Oliver Blume wird ab September neuer Chef des VW-Konzerns. Aus Sicht von China.Table ist das eine aufregende Personalentscheidung. Blume hat 2001 an der renommierten Tongji-Universität in Shanghai promoviert. Damit kommt ein echter China-Kenner an die Spitze eines Dax-Konzerns. Da eine ganze Reihe von Fehlern seines Vorgängers mit dem chinesischen Markt zusammenhängen, ist uns die Top-Personalie eine Analyse wert. Vor allem bei der Beschaffung von Batterien hatte Blume als Porsche-Chef eine glücklichere Hand als Herbert Diess bei VW, schreibt Felix Lee.
Nicht nur die Deutschen lieben Aldi, auch die Kunden in China. Dort allerdings aus anderen Gründen. Während in Deutschland der billige Preis zählt, gilt die Kette in Fernost als richtig edel. Gute europäische Weine werden dort in Holzregalen feilgeboten. Das Konzept läuft auch auf dem anspruchsvollen chinesischen Einzelhandelsmarkt überraschend gut und ist Grund für den Konzern, jetzt schnell weitere Filialen zu eröffnen. Doch das Vorhaben bleibt vorerst riskant, warnt unser Team in Peking. Neue Lockdowns können den Kunden jederzeit den Zugang zu den Läden abschneiden.
Die industriepolitischen Zeichen standen schon vor Pandemie und Krieg auf mehr Eigenständigkeit. Beide Ereignisse haben in den Augen von Wirtschaft und Politik die Notwendigkeit noch weiter verschärft, sich für die Beschaffung notwendiger Teile nicht auf Rivalen verlassen zu müssen. Die USA handeln nun. Das lange erwartete Chip-Gesetz hat am Mittwoch mit großer Mehrheit den Senat passiert. Washington kann die eigene Halbleiterindustrie künftig üppig subventionieren. Die Abhängigkeit von Asien sinkt, doch auch die internationale Verflechtung insgesamt geht dadurch zurück.
Mitten in die Werksferien in Wolfsburg platze am späten Freitagnachmittag die Nachricht über den Führungswechsel bei Volkswagen. Für den bisherigen VW-Chef Herbert Diess, so heißt es zumindest aus VW-Kreisen, sei das ein Schock gewesen. Er wusste zwar, dass er bei vielen Mitarbeitern aneckte und entscheidende Probleme noch nicht im Griff hatte. Die Abberufung kam jedoch ohne Vorwarnung.
Mit Oliver Blume als Nachfolger setzt der Aufsichtsrat nun auf jemanden, der explizit China-Erfahrung aufweist. Das ist kein Zufall. Fast alle Probleme und Baustellen des Konzerns haben derzeit direkt oder indirekt mit dem großen Markt in Fernost zu tun:
Firmenangaben zufolge hat Blume 2001 am Institut für Fahrzeugtechnik der renommierten Tongji-Universität in Shanghai promoviert. Die Tongji ist nicht irgendeine Uni. Es handelt sich um eine der Top-Institutionen der Volksrepublik. Sie schneidet in internationalen Rankings vor deutschen Hochschulen ab. Im Jahr 1907 als deutsche Hochschule für Chinesen in Shanghai gegründet, gehört sie zu den ältesten der modernen Bildungseinrichtungen in China. Der Name Tongji weckt Ehrfurcht.
Gleich im Anschluss an seine Zeit an der Tongji in Shanghai sammelte Blume an mehreren Standorten Konzernerfahrung. Er ging zunächst zu Audi, dann zu Seat und schließlich zur Kernmarke Volkswagen nach Wolfsburg, wo er die Produktionsplanung leitete. 2015 wurde er Chef von Porsche. Drei Jahre später wurde er zudem in den Konzernvorstand von VW berufen, verantwortlich für die Produktion. Blume will auch künftig in Personalunion Porsche-Chef bleiben.
An der China-Strategie, die der designierte China-Vorstand Ralf Brandstätter im Juni präsentierte, hat Blume nach Konzernangaben unmittelbar mitgewirkt. Ab August soll ein eigenes sogenanntes “China Board” installiert sein, das markenübergreifend und eigenständig vor Ort schalten und walten soll. An dieser Strategie wird VW also unter Blume als Konzernchef festhalten.
Doch ob diese Strategie ausreichen wird, um den Marktanteil des deutschen Autobauers von noch 40 Prozent im vergangenen Jahr halten zu können? Angesichts der Geschwindigkeit, mit der sich der chinesische Automarkt derzeit entwickelt, dürfte auch Blume nicht viel Zeit haben, um bald Erfolg vorzuweisen.
Die Rahmenbedingungen in China verändern sich so rasch, dass das deutsche Management nur mit Mühe mithalten kann. Das musste auch Diess erfahren. Ohne den Druck aus China hätte VW den Schwenk zu Elektromodellen in dieser Konsequenz zwar nicht vollzogen. Dennoch hinkt der deutsche Marktführer hinterher. Diess hinterlässt Blume daher große Baustellen:
Die von Diess eigens gegründete Tochterfirma Cariad sollte ein einheitliches Betriebssystem für die gesamte Volkswagen-Gruppe entwickeln. Es sollte die Grundlage für das autonome Fahren legen. Zuletzt zeichnete sich jedoch ab, dass es wegen diverser Koordinationsprobleme und unzureichender Fachkräfte zu erheblichen Verzögerungen kommt und die Volkswagen-Gruppe noch über Jahre zwei verschiedene Systeme verwenden wird, zwischen denen es kaum Überschneidungen gibt. Dem Konzern geht damit kostbare Zeit verloren.
Für chinesische Kunden sind die digitalen Funktionen des Autos tendenziell wichtiger als traditionelle Kennzahlen wie die Motorleistung. Eine gut zu bedienende Software ist für sie kaufentscheidend. Die chinesische Konkurrenz ist dabei aber den deutschen Autobauern deutlich überlegen: BYD ist beim E-Auto in China bereits Marktführer, chinesische Newcomer wie Nio, Xpeng holen kräftig auf und punkten mit einer leistungsstarken Benutzeroberfläche.
Gerade die Anbindung an beliebte Apps genügt sehr viel mehr den Ansprüchen der chinesischen Kundschaft als die Technik von Volkswagen. BYD ist inzwischen auch auf Expansionskurs in Europa. Diess Abgang dürfte also nicht zuletzt mit den Problemen im China-Geschäft in Zusammenhang stehen.
