die größte China-Diskussion in der deutschen Wirtschaft betrifft derzeit die viel beschworene Abkopplung vom großen Handelspartner in Fernost. Auf den Russland-Schock solle kein doppelter China-Schock folgen, sagen die einen. China bleibe der Wachstumsmarkt schlechthin – da müssen wir dran bleiben, sagen die anderen.
Unsere Analyse zeigt: Die deutschen Unternehmen sind hier in sich ebenso gespalten wie Ökonomen und Politiker. Die einen ziehen sich bereits schrittweise zurück, während andere ihr Engagement sogar noch ausbauen, wie Nico Beckert schreibt. Unterm Strich wachsen Deutschlands Investitionen in China zwar weiter. Doch mehr und mehr Gäste schleichen sich unauffällig von der Party. Der geopolitische Streit hat längst die Stimmung verdorben.
Wir testen heute außerdem ein Auto. Der Xpeng P7 des gleichnamigen Start-ups ist ein typischer Vertreter der neuen Generation von Elektrofahrzeugen aus der Volksrepublik. Mit diesem Modell habe der bisher in der Öffentlichkeit weithin unbekannte Anbieter in Europa durchaus eine Chance auf Aufmerksamkeit, schreibt Christian Domke Seidel.
Gerade jüngere Kunden werden sich an den vielen Digitalfunktionen erfreuen. Der Preis ist niedrig, die Reichweite überdurchschnittlich hoch, Sicherheit und Materialien sind OK. Wem nichts am Prestige einer bekannten Marke liegt, dürfte damit gut bedient sein. Mit genau dieser Strategie wollen gleich mehrere chinesische Marken den schwierigen EU-Markt aufstemmen.
Chinas Vize-Ministerpräsident Han Zheng hat normalerweise Wichtigeres zu tun, als neue Fabriken einzuweihen. Doch für BASF machte Han eine Ausnahme. Als der Chemie-Riese den Produktionsstart seines Zehn-Milliarden-Euro-Verbundstandorts in Zhanjiang feierte (China.Table berichtete), kam Han zu einer Veranstaltung in Peking. Der hohe Besuch sollte ein Zeichen setzen: China begrüßt ausländische Investoren.
Die Volksrepublik muss deutsche Konzerne jedoch eigentlich nicht extra umgarnen. Dort ist neben BASF vor allem die Automobilindustrie weiterhin einer der größten Investoren. Volkswagen kündigte 2020 an, bis 2024 mit den chinesischen Joint-Venture-Partnern 15 Milliarden Euro in die E-Mobilität zu investieren.
Nach den europäischen Staaten und den USA ist China der wichtigste Zielmarkt für deutsche Unternehmen. Sie haben dort gut 90 Milliarden an Investitionen getätigt – mehr als ein Drittel davon stammt aus der Autoindustrie.
Laut Ökonomen sind Großinvestitionen der deutschen Industrie in China aber bei weitem nicht mehr so risikoarm wie noch vor einigen Jahren. Die Volksrepublik bleibt zwar ein Wachstumsmarkt. Doch wie lange noch? Die Regierung in Peking verfolgt eine klare mittelfristige Strategie: Technologisch aufzuholen und eigene Champions selbst zu Marktführern zu machen. “Die deutschen Produzenten müssen sich darauf einstellen, dass sie durch heimische Unternehmen ersetzt werden. Man ist in der Hand der Regierung”, sagt Rolf Langhammer vom Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW). Der Handelsexperte mahnt: “Jeder der in China ein Unternehmen führt, weiß, dass diese Investitionen auf Zeit getätigt werden”.
Doch wächst China so schnell, dass selbst Milliarden-Investitionen in kurzer Zeit Gewinne abwerfen und das betriebswirtschaftliche Risiko entsprechend gering ist? Laut Langhammer gibt es durchaus Gefahren: “Es kann gut sein, dass deutsche Großunternehmen ihre Prognosen für den chinesischen Markt in Zukunft wieder anpassen und nach unten korrigieren müssen“.
Zudem kühlt das Wachstum in China merklich ab. Hinzu kommen die Null-Covid-Politik und geopolitische Spannungen. “China wird in den kommenden Jahren wahrscheinlich für alle ausländischen Unternehmen ein schwierigerer Markt werden”, sagt Noah Barkin von der Analysefirma Rhodium Group. Das Kosten-Nutzen- Verhältnis “kippt in eine ungünstige Richtung”, so seine Einschätzung. Laut Barkin kann nicht ausgeschlossen werden, dass “europäische Firmen gezwungen sein werden, große Verluste bei ihren China-Investitionen hinzunehmen”.
Auch der Vorstandchef der Deutschen Bank macht sich Sorgen um die Abhängigkeiten. “Die zunehmende Abschottung des Landes und die wachsenden Spannungen, insbesondere mit den USA, bergen für Deutschland ein erhebliches Risiko”, sagte Christian Sewing. Einige Ökonomen fordern ein Umdenken. Denn bei Firmen mit starkem China-Fokus könnten auch Aktionäre und Gläubiger von den zunehmenden China-Risiken betroffen sein, sagt Jürgen Matthes vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Aufgrund der geopolitischen Spannungen “geht es darum, das Risiko-Exposure zu prüfen und sicherzustellen, dass das Unternehmen im Eskalationsfall überleben kann”. Der Leiter des Clusters Globale und regionale Märkte am IW geht davon aus, dass in Zukunft auch “der Finanzmarkt eine größere Transparenz über die China-Risiken verlangen wird”.
Auch im Wirtschaftsministerium gab es Überlegungen, mehr Kontrolle auszuüben. Investitionen deutscher Unternehmen in China sollten stärker überprüft werden. Doch nach heftigem Widerstand aus der Wirtschaft scheint das Ministerium von diesen Plänen wieder abzurücken, wie Reuters berichtet.
Es gibt jedoch auch Ökonomen, die die Lage positiver einschätzen. “Die Investitionschancen in China sind noch immer groß”, sagt Horst Löchel, Leiter des Sino-German Centers an der Frankfurt School of Finance & Management. “Wenn man die Chancen ins Verhältnis setzt zu den potenziellen Risiken – geopolitischer und sonstiger Natur – ist es weiterhin vernünftig, in China investiert zu sein.” Der Ökonom ist optimistisch, dass die Brücken zwischen der Volksrepublik und dem Westen nicht abgebrochen werden: “Der Höhepunkt der geopolitischen Spannungen liegt sehr wahrscheinlich schon hinter uns”.
Zugleich aber nimmt die Zahl der Firmen, die weiterhin uneingeschränkte Begeisterung für China zeigen, stetig ab. Die Investitionen in der Volksrepublik wachsen zwar von der Gesamtsummer her, doch das Geld stammt von immer weniger und zumeist sehr großen Unternehmen. Die zehn größten europäischen Investoren in China haben in den letzten vier Jahren im Durchschnitt fast 80 Prozent aller Investitionen getätigt, wie eine neue Analyse der Rhodium Group zeigt. Deutsche Großkonzerne gehören dabei zu den Top-Investoren.
Volkswagen, BMW, Daimler und BASF allein haben laut Rhodium zwischen 2018 und 2021 rund 34 Prozent aller europäischen Investitionen in China getätigt. “Unsere Ergebnisse deuten auf eine wachsende Kluft in der Wahrnehmung des Gleichgewichts von Risiken und Chancen auf dem chinesischen Markt durch europäische Unternehmen hin”, folgern die Autoren.
BASF betont zum Beispiel die Chancen. Befragt nach möglichen Investitionsrisiken, sagt eine Unternehmenssprecherin, dass China weiterhin ein wichtiger Wachstumsmarkt sei. “Bis 2030 werden mehr als zwei Drittel des weltweiten Wachstums der Chemieproduktion auf China entfallen. China wird dann 50 Prozent des Weltmarktes ausmachen”. Die Erschließung weiterer Märkte in der Volksrepublik sei “von hohem strategischem und wirtschaftlichem Wert”, so die Sprecherin. Das Unternehmen beobachte die geopolitischen Entwicklungen und ergreife Maßnahmen zur Absicherung der Investitionen.
