards zurück. Nico Beckert hat sich die Gefahr des Greenwashings bei den nachhaltigen Geldanlagen genauer angesehen.

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Amelie Richter
Bild von Amelie  Richter

Analyse

Olympia: Mao auf dem Podium

Zhong Tianshi und Bao Shanju bei Olympia mit Mao-Brosche
Zhong Tianshi und Bao Shanju bei der Medaillenübergabe. Neben der chinesischen Flagge steckt der rot-goldene Pin mit Mao-Antlitz.

Als Großer Steuermann, zu dem er einst erkoren wurde, hätte Chinas verstorbener Staatsgründer Mao Zedong bei Olympia vielleicht eine Siegerehrung für den chinesischen Ruder-Achter bevorzugt. So aber kaperten die beiden Bahnrad-Sprinterinnen Bao Shanju und Zhong Tianshi nach ihrem Goldtriumph sein Antlitz. Die beiden Athletinnen hatten zur Medaillenzeremonie am Montag jeweils einen Button an die Brust geheftet, der das Konterfei Maos zeigte – klein, aber aus der Nähe deutlich erkennbar.

Die Buttons entzündeten eine Kontroverse, weil sie vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) als politisches Symbol gewertet werden könnten und demnach als Verstoß gegen Artikel 50 der Charta bestraft werden müssten. Das IOC leitete am Dienstag tatsächlich eine Untersuchung ein und forderte eine Stellungnahme der chinesischen Mannschaft an. Es befindet sich in dieser Angelegenheit aber selbst in der Bredouille.

Erst am Sonntag hatte die US-Kugelstoßerin Raven Saunders bei der Siegerehrung ihre Arme über dem Kopf gekreuzt. Eine Geste, die sie als Unterstützung “der Unterdrückten” verstanden wissen wollte, wie sie sagte. Das Olympische Komitee der USA sprang der Silbermedaillen-Gewinnerin zur Seite und erkannte in der Geste einen “friedvollen Ausdruck”, um soziale Gerechtigkeit für Menschen aller Hautfarben zu signalisieren. Das IOC ließ die Geste bislang unbestraft, auch weil es erst vor wenigen Wochen angekündigt hatte, die Auslegung von Artikel 50 weniger streng verfolgen zu wollen, als das in der Vergangenheit der Fall war.

Vielleicht fühlten sich die Chinesinnen deshalb ermutigt, ihrerseits ein politisches Signal zu setzen. Es wird interessant zu sehen, wie das IOC damit umgeht: Ob es die Ehrerweisung für einen brutalen Diktator wie Mao, der mit seiner Politik Millionen Menschenleben auf dem Gewissen hatte, ebenso zulässt wie die Unterstützung einer gesellschaftlichen Bewegung, die weitgehend als Symbol gegen die Ungleichheit in der Welt wahrgenommen wird. Zumal Peking schon in wenigen Monaten Gastgeber der Olympischen Winterspiele sein wird und IOC-Präsident Thomas Bach als Freund Chinas gilt.

Anerkennung der Geste in chinesischen Medien

In der Volksrepublik jedenfalls wurde die Geste der Bahnradsportlerinnen wohlwollend aufgenommen, obwohl die Regierung so oft wie keine andere in der Welt gebetsmühlenartig wiederholt, dass sie eine Politisierung des Sports strikt ablehne. Das tat sie schon 2008, als sie selbst Ausrichter der Sommerspiele war. Das Nachrichtenportal Cankao Xiaoxi beispielsweise pries die Aktion als gelungen. Das Portal ist angebunden an die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua und hat vor allem Funktionäre der Kommunistischen Partei als Zielgruppe. Angesichts des engen Korsetts, in das auch staatliche Medien in China gezwängt werden, ist es nahezu unmöglich, dass der Widerspruch zur eigenen Maxime versehentlich durchgerutscht ist.

Es scheint fast so, als solle der Grundsatz der Nicht-Politisierung eher für alle anderen gelten als für die Volksrepublik China. Vergangene Woche wetterte die chinesische Botschaft in Sri Lanka gegen ein Foto der Nachrichtenagentur Reuters, das eine chinesische Gewichtheberin im Moment großer Kraftanstrengung und verzerrtem Gesicht zeigte. Die Diplomat:innen erkannten böswillige Absicht, wohl um Chinas Sportler:innen absichtlich unvorteilhaft aussehen zu lassen, wenn sie schon so viele Medaillen gewinnen. Eine politisch motivierte Breitseite gegen ein westliches Medium, das wie viele andere für seine Berichterstattung über die Volksrepublik China von chinesischer Seite kritisiert wird.

Auch die staatliche chinesische Tageszeitung Global Times konnte sich einen politischen Seitenhieb in Richtung der USA nicht verkneifen, als sie die US-Niederlage gegen Frankreich im Basketball vergangene Woche als Symbol für die Entwicklung der globalen Kräfteverhältnisse interpretierte. Es sei Zeit, dass die US-Amerikaner aus ihrem Traum der Unbesiegbarkeit aufwachen, lautete der Appell. “Vielleicht können die Vereinigten Staaten noch in Anspruch nehmen, dass ihre Profiliga den höchsten Level des Basketballs repräsentiert. Aber sie sollten sich im Klaren sein, dass die Welt schnell aufholt und sich die Lücke schneller schließen wird, als sie sich das vorstellen können”, hieß es.

Olympia: Sport als Kräftemessen der Systeme

Dabei hätten die Chines:innen solche Spitzen aus rein sportlicher Sicht gar nicht nötig, wenn man sich den Medaillenspiegel der Tokio-Spiele anschaut. Das Land steht ganz vorne mit den meisten gewonnenen Goldmedaillen. Schon seit 2008 macht China den US-Amerikaner:innen regelmäßig erfolgreich den Spitzenplatz streitig.

Es befinden sich jedoch nicht alle im Siegesrausch. Chinesische Analyst:innen kommen in staatlichen Medien zu Wort, die betonen, dass Medaillen nicht alles sind. Es gehe stattdessen um Hoffnung für die Zukunft und die Einigkeit der Welt. Doch immer schon war der Sport für Weltmächte eine Bühne zum Kräftemessen der Systeme. Sowohl in Zeiten des Kalten Krieges, als die USA und die Sowjetunion sich noch unerbittliche Wettkämpfe lieferten, als auch heutzutage.

Wie sensibel politische Äußerungen bei den Olympia in China aufgenommen werden, wenn sie den nationalen Interessen des Landes zuwiderlaufen, zeigen derweil die wütenden Beschimpfungen gegen das taiwanische Badminton-Doppel Lee Yang und Wang Chi-lin. Im Finale hatten die Taiwaner gegen ein chinesisches Doppel gespielt und gewonnen. Bei der Siegerehrung wehte weder die taiwanische Nationalflagge noch erklang die Nationalhymne. Stattdessen müssen sich taiwanische Athleten mit einer neutralen Fahne und Hymne begnügen – ein Kompromiss zwischen IOC und Peking. Olympiasieger Lee widmete die Goldmedaille daraufhin “meinem Land, Taiwan.” Chinesische Nationalisten wetterten gegen die Athleten für deren Patriotismus.

Rechtfertigen musste sich auch der Hongkonger Badminton-Spieler Angus Ng Ka-long, der zum Wettkampf ein schwarzes T-Shirt getragen hatte, statt das offizielle Trikot der Hongkonger Mannschaft. Dieses trägt das Logo der Hongkong Special Adminstrative Region (HKSAR), einem Symbol für die Zugehörigkeit der Stadt zur Volksrepublik China. Auf Ngs Oberteil hatte er lediglich seinen Namen drucken lassen. Die Zeit sei zu knapp gewesen, auch noch das HKSAR-Logo zuzufügen, erklärte er. Schwarze Kleidung war während der Massenprotest in Hongkong gegen Chinas wachsenden Einfluss als Zeichen der Einigkeit unter den Demonstranten beliebt. Entsprechend wütend forderten die chinesischen Nationalisten, einer wie Ng sollte gar nicht bei den Olympia antreten dürfen.

Der Zorn kann sich in Einzelfällen aber auch gegen die Athleten des eigenen Landes richten, wie das Tischtennis-Mixed Liu Shiwen und Xu Xin nach ihrer Finalniederlage gegen den Erzrivalen Japan feststellen mussten. Sie haben die Nation im Stich gelassen, lautete der Tenor in Teilen der Sozialmedien. Auch die unterlegenen Badminton-Spieler, die gegen das taiwanische Doppel verloren hatten, wurde zur Zielscheibe des Ärgers. Das wird zwar kaum die Haltung einer Mehrheit widerspiegeln. Doch die pure Existenz solcher Äußerungen zeigt, dass hier Patriotismus vor Sportsgeist kommt.

Die Schützin Wang Luyao, die mit der Luftpistole das Finale verpasst hatte, musste sich in einigen Kommentaren sogar die Frage gefallen lassen: “Haben wir dich zu den Olympischen Spielen geschickt, damit du schwach bist?”, schrieb der BBC zufolge ein Nutzer auf der Sozialplattform Weibo. Ihrer Teamkollegin Yang Qian, die im Schießen das erste Gold für China in Tokio gewann, wurde trotz ihres Sieges ein Foto zum Vorwurf gemacht, auf dem sie ihre Schuhe des US-Sportartikelherstellers Nike zur Schau gestellt hatte. Nike hatte angekündigt, Baumwolle aus Xinjiang wegen Vorwürfen der Zwangsarbeit gegen deren Produzenten nicht mehr verwenden zu wollen. “Solltest du als chinesische Athletin nicht vorangehen und Nike boykottieren?” Yang hatte das Foto daraufhin gelöscht.

