Table.Briefing: China

Nordkorea und China + Anstieg des Meeresspiegels

  • Blockbildung in Nordostasien: Nordkorea rückt an China heran
  • Steigende Meere bedrohen das Küstenland
  • Ausfuhren legen überraschend zu
  • Hongkong erwägt Verkürzung der Quarantäne
  • Coronavirus “hält sich nicht im Tiefkühler”
  • Tiktok verschiebt Aufweichung des Datenschutzes
  • Tools: Grüne Wende öffnet Chancen für Investoren
Liebe Leserin, lieber Leser,

in den vergangenen Jahren war Chinas Verhältnis zum kommunistischen Bruderstaat Nordkorea äußerst angespannt. Peking war genervt von der ständigen Zündelei Pjöngjangs mit atomwaffentauglichen Waffen. Die stalinistische Führung in Nordkorea wiederum fand den großen Bruder zu konsumorientiert und kapitalistisch.

Im Zuge des sich wieder zuspitzenden Konflikts zwischen Nord- und Südkorea und allgemeiner geopolitischer Auseinandersetzungen nähern sich Peking und Pjöngjang wieder an. Doch wie ernst meinen es die beiden Führungen mit ihrer neu beschworenen Freundschaft wirklich? Gerade ein neuer nordkoreanischer Atomtest würde die Beziehungen zu China wieder massiv verschlechtern, analysiert unser Autorenteam Fabian Kretschmer und Finn Mayer-Kuckuk. Denn ein jederzeit atomwaffentauglichen und zudem unberechenbaren Nachbarn direkt vor der eigenen Haustür – das will Peking auch weiterhin nicht. 

Der Klimawandel scheint derzeit realer denn je. Rekordhitze, kollabierende Gletscher und nicht zuletzt ein Blick auf die vielen vertrockneten Wiesen zeigen uns, dass die Veränderungen keine Theorie mehr sind, sondern ab jetzt unseren Alltag bestimmen. Auch der Anstieg des Meeresspiegels ist wieder Thema. Welches Ausmaß er annehmen wird, ist je nach Simulation unterschiedlich wird. Fest steht aber bereits: Das Wasser steigt bereits.

China ist hier keine Ausnahme, im Gegenteil: Ein besonders hoher Anteil der Wertschöpfung findet in den Küstenstädten statt. Sie sind zudem dicht geballte Bevölkerungszentren. Ning Wang analysiert, was der steigende Meeresspiegel für China bedeutet und wie es darauf reagiert. Eindeichen ist günstiger als Umsiedeln, lautet das Fazit.

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Ihr
Felix Lee
Bild von Felix  Lee

Analyse

Nordkorea rückt wieder näher an China

Kim Jong-un freut sich über den gelungenen Test einer Interkontinentalrakete (März 2022) - China und Nordkorea rücken näher aneinander.
Kim Jong-un freut sich über den gelungenen Test einer Interkontinentalrakete (März 2022).

Der Korea-Konflikt wirkt nach einigen ruhigen Jahren wieder bedrohlicher. Gleichzeitig lässt sich wieder eine verstärkte Blockbildung in der Region beobachten: Während Südkorea seine Loyalität gegenüber den USA wieder mehr betont, rückt Nordkorea näher an China heran. Am Montag betonten die Staatsmedien in Pjöngjang, dass man die Zusammenarbeit gegenüber Peking auf “eine neue Ebene” heben werde.

Schon im Februar hatte Nordkorea verkünden lassen, Präsident Xi Jinping wolle “die Freundschafts- und Kooperationsbeziehungen zwischen China und Nordkorea entwickeln”. Im Mai folgte dann ein Paukenschlag: China und Russland verhinderten im UN-Sicherheitsrat gemeinsam eine neue Sanktionsrunde gegen Nordkorea.

Hintergrund des Verhaltens im Sicherheitsrat ist auch der Ukraine-Krieg. Russland und China haben sich aus Prinzip gegen den Antrag des Westens gestellt; Kim hat dadurch mit der “Russland-Karte” unverhofft einen Joker zugespielt bekommen.

Kims neue Hinwendung zu China ergibt sich auch aus der Gesamtlage. Machthaber Kim Jong-un ist enttäuscht von Amerika. Sein “guter Freund” Donald Trump ist nicht mehr im Amt, Nachfolger Joe Biden fährt zusammen mit den südkoreanischen Verbündeten wieder einen härteren Kurs gegen sein Regime.

Südkorea baut eine Drohkulisse auf

Südkoreas neuer Generalstabschef Kim Sung-kyum ließ nicht den leisesten Zweifel daran aufkommen, dass die Zeit der stillen Diplomatie fortan vorbei ist. Am Montag pries der hochrangige Militär stolz die Vorzüge des eigenen Raketensystems. Die warnende Botschaft für den Nachbarn im Norden war unmissverständlich: Man sei jederzeit dazu fähig, “dem Feind einen tödlichen Schlag zu versetzen”.

Eine solche Stellungnahme wird in Pjöngjang als neue Eskalationsstufe aufgefasst. Kims Jong-uns Regime wiederum – und das macht den Konflikt so gefährlich – schützt sich gegen jegliche Bedrohung von außen mit eigenen Atomwaffen. Jeffrey Wilson, Abrüstungsexperte am kalifornischen Middlebury Institute, spricht längst wieder von einem brenzligen “Gefangenendilemma“: Beide Seiten wollen zwar einen Krieg vermeiden, doch müssen gleichzeitig ständig auf der Hut sein, um im Ernstfall als erster agieren zu können. 

Dass allein solche Szenarien wieder als reale Möglichkeit durchexerziert werden, legt offen, welch ernste Bedrohungslage auf der koreanischen Halbinsel herrscht. Praktisch nichts ist übriggeblieben von der Aufbruchsstimmung der vergangenen vier Jahre.

Auch Trump konnte Kim nicht wirksam einbinden

Im Juli 2018 trafen sich Kim Jong Un und der damalige US-Präsident Donald Trump zum ersten, historischen Gipfeltreffen in Singapur. Damals hoffte die Weltgemeinschaft auf einen längst überfälligen Durchbruch bei den Atomverhandlungen: Der in der Schweiz ausgebildete, jugendliche Kim wäre im Gegenzug für wirtschaftliche Zugeständnisse bereit, sein Nukleararsenal aufzugeben. Die Hoffnungen stellten sich jedoch schon bald als äußerst naiv heraus. 

In den Folgemonaten verliefen die Verhandlungen zwischen Washington und Pjöngjang schließlich zunehmend im Sand. Und als Trump beim zweiten Gipfel mit Kim in Hanoi endgültig realisierte, dass das nordkoreanische Regime der Forderung einer “vollständigen” atomaren Abrüstung nicht nachkommen würde, kippte die Stimmung vollkommen. 

Gleichzeitig sitzt im Blauen Haus in Seoul seit Mai mit Yoon Suk Yeol ein Präsident, der wieder verstärkt auf Abschreckung denn auf Diplomatie setzt. Die härtere Gangart des konservativen Politikers ist durchaus verständlich, lässt sie sich doch nicht zuletzt als direkte Reaktion auf die ständigen Provokationen des nordkoreanischen Militärs interpretieren. Seit dem vergangenen Jahr testet Pjöngjang wieder in einer solch hohen Frequenz Raketen wie lange nicht mehr

Der Norden bereitet neue Atomtests vor

Internationale Geheimdienstberichte sowie Satellitenaufnahmen legen zudem bereits seit längerem nahe, dass Kim schon bald den ersten Atomtest seit über fünf Jahren durchführen könnte. Der entscheidende Grund, warum er dies nicht bereits getan hat, dürfte höchst trivial sein: Die traditionelle Regenzeit fiel dieses Jahr besonders heftig aus – und erschwerte die Planungen für einen Raketenstart.  

Gerade ein Atomtest würde die Beziehungen zu China jedoch wieder verschlechtern. Die nukleare Zündelei passt der benachbarten Großmacht gar nicht. Kims Bomben bedrohen schließlich im Prinzip auch Peking, das solide in Reichweite seiner Raketen liegt. Mit Russland, Indien und Pakistan als atomar aufgerüsteten Nachbarn ist die Lage schon kompliziert genug.

So ist absehbar, dass sich Pjöngjang und Peking auch wieder auseinanderentwickeln. Die stolze Kim-Dynastie hat stets mit Misstrauen auf China geblickt. Unabhängigkeit vom Ausland ist ihr höchstes Gut. Allianzen sind für sie nur Zweckbündnisse. Und China hat seit dem Altertum die Tendenz, seine Nachbarn ins eigene Herrschaftssystem einzubinden. Sämtliche Anrainer sind daher auf der Hut – und das grundsätzliche kompatible kommunistische Regime im Norden erst Recht. Fabian Kretschmer/Finn Mayer-Kuckuk

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Küstenstädte stemmen sich gegen Anstieg des Meeresspiegels

Küstenstädte stemmen sich gegen den Anstieg des Meeresspiegel: Shanghai ist nah am Wasser gebaut
Nah am Wasser gebaut: Shanghai.

