Table.Briefing: China

Gewalt gegen Frauen + Zustand der Solar-Branche

  • Eloise Fan: Männliche Mobber fühlen sich ermutigt
  • Solar: Verlängerte Wartezeiten auch in europäischen Häfen
  • Deutschland zahlt für russisches Öl und Gas kaum weniger als China
  • Atommächte modernisieren und stocken Arsenale auf
  • Neue Massentests in Peking nach Corona-Ausbruch
  • Hongkong erweitert sein Konsum-Programm
  • Standpunkt: CEIBS-Vize sieht chinesische Bereitschaft zur Kooperation
Liebe Leserin, lieber Leser,

es ist grausam und abscheulich, was sich vor wenigen Tagen in einem Restaurant im nordchinesischen Tangshan abgespielt hat: Mehrere chinesische Männer prügelten wild und enthemmt auf einige Frauen ein. Der Vorfall hat eine abermals Debatte über Gewalt gegen Frauen in China angefacht – soweit es die Zensur zulässt. Und doch reiht sich diese Meldung ein in eine Serie grausamer Gewalttaten gegen Frauen: die angekettete Frau in Xuzhou im vergangenen Jahr, häusliche Gewalt in Xi’an im Januar oder die fast alltäglichen Meldungen über Männer, die ihre Frauen auf der Straße attackieren.

Fabian Peltsch hat mit der Shanghaier Feministin Eloise Fan gesprochen. Sie erklärt, was hinter der Brutalität der chinesischen Männer steckt, welche gesellschaftlichen Strukturen ein solches Verhalten fördern – und welche Rolle das autoritäre Regime der Kommunistischen Partei bei alldem spielt.  

Unser zweites Stück widmet sich dem Zustand der Solar-Industrie. Es war Finanzminister Christian Lindner, der nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine die erneuerbaren Energien medienwirksam als “Freiheitsenergien” bezeichnete. Doch zumindest für die Solar-Industrie ist das schlichtweg ein Etikettenschwindel: Zu groß ist in diesem Bereich die Abhängigkeit von China, das die komplette Solar-Lieferkette dominiert. Und Peking hat für die kommenden Jahre massive Ausbauziele vorgegeben.

Wir werfen deshalb heute einen Blick auf den aktuellen Zustand der Solar-Branche und gehen der Frage nach, ob die aktuellen Lieferschwierigkeiten auf den chinesischen Eigenbedarf zurückzuführen sind.

Viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre wünscht

Ihr
Michael Radunski
Bild von Michael  Radunski

Interview

Übergriff von Tangshan: “Dieses Land ist voll toxischer Männlichkeit”

Nach Übergriff in Tangshan: Die Feministin Eloise Fan spricht über sexuelle Gewalt gegen Frauen in China.
Eloise Fan kritisiert die männlich dominierte Gesellschaft Chinas

Der brutale Übergriff in einem Restaurant in Tangshan wirft erneut ein Schlaglicht auf sexuell motivierte Gewalt gegenüber Frauen in China – und das weit über die Landesgrenzen hinaus. Was haben Sie empfunden, als Sie die Bilder sahen?

Um ehrlich zu sein, habe ich mir das Video nicht angesehen, weil ich schon weiß, was mich erwartet. Solche Ereignisse sind nichts Neues in China. Gewalttätige Übergriffe finden hier jeden Tag massenhaft statt. Die Dinge ändern sich nicht. Deshalb muss ich nicht auf das Video klicken und mir einen weiteren Vorfall ansehen. Ich sitze gerade in Shanghai im Lockdown und versuche, zusätzliche negative Gefühle zu vermeiden. Und ich weiß, dass diese Bilder mich belasten würden. Ich muss in dieser harten Zeit an meine eigene Gesundheit denken.

Könnte die massive Empörung, die der Fall nun erregt, etwas an den Verhältnissen ändern?

Die Menschen haben leider ein schlechtes Gedächtnis, was solche Vorfälle angeht. Zuerst reagieren sie wütend und schockiert. Aber die Wahrheit ist: Diese Nachrichten reißen nicht ab. Man denke an den Fall der angeketteten Frau in Xuzhou im vergangenen Jahr, den Fall von häuslicher Gewalt in Xi’an im Januar und all die Meldungen über Männer, die ihre Frauen auf der Straße attackiert und sogar umgebracht haben. Ein Grund für die Vergesslichkeit könnte darin liegen, dass die Menschen von diesen Nachrichten einerseits traumatisiert sind, sich gleichzeitig aber ohnmächtig fühlen, weil sie an den Verhältnissen nichts ändern können. Deshalb entscheiden sie sich dazu, diese Dinge schnell wieder zu verdrängen. Und dann wirkt es so, als sei nie etwas geschehen. Bis es zum nächsten gewaltsamen Übergriff kommt.

Würden Sie sagen, dass es sich um ein gesellschaftliches oder auch ein politisches Problem handelt?

Ich denke, dieser Vorfall beleuchtet nicht in erster Linie das Problem fehlender Frauenrechte. Es beleuchtet eher die Privilegierung chinesischer Männer. Die meisten von ihnen haben nie gelernt, Frauen zu respektieren oder das Leben an sich zu respektieren. Männer, die sich so verhalten, wurden ihr Leben lang bevorteilt. Sie müssen bestraft werden, um endlich so etwas wie Angst zu empfinden. Sexuelle Belästigung und geschlechterspezifische Diskriminierung sind in China weit verbreitet. Wenn ich sehe, wie ein Mann auf der Straße eine Frau schlägt, würde ich immer einschreiten. Aber ich bin groß und stark, deshalb kann ich dafür eher Mut aufbringen als andere Frauen. In den meisten Situationen schreitet in China niemand in solchen Situationen ein. Die Menschen gehen davon aus, dass es sich um Privatangelegenheiten, Beziehungsprobleme oder Familienstreitigkeiten handelt. Da wollen sie sich nicht einmischen.

Kann die Politik oder eine Bewegung wie “Metoo” für mehr Sicherheit sorgen?

Es gibt eine Metoo-Bewegung in China, aber auch sie kann nichts an den Verhältnissen ändern. Es gab beispielsweise eine Aktivistin, die damals nach Xuzhou gefahren ist, um sich für die angekettete Frau einzusetzen. Seit drei Monaten ist der Kontakt zu ihr abgebrochen. Das ist der Elefant im Raum. Deshalb ist es unmöglich, wirkliche Veränderungen zu erreichen. Ich werde nicht so tun, als lebte ich an einem Ort, wo es einen Spielraum für diese Dinge gibt. Auch, weil ich in Shanghai dieses Jahr eine Menge erleben musste. Wenn eine Regierung ihre Bürger mit Gewalt traktiert und mit ihnen tut, was immer sie will, wird das auf jeden Fall kleine und größere Mobber ermutigen, sich ebenso aufzuführen. Das ist die Wurzel des Problems: Dieses Land ist voll von toxischer Männlichkeit.

Eloise Fan arbeitet seit acht Jahren als Creative Director in der Werbeindustrie in Shanghai. Nebenher betreibt die 29-Jährige das Musiklabel Scandal, das feministischen chinesischen Künstlerinnen eine Plattform bieten will.