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Nachhaltige Finanzanlagen: China anfällig für Greenwashing

Ob Al Gore, eine ehemalige BlackRock-Führungskraft oder der Economist: Die Warnungen vor Greenwashing im Bereich der grünen Geldanlage nehmen zu. Immer mehr Länder legen Unternehmen deswegen Pflichten auf, bestimmte Umwelt- und Klima-Informationen zu ihren Aktivitäten zu veröffentlichen. Auch Peking hat nun neue Regeln erlassen.

Nachhaltige Investments gelten in China als ein zentraler Baustein, um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen. Pekings Klima-Sondergesandter Xie Zhenhua sagte kürzlich, Green Finance werde ein wichtiger Bestandteil von Chinas Plan zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2060, der schon bald veröffentlicht werden soll. Die Zentralbank hat den Sektor als eine ihrer Prioritäten für das Jahr 2021 festgelegt (China.Table berichtete). Ihr Vorsitzender sagte Anfang Juni, er hoffe, die G20-Länder könnten sich bis Ende des Jahres auf einen gemeinsamen Standard zur Offenlegung von klimarelevanten Unternehmens-Informationen einigen.

Neue Regulierung mit Schwächen bei Klimadaten

Ende Juni hat China neue Regulierungen erlassen, die Unternehmen dazu bringen soll, die Klimaauswirkungen ihres wirtschaftlichen Handels offenzulegen. Aber die neuen Regeln liegen weit hinter internationalen Standards zurück. Unternehmen, die an chinesischen Börsen notiert sind, sollen demnach in ihren Halb- und Jahresberichten freiwillig darstellen, welche Maßnahmen sie zur Reduzierung ihrer Kohlenstoffemissionen während des Berichtszeitraums ergriffen haben und welche Auswirkungen diese haben.

Die Betonung liegt hier für die meisten Firmen noch auf “freiwillig”. Lediglich große, besonders schmutzig wirtschaftende Unternehmen (“key polluting enterprises”), die an der Börse notiert sind, werden gesetzlich verpflichtet, in ihren Jahres- und Halbjahresberichten Umweltdaten zu veröffentlichen. Unter diese fallen unter anderem:

  • die Gesamtmenge der Emissionen und die Namen der Schadstoffe,
  • welche Anlagen zur Vermeidung und Verminderung von Emissionen gebaut und betrieben wurden, sowie
  • im Berichtszeitraum verhängte Verwaltungssanktionen im Umweltbereich.

Doch die Leitlinien enthalten keine Angaben darüber, ob die “Hauptverschmutzer” auch die von ihnen verursachten CO2-Emissionen offenlegen sollen. Experten gehen davon aus, dass sie lediglich den Ausstoß an Schwefeldioxid, Stickoxiden, Ruß (Partikel/Staub) und flüchtigen organischen Verbindungen melden müssen. Denn hohe Emissionen in diesen Bereichen definieren ein “wichtiges umweltverschmutzendes Unternehmen”. Unternehmen, die nicht zu den “Hauptverschmutzern” gehören, steht es frei, Umweltdaten zu veröffentlichen. Sie müssen die Unterlassung lediglich begründen.

Zunächst hatte die chinesische Wertpapieraufsichtsbehörde geplant, dass alle in China börsennotierten Unternehmen bis 2020 Umweltinformationen offenlegen müssen. Doch bisher ist das nicht geschehen und es wurde kein Grund für die Verzögerung angegeben. Es wird spekuliert, dass der Corona-Ausbruch die Verschiebung verursacht hat.

Weit hinter internationalen Standards

Zum Vergleich: Internationale Standards zur Offenlegung von Klimainformationen wie die der Task Force on Climate-Related Financial Disclosures (TCFD) sehen unter anderem vor, dass Unternehmen folgende Informationen veröffentlichen:

  • die Höhe der Treibhausgasemissionen, untergliedert in selbst verursachte Emissionen (“Scope 1”) und solche, die durch den Strom- und Wärmeverbrauch (“Scope 2”) sowie innerhalb der Lieferkette und gegebenenfalls bei der Nutzung der verkauften Produkte (“Scope 3”) anfallen,
  • Klima-bezogene Risiken und Chancen – beispielsweise Wettbewerbsrisiken, wenn beispielsweise Verbrenner-Autos nicht mehr verkauft werden dürfen, aber auch akute Risiken durch Extremwetterereignisse
  • die Auswirkungen Klima-bezogener Risiken und Chancen auf das Geschäft und die Finanzplanung des Unternehmens, beispielsweise Kosten, die dem Unternehmen durch neue Regulierungen zur Minderung des Klimawandels drohen,
  • die von der Organisation angewandten Verfahren zur Identifizierung, Bewertung und Management Klima-bezogener Risiken.

Finanzindustrie fordert weitere Klima-Informationen

Internationale Investoren fordern weitere Anstrengungen bei der ESG-Berichterstattung chinesischer Unternehmen. Die für den Norwegischen Pensionsfonds verantwortliche Abteilung der dortigen Zentralbank schrieb der China Securities Regulatory Commission: Unternehmen würden “von einer detaillierteren Anleitung [zur Offenlegung von ESG-Informationen] profitieren”. Chinas Behörden könnten sich an internationalen Rahmenwerken wie der TCFD zur Offenlegung von ESG-Informationen orientieren, schlagen die norwegischen Anlage-Verwalter vor, die laut eigenen Angaben circa fünf Milliarden US-Dollar in chinesische Aktien und 1,8 Milliarden Dollar in festverzinsliche Anlagen in China investiert haben.

Experten glauben, dass noch viel zu tun ist. Janz Chiang, Umwelt-Analyst bei der Beratungsfirma Trivium China, sagt, die “bestehenden Offenlegungspflichten sind nützlich, aber eine Ausweitung der Pflicht zur Offenlegung von Umweltinformationen auf alle börsennotierten Unternehmen in China wäre ein großer Schritt.” Nur so ließe sich die Vergleichbarkeit der Umweltfreundlichkeit börsennotierter Unternehmen verbessern. Statt wie bisher auf Freiwilligkeit sollte der Gesetzgeber also auf Zwang setzen.

Bisherige Klima-Informationen lückenhaft

Einige chinesische Firmen stellen jedoch tatsächlich bereits freiwillig Informationen über die Umwelt- und Klimafolgen ihrer Tätigkeit zur Verfügung. Doch sie sind sehr lückenhaft. Zwar publizieren mittlerweile 85 Prozent der Unternehmen aus dem wichtigsten chinesischen Aktienindex (Chinese Securities Index 300) einen jährlichen ESG-Bericht mit Informationen zu Umwelt-, sozialen und Governance-Fragen. Doch nur zwölf Prozent dieser Berichte werden von unabhängigen Prüfern begutachtet.

Der Umfang und die Qualität dieser Daten liegt unter dem Niveau von Firmen an anderen großen Börsen wie in den USA, Japan, Großbritannien oder Hongkong. Das belegt ein Bericht des chinesischen Versicherers Ping An. Nur 26 Prozent der ESG-Berichte der CSI-300-Unternehmen enthalten überhaupt Informationen über die von den jeweiligen Unternehmen verursachten Treibhausgasemissionen.

Laut Ping An wissen viele chinesische Unternehmen häufig gar nicht, wie sie ihre CO2-Emissionen überhaupt zu berechnen haben, “insbesondere wenn sie in Scope 1, 2 und 3-Emissionen kategorisiert werden müssen”, wenn sie also auch Emissionen entlang der Lieferkette und bei der Nutzung und Entsorgung ihrer Produkte auftretende Emissionen angeben sollen. Bei chinesischen Firmen aus anderen Börsenindizes sieht die Situation noch schlechter aus. Nur 27 Prozent aller in China gelisteten Unternehmen haben im letzten Jahr ESG-Berichte veröffentlicht.

Laut dem Finanzdienstleister MSCI gehören börsennotierte, chinesische Staatsunternehmen zudem zu den weltweit größten CO2-Emittenten, die gar keine Informationen zu ihren Emissionen veröffentlichen. Unter den weltweit zehn größten CO2-Verursachern, die keine Daten offenlegen, sind demzufolge sieben chinesische Firmen.

Green Finance bisher ohne Klimawirkung

Es verwundert dementsprechend nicht, dass der Effekt der Regeln sich bisher in Grenzen hält. Analyst Chiang: “Green Finance in China hat die Emissionen nicht wesentlich reduziert oder dem Klimawandel entgegengewirkt.” Und das, obwohl das Land laut eigenen Angaben der zweitgrößte Green-Finance-Markt der Welt ist. Doch es mangelt nicht nur an brauchbaren Informationen über die Umwelt- und Klimaauswirkungen der Unternehmen. Auch die chinesischen Standards, was als grünes Investment eines Unternehmens gilt, entsprechen kaum internationalen Standards (China.Table berichtete).

Chiang ist jedoch optimistisch, dass sich die Auswirkungen grüner Investitionen auf das Klima bald ändern werden, da es politische Impulse gebe, die das Wachstum des Green Finance Sektors vorantreiben. “Der Schwerpunkt liegt darauf, sicherzustellen, dass die investierten Mittel wirksam sind.”

