in unserer Ausgabe von Mittwoch berichteten wir über die abflauende Investitionsbereitschaft Chinas in Europa. Vor allem die Ausgaben für Firmenkäufe fallen. Übernahmen deutscher Firmen durch chinesische Investoren waren in der Vergangenheit immer wieder in die Kritik geraten. Nun verweigerte Berlin den Kauf der Heyer Medical AG durch die Aeonmed-Gruppe aus Peking – der Deal ist allerdings schon drei Jahre alt und wurde seither praktisch bereits umgesetzt. Finn Mayer-Kuckuk blickt für uns auf die schon bestehenden Verflechtungen zwischen den beiden Unternehmen.
Eine deutsche Traditionsmarke ist in China Anfang April einen zweiten Tod gestorben. Beijing Borgward hat am 8. April in Peking Insolvenz angemeldet. Borgward gehörte einst zu den bekanntesten Autoherstellern Deutschlands. Dort ging der Erfinder von legendären Modellen wie der “Isabella” jedoch schon 1961 pleite. In China wollte der Lastkraftwagenhersteller Beiqi Foton der Automarke aus Bremen neues Leben einhauchen. Tatsächlich hat Foton mit seiner 2016 gegründeten Vertriebsgesellschaft Borgward China jedoch zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise Geld verdient, schreibt Felix Lee in seiner Analyse. In China habe der Marke eben doch der nostalgische Faktor gefehlt. Die “Träume vom Auto-Phönix aus der Asche”, wie die Stuttgarter Zeitung einst titelte, blieben unerfüllt.
Es gibt Zahlen, die jede Vorstellungskraft übersteigen. Die Stahlproduktion Chinas gehört dazu. Die Volksrepublik erzeugt jährlich über eine Milliarde Tonnen Rohstahl. Das ist das Gewicht von über sechs Millionen Blauwalen. Doch können Sie sich so viele Tiere vorstellen? Chinas Stahlsektor gehört zu den größten Klimasündern des Landes. Um die Emissionen zu senken, soll vermehrt Schrott recycelt werden, wie Ning Wang berichtet. Altmetall, das früher auf Mülldeponien landete, wird nun zu einem wichtigen Rohstoff.
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!
Die Bundesregierung hat eine bereits abgeschlossene Übernahme rückwirkend untersagt: Aeonmed Medical aus Peking durfte Heyer Medical aus Bad Ems nicht kaufen. “Diese Übernahme wird aus Gründen der öffentlichen Ordnung und Sicherheit untersagt”, teilte ein Sprecher des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gegenüber China.Table mit. Der Grund: Heyer Medical stellt Beatmungsgeräte her. “Während der Covid-19-Pandemie hat sich gezeigt, dass es wichtig ist, dass Deutschland über eigene Herstellungs- und Produktionskapazitäten verfügt, um sich unabhängig von außereuropäischen Herstellern mit Beatmungsgeräten versorgen zu können”, so das Ministerium.
Die Bundesregierung hat sich allerdings lange Jahre Zeit gelassen mit dieser Entscheidung. Das stellt die Unternehmen nun vor erhebliche Probleme. Die beiden Firmen sind bereits hochgradig integriert. Die neue chinesische Muttergesellschaft wirbt mit Qualität aus Deutschland und präsentiert stolz ein Bild des Standorts in Bad Ems auf der Homepage. Heyer wiederum erhielt 2020 tatkräftige Hilfe aus China, als die Pandemie die Produktion lahmlegte. Die Pekinger Mutter versorgte die Deutschen unbürokratisch mit Schutzausrüstung. Das Unternehmen sattelte unterdessen darauf um, Geräte von Aeonmed in Deutschland zu vertreiben.
Viel wichtiger war jedoch: Der chinesische Eigentümer war dabei, einen Millionenbetrag in den Aufbau einer Kundendienstorganisation zu stecken, die bei Heyer angesiedelt war, wie die Westerwälder Zeitung im Oktober 2020 berichtete. Dafür sollten zwölf neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt werden. All diese Projekte müssen die zwei Firmen nun wohl rückabwickeln. Bei Heyer Medical in Bad Ems ging am Mittwoch nur ein Anrufbeantworter dran, eine Stellungnahme des Unternehmens steht also aus. Das Handelsblatt berichtete zuerst über die Entscheidung der Bundesregierung.
Heyer Medical stellt zwar eines der auf traurige Weise gefragtesten Produkte der Pandemie her. Dem Unternehmen war aber schon 2018 das Geld ausgegangen. Die Insolvenz drohte einer 135-jährigen Firmengeschichte ein Ende zu setzen. Der Investor aus China kam da als Retter. Beatmungsgeräte galten damals als Nischenprodukt. Die beiden Firmen schienen bestens zusammenzupassen.
Aeonmed (北京谊安医疗系统) stellt in Peking eine breite Produktpalette von Apparaten für Krankenhäuser her. Geräte für die Narkose, OP-Tische, OP-Lampen, Infusionspumpen, Computertechnik – und eben auch Beatmungs- und Sauerstoffgeräte. Zuletzt kamen mobile Gerätschaften hinzu, wie sie für improvisierte Hospitäler gebraucht werden.
Die Pläne der chinesischen Eigner galten als ambitioniert und fair. Sie wollten Produktionen von Peking nach Deutschland verlagern und den neuen Standort weiterentwickeln. “Aeonmed steht 100-prozentig zu Bad Ems, zur langen Geschichte des Unternehmens”, sagte damals Geschäftsführer Oliver Krell der Rheinzeitung. Der feste Wille, Heyer wieder zu altem Glanz zu führen, sei “präsent und sichtbar”. In der Kantine des Hauptquartiers in Peking gebe es jetzt einen “Heyer-Saal”.
Doch nun kommt der deutsch-chinesischen Partnerschaft das Außenwirtschaftsrecht dazwischen. Die Bundesregierung darf den Erwerb eines deutschen Unternehmens durch einen ausländischen Investor untersagen. “Im vorliegenden Fall hat die Prüfung hat zu der Einschätzung geführt, dass solche Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung, hier konkret des Gesundheitsschutzes, gegeben sind”, so der Ministeriums-Sprecher. Das Kabinett, also die Runde der Bundesminister, habe nun dementsprechend entschieden.
Heyer ist zwar eine Marke, die in der Branche weltweit bekannt ist. Doch vor der Übernahme wirkte das Unternehmen altmodisch und schlecht geführt. Aeonmed musste als erstes Finanzlöcher stopfen und die Produktpalette entrümpeln. Das Pekinger Unternehmen wurde zwar erst 2001 gegründet. Mit der rapiden Entwicklung der chinesischen Gesundheitsversorgung wuchs es jedoch schnell. Heute gehören in China 800 Krankenhäuser zu seinen Kunden. Es war schon vor der Heyer-Übernahme international aktiv und hat seine Produkte auch in Südasien und Lateinamerika verkauft.
“Träume vom Auto-Phönix aus der Asche”, titelte die Stuttgarter Zeitung. Von “Lebenstraum”, schrieb 2015 auch der Weser-Kurier in Bremen. “Deutsche Traditionsmarke weckt romantische Gefühle”, lautete auch die Schlagzeile in der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Die Rede ist von der legendären deutschen Automarke Borgward.
Dieser Traum ist nun ausgeträumt. Wie das chinesische News-Portal Gasgoo berichtet, hat Beijing Borgward am 8. April in Peking Insolvenz angemeldet. Seit seiner Gründung habe der Autobauer Verluste gemacht, heißt es zur Begründung. Zuletzt habe das Unternehmen seine Schulden nicht mehr begleichen können.
Christian Borgward wollte mit dem Verkauf der Namensrechte an den chinesischen Lastkraftwagenhersteller Beiqi Foton der legendären Automarke neues Leben einhauchen. Er ist der Enkel von Gründer Carl F. W. Borgward, der in den 1950er Jahren mit dem Luxusgefährt Isabella geradezu Kultstatus erlangte, und war im Besitz der Markenrechte. Diese verkaufte er 2014 für angeblich fünf Millionen Euro an Beiqi Foton.