  • Feminismus
  • Frauen
  • Gesellschaft
  • Menschenrechte
  • Zivilgesellschaft

Analyse

Solar: Ende der Lieferengpässe in Sicht

Noch immer zeigen die Lieferverzögerungen im weltweiten Warenverkehr ihre Wirkung. Auch bei der Solar-Energie machen sie sich bemerkbar. Wie andere Güter sind Solarmodule von den coronabedingten Schließungen chinesischer Häfen betroffen, bestätigt eine Sprecherin des Bundesverbands Solarwirtschaft. Das schmerzt die Industrie enorm. Die gesamte europäische Branche ist stark auf Lieferungen aus Drittstaaten angewiesen – besonders aus China.

Die Importabhängigkeit der EU beträgt bei Solarmodulen 65 bis 80 Prozent. Fast zwei Drittel dieser Importe stammten zuletzt aus der Volksrepublik, wie ein Bericht der Kommission zu strategischen Abhängigkeiten im Februar bemerkte. Und auch knapp zweieinhalb Jahre nach Beginn der Pandemie hakt es noch immer. In Shanghai und der angrenzenden Provinz Zhejiang stieg der Anteil der wartenden Schiffe an der globalen Kapazität im Mai abermals, wie der Kiel Trade Indicator des IfW vom 7. Juni zeigt.

Anteil chinesischer Unternehmen an weltweiter Produktion von Solaranlagen - droht der EU die Abhängigkeit?

Die Verzögerungen in China ziehen inzwischen auch verlängerte Wartezeiten in europäischen Häfen nach sich. “Erstmals seit Ausbruch der Pandemie stauen sich Containerschiffe auch in der Nordsee vor den Häfen Deutschlands, der Niederlande und Belgiens. Hier stecken gegenwärtig knapp zwei Prozent der globalen Frachtkapazität fest und können weder be- noch entladen werden”, schreibt das IfW.

Hohe Ziele für Solar in EU und China

Aber gefährden die Lieferverzögerungen auch das Erreichen der hohen Ziele der europäischen Solarstrategie? Bis 2025 will die Kommission die installierte PV-Kapazität im Vergleich zu 2020 auf über 320 Gigawatt (GW) mehr als verdoppeln, bis 2030 sollen es schon 600 GW sein.

Auch China hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt. Im Jahr 2021 hat das Land fast 55 GW Leistung installiert. Die Behörden gehen davon aus, dass sich die Zahl dieses Jahr fast verdoppelt und 108 GW zugebaut werden. Bis zum Jahr 2025 sollen über 550 Gigawatt an Wind- und Solarkraftwerken entstehen – viele davon als gigantische Kraftwerke in den Wüsten (China.Table berichtete).

Bleiben da überhaupt genug Solarmodule für den Export in die EU und nach Deutschland übrig? Eine Weile dürften die hohen Preise für Module noch anhalten, erwartet der Dachverband SolarPower Europe. “Lieferverzögerungen sind in der hohen Nachfrage und hohen Frachtkosten begründet”, sagt Analyst Christophe Lits von SolarPower Europe, einer Lobbygruppe mit Sitz in Brüssel, die als Bindeglied zur Politik die Interessen der Industrie vertritt. Der Bundesverband Solarwirtschaft rechnet nach den Worten einer Sprecherin aber damit, dass der Containerstau bis Ende des Jahres abgebaut sein wird.

Investoren warten auf sinkende Preise

Der Großhandelspreis für monokristalline Module ist in Europa innerhalb eines Jahres von 240 auf 280 US-Dollar pro Kilowatt gestiegen, wie Daten des Beratungsunternehmens InfoLink zeigen. Laut SolarPower Europe stellen einige gewerbliche Solar-Investoren ihre Projekte zurück, um auf sinkende Preise zu warten.

Im vergangenen Jahr seien 20 bis 25 Prozent aller PV-Projekte in der EU verschoben oder ganz abgesagt worden, heißt es in dem Bericht der Kommission. Neben den hohen Frachtkosten spielten auch gestiegene Rohstoffkosten und Schließungen chinesischer Fabriken eine Rolle. Ein bedeutender Faktor sei außerdem der Mangel an Installateuren, sagt Branchenvertreter Lits.

Zumindest bei den Produktionskapazitäten glauben Experten aber noch nicht an Engpässe. “Die weltweiten – und von China dominiertenProduktionskapazitäten für Wafer, Solarzellen und Module übersteigen selbst die hohe Nachfrage deutlich“, sagt Johannes Bernreuter, Lieferketten-Experte von Bernreuter Research, zu Table.Media (China.Table berichtete).

Polysilizium als Engpass

Derzeit bestehe allerdings ein Flaschenhals bei der Produktion von Polysilizium. “Der Ausbau der Kapazitäten kommt der rasch wachsenden Nachfrage nicht schnell genug hinterher”, sagt Bernreuter. Doch China verfolge “gigantische Expansionspläne”. Innerhalb der nächsten zwei Jahre werde sich die Situation entspannen, prognostiziert der Experte. Analyst Lits rechnet sogar schon bis Anfang 2023 mit neuen Produktionskapazitäten.

Langfristig streben allerdings auch die Kommission und die europäische Solar-Industrie den Aufbau neuer Kapazitäten in der EU an. Für Polysilizium will die Branche die heimische Produktion auf genug Material für Module mit 54 GW nahezu verdoppeln. Die Modulfertigung selbst soll von neun auf 35,6 GW vervierfacht werden.

Derzeit herrscht innerhalb des Kontinents allerdings noch ein harter Wettbewerb um Solarkomponenten. In der Slowakei zum Beispiel gebe es einen Mangel an Modulen, weil die Käufer in anderen EU-Staaten höhere Preise zahlen könnten, berichten europäische Verbraucherschutzorganisationen. Mit Nico Beckert

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News

Russische Energie: China und Deutschland fast gleich auf

Deutschland hat seit Kriegsausbruch in der Ukraine kaum weniger für russisches Gas und Öl ausgegeben als China. Die Volksrepublik, die Moskaus Aggression nicht kategorisch verurteilt, ist mit einem Volumen von 12,6 Milliarden Euro zwar wichtigster Kunde der Russen. Allerdings folgt die Bundesrepublik nur knapp dahinter mit Zahlungen in Höhe von 12,1 Milliarden auf Platz zwei. Dahinter folgen Italien und die Niederlande mit jeweils 7,8 Milliarden Euro.

Das geht aus einer Analyse des in Finnland ansässigen “Centre for Research on Energy and Clean Air” (Crea) hervor, die am Montag veröffentlicht wurde. Russland hat demnach in den ersten hundert Tagen des Krieges 93 Milliarden Euro durch den Export fossiler Brennstoffe verdient.

Die EU bleibt mit Abstand der größte Abnehmer von russischem Gas und Erdöl. Insgesamt 61 Prozent der fossilen Exporte Russlands zwischen dem 24. Februar und 3. Juni entfielen allein auf die Staaten der Europäischen Union in einem Gesamtwert von 57 Milliarden Euro.

Während Chinas Importe über den Zeitraum des Krieges konstant blieben, verringerte Deutschland seine Einkäufe “moderat”, wie es in dem Bericht heißt. In die sich öffnende Marktlücke ist Indien gestoßen. Die indischen Käufe von russischem Rohöl sind um 18 Prozent gestiegen. rad

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Sipri: Bald wieder mehr Atomwaffen

Die Atomwaffenarsenale in der Welt werden wohl wegen der aktuellen Spannungen und Konflikte bald wieder größer – das fürchten die Wissenschaftler des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri. In ihrem am Montag veröffentlichten Jahresbericht heißt es: Die neun nuklear bewaffneten Staaten – USA, Russland, Großbritannien, Frankreich, China, Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea – modernisieren derzeit ihre Nukleararsenale. Und obwohl die Gesamtzahl von Nuklearwaffen zuletzt leicht gesunken war, werden die Atomwaffen im nächsten Jahrzehnt wohl wieder zunehmen.