Einige Unternehmen fahren eine recht überraschende Strategie, um mit den Risiken umzugehen. Sie “investieren sogar mehr in China, aber um ihr Geschäft dort unabhängiger von ihren weltweiten Aktivitäten zu machen“, sagt Mikko Huotari, Direktor des Forschungsinstituts Merics, gegenüber Reuters. China werde als abgeschlossene Geschäftseinheit betrachtet. Personal, Lieferketten und Datenströme werden zunehmend lokalisiert, hält auch die Rhodium-Untersuchung fest. Das verringere die Risiken. Bei möglichen Sanktionen gegen die Volksrepublik gäbe es dann weniger Austausch mit Firmeneinheiten in anderen Ländern.
Laut Huotari handeln die Unternehmen kurzfristig gesehen “logisch”. “Viele versuchen zumindest noch 10, 15, vielleicht 20 Jahre gute Geschäfte in China zu machen.” Die entscheidende Frage ist dabei, ob es den Unternehmen gelingt, den richtigen Zeitpunkt für den Absprung zu finden. Das Beispiel Russland hat gezeigt, dass es recht plötzlich zu einer Eskalation kommen kann. Huotari mahnt: “Einige Unternehmen unterschätzen nicht nur den Abwärtsdruck der chinesischen Wirtschaft, sondern vor allem geopolitische Risiken des Standorts”.
Wie lassen sich nun die Risiken von Großinvestitionen in China reduzieren? Matthes vom IW schlägt vor, dass Unternehmen “in der Bilanzberichterstattung verpflichtet werden sollten, über geopolitische Klumpenrisiken und über mögliche betriebliche Verluste bei der Realisierung dieser Risiken zu berichten.” Dadurch würden die Risiken des China-Geschäfts transparenter. Firmenchefs würden möglicherweise anders kalkulieren.
Auch sollte die Politik die bestehenden Anreize für das China-Geschäft zurückfahren, so Matthes. Das Wirtschaftsministerium denkt bereits darüber nach, staatliche Investitions- und Exportgarantien und China-Kredite der KfW zurückzufahren (China.Table berichtete). Zudem sollen die Handelsbeziehungen diversifiziert werden und Abkommen mit anderen Staaten in der Region abgeschlossen werden.
Was es bedeutet, ein elektrisches, intelligentes Auto zu bauen, wird am Xpeng P7 deutlich. Für die Produktion einer einzigen dieser E-Sportlimousinen braucht das Startup aus China rund 2.000 Halbleiter. Die Mikrochips managen unter anderem alle Daten, die 47 allein im Innenraum verbaute Sensoren, Kameras und Mikrofone liefern. Außenkameras und Lidar-Technologie für das autonome Fahren sind in diese Zahl noch gar nicht mit eingerechnet.
Bewegt sich das Auto mit Tempo 80 und offenen Fenstern über die Landstraße, und der Beifahrer gibt der Sprachsteuerung den Befehl, das Fenster zu schließen, dann weiß das Auto sofort, welches Fenster gemeint ist. Denn trotz Windgeräuschen und Musik erkennt das Sprachassistenzsystem, von welchem Sitz der Befehl kam. Der Testwagen hatte dafür eine weibliche Stimme.
Der Xpeng P7 zeigt, von welcher Flanke her Chinas Autohersteller die deutschen Platzhirsche angreifen werden. Sie sind viel digitaler – und zugleich deutlich günstiger. Sie haben dank der starken Elektromotoren eine flotte Beschleunigung. Die sonstigen Eckdaten wie Sicherheit und Komfort sind nicht herausragend, aber sie sind völlig OK. Die Batterie des chinesischen Branchenprimus CATL ist dagegen sehr gut. Mit dieser Mischung werden sich zahlreiche junge Kunden anlocken lassen.
Die aktuelle Fahrzeug-Generation von Geely, Nio, Xpeng und anderen chinesischen Elektro-Angreifern markiert damit eine Wende in der Automobilgeschichte. Erstmals seit dem Auftritt der koreanischen Marke Hyundai um die Jahrtausendwende tauchen mit ihnen wieder neue Spieler aus Fernost in Europa auf. Hyundai war 1995 auf den deutschen Markt eingetreten. 2012 knackte die Marke die Schwelle von 100.000 verkauften Autos. Der japanische Marktführer Toyota hatte in den 1970er-Jahren den Sprung nach Deutschland als Letztes gewagt, nach einem schwierigen Start in anderen Auslandsmärkten.
Vom Massenabsatz in Deutschland ist der P7 in der Praxis allerdings noch weit entfernt. Die Auslieferung des Modells in Europa soll im zweiten Quartal 2023 beginnen. Dann soll in Dänemark auch das Servicenetz stehen. Ob und wann die Marke nach Deutschland kommt, ist noch unklar (China.Table berichtete).
Der Xpeng P7 ist eine Sportlimousine. Der Viertürer ist 4,88 Metern lang und liegt damit in der Größenklasse eines Tesla Model S. Es kostet aber, je nach Variante, gerade einmal 45.000 bis 55.000 Euro. Das ist deutlich billiger als das Tesla Model S, das ab rund 140.000 Euro zu haben ist. Zwei Varianten sollen verfügbar sein. Den Einstieg macht eine 266-PS-Version mit Heckantrieb. Dank des CATL-Akkus mit einer Kapazität von 81 Kilowattstunden schafft der Wagen mit einer Ladung rund 700 Kilometer. Die 430-PS-Version hat zwei Motoren – einer vorne, einer hinten – wodurch die Limousine Allradantrieb hat. Hier reicht der Akku nur 530 Kilometer weit.
In den Xpeng P7 einzusteigen, ist im besten Wortsinn unspektakulär. Nichts ist gewöhnungsbedürftig, ungewohnt oder kompliziert. Enttäuscht wird nur, wer sich vom Label des “Chinesischen Elektroautos” etwas mehr Exotik erwartet hätte. Stattdessen gibt es heute eine Art globalen Standard der Elektromobilität – wie ihn auch BYD und Nio verkörpern. Wer schon einmal Auto gefahren ist, wird auch mit dem P7 klarkommen.
Vielleicht sogar besser. Denn der Allradantrieb und der enorm tiefe Schwerpunkt haben die immense Kraft dieses Elektrowagens vergleichsweise gut unter Kontrolle. Klar, aus rund zwei Tonnen Leergewicht wird auch mit dieser Leistung kein Sportwagen. Aber es gibt schlichtweg keine Situation im Alltag – und selbst darüber hinaus – in denen dieser Wagen nicht ausreichend motorisiert wäre. Selbst mit “nur” 266 PS.
Irritationen gibt es auch im Innenraum nicht. Nappaleder, das teure Plastik, Ambiente-Licht und hochwertige Deko-Leisten stehen der deutschen Konkurrenz in Sachen Optik und Haptik in nichts nach. Zentrales Element ist aber natürlich der 15-Zoll-Touchscreen. Xpeng hat dafür selbst das Betriebssystem Xmart OS entwickelt. Erlaubt ist aber die Nutzung von Apps von Drittanbietern (und deren Zugriff auf die Steuerungselemente, falls nötig). Ein entsprechender App-Store für Europa befindet sich gerade im Aufbau. Over-the-air-Updates im Hintergrund sollen für stetige Verbesserungen sorgen. Die Bedienung ist grundsätzlich sehr aufgeräumt. Die gängigsten Funktionen wie Musik, Klima, Navigation finden sich auf dem Startbildschirm. Das P7-System bedient sich wie ein Smartphone.