Doch auch im Umgang mit politischen Themen zeigte Diess in seiner Amtszeit wenig Fingerspitzengefühl. Erst Anfang Juli sagte er in einem Interview, der Konzern lasse sich von seinem Joint-Venture-Partner über die Menschenrechtslage in China informieren. Der Partner ist jedoch ein Staatsunternehmen und kein unabhängiger Beobachter (China.Table berichtete). In einem Interview mit der britischen BBC schützte Diess 2019 Unwissenheit vor, als er nach den brutalen Lagern in der chinesischen Provinz Xinjiang gefragt wurde. VW ist der einzige ausländische Autobauer, der auch in Xinjiang ein Autowerk betreibt. Diess’ Äußerung hat vor allem in angelsächsischen Medien für große Empörung gesorgt. Mittlerweile verweigert auch das Bundeswirtschaftsministerium dem Volkswagen-Konzern wegen seiner Tätigkeiten in Xinjiang Handelssubventionen (China.Table berichtete).
Filialen von Aldi Süd in China sehen ganz anders als in Deutschland aus. Wer einmal einen der Supermärkte in Shanghai besucht hat, versteht sofort, dass der Mülheimer Konzern in der Volksrepublik dort nicht als Discounter wahrgenommen werden will. Die Märkte, wie etwa der im Shanghaier Stadtviertel Jingan, wirken beim Betreten betont hochwertig. Der Boden glänzt blitzsauber, die Waren sind in edel wirkende Holzregale eingeräumt. Neben dem Eingang lädt ein zum Markt gehörendes Café Besucher dazu ein, nach dem Einkaufen eine Pause einzulegen. Beim Sortiment setzt Aldi auf eine Mischung aus chinesischen, deutschen und internationalen Waren.
Offenbar kommt das Konzept gut an. Nachdem Aldi Süd 2019 seine ersten zwei Filialen in Shanghai eröffnet hat, kamen bis heute rund 20 weitere Filialen in der Stadt hinzu. Nach den ersten Gehversuchen soll nun offenbar die ganz große Offensive starten.
Geplant sind gleich Hunderte neue Geschäfte, wie das Handelsblatt unter Berufung auf Aldi-China-Chef Roman Rasinger berichtet. “China ist und bleibt einer der interessantesten Märkte in allen Bereichen, und die rasant steigende Größe der Mittelklasse führt zu einem riesigen Potenzial im Lebensmittelmarkt”, so Rasinger gegenüber der Zeitung. Allein in Shanghai bestehe so ein Potenzial an einer dreistelligen Zahl von Geschäften.
Die Stadt mit ihren 25 Millionen Einwohnern und darüber hinaus das Jangtse-Delta mit über 100 Millionen Einwohnern hätten für Aldi “derzeit Priorität”, erklärte Rasinger. In welche Stadt es als Nächstes gehen soll, werde gerade evaluiert. Aldi habe großes Potenzial, “weiße Flecken auf der Versorgungslandkarte” zu besetzen, glaubt er.
Zahlen zum Umsatz in China nennt Aldi Süd nicht. Das Marktforschungsunternehmen WGSN schätzt jedoch, dass der Discounter schon in diesem Jahr mit seinen Läden in China einen Umsatz in Höhe von 80 Millionen US-Dollar erreichen dürfte. Sollte er nur das Wachstumstempo des vergangenen Jahres von 16 neuen Läden beibehalten, würde er im Jahr 2025 schon rund 230 Millionen Dollar umsetzen. Die Erlöse aus dem E-Commerce kommen noch dazu.
Dass sich Aldi Süd bisher nur langsam an den chinesischen Markt herantastete, hatte unter Beobachtern immer wieder Kritik ausgelöst. “Wenn Aldi den chinesischen Markt wirklich ernst nimmt, müssen sie viel mehr Filialen eröffnen. Nicht nur in Shanghai, sondern im ganzen Land”, warnte etwa der E-Commerce-Analyst Li Chengdong bereits im vergangenen Sommer.
Es gab jedoch auch durchaus gute Argumente, zunächst Vorsicht walten zu lassen. Schließlich gilt der chinesische Markt als äußerst schwierig für ausländische Händler. Lidl hat sich so bereits im April 2019 nach nur etwas mehr als zwei Jahren wieder aus der Volksrepublik zurückgezogen. Genau wie Aldi Süd hatte es auch Lidl zunächst mit einem reinen Online-Verkauf versucht. Der spanische Discounter Dia hatte 2018 nach 15 Jahren in China seine 450 Filialen an die chinesische Suning-Gruppe verkauft, weil die Verluste zu groß wurden. Auch der britische Einzelhändler Tesco war 2014 in China gescheitert.
Rückblickend scheint es die richtige Entscheidung für Aldi gewesen zu sein, es besonders während der Corona-Pandemie mit der Expansion nicht zu schnell anzugehen. So blieb es dem Konzern erspart, eine noch größere Zahl von Filialen durch den zweimonatigen Shanghai-Lockdown in diesem Frühling bringen zu müssen. Dass Shanghai für zwei Monate praktisch eingefroren war, sollte für Aldi jedoch auch eine Warnung sein.
Denn China macht weiterhin keine Anstalten, seine strikte Null-Corona-Politik aufzugeben. Zu Lockdowns in einzelnen Metropolen kann es somit vorerst immer wieder kommen. Aldi Süd wäre in diesem Fall besser aufgestellt, wenn es sich nicht nur auf eine Region konzentrieren, sondern auch in andere Boom-Zentren im Land expandieren würde.
In Peking, an der gesamten Ostküste, aber auch im boomenden Süden des Landes hätten die Deutschen wahrscheinlich gute Chancen. Die Mittelschicht tickt dort nicht anders als in Shanghai. Jörn Petring/Gregor Koppenburg
Das US-Parlament hat am Mittwoch das lange erwartete Gesetz zur Stärkung der heimischen Halbleiter-Industrie gegen China verabschiedet. Abgeordnete beider Lager, der Demokraten und der Republikaner, stimmten für den “Chips-and-Science-Act”, wie das Gesetz um Washingtoner Polit-Slang heißt. Auf diese Weise kam eine eindeutige Mehrheit von 64 Stimmen zustande; nur 33 Senatoren stimmten dagegen. Jetzt fehlt nur noch die Unterschrift von Präsident Joe Biden, um das Gesetz wirksam werden zu lassen.
Der Staat kann die amerikanische Halbleiter-Industrie nun mit 52 Milliarden Dollar direkt fördern. Außerdem werden Chip-Fabriken steuerfrei gestellt, was weitere 24 Milliarden Dollar kosten wird. Zudem stehen für die kommenden fünf Jahre 170 Milliarden Dollar für Forschungsanträge von Unis und Privatfirmen zur Verfügung. Das soll helfen, den technischen Vorsprung der USA zu erhalten. Die Freigabe der Forschungsmittel ist allerdings noch an eine Freigabe durch den Kongress gebunden.