“Alle nuklear bewaffneten Staaten erhöhen oder modernisieren ihre Arsenale, und die meisten verschärfen ihre nukleare Rhetorik und die Rolle, die Atomwaffen in ihren Militärstrategien spielen”, sagte Wilfred Wan, Direktor des Programms für Massenvernichtungswaffen von Sipri. “Das ist ein sehr besorgniserregender Trend.”

Zu China heißt es, die Volksrepublik befinde sich mitten in einer erheblichen Erweiterung seines Atomwaffenarsenals, die laut Satellitenbildern den Bau von mehr als 300 neuen Raketensilos umfasse. Die Forscher nehmen an, dass im Jahr 2021 nach der Lieferung neuer mobiler Trägerraketen und eines U-Bootes mehrere zusätzliche Atomsprengköpfe den Einsatzkräften zugeteilt wurden.

Rund 90 Prozent aller Atomwaffen auf der Erde befinden sich in den Beständen der USA und Russlands. In beiden Ländern laufen nach Angaben von Sipri umfassende und kostspielige Programme, um die Atomsprengköpfe, Trägersysteme und Produktionsstätten auszutauschen und zu modernisieren. rad

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  • Sicherheit
  • Sipri-Institut
  • USA

Wieder Massentests in Peking

In Peking müssen sich Millionen Menschen nach einem Corona-Ausbruch in einer beliebten Bar auf das Virus testen lassen. Im Innenstadtbezirk Chaoyang startete am Montag eine dreitägige Testkampagne unter den rund 3,5 Millionen Bewohnern. An einigen Teststationen bildeten sich mehr als 100 Meter lange Warteschlangen.

Die Behörden verhängten zudem Lockdowns für Wohnblöcke, in denen rund 10.000 identifizierte Kontaktpersonen von Gästen der “Heaven Supermarket Bar” leben. Die Gaststätte – ein großer, rund um die Uhr geöffneter Selbstbedienungsladen mit Tischen, Stühlen und Sofas – ist für günstigen Alkohol bekannt und zieht viele Besucher an. Die Bar und umliegende Geschäfte wurden abgesperrt.

Wie viele andere Gaststätten auch war die “Heaven Supermarket Bar” erst in der vergangenen Woche nach der Lockerung von Corona-Maßnahmen wieder eröffnet worden. Kurz darauf wurde der Ursprung von 200 Infektionen auf die Bar zurückgeführt. Die Behörden sprechen von einem “wilden und explosiven” Coronavirus-Ausbruch. Infizierte leben oder arbeiten demnach in 14 der 16 Pekinger Stadtbezirke.

Für die 22 Millionen Einwohner der chinesischen Hauptstadt waren erst vor einer Woche Anti-Covid-Maßnahmen aufgehoben worden, in deren Zuge unter anderem auch Einkaufszentren geschlossen, Bus- und Bahnlinien stillgelegt und die Menschen zum Arbeiten im Homeoffice aufgefordert worden waren.

Und auch Shanghai hat einen Corona-Rückfall erlitten (China.Table berichtete): Gut zehn Prozent der Shanghaier sind wieder im Lockdown, der gesamte Distrikt Minhang. Im Laufe der Woche folgen noch weitere Test-Runden. rtr

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  • Peking

Hongkong: Gutscheine für ausländische Studenten

Studenten, Unternehmer oder Kurzeit-Angestellte ohne langfristige Aufenthaltserlaubnis können sich für den Erhalt elektronischer Wertgutscheine in Hongkong bewerben. Ab dem 23. Juni haben Interessenten einen Monat lang Zeit, sich für das Konsum-Programm der Regierung registrieren zu lassen. Wer das tut, wird ab dem 6. August mit einem Guthaben von 5.000 Hongkong-Dollar, rund 600 Euro, ausgestattet, die er über elektronische Zahlungsdienste verwenden kann.

Es ist bereits das zweite derartige Stimulus-Paket der Hongkonger Regierung innerhalb eines Jahres. Bei der ersten Runde im zweiten Halbjahr 2021 waren rund sechs Millionen Menschen berechtigt, die Gutscheine einzulösen. Die rund 300.000 Einwohner ohne feste Aufenthaltsgenehmigung waren damals noch ausgeschlossen. Durch die Ausgabe der Konsum-Gutscheine wuchs die lokale Wirtschaft im Vorjahr um zusätzliche 0,7 Prozent. Durch die Erweiterung des Kreises der Bezugsberechtigten rechnet die Stadt mit Mehrkosten in Höhe von einer Milliarde Hongkong-Dollar. grz

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  • Hongkong

Presseschau

China überholt Deutschland als größter Importeur russischer Energie HANDELSBLATT
Brutales Schläger-Video versetzt China in Rage NTV
UN-Menschenrechtskommissarin Bachelet will keine zweite Amtszeit TAGESSCHAU
Corona-Fälle in Pekinger Bar lösen Massentests und Lockdowns aus FAZ
China-Lockdown könnte zu Engpässen in Deutschland führen TAGESSPIEGEL
China GDP: nearly 11 billion Covid tests seen giving economy a US$26 billion boost in second quarter SCMP
Costly, scandal-ridden mass testing is China’s latest ‘zero covid’ bet WASHINGTONPOST
Satellitenbild der Woche: Chinas Riese SPIEGEL
As China Rattles Sabers, Taiwan Asks: Are We Ready for War? NYTIMES
Biden is ‘paying lip service’ to the U.S. position on Taiwan, former Chinese army officer says CNBC
Peking und Taiwan: Kriegsdrohungen wecken zusätzliches Misstrauen FAZ
China insists it has sovereign rights over Taiwan Strait SCMP
China sees Pacific islands as ‘equals’, US sees a ‘backyard’, claims Beijing’s former envoy CNN
Ikea is considering closing another store in China CNN
China’s Chipmaking Power Grows Despite US Effort to Counter It BLOOMBERG
China is encouraging college graduates to work in the countryside CNN
Ancient treasure trove sheds light on mysterious Chinese kingdom SCMP

Standpunkt

Klimaziele im Nebel des Krieges

Von Ding Yuan
Ding Yuan ist Vizepräsident der China Europe International Business School (CEIBS) in Shanghai
Ding Yuan ist Vizepräsident der China Europe International Business School (CEIBS) in Shanghai

Zwar war ein Drittel der Podiumsdiskussionen auf der großen Bühne des Weltwirtschaftsforums in Davos dem Klimawandel gewidmet. Doch der Aspekt der Energiesicherheit hat neue Prioritäten geschaffen. Der Einsatz fossiler Brennstoffe müsse zwar beendet werden, die Verringerung der Abhängigkeit von Russland bei der Energieversorgung sei aber noch dringender.

Es besteht die Gefahr, dass die internationale Zusammenarbeit in Sachen Klimawandel auf der Strecke bleibt. Ein übereiltes Streben nach Energiesicherheit kann internationale Standards, Vereinbarungen und Institutionen in einer Weise untergraben, wie es bei einem geordneten Wandel nicht der Fall wäre. Zwangsläufig fällt der Blick auch auf China, wo der Kampf gegen den Klimawandel in den vergangenen Jahren zunehmend zu einer zentralen Komponente der eigenen Politik geworden ist.