Sie sind die Wahrzeichen der rasanten Entwicklung Chinas den vergangenen Jahrzehnten: Hochhäuser wie der Shanghai Tower in Pudong. In den Küstenstädten blüht die Wirtschaft, werden gigantische Wohnanlagen gebaut und entstehen gute Jobs. Doch die küstennahe Lebensweise ist bedroht.

Das Ministerium für Natürliche Ressourcen 自然资源部 verzeichnete für die vergangenen zehn Jahren einen “hohen Anstieg des Meeresspiegels” an der Küste: 84 Millimeter, also ungefähr eine Handbreit. Dieser Wert bezieht sich auf 2021 im Vergleich zum durchschnittlichen Stand der Zeit von 1993 bis 2011.

Dieser Anstieg im vergangenen Jahr markiert einen Rekord. Er wirkt auf die Behörden und auf Experten in höchstem Maße beunruhigend. Zum Vergleich: Der globale mittlere Meeresspiegel ist seit 1880 um etwa 210 bis 240 Millimeter gestiegen. Fast ein Drittel des Anstiegs ist in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten dazugekommen. Für die kommenden Jahre erwartet das Ministerium eine weitere Zunahme um ein bis zwei Handbreit.

Etwa die Hälfte der Bürger Chinas, die in den Provinzen und Städten in der Küstenregion leben, sind davon betroffen, sollte der Meeresspiegel in dem Tempo weiter steigen. (China.Table berichtete). Vorboten der drohenden Katastrophe gibt es in Form von Sturmfluten und Überschwemmungen bereits. Diese haben allein im vergangenen Jahr einen wirtschaftlichen Schaden von umgerechnet mehr als 459 Millionen US-Dollar verursacht.

Hochwasser treibt Menschen in die Flucht

Bis 2100 droht in China eine Landfläche, auf der derzeit 43 Millionen Menschen leben, dauerhaft überflutet zu werden, wie eine Studie von Klimawissenschaftlern der Organisation Climate Central zeigt. Bisher sind die bekannten Maßnahmen zur Reduzierung der Risiken des Meeresspiegelanstiegs allerdings relativ überschaubar.

So hat Peking eine Reihe von Schwammstädte-Projekten geplant (China.Table berichtete). Doch es fehlt an Infrastruktur – oder diese ist fehlerhaft geplant. Die Provinzbehörden konzentrierten sich mehr auf den Bau von Dämmen, Deichen und Entwässerungssysteme, statt auf den Ausbau von Schwammstädten oder die Umsiedlung von Bewohnern der gefährdetsten Regionen.

Experten sind sich uneins über die Frage, wie auf diese Entwicklung angemessen reagiert werden sollte. Wo das Land verschwindet, könnten die Menschen ins Inland ziehen. “Da die Küsten in China relativ dicht besiedelt sind und die Urbanisierungsrate hoch ist, gehen wir davon aus, dass ein Großteil der Küste geschützt werden wird”, sagt der Datenwissenschaftler und Klimaforscher Daniel Lincke von Global Climate Forum gegenüber China.Table. Lincke hat in einer aktuellen Studie weltweit die Auswirkungen des steigenden Meeresspiegels und der Landabsenkung verglichen. China ist darin wegen der stark besiedelten Küstenstreifen besonders stark betroffen.

Bei mehr als die Hälfte des betroffenen Gebiets halten Forscher Maßnahmen zum Küstenschutz für kostengünstiger als eine Umsiedlung der dort lebenden Bevölkerung. “Unter Einbeziehung sozio-ökonomischer und Klimaszenarien haben wir errechnet, dass für 56 Prozent der Küste Küstenschutz unter jedem Szenario kostengünstigerer ist als Migration”, so Lincke. Für 26 Prozent der Küste sei das Ergebnis vom jeweiligen Szenario abhängig, und für 18 Prozent sei Küstenschutz unter jedem Szenario teurer als Migration.

Zwar plant die Hafenstadt Shanghai Staatsmedien zufolge zusätzliche Entwässerungstunnel und Gezeitentore, um das Schlimmste abzuwenden. Aber es bleibt ein Wettrennen mit der Zeit. Welche küstennahen Städte aktuell besonders von der Landabsenkung durch den Anstieg des Meeresspiegels betroffen sind, haben Pei-Chin Wu und seine Kollegen von der University of Rhode Island in den USA mithilfe von Satellitendaten ermittelt. Dafür werteten sie Daten des Interferometric Synthetic Aperture Radar (InSAR) auf dem europäischen Erdbeobachtungssatelliten Sentinel-1 aus. Sie heben die besonders starke Landabsenkung in Tianjin und Shanghai hervor.

Auch das chinesische Umweltministerium zeichnet für die kommenden 30 Jahren ein düsteres Bild. So soll bis 2050 der Wasserstand an den Küsten Chinas gar um 55 bis 170 Millimeter ansteigen. Die Signale, dass etwas getan werden muss, sind also bei den Behörden angekommen. Nur “unter größten Anstrengungen” werde man die Küsten des Landes gegen den Anstieg des Meeresspiegels verteidigen können, hieß es zuletzt in einem Papier des Ministeriums.

Erosion der Uferstreifen bedroht ganz Asien

Hinzu kommt ein weiteres Problem: Ausgelöst durch den Meeresspiegelanstieg kommt es zur Erosion von Uferstreifen, was die Existenzgrundlage der Menschen in den betroffenen Gebieten gefährdet. Unmittelbar bedroht sind vor allem die Küsten von China, aber auch Bangladesch, Indien, Vietnam, Indonesien, Thailand, den Philippinen und Japan. Besonders Asien leidet, weil der Meeresspiegel hier schneller steigt als im weltweiten Durchschnitt. Dazu kommt, dass über 70 Prozent der Bewohner des Kontinentes in den stark besiedelten Küstenregionen leben.

Schlimmer noch: Internationale Experten sind sich einig, dass selbst durch eine erfolgreiche Bekämpfung des Klimawandels und einer Erderwärmung unterhalb von zwei Grad Celsius sich eine Erhöhung des Meeresspiegels weltweit nicht stoppen lässt. Je höher jedoch weltweit die Temperaturen steigen, je mehr Gletscher schmelzen, desto höher wird der Meeresspiegel ansteigen. Mit steigenden Temperaturen entstehen auch mehr Treibhausgasemissionen. Der Mensch ist der größte Verursacher von CO2-Emissionen und damit direkt für den Anstieg des Meeresspiegels verantwortlich.

Ein Bericht des Weltklimarats zeigt, dass die Effekte der Treibhausgasemissionen der Vergangenheit für Jahrhunderte oder gar für Jahrtausende unumkehrbar sind. Auch wenn derzeit die Kohle aus Gründen der Energiesicherheit wieder hoch im Kurs steht – Peking versichert, dem Klimaschutz weiterhin hohe Priorität einzuräumen.

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News

Größtes Exportplus seit fünf Monaten

Die weltweiten Lieferketten stehen weiter massiv unter Druck. Aus China, dem größtem Exporteur von Konsumgütern und Zwischenprodukten, gibt es nun aber positive Nachrichten: Trotz immer wieder drohender Corona-Lockdowns haben die Ausfuhren der zweitgrößten Volkswirtschaft im Juni überraschend zugelegt. Sie stiegen im Vorjahresvergleich um 17,9 Prozent, teilte die Pekinger Zollverwaltung am Mittwoch mit, und damit so stark wie seit fünf Monaten nicht. Im Mai hatte das Plus bei 16,9 Prozent gelegen. Ökonomen hatten lediglich mit einem Zuwachs von 12 Prozent gerechnet. 

Im ersten Halbjahr wuchs der Außenhandel im Jahresvergleich um 9,4 Prozent. Die Einfuhr aus Russland legte um 48 Prozent zu, was auf Ersatzimporte von Energieträgern zurückzuführen ist. Wen Bin, Chefökonom bei der Minsheng Bank, sagte, der schwächere Yuan trage zur Stützung der Export-Industrie bei. Auch laufe es an einigen Häfen wieder normaler. Im wichtigen Hafen von Shanghai liegt der tägliche Container-Umschlag Behördenangaben zufolge wieder bei mindestens 95 Prozent des Vorjahresniveaus.

Weniger rosig sieht es hingegen bei den Einfuhren aus. Die Importe legten lediglich um ein Prozent zu, nachdem es im Mai noch 4,1 Prozent waren. Hier zeigt sich ganz offenbar die Schwäche bei den Konsumausgaben im Zuge der Corona-Maßnahmen.