Und, falls doch mal etwas nicht klappt, gibt es immer noch die Sprachsteuerung. Nach Angaben der Marke nutzen 99,8 Prozent der Fahrer diese mindestens einmal pro Monat. Auch deswegen, weil sich damit alle (!) Funktionen, die das System bietet, bedienen lassen: Luftauslässe der Klimaanlage, Navigation oder Musik zum Beispiel. Auch die Kameras des Autos lassen sich damit ansteuern. Diese ermöglichen sogar einen Blick unter das Auto. Die Kameras nehmen beispielsweise während des Parkvorgangs den Untergrund auf. Hat der Fahrer auf einem Behindertenplatz geparkt, sieht er das mit einem Blick auf den Monitor sofort.
Eine Schwachstelle des P7 ist wie bei vielen Limousinen der Kofferraum. Zwar ist das Volumen von 460 Liter durchaus in Ordnung, der Aufbau aber eher störend. Die Rücksitzbank lässt sich zwar umklappen, eine ebene Ladefläche entsteht dadurch aber nicht.
Xpeng bereitet derweil bereits ein zweites Modell für Europa vor. 2023 soll auch das Elektro-SUV G9 des Startups erhältlich werden. Er ist als eine Art endgültige Marktöffner für Europa vorgesehen. Der G9 kommt mit 800 Volt Bordnetz und soll dann auch ein besseres Gefüge von Kofferraum und Rückbank haben.
Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.
Chinas Außenminister Wang Yi hat angedroht, dass China auf Basis eines Anti-Abspaltungsgesetzes von 2005 nach Taiwan greifen könnte. Eine “friedliche Lösung wird unwahrscheinlicher, je dominanter die Befürworter taiwanischer Unabhängigkeit” werden, sagte Wang bei einem Treffen mit der 99-jährigen US-Diplomatenlegende Henry Kissinger in New York. Analysten halten es laut South China Morning Post für ungewöhnlich, dass die Top-Führung die Anwendung des Anti-Sezessionsgesetzes ins Spiel bringt.
Wang Yi sparte nicht an starker Rhetorik gegen Taiwan. “Wir haben in China ein altes Sprichwort: Es ist besser, tausend Soldaten zu verlieren als einen Zoll Land”, sagte er bei dem Treffen mit Kissinger. Das sei auch der Wille des gesamten chinesischen Volkes. Bei Verletzungen des Anti-Abspaltungsgesetzes werde China werde “energisch handeln”, um die territoriale Einheit sicherzustellen, so Wang ohne Angabe von Details.
Das Anti-Sezessionsgesetz stammt aus dem Jahr 2005. Der Volkskongress legt darin einseitig fest, dass Taiwan ein Teil Chinas sei und militärische Mittel gerechtfertigt seien, um eine Vereinigung zu erreichen. Taiwans Regierung widerspricht dieser Sichtweise scharf. Wangs Bemerkungen sind als Reaktion auf Aussagen von US-Präsident Joe Biden zu sehen. Dieser hatte am Mittwoch die Bereitschaft Washingtons bestätigt, Taiwan zu verteidigen. fin
Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich irritiert über den türkischen Wunsch geäußert, der Shanghai Organisation für Zusammenarbeit (SCO, China.Table berichtete) mit China und Russland beitreten zu wollen. “Wir glauben, dass das keine Organisation ist, die einen ganz wichtigen Beitrag für ein gutes Miteinander in der Welt leistet”, sagte Scholz am Dienstag am Rande der UN-Vollversammlung in New York nach einem Treffen mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. “Deshalb bin ich sehr irritiert über die Entwicklung und Diskussionen.” Aber am Ende sei es wichtig, dass man sich darüber verständige, wie man Russland klarmachen könne, dass der Angriffskrieg gegen die Ukraine keinen Erfolg haben darf.
Erdogan hatte an dem Treffen der Shanghai-Organisation teilgenommen und den Wunsch des Nato-Landes für eine Mitgliedschaft bekundet. Die Bundesregierung hatte auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters nicht sagen wollen, ob dies mit der Nato-Mitgliedschaft vereinbar wäre. Der Organisation gehören auch Indien, Pakistan, Iran sowie etliche zentralasiatischen Länder an. Erdogan hatte den Beitrittswunsch damit begründet, dass die Türkei sich auch als asiatisches Land fühle. rtr
Wolfgang Niedermark, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), hat vor Naivität und Wegschauen im China-Geschäft gewarnt. Konflikte seien derzeit offensichtlich, sagte Niedermark bei einer Veranstaltung des Arbeitgeber-Interessenverbandes BusinessEurope am Dienstag. China befinde sich an der Seite Russlands, und ein Konflikt wegen Taiwan stehe bevor, so der BDI-Chef. In der Provinz Xinjiang geschähen zudem Dinge, “die wir nicht akzeptieren können.” “Unternehmen können all das nicht ignorieren”, sagte Niedermark. Die Globalisierung befinde sich in einem neuen Abschnitt und tendiere eher zu Wettbewerb und Konflikt.
Für Unternehmen sei das keine einfache Situation, sagte Niedermark – doch: “Hier werden keine Wünsche formuliert. Wir müssen die geopolitische Realität akzeptieren.” Der BDI-Chef sprach sich dennoch für eine aufmerksame Kooperation in Bereichen der Innovation aus, beispielsweise in der Medizintechnik oder E-Mobilität. In Technik-Bereichen nicht zusammenzuarbeiten, führe eher zum Schaden der europäischen Wirtschaft. Markus Beyrer, Generaldirektor von BusinessEurope, forderte eine engere Zusammenarbeit mit China vor allem bei Klimaschutz und Standardisierung.
Der EU-Parlamentarier Reinhard Bütikofer (Grüne) betonte bei der Veranstaltung, dass in diesem Kontext jedoch die Regeln einer solchen Kooperation genau geprüft werden müssten. Sonst drohten die ausländischen Firmen ausgenutzt zu werden. Als Beispiele nannte Bütikofer die Bahn-Branche, die “intensiv” mit China zusammengearbeitet habe und nun von China Railway Construction aus Drittmärkten verdrängt würde.
Bütikofer und die Vize-Generaldirektorin der EU-Handelsdirektion, Maria Martin-Prat, waren sich einig, dass sich in den vergangenen Monaten eine größere Übereinstimmung der EU-Mitgliedsstaaten im China-Ansatz gebildet habe. So zeigten zum Beispiel auch EU-Staaten, die bisher eher unengagiert FDI-Screening betrieben hätten, nun mehr Ehrgeiz, Investitionen aus China genau zu prüfen, sagte Martin-Prat.
Zum Geschäftsumfeld für EU-Firmen in der Volksrepublik wird die EU-Kammer in China am heutigen Mittwoch ihr jährliches Positionspapier vorstellen. ari
Chinas Exporte von Solarmodulen nach Europa sind in diesem Jahr sprunghaft angestiegen. Von Januar bis Juli 2022 lieferten Hersteller des Landes Fotovoltaik-Module mit einer Gesamtkapazität von 51,5 Gigawatt nach Europa. Das seien 25,9 Prozent mehr als im gesamten Jahr 2021, berichtet das Wirtschaftsmagazin Caixin unter Berufung auf Daten des Energie-Beratungsunternehmens Infolink Consulting. Der Handel der chinesischen Fotovoltaikbranche mit Europa – einschließlich Ländern außerhalb der EU – machte demnach zwischen Januar und Juli 55 Prozent der gesamten Solarmodulexporte des Landes aus. Im Gesamtjahr 2021 hatte Europas Anteil bei 46 Prozent gelegen.
Diese Zahlen demonstrieren den rasanten Anstieg der Nachfrage nach alternativen Energiequellen in Europa. Wegen der Gasknappheit hat die EU im Mai angekündigt, ihre Solar-Kapazitäten bis 2025 mehr als zu verdoppeln und bis 2030 insgesamt 600 Gigawatt installierte Kapazität zu haben, mehr als viermal so viel wie Ende 2020. “Diese langfristigen, unterstützenden politischen Rahmenbedingungen halten Europa als größten Markt für chinesische Module aufrecht“, betonte Albert Hsieh von Infolink, in einer Studie.