Dazu gehört ein Vorstoß der Zentralbank, dass Chinas Finanzinstitute Klima-bezogene Informationen offenlegen sollen. Laut Chiang gibt es erste Pilotprojekte dazu. Und Yi Gang, Vorsitzender der Zentralbank, hat wiederholt verlauten lassen, dass die Offenlegung für Finanzinstitute verpflichtend gemacht werden soll. Das ist allerdings nur möglich, wenn die Finanzinstitute brauchbare Klima-Daten von Unternehmen erhalten, denen sie Geld leihen oder deren sie Anteile halten.

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News

Wuhan testet alle Einwohner auf Covid

Im Zuge des jüngsten Corona-Ausbruchs setzt China weiter auf eine Null-Covid-Strategie. Nun will Wuhan angesichts eines kleineren Clusters die gesamte Bevölkerung testen lassen. Wie die staatliche “Volkszeitung” am Dienstag berichtete, entschied dies die Lokalregierung. Vorausgegangen waren die ersten Infektionen in der Stadt seit gut einem Jahr – diese allerdings waren mit der hochansteckenden Delta-Variante erfolgt.

Wuhan war Ende 2019 das erste Zentrum der Pandemie. Am Dienstag waren in der Yangtse-Stadt laut einem Bericht der Hongkonger South China Morning Post bereits 11 Fälle gemeldet. Die Fälle sollen auf Wanderarbeiter:innen zurückgehen. Die meisten neuen Fälle scheinen sich bisher entlang des Yangtse-Stroms zu konzentrieren. Nach einem Ausbruch am Flughafen der ostchinesischen Stadt Nanjing vor zwei Wochen sind dort bis heute mehr als 200 Fälle registriert. Es folgt das benachbarte Yangzhou mit knapp 100 registrierten Infektionen. Beide Städte liegen am Yangtse-Unterlauf.

Zugleich aber breitet sich die Delta-Variante auf immer mehr Städte in China aus. Bislang wurden nach Agenturberichten landesweit mehr als 400 Infektionen mit der Variante in mehr als 20 Städten gemeldet. Vielerorts werden Massentests durchgeführt, in manchen Städten auch betroffene Viertel abgeriegelt. Millionen Bürgerinnen und Bürger mussten zurück in den Lockdown. Auch wurden Reisen in Teilen des Landes eingeschränkt – so dürfen chinesische Touristen etwa derzeit nicht in die Hauptstadt Peking reisen. ck

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Behörden untersuchen Spekulationen mit Chips für Autos

Die chinesische Marktaufsicht geht dem Verdacht nach, dass Zwischenhändler die Preise für Halbleiter bewusst hochgetrieben haben. Es vor allem um Hamsterkäufe von Chips für die Fahrzeugindustrie und Preisabsprachen vor deren Weiterverkauf. Die Untersuchung liegt in den Händen der State Administration for Market Regulation (SAMR). Das berichten das Wall Street Journal und weitere Nachrichtenquellen. Welche Unternehmen gemeint sind, ging aus der Mitteilung nicht hervor. Die Autoindustrie leidet derzeit ohnehin unter Lieferengpässen bei Chips. fin

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Peking fordert mehr Informationen zu Besuch der Fregatte

Chinas Außenministerium hat einem Medienbericht zufolge mehr Informationen über die Absichten der Fregatte “Bayern” im Südchinesischen Meer gefordert, bevor die ausstehende Erlaubnis für einen Hafenbesuch in Shanghai ausgesprochen wird. Das Ministerium habe bestätigt, dass es eine entsprechende Anfrage auf Besuch des Hafens aus Berlin gebe, berichtete South China Morning Post am Dienstag. Jedoch seien die Informationen über die Fahrt des Kriegsschiffes “zu verwirrend”, wie die Zeitung einen Sprecher des chinesischen Außenministeriums zitierte. “China wird eine Entscheidung treffen, nachdem die deutsche Seite die diesbezüglichen Absichten vollständig geklärt hat.”

Der Sprecher sagte dem Bericht zufolge, China hoffe, Kriegsschiffe würden sich auf ihren Reisen im Südchinesischen Meer “ernsthaft an das Völkerrecht halten” und die Souveränität, Rechte sowie Interessen der Anrainer respektieren.

Der Bericht mit den Aussagen des chinesischen Ministeriums sei bekannt, sagte ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums auf eine Anfrage des China.Table. Er bestätigte, dass eine Antwort auf die Anfrage nach dem Hafenbesuch noch ausstehe. Berlin hatte zuvor angekündigt, die Fregatte werde sich bei der Durchfahrt durch das Südchinesische Meer an internationale Handelsrouten halten (China.Table berichtete). Die Marine rechne sowohl mit Begleitung durch chinesische Schiffe als auch mit Überflügen durch die chinesische Luftwaffe, nicht aber mit einer Konfrontation. ari

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Insider: Mehr Waren sollen zu 100 Prozent vor Ort produziert sein

Chinas Regierung hat anscheinend bereits im Mai neue Beschaffungsrichtlinien herausgegeben, die bis zu 100 Prozent heimisch hergestellte Bestandteile für Hunderte von Waren vorsehen und so neue Barrieren für ausländische Lieferanten errichten. Unter die Richtlinien fallen unter anderem Röntgengeräte und Magnetresonanztomografen (MRT), wie Reuters unter Berufung auf drei in den USA ansässigen Quellen am Dienstag berichtete.

Das entsprechende Dokument mit der Nummer 551 sei am 14. Mai vom chinesischen Finanzministerium und dem Ministerium für Industrie und Informationstechnologie (MIIT) herausgegeben worden, sagte ein ehemaliger US-Regierungsbeamter, der eine Kopie des bisher nicht öffentlich gemeldeten 70-seitigen Katalogs vorliegen hat. China verstoße damit gegen Ideen des Phase-One-Handelsabkommens zwischen der Volksrepublik und den Vereinigten Staaten, so der Beamte. Denn demnach müssten Barrieren abgebaut und nicht neu geschaffen werden.

Das Dokument ist dem Bericht zufolge bereits an chinesische Krankenhäuser, Unternehmen und andere staatliche Käufer gesendet worden. Darin werden demnach für 315 Artikel Vorgaben für die in China einzukaufenden Bestandteile neu geregelt, die zwischen 25 bis zu sogar 100 Prozent liegen sollen. Zu den betroffenen Artikeln gehören medizinische Geräte, bodengestützte Radargeräte, Prüfmaschinen, Bedarf für die Tierhaltung, seismische Instrumente sowie geophysikalische Geräte, wie der Bericht den ehemaligen Beamten weiter zitiert. ari

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Hongkonger Künstler Kacey Wong nach Taiwan geflohen

Der für seine Peking-kritischen Positionen bekannte Künstler Kacey Wong hat Hongkong verlassen. Er sei aus politischen Gründen ins Exil nach Taiwan gegangen, sagte Wong am Dienstag der Nachrichten-Website “Hong Kong Free Press”. Er fühle sich durch das umstrittene Hongkonger Sicherheitsgesetz in seiner künstlerischen Freiheit eingeschränkt. Auf Facebook und Youtube veröffentlichte der 51-Jährige ein Video, in dem er das Lied “We’ll Meet Again” (“Wir werden uns wiedersehen”) von Vera Lyst singt. “Weggehen ist nicht einfach, Bleiben ist auch schwer”, schrieb er dazu. “Hong Kong Free Press” zufolge sagte Wong, er wolle “100 Prozent Freiheit fordern, ohne Kompromisse”.

Die Entscheidung, die Finanzmetropole zu verlassen, habe er nach der Festnahme von 47 prodemokratischen Aktivist:innen im Januar getroffen. “Für mich ist das ein Zeichen für die Zerstörung von Hongkongs Rechtssystem, wie wir es kennen.” Während viele Hongkonger derzeit nach Großbritannien auswandern, sagte Wong, er habe sich speziell für Taiwan entschieden, da es dort eine lebendige Kunstszene gebe und er Raum für Wachstum finden würde: “Ich habe Taiwans Kultur und Kunst immer geschätzt, ich denke, sie ist sehr reif und tief und die Gesellschaft ist raffiniert und roh zugleich, was mir gefällt”, sagte Kacey Wong. ari

  • Gesellschaft
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  • Kultur
  • Nationales Sicherheitsgesetz
  • Taiwan

Presseschau

Delta Variant Arrives in Wuhan After More Than a Year With No Covid-19 WSJ (PAY)
Tokyo Olympics: Chinese athletes crumble under pressure as nationalists back home turn on them INDEPENDENT
China’s Tencent tightens games controls for children after state media attack THE GUARDIAN (PAY)
The terms of China’s massive loan spree FT (PAY)
China’s latest high mobility tactical vehicle enters mass production GLOBALTIMES (STAATSMEDIUM)
Nach der Flut in Henan: Die chinesische Regierung sucht nach Schuldigen FAZ (PAY)
Wuhan lässt gesamte Bevölkerung auf Corona testen SUEDDEUTSCHE
Chinas Wirtschaft zeigt erstmals seit den Corona-Lockdowns Schwächen NZZ (PAY)
Chinesischer Markt: Deutsche E-Autos fahren hinterher TAGESSCHAU
China steckt in einem Klima-Dilemma HANDELSBLATT (PAY)

Tools

Künstliche Intelligenz: Shenzhen erlässt erste lokale Vorschriften

Von Alexander Chipman Koty, Dezan Shira

Shenzhen wird oft als Chinas Silicon Valley bezeichnet und beherbergt führende Technologieunternehmen wie Tencent und Huawei. Als Vorreiter für die Anwendung neuer Technologien hat die Stadt kürzlich Pläne zur Regulierung und Förderung der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) veröffentlicht und ist damit die erste lokale Regierung in China, die gezielte Maßnahmen für diesen Sektor einführt.