Sowohl Bremen als auch Stuttgart setzten große Hoffnung in diese Investition. In Stuttgart wollte Foton die neue Europa-Zentrale der Marke errichten. Bremen, einstiger Hauptsitz dieser Edelmarke, sollte wieder eine Produktionsstätte bekommen. In der Hansestadt sollten jährlich bis zu 10.000 Borgward-Fahrzeuge gefertigt werden, die rein elektrisch fahren. Als Standort wurde Bremerhaven favorisiert, wo ein Werk auf einer Fläche von 10.000 Quadratmetern entstehen sollte. Plan war, fertige Fahrzeugteile aus China zu importieren. In dem Werk sollten die Fahrzeuge dann nur noch zusammengesetzt werden.
Borgward gehörte einst zu den bekanntesten Autoherstellern Deutschlands und ging 1961 pleite. Im heutigen Daimler-Werk in Bremen-Sebaldsbrück liefen bis Anfang der 60er-Jahre jährlich bis zu 100.000 Borgward-Fahrzeuge vom Band.
Zu dem Werk in dem norddeutschen Stadtstaat ist es nie gekommen. Bereits 2018 geriet Foton in Geldnöte und bot seine Anteile an der Marke zum Verkauf an. In Deutschland lieferte Borgward dem Branchenportal kfz-betrieb.vogel zufolge “einige wenige Einheiten eines BX7-Sondermodells aus”. Das geplante “Brand Experience Center” in Stuttgart eröffnete zwar, war aber nur kurze Zeit später schon nicht mehr im Betrieb. 2019 übernahm der chinesische Fahrdienstanbieter Ucar das Fabrikat. Doch auch mit dem neuen Eigentümer liefen die Geschäfte nicht besser (China.Table berichtete). Im selben Jahr gab es die Fahrzeuge in Europa nicht mehr zu kaufen und auch die Verkaufszahlen in China waren miserabel. Im vergangenen Sommer kam das faktische Aus. Chinesische Medien munkelten, der Elektronik-Konzern Xiaomi könnte zumindest Teile von Borgward übernehmen. Aber diese Meldungen bestätigten sich nicht. Mit der Insolvenz ist das Ende der Traditionsmarke nun auch offiziell besiegelt.
Tatsächlich hat Foton mit seiner 2016 gegründeten Vertriebsgesellschaft Borgward China zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise Geld verdient. Vier Modelle entwickelte Borgward, allesamt SUVs, einige auch mit Elektromotor. Mit dem BX3 kam das letzte Modell im Januar 2020 auf den chinesischen Markt. Doch gerade einmal rund 165.000 Fahrzeuge verkaufte Foton bis 2021. Das eigens für die Produktion errichtete Werk Miyun, rund 60 Kilometer nordöstlich von Peking, war für die Herstellung von 360.000 Fahrzeugen ausgerichtet.
Schon bei der Vorstellung der Pläne 2016 warnte Chang Zhangyi, der damalige stellvertretende Vorsitzende von Chinas Autoverband (CAAM), vor einer solchen Investition. “Die Marke ist zu lange tot und in China zu unbekannt, als dass sich viele Käufer finden würden”, sagte er in einem Interview. Er verwies damals schon auf Übernahmen anderer ausländischer Automarken durch chinesische Firmen und deren geringen Erfolge. Ein Beispiel ist der schwedische Autohersteller Saab. Die Marke wurde 2012 ebenfalls von chinesischen Investoren übernommen. Doch schon 2014 mussten sie die Produktion wieder einstellen. Heute gehören die Rechte zur Konkursmasse des Immobilienkonzerns Evergrande.
In Fachkreisen ist schon lange bekannt: Die Müllhalden dieser Welt gelten als Rohstofflager der Zukunft. Experten sprechen schon vom “Urban Mining”, dem Bergbau in der Stadt, um wichtige Rohstoffe zurückzugewinnen. Schrott ist wie Aluminium, Stahl, Kunststoff und Holz ein wichtiger Rohstoff geworden, der stark gefragt ist.
Gerade für die Stahlbranche ist Schrott enorm wichtig, um eine “grünere” Stahlproduktion zu erreichen. Um den CO2-Ausstoß des Stahlsektors zu senken, setzen immer mehr Hersteller auf nachhaltigere Produktionsprozesse. Beim elektrischen Lichtbogenofen wird beispielsweise nur Stahlschrott recycelt. Dabei entsteht etwa 80 Prozent weniger CO2, als bei der gängigen Herstellungsmethode. Der so hergestellte Stahl gilt als “grüner Stahl”. Auch China setzt zunehmend auf Recycling. Analysten von S&P Global prognostizieren, dass sich der Anteil von Schrott in der chinesischen Stahlproduktion bis 2025 auf 15 bis 20 Prozent erhöhen wird.
Mehr als die Hälfte des weltweiten Stahls produziert die Volksrepublik und hat damit auf dem Weltmarkt eine Vormachtstellung. Die IKB Deutsche Industriebank rechnet vor, dass die weltweite Rohstahlproduktion vergangenen Jahres auf einen Rekord von über 1,9 Milliarden Tonnen anzog. Auf China, entfielen davon über eine Milliarde Tonnen.
“Wir gehen davon aus, dass die Preise für Schrott anziehen werden, denn es werden etliche Stahlwerke in China umgerüstet, um die Emissionen und den Energieverbrauch in der Branche zu reduzieren”, sagt Dr. Heinz-Jürgen Büchner, Direktor bei der IKB für Industrials & Automotive gegenüber China.Table.
Noch aber produzieren über 90 Prozent der chinesischen Stahlwerke mit klassischen Hochöfen und sind damit einer der größten Emittenten von CO2. Die Branche ist für circa 15 Prozent der CO2-Emissionen Chinas verantwortlich. China Baowu, der weltgrößte Stahlproduzent hat 2020 laut Berechnungen des Finanzdienstleisters Bloomberg mehr Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre abgegeben als ganz Pakistan.
Doch damit soll bald Schluss sein. Die Stahlbranche hat sich verpflichtet, die Emissionen bis zum Ende des Jahrzehnts gegenüber ihrem Höchststand um 30 Prozent zu senken. So sollen alte Anlagen durch neuere und “saubere” Anlagen ersetzt werden.
Heinz-Jürgen Büchner von der Deutschen Industriebank geht davon aus, dass “spätestens in zehn Jahren, aber wahrscheinlich früher, bis zu 20 Prozent der chinesischen Stahlproduktion in elektrischen Lichtbogenöfen erzeugt werden“. Er sieht in der Umrüstung auch einen sinnvollen Weg, um das steigende Schrottaufkommen im Land zu bewältigen. In Zukunft müssen mehr PKW verschrottet werden. Werden die Altautos in der Stahlproduktion recycelt, würden “zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen”, so Büchner.
Um das Ziel der Klimaneutralität bis 2060 zu erreichen, greift Peking noch tiefer in die Werkzeugkiste. Im vergangenen Jahr wurde die Stahlproduktion erheblich zurückgefahren, um klimaschädlichen Emissionen einzudämmen. Doch aufgrund des wirtschaftlichen Abschwunges wurden die Ziele zuletzt wieder verwässert (China.Table berichtete).
Erst am Samstag hat Chen Kelong, Sprecher des Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie (MIIT) gesagt, dass die Regierung alles tun wird, angemessene Stahlpreise aufrechtzuerhalten. Damit soll sichergestellt werden, dass die Hersteller in der gesamten Wertschöpfungskette weiterhin Gewinne erzielen können.
Chens Erklärung ging ein Einbruch der globalen Eisenerzpreise am Montag voraus. In Singapur gingen die Terminkontrakte für den wichtigsten Rohstoff für die Stahlerzeugung zeitweise um bis zu zwölf Prozent zurück, da die Besorgnis über die chinesische Nachfrage zunahm, berichtete Bloomberg. Am selben Tag brach der meistgehandelte Eisenerz-Futures-Kontrakt an der chinesischen Dalian Commodity Exchange für die Lieferung im September um zehn Prozent ein, berichtete das Wirtschaftsmagazin Caixin.