Politiker von Regierung und Opposition lobten das Gesetz einhellig. “Es wird gut bezahlte Arbeitsplätze schaffen, die Lieferketten entlasten, die Kosten senken und die Sicherheitsinteressen der USA schützen”, sagte der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Chuck Schumer. “Dies ist ein schlechter Tag für Präsident Xi und die Kommunistische Partei Chinas”, sagte Senator John Cornyn von den Republikanern. “Der schlummernde Riese Amerika ist endlich aufgewacht und hat die Herausforderung erkannt, die die Volksrepublik China für uns darstellt.”
Die Abhängigkeit der Industrie von Lieferungen aus China ist auch in den USA ein heiß diskutiertes Thema. Gerade die Knappheit von Mikrochips bereitet Wirtschaft und Politik erhebliche Sorge, genau wie in Deutschland und in Europa (China.Table berichtete). Auch die EU will Milliardenbeträge für die Förderung mobilisieren und Subventionen erlauben. fin
Zwei neue Studien haben zahlreiche Belege dafür zusammengetragen, dass der Wildtier-Markt in Wuhan der Ursprung der Covidi-Pandemie ist, wie schon ganz zu Anfang angenommen. Die Auswertung von Proben aus der ersten Erkrankungswelle habe ergeben, dass das Virus zuerst im unmittelbaren Umfeld des Marktes aufgetaucht ist, berichten Forscher der National Institutes of Health (NIH) in der Fachzeitschrift Science. Die US-Wissenschaftler sind sich so sicher, dass sie die Überschrift als Faktenbehauptung formulieren: “Der Meeresfrüchtegroßmarkt in Wuhan war das frühe Epizentrum der Covid-19-Pandemie.” Die Verbindung zwischen dem Markt und der Krankheit erfolgt hier rein durch den Nachweis räumlicher Nähe.
Eine zweite Studie, die ebenfalls in Science erschienen ist, stellt zusätzliche Belege für die Wuhan-These vor, die durch eine andere Methode abgeleitet sind. Die Forscher haben dazu die genetische Entwicklung von Sars-CoV-2 untersucht. Da sich ständig kleine Mutationen ansammeln, lässt sich das Alter einer Variante ermitteln. Der Studie zufolge ist das Virus Ende 2019 gleich zweimal vom Tier auf den Menschen übergesprungen. So sind fast zeitgleich die Varianten A und B entstanden. Die Forscher schließen anhand der genetischen Daten aus, dass es das Virus vor Ende Oktober 2019 bereits gab und halten eine Entstehung Mitte November in der Nähe des Wildtiermarkts in Wuhan für wahrscheinlich.
Bereits ganz zu Anfang der Pandemie galt der Huanan-Markt in Wuhan als wahrscheinlicher Ausgangspunkt der Pandemie. Die frühen Patienten standen zum Teil im Zusammenhang mit der Einrichtung. Corona-Viren sind zudem berüchtigt dafür, zwischen Säugetierarten hin- und herzuspringen. Später sind allerdings zahlreiche weitere Theorien dazugekommen, darunter der Ursprung auf einer Pelztier-Farm oder ein Laborausbruch. Die chinesische Behauptung, das Coronavirus könne aus den USA stammen, genießt dagegen nur wenig Rückhalt unter Wissenschaftlern. fin
Volkswagen China hat einen flugtauglichen Prototyp seines Flugtaxis V.MO vorgestellt. Es handele sich damit um ein Angebot für die künftige “urbane Luftmobilität”, die helfen soll, Chinas Verkehrsprobleme zu lösen. Das Gerät startet und landet senkrecht wie ein Helikopter. Die Energie kommt aus Batterien. Innen haben vier Passagiere Platz. Das Unternehmen wolle den V.MO als ernstzunehmendes Produkt zur Serienreife bringen, betont Volkswagen-China-Chef Stephan Wöllenstein.
Der offizielle Spitzname der Passagierdrohne soll laut Pressemitteilung “Flying Tiger” sein, was vermutlich keine Anspielung auf die gleichnamige Fliegerstaffel im Zweiten Weltkrieg sein soll. Es handele sich um ein gutes Beispiel für eine Entwicklung “in China, für China”, sagte Wöllenstein. Das Fluggerät wurde vor Ort von jungen chinesischen Ingenieurinnen und Ingenieuren ersonnen. Um ein Massenprodukt handelt es sich jedoch auf absehbare Zeit nicht. Der Flying Tiger werde zunächst wohlhabenden Kunden angeboten, so der Konzern. fin
Die beiden Solarzellenhersteller Longi und Tongwei haben ihre Preise erhöht. Tongwei hat am Montag den Preis für Solarzellen unterschiedlicher Größe um drei bis vier Prozent angehoben. Der Konkurrent Longi zog am Dienstag nach und steigerte die Preise für Wafer – ein Vorprodukt der Zellen – um ebenfalls drei bis vier Prozent. Die Preisanpassung folgt einem Anstieg der Kosten für Polysilizium um gut 15 Prozent in den vergangenen zwei Monaten. Polysilizium ist der Ausgangsstoff für Wafer.
Die Preise für Polysilizium werden Analysten zufolge auch im dritten Quartal weiter steigen. Im vierten Quartal werden allerdings neue Produktionsanlagen eröffnet, sodass das Angebot wieder mit der hohen Nachfrage Schritt halten kann (China.Table berichtete). China dominiert die Solar-Lieferkette. Das Land hat einen Weltmarktanteil von 75 bis über 80 Prozent bei der Produktion von Polysilizium, Wafern, Solarzellen und Solarmodulen (China.Table berichtete). Preisänderungen in China wirken sich somit auf die weltweite Lieferketten aus. nib
Einem Blogeintrag zufolge befindet sich der Carsharing-Arm des Mobilitätsdienstleisters Didi Chuxing in Schwierigkeiten. Ein Mitarbeiter habe Informationen über die Insolvenz auf Weibo geteilt, berichtet die Webseite Pandaily. Zuvor hatten die Behörden dem Mutterkonzern eine Milliardenstrafe aufgebrummt, um ihn für seine Geschäftspraktiken zu sanktionieren (China.Table berichtete).