Am 28. Juni 2021 legten die politischen Entscheidungsträger dem örtlichen Volkskongress einen entsprechenden Entwurf für Vorschriften zur Förderung der KI-Branche in der Sonderwirtschaftszone Shenzhen zur Prüfung vor. Die Verordnungen wurden in eine Liste der 222 Schlüsselaufgaben von Shenzhen für das Jahr 2021 aufgenommen. Die Politik hat den vollständigen Inhalt zwar noch nicht veröffentlicht. Laut einer Pressemitteilung der Stadtverwaltung von Shenzhen gehört die Verordnung jedoch zusammen mit den Vorschriften für die Biotechnologie- und Gentechnikbranche zu den wichtigsten Gesetzesvorhaben der Stadt.

Der Wortlaut der Verordnungen steht zwar noch nicht im Detail fest. Sie sollen aber auf jeden Fall die Nutzung und Entwicklung von Künstlicher Intelligenz im öffentlichen und privaten Sektor fördern, einen Rahmen für die Zulassung von KI-Produkten und -Dienstleistungen schaffen und ethische Fragen der KI-Nutzung regeln.

Förderung der KI-Forschung und -Anwendung

Die Verordnungen enthalten Maßnahmen, die öffentliche Einrichtungen und Unternehmen dazu ermutigen sollen, in die KI-Forschung und -Entwicklung zu investieren und KI-Anwendungen aktiv in die Praxis umzusetzen.

Was die Forschung betrifft, so sollen die Verordnungen neue Anreize für Universitäten und andere höhere Bildungseinrichtungen schaffen, interdisziplinäre KI-Kurse einzurichten, Forschungs- und Entwicklungslabore zu gründen und mit der Industrie zusammenzuarbeiten, um Arbeitskräfte auszubilden und Innovationen zu fördern. Sie legen auch fest, dass die Gehälter und andere Anreize für KI-Forscher flexibel sein sollten, um Spitzenkräfte anzuziehen.

Darüber hinaus weisen die Verordnungen staatliche Stellen an, Künstlicher Intelligenz so weit wie möglich im Tagesgeschäft einzusetzen und die Verwaltung von Zuschüssen und die Beschaffung vorrangig an KI-Marktführer zu vergeben. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die tatsächliche Einführung von KI durch Behörden zu beschleunigen.

Um die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz weiter zu fördern, soll das Genehmigungsverfahren für KI-Produkte und -Dienstleistungen verkürzt und ein Risikomanagementsystem eingeführt werden, das den Schwerpunkt auf Erprobung und Nutzung legt.

Die Verordnungen legen besonderen Wert auf die Entwicklung und Einführung von Künstlicher Intelligenz im Gesundheitssektor. Sie ermutigen Gesundheitseinrichtungen – ohne konkreten Zwang – dazu, straffe Prüfsysteme für die Genehmigung von KI-Produkttests zu schaffen. In ähnlicher Weise wird Shenzhen Gesundheitseinrichtungen erlauben, KI-Produkte und -Dienstleistungen mit geringem Risiko in begrenztem Umfang zu testen.

Aufsicht über die Datennutzung

Gemäß den Verordnungen wird Shenzhen den Akteuren der Industrie einen verbesserten Zugang zu den Daten der Regierung gewähren, sofern die gemeinsame Nutzung dieser Daten mit den einschlägigen Gesetzen vereinbar ist. Durch die gemeinsame Nutzung von Daten mit der Industrie hofft die Stadt, die Entwicklung von KI-Produkten und -Dienstleistungen zu beschleunigen, die für die lokalen Bedingungen geeignet sind.

Um Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der Datennutzung auszuräumen, sieht die Verordnung vor, dass die Regierung einen KI-Ethikausschuss einrichtet, der Leitlinien für die Entwicklung und Nutzung von Künstlicher Intelligenz vorgibt und die Datenschutzrechte der Einwohner schützt. KI-Anwendungen sollen so entwickelt werden, dass sie die wirtschaftliche und soziale Entwicklung fördert und gleichzeitig ethische Belange auf standardisierte und koordinierte Weise berücksichtigt werden.

Neben den Überlegungen zum Datenschutz und zur Ethik zielen die Verordnungen darauf ab, ein standardisiertes und umfassendes System zur Verwaltung der statistischen Erfassung und Überwachung der KI-Branche einzurichten. Gemäß den Verordnungen wird Shenzhen Klassifizierungsstandards für die KI-Branche einführen und fortentwickeln, unter anderem durch die Erstellung eines Katalogs von Kriterien.

Das Wachstum des Marktes für KI-Anwendungen in China

Nach Angaben von iiMedia Research erreicht der chinesische Markt für KI-Anwendungen derzeit einen Wert von etwa 150 Milliarden Yuan (23 Milliarden US-Dollar) und wird bis 2025 voraussichtlich auf 400 Milliarden Yuan (61 Milliarden US-Dollar) wachsen. Bis 2030 strebt die chinesische Regierung an, dass die KI-Industrie jährliche Einnahmen in Höhe von einer Billion Yuan (154 Milliarden US-Dollar) und die anhängenden Branchen jährlich 10 Billionen Yuan (1,5 Billionen US-Dollar) erwirtschaften.

Shenzhen wird neben anderen Technologiezentren wie Peking und Hangzhou das Herzstück von Chinas KI-Ambitionen sein. Eine Reihe von Chinas führenden Technologieunternehmen ist in Shenzhen zu Hause, darunter Tencent, Huawei, ZTE und DJI, und es gibt ein umfangreiches Ökosystem für Start-ups.

Auf nationaler Ebene hat China eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um die Entwicklung der KI-Branche zu fördern. Dazu gehören unter anderem “Made in China 2025”, die “Action Outline for Promoting the Development of Big Data” und der “Next Generation Artificial Intelligence Development Plan”. Darüber hinaus hat die Regierung 2019 ihre nationale KI-Taskforce um 15 führende Unternehmen in diesem Bereich erweitert, mit dem Ziel, dass sie in verschiedenen KI-Sektoren nationale Champions werden.

Veränderungen im regulatorischen Umfeld Chinas

KI-Unternehmen in China müssen sich auch mit einem veränderten regulatorischen Umfeld auseinandersetzen. Noch in diesem Jahr wird das Parlament voraussichtlich die endgültige Fassung des Gesetzes zum Schutz persönlicher Daten verabschieden, das die Nutzung und Verwaltung individueller Informationen regeln wird.

Darüber hinaus nehmen die chinesischen Regulierungsbehörden die größten Technologieunternehmen des Landes verstärkt unter die Lupe. Am 6. Juli gab der chinesische Staatsrat eine Erklärung ab, in der er seine Absicht bekundete, die Datensicherheit und die Richtlinien für die Börsennotierung im Ausland stärker zu überwachen, kurz nachdem die Aufsichtsbehörden eine Untersuchung gegen den erfolgreichen Fahrdienst Didi eingeleitet hatten. Anfang des Jahres verhängten die chinesischen Aufsichtsbehörden nach einer kartellrechtlichen Untersuchung eine noch nie dagewesene Geldstrafe gegen den Tech-Riesen Alibaba.

Während die chinesische KI-Industrie ein vorrangiger Entwicklungsbereich ist und schnell wächst, müssen sich die Unternehmen zugleich an ein sich veränderndes regulatorisches Umfeld anpassen.

Dieser Artikel ist zuerst im Asia Briefing erschienen, das von Dezan Shira Associates herausgegeben wird. Das Unternehmen berät internationale Investoren in Asien und unterhält Büros in China, Hongkong, Indonesien, Singapur, Russland und Vietnam. Bitte nehmen Sie Kontakt auf über info@dezanshira.com oder die Website www.dezshira.com.

  • Künstliche Intelligenz
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Personalien

Ai Tiecheng stößt als President of New Business Initiatives zu dem E-Auto-Startup NIO. Er berichtet direkt an CEO Li Bin. Ai war zuvor Führungskraft bei dem Büro-Sharing-Anbieter WeWorks. Er soll bei NIO den Aufbau einer kostengünstigeren Untermarke betreuen.

Chen Chunguo trat weniger als vier Monate nach seinem Amtsantritt als Chairman von China Dive wieder zurück. Der börsennotierte Hersteller von Taucherausrüstung mit Sitz in Shenzhen sucht daher erneut nach einem neuen Chef.

Dessert

Pinker Doppelnachwuchs in Frankreich: Im Zoo in Beauval haben Panda-Zwillinge das Licht der Welt erblickt. Die Mutter ist die von China an den Zoo ausgeliehene Panda-Dame Huan Huan. Die beiden Babys seien “rosa und prall”, teilte der Zoo nach der Geburt mit. Der Nachwuchs wiege 149 und 129 Gramm. Bisher sind die beiden Mini-Bären noch namenlos. Ihre Namen sollen von Peng Liyuan, der Ehefrau von Chinas Präsidenten Xi Jinping, bestimmt werden. Alle Panda-Babys, die im Rahmen des Leihprogramms zur Welt kommen, gehören offiziell der Volksrepublik.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

Licenses:
    • Kontroverse um Mao-Pins bei Verleihung von Medaillen
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    Kontroversen um die Politisierung der Spiele gibt es auch in diesem Jahr: Die chinesischen Bahnrad-Sprinterinnen Bao Shanju und Zhong Tianshi standen bei der Siegerehrung mit einem Mao-Pin in Rot und Gold auf dem Podium. Das Olympische Komitee untersucht die Angelegenheit nun als möglichen Verstoß gegen die Regeln. In China zeigte sich die Presse patriotisch angetan – obwohl gerade die Volksrepublik selbst immer am lautstärksten vor einer Politisierung von Sportveranstaltungen warnt. Marcel Grzanna hat einen genaueren Blick auf das Paradox geworfen.