Wird Schrott statt Eisenerz und Koks von den Stahlwerken genutzt, werden pro Tonne Stahl 1,67 Tonnen CO2-Emissionen verhindert, so eine Studie des Fraunhofer-Instituts. Die Einsparungen kämen dem gleich, was ein Pendler im Durchschnitt im Jahr mit seinem Auto an Emissionen freisetzt, wenn er täglich eine Strecke von 40 Kilometern zurücklegen muss.
“China bewegt sich in Richtung eines höherprozentigen Schrotteinsatzes und reduziert den Prozentsatz von Stahl, der aus Eisenerz hergestellt wurde”, sagte Schott Newell von Newell Recycling Equipment, USA/China bei einem Branchen-Webinar im vergangenen Jahr. “Vor ein paar Jahren herrschte Sorge, dass China ein riesiges Schrott-exportierendes Land wird – mit dem Effekt, dass es den Schrottpreisen weltweit schadet. Das Gegenteil ist eingetreten. China braucht Schrottimporte mehr als Eisenerz und Kohle, um die Ziele einer saubereren Umwelt und einer kosteneffektiveren Stahlproduktion zu erreichen“, berichtet das Fachblatt “EU-Recycling + Umwelttechnik”.
Auch die Nachfrage nach Schrott in Europa wird weiter zunehmen. Laut dem Industrieverband Eurofer kommen 42 Prozent des in Europa produzierten Stahls bereits aus Elektroöfen. Weltweit wird ein Viertel des Stahls so produziert. Durch die Nachfrage aus China und anderen asiatischen Staaten wird der Schrott nun zu einem kostbaren Rohstoff im Kampf gegen den Klimawandel.
Der chinesische Drohnen-Hersteller DJI hat angekündigt, alle Geschäftstätigkeiten in Russland und der Ukraine temporär auszusetzen. “DJI bewertet intern die Compliance-Anforderungen in verschiedenen Gerichtsbarkeiten neu”, teilte der Weltmarktführer in einer Stellungnahme mit. Im Zuge dessen werde das Geschäft in den beiden Ländern vorübergehend eingestellt. Das Unternehmen bezog sich nicht auf die Sanktionen gegen Russland. DJI ist die erste chinesische Tech-Firma, die ihre Geschäfte mit Russland öffentlich temporär unterbindet.
Der Konzern aus Shenzhen erhielt im vergangenen Monat heftige Kritik aus der Ukraine. Von dort wurde DJI vorgeworfen, russische Streitkräfte die Technologie bei militärischen Operationen auch gegen Zivilisten einsetzen zu lassen. “Sind Sie sicher, dass Sie an diesen Morden beteiligt sein wollen?”, schrieb der ukrainische Vize-Premierminister Mychajlo Fedorow auf Twitter direkt an DJI. “Blockieren Sie Ihre Produkte, die Russland helfen, die Ukrainer zu töten!”
Die ukrainische Kritik konzentrierte sich auf das AeroScope-System von DJI. Mit diesem können Benutzer Drohnen in der Nähe erkennen und überwachen. Es wird als Instrument zum Schutz sensibler Einrichtungen wie Flughäfen und Gefängnissen vermarktet. Das Unternehmen bestreitet, dass es Russland erlaubt hat, seine Produkte für militärische Zwecke zu verwenden.
Laut einem Bericht von Forbes Russia von Anfang des Monats bereitet auch der chinesische Telekommunikationsriese Huawei einen Rückzug aus Russland vor. Mitarbeiter vor Ort seien beurlaubt und neue Verträge mit Betreibern ausgesetzt worden, hieß es in dem Bericht. Huawei bestätigte das bisher nicht. ari
Die Coronavirus-Neuinfektionen in Shanghai sind auf den niedrigsten Stand seit drei Wochen gesunken. Laut Behördenangaben gab es am Mittwoch gut 13.500 positive Tests und 48 Todesfälle. In Peking lag die Zahl der neu entdeckten Fälle bei 46, wie Bloomberg berichtet. Ein Vertreter der Shanghaier Gesundheitskommission kündigte demnach an, dass bestimmte Personengruppen in Bezirken, in denen sich das Virus nicht mehr ausbreitet, begrenzte Bewegungsfreiheit erhalten könnten. Details zum Zeitpunkt der Lockerungen wurden allerdings nicht genannt. In der Zwischenzeit bleiben die meisten Menschen in Shanghai in ihren Häusern eingesperrt.
Peking hat derweil fast 20 Millionen Bürger:innen getestet, um einen weitverbreiteten Ausbruch wie in Shanghai zu verhindern. Am Donnerstag sollen 16 Millionen Menschen erneut getestet werden, berichtet Reuters. Bei der Massenprüfung werden aus Gründen der Schnelligkeit und Effizienz mehrere Proben zusammen in einem einzigen Röhrchen geprüft.
Die 1,9-Millionen-Stadt Yiwu ging am Mittwoch in einen Lockdown. In anderen Städten wie Changchun und Jilin sollen die Eindämmungsmaßnahmen ab Donnerstag gelockert werden. Nach Untersuchungen von Gavekal Dragonomics waren letzte Woche 57 der 100 größten Städte Chinas von Covid-Beschränkungen betroffen. Laut Angaben von Industrieverbänden haben die meisten Fabriken Schwierigkeiten, die Arbeit wieder aufzunehmen, da die Mitarbeiter zu Hause bleiben, die Lastwagen auf den Parkplätzen stehen und die Bestellungen von Zulieferern, die sich in der gleichen Situation befinden, nicht ausgeführt werden, wie Reuters berichtet. nib
Infrastruktur-Ausgaben sollen das Wachstum in China ankurbeln. Das wurde aus einer Sitzung des Zentralkomitees für Finanz- und Wirtschaftsfragen bekannt. Präsident Xi Jinping hatte bei der Sitzung betont, die Volksrepublik müsse alle Anstrengungen unternehmen, um die Ausgaben für Infrastruktur anzukurbeln, wie Bloomberg berichtet. Demnach habe Xi die lokalen Behörden aufgefordert, den Bau und die Effizienz von Infrastruktur-Netzwerken in Bereichen wie Verkehr, Energie und Wasserschutz zu verbessern. Investitionen sollen auch in regionale Flughäfen, städtische Eisenbahnsysteme sowie Öl- und Gaspipelines fließen.
Bei einem Treffen des Staatsrats wurden weitere Maßnahmen zur Stärkung des Wachstums beschlossen. Durch Steuersenkungen sollen Unternehmen gefördert werden, die durch die Pandemie besonders stark belastet sind, wie das Wirtschaftsportal Caixin berichtet. Die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung sollen demnach gesenkt werden.
Schon in der Vergangenheit hatte China auf den Bau von Infrastruktur gesetzt, um das Wachstum in Krisenzeiten wieder zu erhöhen. Durch den Bau von Straßen, Schienenwege oder Immobilien wird die inländische Nachfrage nach Baumaterialien wie Beton und Stahl, aber auch nach Arbeitskräften, angekurbelt. Erst im Januar hatte die Volksrepublik einen Fünfjahresplan für die Entwicklung eines modernen Verkehrssystems veröffentlicht. Der Plan sieht den Bau von zehntausenden Kilometern an Straßen und Zugstrecken vor (China.Table berichtete). nib
In China wurde die erste Infektion eines Menschen mit dem H3N8-Vogelgrippevirus entdeckt. Das gaben die Gesundheitsbehörden bekannt. Eine großflächige Übertragung unter Menschen werde allerdings nicht erwartet. Das Risiko sei gering, so die chinesische Nationale Gesundheitskommission laut der Nachrichtenagentur AFP. Die Übertragung wurde bei einem vierjährigen Jungen aus der Provinz Henan festgestellt. Er war demnach Anfang April mit Fieber und anderen Symptomen ins Krankenhaus eingeliefert worden. Bei dem Fall handele es sich um eine “einmalige Übertragung”, so die Behörden. Hauptsächlich tritt die Vogelgrippe bei Wildvögeln auf. Übertragungen von Mensch zu Mensch sind äußerst selten. nib
Die USA überprüfen einem Medienbericht zufolge, ob der chinesische Chiphersteller Yangtze Memory Technologies (YMTC) gegen US-Exportkontrollen verstoßen hat. Hintergrund soll eine Belieferung Huaweis mit Halbleitern für ein neues Smartphone sein, wie die Financial Times unter Berufung auf Quellen im US-Handelsministerium berichtete. Demnach liegt dem Ministerium und dem Weißen Haus ein “glaubwürdiger” Bericht dazu vor: YMTC soll Huawei Chips für das Smartphone Enjoy 20e geliefert haben und damit gegen die sogenannte “Foreign Direct Product Rule” verstoßen haben.