Chinas Handelsüberschuss summierte sich im vergangenen Monat aber dennoch auf knapp 98 Milliarden US-Dollar – und damit auch noch mal deutlich mehr als von Experten erwartet. Im Mai waren es fast 79 Milliarden Dollar. Weltbank und IWF empfehlen jeder größeren Volkswirtschaft eine möglichst ausgeglichene Außenhandelsbilanz.

Ökonomen gehen davon aus, dass Chinas Wirtschaft insgesamt im zweiten Quartal so schwach gewachsen ist wie seit Beginn der Corona-Krise im Jahr 2020 nicht. Die offizielle Zahl wird am Freitag bekanntgegeben. flee/rtr

  • Export
  • Handel
  • Lieferketten

Hongkong erwägt Verkürzung der Quarantäne

Hongkongs neuer Gesundheitschef Lo Chung-mau hält es für möglich, dass rechtzeitig zum Global Banking Summit im November die quarantänefreie Einreise in die chinesische Sonderverwaltungszone erlaubt werden könne. Das berichtet die in Hongkong erscheinende South China Morning Post. Hongkong müsse die strenge Covid-19-Politik der Volksrepublik nicht befolgen, da die Stadt nach dem Prinzip “Ein Land, zwei Systeme” ein gewisses Maß an Freiheit genieße, sagte Lo in einem Interview mit der Zeitung.

Ihm schwebe ein Verfahren vor, bei dem Ankommende auf dem Internationalen Flughafen sofort PCR-Tests unterzogen werden. Er plane zudem die Einführung eines Gesundheitscodesystems, wie es ihn schon auf dem chinesischen Festland gibt. Ein gelber Code etwa erlaubt es den Menschen, zur Arbeit zu gehen, verbietet ihnen jedoch den Besuch von Orten mit Risikogruppen, etwa Alten- und Pflegeheime. 

Zudem will Lo prüfen, schon in den nächsten Wochen die Quarantänezeit von derzeit sieben Tagen in einem Hotel und sieben Tage zu Hause auf fünf Tage im Quarantänehotel und zwei Tage zu Hause zu verkürzen. Er könne sich vorstellen, dass Einreisende künftig auch nur noch zu Hause ihre Quarantänezeit verbringen. Dieser Schritt werde derzeit aber noch geprüft. flee

  • Coronavirus
  • Gesundheit
  • Hongkong

Corona-Testung von importierten TK-Waren entfällt

Am Mittwoch überraschte die Nationale Gesundheitskommission mit einer alten Erkenntnis: Auf der Verpackung von Lebensmitteln halte sich das Coronaviirus nicht lange. Daher entfalle künftig die Testung von importierten Tiefkühl-Lebensmitteln. “Neueste Forschungsergebnisse zeigen, dass das neue Coronavirus unter normalen Temperaturbedingungen auf den meisten Oberflächen nur kurze Zeit überlebt und sämtlich innerhalb eines Tages inaktiviert wird”, lautet die Begründung. Die Aufhebung der Testpflicht für bestimmte Lebensmittel entspreche daher dem “Geist der wichtigen Anweisungen von Generalsekretär Xi Jinping” zur Seuchenprävention.

Schon im Laufe des ersten Pandemiejahres hatte sich gezeigt, dass Oberflächen nicht gut zur Übertragung der Viren auf den Menschen geeignet sind. Ganz ausgeschlossen ist dieser Infektionsweg zwar nicht. Aber zumindest Lebensmittel gelten nicht als wahrscheinlicher Weg der Weitergabe. China setzt bisher jedoch konsequent auf Testung und Kontrolle von allem, was aus dem Ausland kommt. Auch Desinfektion von Oberflächen und Personen steht hoch im Kurs (China.Table berichtete).

Der wahre Grund für die Neuregelung ist vermutlich weniger eine wissenschaftliche Erkenntnis zu Sars-CoV-2, sondern hat eher wirtschaftliche Notwendigkeit. Konkret könnte der Politikwechsel an der weltweiten Inflation und der angespannten Versorgungslage liegen. Die Tests bremsen die Einfuhr günstiger Waren aus dem Ausland und verteuern sie. Doch Importe können generell helfen, die Preise zu dämpfen.

Die Absurdität der Testung von Tiefkühl-Lebensmitteln zeigt ein Tweet der Journalistin Lea Sahay, die das Ergebnis der Nachverfolgung einer Eispackung ausgelesen hat. Der Becher wurde per PCR auf Corona getestet, wie sich per Barcode nachvollziehen ließ. fin

  • Coronavirus
  • Gesundheit
  • Handel
  • Import

Tiktok verschiebt umstrittene Datenschutz-Änderung

Die chinesische Kurzvideo-Plattform Tiktok hat im letzten Moment eine umstrittene Änderung im Umgang mit Nutzerdaten aufgeschoben. Nach Angaben der italienischen Datenschutzbehörde wollte Tiktok am Mittwoch die auf den Geräten der Nutzer vorhandenen Daten ohne deren Zustimmung für personalisierte Werbung nutzen. Nun verschob der Konzern die Umsetzung der Pläne. Die italienischen Datenschützer machten die in solchen Fällen EU-weit zuständige irische Datenschutzkommission DPC auf eine mögliche Verletzung der EU-Datenschutzregeln aufmerksam. rtr

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  • Tiktok

Tools

Grüne Industrien: Welche Chancen bieten sich für ausländische Investoren? (Teil 1)

Von Qian Zhou, Asia Briefing

Chinas Pläne, seine Wirtschaft so umzugestalten, dass sie hohe Umweltstandards erfüllt und klimabewussten Zielen dient, mögen ehrgeizig sein. Aber sie schaffen neue Möglichkeiten. Mit Fortschritten in den Bereichen Technologie, Finanzierung und Regulierungspolitik ist das Wachstumspotenzial grüner Industrien attraktiver denn je. Ein Großteil dieser Dynamik konzentriert sich auf erneuerbare Energien, saubere Produktion, Abfallmanagement, nachhaltige Infrastruktur und Dienstleistungen, die eine grüne Entwicklung unterstützen.

Dies steht im Einklang mit den Bereichen, die im Katalog der geförderten Industrien für Auslandsinvestitionen (im Folgenden “Katalog der geförderten Industrien”) unterstützt werden. In der derzeit gültigen Version von 2020 fallen rund 100 Bereiche unter die grünen Industriesektoren, was fast ein Fünftel der gesamten Branchen ausmacht, in denen ausländische Investitionen gefördert werden. Dieser Trend setzt sich auch im Entwurf für die Version 2022 fort.

Erneuerbare Energie

Auf dem Weg Chinas zu seinen ehrgeizigen Kohlenstoffreduktionszielen ist eine rasche und effektive Umstellung der Stromerzeugung von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energiequellen unumgänglich, da dieser Sektor für 52 Prozent der Kohlenstoffemissionen des Landes verantwortlich ist, was über dem weltweiten Durchschnitt von 41 Prozent liegt.

Trotz Chinas Dominanz im Bereich der erneuerbaren Energien und der zunehmenden Verbreitung erneuerbarer Energiequellen ist das Land noch weit davon entfernt, die fossilen Energieträger zu ersetzen. Im Jahr 2021 erreichte die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien 2,48 Billionen Kilowattstunden, was 30 Prozent des gesamten Stromverbrauchs in diesem Jahr entspricht.

Um die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zu verdoppeln, müsste China laut Zhang Xiliang, Klimaexperte an der Tsinghua-Universität die Kapazität der Solarenergie um das 16-fache, die der Windenergie um das Neunfache, die der Kernkraft um das Sechsfache und die der Wasserkraft um das Doppelte steigern. Obwohl China in diesem Bereich bereits weltweit führend ist, wird es in den kommenden Jahrzehnten mehrere Billionen Euro für erneuerbare Energiequellen ausgeben müssen.

Auf ausländische Investoren wirkte der chinesische Markt für erneuerbare Energien in der Vergangenheit aufgrund des Marktanteils einheimischer Unternehmen, der Beschaffungspraktiken der Regierung und des uneinheitlichen Niveaus an Transparenz eher abschreckend. Die folgenden Fakten und Trends bieten jedoch neue Möglichkeiten für den Einstieg in diesen großen Markt:

  • Der Energiesektor legt Wert auf niedrige Kosten, und die Innovation bei Technologien wie Solarzellen ist relativ langsam. Obwohl chinesische Unternehmen in vielen dieser Bereiche den Marktanteil dominieren, verfügen sie nicht immer über die fortschrittliche Technologie, die für eine kostengünstige Produktion erforderlich ist.
  • China ist dabei, die Subventionen für den Sektor der erneuerbaren Energien schrittweise abzubauen, um die Wettbewerbsbedingungen zwischen in- und ausländischen Unternehmen in Bezug auf Märkte und Technologien anzugleichen.