Das Land ist aufgrund seiner strengen Null-Covid-Politik wirtschaftlich unter Druck geraten. Lockdowns in vielen Teilen des Landes haben die reguläre Wirtschaftsaktivität ins Stottern gebracht. Langfristiger Wohlstand und die Energiewende waren in den vergangenen Monaten plötzlich nur noch zweitrangig. Bedeutet dies, dass China seine Bemühungen aufgegeben hat oder die internationale Zusammenarbeit beim Klimawandel einstellen wird? Die Antwort lautet: Nein.

China: Energiekrise war Weckruf

Die Energiekrise, die im September letzten Jahres in vielen Teilen Chinas herrschte und zu Rationierungen führte, war jedoch ein Weckruf. Es stellt sich hierbei nicht die Frage, ob Peking den Klimawandel ernst nimmt, sondern eher, ob es vielleicht zu ehrgeizig war und der Staat seine Maßnahmen überdenken muss, um weitere Stromengpässe zu vermeiden. Chinas größte Herausforderung besteht nun darin, eine Balance zwischen seinen Klima-Zielen, der Beibehaltung eines wissenschaftlichen Ansatzes und der Aufrechterhaltung der Wirtschaft zu finden.

Davos ist seit Jahrzehnten dafür bekannt, Visionen Wirklichkeit werden zu lassen, indem es zahlreiche Interessengruppen zum Dialog zusammenbringt und eine Kommunikationsplattform bietet, die neue Ideen und Innovationen hervorbringt. In den vergangenen Jahren wurden viele Ideen, die auf dem Forum entstanden sind, in Bereichen wie digitale Technologie, Industrie 4.0, ESG und Stakeholder-Kapitalismus in die Praxis umgesetzt. Dadurch wurden Lösungsansätze entwickelt, um gerechtere Wirtschaftssysteme und gleichberechtigtere Gesellschaften zu schaffen.

China hat von diesen Diskussionen stark profitiert. So ist das “Environment, Social, Governance” (ESG) mittlerweile ein wichtiger Bestandteil der Unternehmensführung von immer mehr chinesischen Unternehmen geworden. Und an den meisten Wirtschaftshochschulen ist ESG inzwischen ein fester Bestandteil des Lehrplans geworden.

Davos: Energiesicherheit statt Klimawandel im Fokus

Nach zwei Jahren pandemiebedingter Einschränkungen bot sich in Davos nun die Chance, die Welt aus den Umwälzungen herauszuführen. Ich hatte erwartet, dass Staats- und Regierungschefs die Basis schaffen, um den Kampf gegen den Klimawandel mit Nachdruck und auf neue und innovative Weise führen zu können. Ich musste jedoch feststellen, dass die Welt im Wettlauf um die Einhaltung der Klimaziele 2030 zurückfällt, weil sich der Wunsch nach höherer Energiesicherheit in den Vordergrund gedrängt hat. Und dies ist mit Sicherheit nicht im Sinne Chinas, weil die Volksrepublik selbst zu den großen Verlierern zählen würde.

Doch ohne ein eindeutiges Mandat für die Umsetzung von Klimaprogrammen, ohne eine signifikante Beteiligung des Privatsektors und ohne eine angemessene strukturelle Finanzierung könnte die Energiewende mehrere langwierige Umwege nehmen – und auf dem Weg zur Klimaneutralität sogar in die falsche Richtung führen.

Wenn wir den Kampf gegen den Klimawandel als einen Marathon betrachten, wirken Pandemie und der russische Angriffskrieg wie Muskelkrämpfe auf halber Strecke. Aber wir müssen weiterlaufen. Deshalb geht es jetzt darum, die Schmerzen zu lindern und zu verhindern, dass gesundheits- oder sicherheitspolitische Herausforderungen in Zukunft neue Krämpfe verursachen. China hat großes Interesse daran, Symptome und Ursachen gleichzeitig zu bekämpfen und sieht globale Lösungen in einem wissenschaftlichen, kooperativen, und schrittweisen Vorgehen.

Kooperation trotz angespannter internationaler Beziehungen?

Klaus Schwab, Gründer und Vorsitzender des Weltwirtschaftsforums, wies auf zwei Bedingungen hin, um den Zustand der Welt zu verbessern. Erstens: Staaten müssen sich als Stakeholder einer größeren Gemeinschaft verstehen und Eigeninteressen hintanstellen. Zweitens: Kooperation. Doch das wird angesichts der angespannten internationalen Beziehungen nicht leicht. Russland war nicht einmal mehr Teil der Stakeholder-Gemeinschaft. Und das Verhältnis Chinas zu den USA verschlechtert sich zunehmend. Doch solange die US-Regierung unter Joe Biden dem Beispiel der Trump-Administration folgt und China als Bedrohung ansieht, was soll dieser “Feind” dann tun, um nicht besiegt zu werden, aber gleichzeitig kooperativ zu sein?

Beispiel Elektromobilität: China hat die Integration der gesamten Wertschöpfung zwischen Automobilherstellern, Batterieherstellern, Gebrauchtwagenhändlern und Entsorgungsunternehmen für Batterierecycling-Systeme gefordert, um einen größeren Beitrag zum internationalen Markt zu leisten. Die Reaktion des Westens war jedoch bestenfalls verhalten. Weil es sich bei einigen Technologien im Zusammenhang mit Elektroautos um strategische Güter handele, wolle man seine Lieferketten bei solchen Vorhaben nicht auf China stützen.

Sollte Davos 2023 an seinem üblichen Termin im Januar stattfinden, werden sich die Teilnehmer in nur acht Monaten wieder im gewohnten Schneegestöber zusammenfinden. Damit dort neue Lösungen im Kampf gegen den Klimawandel gefunden werden können, muss das Weltwirtschaftsforum wieder ein offenes Konzept für vielfältige und unterschiedliche Meinungen verfolgen. Das ist in diesem Jahr nicht gelungen. Auch, weil wegen der geopolitischen Lage die Stimmen der Staaten und Regierungen lauter waren als je zuvor.

Dr. Yuan Ding ist Vizepräsident und Dekan, Cathay Capital Chair Professor für Rechnungswesen an der China Europe International Business School (CEIBS) in Shanghai. Zuvor war er Fakultätsmitglied der HEC School of Management, Paris, Frankreich. Er ist Mitglied der European Accounting Association, der French Accounting Association und der American Accounting Association. Ding war als Herausgeber und Mitglied des Redaktionsausschusses für internationale wissenschaftliche Fachpublikationen der Bereiche Rechnungslegung und Wirtschaftsprüfung tätig.

  • Energie
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  • Russland
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  • Umwelt

Personalie

Xu Lin wird neuer Direktor der chinesischen National Radio and Television Administration (NRTA). Die Organisation reguliert die Fernseh- und Radiostationen im Land und ist damit eines der wichtigsten Werkzeuge der Partei-Propaganda. Xu arbeitete bereits in den 2000er-Jahren eng mit Staatspräsident Xi Jinping zusammen, als der heutige Staatschef noch Parteisekretär in Shanghai war.