Das Unternehmen hatte jahrelang Geld verbrannt, um seine Dienste unter Preis anzubieten und damit die Konkurrenz aus dem Markt gedrängt. Es war zudem nicht zimperlich mit den Daten seiner Kunden umgegangen. Die Regierung hatte zunächst ein Download-Verbot für die beliebte App verhängt und die Untersuchung nun mit dem Bußgeld abgeschlossen. fin
Chang Weiping 常玮平 hat sich gegen die Diskriminierung von HIV-Infizierten und sexuellen Minderheiten eingesetzt. Die Staatsmacht reagierte mit Arbeitsverbot, Folter – und einem Scheinprozess hinter verschlossenen Türen. In seinem letzten Video kurz vor seiner Verhaftung schien Chang bereits sein Schicksal zu erahnen. “Sollte ich meine Freiheit erneut verlieren, dann möchte ich zuallererst klarstellen, dass ich weder Suizid begehen, noch mir selber körperlichen Schaden antun werde”, sagt der Chinese in nüchternem Tonfall in seine Smartphone-Kamera. Keine Woche später, am 22. Oktober 2020, wird Chang von der Sicherheitspolizei abgeführt.
Am Dienstag hat der Scheinprozess gegen den ehemaligen Anwalt aus der nordwestlichen Stadt Baoji begonnen, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, die Benachteiligten innerhalb der chinesischen Gesellschaft zu verteidigen. Chang hat sich vor allem um diejenigen gekümmert, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder ihres gesundheitlichen Zustands diskriminiert werden. Dazu gehörten Anhänger der LGBT-Gemeinschaft oder HIV-Infizierte.
Angeklagt ist er nun wegen “Untergrabung der Staatsmacht” 颠覆国家政权. Details sind nicht bekannt, weil der Prozess hinter verschlossenen Türen stattfindet: vollkommen intransparent und ohne unabhängigen Rechtsbeistand oder mediale Beobachter. Eine Verurteilung gilt dennoch als reine Formsache, denn in China enden 99 Prozent der Prozesse mit einem Schuldspruch.
“Es ist ein trauriger Tag für die Menschenrechte in China”, schreibt die Deutsche Botschaft in Peking auf ihrem Weibo-Account: “Chang Weipings Mut und Engagement sollten gepriesen, und nicht bestraft werden. Wir fordern die chinesischen Behörden auf, ihn freizulassen”. Auch wenn der Beitrag von den Zensoren immerhin nicht gelöscht, ja sogar von etwa dreihundert “stillen” Unterstützern mit einem “Like” versehen wurde, wettern die nationalistischen Internetnutzer in der Kommentarspalte mit unfreundlichen Nachrichten. Da werden etwa die Deutschen als “alte Neo-Nazis” diffamiert und die LGBT-Gemeinschaft als “Sekte” bezeichnet.
Das Schicksal von Chang Weiping war bereits seit Jahren absehbar: Wegen seines zivilgesellschaftlichen Engagements geriet er im immer autoritäreren China unter Xi Jinping unweigerlich ins Visier der Behörden. Bereits im Oktober 2018 entzog ihm das lokale Justizbüro erstmals die gesetzliche Zulassung. Aufgrund des politischen Drucks konnte Chang Weiping auch nicht bei anderen Kanzleien anheuern, er wurde quasi in die Arbeitslosigkeit gezwungen.
Vor knapp drei Jahren hatte sich Chang schließlich im südchinesischen Xiamen mit anderen Aktivisten getroffen, um den erodierenden Zustand der Zivilgesellschaft im Land zu debattieren. Wie andere Teilnehmer wurde auch er daraufhin von den Sicherheitspolizisten zehn Tage lang in einem sogenannten “schwarzen Gefängnis” festgehalten. Meist sind das unscheinbare Privatwohnungen, die von den Behörden als Verhörzimmer verwendet werden.
Dabei hätten es die Autoritäten wohl belassen. Doch Chang Weiping lud am 16. Oktober ein achteinhalbminütiges Video auf Youtube hoch, in dem er nicht nur seine Unschuld beteuerte, sondern auch von der erlebten Folter während der illegalen Untersuchungshaft berichtete. “Mein rechter Zeigefinger und Ringfinger sind nach wie vor taub und ohne Gefühl”, sagt der Ex-Menschenrechtsanwalt in seine Smartphone-Kamera: “Sie haben alles untersucht, aber keine Beweise gefunden”.
Viele ehemalige Insassen der “schwarzen Gefängnisse” berichten von Schlafmangel, ermüdenden Verhören und körperlicher Gewalt. Als besonders unangenehm wird die Praxis des sogenannten “Tigerstuhls” beschrieben: Dabei wird das Opfer an sämtlichen Gliedmaßen auf einen Stahlstuhl gefesselt und kann sich über Stunden hinweg nicht rühren. Es ist allerdings eine “rote Linie”, niemals über solche dunklen Machenschaften zu berichten. Chang Weiping musste für sein Video schließlich mit seiner Freiheit bezahlen – die Behörden nahmen ihn wenige Tage später fest.
Changs Ehefrau ist ein Tag vor Prozessbeginn mit dem gemeinsamen Sohn Richtung Gerichtsgebäude aufgebrochen, doch wurde noch auf der Autobahn von Polizisten in über einem dutzend Polizeifahrzeugen festgehalten. “Ich möchte doch nur den Prozess meines Mannes beobachten und herausfinden, warum er wegen Untergrabung der Staatsmacht beschuldigt wird. Wo ist das Problem?”, schreibt sie verzweifelt auf Twitter.
Chang Weiping selbst sagte kurz vor seiner Verhaftung, dass er der Bezeichnung “Menschenrechtsanwalt” aus seiner eigenen Sicht nicht gerecht wird: “Alles, was ich tat, waren nur kleine Schritte. Aber ich bin sehr stolz sagen zu können, dass ich dazu beitragen habe, die Gesellschaft zu verbessern und meiner Verpflichtung als Bürger gegenüber meinen Landsleuten und der Gesellschaft nachgekommen bin.” Fabian Kretschmer
Zhao Peng wird Präsident und Parteisekretär von China Life Insurance Co. Ltd, einer börsennotierten Tochter des größten chinesischen Lebensversicherers. Das berichtet das Wirtschaftsportal Caixin unter Berufung auf gut informierte Kreise.
Chen Shuang, ehemals Parteisekretär des Immobilienentwicklers Everbright, befindet sich unter Korruptionsverdacht. Die Disziplinarkommission der Partei ermittele gegen ihn, berichtet Caixin. Chen ist ein profilierter Finanzmanager.
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China und Hongkong trafen gestern bei der Ostasienmeisterschaft im Männerfußball aufeinander. China gewann das Spiel mit 1:0. Hongkong war für Nordkorea in die Endrunde nachgerückt, die von vier Mannschaften bestritten wird. Japan gewann das Turnier nach einem 3:0-Sieg über Südkorea.