Insgesamt liefert China laut Caixin über 80 Prozent der weltweiten Fotovoltaikprodukte. Es ist eine der wenigen Branchen, die weiter rasant wächst: Im ersten Halbjahr 2022 legte die Produktion von Fotovoltaikmodulen im Vergleich zum Vorjahr um 74,3 Prozent auf 78,6 Gigawatt zu. Die Produktion anderer Produkte in der Lieferkette – Polysilizium, Wafer und Zellen – stieg um über 45 Prozent.. Die chinesischen Unternehmen Jinko Power Technology, Trina Solar und Longi Green Energy Technology waren nach Angaben von Infolink im ersten Halbjahr die drei weltweit größten Lieferanten von Solarmodulen. ck
Mehrere internationale Private-Equity- und Risikokapitalfonds haben auf einer Konferenz in Singapur am Dienstag eine Abkehr von China angedeutet. Redner von Investmentfirmen wie Partners Group, Hamilton Lane und anderen, die zusammen Milliarden von Dollar in der Region investieren, sagten laut Bloomberg, dass sie ihre Beteiligungen in der einst boomenden Wirtschaft reduzieren.
Der Grund sei, dass ihre Kunden die Risiken in China aufgrund des sich dort rasch verändernden Umfelds neu bewerten – und das offenbar negativer. Die Meldung zeigt, dass auch in der Finanzwelt angesichts wirtschaftlicher Probleme und Null-Covid die Skepsis zunimmt – auch wenn von einem raschen Abzug von Kapital bisher keine Rede sein kann. So betonten die Investoren auf der Super-Return-Asia-Konferenz auch, dass weiterhin an langfristiges Wachstum in China glaubten. “Wir vertreten Menschen, und die bestimmen die Art der Risiken, das wir eingehen sollen”, zitierte Bloomberg beispielhaft Emmanuel Pitsilis, Co-Head Asia Pacific bei der Investmentfirma Partners Capital.
Auch wenn Partners Capital an den Aufstieg Chinas glaube, “gibt es eine Rotation und den Wunsch der Kunden, sich von China weg zu diversifizieren.” Das Unternehmen habe von einem Investitionsprogramm, das stark auf China und wagnisorientierte Programme ausgerichtet ist, zu einem Ansatz gewechselt, der “viel breiter über verschiedene Sektoren gestreut und geografisch vielfältiger” sei, sagte Pitsilis demnach. Profitieren könnten von einer Umleitung der Geldflüsse laut Bloomberg unter anderem Indien und Singapur. ck
“Bücher sind meine Quelle für neue Gedanken und andere Blickwinkel”, sagt Nora Gantert, die in Freiburg im Breisgau als Tochter eines Buchhändlers aufwuchs. “Sie machen neugierig auf die Welt, auf das andere – und zeigen gleichzeitig, dass dieses andere uns nicht fremd sein muss.”
Nora Gantert studierte Sinologie und Kunstgeschichte in ihrer Heimatstadt. Sie störte sich schnell daran, dass sich beides kaum verbinden ließ. In der Sinologie gab es keine Kurse über Kunst, in der Kunstgeschichte keine Inhalte über chinesische Kunst. “Es gab eine Trennung zwischen uns in Europa und den Anderen, den Fremden in China”, sagt Nora. “Das ist doch nicht fair, dachte ich damals, dass wir über so ein großes Land, mit so einer großen Geschichte, mit so einem unglaublichen Kunst- und Kulturvermögen kaum oder herabwürdigend sprechen.”
Der Gleichheitsanspruch, der sich durch die Literatur und in den ersten Jahren ihres Studiums entwickelte, ist bis heute Thema der Arbeit Ganterts. Als Kuratorin und Autorin widmet sie sich vor allem dem transkulturellen Aspekt in der Kunst. “Ich wünsche mir, dass wir dieses Othering ad acta legen und die einzelnen Personen wahrnehmen. Jede amerikanische Künstlerin, jeden französischen Künstler begreifen wir ganz selbstverständlich als für sich stehend. Bei chinesischen Künstlern und Künstlerinnen sehen die meisten Menschen erst einmal China.”
Die von ihr kuratierten Ausstellungen sollen zeigen, dass Menschen rund um den Globus universelle Erfahrungen machen, die sich nur in den verschiedenen Gesellschaften anders ausprägen. Als Beispiel nennt sie die Darstellung der Mutterschaft in der Kunst. “Hier erkennt man, dass Frauen mit den gleichen patriarchalen Strukturen kämpfen, egal ob in China oder in Deutschland.”
Von 2017 bis 2021 baute sie den Kunstraum des Konfuzius-Instituts Nürnberg-Erlangen auf und war dort verantwortlich für das kuratorische Programm. In dieser Zeit realisierte sie unter anderem Gruppenausstellungen zu den kulturellen Beziehungen zwischen China und Afrika und zu transkultureller Kunst zwischen China und Deutschland. Außerdem initiierte sie eine in Deutschland einmalige, öffentlich zugängliche Fachbibliothek für zeitgenössische Kunst aus China, die heute vom Institut für moderne Kunst in Nürnberg bereitgestellt wird.
Wer die Ausstellungskataloge des von Gantert kuratierten Kunstraums aufmerksam durchsieht, stellt fest, dass fast ausschließlich Frauen ausgestellt wurden. Das ist kein Zufall. “Ich versuche, bei allem, was ich mache, die Sache der Frauen voranzubringen.” In ihrer Rolle als Kuratorin begreift sie sich als Feministin. “Ich setze mich dafür ein, dass die Kunst, die von Frauen gemacht wird, deutlicher sichtbar wird. Der Großteil der Kunst, die aus China nach Deutschland kommt, ist von Männern gemacht.”
Zuletzt kuratierte Gantert am Kunstpalais Erlangen eine Einzelausstellung mit Lu Yang. Aktuell schreibt sie an einer Forschungsarbeit, darin geht es um Zukunftsdarstellungen in der zeitgenössischen Kunst aus China. “Es ist total spannend, dass es vor allem Frauen sind, die zu diesem Thema arbeiten”, sagt sie schmunzelnd. “The future is feminine.” Svenja Napp
Jorge Toledo Albiñana hat seine Akkreditierung als neuer EU-Botschafter in China eingereicht. “In Zeiten komplexer geopolitischer Herausforderungen werde ich daran arbeiten, die bilateralen Beziehungen zu stärken und den Dialog zwischen der EU und China in allen Bereichen zu fördern”, schrieb der Spanier zum Amtsantritt auf Twitter. Er folgt auf den Franzosen Nicolas Chapuis.
Erik Ackner ist neuer Mentor für China-Beziehungen bei German Accelerator, einem staatlichen Förderprogramm für Unternehmensgründungen, in München. Im Hauptberuf ist Ackner Präsident von Mercku, einem Anbieter von Wlan-Technik aus Kanada. Außerdem unterrichtet er an der Ingolstadt School of Management nachhaltiges Unternehmertum in Deutschland und China.
Sheng Fuxin und Winston Chen sind die jüngsten Abgänge bei Chinas Staatsfonds China Investement Corp (CIC), der aktuell einen Exodus von Führungskräften erleidet. Sheng war für den Bereich Infrastruktur zuständig, Chen für Technologie. CIC ist einer der größten Staatsfonds der Welt. Er verwaltet umgerechnet gut eine Billion Euro an chinesischen Devisenreserven.
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Endlich wieder köstlicher Hotpot im Restaurant, und wenn’s auch nur mit dem eigenen Kuscheltier ist. Nach zwei Wochen Null-Covid-Lockdown in Chengdu, der Hauptstadt Sichuans und Hochburg chilischarfer Küche, gibt es endlich Lockerungen und offene Lokale. Die Menschen nutzten das sofort.
die größte China-Diskussion in der deutschen Wirtschaft betrifft derzeit die viel beschworene Abkopplung vom großen Handelspartner in Fernost. Auf den Russland-Schock solle kein doppelter China-Schock folgen, sagen die einen. China bleibe der Wachstumsmarkt schlechthin – da müssen wir dran bleiben, sagen die anderen.
