CEO.Table – Ausgabe 46

Europäische Superbörse kein Gamechanger + KI-Fabrik von Nvidia und Telekom + Neuer CEO für Eurowings

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Executive.Summary

Kapitalmarktunion statt Superbörse: Was Europa wirklich braucht

Der Vorstoß von Bundeskanzler Friedrich Merz zur Schaffung einer europäischen Börse ist richtig, greift aber zu kurz. Nur wenn ein einheitlicher Kapitalmarkt geschaffen wird, kann Europa international wettbewerbsfähig bleiben, sagen mehrere Experten im Gespräch mit Table.Briefings.

Die Unterstützung für den Vorstoß ist groß und kommt aus vielen Richtungen. Der Anlegerschutzverein DSW sprach von einem „Königsweg für Europa“, Finanzminister Lars Klingbeil und Bundesbankpräsident Joachim Nagel signalisierten „volle Unterstützung“. Auch die Finanzplätze Amsterdam, Paris und Mailand sowie die Europäische Zentralbank reagierten positiv.

Für Volkswirte ist die europäische Superbörse allerdings kein echter Gamechanger, denn das eigentliche Problem liegt tiefer. Europa leidet seit Jahren unter einer starken Fragmentierung seiner Kapitalmärkte. Unterschiedliche Vorschriften, Zuständigkeiten der Aufsichtsbehörden und nationale Interessen erschweren eine echte Integration. „Es gibt keine Abkürzungen. All dies wird noch viele Jahre dauern“, sagt der Ökonom Pawel Tokarksi von der Stiftung Wissenschaft und Politik.

Gerade die Macht der nationalen Banken blockiert weitere Integration. „In Europa dominiert weiterhin ein stark nationales Bankensystem, das wenig Interesse hat, Gebühren oder Einfluss abzugeben. Ohne Bankenunion keine echte Kapitalmarktunion“, warnt Florian Heider, Direktor des Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung SAFE, im Gespräch mit Table.Briefings.

Heider begrüßt es, dass Kanzler und Finanzminister das Thema einer europäischen Börse und einer tieferen Kapitalmarktunion auf die Agenda gesetzt haben. Eine gemeinsame europäische Börsenaufsicht mit mehr Befugnissen ließe sich seiner Ansicht nach „vergleichsweise leicht umsetzen und würde ein wichtiges Signal senden“. Deutlich schwieriger sei jedoch die Schaffung einer zentralen europäischen Börse, die „nicht politisch verordnet werden, sondern von den Börsenunternehmen selbst entstehen“ müsse.

Und die Börsenbetreiber verfolgen immer auch ihre eigenen Interessen. Ein offener Punkt ist die Standortfrage. Wo soll die europäische Superbörse angesiedelt sein? Ingrid Hengster, CEO von Barclays Deutschland und frühere KfW-Vorständin, hält eine europäische Superbörse „auf absehbare Zeit nicht für realistisch“. Denn: „Dies würde erhebliche institutionelle und politische Abstimmungen zwischen den großen Börsenplätzen erfordern, die bislang nicht gelungen sind.“

Der Vorschlag sei dennoch richtig und Merz’ Push notwendig. „Es braucht eine klare Ansage von oben“, so Hengster. Ohne politischen Druck werde es nicht funktionieren – zu festgefahren seien die Strukturen, zu groß die Eigeninteressen der Börsen. Mit über 500 Handelsplätzen hat Europa laut Deutscher Börse nicht nur den fragmentiertesten, sondern auch einen der intransparentesten Märkte geschaffen: Nur rund 30 Prozent des Aktienhandels laufen über regulierte Börsen.

Die Dringlichkeit lässt sich auch an den Zahlen ablesen: In den ersten neun Monaten dieses Jahres gab es in den USA laut der Beratungsagentur Ernst & Young 180 Börsengänge mit einem Gesamtvolumen von 33 Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: In Europa waren es gerade einmal 72 IPOs mit einem Volumen von 9,4 Milliarden US-Dollar.

Die Ursachen dafür sind vielfältiger, als es auf den ersten Blick erscheint. Zum einen erzielen Unternehmen in den USA bei Börsengängen oft bis zu 25 Prozent höhere Bewertungen als in Europa. Zum anderen spielt auch die vorsichtigere Investorenkultur in Europa eine Rolle, die neuen Geschäftsmodellen weniger Vertrauen schenkt, wie der Aktienexperte und Chief Economist von Scalable Capital, Christian Röhl, betont. In den USA dagegen sorgt eine größere Offenheit für Risiko dafür, dass junge Unternehmen schneller Kapital erhalten und bessere Chancen auf Wachstum haben. An diesem grundlegenden Narrativ kann auch Merz’ Idee einer europäischen Superbörse nichts ändern.

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Nahrung statt Not. Ohne wenn und aber – SaveTheChildren

CEO.Talk

Weltbanktagung in Washington: „Deutschland muss jetzt liefern“

Deutschland steht in den Startlöchern – aber die Projekte fehlen. Ingrid Hengster, Chefin von Barclays Deutschland, bringt von der Weltbanktagung in Washington eine gemischte Botschaft mit: „Man ist uns gegenüber grundsätzlich offen und interessiert an Investitionen bei uns", sagt Hengster im Gespräch mit Table.Briefings. Aber: Die konkrete Umsetzung lasse noch auf sich warten.

Eine Achterbahnfahrt liegt hinter Deutschland. Nach Ankündigung der Investitionsprogramme standen Investoren in den Startlöchern. Über den Sommer kühlte sich das Investitionsinteresse deutlich ab, die Aktionen blieben aus. „Seit Herbst nimmt es wieder Fahrt auf“, beobachtet Hengster.