Oliver Blume wird ab September neuer Chef des VW-Konzerns. Aus Sicht von China.Table ist das eine aufregende Personalentscheidung. Blume hat 2001 an der renommierten Tongji-Universität in Shanghai promoviert. Damit kommt ein echter China-Kenner an die Spitze eines Dax-Konzerns. Da eine ganze Reihe von Fehlern seines Vorgängers mit dem chinesischen Markt zusammenhängen, ist uns die Top-Personalie eine Analyse wert. Vor allem bei der Beschaffung von Batterien hatte Blume als Porsche-Chef eine glücklichere Hand als Herbert Diess bei VW, schreibt Felix Lee.
Nicht nur die Deutschen lieben Aldi, auch die Kunden in China. Dort allerdings aus anderen Gründen. Während in Deutschland der billige Preis zählt, gilt die Kette in Fernost als richtig edel. Gute europäische Weine werden dort in Holzregalen feilgeboten. Das Konzept läuft auch auf dem anspruchsvollen chinesischen Einzelhandelsmarkt überraschend gut und ist Grund für den Konzern, jetzt schnell weitere Filialen zu eröffnen. Doch das Vorhaben bleibt vorerst riskant, warnt unser Team in Peking. Neue Lockdowns können den Kunden jederzeit den Zugang zu den Läden abschneiden.
Die industriepolitischen Zeichen standen schon vor Pandemie und Krieg auf mehr Eigenständigkeit. Beide Ereignisse haben in den Augen von Wirtschaft und Politik die Notwendigkeit noch weiter verschärft, sich für die Beschaffung notwendiger Teile nicht auf Rivalen verlassen zu müssen. Die USA handeln nun. Das lange erwartete Chip-Gesetz hat am Mittwoch mit großer Mehrheit den Senat passiert. Washington kann die eigene Halbleiterindustrie künftig üppig subventionieren. Die Abhängigkeit von Asien sinkt, doch auch die internationale Verflechtung insgesamt geht dadurch zurück.
Mitten in die Werksferien in Wolfsburg platze am späten Freitagnachmittag die Nachricht über den Führungswechsel bei Volkswagen. Für den bisherigen VW-Chef Herbert Diess, so heißt es zumindest aus VW-Kreisen, sei das ein Schock gewesen. Er wusste zwar, dass er bei vielen Mitarbeitern aneckte und entscheidende Probleme noch nicht im Griff hatte. Die Abberufung kam jedoch ohne Vorwarnung.
Mit Oliver Blume als Nachfolger setzt der Aufsichtsrat nun auf jemanden, der explizit China-Erfahrung aufweist. Das ist kein Zufall. Fast alle Probleme und Baustellen des Konzerns haben derzeit direkt oder indirekt mit dem großen Markt in Fernost zu tun:
Firmenangaben zufolge hat Blume 2001 am Institut für Fahrzeugtechnik der renommierten Tongji-Universität in Shanghai promoviert. Die Tongji ist nicht irgendeine Uni. Es handelt sich um eine der Top-Institutionen der Volksrepublik. Sie schneidet in internationalen Rankings vor deutschen Hochschulen ab. Im Jahr 1907 als deutsche Hochschule für Chinesen in Shanghai gegründet, gehört sie zu den ältesten der modernen Bildungseinrichtungen in China. Der Name Tongji weckt Ehrfurcht.
Gleich im Anschluss an seine Zeit an der Tongji in Shanghai sammelte Blume an mehreren Standorten Konzernerfahrung. Er ging zunächst zu Audi, dann zu Seat und schließlich zur Kernmarke Volkswagen nach Wolfsburg, wo er die Produktionsplanung leitete. 2015 wurde er Chef von Porsche. Drei Jahre später wurde er zudem in den Konzernvorstand von VW berufen, verantwortlich für die Produktion. Blume will auch künftig in Personalunion Porsche-Chef bleiben.
An der China-Strategie, die der designierte China-Vorstand Ralf Brandstätter im Juni präsentierte, hat Blume nach Konzernangaben unmittelbar mitgewirkt. Ab August soll ein eigenes sogenanntes “China Board” installiert sein, das markenübergreifend und eigenständig vor Ort schalten und walten soll. An dieser Strategie wird VW also unter Blume als Konzernchef festhalten.
Doch ob diese Strategie ausreichen wird, um den Marktanteil des deutschen Autobauers von noch 40 Prozent im vergangenen Jahr halten zu können? Angesichts der Geschwindigkeit, mit der sich der chinesische Automarkt derzeit entwickelt, dürfte auch Blume nicht viel Zeit haben, um bald Erfolg vorzuweisen.
Die Rahmenbedingungen in China verändern sich so rasch, dass das deutsche Management nur mit Mühe mithalten kann. Das musste auch Diess erfahren. Ohne den Druck aus China hätte VW den Schwenk zu Elektromodellen in dieser Konsequenz zwar nicht vollzogen. Dennoch hinkt der deutsche Marktführer hinterher. Diess hinterlässt Blume daher große Baustellen:
Die von Diess eigens gegründete Tochterfirma Cariad sollte ein einheitliches Betriebssystem für die gesamte Volkswagen-Gruppe entwickeln. Es sollte die Grundlage für das autonome Fahren legen. Zuletzt zeichnete sich jedoch ab, dass es wegen diverser Koordinationsprobleme und unzureichender Fachkräfte zu erheblichen Verzögerungen kommt und die Volkswagen-Gruppe noch über Jahre zwei verschiedene Systeme verwenden wird, zwischen denen es kaum Überschneidungen gibt. Dem Konzern geht damit kostbare Zeit verloren.
Für chinesische Kunden sind die digitalen Funktionen des Autos tendenziell wichtiger als traditionelle Kennzahlen wie die Motorleistung. Eine gut zu bedienende Software ist für sie kaufentscheidend. Die chinesische Konkurrenz ist dabei aber den deutschen Autobauern deutlich überlegen: BYD ist beim E-Auto in China bereits Marktführer, chinesische Newcomer wie Nio, Xpeng holen kräftig auf und punkten mit einer leistungsstarken Benutzeroberfläche.
Gerade die Anbindung an beliebte Apps genügt sehr viel mehr den Ansprüchen der chinesischen Kundschaft als die Technik von Volkswagen. BYD ist inzwischen auch auf Expansionskurs in Europa. Diess Abgang dürfte also nicht zuletzt mit den Problemen im China-Geschäft in Zusammenhang stehen.