    Widersprüche finden sich auch in Chinas Green-Finance-Bereich: Nachhaltige Investments gelten in der Volksrepublik als ein zentraler Baustein, um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen. Die neuen Regulierungen für mehr Nachhaltigkeit liegen aber weit hinter internationalen Standards zurück. Nico Beckert hat sich die Gefahr des Greenwashings bei den nachhaltigen Geldanlagen genauer angesehen.

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    Amelie Richter
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    Analyse

    Olympia: Mao auf dem Podium

    Zhong Tianshi und Bao Shanju bei Olympia mit Mao-Brosche
    Zhong Tianshi und Bao Shanju bei der Medaillenübergabe. Neben der chinesischen Flagge steckt der rot-goldene Pin mit Mao-Antlitz.

    Als Großer Steuermann, zu dem er einst erkoren wurde, hätte Chinas verstorbener Staatsgründer Mao Zedong bei Olympia vielleicht eine Siegerehrung für den chinesischen Ruder-Achter bevorzugt. So aber kaperten die beiden Bahnrad-Sprinterinnen Bao Shanju und Zhong Tianshi nach ihrem Goldtriumph sein Antlitz. Die beiden Athletinnen hatten zur Medaillenzeremonie am Montag jeweils einen Button an die Brust geheftet, der das Konterfei Maos zeigte – klein, aber aus der Nähe deutlich erkennbar.

    Die Buttons entzündeten eine Kontroverse, weil sie vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) als politisches Symbol gewertet werden könnten und demnach als Verstoß gegen Artikel 50 der Charta bestraft werden müssten. Das IOC leitete am Dienstag tatsächlich eine Untersuchung ein und forderte eine Stellungnahme der chinesischen Mannschaft an. Es befindet sich in dieser Angelegenheit aber selbst in der Bredouille.

    Erst am Sonntag hatte die US-Kugelstoßerin Raven Saunders bei der Siegerehrung ihre Arme über dem Kopf gekreuzt. Eine Geste, die sie als Unterstützung “der Unterdrückten” verstanden wissen wollte, wie sie sagte. Das Olympische Komitee der USA sprang der Silbermedaillen-Gewinnerin zur Seite und erkannte in der Geste einen “friedvollen Ausdruck”, um soziale Gerechtigkeit für Menschen aller Hautfarben zu signalisieren. Das IOC ließ die Geste bislang unbestraft, auch weil es erst vor wenigen Wochen angekündigt hatte, die Auslegung von Artikel 50 weniger streng verfolgen zu wollen, als das in der Vergangenheit der Fall war.

    Vielleicht fühlten sich die Chinesinnen deshalb ermutigt, ihrerseits ein politisches Signal zu setzen. Es wird interessant zu sehen, wie das IOC damit umgeht: Ob es die Ehrerweisung für einen brutalen Diktator wie Mao, der mit seiner Politik Millionen Menschenleben auf dem Gewissen hatte, ebenso zulässt wie die Unterstützung einer gesellschaftlichen Bewegung, die weitgehend als Symbol gegen die Ungleichheit in der Welt wahrgenommen wird. Zumal Peking schon in wenigen Monaten Gastgeber der Olympischen Winterspiele sein wird und IOC-Präsident Thomas Bach als Freund Chinas gilt.

    Anerkennung der Geste in chinesischen Medien

    In der Volksrepublik jedenfalls wurde die Geste der Bahnradsportlerinnen wohlwollend aufgenommen, obwohl die Regierung so oft wie keine andere in der Welt gebetsmühlenartig wiederholt, dass sie eine Politisierung des Sports strikt ablehne. Das tat sie schon 2008, als sie selbst Ausrichter der Sommerspiele war. Das Nachrichtenportal Cankao Xiaoxi beispielsweise pries die Aktion als gelungen. Das Portal ist angebunden an die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua und hat vor allem Funktionäre der Kommunistischen Partei als Zielgruppe. Angesichts des engen Korsetts, in das auch staatliche Medien in China gezwängt werden, ist es nahezu unmöglich, dass der Widerspruch zur eigenen Maxime versehentlich durchgerutscht ist.

    Es scheint fast so, als solle der Grundsatz der Nicht-Politisierung eher für alle anderen gelten als für die Volksrepublik China. Vergangene Woche wetterte die chinesische Botschaft in Sri Lanka gegen ein Foto der Nachrichtenagentur Reuters, das eine chinesische Gewichtheberin im Moment großer Kraftanstrengung und verzerrtem Gesicht zeigte. Die Diplomat:innen erkannten böswillige Absicht, wohl um Chinas Sportler:innen absichtlich unvorteilhaft aussehen zu lassen, wenn sie schon so viele Medaillen gewinnen. Eine politisch motivierte Breitseite gegen ein westliches Medium, das wie viele andere für seine Berichterstattung über die Volksrepublik China von chinesischer Seite kritisiert wird.

    Auch die staatliche chinesische Tageszeitung Global Times konnte sich einen politischen Seitenhieb in Richtung der USA nicht verkneifen, als sie die US-Niederlage gegen Frankreich im Basketball vergangene Woche als Symbol für die Entwicklung der globalen Kräfteverhältnisse interpretierte. Es sei Zeit, dass die US-Amerikaner aus ihrem Traum der Unbesiegbarkeit aufwachen, lautete der Appell. “Vielleicht können die Vereinigten Staaten noch in Anspruch nehmen, dass ihre Profiliga den höchsten Level des Basketballs repräsentiert. Aber sie sollten sich im Klaren sein, dass die Welt schnell aufholt und sich die Lücke schneller schließen wird, als sie sich das vorstellen können”, hieß es.

    Olympia: Sport als Kräftemessen der Systeme

    Dabei hätten die Chines:innen solche Spitzen aus rein sportlicher Sicht gar nicht nötig, wenn man sich den Medaillenspiegel der Tokio-Spiele anschaut. Das Land steht ganz vorne mit den meisten gewonnenen Goldmedaillen. Schon seit 2008 macht China den US-Amerikaner:innen regelmäßig erfolgreich den Spitzenplatz streitig.

    Es befinden sich jedoch nicht alle im Siegesrausch. Chinesische Analyst:innen kommen in staatlichen Medien zu Wort, die betonen, dass Medaillen nicht alles sind. Es gehe stattdessen um Hoffnung für die Zukunft und die Einigkeit der Welt. Doch immer schon war der Sport für Weltmächte eine Bühne zum Kräftemessen der Systeme. Sowohl in Zeiten des Kalten Krieges, als die USA und die Sowjetunion sich noch unerbittliche Wettkämpfe lieferten, als auch heutzutage.

    Wie sensibel politische Äußerungen bei den Olympia in China aufgenommen werden, wenn sie den nationalen Interessen des Landes zuwiderlaufen, zeigen derweil die wütenden Beschimpfungen gegen das taiwanische Badminton-Doppel Lee Yang und Wang Chi-lin. Im Finale hatten die Taiwaner gegen ein chinesisches Doppel gespielt und gewonnen. Bei der Siegerehrung wehte weder die taiwanische Nationalflagge noch erklang die Nationalhymne. Stattdessen müssen sich taiwanische Athleten mit einer neutralen Fahne und Hymne begnügen – ein Kompromiss zwischen IOC und Peking. Olympiasieger Lee widmete die Goldmedaille daraufhin “meinem Land, Taiwan.” Chinesische Nationalisten wetterten gegen die Athleten für deren Patriotismus.

    Rechtfertigen musste sich auch der Hongkonger Badminton-Spieler Angus Ng Ka-long, der zum Wettkampf ein schwarzes T-Shirt getragen hatte, statt das offizielle Trikot der Hongkonger Mannschaft. Dieses trägt das Logo der Hongkong Special Adminstrative Region (HKSAR), einem Symbol für die Zugehörigkeit der Stadt zur Volksrepublik China. Auf Ngs Oberteil hatte er lediglich seinen Namen drucken lassen. Die Zeit sei zu knapp gewesen, auch noch das HKSAR-Logo zuzufügen, erklärte er. Schwarze Kleidung war während der Massenprotest in Hongkong gegen Chinas wachsenden Einfluss als Zeichen der Einigkeit unter den Demonstranten beliebt. Entsprechend wütend forderten die chinesischen Nationalisten, einer wie Ng sollte gar nicht bei den Olympia antreten dürfen.

    Der Zorn kann sich in Einzelfällen aber auch gegen die Athleten des eigenen Landes richten, wie das Tischtennis-Mixed Liu Shiwen und Xu Xin nach ihrer Finalniederlage gegen den Erzrivalen Japan feststellen mussten. Sie haben die Nation im Stich gelassen, lautete der Tenor in Teilen der Sozialmedien. Auch die unterlegenen Badminton-Spieler, die gegen das taiwanische Doppel verloren hatten, wurde zur Zielscheibe des Ärgers. Das wird zwar kaum die Haltung einer Mehrheit widerspiegeln. Doch die pure Existenz solcher Äußerungen zeigt, dass hier Patriotismus vor Sportsgeist kommt.