Die US-Gesetzgebung sieht vor, dass Produkte, die US-Technologie und -Software enthalten, auch im Ausland der US-Regulierungsaufsicht unterworfen sind. YMTC bräuchte also eine Lizenz für die Bereitstellung von Halbleitern für Huawei, weil darin auch US-Technologie verbaut ist. Die US-Behörden müssen dem Bericht zufolge YMTC nun nachweisen, dass die Halbleiter an Huawei gingen. Mehrere US-Politiker forderten, YMTC auf eine Liste für Handelsbeschränkungen des Handelsministeriums zu setzen. Auf dieser “Entity List” steht Huawei bereits. ari
Der mysteriöse Fall der verschwundenen tibetischen Lehrerin Rinchen Kyi hat anscheinend ein glückliches Ende gefunden. Die Mutter einer 13-jährigen Tochter ist am Sonntagabend in Begleitung von Polizeibeamten nach Hause zurückgekehrt. Kyi war am 1. August vergangenen Jahres gegen ihren Willen von der Polizei in ein Krankenhaus gebracht worden und nur zwei Tage danach für acht Monate verschwunden.
Der Vorwurf lautete Anstiftung zum Separatismus. Doch bis heute haben die chinesischen Behörden der Familie nicht schlüssig dargelegt, was genau der Gesetzesverstoß von Rinchen Kyi gewesen sein soll, noch informierten sie über den Aufenthaltsort oder Gesundheitszustand der Frau.
Bereits Mitte Februar hatten deshalb UN-Sonderberichterstatter der Menschenrechtskommission an die chinesische Vertretung in Genf eine Anfrage formuliert, in der sie um Aufklärung unter anderem im Fall Kyi baten. Sechs Wochen dauerte es, bis das Schreiben der Sonderberichterstatter laut Statuten in der vergangenen Woche schließlich öffentlich gemacht werden durfte. Nur wenige Tage später kehrte Kyi nach Hause zurück.
Relativ sicher hing ihr Verschwinden mit der Schließung einer Mittelschule im Verwaltungsbezirk Darlak in der Provinz Qinghai zusammen, wie die Menschenrechtsorganisation Tibet Watch mit Sitz in London herausfand. Die private Einrichtung, die einst gegründet wurde, um Kindern von mittellosen Familien und Waisen den Zugang zu formeller Bildung zu ermöglichen, hatte auf Anweisung der Behörden wenige Wochen zuvor den Unterricht nach mehr als 22 Jahren einstellen müssen. Eine schlüssige Erklärung dafür gab es damals nicht. Die Schule war im Besitz sämtlicher notwendiger Dokumente und “stand im Einklang mit der chinesischen Verfassung”, wie einer ihrer Mitbegründer betonte.
Anonyme Quellen vor Ort, die im Austausch mit Tibet Watch stehen, vermuten deshalb politische Gründe hinter der Schul-Schließung. Im Laufe der Jahre hatte sich die Schule unter tibetischen Bauern und Nomaden offenbar einen erstklassigen Ruf erarbeitet. Anfänglich als Grundschule eröffnet, durfte sie seit 2008 als Mittelschule operieren. Unterrichtet wurde in erster Linie auf Tibetisch. Kulturell-religiöse Elemente in der Erziehung wurden mit Wissen der Behörden geduldet. Ehemalige Studenten sollen Arbeitsplätze bei der Verwaltung bekommen haben, seien Unternehmer oder buddhistische Mönche oder Nonnen geworden.
Offenbar war den Behörden jüngst nun doch ein Dorn im Auge, dass Mönche in der Schule ausgebildet wurden. Dies müsse in Klöstern geschehen, hatten sie den Betreibern gegenüber begründet. Zumal die chinesischen Behörden die Kontrolle über buddhistische Klöster seit den Unruhen in Tibet im Jahr 2008 drastisch erhöht haben. Überwachungskameras und Polizeistationen in unmittelbarer Nähe der Klöster sollen das Aufflackern neuer Widerstände im Keim ersticken.
Doch eine Begründung, weshalb die Mittelschule deshalb komplett geschlossen wurde, blieb den Betreibern verwehrt. Nach Angaben der Familie der später verschleppten Lehrerin Kyi habe das Vorgehen der Behörden die Frau dazu veranlasst, kaum noch Nahrung zu sich zu nehmen. Am 1. August vergangenen Jahres wurde Kyi deshalb in Gewahrsam genommen. Die chinesische Polizei beschuldigte sie der “Anstiftung zum Separatismus”, weil die Verweigerung des Essens als Hungerstreik gemäß Artikel 103 des chinesischen Strafrechts ein Verbrechen gegen die Staatssicherheit sei. Bei einer Verurteilung drohen bis zu zehn Jahren Haft. Doch zu einem Prozess kam es nicht. Nicht einmal zu einer formellen Verhaftung, die nach chinesischem Recht normalerweise sechs Monate nach Inhaftierung ausgesprochen werden muss.
Kyi sei am 1. August gegen ihren Willen in ein Krankenhaus in der Provinzhauptstadt Xining gebracht worden. Zwei Tage später hätten ihr die Ärzte diagnostiziert, gesund zu sein, berichtet Tibet Watch. Daraufhin sei die Familie, die nach Xining gereist war, von Sicherheitsbeamten informiert worden, sie könne die Lehrerin sehen. Das Zeitfenster, um im Krankenhaus einzutreffen, begrenzten die Beamten auf wenige Minuten, sodass die Familie schließlich zu spät kam.
Bis zum Wiedersehen benötigte es dann acht lange Monate und eine formelle Anfrage im Auftrag der UN-Menschenrechtskommission. In dem Schreiben hatten die Sonderberichterstatter auch nach den Schicksalen zweier anderer, bereits zu Haftstrafen verurteilten Tibeter, gebeten. Der 50-jährige Schriftsteller Lobsang Lhundup wurde 2019 wegen “öffentlicher Unruhestiftung” verhaftet und zwei Jahre später in einem geheimen Prozess zu vier Jahren Haft verurteilt. Bis heute weiß die Familie nichts über seinen Aufenthaltsort. Lobsang ist Verfasser zweier Bücher mit den Titeln “Die Kunst des passiven Widerstands” und “Unter Lebensgefahr geäußerte Worte”.
Der 38-jährige Musiker und Sänger Lhundrup Dhrakpa kritisierte in seinen Liedern die Propaganda des chinesischen Regimes und forderte die Bewahrung tibetischer Identität und Tradition. Er wurde 2019 verhaftet, weil er ein regierungskritisches Lied namens “Black Hat” öffentlich vorgetragen hatte. 2020 wurde er zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Auch sein Aufenthaltsort ist unbekannt. Marcel Grzanna
Daniel Zittel ist seit Beginn des Monats neuer CEO der Sparte für Busse und Trucks bei Daimler China in Peking. Zittel war zuvor Head of Sales für Mercedes-Benz Truck & Fuso in Berlin.