Unsere Analyse zeigt: Die deutschen Unternehmen sind hier in sich ebenso gespalten wie Ökonomen und Politiker. Die einen ziehen sich bereits schrittweise zurück, während andere ihr Engagement sogar noch ausbauen, wie Nico Beckert schreibt. Unterm Strich wachsen Deutschlands Investitionen in China zwar weiter. Doch mehr und mehr Gäste schleichen sich unauffällig von der Party. Der geopolitische Streit hat längst die Stimmung verdorben.
Wir testen heute außerdem ein Auto. Der Xpeng P7 des gleichnamigen Start-ups ist ein typischer Vertreter der neuen Generation von Elektrofahrzeugen aus der Volksrepublik. Mit diesem Modell habe der bisher in der Öffentlichkeit weithin unbekannte Anbieter in Europa durchaus eine Chance auf Aufmerksamkeit, schreibt Christian Domke Seidel.
Gerade jüngere Kunden werden sich an den vielen Digitalfunktionen erfreuen. Der Preis ist niedrig, die Reichweite überdurchschnittlich hoch, Sicherheit und Materialien sind OK. Wem nichts am Prestige einer bekannten Marke liegt, dürfte damit gut bedient sein. Mit genau dieser Strategie wollen gleich mehrere chinesische Marken den schwierigen EU-Markt aufstemmen.
Chinas Vize-Ministerpräsident Han Zheng hat normalerweise Wichtigeres zu tun, als neue Fabriken einzuweihen. Doch für BASF machte Han eine Ausnahme. Als der Chemie-Riese den Produktionsstart seines Zehn-Milliarden-Euro-Verbundstandorts in Zhanjiang feierte (China.Table berichtete), kam Han zu einer Veranstaltung in Peking. Der hohe Besuch sollte ein Zeichen setzen: China begrüßt ausländische Investoren.
Die Volksrepublik muss deutsche Konzerne jedoch eigentlich nicht extra umgarnen. Dort ist neben BASF vor allem die Automobilindustrie weiterhin einer der größten Investoren. Volkswagen kündigte 2020 an, bis 2024 mit den chinesischen Joint-Venture-Partnern 15 Milliarden Euro in die E-Mobilität zu investieren.
Nach den europäischen Staaten und den USA ist China der wichtigste Zielmarkt für deutsche Unternehmen. Sie haben dort gut 90 Milliarden an Investitionen getätigt – mehr als ein Drittel davon stammt aus der Autoindustrie.
Laut Ökonomen sind Großinvestitionen der deutschen Industrie in China aber bei weitem nicht mehr so risikoarm wie noch vor einigen Jahren. Die Volksrepublik bleibt zwar ein Wachstumsmarkt. Doch wie lange noch? Die Regierung in Peking verfolgt eine klare mittelfristige Strategie: Technologisch aufzuholen und eigene Champions selbst zu Marktführern zu machen. “Die deutschen Produzenten müssen sich darauf einstellen, dass sie durch heimische Unternehmen ersetzt werden. Man ist in der Hand der Regierung”, sagt Rolf Langhammer vom Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW). Der Handelsexperte mahnt: “Jeder der in China ein Unternehmen führt, weiß, dass diese Investitionen auf Zeit getätigt werden”.
Doch wächst China so schnell, dass selbst Milliarden-Investitionen in kurzer Zeit Gewinne abwerfen und das betriebswirtschaftliche Risiko entsprechend gering ist? Laut Langhammer gibt es durchaus Gefahren: “Es kann gut sein, dass deutsche Großunternehmen ihre Prognosen für den chinesischen Markt in Zukunft wieder anpassen und nach unten korrigieren müssen“.
Zudem kühlt das Wachstum in China merklich ab. Hinzu kommen die Null-Covid-Politik und geopolitische Spannungen. “China wird in den kommenden Jahren wahrscheinlich für alle ausländischen Unternehmen ein schwierigerer Markt werden”, sagt Noah Barkin von der Analysefirma Rhodium Group. Das Kosten-Nutzen- Verhältnis “kippt in eine ungünstige Richtung”, so seine Einschätzung. Laut Barkin kann nicht ausgeschlossen werden, dass “europäische Firmen gezwungen sein werden, große Verluste bei ihren China-Investitionen hinzunehmen”.
Auch der Vorstandchef der Deutschen Bank macht sich Sorgen um die Abhängigkeiten. “Die zunehmende Abschottung des Landes und die wachsenden Spannungen, insbesondere mit den USA, bergen für Deutschland ein erhebliches Risiko”, sagte Christian Sewing. Einige Ökonomen fordern ein Umdenken. Denn bei Firmen mit starkem China-Fokus könnten auch Aktionäre und Gläubiger von den zunehmenden China-Risiken betroffen sein, sagt Jürgen Matthes vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Aufgrund der geopolitischen Spannungen “geht es darum, das Risiko-Exposure zu prüfen und sicherzustellen, dass das Unternehmen im Eskalationsfall überleben kann”. Der Leiter des Clusters Globale und regionale Märkte am IW geht davon aus, dass in Zukunft auch “der Finanzmarkt eine größere Transparenz über die China-Risiken verlangen wird”.
Auch im Wirtschaftsministerium gab es Überlegungen, mehr Kontrolle auszuüben. Investitionen deutscher Unternehmen in China sollten stärker überprüft werden. Doch nach heftigem Widerstand aus der Wirtschaft scheint das Ministerium von diesen Plänen wieder abzurücken, wie Reuters berichtet.
Es gibt jedoch auch Ökonomen, die die Lage positiver einschätzen. “Die Investitionschancen in China sind noch immer groß”, sagt Horst Löchel, Leiter des Sino-German Centers an der Frankfurt School of Finance & Management. “Wenn man die Chancen ins Verhältnis setzt zu den potenziellen Risiken – geopolitischer und sonstiger Natur – ist es weiterhin vernünftig, in China investiert zu sein.” Der Ökonom ist optimistisch, dass die Brücken zwischen der Volksrepublik und dem Westen nicht abgebrochen werden: “Der Höhepunkt der geopolitischen Spannungen liegt sehr wahrscheinlich schon hinter uns”.
Zugleich aber nimmt die Zahl der Firmen, die weiterhin uneingeschränkte Begeisterung für China zeigen, stetig ab. Die Investitionen in der Volksrepublik wachsen zwar von der Gesamtsummer her, doch das Geld stammt von immer weniger und zumeist sehr großen Unternehmen. Die zehn größten europäischen Investoren in China haben in den letzten vier Jahren im Durchschnitt fast 80 Prozent aller Investitionen getätigt, wie eine neue Analyse der Rhodium Group zeigt. Deutsche Großkonzerne gehören dabei zu den Top-Investoren.
Volkswagen, BMW, Daimler und BASF allein haben laut Rhodium zwischen 2018 und 2021 rund 34 Prozent aller europäischen Investitionen in China getätigt. “Unsere Ergebnisse deuten auf eine wachsende Kluft in der Wahrnehmung des Gleichgewichts von Risiken und Chancen auf dem chinesischen Markt durch europäische Unternehmen hin”, folgern die Autoren.
BASF betont zum Beispiel die Chancen. Befragt nach möglichen Investitionsrisiken, sagt eine Unternehmenssprecherin, dass China weiterhin ein wichtiger Wachstumsmarkt sei. “Bis 2030 werden mehr als zwei Drittel des weltweiten Wachstums der Chemieproduktion auf China entfallen. China wird dann 50 Prozent des Weltmarktes ausmachen”. Die Erschließung weiterer Märkte in der Volksrepublik sei “von hohem strategischem und wirtschaftlichem Wert”, so die Sprecherin. Das Unternehmen beobachte die geopolitischen Entwicklungen und ergreife Maßnahmen zur Absicherung der Investitionen.