Doch auch im Umgang mit politischen Themen zeigte Diess in seiner Amtszeit wenig Fingerspitzengefühl. Erst Anfang Juli sagte er in einem Interview, der Konzern lasse sich von seinem Joint-Venture-Partner über die Menschenrechtslage in China informieren. Der Partner ist jedoch ein Staatsunternehmen und kein unabhängiger Beobachter (China.Table berichtete). In einem Interview mit der britischen BBC schützte Diess 2019 Unwissenheit vor, als er nach den brutalen Lagern in der chinesischen Provinz Xinjiang gefragt wurde. VW ist der einzige ausländische Autobauer, der auch in Xinjiang ein Autowerk betreibt. Diess’ Äußerung hat vor allem in angelsächsischen Medien für große Empörung gesorgt. Mittlerweile verweigert auch das Bundeswirtschaftsministerium dem Volkswagen-Konzern wegen seiner Tätigkeiten in Xinjiang Handelssubventionen (China.Table berichtete).
Filialen von Aldi Süd in China sehen ganz anders als in Deutschland aus. Wer einmal einen der Supermärkte in Shanghai besucht hat, versteht sofort, dass der Mülheimer Konzern in der Volksrepublik dort nicht als Discounter wahrgenommen werden will. Die Märkte, wie etwa der im Shanghaier Stadtviertel Jingan, wirken beim Betreten betont hochwertig. Der Boden glänzt blitzsauber, die Waren sind in edel wirkende Holzregale eingeräumt. Neben dem Eingang lädt ein zum Markt gehörendes Café Besucher dazu ein, nach dem Einkaufen eine Pause einzulegen. Beim Sortiment setzt Aldi auf eine Mischung aus chinesischen, deutschen und internationalen Waren.
Offenbar kommt das Konzept gut an. Nachdem Aldi Süd 2019 seine ersten zwei Filialen in Shanghai eröffnet hat, kamen bis heute rund 20 weitere Filialen in der Stadt hinzu. Nach den ersten Gehversuchen soll nun offenbar die ganz große Offensive starten.
Geplant sind gleich Hunderte neue Geschäfte, wie das Handelsblatt unter Berufung auf Aldi-China-Chef Roman Rasinger berichtet. “China ist und bleibt einer der interessantesten Märkte in allen Bereichen, und die rasant steigende Größe der Mittelklasse führt zu einem riesigen Potenzial im Lebensmittelmarkt”, so Rasinger gegenüber der Zeitung. Allein in Shanghai bestehe so ein Potenzial an einer dreistelligen Zahl von Geschäften.
Die Stadt mit ihren 25 Millionen Einwohnern und darüber hinaus das Jangtse-Delta mit über 100 Millionen Einwohnern hätten für Aldi “derzeit Priorität”, erklärte Rasinger. In welche Stadt es als Nächstes gehen soll, werde gerade evaluiert. Aldi habe großes Potenzial, “weiße Flecken auf der Versorgungslandkarte” zu besetzen, glaubt er.
Zahlen zum Umsatz in China nennt Aldi Süd nicht. Das Marktforschungsunternehmen WGSN schätzt jedoch, dass der Discounter schon in diesem Jahr mit seinen Läden in China einen Umsatz in Höhe von 80 Millionen US-Dollar erreichen dürfte. Sollte er nur das Wachstumstempo des vergangenen Jahres von 16 neuen Läden beibehalten, würde er im Jahr 2025 schon rund 230 Millionen Dollar umsetzen. Die Erlöse aus dem E-Commerce kommen noch dazu.
Dass sich Aldi Süd bisher nur langsam an den chinesischen Markt herantastete, hatte unter Beobachtern immer wieder Kritik ausgelöst. “Wenn Aldi den chinesischen Markt wirklich ernst nimmt, müssen sie viel mehr Filialen eröffnen. Nicht nur in Shanghai, sondern im ganzen Land”, warnte etwa der E-Commerce-Analyst Li Chengdong bereits im vergangenen Sommer.
Es gab jedoch auch durchaus gute Argumente, zunächst Vorsicht walten zu lassen. Schließlich gilt der chinesische Markt als äußerst schwierig für ausländische Händler. Lidl hat sich so bereits im April 2019 nach nur etwas mehr als zwei Jahren wieder aus der Volksrepublik zurückgezogen. Genau wie Aldi Süd hatte es auch Lidl zunächst mit einem reinen Online-Verkauf versucht. Der spanische Discounter Dia hatte 2018 nach 15 Jahren in China seine 450 Filialen an die chinesische Suning-Gruppe verkauft, weil die Verluste zu groß wurden. Auch der britische Einzelhändler Tesco war 2014 in China gescheitert.
Rückblickend scheint es die richtige Entscheidung für Aldi gewesen zu sein, es besonders während der Corona-Pandemie mit der Expansion nicht zu schnell anzugehen. So blieb es dem Konzern erspart, eine noch größere Zahl von Filialen durch den zweimonatigen Shanghai-Lockdown in diesem Frühling bringen zu müssen. Dass Shanghai für zwei Monate praktisch eingefroren war, sollte für Aldi jedoch auch eine Warnung sein.
Denn China macht weiterhin keine Anstalten, seine strikte Null-Corona-Politik aufzugeben. Zu Lockdowns in einzelnen Metropolen kann es somit vorerst immer wieder kommen. Aldi Süd wäre in diesem Fall besser aufgestellt, wenn es sich nicht nur auf eine Region konzentrieren, sondern auch in andere Boom-Zentren im Land expandieren würde.
In Peking, an der gesamten Ostküste, aber auch im boomenden Süden des Landes hätten die Deutschen wahrscheinlich gute Chancen. Die Mittelschicht tickt dort nicht anders als in Shanghai. Jörn Petring/Gregor Koppenburg
Das US-Parlament hat am Mittwoch das lange erwartete Gesetz zur Stärkung der heimischen Halbleiter-Industrie gegen China verabschiedet. Abgeordnete beider Lager, der Demokraten und der Republikaner, stimmten für den “Chips-and-Science-Act”, wie das Gesetz um Washingtoner Polit-Slang heißt. Auf diese Weise kam eine eindeutige Mehrheit von 64 Stimmen zustande; nur 33 Senatoren stimmten dagegen. Jetzt fehlt nur noch die Unterschrift von Präsident Joe Biden, um das Gesetz wirksam werden zu lassen.
Der Staat kann die amerikanische Halbleiter-Industrie nun mit 52 Milliarden Dollar direkt fördern. Außerdem werden Chip-Fabriken steuerfrei gestellt, was weitere 24 Milliarden Dollar kosten wird. Zudem stehen für die kommenden fünf Jahre 170 Milliarden Dollar für Forschungsanträge von Unis und Privatfirmen zur Verfügung. Das soll helfen, den technischen Vorsprung der USA zu erhalten. Die Freigabe der Forschungsmittel ist allerdings noch an eine Freigabe durch den Kongress gebunden.