Insgesamt gibt es für ausländische Investoren keine besonderen Beschränkungen für Investitionen in neue Energieprojekte. Und viele Sektoren werden nach der Version 2020 des Förderkatalogs für ausländische Investitionen besonders gefördert.

Sektoren der erneuerbaren Energien, die für ausländische Investitionen gefördert werden:

  • Bau und Betrieb von neuartigen Kraftwerkstypen (einschließlich Solarenergie, Windenergie, Geothermie, Gezeiten, Strömung, Wellen und Biomasse)
  • Bau und Betrieb von Projekten zur regionalen Energieversorgung (Kälte und Wärme) auf Grundlage erneuerbarer Energiequellen
  • Bau und Betrieb von Biogasprojekten
  • Herstellung von Anlagen zur Stromerzeugung aus neuen Energiequellen in Form von Sets oder Schlüsseleinrichtungen
  • Entwicklung und Anwendung des komplementären Systems zur Stromerzeugung mit Gas und erneuerbaren Energien
  • Forschung und Entwicklung sowie Anwendung in der Produktion von großen Energiespeichertechnologien (thermische Batterie, Pumpspeichertechnik, Luftspeichertechnik, Windkraft und Nachtspeicherheizung)

Wasserstoff

Die chinesische Regierung hat die Wasserstoffindustrie als eine von sechs Zukunftsbranchen identifiziert und kürzlich Pläne veröffentlicht, die ihre Bedeutung für die Energie- und Industrieentwicklung unterstreichen.

Im März 2022 veröffentlichten die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) und die Nationale Energiebehörde (NEA) den mittel- und langfristigen Entwicklungsplan für die Wasserstoffindustrie (2021-2035), der deutlich macht, dass China eine führende Rolle bei der Entwicklung des entstehenden Marktes für grünen Wasserstoff (Wasserstoff aus erneuerbaren Energien) übernehmen will:

  • bis 2025: Der Plan sieht vor, jährlich 100.000 bis 200.000 Tonnen grünen Wasserstoff zu produzieren (derzeit sind es 6,6 Tonnen) und 50.000 Wasserstoff-Brennstoffzellenfahrzeuge auf die Straße zu bringen (derzeit sind es 7.700);
  • bis 2035: China soll ein industrielles System für Wasserstoff-Energie und ein System für die Anwendung von Wasserstoff-Energie, auch für Transport und Energie, aufbauen

Der New Energy Vehicle Industry Development Plan (2021-2035) geht davon aus, dass die Zahl der Wasserstofftankstellen von 72 Mitte 2020 auf 2.000 im Jahr 2035 steigen wird.

China ist bereits der größte Wasserstofflieferant der Welt und produziert etwa ein Viertel der weltweiten Produktion. Die China Hydrogen Alliance geht davon aus, dass der Produktionswert der chinesischen Wasserstoffindustrie bereits im Jahr 2025 1 Billion Yuan (157 Milliarden US-Dollar) erreichen wird.

In der Version 2020 des Förderkatalogs sind auch die Wasserstoffenergie und ihre vor- und nachgelagerten Industrien als “geförderte Sektoren” aufgeführt, was ausländisches Kapital weiter motivieren soll, sich an der Entwicklung des chinesischen Wasserstoffenergiesektors zu beteiligen.

Wasserstoffsektoren, in denen ausländische Investitionen willkommen sind:

  • Herstellung, Lagerung, Transport und Verflüssigung von Wasserstoff als Brennstoff
  • Herstellung von Ausrüstungen für die Aufbereitung, die Lagerung und den Transport sowie von Kontrollsystemen für Wasserstoff als Energieträger
  • Bau und Betrieb von Hydrierstationen
  • Forschung und Entwicklung sowie Herstellung von Ausstattung für Wasserstoffanlagen
  • Herstellung von Brennstoffzellen

Elektromobilität

Dank staatlicher Unterstützung und politischer Anreize ist China bereits der weltweit größte Hersteller und Verbraucher von New Energy Vehicles (NEVs) und beherbergt mehr als 90 Prozent der weltweiten Investitionen sowohl in die Erstausrüstung als auch in Komponenten.

Im Jahr 2021 wurden in China 3,52 Millionen NEVs verkauft, was einer Steigerung von 181 Prozent gegenüber 2020 entspricht und den Gesamtabsatz der vorangegangenen drei Jahre übertrifft. Laut dem vom Staatsrat veröffentlichten Entwicklungsplan für die NEV-Industrie (2021-2035) wird der Absatz von NEVs in China 20 Prozent des inländischen Automobilmarktes ausmachen.

Für ausländische Investoren wurde die Obergrenze für den Anteil ausländischer Investitionen in die NEV-Herstellung bereits 2018 aufgehoben. Und ab dem 1. Januar 2022 wurde die Beschränkung aufgehoben, dass ein ausländischer Investor in China nicht mehr als zwei Gemeinschaftsunternehmen zur Herstellung desselben Fahrzeugtyps gründen darf. Damit steht der chinesische NEV-Sektor nun vollständig für ausländische Investoren offen.

Nach der Version 2020 des Förderkatalogs sind ausländische Investitionen vor allem in den Bereichen Forschung und Entwicklung (F&E) und Herstellung von Schlüsselteilen und Komponenten von NEVs sowie in der Herstellung von Ladesäulen und Ladesäulen für die Energiespeicherung willkommen. Für den erstgenannten Bereich enthält der Förderkatalog 2020 eine sehr detaillierte Aufschlüsselung der Schlüsselteile und -komponenten von NEVs, die für ausländische Investitionen gefördert werden, wobei die Parameteranforderungen für jede Branche angegeben sind.

NEV-Sektoren, die für Auslandsinvestitionen erwünscht sind:

  • Entwicklung und Herstellung spezieller Produktionsanlagen für Energiebatterien für Kraftfahrzeuge
  • Herstellung von Ladesäulen und Ladesäulen für die Energiespeicherung
  • Entwicklung und Herstellung von Spezialausrüstungen für die Produktion von Kraftfahrzeugbatterien

Im zweiten Teil dieses Beitrags wird es um Kohlenstoffabscheidung (CCUS), grüne Dienstleistungen, Recycling und Energiespeicherung gehen.

Dieser Artikel ist zuerst im Asia Briefing erschienen, das von Dezan Shira Associates herausgegeben wird. Das Unternehmen berät internationale Investoren in Asien und unterhält Büros in China, Hongkong, Indonesien, Singapur, Russland und Vietnam.

  • Autoindustrie

Presseschau

Sri Lanka’s Debt Crisis Tests China’s Role as Financier to Poor Countries WSJ
Mit Corona-Entspannung steigen Chinas Exporte NTV
Chinas Wirtschaftseinbruch zwingt den Staat zu “unkonventionellen Maßnahmen” HANDELSBLATT
Taiwan und China: Gefährlicher Systemkonflikt in der Taiwanstraße ZEIT
Japanese lawmakers to visit Taiwan on security, trade trip SCMP
US announces Pacific push amid growing Chinese influence DW
US Navy destroyer performs freedom of navigation exercise in South China Sea CNN
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How China Wants to Replace the U.S. Order THEATLANTIC
In China verweigern Hauskäufer in 22 Städten den Schuldendienst HANDELSBLATT
Hong Kong court jails veteran activist for plan to protest Beijing Olympics CNN
Heatwaves hammer megacities in China’s Yangtze River basin REUTERS
Luxury Takes Center Stage At China’s Fourth Busiest Airport You’ve Probably Never Heard Of FORBES

Personalien

Florian Lampmann hat bei Daimler China eine Leitungsfunktion im Bereich Batterien und Antriebe übernommen. Der in Nürnberg und Berlin ausgebildete Diplom-Ingenieur ist seit 2004 für den deutschen Autobauer tätig. Sechs Jahre davon hat er an seinem jetzigen Tätigkeitsort Peking verbracht.

Gian-Luca Ratte hat seinen Posten als Projektmanager für Bayer in Shanghai verlassen. Er war fünf Jahre für den deutschen Chemie- und Pharmakonzern in China tätig. Seit Juni arbeitet er für das Unternehmen als Senior Project Manager in Leverkusen.

Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

Dessert

Botanische Gärten haben in China noch keine lange Tradition. Genau genommen hat der erste erst im April in Peking seine Pforten geöffnet. Seit vergangene Woche gibt es nun Chinas zweiten Botanischen Garten in Guangzhou. Und besonders stolz sind die Betreiber dort auf die nach Queen Victoria benannten Riesenseerose stolz. Mit einem Durchmesser von drei Metern kann sie angeblich ein Gewicht von 70 Kilo tragen. Darauf setzen sollte sich aber dennoch keiner. Denn Victoria gilt als sehr empfindlich.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    in den vergangenen Jahren war Chinas Verhältnis zum kommunistischen Bruderstaat Nordkorea äußerst angespannt. Peking war genervt von der ständigen Zündelei Pjöngjangs mit atomwaffentauglichen Waffen. Die stalinistische Führung in Nordkorea wiederum fand den großen Bruder zu konsumorientiert und kapitalistisch.

    Im Zuge des sich wieder zuspitzenden Konflikts zwischen Nord- und Südkorea und allgemeiner geopolitischer Auseinandersetzungen nähern sich Peking und Pjöngjang wieder an. Doch wie ernst meinen es die beiden Führungen mit ihrer neu beschworenen Freundschaft wirklich? Gerade ein neuer nordkoreanischer Atomtest würde die Beziehungen zu China wieder massiv verschlechtern, analysiert unser Autorenteam Fabian Kretschmer und Finn Mayer-Kuckuk. Denn ein jederzeit atomwaffentauglichen und zudem unberechenbaren Nachbarn direkt vor der eigenen Haustür – das will Peking auch weiterhin nicht. 

    Der Klimawandel scheint derzeit realer denn je. Rekordhitze, kollabierende Gletscher und nicht zuletzt ein Blick auf die vielen vertrockneten Wiesen zeigen uns, dass die Veränderungen keine Theorie mehr sind, sondern ab jetzt unseren Alltag bestimmen. Auch der Anstieg des Meeresspiegels ist wieder Thema. Welches Ausmaß er annehmen wird, ist je nach Simulation unterschiedlich wird. Fest steht aber bereits: Das Wasser steigt bereits.

    China ist hier keine Ausnahme, im Gegenteil: Ein besonders hoher Anteil der Wertschöpfung findet in den Küstenstädten statt. Sie sind zudem dicht geballte Bevölkerungszentren. Ning Wang analysiert, was der steigende Meeresspiegel für China bedeutet und wie es darauf reagiert. Eindeichen ist günstiger als Umsiedeln, lautet das Fazit.

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    Nordkorea rückt wieder näher an China

    Kim Jong-un freut sich über den gelungenen Test einer Interkontinentalrakete (März 2022) - China und Nordkorea rücken näher aneinander.
    Kim Jong-un freut sich über den gelungenen Test einer Interkontinentalrakete (März 2022).

    Der Korea-Konflikt wirkt nach einigen ruhigen Jahren wieder bedrohlicher. Gleichzeitig lässt sich wieder eine verstärkte Blockbildung in der Region beobachten: Während Südkorea seine Loyalität gegenüber den USA wieder mehr betont, rückt Nordkorea näher an China heran. Am Montag betonten die Staatsmedien in Pjöngjang, dass man die Zusammenarbeit gegenüber Peking auf “eine neue Ebene” heben werde.

    Schon im Februar hatte Nordkorea verkünden lassen, Präsident Xi Jinping wolle “die Freundschafts- und Kooperationsbeziehungen zwischen China und Nordkorea entwickeln”. Im Mai folgte dann ein Paukenschlag: China und Russland verhinderten im UN-Sicherheitsrat gemeinsam eine neue Sanktionsrunde gegen Nordkorea.

    Hintergrund des Verhaltens im Sicherheitsrat ist auch der Ukraine-Krieg. Russland und China haben sich aus Prinzip gegen den Antrag des Westens gestellt; Kim hat dadurch mit der “Russland-Karte” unverhofft einen Joker zugespielt bekommen.

    Kims neue Hinwendung zu China ergibt sich auch aus der Gesamtlage. Machthaber Kim Jong-un ist enttäuscht von Amerika. Sein “guter Freund” Donald Trump ist nicht mehr im Amt, Nachfolger Joe Biden fährt zusammen mit den südkoreanischen Verbündeten wieder einen härteren Kurs gegen sein Regime.

    Südkorea baut eine Drohkulisse auf

    Südkoreas neuer Generalstabschef Kim Sung-kyum ließ nicht den leisesten Zweifel daran aufkommen, dass die Zeit der stillen Diplomatie fortan vorbei ist. Am Montag pries der hochrangige Militär stolz die Vorzüge des eigenen Raketensystems. Die warnende Botschaft für den Nachbarn im Norden war unmissverständlich: Man sei jederzeit dazu fähig, “dem Feind einen tödlichen Schlag zu versetzen”.

    Eine solche Stellungnahme wird in Pjöngjang als neue Eskalationsstufe aufgefasst. Kims Jong-uns Regime wiederum – und das macht den Konflikt so gefährlich – schützt sich gegen jegliche Bedrohung von außen mit eigenen Atomwaffen. Jeffrey Wilson, Abrüstungsexperte am kalifornischen Middlebury Institute, spricht längst wieder von einem brenzligen “Gefangenendilemma“: Beide Seiten wollen zwar einen Krieg vermeiden, doch müssen gleichzeitig ständig auf der Hut sein, um im Ernstfall als erster agieren zu können. 

    Dass allein solche Szenarien wieder als reale Möglichkeit durchexerziert werden, legt offen, welch ernste Bedrohungslage auf der koreanischen Halbinsel herrscht. Praktisch nichts ist übriggeblieben von der Aufbruchsstimmung der vergangenen vier Jahre.

    Auch Trump konnte Kim nicht wirksam einbinden

    Im Juli 2018 trafen sich Kim Jong Un und der damalige US-Präsident Donald Trump zum ersten, historischen Gipfeltreffen in Singapur. Damals hoffte die Weltgemeinschaft auf einen längst überfälligen Durchbruch bei den Atomverhandlungen: Der in der Schweiz ausgebildete, jugendliche Kim wäre im Gegenzug für wirtschaftliche Zugeständnisse bereit, sein Nukleararsenal aufzugeben. Die Hoffnungen stellten sich jedoch schon bald als äußerst naiv heraus. 

    In den Folgemonaten verliefen die Verhandlungen zwischen Washington und Pjöngjang schließlich zunehmend im Sand. Und als Trump beim zweiten Gipfel mit Kim in Hanoi endgültig realisierte, dass das nordkoreanische Regime der Forderung einer “vollständigen” atomaren Abrüstung nicht nachkommen würde, kippte die Stimmung vollkommen. 

    Gleichzeitig sitzt im Blauen Haus in Seoul seit Mai mit Yoon Suk Yeol ein Präsident, der wieder verstärkt auf Abschreckung denn auf Diplomatie setzt. Die härtere Gangart des konservativen Politikers ist durchaus verständlich, lässt sie sich doch nicht zuletzt als direkte Reaktion auf die ständigen Provokationen des nordkoreanischen Militärs interpretieren. Seit dem vergangenen Jahr testet Pjöngjang wieder in einer solch hohen Frequenz Raketen wie lange nicht mehr

    Der Norden bereitet neue Atomtests vor

    Internationale Geheimdienstberichte sowie Satellitenaufnahmen legen zudem bereits seit längerem nahe, dass Kim schon bald den ersten Atomtest seit über fünf Jahren durchführen könnte. Der entscheidende Grund, warum er dies nicht bereits getan hat, dürfte höchst trivial sein: Die traditionelle Regenzeit fiel dieses Jahr besonders heftig aus – und erschwerte die Planungen für einen Raketenstart.  

    Gerade ein Atomtest würde die Beziehungen zu China jedoch wieder verschlechtern. Die nukleare Zündelei passt der benachbarten Großmacht gar nicht. Kims Bomben bedrohen schließlich im Prinzip auch Peking, das solide in Reichweite seiner Raketen liegt. Mit Russland, Indien und Pakistan als atomar aufgerüsteten Nachbarn ist die Lage schon kompliziert genug.

    So ist absehbar, dass sich Pjöngjang und Peking auch wieder auseinanderentwickeln. Die stolze Kim-Dynastie hat stets mit Misstrauen auf China geblickt. Unabhängigkeit vom Ausland ist ihr höchstes Gut. Allianzen sind für sie nur Zweckbündnisse. Und China hat seit dem Altertum die Tendenz, seine Nachbarn ins eigene Herrschaftssystem einzubinden. Sämtliche Anrainer sind daher auf der Hut – und das grundsätzliche kompatible kommunistische Regime im Norden erst Recht. Fabian Kretschmer/Finn Mayer-Kuckuk

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    Küstenstädte stemmen sich gegen Anstieg des Meeresspiegels

    Küstenstädte stemmen sich gegen den Anstieg des Meeresspiegel: Shanghai ist nah am Wasser gebaut
    Nah am Wasser gebaut: Shanghai.