Dessert

Fällt der Name “Mongolei”, denkt man meist an weitläufige Steppen und flache Graslandschaften. Dabei gibt es viel mehr, wie der Mordaga Nationalpark in der Inneren Mongolei zeigt. Er ist ein beliebtes Reiseziel bei chinesischen Touristen. Auf 95 Prozent seiner knapp 1.500 Quadratkilometer befindet sich dichter Wald.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

Licenses:
    • Eloise Fan: Männliche Mobber fühlen sich ermutigt
    • Solar: Verlängerte Wartezeiten auch in europäischen Häfen
    • Deutschland zahlt für russisches Öl und Gas kaum weniger als China
    • Atommächte modernisieren und stocken Arsenale auf
    • Neue Massentests in Peking nach Corona-Ausbruch
    • Hongkong erweitert sein Konsum-Programm
    • Standpunkt: CEIBS-Vize sieht chinesische Bereitschaft zur Kooperation
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    es ist grausam und abscheulich, was sich vor wenigen Tagen in einem Restaurant im nordchinesischen Tangshan abgespielt hat: Mehrere chinesische Männer prügelten wild und enthemmt auf einige Frauen ein. Der Vorfall hat eine abermals Debatte über Gewalt gegen Frauen in China angefacht – soweit es die Zensur zulässt. Und doch reiht sich diese Meldung ein in eine Serie grausamer Gewalttaten gegen Frauen: die angekettete Frau in Xuzhou im vergangenen Jahr, häusliche Gewalt in Xi’an im Januar oder die fast alltäglichen Meldungen über Männer, die ihre Frauen auf der Straße attackieren.

    Fabian Peltsch hat mit der Shanghaier Feministin Eloise Fan gesprochen. Sie erklärt, was hinter der Brutalität der chinesischen Männer steckt, welche gesellschaftlichen Strukturen ein solches Verhalten fördern – und welche Rolle das autoritäre Regime der Kommunistischen Partei bei alldem spielt.  

    Unser zweites Stück widmet sich dem Zustand der Solar-Industrie. Es war Finanzminister Christian Lindner, der nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine die erneuerbaren Energien medienwirksam als “Freiheitsenergien” bezeichnete. Doch zumindest für die Solar-Industrie ist das schlichtweg ein Etikettenschwindel: Zu groß ist in diesem Bereich die Abhängigkeit von China, das die komplette Solar-Lieferkette dominiert. Und Peking hat für die kommenden Jahre massive Ausbauziele vorgegeben.

    Wir werfen deshalb heute einen Blick auf den aktuellen Zustand der Solar-Branche und gehen der Frage nach, ob die aktuellen Lieferschwierigkeiten auf den chinesischen Eigenbedarf zurückzuführen sind.

    Viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre wünscht

    Ihr
    Michael Radunski
    Bild von Michael  Radunski

    Interview

    Übergriff von Tangshan: “Dieses Land ist voll toxischer Männlichkeit”

    Nach Übergriff in Tangshan: Die Feministin Eloise Fan spricht über sexuelle Gewalt gegen Frauen in China.
    Eloise Fan kritisiert die männlich dominierte Gesellschaft Chinas

    Der brutale Übergriff in einem Restaurant in Tangshan wirft erneut ein Schlaglicht auf sexuell motivierte Gewalt gegenüber Frauen in China – und das weit über die Landesgrenzen hinaus. Was haben Sie empfunden, als Sie die Bilder sahen?

    Um ehrlich zu sein, habe ich mir das Video nicht angesehen, weil ich schon weiß, was mich erwartet. Solche Ereignisse sind nichts Neues in China. Gewalttätige Übergriffe finden hier jeden Tag massenhaft statt. Die Dinge ändern sich nicht. Deshalb muss ich nicht auf das Video klicken und mir einen weiteren Vorfall ansehen. Ich sitze gerade in Shanghai im Lockdown und versuche, zusätzliche negative Gefühle zu vermeiden. Und ich weiß, dass diese Bilder mich belasten würden. Ich muss in dieser harten Zeit an meine eigene Gesundheit denken.

    Könnte die massive Empörung, die der Fall nun erregt, etwas an den Verhältnissen ändern?

    Die Menschen haben leider ein schlechtes Gedächtnis, was solche Vorfälle angeht. Zuerst reagieren sie wütend und schockiert. Aber die Wahrheit ist: Diese Nachrichten reißen nicht ab. Man denke an den Fall der angeketteten Frau in Xuzhou im vergangenen Jahr, den Fall von häuslicher Gewalt in Xi’an im Januar und all die Meldungen über Männer, die ihre Frauen auf der Straße attackiert und sogar umgebracht haben. Ein Grund für die Vergesslichkeit könnte darin liegen, dass die Menschen von diesen Nachrichten einerseits traumatisiert sind, sich gleichzeitig aber ohnmächtig fühlen, weil sie an den Verhältnissen nichts ändern können. Deshalb entscheiden sie sich dazu, diese Dinge schnell wieder zu verdrängen. Und dann wirkt es so, als sei nie etwas geschehen. Bis es zum nächsten gewaltsamen Übergriff kommt.

    Würden Sie sagen, dass es sich um ein gesellschaftliches oder auch ein politisches Problem handelt?

    Ich denke, dieser Vorfall beleuchtet nicht in erster Linie das Problem fehlender Frauenrechte. Es beleuchtet eher die Privilegierung chinesischer Männer. Die meisten von ihnen haben nie gelernt, Frauen zu respektieren oder das Leben an sich zu respektieren. Männer, die sich so verhalten, wurden ihr Leben lang bevorteilt. Sie müssen bestraft werden, um endlich so etwas wie Angst zu empfinden. Sexuelle Belästigung und geschlechterspezifische Diskriminierung sind in China weit verbreitet. Wenn ich sehe, wie ein Mann auf der Straße eine Frau schlägt, würde ich immer einschreiten. Aber ich bin groß und stark, deshalb kann ich dafür eher Mut aufbringen als andere Frauen. In den meisten Situationen schreitet in China niemand in solchen Situationen ein. Die Menschen gehen davon aus, dass es sich um Privatangelegenheiten, Beziehungsprobleme oder Familienstreitigkeiten handelt. Da wollen sie sich nicht einmischen.

    Kann die Politik oder eine Bewegung wie “Metoo” für mehr Sicherheit sorgen?

    Es gibt eine Metoo-Bewegung in China, aber auch sie kann nichts an den Verhältnissen ändern. Es gab beispielsweise eine Aktivistin, die damals nach Xuzhou gefahren ist, um sich für die angekettete Frau einzusetzen. Seit drei Monaten ist der Kontakt zu ihr abgebrochen. Das ist der Elefant im Raum. Deshalb ist es unmöglich, wirkliche Veränderungen zu erreichen. Ich werde nicht so tun, als lebte ich an einem Ort, wo es einen Spielraum für diese Dinge gibt. Auch, weil ich in Shanghai dieses Jahr eine Menge erleben musste. Wenn eine Regierung ihre Bürger mit Gewalt traktiert und mit ihnen tut, was immer sie will, wird das auf jeden Fall kleine und größere Mobber ermutigen, sich ebenso aufzuführen. Das ist die Wurzel des Problems: Dieses Land ist voll von toxischer Männlichkeit.

    Eloise Fan arbeitet seit acht Jahren als Creative Director in der Werbeindustrie in Shanghai. Nebenher betreibt die 29-Jährige das Musiklabel Scandal, das feministischen chinesischen Künstlerinnen eine Plattform bieten will.