Einige Unternehmen fahren eine recht überraschende Strategie, um mit den Risiken umzugehen. Sie “investieren sogar mehr in China, aber um ihr Geschäft dort unabhängiger von ihren weltweiten Aktivitäten zu machen“, sagt Mikko Huotari, Direktor des Forschungsinstituts Merics, gegenüber Reuters. China werde als abgeschlossene Geschäftseinheit betrachtet. Personal, Lieferketten und Datenströme werden zunehmend lokalisiert, hält auch die Rhodium-Untersuchung fest. Das verringere die Risiken. Bei möglichen Sanktionen gegen die Volksrepublik gäbe es dann weniger Austausch mit Firmeneinheiten in anderen Ländern.
Laut Huotari handeln die Unternehmen kurzfristig gesehen “logisch”. “Viele versuchen zumindest noch 10, 15, vielleicht 20 Jahre gute Geschäfte in China zu machen.” Die entscheidende Frage ist dabei, ob es den Unternehmen gelingt, den richtigen Zeitpunkt für den Absprung zu finden. Das Beispiel Russland hat gezeigt, dass es recht plötzlich zu einer Eskalation kommen kann. Huotari mahnt: “Einige Unternehmen unterschätzen nicht nur den Abwärtsdruck der chinesischen Wirtschaft, sondern vor allem geopolitische Risiken des Standorts”.
Wie lassen sich nun die Risiken von Großinvestitionen in China reduzieren? Matthes vom IW schlägt vor, dass Unternehmen “in der Bilanzberichterstattung verpflichtet werden sollten, über geopolitische Klumpenrisiken und über mögliche betriebliche Verluste bei der Realisierung dieser Risiken zu berichten.” Dadurch würden die Risiken des China-Geschäfts transparenter. Firmenchefs würden möglicherweise anders kalkulieren.
Auch sollte die Politik die bestehenden Anreize für das China-Geschäft zurückfahren, so Matthes. Das Wirtschaftsministerium denkt bereits darüber nach, staatliche Investitions- und Exportgarantien und China-Kredite der KfW zurückzufahren (China.Table berichtete). Zudem sollen die Handelsbeziehungen diversifiziert werden und Abkommen mit anderen Staaten in der Region abgeschlossen werden.
Was es bedeutet, ein elektrisches, intelligentes Auto zu bauen, wird am Xpeng P7 deutlich. Für die Produktion einer einzigen dieser E-Sportlimousinen braucht das Startup aus China rund 2.000 Halbleiter. Die Mikrochips managen unter anderem alle Daten, die 47 allein im Innenraum verbaute Sensoren, Kameras und Mikrofone liefern. Außenkameras und Lidar-Technologie für das autonome Fahren sind in diese Zahl noch gar nicht mit eingerechnet.
Bewegt sich das Auto mit Tempo 80 und offenen Fenstern über die Landstraße, und der Beifahrer gibt der Sprachsteuerung den Befehl, das Fenster zu schließen, dann weiß das Auto sofort, welches Fenster gemeint ist. Denn trotz Windgeräuschen und Musik erkennt das Sprachassistenzsystem, von welchem Sitz der Befehl kam. Der Testwagen hatte dafür eine weibliche Stimme.
Der Xpeng P7 zeigt, von welcher Flanke her Chinas Autohersteller die deutschen Platzhirsche angreifen werden. Sie sind viel digitaler – und zugleich deutlich günstiger. Sie haben dank der starken Elektromotoren eine flotte Beschleunigung. Die sonstigen Eckdaten wie Sicherheit und Komfort sind nicht herausragend, aber sie sind völlig OK. Die Batterie des chinesischen Branchenprimus CATL ist dagegen sehr gut. Mit dieser Mischung werden sich zahlreiche junge Kunden anlocken lassen.
Die aktuelle Fahrzeug-Generation von Geely, Nio, Xpeng und anderen chinesischen Elektro-Angreifern markiert damit eine Wende in der Automobilgeschichte. Erstmals seit dem Auftritt der koreanischen Marke Hyundai um die Jahrtausendwende tauchen mit ihnen wieder neue Spieler aus Fernost in Europa auf. Hyundai war 1995 auf den deutschen Markt eingetreten. 2012 knackte die Marke die Schwelle von 100.000 verkauften Autos. Der japanische Marktführer Toyota hatte in den 1970er-Jahren den Sprung nach Deutschland als Letztes gewagt, nach einem schwierigen Start in anderen Auslandsmärkten.
Vom Massenabsatz in Deutschland ist der P7 in der Praxis allerdings noch weit entfernt. Die Auslieferung des Modells in Europa soll im zweiten Quartal 2023 beginnen. Dann soll in Dänemark auch das Servicenetz stehen. Ob und wann die Marke nach Deutschland kommt, ist noch unklar (China.Table berichtete).
Der Xpeng P7 ist eine Sportlimousine. Der Viertürer ist 4,88 Metern lang und liegt damit in der Größenklasse eines Tesla Model S. Es kostet aber, je nach Variante, gerade einmal 45.000 bis 55.000 Euro. Das ist deutlich billiger als das Tesla Model S, das ab rund 140.000 Euro zu haben ist. Zwei Varianten sollen verfügbar sein. Den Einstieg macht eine 266-PS-Version mit Heckantrieb. Dank des CATL-Akkus mit einer Kapazität von 81 Kilowattstunden schafft der Wagen mit einer Ladung rund 700 Kilometer. Die 430-PS-Version hat zwei Motoren – einer vorne, einer hinten – wodurch die Limousine Allradantrieb hat. Hier reicht der Akku nur 530 Kilometer weit.
In den Xpeng P7 einzusteigen, ist im besten Wortsinn unspektakulär. Nichts ist gewöhnungsbedürftig, ungewohnt oder kompliziert. Enttäuscht wird nur, wer sich vom Label des “Chinesischen Elektroautos” etwas mehr Exotik erwartet hätte. Stattdessen gibt es heute eine Art globalen Standard der Elektromobilität – wie ihn auch BYD und Nio verkörpern. Wer schon einmal Auto gefahren ist, wird auch mit dem P7 klarkommen.
Vielleicht sogar besser. Denn der Allradantrieb und der enorm tiefe Schwerpunkt haben die immense Kraft dieses Elektrowagens vergleichsweise gut unter Kontrolle. Klar, aus rund zwei Tonnen Leergewicht wird auch mit dieser Leistung kein Sportwagen. Aber es gibt schlichtweg keine Situation im Alltag – und selbst darüber hinaus – in denen dieser Wagen nicht ausreichend motorisiert wäre. Selbst mit “nur” 266 PS.
Irritationen gibt es auch im Innenraum nicht. Nappaleder, das teure Plastik, Ambiente-Licht und hochwertige Deko-Leisten stehen der deutschen Konkurrenz in Sachen Optik und Haptik in nichts nach. Zentrales Element ist aber natürlich der 15-Zoll-Touchscreen. Xpeng hat dafür selbst das Betriebssystem Xmart OS entwickelt. Erlaubt ist aber die Nutzung von Apps von Drittanbietern (und deren Zugriff auf die Steuerungselemente, falls nötig). Ein entsprechender App-Store für Europa befindet sich gerade im Aufbau. Over-the-air-Updates im Hintergrund sollen für stetige Verbesserungen sorgen. Die Bedienung ist grundsätzlich sehr aufgeräumt. Die gängigsten Funktionen wie Musik, Klima, Navigation finden sich auf dem Startbildschirm. Das P7-System bedient sich wie ein Smartphone.