    Die Schützin Wang Luyao, die mit der Luftpistole das Finale verpasst hatte, musste sich in einigen Kommentaren sogar die Frage gefallen lassen: “Haben wir dich zu den Olympischen Spielen geschickt, damit du schwach bist?”, schrieb der BBC zufolge ein Nutzer auf der Sozialplattform Weibo. Ihrer Teamkollegin Yang Qian, die im Schießen das erste Gold für China in Tokio gewann, wurde trotz ihres Sieges ein Foto zum Vorwurf gemacht, auf dem sie ihre Schuhe des US-Sportartikelherstellers Nike zur Schau gestellt hatte. Nike hatte angekündigt, Baumwolle aus Xinjiang wegen Vorwürfen der Zwangsarbeit gegen deren Produzenten nicht mehr verwenden zu wollen. “Solltest du als chinesische Athletin nicht vorangehen und Nike boykottieren?” Yang hatte das Foto daraufhin gelöscht.

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    Nachhaltige Finanzanlagen: China anfällig für Greenwashing

    Ob Al Gore, eine ehemalige BlackRock-Führungskraft oder der Economist: Die Warnungen vor Greenwashing im Bereich der grünen Geldanlage nehmen zu. Immer mehr Länder legen Unternehmen deswegen Pflichten auf, bestimmte Umwelt- und Klima-Informationen zu ihren Aktivitäten zu veröffentlichen. Auch Peking hat nun neue Regeln erlassen.

    Nachhaltige Investments gelten in China als ein zentraler Baustein, um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen. Pekings Klima-Sondergesandter Xie Zhenhua sagte kürzlich, Green Finance werde ein wichtiger Bestandteil von Chinas Plan zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2060, der schon bald veröffentlicht werden soll. Die Zentralbank hat den Sektor als eine ihrer Prioritäten für das Jahr 2021 festgelegt (China.Table berichtete). Ihr Vorsitzender sagte Anfang Juni, er hoffe, die G20-Länder könnten sich bis Ende des Jahres auf einen gemeinsamen Standard zur Offenlegung von klimarelevanten Unternehmens-Informationen einigen.

    Neue Regulierung mit Schwächen bei Klimadaten

    Ende Juni hat China neue Regulierungen erlassen, die Unternehmen dazu bringen soll, die Klimaauswirkungen ihres wirtschaftlichen Handels offenzulegen. Aber die neuen Regeln liegen weit hinter internationalen Standards zurück. Unternehmen, die an chinesischen Börsen notiert sind, sollen demnach in ihren Halb- und Jahresberichten freiwillig darstellen, welche Maßnahmen sie zur Reduzierung ihrer Kohlenstoffemissionen während des Berichtszeitraums ergriffen haben und welche Auswirkungen diese haben.

    Die Betonung liegt hier für die meisten Firmen noch auf “freiwillig”. Lediglich große, besonders schmutzig wirtschaftende Unternehmen (“key polluting enterprises”), die an der Börse notiert sind, werden gesetzlich verpflichtet, in ihren Jahres- und Halbjahresberichten Umweltdaten zu veröffentlichen. Unter diese fallen unter anderem:

    • die Gesamtmenge der Emissionen und die Namen der Schadstoffe,
    • welche Anlagen zur Vermeidung und Verminderung von Emissionen gebaut und betrieben wurden, sowie
    • im Berichtszeitraum verhängte Verwaltungssanktionen im Umweltbereich.

    Doch die Leitlinien enthalten keine Angaben darüber, ob die “Hauptverschmutzer” auch die von ihnen verursachten CO2-Emissionen offenlegen sollen. Experten gehen davon aus, dass sie lediglich den Ausstoß an Schwefeldioxid, Stickoxiden, Ruß (Partikel/Staub) und flüchtigen organischen Verbindungen melden müssen. Denn hohe Emissionen in diesen Bereichen definieren ein “wichtiges umweltverschmutzendes Unternehmen”. Unternehmen, die nicht zu den “Hauptverschmutzern” gehören, steht es frei, Umweltdaten zu veröffentlichen. Sie müssen die Unterlassung lediglich begründen.

    Zunächst hatte die chinesische Wertpapieraufsichtsbehörde geplant, dass alle in China börsennotierten Unternehmen bis 2020 Umweltinformationen offenlegen müssen. Doch bisher ist das nicht geschehen und es wurde kein Grund für die Verzögerung angegeben. Es wird spekuliert, dass der Corona-Ausbruch die Verschiebung verursacht hat.

    Weit hinter internationalen Standards

    Zum Vergleich: Internationale Standards zur Offenlegung von Klimainformationen wie die der Task Force on Climate-Related Financial Disclosures (TCFD) sehen unter anderem vor, dass Unternehmen folgende Informationen veröffentlichen:

    • die Höhe der Treibhausgasemissionen, untergliedert in selbst verursachte Emissionen (“Scope 1”) und solche, die durch den Strom- und Wärmeverbrauch (“Scope 2”) sowie innerhalb der Lieferkette und gegebenenfalls bei der Nutzung der verkauften Produkte (“Scope 3”) anfallen,
    • Klima-bezogene Risiken und Chancen – beispielsweise Wettbewerbsrisiken, wenn beispielsweise Verbrenner-Autos nicht mehr verkauft werden dürfen, aber auch akute Risiken durch Extremwetterereignisse
    • die Auswirkungen Klima-bezogener Risiken und Chancen auf das Geschäft und die Finanzplanung des Unternehmens, beispielsweise Kosten, die dem Unternehmen durch neue Regulierungen zur Minderung des Klimawandels drohen,
    • die von der Organisation angewandten Verfahren zur Identifizierung, Bewertung und Management Klima-bezogener Risiken.

    Finanzindustrie fordert weitere Klima-Informationen

    Internationale Investoren fordern weitere Anstrengungen bei der ESG-Berichterstattung chinesischer Unternehmen. Die für den Norwegischen Pensionsfonds verantwortliche Abteilung der dortigen Zentralbank schrieb der China Securities Regulatory Commission: Unternehmen würden “von einer detaillierteren Anleitung [zur Offenlegung von ESG-Informationen] profitieren”. Chinas Behörden könnten sich an internationalen Rahmenwerken wie der TCFD zur Offenlegung von ESG-Informationen orientieren, schlagen die norwegischen Anlage-Verwalter vor, die laut eigenen Angaben circa fünf Milliarden US-Dollar in chinesische Aktien und 1,8 Milliarden Dollar in festverzinsliche Anlagen in China investiert haben.

    Experten glauben, dass noch viel zu tun ist. Janz Chiang, Umwelt-Analyst bei der Beratungsfirma Trivium China, sagt, die “bestehenden Offenlegungspflichten sind nützlich, aber eine Ausweitung der Pflicht zur Offenlegung von Umweltinformationen auf alle börsennotierten Unternehmen in China wäre ein großer Schritt.” Nur so ließe sich die Vergleichbarkeit der Umweltfreundlichkeit börsennotierter Unternehmen verbessern. Statt wie bisher auf Freiwilligkeit sollte der Gesetzgeber also auf Zwang setzen.

    Bisherige Klima-Informationen lückenhaft

    Einige chinesische Firmen stellen jedoch tatsächlich bereits freiwillig Informationen über die Umwelt- und Klimafolgen ihrer Tätigkeit zur Verfügung. Doch sie sind sehr lückenhaft. Zwar publizieren mittlerweile 85 Prozent der Unternehmen aus dem wichtigsten chinesischen Aktienindex (Chinese Securities Index 300) einen jährlichen ESG-Bericht mit Informationen zu Umwelt-, sozialen und Governance-Fragen. Doch nur zwölf Prozent dieser Berichte werden von unabhängigen Prüfern begutachtet.

    Der Umfang und die Qualität dieser Daten liegt unter dem Niveau von Firmen an anderen großen Börsen wie in den USA, Japan, Großbritannien oder Hongkong. Das belegt ein Bericht des chinesischen Versicherers Ping An. Nur 26 Prozent der ESG-Berichte der CSI-300-Unternehmen enthalten überhaupt Informationen über die von den jeweiligen Unternehmen verursachten Treibhausgasemissionen.

    Laut Ping An wissen viele chinesische Unternehmen häufig gar nicht, wie sie ihre CO2-Emissionen überhaupt zu berechnen haben, “insbesondere wenn sie in Scope 1, 2 und 3-Emissionen kategorisiert werden müssen”, wenn sie also auch Emissionen entlang der Lieferkette und bei der Nutzung und Entsorgung ihrer Produkte auftretende Emissionen angeben sollen. Bei chinesischen Firmen aus anderen Börsenindizes sieht die Situation noch schlechter aus. Nur 27 Prozent aller in China gelisteten Unternehmen haben im letzten Jahr ESG-Berichte veröffentlicht.

    Laut dem Finanzdienstleister MSCI gehören börsennotierte, chinesische Staatsunternehmen zudem zu den weltweit größten CO2-Emittenten, die gar keine Informationen zu ihren Emissionen veröffentlichen. Unter den weltweit zehn größten CO2-Verursachern, die keine Daten offenlegen, sind demzufolge sieben chinesische Firmen.

    Green Finance bisher ohne Klimawirkung

    Es verwundert dementsprechend nicht, dass der Effekt der Regeln sich bisher in Grenzen hält. Analyst Chiang: “Green Finance in China hat die Emissionen nicht wesentlich reduziert oder dem Klimawandel entgegengewirkt.” Und das, obwohl das Land laut eigenen Angaben der zweitgrößte Green-Finance-Markt der Welt ist. Doch es mangelt nicht nur an brauchbaren Informationen über die Umwelt- und Klimaauswirkungen der Unternehmen. Auch die chinesischen Standards, was als grünes Investment eines Unternehmens gilt, entsprechen kaum internationalen Standards (China.Table berichtete).