Ein Güterzug überquert die neu gebaute Eisenbahnbrücke Nizhneleninskoye-Tongjiang, die in einem Monat eröffnet werden soll. Die erste russisch-chinesische Brücke über den Amur ist mehr als 2,2 Kilometer lang.
in unserer Ausgabe von Mittwoch berichteten wir über die abflauende Investitionsbereitschaft Chinas in Europa. Vor allem die Ausgaben für Firmenkäufe fallen. Übernahmen deutscher Firmen durch chinesische Investoren waren in der Vergangenheit immer wieder in die Kritik geraten. Nun verweigerte Berlin den Kauf der Heyer Medical AG durch die Aeonmed-Gruppe aus Peking – der Deal ist allerdings schon drei Jahre alt und wurde seither praktisch bereits umgesetzt. Finn Mayer-Kuckuk blickt für uns auf die schon bestehenden Verflechtungen zwischen den beiden Unternehmen.
Eine deutsche Traditionsmarke ist in China Anfang April einen zweiten Tod gestorben. Beijing Borgward hat am 8. April in Peking Insolvenz angemeldet. Borgward gehörte einst zu den bekanntesten Autoherstellern Deutschlands. Dort ging der Erfinder von legendären Modellen wie der “Isabella” jedoch schon 1961 pleite. In China wollte der Lastkraftwagenhersteller Beiqi Foton der Automarke aus Bremen neues Leben einhauchen. Tatsächlich hat Foton mit seiner 2016 gegründeten Vertriebsgesellschaft Borgward China jedoch zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise Geld verdient, schreibt Felix Lee in seiner Analyse. In China habe der Marke eben doch der nostalgische Faktor gefehlt. Die “Träume vom Auto-Phönix aus der Asche”, wie die Stuttgarter Zeitung einst titelte, blieben unerfüllt.
Es gibt Zahlen, die jede Vorstellungskraft übersteigen. Die Stahlproduktion Chinas gehört dazu. Die Volksrepublik erzeugt jährlich über eine Milliarde Tonnen Rohstahl. Das ist das Gewicht von über sechs Millionen Blauwalen. Doch können Sie sich so viele Tiere vorstellen? Chinas Stahlsektor gehört zu den größten Klimasündern des Landes. Um die Emissionen zu senken, soll vermehrt Schrott recycelt werden, wie Ning Wang berichtet. Altmetall, das früher auf Mülldeponien landete, wird nun zu einem wichtigen Rohstoff.
Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre!
Die Bundesregierung hat eine bereits abgeschlossene Übernahme rückwirkend untersagt: Aeonmed Medical aus Peking durfte Heyer Medical aus Bad Ems nicht kaufen. “Diese Übernahme wird aus Gründen der öffentlichen Ordnung und Sicherheit untersagt”, teilte ein Sprecher des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gegenüber China.Table mit. Der Grund: Heyer Medical stellt Beatmungsgeräte her. “Während der Covid-19-Pandemie hat sich gezeigt, dass es wichtig ist, dass Deutschland über eigene Herstellungs- und Produktionskapazitäten verfügt, um sich unabhängig von außereuropäischen Herstellern mit Beatmungsgeräten versorgen zu können”, so das Ministerium.
Die Bundesregierung hat sich allerdings lange Jahre Zeit gelassen mit dieser Entscheidung. Das stellt die Unternehmen nun vor erhebliche Probleme. Die beiden Firmen sind bereits hochgradig integriert. Die neue chinesische Muttergesellschaft wirbt mit Qualität aus Deutschland und präsentiert stolz ein Bild des Standorts in Bad Ems auf der Homepage. Heyer wiederum erhielt 2020 tatkräftige Hilfe aus China, als die Pandemie die Produktion lahmlegte. Die Pekinger Mutter versorgte die Deutschen unbürokratisch mit Schutzausrüstung. Das Unternehmen sattelte unterdessen darauf um, Geräte von Aeonmed in Deutschland zu vertreiben.
Viel wichtiger war jedoch: Der chinesische Eigentümer war dabei, einen Millionenbetrag in den Aufbau einer Kundendienstorganisation zu stecken, die bei Heyer angesiedelt war, wie die Westerwälder Zeitung im Oktober 2020 berichtete. Dafür sollten zwölf neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt werden. All diese Projekte müssen die zwei Firmen nun wohl rückabwickeln. Bei Heyer Medical in Bad Ems ging am Mittwoch nur ein Anrufbeantworter dran, eine Stellungnahme des Unternehmens steht also aus. Das Handelsblatt berichtete zuerst über die Entscheidung der Bundesregierung.
Heyer Medical stellt zwar eines der auf traurige Weise gefragtesten Produkte der Pandemie her. Dem Unternehmen war aber schon 2018 das Geld ausgegangen. Die Insolvenz drohte einer 135-jährigen Firmengeschichte ein Ende zu setzen. Der Investor aus China kam da als Retter. Beatmungsgeräte galten damals als Nischenprodukt. Die beiden Firmen schienen bestens zusammenzupassen.
Aeonmed (北京谊安医疗系统) stellt in Peking eine breite Produktpalette von Apparaten für Krankenhäuser her. Geräte für die Narkose, OP-Tische, OP-Lampen, Infusionspumpen, Computertechnik – und eben auch Beatmungs- und Sauerstoffgeräte. Zuletzt kamen mobile Gerätschaften hinzu, wie sie für improvisierte Hospitäler gebraucht werden.
Die Pläne der chinesischen Eigner galten als ambitioniert und fair. Sie wollten Produktionen von Peking nach Deutschland verlagern und den neuen Standort weiterentwickeln. “Aeonmed steht 100-prozentig zu Bad Ems, zur langen Geschichte des Unternehmens”, sagte damals Geschäftsführer Oliver Krell der Rheinzeitung. Der feste Wille, Heyer wieder zu altem Glanz zu führen, sei “präsent und sichtbar”. In der Kantine des Hauptquartiers in Peking gebe es jetzt einen “Heyer-Saal”.
Doch nun kommt der deutsch-chinesischen Partnerschaft das Außenwirtschaftsrecht dazwischen. Die Bundesregierung darf den Erwerb eines deutschen Unternehmens durch einen ausländischen Investor untersagen. “Im vorliegenden Fall hat die Prüfung hat zu der Einschätzung geführt, dass solche Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung, hier konkret des Gesundheitsschutzes, gegeben sind”, so der Ministeriums-Sprecher. Das Kabinett, also die Runde der Bundesminister, habe nun dementsprechend entschieden.
Heyer ist zwar eine Marke, die in der Branche weltweit bekannt ist. Doch vor der Übernahme wirkte das Unternehmen altmodisch und schlecht geführt. Aeonmed musste als erstes Finanzlöcher stopfen und die Produktpalette entrümpeln. Das Pekinger Unternehmen wurde zwar erst 2001 gegründet. Mit der rapiden Entwicklung der chinesischen Gesundheitsversorgung wuchs es jedoch schnell. Heute gehören in China 800 Krankenhäuser zu seinen Kunden. Es war schon vor der Heyer-Übernahme international aktiv und hat seine Produkte auch in Südasien und Lateinamerika verkauft.
“Träume vom Auto-Phönix aus der Asche”, titelte die Stuttgarter Zeitung. Von “Lebenstraum”, schrieb 2015 auch der Weser-Kurier in Bremen. “Deutsche Traditionsmarke weckt romantische Gefühle”, lautete auch die Schlagzeile in der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Die Rede ist von der legendären deutschen Automarke Borgward.
Dieser Traum ist nun ausgeträumt. Wie das chinesische News-Portal Gasgoo berichtet, hat Beijing Borgward am 8. April in Peking Insolvenz angemeldet. Seit seiner Gründung habe der Autobauer Verluste gemacht, heißt es zur Begründung. Zuletzt habe das Unternehmen seine Schulden nicht mehr begleichen können.
Christian Borgward wollte mit dem Verkauf der Namensrechte an den chinesischen Lastkraftwagenhersteller Beiqi Foton der legendären Automarke neues Leben einhauchen. Er ist der Enkel von Gründer Carl F. W. Borgward, der in den 1950er Jahren mit dem Luxusgefährt Isabella geradezu Kultstatus erlangte, und war im Besitz der Markenrechte. Diese verkaufte er 2014 für angeblich fünf Millionen Euro an Beiqi Foton.