    Sie sind die Wahrzeichen der rasanten Entwicklung Chinas den vergangenen Jahrzehnten: Hochhäuser wie der Shanghai Tower in Pudong. In den Küstenstädten blüht die Wirtschaft, werden gigantische Wohnanlagen gebaut und entstehen gute Jobs. Doch die küstennahe Lebensweise ist bedroht.

    Das Ministerium für Natürliche Ressourcen 自然资源部 verzeichnete für die vergangenen zehn Jahren einen “hohen Anstieg des Meeresspiegels” an der Küste: 84 Millimeter, also ungefähr eine Handbreit. Dieser Wert bezieht sich auf 2021 im Vergleich zum durchschnittlichen Stand der Zeit von 1993 bis 2011.

    Dieser Anstieg im vergangenen Jahr markiert einen Rekord. Er wirkt auf die Behörden und auf Experten in höchstem Maße beunruhigend. Zum Vergleich: Der globale mittlere Meeresspiegel ist seit 1880 um etwa 210 bis 240 Millimeter gestiegen. Fast ein Drittel des Anstiegs ist in den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten dazugekommen. Für die kommenden Jahre erwartet das Ministerium eine weitere Zunahme um ein bis zwei Handbreit.

    Etwa die Hälfte der Bürger Chinas, die in den Provinzen und Städten in der Küstenregion leben, sind davon betroffen, sollte der Meeresspiegel in dem Tempo weiter steigen. (China.Table berichtete). Vorboten der drohenden Katastrophe gibt es in Form von Sturmfluten und Überschwemmungen bereits. Diese haben allein im vergangenen Jahr einen wirtschaftlichen Schaden von umgerechnet mehr als 459 Millionen US-Dollar verursacht.

    Hochwasser treibt Menschen in die Flucht

    Bis 2100 droht in China eine Landfläche, auf der derzeit 43 Millionen Menschen leben, dauerhaft überflutet zu werden, wie eine Studie von Klimawissenschaftlern der Organisation Climate Central zeigt. Bisher sind die bekannten Maßnahmen zur Reduzierung der Risiken des Meeresspiegelanstiegs allerdings relativ überschaubar.

    So hat Peking eine Reihe von Schwammstädte-Projekten geplant (China.Table berichtete). Doch es fehlt an Infrastruktur – oder diese ist fehlerhaft geplant. Die Provinzbehörden konzentrierten sich mehr auf den Bau von Dämmen, Deichen und Entwässerungssysteme, statt auf den Ausbau von Schwammstädten oder die Umsiedlung von Bewohnern der gefährdetsten Regionen.

    Experten sind sich uneins über die Frage, wie auf diese Entwicklung angemessen reagiert werden sollte. Wo das Land verschwindet, könnten die Menschen ins Inland ziehen. “Da die Küsten in China relativ dicht besiedelt sind und die Urbanisierungsrate hoch ist, gehen wir davon aus, dass ein Großteil der Küste geschützt werden wird”, sagt der Datenwissenschaftler und Klimaforscher Daniel Lincke von Global Climate Forum gegenüber China.Table. Lincke hat in einer aktuellen Studie weltweit die Auswirkungen des steigenden Meeresspiegels und der Landabsenkung verglichen. China ist darin wegen der stark besiedelten Küstenstreifen besonders stark betroffen.

    Bei mehr als die Hälfte des betroffenen Gebiets halten Forscher Maßnahmen zum Küstenschutz für kostengünstiger als eine Umsiedlung der dort lebenden Bevölkerung. “Unter Einbeziehung sozio-ökonomischer und Klimaszenarien haben wir errechnet, dass für 56 Prozent der Küste Küstenschutz unter jedem Szenario kostengünstigerer ist als Migration”, so Lincke. Für 26 Prozent der Küste sei das Ergebnis vom jeweiligen Szenario abhängig, und für 18 Prozent sei Küstenschutz unter jedem Szenario teurer als Migration.

    Zwar plant die Hafenstadt Shanghai Staatsmedien zufolge zusätzliche Entwässerungstunnel und Gezeitentore, um das Schlimmste abzuwenden. Aber es bleibt ein Wettrennen mit der Zeit. Welche küstennahen Städte aktuell besonders von der Landabsenkung durch den Anstieg des Meeresspiegels betroffen sind, haben Pei-Chin Wu und seine Kollegen von der University of Rhode Island in den USA mithilfe von Satellitendaten ermittelt. Dafür werteten sie Daten des Interferometric Synthetic Aperture Radar (InSAR) auf dem europäischen Erdbeobachtungssatelliten Sentinel-1 aus. Sie heben die besonders starke Landabsenkung in Tianjin und Shanghai hervor.

    Auch das chinesische Umweltministerium zeichnet für die kommenden 30 Jahren ein düsteres Bild. So soll bis 2050 der Wasserstand an den Küsten Chinas gar um 55 bis 170 Millimeter ansteigen. Die Signale, dass etwas getan werden muss, sind also bei den Behörden angekommen. Nur “unter größten Anstrengungen” werde man die Küsten des Landes gegen den Anstieg des Meeresspiegels verteidigen können, hieß es zuletzt in einem Papier des Ministeriums.

    Erosion der Uferstreifen bedroht ganz Asien

    Hinzu kommt ein weiteres Problem: Ausgelöst durch den Meeresspiegelanstieg kommt es zur Erosion von Uferstreifen, was die Existenzgrundlage der Menschen in den betroffenen Gebieten gefährdet. Unmittelbar bedroht sind vor allem die Küsten von China, aber auch Bangladesch, Indien, Vietnam, Indonesien, Thailand, den Philippinen und Japan. Besonders Asien leidet, weil der Meeresspiegel hier schneller steigt als im weltweiten Durchschnitt. Dazu kommt, dass über 70 Prozent der Bewohner des Kontinentes in den stark besiedelten Küstenregionen leben.

    Schlimmer noch: Internationale Experten sind sich einig, dass selbst durch eine erfolgreiche Bekämpfung des Klimawandels und einer Erderwärmung unterhalb von zwei Grad Celsius sich eine Erhöhung des Meeresspiegels weltweit nicht stoppen lässt. Je höher jedoch weltweit die Temperaturen steigen, je mehr Gletscher schmelzen, desto höher wird der Meeresspiegel ansteigen. Mit steigenden Temperaturen entstehen auch mehr Treibhausgasemissionen. Der Mensch ist der größte Verursacher von CO2-Emissionen und damit direkt für den Anstieg des Meeresspiegels verantwortlich.

    Ein Bericht des Weltklimarats zeigt, dass die Effekte der Treibhausgasemissionen der Vergangenheit für Jahrhunderte oder gar für Jahrtausende unumkehrbar sind. Auch wenn derzeit die Kohle aus Gründen der Energiesicherheit wieder hoch im Kurs steht – Peking versichert, dem Klimaschutz weiterhin hohe Priorität einzuräumen.

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    Größtes Exportplus seit fünf Monaten

    Die weltweiten Lieferketten stehen weiter massiv unter Druck. Aus China, dem größtem Exporteur von Konsumgütern und Zwischenprodukten, gibt es nun aber positive Nachrichten: Trotz immer wieder drohender Corona-Lockdowns haben die Ausfuhren der zweitgrößten Volkswirtschaft im Juni überraschend zugelegt. Sie stiegen im Vorjahresvergleich um 17,9 Prozent, teilte die Pekinger Zollverwaltung am Mittwoch mit, und damit so stark wie seit fünf Monaten nicht. Im Mai hatte das Plus bei 16,9 Prozent gelegen. Ökonomen hatten lediglich mit einem Zuwachs von 12 Prozent gerechnet. 

    Im ersten Halbjahr wuchs der Außenhandel im Jahresvergleich um 9,4 Prozent. Die Einfuhr aus Russland legte um 48 Prozent zu, was auf Ersatzimporte von Energieträgern zurückzuführen ist. Wen Bin, Chefökonom bei der Minsheng Bank, sagte, der schwächere Yuan trage zur Stützung der Export-Industrie bei. Auch laufe es an einigen Häfen wieder normaler. Im wichtigen Hafen von Shanghai liegt der tägliche Container-Umschlag Behördenangaben zufolge wieder bei mindestens 95 Prozent des Vorjahresniveaus.

    Weniger rosig sieht es hingegen bei den Einfuhren aus. Die Importe legten lediglich um ein Prozent zu, nachdem es im Mai noch 4,1 Prozent waren. Hier zeigt sich ganz offenbar die Schwäche bei den Konsumausgaben im Zuge der Corona-Maßnahmen.