Politiker von Regierung und Opposition lobten das Gesetz einhellig. “Es wird gut bezahlte Arbeitsplätze schaffen, die Lieferketten entlasten, die Kosten senken und die Sicherheitsinteressen der USA schützen”, sagte der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Chuck Schumer. “Dies ist ein schlechter Tag für Präsident Xi und die Kommunistische Partei Chinas”, sagte Senator John Cornyn von den Republikanern. “Der schlummernde Riese Amerika ist endlich aufgewacht und hat die Herausforderung erkannt, die die Volksrepublik China für uns darstellt.”
Die Abhängigkeit der Industrie von Lieferungen aus China ist auch in den USA ein heiß diskutiertes Thema. Gerade die Knappheit von Mikrochips bereitet Wirtschaft und Politik erhebliche Sorge, genau wie in Deutschland und in Europa (China.Table berichtete). Auch die EU will Milliardenbeträge für die Förderung mobilisieren und Subventionen erlauben. fin
Zwei neue Studien haben zahlreiche Belege dafür zusammengetragen, dass der Wildtier-Markt in Wuhan der Ursprung der Covidi-Pandemie ist, wie schon ganz zu Anfang angenommen. Die Auswertung von Proben aus der ersten Erkrankungswelle habe ergeben, dass das Virus zuerst im unmittelbaren Umfeld des Marktes aufgetaucht ist, berichten Forscher der National Institutes of Health (NIH) in der Fachzeitschrift Science. Die US-Wissenschaftler sind sich so sicher, dass sie die Überschrift als Faktenbehauptung formulieren: “Der Meeresfrüchtegroßmarkt in Wuhan war das frühe Epizentrum der Covid-19-Pandemie.” Die Verbindung zwischen dem Markt und der Krankheit erfolgt hier rein durch den Nachweis räumlicher Nähe.
Eine zweite Studie, die ebenfalls in Science erschienen ist, stellt zusätzliche Belege für die Wuhan-These vor, die durch eine andere Methode abgeleitet sind. Die Forscher haben dazu die genetische Entwicklung von Sars-CoV-2 untersucht. Da sich ständig kleine Mutationen ansammeln, lässt sich das Alter einer Variante ermitteln. Der Studie zufolge ist das Virus Ende 2019 gleich zweimal vom Tier auf den Menschen übergesprungen. So sind fast zeitgleich die Varianten A und B entstanden. Die Forscher schließen anhand der genetischen Daten aus, dass es das Virus vor Ende Oktober 2019 bereits gab und halten eine Entstehung Mitte November in der Nähe des Wildtiermarkts in Wuhan für wahrscheinlich.
Bereits ganz zu Anfang der Pandemie galt der Huanan-Markt in Wuhan als wahrscheinlicher Ausgangspunkt der Pandemie. Die frühen Patienten standen zum Teil im Zusammenhang mit der Einrichtung. Corona-Viren sind zudem berüchtigt dafür, zwischen Säugetierarten hin- und herzuspringen. Später sind allerdings zahlreiche weitere Theorien dazugekommen, darunter der Ursprung auf einer Pelztier-Farm oder ein Laborausbruch. Die chinesische Behauptung, das Coronavirus könne aus den USA stammen, genießt dagegen nur wenig Rückhalt unter Wissenschaftlern. fin
Volkswagen China hat einen flugtauglichen Prototyp seines Flugtaxis V.MO vorgestellt. Es handele sich damit um ein Angebot für die künftige “urbane Luftmobilität”, die helfen soll, Chinas Verkehrsprobleme zu lösen. Das Gerät startet und landet senkrecht wie ein Helikopter. Die Energie kommt aus Batterien. Innen haben vier Passagiere Platz. Das Unternehmen wolle den V.MO als ernstzunehmendes Produkt zur Serienreife bringen, betont Volkswagen-China-Chef Stephan Wöllenstein.
Der offizielle Spitzname der Passagierdrohne soll laut Pressemitteilung “Flying Tiger” sein, was vermutlich keine Anspielung auf die gleichnamige Fliegerstaffel im Zweiten Weltkrieg sein soll. Es handele sich um ein gutes Beispiel für eine Entwicklung “in China, für China”, sagte Wöllenstein. Das Fluggerät wurde vor Ort von jungen chinesischen Ingenieurinnen und Ingenieuren ersonnen. Um ein Massenprodukt handelt es sich jedoch auf absehbare Zeit nicht. Der Flying Tiger werde zunächst wohlhabenden Kunden angeboten, so der Konzern. fin
Die beiden Solarzellenhersteller Longi und Tongwei haben ihre Preise erhöht. Tongwei hat am Montag den Preis für Solarzellen unterschiedlicher Größe um drei bis vier Prozent angehoben. Der Konkurrent Longi zog am Dienstag nach und steigerte die Preise für Wafer – ein Vorprodukt der Zellen – um ebenfalls drei bis vier Prozent. Die Preisanpassung folgt einem Anstieg der Kosten für Polysilizium um gut 15 Prozent in den vergangenen zwei Monaten. Polysilizium ist der Ausgangsstoff für Wafer.
Die Preise für Polysilizium werden Analysten zufolge auch im dritten Quartal weiter steigen. Im vierten Quartal werden allerdings neue Produktionsanlagen eröffnet, sodass das Angebot wieder mit der hohen Nachfrage Schritt halten kann (China.Table berichtete). China dominiert die Solar-Lieferkette. Das Land hat einen Weltmarktanteil von 75 bis über 80 Prozent bei der Produktion von Polysilizium, Wafern, Solarzellen und Solarmodulen (China.Table berichtete). Preisänderungen in China wirken sich somit auf die weltweite Lieferketten aus. nib
Einem Blogeintrag zufolge befindet sich der Carsharing-Arm des Mobilitätsdienstleisters Didi Chuxing in Schwierigkeiten. Ein Mitarbeiter habe Informationen über die Insolvenz auf Weibo geteilt, berichtet die Webseite Pandaily. Zuvor hatten die Behörden dem Mutterkonzern eine Milliardenstrafe aufgebrummt, um ihn für seine Geschäftspraktiken zu sanktionieren (China.Table berichtete).