    • Feminismus
    • Frauen
    • Gesellschaft
    • Menschenrechte
    • Zivilgesellschaft

    Analyse

    Solar: Ende der Lieferengpässe in Sicht

    Noch immer zeigen die Lieferverzögerungen im weltweiten Warenverkehr ihre Wirkung. Auch bei der Solar-Energie machen sie sich bemerkbar. Wie andere Güter sind Solarmodule von den coronabedingten Schließungen chinesischer Häfen betroffen, bestätigt eine Sprecherin des Bundesverbands Solarwirtschaft. Das schmerzt die Industrie enorm. Die gesamte europäische Branche ist stark auf Lieferungen aus Drittstaaten angewiesen – besonders aus China.

    Die Importabhängigkeit der EU beträgt bei Solarmodulen 65 bis 80 Prozent. Fast zwei Drittel dieser Importe stammten zuletzt aus der Volksrepublik, wie ein Bericht der Kommission zu strategischen Abhängigkeiten im Februar bemerkte. Und auch knapp zweieinhalb Jahre nach Beginn der Pandemie hakt es noch immer. In Shanghai und der angrenzenden Provinz Zhejiang stieg der Anteil der wartenden Schiffe an der globalen Kapazität im Mai abermals, wie der Kiel Trade Indicator des IfW vom 7. Juni zeigt.

    Anteil chinesischer Unternehmen an weltweiter Produktion von Solaranlagen - droht der EU die Abhängigkeit?

    Die Verzögerungen in China ziehen inzwischen auch verlängerte Wartezeiten in europäischen Häfen nach sich. “Erstmals seit Ausbruch der Pandemie stauen sich Containerschiffe auch in der Nordsee vor den Häfen Deutschlands, der Niederlande und Belgiens. Hier stecken gegenwärtig knapp zwei Prozent der globalen Frachtkapazität fest und können weder be- noch entladen werden”, schreibt das IfW.

    Hohe Ziele für Solar in EU und China

    Aber gefährden die Lieferverzögerungen auch das Erreichen der hohen Ziele der europäischen Solarstrategie? Bis 2025 will die Kommission die installierte PV-Kapazität im Vergleich zu 2020 auf über 320 Gigawatt (GW) mehr als verdoppeln, bis 2030 sollen es schon 600 GW sein.

    Auch China hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt. Im Jahr 2021 hat das Land fast 55 GW Leistung installiert. Die Behörden gehen davon aus, dass sich die Zahl dieses Jahr fast verdoppelt und 108 GW zugebaut werden. Bis zum Jahr 2025 sollen über 550 Gigawatt an Wind- und Solarkraftwerken entstehen – viele davon als gigantische Kraftwerke in den Wüsten (China.Table berichtete).

    Bleiben da überhaupt genug Solarmodule für den Export in die EU und nach Deutschland übrig? Eine Weile dürften die hohen Preise für Module noch anhalten, erwartet der Dachverband SolarPower Europe. “Lieferverzögerungen sind in der hohen Nachfrage und hohen Frachtkosten begründet”, sagt Analyst Christophe Lits von SolarPower Europe, einer Lobbygruppe mit Sitz in Brüssel, die als Bindeglied zur Politik die Interessen der Industrie vertritt. Der Bundesverband Solarwirtschaft rechnet nach den Worten einer Sprecherin aber damit, dass der Containerstau bis Ende des Jahres abgebaut sein wird.

    Investoren warten auf sinkende Preise

    Der Großhandelspreis für monokristalline Module ist in Europa innerhalb eines Jahres von 240 auf 280 US-Dollar pro Kilowatt gestiegen, wie Daten des Beratungsunternehmens InfoLink zeigen. Laut SolarPower Europe stellen einige gewerbliche Solar-Investoren ihre Projekte zurück, um auf sinkende Preise zu warten.

    Im vergangenen Jahr seien 20 bis 25 Prozent aller PV-Projekte in der EU verschoben oder ganz abgesagt worden, heißt es in dem Bericht der Kommission. Neben den hohen Frachtkosten spielten auch gestiegene Rohstoffkosten und Schließungen chinesischer Fabriken eine Rolle. Ein bedeutender Faktor sei außerdem der Mangel an Installateuren, sagt Branchenvertreter Lits.

    Zumindest bei den Produktionskapazitäten glauben Experten aber noch nicht an Engpässe. “Die weltweiten – und von China dominiertenProduktionskapazitäten für Wafer, Solarzellen und Module übersteigen selbst die hohe Nachfrage deutlich“, sagt Johannes Bernreuter, Lieferketten-Experte von Bernreuter Research, zu Table.Media (China.Table berichtete).

    Polysilizium als Engpass

    Derzeit bestehe allerdings ein Flaschenhals bei der Produktion von Polysilizium. “Der Ausbau der Kapazitäten kommt der rasch wachsenden Nachfrage nicht schnell genug hinterher”, sagt Bernreuter. Doch China verfolge “gigantische Expansionspläne”. Innerhalb der nächsten zwei Jahre werde sich die Situation entspannen, prognostiziert der Experte. Analyst Lits rechnet sogar schon bis Anfang 2023 mit neuen Produktionskapazitäten.

    Langfristig streben allerdings auch die Kommission und die europäische Solar-Industrie den Aufbau neuer Kapazitäten in der EU an. Für Polysilizium will die Branche die heimische Produktion auf genug Material für Module mit 54 GW nahezu verdoppeln. Die Modulfertigung selbst soll von neun auf 35,6 GW vervierfacht werden.

    Derzeit herrscht innerhalb des Kontinents allerdings noch ein harter Wettbewerb um Solarkomponenten. In der Slowakei zum Beispiel gebe es einen Mangel an Modulen, weil die Käufer in anderen EU-Staaten höhere Preise zahlen könnten, berichten europäische Verbraucherschutzorganisationen. Mit Nico Beckert

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    Russische Energie: China und Deutschland fast gleich auf

    Deutschland hat seit Kriegsausbruch in der Ukraine kaum weniger für russisches Gas und Öl ausgegeben als China. Die Volksrepublik, die Moskaus Aggression nicht kategorisch verurteilt, ist mit einem Volumen von 12,6 Milliarden Euro zwar wichtigster Kunde der Russen. Allerdings folgt die Bundesrepublik nur knapp dahinter mit Zahlungen in Höhe von 12,1 Milliarden auf Platz zwei. Dahinter folgen Italien und die Niederlande mit jeweils 7,8 Milliarden Euro.

    Das geht aus einer Analyse des in Finnland ansässigen “Centre for Research on Energy and Clean Air” (Crea) hervor, die am Montag veröffentlicht wurde. Russland hat demnach in den ersten hundert Tagen des Krieges 93 Milliarden Euro durch den Export fossiler Brennstoffe verdient.

    Die EU bleibt mit Abstand der größte Abnehmer von russischem Gas und Erdöl. Insgesamt 61 Prozent der fossilen Exporte Russlands zwischen dem 24. Februar und 3. Juni entfielen allein auf die Staaten der Europäischen Union in einem Gesamtwert von 57 Milliarden Euro.

    Während Chinas Importe über den Zeitraum des Krieges konstant blieben, verringerte Deutschland seine Einkäufe “moderat”, wie es in dem Bericht heißt. In die sich öffnende Marktlücke ist Indien gestoßen. Die indischen Käufe von russischem Rohöl sind um 18 Prozent gestiegen. rad

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    Sipri: Bald wieder mehr Atomwaffen

    Die Atomwaffenarsenale in der Welt werden wohl wegen der aktuellen Spannungen und Konflikte bald wieder größer – das fürchten die Wissenschaftler des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri. In ihrem am Montag veröffentlichten Jahresbericht heißt es: Die neun nuklear bewaffneten Staaten – USA, Russland, Großbritannien, Frankreich, China, Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea – modernisieren derzeit ihre Nukleararsenale. Und obwohl die Gesamtzahl von Nuklearwaffen zuletzt leicht gesunken war, werden die Atomwaffen im nächsten Jahrzehnt wohl wieder zunehmen.