Und, falls doch mal etwas nicht klappt, gibt es immer noch die Sprachsteuerung. Nach Angaben der Marke nutzen 99,8 Prozent der Fahrer diese mindestens einmal pro Monat. Auch deswegen, weil sich damit alle (!) Funktionen, die das System bietet, bedienen lassen: Luftauslässe der Klimaanlage, Navigation oder Musik zum Beispiel. Auch die Kameras des Autos lassen sich damit ansteuern. Diese ermöglichen sogar einen Blick unter das Auto. Die Kameras nehmen beispielsweise während des Parkvorgangs den Untergrund auf. Hat der Fahrer auf einem Behindertenplatz geparkt, sieht er das mit einem Blick auf den Monitor sofort.
Eine Schwachstelle des P7 ist wie bei vielen Limousinen der Kofferraum. Zwar ist das Volumen von 460 Liter durchaus in Ordnung, der Aufbau aber eher störend. Die Rücksitzbank lässt sich zwar umklappen, eine ebene Ladefläche entsteht dadurch aber nicht.
Xpeng bereitet derweil bereits ein zweites Modell für Europa vor. 2023 soll auch das Elektro-SUV G9 des Startups erhältlich werden. Er ist als eine Art endgültige Marktöffner für Europa vorgesehen. Der G9 kommt mit 800 Volt Bordnetz und soll dann auch ein besseres Gefüge von Kofferraum und Rückbank haben.
Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.
Chinas Außenminister Wang Yi hat angedroht, dass China auf Basis eines Anti-Abspaltungsgesetzes von 2005 nach Taiwan greifen könnte. Eine “friedliche Lösung wird unwahrscheinlicher, je dominanter die Befürworter taiwanischer Unabhängigkeit” werden, sagte Wang bei einem Treffen mit der 99-jährigen US-Diplomatenlegende Henry Kissinger in New York. Analysten halten es laut South China Morning Post für ungewöhnlich, dass die Top-Führung die Anwendung des Anti-Sezessionsgesetzes ins Spiel bringt.
Wang Yi sparte nicht an starker Rhetorik gegen Taiwan. “Wir haben in China ein altes Sprichwort: Es ist besser, tausend Soldaten zu verlieren als einen Zoll Land”, sagte er bei dem Treffen mit Kissinger. Das sei auch der Wille des gesamten chinesischen Volkes. Bei Verletzungen des Anti-Abspaltungsgesetzes werde China werde “energisch handeln”, um die territoriale Einheit sicherzustellen, so Wang ohne Angabe von Details.
Das Anti-Sezessionsgesetz stammt aus dem Jahr 2005. Der Volkskongress legt darin einseitig fest, dass Taiwan ein Teil Chinas sei und militärische Mittel gerechtfertigt seien, um eine Vereinigung zu erreichen. Taiwans Regierung widerspricht dieser Sichtweise scharf. Wangs Bemerkungen sind als Reaktion auf Aussagen von US-Präsident Joe Biden zu sehen. Dieser hatte am Mittwoch die Bereitschaft Washingtons bestätigt, Taiwan zu verteidigen. fin
Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich irritiert über den türkischen Wunsch geäußert, der Shanghai Organisation für Zusammenarbeit (SCO, China.Table berichtete) mit China und Russland beitreten zu wollen. “Wir glauben, dass das keine Organisation ist, die einen ganz wichtigen Beitrag für ein gutes Miteinander in der Welt leistet”, sagte Scholz am Dienstag am Rande der UN-Vollversammlung in New York nach einem Treffen mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. “Deshalb bin ich sehr irritiert über die Entwicklung und Diskussionen.” Aber am Ende sei es wichtig, dass man sich darüber verständige, wie man Russland klarmachen könne, dass der Angriffskrieg gegen die Ukraine keinen Erfolg haben darf.
Erdogan hatte an dem Treffen der Shanghai-Organisation teilgenommen und den Wunsch des Nato-Landes für eine Mitgliedschaft bekundet. Die Bundesregierung hatte auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters nicht sagen wollen, ob dies mit der Nato-Mitgliedschaft vereinbar wäre. Der Organisation gehören auch Indien, Pakistan, Iran sowie etliche zentralasiatischen Länder an. Erdogan hatte den Beitrittswunsch damit begründet, dass die Türkei sich auch als asiatisches Land fühle. rtr
Wolfgang Niedermark, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), hat vor Naivität und Wegschauen im China-Geschäft gewarnt. Konflikte seien derzeit offensichtlich, sagte Niedermark bei einer Veranstaltung des Arbeitgeber-Interessenverbandes BusinessEurope am Dienstag. China befinde sich an der Seite Russlands, und ein Konflikt wegen Taiwan stehe bevor, so der BDI-Chef. In der Provinz Xinjiang geschähen zudem Dinge, “die wir nicht akzeptieren können.” “Unternehmen können all das nicht ignorieren”, sagte Niedermark. Die Globalisierung befinde sich in einem neuen Abschnitt und tendiere eher zu Wettbewerb und Konflikt.
Für Unternehmen sei das keine einfache Situation, sagte Niedermark – doch: “Hier werden keine Wünsche formuliert. Wir müssen die geopolitische Realität akzeptieren.” Der BDI-Chef sprach sich dennoch für eine aufmerksame Kooperation in Bereichen der Innovation aus, beispielsweise in der Medizintechnik oder E-Mobilität. In Technik-Bereichen nicht zusammenzuarbeiten, führe eher zum Schaden der europäischen Wirtschaft. Markus Beyrer, Generaldirektor von BusinessEurope, forderte eine engere Zusammenarbeit mit China vor allem bei Klimaschutz und Standardisierung.
Der EU-Parlamentarier Reinhard Bütikofer (Grüne) betonte bei der Veranstaltung, dass in diesem Kontext jedoch die Regeln einer solchen Kooperation genau geprüft werden müssten. Sonst drohten die ausländischen Firmen ausgenutzt zu werden. Als Beispiele nannte Bütikofer die Bahn-Branche, die “intensiv” mit China zusammengearbeitet habe und nun von China Railway Construction aus Drittmärkten verdrängt würde.
Bütikofer und die Vize-Generaldirektorin der EU-Handelsdirektion, Maria Martin-Prat, waren sich einig, dass sich in den vergangenen Monaten eine größere Übereinstimmung der EU-Mitgliedsstaaten im China-Ansatz gebildet habe. So zeigten zum Beispiel auch EU-Staaten, die bisher eher unengagiert FDI-Screening betrieben hätten, nun mehr Ehrgeiz, Investitionen aus China genau zu prüfen, sagte Martin-Prat.
Zum Geschäftsumfeld für EU-Firmen in der Volksrepublik wird die EU-Kammer in China am heutigen Mittwoch ihr jährliches Positionspapier vorstellen. ari
Chinas Exporte von Solarmodulen nach Europa sind in diesem Jahr sprunghaft angestiegen. Von Januar bis Juli 2022 lieferten Hersteller des Landes Fotovoltaik-Module mit einer Gesamtkapazität von 51,5 Gigawatt nach Europa. Das seien 25,9 Prozent mehr als im gesamten Jahr 2021, berichtet das Wirtschaftsmagazin Caixin unter Berufung auf Daten des Energie-Beratungsunternehmens Infolink Consulting. Der Handel der chinesischen Fotovoltaikbranche mit Europa – einschließlich Ländern außerhalb der EU – machte demnach zwischen Januar und Juli 55 Prozent der gesamten Solarmodulexporte des Landes aus. Im Gesamtjahr 2021 hatte Europas Anteil bei 46 Prozent gelegen.
Diese Zahlen demonstrieren den rasanten Anstieg der Nachfrage nach alternativen Energiequellen in Europa. Wegen der Gasknappheit hat die EU im Mai angekündigt, ihre Solar-Kapazitäten bis 2025 mehr als zu verdoppeln und bis 2030 insgesamt 600 Gigawatt installierte Kapazität zu haben, mehr als viermal so viel wie Ende 2020. “Diese langfristigen, unterstützenden politischen Rahmenbedingungen halten Europa als größten Markt für chinesische Module aufrecht“, betonte Albert Hsieh von Infolink, in einer Studie.