Sowohl Bremen als auch Stuttgart setzten große Hoffnung in diese Investition. In Stuttgart wollte Foton die neue Europa-Zentrale der Marke errichten. Bremen, einstiger Hauptsitz dieser Edelmarke, sollte wieder eine Produktionsstätte bekommen. In der Hansestadt sollten jährlich bis zu 10.000 Borgward-Fahrzeuge gefertigt werden, die rein elektrisch fahren. Als Standort wurde Bremerhaven favorisiert, wo ein Werk auf einer Fläche von 10.000 Quadratmetern entstehen sollte. Plan war, fertige Fahrzeugteile aus China zu importieren. In dem Werk sollten die Fahrzeuge dann nur noch zusammengesetzt werden.
Borgward gehörte einst zu den bekanntesten Autoherstellern Deutschlands und ging 1961 pleite. Im heutigen Daimler-Werk in Bremen-Sebaldsbrück liefen bis Anfang der 60er-Jahre jährlich bis zu 100.000 Borgward-Fahrzeuge vom Band.
Zu dem Werk in dem norddeutschen Stadtstaat ist es nie gekommen. Bereits 2018 geriet Foton in Geldnöte und bot seine Anteile an der Marke zum Verkauf an. In Deutschland lieferte Borgward dem Branchenportal kfz-betrieb.vogel zufolge “einige wenige Einheiten eines BX7-Sondermodells aus”. Das geplante “Brand Experience Center” in Stuttgart eröffnete zwar, war aber nur kurze Zeit später schon nicht mehr im Betrieb. 2019 übernahm der chinesische Fahrdienstanbieter Ucar das Fabrikat. Doch auch mit dem neuen Eigentümer liefen die Geschäfte nicht besser (China.Table berichtete). Im selben Jahr gab es die Fahrzeuge in Europa nicht mehr zu kaufen und auch die Verkaufszahlen in China waren miserabel. Im vergangenen Sommer kam das faktische Aus. Chinesische Medien munkelten, der Elektronik-Konzern Xiaomi könnte zumindest Teile von Borgward übernehmen. Aber diese Meldungen bestätigten sich nicht. Mit der Insolvenz ist das Ende der Traditionsmarke nun auch offiziell besiegelt.
Tatsächlich hat Foton mit seiner 2016 gegründeten Vertriebsgesellschaft Borgward China zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise Geld verdient. Vier Modelle entwickelte Borgward, allesamt SUVs, einige auch mit Elektromotor. Mit dem BX3 kam das letzte Modell im Januar 2020 auf den chinesischen Markt. Doch gerade einmal rund 165.000 Fahrzeuge verkaufte Foton bis 2021. Das eigens für die Produktion errichtete Werk Miyun, rund 60 Kilometer nordöstlich von Peking, war für die Herstellung von 360.000 Fahrzeugen ausgerichtet.
Schon bei der Vorstellung der Pläne 2016 warnte Chang Zhangyi, der damalige stellvertretende Vorsitzende von Chinas Autoverband (CAAM), vor einer solchen Investition. “Die Marke ist zu lange tot und in China zu unbekannt, als dass sich viele Käufer finden würden”, sagte er in einem Interview. Er verwies damals schon auf Übernahmen anderer ausländischer Automarken durch chinesische Firmen und deren geringen Erfolge. Ein Beispiel ist der schwedische Autohersteller Saab. Die Marke wurde 2012 ebenfalls von chinesischen Investoren übernommen. Doch schon 2014 mussten sie die Produktion wieder einstellen. Heute gehören die Rechte zur Konkursmasse des Immobilienkonzerns Evergrande.
In Fachkreisen ist schon lange bekannt: Die Müllhalden dieser Welt gelten als Rohstofflager der Zukunft. Experten sprechen schon vom “Urban Mining”, dem Bergbau in der Stadt, um wichtige Rohstoffe zurückzugewinnen. Schrott ist wie Aluminium, Stahl, Kunststoff und Holz ein wichtiger Rohstoff geworden, der stark gefragt ist.
Gerade für die Stahlbranche ist Schrott enorm wichtig, um eine “grünere” Stahlproduktion zu erreichen. Um den CO2-Ausstoß des Stahlsektors zu senken, setzen immer mehr Hersteller auf nachhaltigere Produktionsprozesse. Beim elektrischen Lichtbogenofen wird beispielsweise nur Stahlschrott recycelt. Dabei entsteht etwa 80 Prozent weniger CO2, als bei der gängigen Herstellungsmethode. Der so hergestellte Stahl gilt als “grüner Stahl”. Auch China setzt zunehmend auf Recycling. Analysten von S&P Global prognostizieren, dass sich der Anteil von Schrott in der chinesischen Stahlproduktion bis 2025 auf 15 bis 20 Prozent erhöhen wird.
Mehr als die Hälfte des weltweiten Stahls produziert die Volksrepublik und hat damit auf dem Weltmarkt eine Vormachtstellung. Die IKB Deutsche Industriebank rechnet vor, dass die weltweite Rohstahlproduktion vergangenen Jahres auf einen Rekord von über 1,9 Milliarden Tonnen anzog. Auf China, entfielen davon über eine Milliarde Tonnen.
“Wir gehen davon aus, dass die Preise für Schrott anziehen werden, denn es werden etliche Stahlwerke in China umgerüstet, um die Emissionen und den Energieverbrauch in der Branche zu reduzieren”, sagt Dr. Heinz-Jürgen Büchner, Direktor bei der IKB für Industrials & Automotive gegenüber China.Table.
Noch aber produzieren über 90 Prozent der chinesischen Stahlwerke mit klassischen Hochöfen und sind damit einer der größten Emittenten von CO2. Die Branche ist für circa 15 Prozent der CO2-Emissionen Chinas verantwortlich. China Baowu, der weltgrößte Stahlproduzent hat 2020 laut Berechnungen des Finanzdienstleisters Bloomberg mehr Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre abgegeben als ganz Pakistan.
Doch damit soll bald Schluss sein. Die Stahlbranche hat sich verpflichtet, die Emissionen bis zum Ende des Jahrzehnts gegenüber ihrem Höchststand um 30 Prozent zu senken. So sollen alte Anlagen durch neuere und “saubere” Anlagen ersetzt werden.
Heinz-Jürgen Büchner von der Deutschen Industriebank geht davon aus, dass “spätestens in zehn Jahren, aber wahrscheinlich früher, bis zu 20 Prozent der chinesischen Stahlproduktion in elektrischen Lichtbogenöfen erzeugt werden“. Er sieht in der Umrüstung auch einen sinnvollen Weg, um das steigende Schrottaufkommen im Land zu bewältigen. In Zukunft müssen mehr PKW verschrottet werden. Werden die Altautos in der Stahlproduktion recycelt, würden “zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen”, so Büchner.
Um das Ziel der Klimaneutralität bis 2060 zu erreichen, greift Peking noch tiefer in die Werkzeugkiste. Im vergangenen Jahr wurde die Stahlproduktion erheblich zurückgefahren, um klimaschädlichen Emissionen einzudämmen. Doch aufgrund des wirtschaftlichen Abschwunges wurden die Ziele zuletzt wieder verwässert (China.Table berichtete).
Erst am Samstag hat Chen Kelong, Sprecher des Ministeriums für Industrie und Informationstechnologie (MIIT) gesagt, dass die Regierung alles tun wird, angemessene Stahlpreise aufrechtzuerhalten. Damit soll sichergestellt werden, dass die Hersteller in der gesamten Wertschöpfungskette weiterhin Gewinne erzielen können.
Chens Erklärung ging ein Einbruch der globalen Eisenerzpreise am Montag voraus. In Singapur gingen die Terminkontrakte für den wichtigsten Rohstoff für die Stahlerzeugung zeitweise um bis zu zwölf Prozent zurück, da die Besorgnis über die chinesische Nachfrage zunahm, berichtete Bloomberg. Am selben Tag brach der meistgehandelte Eisenerz-Futures-Kontrakt an der chinesischen Dalian Commodity Exchange für die Lieferung im September um zehn Prozent ein, berichtete das Wirtschaftsmagazin Caixin.