    “Alle nuklear bewaffneten Staaten erhöhen oder modernisieren ihre Arsenale, und die meisten verschärfen ihre nukleare Rhetorik und die Rolle, die Atomwaffen in ihren Militärstrategien spielen”, sagte Wilfred Wan, Direktor des Programms für Massenvernichtungswaffen von Sipri. “Das ist ein sehr besorgniserregender Trend.”

    Zu China heißt es, die Volksrepublik befinde sich mitten in einer erheblichen Erweiterung seines Atomwaffenarsenals, die laut Satellitenbildern den Bau von mehr als 300 neuen Raketensilos umfasse. Die Forscher nehmen an, dass im Jahr 2021 nach der Lieferung neuer mobiler Trägerraketen und eines U-Bootes mehrere zusätzliche Atomsprengköpfe den Einsatzkräften zugeteilt wurden.

    Rund 90 Prozent aller Atomwaffen auf der Erde befinden sich in den Beständen der USA und Russlands. In beiden Ländern laufen nach Angaben von Sipri umfassende und kostspielige Programme, um die Atomsprengköpfe, Trägersysteme und Produktionsstätten auszutauschen und zu modernisieren. rad

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    Wieder Massentests in Peking

    In Peking müssen sich Millionen Menschen nach einem Corona-Ausbruch in einer beliebten Bar auf das Virus testen lassen. Im Innenstadtbezirk Chaoyang startete am Montag eine dreitägige Testkampagne unter den rund 3,5 Millionen Bewohnern. An einigen Teststationen bildeten sich mehr als 100 Meter lange Warteschlangen.

    Die Behörden verhängten zudem Lockdowns für Wohnblöcke, in denen rund 10.000 identifizierte Kontaktpersonen von Gästen der “Heaven Supermarket Bar” leben. Die Gaststätte – ein großer, rund um die Uhr geöffneter Selbstbedienungsladen mit Tischen, Stühlen und Sofas – ist für günstigen Alkohol bekannt und zieht viele Besucher an. Die Bar und umliegende Geschäfte wurden abgesperrt.

    Wie viele andere Gaststätten auch war die “Heaven Supermarket Bar” erst in der vergangenen Woche nach der Lockerung von Corona-Maßnahmen wieder eröffnet worden. Kurz darauf wurde der Ursprung von 200 Infektionen auf die Bar zurückgeführt. Die Behörden sprechen von einem “wilden und explosiven” Coronavirus-Ausbruch. Infizierte leben oder arbeiten demnach in 14 der 16 Pekinger Stadtbezirke.

    Für die 22 Millionen Einwohner der chinesischen Hauptstadt waren erst vor einer Woche Anti-Covid-Maßnahmen aufgehoben worden, in deren Zuge unter anderem auch Einkaufszentren geschlossen, Bus- und Bahnlinien stillgelegt und die Menschen zum Arbeiten im Homeoffice aufgefordert worden waren.

    Und auch Shanghai hat einen Corona-Rückfall erlitten (China.Table berichtete): Gut zehn Prozent der Shanghaier sind wieder im Lockdown, der gesamte Distrikt Minhang. Im Laufe der Woche folgen noch weitere Test-Runden. rtr

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    Hongkong: Gutscheine für ausländische Studenten

    Studenten, Unternehmer oder Kurzeit-Angestellte ohne langfristige Aufenthaltserlaubnis können sich für den Erhalt elektronischer Wertgutscheine in Hongkong bewerben. Ab dem 23. Juni haben Interessenten einen Monat lang Zeit, sich für das Konsum-Programm der Regierung registrieren zu lassen. Wer das tut, wird ab dem 6. August mit einem Guthaben von 5.000 Hongkong-Dollar, rund 600 Euro, ausgestattet, die er über elektronische Zahlungsdienste verwenden kann.

    Es ist bereits das zweite derartige Stimulus-Paket der Hongkonger Regierung innerhalb eines Jahres. Bei der ersten Runde im zweiten Halbjahr 2021 waren rund sechs Millionen Menschen berechtigt, die Gutscheine einzulösen. Die rund 300.000 Einwohner ohne feste Aufenthaltsgenehmigung waren damals noch ausgeschlossen. Durch die Ausgabe der Konsum-Gutscheine wuchs die lokale Wirtschaft im Vorjahr um zusätzliche 0,7 Prozent. Durch die Erweiterung des Kreises der Bezugsberechtigten rechnet die Stadt mit Mehrkosten in Höhe von einer Milliarde Hongkong-Dollar. grz

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    Presseschau

    China überholt Deutschland als größter Importeur russischer Energie HANDELSBLATT
    Brutales Schläger-Video versetzt China in Rage NTV
    UN-Menschenrechtskommissarin Bachelet will keine zweite Amtszeit TAGESSCHAU
    Corona-Fälle in Pekinger Bar lösen Massentests und Lockdowns aus FAZ
    China-Lockdown könnte zu Engpässen in Deutschland führen TAGESSPIEGEL
    China GDP: nearly 11 billion Covid tests seen giving economy a US$26 billion boost in second quarter SCMP
    Costly, scandal-ridden mass testing is China’s latest ‘zero covid’ bet WASHINGTONPOST
    Satellitenbild der Woche: Chinas Riese SPIEGEL
    As China Rattles Sabers, Taiwan Asks: Are We Ready for War? NYTIMES
    Biden is ‘paying lip service’ to the U.S. position on Taiwan, former Chinese army officer says CNBC
    Peking und Taiwan: Kriegsdrohungen wecken zusätzliches Misstrauen FAZ
    China insists it has sovereign rights over Taiwan Strait SCMP
    China sees Pacific islands as ‘equals’, US sees a ‘backyard’, claims Beijing’s former envoy CNN
    Ikea is considering closing another store in China CNN
    China’s Chipmaking Power Grows Despite US Effort to Counter It BLOOMBERG
    China is encouraging college graduates to work in the countryside CNN
    Ancient treasure trove sheds light on mysterious Chinese kingdom SCMP

    Standpunkt

    Klimaziele im Nebel des Krieges

    Von Ding Yuan
    Ding Yuan ist Vizepräsident der China Europe International Business School (CEIBS) in Shanghai
    Ding Yuan ist Vizepräsident der China Europe International Business School (CEIBS) in Shanghai

    Zwar war ein Drittel der Podiumsdiskussionen auf der großen Bühne des Weltwirtschaftsforums in Davos dem Klimawandel gewidmet. Doch der Aspekt der Energiesicherheit hat neue Prioritäten geschaffen. Der Einsatz fossiler Brennstoffe müsse zwar beendet werden, die Verringerung der Abhängigkeit von Russland bei der Energieversorgung sei aber noch dringender.

    Es besteht die Gefahr, dass die internationale Zusammenarbeit in Sachen Klimawandel auf der Strecke bleibt. Ein übereiltes Streben nach Energiesicherheit kann internationale Standards, Vereinbarungen und Institutionen in einer Weise untergraben, wie es bei einem geordneten Wandel nicht der Fall wäre. Zwangsläufig fällt der Blick auch auf China, wo der Kampf gegen den Klimawandel in den vergangenen Jahren zunehmend zu einer zentralen Komponente der eigenen Politik geworden ist.