    Chiang ist jedoch optimistisch, dass sich die Auswirkungen grüner Investitionen auf das Klima bald ändern werden, da es politische Impulse gebe, die das Wachstum des Green Finance Sektors vorantreiben. “Der Schwerpunkt liegt darauf, sicherzustellen, dass die investierten Mittel wirksam sind.”

    Dazu gehört ein Vorstoß der Zentralbank, dass Chinas Finanzinstitute Klima-bezogene Informationen offenlegen sollen. Laut Chiang gibt es erste Pilotprojekte dazu. Und Yi Gang, Vorsitzender der Zentralbank, hat wiederholt verlauten lassen, dass die Offenlegung für Finanzinstitute verpflichtend gemacht werden soll. Das ist allerdings nur möglich, wenn die Finanzinstitute brauchbare Klima-Daten von Unternehmen erhalten, denen sie Geld leihen oder deren sie Anteile halten.

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    Wuhan testet alle Einwohner auf Covid

    Im Zuge des jüngsten Corona-Ausbruchs setzt China weiter auf eine Null-Covid-Strategie. Nun will Wuhan angesichts eines kleineren Clusters die gesamte Bevölkerung testen lassen. Wie die staatliche “Volkszeitung” am Dienstag berichtete, entschied dies die Lokalregierung. Vorausgegangen waren die ersten Infektionen in der Stadt seit gut einem Jahr – diese allerdings waren mit der hochansteckenden Delta-Variante erfolgt.

    Wuhan war Ende 2019 das erste Zentrum der Pandemie. Am Dienstag waren in der Yangtse-Stadt laut einem Bericht der Hongkonger South China Morning Post bereits 11 Fälle gemeldet. Die Fälle sollen auf Wanderarbeiter:innen zurückgehen. Die meisten neuen Fälle scheinen sich bisher entlang des Yangtse-Stroms zu konzentrieren. Nach einem Ausbruch am Flughafen der ostchinesischen Stadt Nanjing vor zwei Wochen sind dort bis heute mehr als 200 Fälle registriert. Es folgt das benachbarte Yangzhou mit knapp 100 registrierten Infektionen. Beide Städte liegen am Yangtse-Unterlauf.

    Zugleich aber breitet sich die Delta-Variante auf immer mehr Städte in China aus. Bislang wurden nach Agenturberichten landesweit mehr als 400 Infektionen mit der Variante in mehr als 20 Städten gemeldet. Vielerorts werden Massentests durchgeführt, in manchen Städten auch betroffene Viertel abgeriegelt. Millionen Bürgerinnen und Bürger mussten zurück in den Lockdown. Auch wurden Reisen in Teilen des Landes eingeschränkt – so dürfen chinesische Touristen etwa derzeit nicht in die Hauptstadt Peking reisen. ck

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    Behörden untersuchen Spekulationen mit Chips für Autos

    Die chinesische Marktaufsicht geht dem Verdacht nach, dass Zwischenhändler die Preise für Halbleiter bewusst hochgetrieben haben. Es vor allem um Hamsterkäufe von Chips für die Fahrzeugindustrie und Preisabsprachen vor deren Weiterverkauf. Die Untersuchung liegt in den Händen der State Administration for Market Regulation (SAMR). Das berichten das Wall Street Journal und weitere Nachrichtenquellen. Welche Unternehmen gemeint sind, ging aus der Mitteilung nicht hervor. Die Autoindustrie leidet derzeit ohnehin unter Lieferengpässen bei Chips. fin

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    Peking fordert mehr Informationen zu Besuch der Fregatte

    Chinas Außenministerium hat einem Medienbericht zufolge mehr Informationen über die Absichten der Fregatte “Bayern” im Südchinesischen Meer gefordert, bevor die ausstehende Erlaubnis für einen Hafenbesuch in Shanghai ausgesprochen wird. Das Ministerium habe bestätigt, dass es eine entsprechende Anfrage auf Besuch des Hafens aus Berlin gebe, berichtete South China Morning Post am Dienstag. Jedoch seien die Informationen über die Fahrt des Kriegsschiffes “zu verwirrend”, wie die Zeitung einen Sprecher des chinesischen Außenministeriums zitierte. “China wird eine Entscheidung treffen, nachdem die deutsche Seite die diesbezüglichen Absichten vollständig geklärt hat.”

    Der Sprecher sagte dem Bericht zufolge, China hoffe, Kriegsschiffe würden sich auf ihren Reisen im Südchinesischen Meer “ernsthaft an das Völkerrecht halten” und die Souveränität, Rechte sowie Interessen der Anrainer respektieren.

    Der Bericht mit den Aussagen des chinesischen Ministeriums sei bekannt, sagte ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums auf eine Anfrage des China.Table. Er bestätigte, dass eine Antwort auf die Anfrage nach dem Hafenbesuch noch ausstehe. Berlin hatte zuvor angekündigt, die Fregatte werde sich bei der Durchfahrt durch das Südchinesische Meer an internationale Handelsrouten halten (China.Table berichtete). Die Marine rechne sowohl mit Begleitung durch chinesische Schiffe als auch mit Überflügen durch die chinesische Luftwaffe, nicht aber mit einer Konfrontation. ari

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    Insider: Mehr Waren sollen zu 100 Prozent vor Ort produziert sein

    Chinas Regierung hat anscheinend bereits im Mai neue Beschaffungsrichtlinien herausgegeben, die bis zu 100 Prozent heimisch hergestellte Bestandteile für Hunderte von Waren vorsehen und so neue Barrieren für ausländische Lieferanten errichten. Unter die Richtlinien fallen unter anderem Röntgengeräte und Magnetresonanztomografen (MRT), wie Reuters unter Berufung auf drei in den USA ansässigen Quellen am Dienstag berichtete.

    Das entsprechende Dokument mit der Nummer 551 sei am 14. Mai vom chinesischen Finanzministerium und dem Ministerium für Industrie und Informationstechnologie (MIIT) herausgegeben worden, sagte ein ehemaliger US-Regierungsbeamter, der eine Kopie des bisher nicht öffentlich gemeldeten 70-seitigen Katalogs vorliegen hat. China verstoße damit gegen Ideen des Phase-One-Handelsabkommens zwischen der Volksrepublik und den Vereinigten Staaten, so der Beamte. Denn demnach müssten Barrieren abgebaut und nicht neu geschaffen werden.

    Das Dokument ist dem Bericht zufolge bereits an chinesische Krankenhäuser, Unternehmen und andere staatliche Käufer gesendet worden. Darin werden demnach für 315 Artikel Vorgaben für die in China einzukaufenden Bestandteile neu geregelt, die zwischen 25 bis zu sogar 100 Prozent liegen sollen. Zu den betroffenen Artikeln gehören medizinische Geräte, bodengestützte Radargeräte, Prüfmaschinen, Bedarf für die Tierhaltung, seismische Instrumente sowie geophysikalische Geräte, wie der Bericht den ehemaligen Beamten weiter zitiert. ari

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    Hongkonger Künstler Kacey Wong nach Taiwan geflohen

    Der für seine Peking-kritischen Positionen bekannte Künstler Kacey Wong hat Hongkong verlassen. Er sei aus politischen Gründen ins Exil nach Taiwan gegangen, sagte Wong am Dienstag der Nachrichten-Website “Hong Kong Free Press”. Er fühle sich durch das umstrittene Hongkonger Sicherheitsgesetz in seiner künstlerischen Freiheit eingeschränkt. Auf Facebook und Youtube veröffentlichte der 51-Jährige ein Video, in dem er das Lied “We’ll Meet Again” (“Wir werden uns wiedersehen”) von Vera Lyst singt. “Weggehen ist nicht einfach, Bleiben ist auch schwer”, schrieb er dazu. “Hong Kong Free Press” zufolge sagte Wong, er wolle “100 Prozent Freiheit fordern, ohne Kompromisse”.

    Die Entscheidung, die Finanzmetropole zu verlassen, habe er nach der Festnahme von 47 prodemokratischen Aktivist:innen im Januar getroffen. “Für mich ist das ein Zeichen für die Zerstörung von Hongkongs Rechtssystem, wie wir es kennen.” Während viele Hongkonger derzeit nach Großbritannien auswandern, sagte Wong, er habe sich speziell für Taiwan entschieden, da es dort eine lebendige Kunstszene gebe und er Raum für Wachstum finden würde: “Ich habe Taiwans Kultur und Kunst immer geschätzt, ich denke, sie ist sehr reif und tief und die Gesellschaft ist raffiniert und roh zugleich, was mir gefällt”, sagte Kacey Wong. ari

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    Delta Variant Arrives in Wuhan After More Than a Year With No Covid-19 WSJ (PAY)
    Tokyo Olympics: Chinese athletes crumble under pressure as nationalists back home turn on them INDEPENDENT
    China’s Tencent tightens games controls for children after state media attack THE GUARDIAN (PAY)
    The terms of China’s massive loan spree FT (PAY)
    China’s latest high mobility tactical vehicle enters mass production GLOBALTIMES (STAATSMEDIUM)
    Nach der Flut in Henan: Die chinesische Regierung sucht nach Schuldigen FAZ (PAY)
    Wuhan lässt gesamte Bevölkerung auf Corona testen SUEDDEUTSCHE
    Chinas Wirtschaft zeigt erstmals seit den Corona-Lockdowns Schwächen NZZ (PAY)
    Chinesischer Markt: Deutsche E-Autos fahren hinterher TAGESSCHAU
    China steckt in einem Klima-Dilemma HANDELSBLATT (PAY)

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    Künstliche Intelligenz: Shenzhen erlässt erste lokale Vorschriften

    Von Alexander Chipman Koty, Dezan Shira

    Shenzhen wird oft als Chinas Silicon Valley bezeichnet und beherbergt führende Technologieunternehmen wie Tencent und Huawei. Als Vorreiter für die Anwendung neuer Technologien hat die Stadt kürzlich Pläne zur Regulierung und Förderung der Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) veröffentlicht und ist damit die erste lokale Regierung in China, die gezielte Maßnahmen für diesen Sektor einführt.