Wird Schrott statt Eisenerz und Koks von den Stahlwerken genutzt, werden pro Tonne Stahl 1,67 Tonnen CO2-Emissionen verhindert, so eine Studie des Fraunhofer-Instituts. Die Einsparungen kämen dem gleich, was ein Pendler im Durchschnitt im Jahr mit seinem Auto an Emissionen freisetzt, wenn er täglich eine Strecke von 40 Kilometern zurücklegen muss.
“China bewegt sich in Richtung eines höherprozentigen Schrotteinsatzes und reduziert den Prozentsatz von Stahl, der aus Eisenerz hergestellt wurde”, sagte Schott Newell von Newell Recycling Equipment, USA/China bei einem Branchen-Webinar im vergangenen Jahr. “Vor ein paar Jahren herrschte Sorge, dass China ein riesiges Schrott-exportierendes Land wird – mit dem Effekt, dass es den Schrottpreisen weltweit schadet. Das Gegenteil ist eingetreten. China braucht Schrottimporte mehr als Eisenerz und Kohle, um die Ziele einer saubereren Umwelt und einer kosteneffektiveren Stahlproduktion zu erreichen“, berichtet das Fachblatt “EU-Recycling + Umwelttechnik”.
Auch die Nachfrage nach Schrott in Europa wird weiter zunehmen. Laut dem Industrieverband Eurofer kommen 42 Prozent des in Europa produzierten Stahls bereits aus Elektroöfen. Weltweit wird ein Viertel des Stahls so produziert. Durch die Nachfrage aus China und anderen asiatischen Staaten wird der Schrott nun zu einem kostbaren Rohstoff im Kampf gegen den Klimawandel.
Der chinesische Drohnen-Hersteller DJI hat angekündigt, alle Geschäftstätigkeiten in Russland und der Ukraine temporär auszusetzen. “DJI bewertet intern die Compliance-Anforderungen in verschiedenen Gerichtsbarkeiten neu”, teilte der Weltmarktführer in einer Stellungnahme mit. Im Zuge dessen werde das Geschäft in den beiden Ländern vorübergehend eingestellt. Das Unternehmen bezog sich nicht auf die Sanktionen gegen Russland. DJI ist die erste chinesische Tech-Firma, die ihre Geschäfte mit Russland öffentlich temporär unterbindet.
Der Konzern aus Shenzhen erhielt im vergangenen Monat heftige Kritik aus der Ukraine. Von dort wurde DJI vorgeworfen, russische Streitkräfte die Technologie bei militärischen Operationen auch gegen Zivilisten einsetzen zu lassen. “Sind Sie sicher, dass Sie an diesen Morden beteiligt sein wollen?”, schrieb der ukrainische Vize-Premierminister Mychajlo Fedorow auf Twitter direkt an DJI. “Blockieren Sie Ihre Produkte, die Russland helfen, die Ukrainer zu töten!”
Die ukrainische Kritik konzentrierte sich auf das AeroScope-System von DJI. Mit diesem können Benutzer Drohnen in der Nähe erkennen und überwachen. Es wird als Instrument zum Schutz sensibler Einrichtungen wie Flughäfen und Gefängnissen vermarktet. Das Unternehmen bestreitet, dass es Russland erlaubt hat, seine Produkte für militärische Zwecke zu verwenden.
Laut einem Bericht von Forbes Russia von Anfang des Monats bereitet auch der chinesische Telekommunikationsriese Huawei einen Rückzug aus Russland vor. Mitarbeiter vor Ort seien beurlaubt und neue Verträge mit Betreibern ausgesetzt worden, hieß es in dem Bericht. Huawei bestätigte das bisher nicht. ari
Die Coronavirus-Neuinfektionen in Shanghai sind auf den niedrigsten Stand seit drei Wochen gesunken. Laut Behördenangaben gab es am Mittwoch gut 13.500 positive Tests und 48 Todesfälle. In Peking lag die Zahl der neu entdeckten Fälle bei 46, wie Bloomberg berichtet. Ein Vertreter der Shanghaier Gesundheitskommission kündigte demnach an, dass bestimmte Personengruppen in Bezirken, in denen sich das Virus nicht mehr ausbreitet, begrenzte Bewegungsfreiheit erhalten könnten. Details zum Zeitpunkt der Lockerungen wurden allerdings nicht genannt. In der Zwischenzeit bleiben die meisten Menschen in Shanghai in ihren Häusern eingesperrt.
Peking hat derweil fast 20 Millionen Bürger:innen getestet, um einen weitverbreiteten Ausbruch wie in Shanghai zu verhindern. Am Donnerstag sollen 16 Millionen Menschen erneut getestet werden, berichtet Reuters. Bei der Massenprüfung werden aus Gründen der Schnelligkeit und Effizienz mehrere Proben zusammen in einem einzigen Röhrchen geprüft.
Die 1,9-Millionen-Stadt Yiwu ging am Mittwoch in einen Lockdown. In anderen Städten wie Changchun und Jilin sollen die Eindämmungsmaßnahmen ab Donnerstag gelockert werden. Nach Untersuchungen von Gavekal Dragonomics waren letzte Woche 57 der 100 größten Städte Chinas von Covid-Beschränkungen betroffen. Laut Angaben von Industrieverbänden haben die meisten Fabriken Schwierigkeiten, die Arbeit wieder aufzunehmen, da die Mitarbeiter zu Hause bleiben, die Lastwagen auf den Parkplätzen stehen und die Bestellungen von Zulieferern, die sich in der gleichen Situation befinden, nicht ausgeführt werden, wie Reuters berichtet. nib
Infrastruktur-Ausgaben sollen das Wachstum in China ankurbeln. Das wurde aus einer Sitzung des Zentralkomitees für Finanz- und Wirtschaftsfragen bekannt. Präsident Xi Jinping hatte bei der Sitzung betont, die Volksrepublik müsse alle Anstrengungen unternehmen, um die Ausgaben für Infrastruktur anzukurbeln, wie Bloomberg berichtet. Demnach habe Xi die lokalen Behörden aufgefordert, den Bau und die Effizienz von Infrastruktur-Netzwerken in Bereichen wie Verkehr, Energie und Wasserschutz zu verbessern. Investitionen sollen auch in regionale Flughäfen, städtische Eisenbahnsysteme sowie Öl- und Gaspipelines fließen.
Bei einem Treffen des Staatsrats wurden weitere Maßnahmen zur Stärkung des Wachstums beschlossen. Durch Steuersenkungen sollen Unternehmen gefördert werden, die durch die Pandemie besonders stark belastet sind, wie das Wirtschaftsportal Caixin berichtet. Die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung sollen demnach gesenkt werden.
Schon in der Vergangenheit hatte China auf den Bau von Infrastruktur gesetzt, um das Wachstum in Krisenzeiten wieder zu erhöhen. Durch den Bau von Straßen, Schienenwege oder Immobilien wird die inländische Nachfrage nach Baumaterialien wie Beton und Stahl, aber auch nach Arbeitskräften, angekurbelt. Erst im Januar hatte die Volksrepublik einen Fünfjahresplan für die Entwicklung eines modernen Verkehrssystems veröffentlicht. Der Plan sieht den Bau von zehntausenden Kilometern an Straßen und Zugstrecken vor (China.Table berichtete). nib
In China wurde die erste Infektion eines Menschen mit dem H3N8-Vogelgrippevirus entdeckt. Das gaben die Gesundheitsbehörden bekannt. Eine großflächige Übertragung unter Menschen werde allerdings nicht erwartet. Das Risiko sei gering, so die chinesische Nationale Gesundheitskommission laut der Nachrichtenagentur AFP. Die Übertragung wurde bei einem vierjährigen Jungen aus der Provinz Henan festgestellt. Er war demnach Anfang April mit Fieber und anderen Symptomen ins Krankenhaus eingeliefert worden. Bei dem Fall handele es sich um eine “einmalige Übertragung”, so die Behörden. Hauptsächlich tritt die Vogelgrippe bei Wildvögeln auf. Übertragungen von Mensch zu Mensch sind äußerst selten. nib
Die USA überprüfen einem Medienbericht zufolge, ob der chinesische Chiphersteller Yangtze Memory Technologies (YMTC) gegen US-Exportkontrollen verstoßen hat. Hintergrund soll eine Belieferung Huaweis mit Halbleitern für ein neues Smartphone sein, wie die Financial Times unter Berufung auf Quellen im US-Handelsministerium berichtete. Demnach liegt dem Ministerium und dem Weißen Haus ein “glaubwürdiger” Bericht dazu vor: YMTC soll Huawei Chips für das Smartphone Enjoy 20e geliefert haben und damit gegen die sogenannte “Foreign Direct Product Rule” verstoßen haben.