    Chinas Handelsüberschuss summierte sich im vergangenen Monat aber dennoch auf knapp 98 Milliarden US-Dollar – und damit auch noch mal deutlich mehr als von Experten erwartet. Im Mai waren es fast 79 Milliarden Dollar. Weltbank und IWF empfehlen jeder größeren Volkswirtschaft eine möglichst ausgeglichene Außenhandelsbilanz.

    Ökonomen gehen davon aus, dass Chinas Wirtschaft insgesamt im zweiten Quartal so schwach gewachsen ist wie seit Beginn der Corona-Krise im Jahr 2020 nicht. Die offizielle Zahl wird am Freitag bekanntgegeben. flee/rtr

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    Hongkong erwägt Verkürzung der Quarantäne

    Hongkongs neuer Gesundheitschef Lo Chung-mau hält es für möglich, dass rechtzeitig zum Global Banking Summit im November die quarantänefreie Einreise in die chinesische Sonderverwaltungszone erlaubt werden könne. Das berichtet die in Hongkong erscheinende South China Morning Post. Hongkong müsse die strenge Covid-19-Politik der Volksrepublik nicht befolgen, da die Stadt nach dem Prinzip “Ein Land, zwei Systeme” ein gewisses Maß an Freiheit genieße, sagte Lo in einem Interview mit der Zeitung.

    Ihm schwebe ein Verfahren vor, bei dem Ankommende auf dem Internationalen Flughafen sofort PCR-Tests unterzogen werden. Er plane zudem die Einführung eines Gesundheitscodesystems, wie es ihn schon auf dem chinesischen Festland gibt. Ein gelber Code etwa erlaubt es den Menschen, zur Arbeit zu gehen, verbietet ihnen jedoch den Besuch von Orten mit Risikogruppen, etwa Alten- und Pflegeheime. 

    Zudem will Lo prüfen, schon in den nächsten Wochen die Quarantänezeit von derzeit sieben Tagen in einem Hotel und sieben Tage zu Hause auf fünf Tage im Quarantänehotel und zwei Tage zu Hause zu verkürzen. Er könne sich vorstellen, dass Einreisende künftig auch nur noch zu Hause ihre Quarantänezeit verbringen. Dieser Schritt werde derzeit aber noch geprüft. flee

    • Coronavirus
    • Gesundheit
    • Hongkong

    Corona-Testung von importierten TK-Waren entfällt

    Am Mittwoch überraschte die Nationale Gesundheitskommission mit einer alten Erkenntnis: Auf der Verpackung von Lebensmitteln halte sich das Coronaviirus nicht lange. Daher entfalle künftig die Testung von importierten Tiefkühl-Lebensmitteln. “Neueste Forschungsergebnisse zeigen, dass das neue Coronavirus unter normalen Temperaturbedingungen auf den meisten Oberflächen nur kurze Zeit überlebt und sämtlich innerhalb eines Tages inaktiviert wird”, lautet die Begründung. Die Aufhebung der Testpflicht für bestimmte Lebensmittel entspreche daher dem “Geist der wichtigen Anweisungen von Generalsekretär Xi Jinping” zur Seuchenprävention.

    Schon im Laufe des ersten Pandemiejahres hatte sich gezeigt, dass Oberflächen nicht gut zur Übertragung der Viren auf den Menschen geeignet sind. Ganz ausgeschlossen ist dieser Infektionsweg zwar nicht. Aber zumindest Lebensmittel gelten nicht als wahrscheinlicher Weg der Weitergabe. China setzt bisher jedoch konsequent auf Testung und Kontrolle von allem, was aus dem Ausland kommt. Auch Desinfektion von Oberflächen und Personen steht hoch im Kurs (China.Table berichtete).

    Der wahre Grund für die Neuregelung ist vermutlich weniger eine wissenschaftliche Erkenntnis zu Sars-CoV-2, sondern hat eher wirtschaftliche Notwendigkeit. Konkret könnte der Politikwechsel an der weltweiten Inflation und der angespannten Versorgungslage liegen. Die Tests bremsen die Einfuhr günstiger Waren aus dem Ausland und verteuern sie. Doch Importe können generell helfen, die Preise zu dämpfen.

    Die Absurdität der Testung von Tiefkühl-Lebensmitteln zeigt ein Tweet der Journalistin Lea Sahay, die das Ergebnis der Nachverfolgung einer Eispackung ausgelesen hat. Der Becher wurde per PCR auf Corona getestet, wie sich per Barcode nachvollziehen ließ. fin

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    Tiktok verschiebt umstrittene Datenschutz-Änderung

    Die chinesische Kurzvideo-Plattform Tiktok hat im letzten Moment eine umstrittene Änderung im Umgang mit Nutzerdaten aufgeschoben. Nach Angaben der italienischen Datenschutzbehörde wollte Tiktok am Mittwoch die auf den Geräten der Nutzer vorhandenen Daten ohne deren Zustimmung für personalisierte Werbung nutzen. Nun verschob der Konzern die Umsetzung der Pläne. Die italienischen Datenschützer machten die in solchen Fällen EU-weit zuständige irische Datenschutzkommission DPC auf eine mögliche Verletzung der EU-Datenschutzregeln aufmerksam. rtr

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    Grüne Industrien: Welche Chancen bieten sich für ausländische Investoren? (Teil 1)

    Von Qian Zhou, Asia Briefing

    Chinas Pläne, seine Wirtschaft so umzugestalten, dass sie hohe Umweltstandards erfüllt und klimabewussten Zielen dient, mögen ehrgeizig sein. Aber sie schaffen neue Möglichkeiten. Mit Fortschritten in den Bereichen Technologie, Finanzierung und Regulierungspolitik ist das Wachstumspotenzial grüner Industrien attraktiver denn je. Ein Großteil dieser Dynamik konzentriert sich auf erneuerbare Energien, saubere Produktion, Abfallmanagement, nachhaltige Infrastruktur und Dienstleistungen, die eine grüne Entwicklung unterstützen.

    Dies steht im Einklang mit den Bereichen, die im Katalog der geförderten Industrien für Auslandsinvestitionen (im Folgenden “Katalog der geförderten Industrien”) unterstützt werden. In der derzeit gültigen Version von 2020 fallen rund 100 Bereiche unter die grünen Industriesektoren, was fast ein Fünftel der gesamten Branchen ausmacht, in denen ausländische Investitionen gefördert werden. Dieser Trend setzt sich auch im Entwurf für die Version 2022 fort.

    Erneuerbare Energie

    Auf dem Weg Chinas zu seinen ehrgeizigen Kohlenstoffreduktionszielen ist eine rasche und effektive Umstellung der Stromerzeugung von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energiequellen unumgänglich, da dieser Sektor für 52 Prozent der Kohlenstoffemissionen des Landes verantwortlich ist, was über dem weltweiten Durchschnitt von 41 Prozent liegt.

    Trotz Chinas Dominanz im Bereich der erneuerbaren Energien und der zunehmenden Verbreitung erneuerbarer Energiequellen ist das Land noch weit davon entfernt, die fossilen Energieträger zu ersetzen. Im Jahr 2021 erreichte die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien 2,48 Billionen Kilowattstunden, was 30 Prozent des gesamten Stromverbrauchs in diesem Jahr entspricht.

    Um die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zu verdoppeln, müsste China laut Zhang Xiliang, Klimaexperte an der Tsinghua-Universität die Kapazität der Solarenergie um das 16-fache, die der Windenergie um das Neunfache, die der Kernkraft um das Sechsfache und die der Wasserkraft um das Doppelte steigern. Obwohl China in diesem Bereich bereits weltweit führend ist, wird es in den kommenden Jahrzehnten mehrere Billionen Euro für erneuerbare Energiequellen ausgeben müssen.

    Auf ausländische Investoren wirkte der chinesische Markt für erneuerbare Energien in der Vergangenheit aufgrund des Marktanteils einheimischer Unternehmen, der Beschaffungspraktiken der Regierung und des uneinheitlichen Niveaus an Transparenz eher abschreckend. Die folgenden Fakten und Trends bieten jedoch neue Möglichkeiten für den Einstieg in diesen großen Markt:

    • Der Energiesektor legt Wert auf niedrige Kosten, und die Innovation bei Technologien wie Solarzellen ist relativ langsam. Obwohl chinesische Unternehmen in vielen dieser Bereiche den Marktanteil dominieren, verfügen sie nicht immer über die fortschrittliche Technologie, die für eine kostengünstige Produktion erforderlich ist.
    • China ist dabei, die Subventionen für den Sektor der erneuerbaren Energien schrittweise abzubauen, um die Wettbewerbsbedingungen zwischen in- und ausländischen Unternehmen in Bezug auf Märkte und Technologien anzugleichen.

    Insgesamt gibt es für ausländische Investoren keine besonderen Beschränkungen für Investitionen in neue Energieprojekte. Und viele Sektoren werden nach der Version 2020 des Förderkatalogs für ausländische Investitionen besonders gefördert.