    Am 28. Juni 2021 legten die politischen Entscheidungsträger dem örtlichen Volkskongress einen entsprechenden Entwurf für Vorschriften zur Förderung der KI-Branche in der Sonderwirtschaftszone Shenzhen zur Prüfung vor. Die Verordnungen wurden in eine Liste der 222 Schlüsselaufgaben von Shenzhen für das Jahr 2021 aufgenommen. Die Politik hat den vollständigen Inhalt zwar noch nicht veröffentlicht. Laut einer Pressemitteilung der Stadtverwaltung von Shenzhen gehört die Verordnung jedoch zusammen mit den Vorschriften für die Biotechnologie- und Gentechnikbranche zu den wichtigsten Gesetzesvorhaben der Stadt.

    Der Wortlaut der Verordnungen steht zwar noch nicht im Detail fest. Sie sollen aber auf jeden Fall die Nutzung und Entwicklung von Künstlicher Intelligenz im öffentlichen und privaten Sektor fördern, einen Rahmen für die Zulassung von KI-Produkten und -Dienstleistungen schaffen und ethische Fragen der KI-Nutzung regeln.

    Förderung der KI-Forschung und -Anwendung

    Die Verordnungen enthalten Maßnahmen, die öffentliche Einrichtungen und Unternehmen dazu ermutigen sollen, in die KI-Forschung und -Entwicklung zu investieren und KI-Anwendungen aktiv in die Praxis umzusetzen.

    Was die Forschung betrifft, so sollen die Verordnungen neue Anreize für Universitäten und andere höhere Bildungseinrichtungen schaffen, interdisziplinäre KI-Kurse einzurichten, Forschungs- und Entwicklungslabore zu gründen und mit der Industrie zusammenzuarbeiten, um Arbeitskräfte auszubilden und Innovationen zu fördern. Sie legen auch fest, dass die Gehälter und andere Anreize für KI-Forscher flexibel sein sollten, um Spitzenkräfte anzuziehen.

    Darüber hinaus weisen die Verordnungen staatliche Stellen an, Künstlicher Intelligenz so weit wie möglich im Tagesgeschäft einzusetzen und die Verwaltung von Zuschüssen und die Beschaffung vorrangig an KI-Marktführer zu vergeben. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, die tatsächliche Einführung von KI durch Behörden zu beschleunigen.

    Um die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz weiter zu fördern, soll das Genehmigungsverfahren für KI-Produkte und -Dienstleistungen verkürzt und ein Risikomanagementsystem eingeführt werden, das den Schwerpunkt auf Erprobung und Nutzung legt.

    Die Verordnungen legen besonderen Wert auf die Entwicklung und Einführung von Künstlicher Intelligenz im Gesundheitssektor. Sie ermutigen Gesundheitseinrichtungen – ohne konkreten Zwang – dazu, straffe Prüfsysteme für die Genehmigung von KI-Produkttests zu schaffen. In ähnlicher Weise wird Shenzhen Gesundheitseinrichtungen erlauben, KI-Produkte und -Dienstleistungen mit geringem Risiko in begrenztem Umfang zu testen.

    Aufsicht über die Datennutzung

    Gemäß den Verordnungen wird Shenzhen den Akteuren der Industrie einen verbesserten Zugang zu den Daten der Regierung gewähren, sofern die gemeinsame Nutzung dieser Daten mit den einschlägigen Gesetzen vereinbar ist. Durch die gemeinsame Nutzung von Daten mit der Industrie hofft die Stadt, die Entwicklung von KI-Produkten und -Dienstleistungen zu beschleunigen, die für die lokalen Bedingungen geeignet sind.

    Um Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der Datennutzung auszuräumen, sieht die Verordnung vor, dass die Regierung einen KI-Ethikausschuss einrichtet, der Leitlinien für die Entwicklung und Nutzung von Künstlicher Intelligenz vorgibt und die Datenschutzrechte der Einwohner schützt. KI-Anwendungen sollen so entwickelt werden, dass sie die wirtschaftliche und soziale Entwicklung fördert und gleichzeitig ethische Belange auf standardisierte und koordinierte Weise berücksichtigt werden.

    Neben den Überlegungen zum Datenschutz und zur Ethik zielen die Verordnungen darauf ab, ein standardisiertes und umfassendes System zur Verwaltung der statistischen Erfassung und Überwachung der KI-Branche einzurichten. Gemäß den Verordnungen wird Shenzhen Klassifizierungsstandards für die KI-Branche einführen und fortentwickeln, unter anderem durch die Erstellung eines Katalogs von Kriterien.

    Das Wachstum des Marktes für KI-Anwendungen in China

    Nach Angaben von iiMedia Research erreicht der chinesische Markt für KI-Anwendungen derzeit einen Wert von etwa 150 Milliarden Yuan (23 Milliarden US-Dollar) und wird bis 2025 voraussichtlich auf 400 Milliarden Yuan (61 Milliarden US-Dollar) wachsen. Bis 2030 strebt die chinesische Regierung an, dass die KI-Industrie jährliche Einnahmen in Höhe von einer Billion Yuan (154 Milliarden US-Dollar) und die anhängenden Branchen jährlich 10 Billionen Yuan (1,5 Billionen US-Dollar) erwirtschaften.

    Shenzhen wird neben anderen Technologiezentren wie Peking und Hangzhou das Herzstück von Chinas KI-Ambitionen sein. Eine Reihe von Chinas führenden Technologieunternehmen ist in Shenzhen zu Hause, darunter Tencent, Huawei, ZTE und DJI, und es gibt ein umfangreiches Ökosystem für Start-ups.

    Auf nationaler Ebene hat China eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, um die Entwicklung der KI-Branche zu fördern. Dazu gehören unter anderem “Made in China 2025”, die “Action Outline for Promoting the Development of Big Data” und der “Next Generation Artificial Intelligence Development Plan”. Darüber hinaus hat die Regierung 2019 ihre nationale KI-Taskforce um 15 führende Unternehmen in diesem Bereich erweitert, mit dem Ziel, dass sie in verschiedenen KI-Sektoren nationale Champions werden.

    Veränderungen im regulatorischen Umfeld Chinas

    KI-Unternehmen in China müssen sich auch mit einem veränderten regulatorischen Umfeld auseinandersetzen. Noch in diesem Jahr wird das Parlament voraussichtlich die endgültige Fassung des Gesetzes zum Schutz persönlicher Daten verabschieden, das die Nutzung und Verwaltung individueller Informationen regeln wird.

    Darüber hinaus nehmen die chinesischen Regulierungsbehörden die größten Technologieunternehmen des Landes verstärkt unter die Lupe. Am 6. Juli gab der chinesische Staatsrat eine Erklärung ab, in der er seine Absicht bekundete, die Datensicherheit und die Richtlinien für die Börsennotierung im Ausland stärker zu überwachen, kurz nachdem die Aufsichtsbehörden eine Untersuchung gegen den erfolgreichen Fahrdienst Didi eingeleitet hatten. Anfang des Jahres verhängten die chinesischen Aufsichtsbehörden nach einer kartellrechtlichen Untersuchung eine noch nie dagewesene Geldstrafe gegen den Tech-Riesen Alibaba.

    Während die chinesische KI-Industrie ein vorrangiger Entwicklungsbereich ist und schnell wächst, müssen sich die Unternehmen zugleich an ein sich veränderndes regulatorisches Umfeld anpassen.

    Dieser Artikel ist zuerst im Asia Briefing erschienen, das von Dezan Shira Associates herausgegeben wird. Das Unternehmen berät internationale Investoren in Asien und unterhält Büros in China, Hongkong, Indonesien, Singapur, Russland und Vietnam. Bitte nehmen Sie Kontakt auf über info@dezanshira.com oder die Website www.dezshira.com.

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    Personalien

    Ai Tiecheng stößt als President of New Business Initiatives zu dem E-Auto-Startup NIO. Er berichtet direkt an CEO Li Bin. Ai war zuvor Führungskraft bei dem Büro-Sharing-Anbieter WeWorks. Er soll bei NIO den Aufbau einer kostengünstigeren Untermarke betreuen.

    Chen Chunguo trat weniger als vier Monate nach seinem Amtsantritt als Chairman von China Dive wieder zurück. Der börsennotierte Hersteller von Taucherausrüstung mit Sitz in Shenzhen sucht daher erneut nach einem neuen Chef.

    Dessert

    Pinker Doppelnachwuchs in Frankreich: Im Zoo in Beauval haben Panda-Zwillinge das Licht der Welt erblickt. Die Mutter ist die von China an den Zoo ausgeliehene Panda-Dame Huan Huan. Die beiden Babys seien “rosa und prall”, teilte der Zoo nach der Geburt mit. Der Nachwuchs wiege 149 und 129 Gramm. Bisher sind die beiden Mini-Bären noch namenlos. Ihre Namen sollen von Peng Liyuan, der Ehefrau von Chinas Präsidenten Xi Jinping, bestimmt werden. Alle Panda-Babys, die im Rahmen des Leihprogramms zur Welt kommen, gehören offiziell der Volksrepublik.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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