Die US-Gesetzgebung sieht vor, dass Produkte, die US-Technologie und -Software enthalten, auch im Ausland der US-Regulierungsaufsicht unterworfen sind. YMTC bräuchte also eine Lizenz für die Bereitstellung von Halbleitern für Huawei, weil darin auch US-Technologie verbaut ist. Die US-Behörden müssen dem Bericht zufolge YMTC nun nachweisen, dass die Halbleiter an Huawei gingen. Mehrere US-Politiker forderten, YMTC auf eine Liste für Handelsbeschränkungen des Handelsministeriums zu setzen. Auf dieser “Entity List” steht Huawei bereits. ari
Der mysteriöse Fall der verschwundenen tibetischen Lehrerin Rinchen Kyi hat anscheinend ein glückliches Ende gefunden. Die Mutter einer 13-jährigen Tochter ist am Sonntagabend in Begleitung von Polizeibeamten nach Hause zurückgekehrt. Kyi war am 1. August vergangenen Jahres gegen ihren Willen von der Polizei in ein Krankenhaus gebracht worden und nur zwei Tage danach für acht Monate verschwunden.
Der Vorwurf lautete Anstiftung zum Separatismus. Doch bis heute haben die chinesischen Behörden der Familie nicht schlüssig dargelegt, was genau der Gesetzesverstoß von Rinchen Kyi gewesen sein soll, noch informierten sie über den Aufenthaltsort oder Gesundheitszustand der Frau.
Bereits Mitte Februar hatten deshalb UN-Sonderberichterstatter der Menschenrechtskommission an die chinesische Vertretung in Genf eine Anfrage formuliert, in der sie um Aufklärung unter anderem im Fall Kyi baten. Sechs Wochen dauerte es, bis das Schreiben der Sonderberichterstatter laut Statuten in der vergangenen Woche schließlich öffentlich gemacht werden durfte. Nur wenige Tage später kehrte Kyi nach Hause zurück.
Relativ sicher hing ihr Verschwinden mit der Schließung einer Mittelschule im Verwaltungsbezirk Darlak in der Provinz Qinghai zusammen, wie die Menschenrechtsorganisation Tibet Watch mit Sitz in London herausfand. Die private Einrichtung, die einst gegründet wurde, um Kindern von mittellosen Familien und Waisen den Zugang zu formeller Bildung zu ermöglichen, hatte auf Anweisung der Behörden wenige Wochen zuvor den Unterricht nach mehr als 22 Jahren einstellen müssen. Eine schlüssige Erklärung dafür gab es damals nicht. Die Schule war im Besitz sämtlicher notwendiger Dokumente und “stand im Einklang mit der chinesischen Verfassung”, wie einer ihrer Mitbegründer betonte.
Anonyme Quellen vor Ort, die im Austausch mit Tibet Watch stehen, vermuten deshalb politische Gründe hinter der Schul-Schließung. Im Laufe der Jahre hatte sich die Schule unter tibetischen Bauern und Nomaden offenbar einen erstklassigen Ruf erarbeitet. Anfänglich als Grundschule eröffnet, durfte sie seit 2008 als Mittelschule operieren. Unterrichtet wurde in erster Linie auf Tibetisch. Kulturell-religiöse Elemente in der Erziehung wurden mit Wissen der Behörden geduldet. Ehemalige Studenten sollen Arbeitsplätze bei der Verwaltung bekommen haben, seien Unternehmer oder buddhistische Mönche oder Nonnen geworden.
Offenbar war den Behörden jüngst nun doch ein Dorn im Auge, dass Mönche in der Schule ausgebildet wurden. Dies müsse in Klöstern geschehen, hatten sie den Betreibern gegenüber begründet. Zumal die chinesischen Behörden die Kontrolle über buddhistische Klöster seit den Unruhen in Tibet im Jahr 2008 drastisch erhöht haben. Überwachungskameras und Polizeistationen in unmittelbarer Nähe der Klöster sollen das Aufflackern neuer Widerstände im Keim ersticken.
Doch eine Begründung, weshalb die Mittelschule deshalb komplett geschlossen wurde, blieb den Betreibern verwehrt. Nach Angaben der Familie der später verschleppten Lehrerin Kyi habe das Vorgehen der Behörden die Frau dazu veranlasst, kaum noch Nahrung zu sich zu nehmen. Am 1. August vergangenen Jahres wurde Kyi deshalb in Gewahrsam genommen. Die chinesische Polizei beschuldigte sie der “Anstiftung zum Separatismus”, weil die Verweigerung des Essens als Hungerstreik gemäß Artikel 103 des chinesischen Strafrechts ein Verbrechen gegen die Staatssicherheit sei. Bei einer Verurteilung drohen bis zu zehn Jahren Haft. Doch zu einem Prozess kam es nicht. Nicht einmal zu einer formellen Verhaftung, die nach chinesischem Recht normalerweise sechs Monate nach Inhaftierung ausgesprochen werden muss.
Kyi sei am 1. August gegen ihren Willen in ein Krankenhaus in der Provinzhauptstadt Xining gebracht worden. Zwei Tage später hätten ihr die Ärzte diagnostiziert, gesund zu sein, berichtet Tibet Watch. Daraufhin sei die Familie, die nach Xining gereist war, von Sicherheitsbeamten informiert worden, sie könne die Lehrerin sehen. Das Zeitfenster, um im Krankenhaus einzutreffen, begrenzten die Beamten auf wenige Minuten, sodass die Familie schließlich zu spät kam.
Bis zum Wiedersehen benötigte es dann acht lange Monate und eine formelle Anfrage im Auftrag der UN-Menschenrechtskommission. In dem Schreiben hatten die Sonderberichterstatter auch nach den Schicksalen zweier anderer, bereits zu Haftstrafen verurteilten Tibeter, gebeten. Der 50-jährige Schriftsteller Lobsang Lhundup wurde 2019 wegen “öffentlicher Unruhestiftung” verhaftet und zwei Jahre später in einem geheimen Prozess zu vier Jahren Haft verurteilt. Bis heute weiß die Familie nichts über seinen Aufenthaltsort. Lobsang ist Verfasser zweier Bücher mit den Titeln “Die Kunst des passiven Widerstands” und “Unter Lebensgefahr geäußerte Worte”.
Der 38-jährige Musiker und Sänger Lhundrup Dhrakpa kritisierte in seinen Liedern die Propaganda des chinesischen Regimes und forderte die Bewahrung tibetischer Identität und Tradition. Er wurde 2019 verhaftet, weil er ein regierungskritisches Lied namens “Black Hat” öffentlich vorgetragen hatte. 2020 wurde er zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Auch sein Aufenthaltsort ist unbekannt. Marcel Grzanna
Daniel Zittel ist seit Beginn des Monats neuer CEO der Sparte für Busse und Trucks bei Daimler China in Peking. Zittel war zuvor Head of Sales für Mercedes-Benz Truck & Fuso in Berlin.
Ein Güterzug überquert die neu gebaute Eisenbahnbrücke Nizhneleninskoye-Tongjiang, die in einem Monat eröffnet werden soll. Die erste russisch-chinesische Brücke über den Amur ist mehr als 2,2 Kilometer lang.