    Das Land ist aufgrund seiner strengen Null-Covid-Politik wirtschaftlich unter Druck geraten. Lockdowns in vielen Teilen des Landes haben die reguläre Wirtschaftsaktivität ins Stottern gebracht. Langfristiger Wohlstand und die Energiewende waren in den vergangenen Monaten plötzlich nur noch zweitrangig. Bedeutet dies, dass China seine Bemühungen aufgegeben hat oder die internationale Zusammenarbeit beim Klimawandel einstellen wird? Die Antwort lautet: Nein.

    China: Energiekrise war Weckruf

    Die Energiekrise, die im September letzten Jahres in vielen Teilen Chinas herrschte und zu Rationierungen führte, war jedoch ein Weckruf. Es stellt sich hierbei nicht die Frage, ob Peking den Klimawandel ernst nimmt, sondern eher, ob es vielleicht zu ehrgeizig war und der Staat seine Maßnahmen überdenken muss, um weitere Stromengpässe zu vermeiden. Chinas größte Herausforderung besteht nun darin, eine Balance zwischen seinen Klima-Zielen, der Beibehaltung eines wissenschaftlichen Ansatzes und der Aufrechterhaltung der Wirtschaft zu finden.

    Davos ist seit Jahrzehnten dafür bekannt, Visionen Wirklichkeit werden zu lassen, indem es zahlreiche Interessengruppen zum Dialog zusammenbringt und eine Kommunikationsplattform bietet, die neue Ideen und Innovationen hervorbringt. In den vergangenen Jahren wurden viele Ideen, die auf dem Forum entstanden sind, in Bereichen wie digitale Technologie, Industrie 4.0, ESG und Stakeholder-Kapitalismus in die Praxis umgesetzt. Dadurch wurden Lösungsansätze entwickelt, um gerechtere Wirtschaftssysteme und gleichberechtigtere Gesellschaften zu schaffen.

    China hat von diesen Diskussionen stark profitiert. So ist das “Environment, Social, Governance” (ESG) mittlerweile ein wichtiger Bestandteil der Unternehmensführung von immer mehr chinesischen Unternehmen geworden. Und an den meisten Wirtschaftshochschulen ist ESG inzwischen ein fester Bestandteil des Lehrplans geworden.

    Davos: Energiesicherheit statt Klimawandel im Fokus

    Nach zwei Jahren pandemiebedingter Einschränkungen bot sich in Davos nun die Chance, die Welt aus den Umwälzungen herauszuführen. Ich hatte erwartet, dass Staats- und Regierungschefs die Basis schaffen, um den Kampf gegen den Klimawandel mit Nachdruck und auf neue und innovative Weise führen zu können. Ich musste jedoch feststellen, dass die Welt im Wettlauf um die Einhaltung der Klimaziele 2030 zurückfällt, weil sich der Wunsch nach höherer Energiesicherheit in den Vordergrund gedrängt hat. Und dies ist mit Sicherheit nicht im Sinne Chinas, weil die Volksrepublik selbst zu den großen Verlierern zählen würde.

    Doch ohne ein eindeutiges Mandat für die Umsetzung von Klimaprogrammen, ohne eine signifikante Beteiligung des Privatsektors und ohne eine angemessene strukturelle Finanzierung könnte die Energiewende mehrere langwierige Umwege nehmen – und auf dem Weg zur Klimaneutralität sogar in die falsche Richtung führen.

    Wenn wir den Kampf gegen den Klimawandel als einen Marathon betrachten, wirken Pandemie und der russische Angriffskrieg wie Muskelkrämpfe auf halber Strecke. Aber wir müssen weiterlaufen. Deshalb geht es jetzt darum, die Schmerzen zu lindern und zu verhindern, dass gesundheits- oder sicherheitspolitische Herausforderungen in Zukunft neue Krämpfe verursachen. China hat großes Interesse daran, Symptome und Ursachen gleichzeitig zu bekämpfen und sieht globale Lösungen in einem wissenschaftlichen, kooperativen, und schrittweisen Vorgehen.

    Kooperation trotz angespannter internationaler Beziehungen?

    Klaus Schwab, Gründer und Vorsitzender des Weltwirtschaftsforums, wies auf zwei Bedingungen hin, um den Zustand der Welt zu verbessern. Erstens: Staaten müssen sich als Stakeholder einer größeren Gemeinschaft verstehen und Eigeninteressen hintanstellen. Zweitens: Kooperation. Doch das wird angesichts der angespannten internationalen Beziehungen nicht leicht. Russland war nicht einmal mehr Teil der Stakeholder-Gemeinschaft. Und das Verhältnis Chinas zu den USA verschlechtert sich zunehmend. Doch solange die US-Regierung unter Joe Biden dem Beispiel der Trump-Administration folgt und China als Bedrohung ansieht, was soll dieser “Feind” dann tun, um nicht besiegt zu werden, aber gleichzeitig kooperativ zu sein?

    Beispiel Elektromobilität: China hat die Integration der gesamten Wertschöpfung zwischen Automobilherstellern, Batterieherstellern, Gebrauchtwagenhändlern und Entsorgungsunternehmen für Batterierecycling-Systeme gefordert, um einen größeren Beitrag zum internationalen Markt zu leisten. Die Reaktion des Westens war jedoch bestenfalls verhalten. Weil es sich bei einigen Technologien im Zusammenhang mit Elektroautos um strategische Güter handele, wolle man seine Lieferketten bei solchen Vorhaben nicht auf China stützen.

    Sollte Davos 2023 an seinem üblichen Termin im Januar stattfinden, werden sich die Teilnehmer in nur acht Monaten wieder im gewohnten Schneegestöber zusammenfinden. Damit dort neue Lösungen im Kampf gegen den Klimawandel gefunden werden können, muss das Weltwirtschaftsforum wieder ein offenes Konzept für vielfältige und unterschiedliche Meinungen verfolgen. Das ist in diesem Jahr nicht gelungen. Auch, weil wegen der geopolitischen Lage die Stimmen der Staaten und Regierungen lauter waren als je zuvor.

    Dr. Yuan Ding ist Vizepräsident und Dekan, Cathay Capital Chair Professor für Rechnungswesen an der China Europe International Business School (CEIBS) in Shanghai. Zuvor war er Fakultätsmitglied der HEC School of Management, Paris, Frankreich. Er ist Mitglied der European Accounting Association, der French Accounting Association und der American Accounting Association. Ding war als Herausgeber und Mitglied des Redaktionsausschusses für internationale wissenschaftliche Fachpublikationen der Bereiche Rechnungslegung und Wirtschaftsprüfung tätig.

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    Personalie

    Xu Lin wird neuer Direktor der chinesischen National Radio and Television Administration (NRTA). Die Organisation reguliert die Fernseh- und Radiostationen im Land und ist damit eines der wichtigsten Werkzeuge der Partei-Propaganda. Xu arbeitete bereits in den 2000er-Jahren eng mit Staatspräsident Xi Jinping zusammen, als der heutige Staatschef noch Parteisekretär in Shanghai war.

    Dessert

    Fällt der Name “Mongolei”, denkt man meist an weitläufige Steppen und flache Graslandschaften. Dabei gibt es viel mehr, wie der Mordaga Nationalpark in der Inneren Mongolei zeigt. Er ist ein beliebtes Reiseziel bei chinesischen Touristen. Auf 95 Prozent seiner knapp 1.500 Quadratkilometer befindet sich dichter Wald.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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