    Sektoren der erneuerbaren Energien, die für ausländische Investitionen gefördert werden:

    • Bau und Betrieb von neuartigen Kraftwerkstypen (einschließlich Solarenergie, Windenergie, Geothermie, Gezeiten, Strömung, Wellen und Biomasse)
    • Bau und Betrieb von Projekten zur regionalen Energieversorgung (Kälte und Wärme) auf Grundlage erneuerbarer Energiequellen
    • Bau und Betrieb von Biogasprojekten
    • Herstellung von Anlagen zur Stromerzeugung aus neuen Energiequellen in Form von Sets oder Schlüsseleinrichtungen
    • Entwicklung und Anwendung des komplementären Systems zur Stromerzeugung mit Gas und erneuerbaren Energien
    • Forschung und Entwicklung sowie Anwendung in der Produktion von großen Energiespeichertechnologien (thermische Batterie, Pumpspeichertechnik, Luftspeichertechnik, Windkraft und Nachtspeicherheizung)

    Wasserstoff

    Die chinesische Regierung hat die Wasserstoffindustrie als eine von sechs Zukunftsbranchen identifiziert und kürzlich Pläne veröffentlicht, die ihre Bedeutung für die Energie- und Industrieentwicklung unterstreichen.

    Im März 2022 veröffentlichten die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) und die Nationale Energiebehörde (NEA) den mittel- und langfristigen Entwicklungsplan für die Wasserstoffindustrie (2021-2035), der deutlich macht, dass China eine führende Rolle bei der Entwicklung des entstehenden Marktes für grünen Wasserstoff (Wasserstoff aus erneuerbaren Energien) übernehmen will:

    • bis 2025: Der Plan sieht vor, jährlich 100.000 bis 200.000 Tonnen grünen Wasserstoff zu produzieren (derzeit sind es 6,6 Tonnen) und 50.000 Wasserstoff-Brennstoffzellenfahrzeuge auf die Straße zu bringen (derzeit sind es 7.700);
    • bis 2035: China soll ein industrielles System für Wasserstoff-Energie und ein System für die Anwendung von Wasserstoff-Energie, auch für Transport und Energie, aufbauen

    Der New Energy Vehicle Industry Development Plan (2021-2035) geht davon aus, dass die Zahl der Wasserstofftankstellen von 72 Mitte 2020 auf 2.000 im Jahr 2035 steigen wird.

    China ist bereits der größte Wasserstofflieferant der Welt und produziert etwa ein Viertel der weltweiten Produktion. Die China Hydrogen Alliance geht davon aus, dass der Produktionswert der chinesischen Wasserstoffindustrie bereits im Jahr 2025 1 Billion Yuan (157 Milliarden US-Dollar) erreichen wird.

    In der Version 2020 des Förderkatalogs sind auch die Wasserstoffenergie und ihre vor- und nachgelagerten Industrien als “geförderte Sektoren” aufgeführt, was ausländisches Kapital weiter motivieren soll, sich an der Entwicklung des chinesischen Wasserstoffenergiesektors zu beteiligen.

    Wasserstoffsektoren, in denen ausländische Investitionen willkommen sind:

    • Herstellung, Lagerung, Transport und Verflüssigung von Wasserstoff als Brennstoff
    • Herstellung von Ausrüstungen für die Aufbereitung, die Lagerung und den Transport sowie von Kontrollsystemen für Wasserstoff als Energieträger
    • Bau und Betrieb von Hydrierstationen
    • Forschung und Entwicklung sowie Herstellung von Ausstattung für Wasserstoffanlagen
    • Herstellung von Brennstoffzellen

    Elektromobilität

    Dank staatlicher Unterstützung und politischer Anreize ist China bereits der weltweit größte Hersteller und Verbraucher von New Energy Vehicles (NEVs) und beherbergt mehr als 90 Prozent der weltweiten Investitionen sowohl in die Erstausrüstung als auch in Komponenten.

    Im Jahr 2021 wurden in China 3,52 Millionen NEVs verkauft, was einer Steigerung von 181 Prozent gegenüber 2020 entspricht und den Gesamtabsatz der vorangegangenen drei Jahre übertrifft. Laut dem vom Staatsrat veröffentlichten Entwicklungsplan für die NEV-Industrie (2021-2035) wird der Absatz von NEVs in China 20 Prozent des inländischen Automobilmarktes ausmachen.

    Für ausländische Investoren wurde die Obergrenze für den Anteil ausländischer Investitionen in die NEV-Herstellung bereits 2018 aufgehoben. Und ab dem 1. Januar 2022 wurde die Beschränkung aufgehoben, dass ein ausländischer Investor in China nicht mehr als zwei Gemeinschaftsunternehmen zur Herstellung desselben Fahrzeugtyps gründen darf. Damit steht der chinesische NEV-Sektor nun vollständig für ausländische Investoren offen.

    Nach der Version 2020 des Förderkatalogs sind ausländische Investitionen vor allem in den Bereichen Forschung und Entwicklung (F&E) und Herstellung von Schlüsselteilen und Komponenten von NEVs sowie in der Herstellung von Ladesäulen und Ladesäulen für die Energiespeicherung willkommen. Für den erstgenannten Bereich enthält der Förderkatalog 2020 eine sehr detaillierte Aufschlüsselung der Schlüsselteile und -komponenten von NEVs, die für ausländische Investitionen gefördert werden, wobei die Parameteranforderungen für jede Branche angegeben sind.

    NEV-Sektoren, die für Auslandsinvestitionen erwünscht sind:

    • Entwicklung und Herstellung spezieller Produktionsanlagen für Energiebatterien für Kraftfahrzeuge
    • Herstellung von Ladesäulen und Ladesäulen für die Energiespeicherung
    • Entwicklung und Herstellung von Spezialausrüstungen für die Produktion von Kraftfahrzeugbatterien

    Im zweiten Teil dieses Beitrags wird es um Kohlenstoffabscheidung (CCUS), grüne Dienstleistungen, Recycling und Energiespeicherung gehen.

    Dieser Artikel ist zuerst im Asia Briefing erschienen, das von Dezan Shira Associates herausgegeben wird. Das Unternehmen berät internationale Investoren in Asien und unterhält Büros in China, Hongkong, Indonesien, Singapur, Russland und Vietnam.

    • Autoindustrie

    Presseschau

    Sri Lanka’s Debt Crisis Tests China’s Role as Financier to Poor Countries WSJ
    Mit Corona-Entspannung steigen Chinas Exporte NTV
    Chinas Wirtschaftseinbruch zwingt den Staat zu “unkonventionellen Maßnahmen” HANDELSBLATT
    Taiwan und China: Gefährlicher Systemkonflikt in der Taiwanstraße ZEIT
    Japanese lawmakers to visit Taiwan on security, trade trip SCMP
    US announces Pacific push amid growing Chinese influence DW
    US Navy destroyer performs freedom of navigation exercise in South China Sea CNN
    White House wants transparency on American investment in China WASHINGTONPOST
    How China Wants to Replace the U.S. Order THEATLANTIC
    In China verweigern Hauskäufer in 22 Städten den Schuldendienst HANDELSBLATT
    Hong Kong court jails veteran activist for plan to protest Beijing Olympics CNN
    Heatwaves hammer megacities in China’s Yangtze River basin REUTERS
    Luxury Takes Center Stage At China’s Fourth Busiest Airport You’ve Probably Never Heard Of FORBES

    Personalien

    Florian Lampmann hat bei Daimler China eine Leitungsfunktion im Bereich Batterien und Antriebe übernommen. Der in Nürnberg und Berlin ausgebildete Diplom-Ingenieur ist seit 2004 für den deutschen Autobauer tätig. Sechs Jahre davon hat er an seinem jetzigen Tätigkeitsort Peking verbracht.

    Gian-Luca Ratte hat seinen Posten als Projektmanager für Bayer in Shanghai verlassen. Er war fünf Jahre für den deutschen Chemie- und Pharmakonzern in China tätig. Seit Juni arbeitet er für das Unternehmen als Senior Project Manager in Leverkusen.

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    Dessert

    Botanische Gärten haben in China noch keine lange Tradition. Genau genommen hat der erste erst im April in Peking seine Pforten geöffnet. Seit vergangene Woche gibt es nun Chinas zweiten Botanischen Garten in Guangzhou. Und besonders stolz sind die Betreiber dort auf die nach Queen Victoria benannten Riesenseerose stolz. Mit einem Durchmesser von drei Metern kann sie angeblich ein Gewicht von 70 Kilo tragen. Darauf setzen sollte sich aber dennoch keiner. Denn Victoria gilt als sehr empfindlich.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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