Insgesamt liefert China laut Caixin über 80 Prozent der weltweiten Fotovoltaikprodukte. Es ist eine der wenigen Branchen, die weiter rasant wächst: Im ersten Halbjahr 2022 legte die Produktion von Fotovoltaikmodulen im Vergleich zum Vorjahr um 74,3 Prozent auf 78,6 Gigawatt zu. Die Produktion anderer Produkte in der Lieferkette – Polysilizium, Wafer und Zellen – stieg um über 45 Prozent.. Die chinesischen Unternehmen Jinko Power Technology, Trina Solar und Longi Green Energy Technology waren nach Angaben von Infolink im ersten Halbjahr die drei weltweit größten Lieferanten von Solarmodulen. ck
Mehrere internationale Private-Equity- und Risikokapitalfonds haben auf einer Konferenz in Singapur am Dienstag eine Abkehr von China angedeutet. Redner von Investmentfirmen wie Partners Group, Hamilton Lane und anderen, die zusammen Milliarden von Dollar in der Region investieren, sagten laut Bloomberg, dass sie ihre Beteiligungen in der einst boomenden Wirtschaft reduzieren.
Der Grund sei, dass ihre Kunden die Risiken in China aufgrund des sich dort rasch verändernden Umfelds neu bewerten – und das offenbar negativer. Die Meldung zeigt, dass auch in der Finanzwelt angesichts wirtschaftlicher Probleme und Null-Covid die Skepsis zunimmt – auch wenn von einem raschen Abzug von Kapital bisher keine Rede sein kann. So betonten die Investoren auf der Super-Return-Asia-Konferenz auch, dass weiterhin an langfristiges Wachstum in China glaubten. “Wir vertreten Menschen, und die bestimmen die Art der Risiken, das wir eingehen sollen”, zitierte Bloomberg beispielhaft Emmanuel Pitsilis, Co-Head Asia Pacific bei der Investmentfirma Partners Capital.
Auch wenn Partners Capital an den Aufstieg Chinas glaube, “gibt es eine Rotation und den Wunsch der Kunden, sich von China weg zu diversifizieren.” Das Unternehmen habe von einem Investitionsprogramm, das stark auf China und wagnisorientierte Programme ausgerichtet ist, zu einem Ansatz gewechselt, der “viel breiter über verschiedene Sektoren gestreut und geografisch vielfältiger” sei, sagte Pitsilis demnach. Profitieren könnten von einer Umleitung der Geldflüsse laut Bloomberg unter anderem Indien und Singapur. ck
“Bücher sind meine Quelle für neue Gedanken und andere Blickwinkel”, sagt Nora Gantert, die in Freiburg im Breisgau als Tochter eines Buchhändlers aufwuchs. “Sie machen neugierig auf die Welt, auf das andere – und zeigen gleichzeitig, dass dieses andere uns nicht fremd sein muss.”
Nora Gantert studierte Sinologie und Kunstgeschichte in ihrer Heimatstadt. Sie störte sich schnell daran, dass sich beides kaum verbinden ließ. In der Sinologie gab es keine Kurse über Kunst, in der Kunstgeschichte keine Inhalte über chinesische Kunst. “Es gab eine Trennung zwischen uns in Europa und den Anderen, den Fremden in China”, sagt Nora. “Das ist doch nicht fair, dachte ich damals, dass wir über so ein großes Land, mit so einer großen Geschichte, mit so einem unglaublichen Kunst- und Kulturvermögen kaum oder herabwürdigend sprechen.”
Der Gleichheitsanspruch, der sich durch die Literatur und in den ersten Jahren ihres Studiums entwickelte, ist bis heute Thema der Arbeit Ganterts. Als Kuratorin und Autorin widmet sie sich vor allem dem transkulturellen Aspekt in der Kunst. “Ich wünsche mir, dass wir dieses Othering ad acta legen und die einzelnen Personen wahrnehmen. Jede amerikanische Künstlerin, jeden französischen Künstler begreifen wir ganz selbstverständlich als für sich stehend. Bei chinesischen Künstlern und Künstlerinnen sehen die meisten Menschen erst einmal China.”
Die von ihr kuratierten Ausstellungen sollen zeigen, dass Menschen rund um den Globus universelle Erfahrungen machen, die sich nur in den verschiedenen Gesellschaften anders ausprägen. Als Beispiel nennt sie die Darstellung der Mutterschaft in der Kunst. “Hier erkennt man, dass Frauen mit den gleichen patriarchalen Strukturen kämpfen, egal ob in China oder in Deutschland.”
Von 2017 bis 2021 baute sie den Kunstraum des Konfuzius-Instituts Nürnberg-Erlangen auf und war dort verantwortlich für das kuratorische Programm. In dieser Zeit realisierte sie unter anderem Gruppenausstellungen zu den kulturellen Beziehungen zwischen China und Afrika und zu transkultureller Kunst zwischen China und Deutschland. Außerdem initiierte sie eine in Deutschland einmalige, öffentlich zugängliche Fachbibliothek für zeitgenössische Kunst aus China, die heute vom Institut für moderne Kunst in Nürnberg bereitgestellt wird.
Wer die Ausstellungskataloge des von Gantert kuratierten Kunstraums aufmerksam durchsieht, stellt fest, dass fast ausschließlich Frauen ausgestellt wurden. Das ist kein Zufall. “Ich versuche, bei allem, was ich mache, die Sache der Frauen voranzubringen.” In ihrer Rolle als Kuratorin begreift sie sich als Feministin. “Ich setze mich dafür ein, dass die Kunst, die von Frauen gemacht wird, deutlicher sichtbar wird. Der Großteil der Kunst, die aus China nach Deutschland kommt, ist von Männern gemacht.”
Zuletzt kuratierte Gantert am Kunstpalais Erlangen eine Einzelausstellung mit Lu Yang. Aktuell schreibt sie an einer Forschungsarbeit, darin geht es um Zukunftsdarstellungen in der zeitgenössischen Kunst aus China. “Es ist total spannend, dass es vor allem Frauen sind, die zu diesem Thema arbeiten”, sagt sie schmunzelnd. “The future is feminine.” Svenja Napp
Jorge Toledo Albiñana hat seine Akkreditierung als neuer EU-Botschafter in China eingereicht. “In Zeiten komplexer geopolitischer Herausforderungen werde ich daran arbeiten, die bilateralen Beziehungen zu stärken und den Dialog zwischen der EU und China in allen Bereichen zu fördern”, schrieb der Spanier zum Amtsantritt auf Twitter. Er folgt auf den Franzosen Nicolas Chapuis.
Erik Ackner ist neuer Mentor für China-Beziehungen bei German Accelerator, einem staatlichen Förderprogramm für Unternehmensgründungen, in München. Im Hauptberuf ist Ackner Präsident von Mercku, einem Anbieter von Wlan-Technik aus Kanada. Außerdem unterrichtet er an der Ingolstadt School of Management nachhaltiges Unternehmertum in Deutschland und China.
Sheng Fuxin und Winston Chen sind die jüngsten Abgänge bei Chinas Staatsfonds China Investement Corp (CIC), der aktuell einen Exodus von Führungskräften erleidet. Sheng war für den Bereich Infrastruktur zuständig, Chen für Technologie. CIC ist einer der größten Staatsfonds der Welt. Er verwaltet umgerechnet gut eine Billion Euro an chinesischen Devisenreserven.
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Endlich wieder köstlicher Hotpot im Restaurant, und wenn’s auch nur mit dem eigenen Kuscheltier ist. Nach zwei Wochen Null-Covid-Lockdown in Chengdu, der Hauptstadt Sichuans und Hochburg chilischarfer Küche, gibt es endlich Lockerungen und offene Lokale. Die Menschen nutzten das sofort.