Das Unternehmen hatte jahrelang Geld verbrannt, um seine Dienste unter Preis anzubieten und damit die Konkurrenz aus dem Markt gedrängt. Es war zudem nicht zimperlich mit den Daten seiner Kunden umgegangen. Die Regierung hatte zunächst ein Download-Verbot für die beliebte App verhängt und die Untersuchung nun mit dem Bußgeld abgeschlossen. fin
Chang Weiping 常玮平 hat sich gegen die Diskriminierung von HIV-Infizierten und sexuellen Minderheiten eingesetzt. Die Staatsmacht reagierte mit Arbeitsverbot, Folter – und einem Scheinprozess hinter verschlossenen Türen. In seinem letzten Video kurz vor seiner Verhaftung schien Chang bereits sein Schicksal zu erahnen. “Sollte ich meine Freiheit erneut verlieren, dann möchte ich zuallererst klarstellen, dass ich weder Suizid begehen, noch mir selber körperlichen Schaden antun werde”, sagt der Chinese in nüchternem Tonfall in seine Smartphone-Kamera. Keine Woche später, am 22. Oktober 2020, wird Chang von der Sicherheitspolizei abgeführt.
Am Dienstag hat der Scheinprozess gegen den ehemaligen Anwalt aus der nordwestlichen Stadt Baoji begonnen, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, die Benachteiligten innerhalb der chinesischen Gesellschaft zu verteidigen. Chang hat sich vor allem um diejenigen gekümmert, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder ihres gesundheitlichen Zustands diskriminiert werden. Dazu gehörten Anhänger der LGBT-Gemeinschaft oder HIV-Infizierte.
Angeklagt ist er nun wegen “Untergrabung der Staatsmacht” 颠覆国家政权. Details sind nicht bekannt, weil der Prozess hinter verschlossenen Türen stattfindet: vollkommen intransparent und ohne unabhängigen Rechtsbeistand oder mediale Beobachter. Eine Verurteilung gilt dennoch als reine Formsache, denn in China enden 99 Prozent der Prozesse mit einem Schuldspruch.
“Es ist ein trauriger Tag für die Menschenrechte in China”, schreibt die Deutsche Botschaft in Peking auf ihrem Weibo-Account: “Chang Weipings Mut und Engagement sollten gepriesen, und nicht bestraft werden. Wir fordern die chinesischen Behörden auf, ihn freizulassen”. Auch wenn der Beitrag von den Zensoren immerhin nicht gelöscht, ja sogar von etwa dreihundert “stillen” Unterstützern mit einem “Like” versehen wurde, wettern die nationalistischen Internetnutzer in der Kommentarspalte mit unfreundlichen Nachrichten. Da werden etwa die Deutschen als “alte Neo-Nazis” diffamiert und die LGBT-Gemeinschaft als “Sekte” bezeichnet.
Das Schicksal von Chang Weiping war bereits seit Jahren absehbar: Wegen seines zivilgesellschaftlichen Engagements geriet er im immer autoritäreren China unter Xi Jinping unweigerlich ins Visier der Behörden. Bereits im Oktober 2018 entzog ihm das lokale Justizbüro erstmals die gesetzliche Zulassung. Aufgrund des politischen Drucks konnte Chang Weiping auch nicht bei anderen Kanzleien anheuern, er wurde quasi in die Arbeitslosigkeit gezwungen.
Vor knapp drei Jahren hatte sich Chang schließlich im südchinesischen Xiamen mit anderen Aktivisten getroffen, um den erodierenden Zustand der Zivilgesellschaft im Land zu debattieren. Wie andere Teilnehmer wurde auch er daraufhin von den Sicherheitspolizisten zehn Tage lang in einem sogenannten “schwarzen Gefängnis” festgehalten. Meist sind das unscheinbare Privatwohnungen, die von den Behörden als Verhörzimmer verwendet werden.
Dabei hätten es die Autoritäten wohl belassen. Doch Chang Weiping lud am 16. Oktober ein achteinhalbminütiges Video auf Youtube hoch, in dem er nicht nur seine Unschuld beteuerte, sondern auch von der erlebten Folter während der illegalen Untersuchungshaft berichtete. “Mein rechter Zeigefinger und Ringfinger sind nach wie vor taub und ohne Gefühl”, sagt der Ex-Menschenrechtsanwalt in seine Smartphone-Kamera: “Sie haben alles untersucht, aber keine Beweise gefunden”.
Viele ehemalige Insassen der “schwarzen Gefängnisse” berichten von Schlafmangel, ermüdenden Verhören und körperlicher Gewalt. Als besonders unangenehm wird die Praxis des sogenannten “Tigerstuhls” beschrieben: Dabei wird das Opfer an sämtlichen Gliedmaßen auf einen Stahlstuhl gefesselt und kann sich über Stunden hinweg nicht rühren. Es ist allerdings eine “rote Linie”, niemals über solche dunklen Machenschaften zu berichten. Chang Weiping musste für sein Video schließlich mit seiner Freiheit bezahlen – die Behörden nahmen ihn wenige Tage später fest.
Changs Ehefrau ist ein Tag vor Prozessbeginn mit dem gemeinsamen Sohn Richtung Gerichtsgebäude aufgebrochen, doch wurde noch auf der Autobahn von Polizisten in über einem dutzend Polizeifahrzeugen festgehalten. “Ich möchte doch nur den Prozess meines Mannes beobachten und herausfinden, warum er wegen Untergrabung der Staatsmacht beschuldigt wird. Wo ist das Problem?”, schreibt sie verzweifelt auf Twitter.
Chang Weiping selbst sagte kurz vor seiner Verhaftung, dass er der Bezeichnung “Menschenrechtsanwalt” aus seiner eigenen Sicht nicht gerecht wird: “Alles, was ich tat, waren nur kleine Schritte. Aber ich bin sehr stolz sagen zu können, dass ich dazu beitragen habe, die Gesellschaft zu verbessern und meiner Verpflichtung als Bürger gegenüber meinen Landsleuten und der Gesellschaft nachgekommen bin.” Fabian Kretschmer
Zhao Peng wird Präsident und Parteisekretär von China Life Insurance Co. Ltd, einer börsennotierten Tochter des größten chinesischen Lebensversicherers. Das berichtet das Wirtschaftsportal Caixin unter Berufung auf gut informierte Kreise.
Chen Shuang, ehemals Parteisekretär des Immobilienentwicklers Everbright, befindet sich unter Korruptionsverdacht. Die Disziplinarkommission der Partei ermittele gegen ihn, berichtet Caixin. Chen ist ein profilierter Finanzmanager.
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China und Hongkong trafen gestern bei der Ostasienmeisterschaft im Männerfußball aufeinander. China gewann das Spiel mit 1:0. Hongkong war für Nordkorea in die Endrunde nachgerückt, die von vier Mannschaften bestritten wird. Japan gewann das Turnier nach einem 3:0-Sieg über Südkorea.