Barclays hatte im Rahmen der Tagung für Finanzminister Klingbeil ein Investorentreffen in Washington organisiert mit Staatsfonds, Private Equity, Banken und Asset Managern aus vier Kontinenten. „Das Interesse am deutschen Finanzminister war enorm", berichtet die CEO. Solche Runden formten die Haltung zu einem Land.

Drei Fragen kommen immer wieder: Wo sind die Projekte? Welche Renditen? Wann kommen die Bürokratiereformen? Zwar gab es Investitionen wie von Apollo in den Stromnetzbetreiber Amprion oder vom norwegischen Staatsfonds in Tennet. „Aber verlässliche Rahmenbedingungen und Umsetzungskapazitäten in den Kommunen fehlen.“

Das Potenzial ist vorhanden. Deutsche Mittelständler genießen international hohes Ansehen. „Man traut uns vor allem bei Industrieanwendungen viel zu, weil wir die Prozesse gut kennen", sagt Hengster. Robotik, Automatisierung, Pharma – in diesen Bereichen sehen Investoren Deutschland vorn. Dazu kommen Energietransformation, Infrastruktur und Defense.

Die Investoren stellen Deutschland auf die Probe. „Man will schon noch dieses Jahr sehen, dass umgesetzt wird, was angekündigt wurde", sagt Hengster. Jetzt müsse Deutschland liefern.

In welchen Wirtschaftsbereichen Ingrid Hengster Deutschland auch bei künstlicher Intelligenz vorn sieht, was hiesige Kapitalsammelstellen von größeren Investments abhält und warum die Bankerin keine Alternative zu Optimismus sieht – lesen Sie hier im vollständigen Interview.

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CEO.Analyse

KI-Fabrik in München: Telekom und Nvidia stellen neues Großprojekt vor

Die neue AI-Factory von Deutsche Telekom und Nvidia in München wird mit 10.000 Blackwell-Chips zum größten GPU-Cluster Deutschlands. Im Gespräch ist ein Volumen von mehr als einer Milliarde Euro. Aus Branchenkreisen erfuhr Table.Briefings, dass die Initiative der beiden Unternehmen die KI-Rechenkapazität in Deutschland um 50 Prozent steigern soll. Die Infrastruktur soll die europäische Industrie unterstützen: AI-gestützte 3-D-Simulationen, digitale Zwillinge, Robotik. Alle Daten bleiben lokal in Deutschland. SAP soll der erste Hauptkunde sein, und für Nvidia – das erste Unternehmen mit fünf Billionen US-Dollar Bewertung – ist es ein weiterer Erfolg im KI-Boom.

Das neue Rechenzentrum soll laut Angaben der Deutschen Telekom „den Grundstein für eine neue Ära der künstlichen Intelligenz in Deutschland und Europa legen“. Deutsche-Telekom-Chef Timotheus Höttges, SAP-CEO Christian Klein, Deutsche-Bank-Vorstandsvorsitzender Christian Sewing und die Bundesminister Karsten Wildberger und Dorothee Bär werden das Projekt am Dienstag in Berlin vorstellen. Jensen Huang, Nvidia-Gründer und CEO, wird ebenfalls erwartet. Auch das Drohnen-Start-up Quantum Systems und die KI-Suchmaschine Perplexity sollen mit eigenen „Use Cases“ beteiligt sein.

Das geplante Projekt erfüllt aber längst nicht die Anforderungen einer Gigafactory. Bei AI-Gigafactories geht es primär darum, dass Europa souveräne KI-Infrastruktur mit offener Zusammenarbeit schafft – mit über 100.000 Chips für das Training von Frontier-Modellen. AI Factories verfügen über deutlich kleinere Ausstattung und bieten spezialisierte Anwendungen für Fertigung und Engineering direkt für Industriekunden.

Die Initiatoren verstehen das Projekt als Ergänzung zum Ausbau von KI-Gigafactories der Europäischen Kommission. Diese seien erst noch in der Planung; so lange wolle man nicht warten, hieß es. Henna Virkkunen, Exekutiv-Vizepräsidentin der Europäischen Kommission für technologische Souveränität, Sicherheit und Demokratie, bleibt jedoch optimistisch und betont im Interview mit Table.Briefings: „Wir hoffen, dass wir die Ausschreibung für KI-Gigafactories im Dezember oder Januar eröffnen können.“

Insgesamt plant die Kommission 20 Milliarden Euro in vier oder fünf Gigafactories zu investieren, die ersten sollen bis 2027 in Betrieb sehen. Zehn Konsortien aus Deutschland haben laut Virkkunen bereits Investitionsbereitschaft signalisiert. Dazu gehörte ein Konsortium aus der Deutschen Telekom, SAP, Ionos und der Schwarz Gruppe, das aber an einem gemeinsamen Konzept scheiterte. Nun ermutigt Virkkunen alle europäischen Parteien, ihre Anträge in den kommenden Monaten zu vereinigen.

Auf die Frage, ob Deutschland eine Gigafactory sehen wird, hat Kommissarin Virkkunen eine hoffnungsvolle Antwort: „Deutschland ist ganz klar unser industrielles Kraftzentrum. Wir haben dort bereits zwei große KI-Fabriken, und die meisten europäischen Top-Industrien haben ihren Sitz in Deutschland. Fest steht, dass Deutschland mehr Rechenkapazität benötigt, um KI vor Ort zu entwickeln.“

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CEO.News

63. Bundestagssitzung und Debatte in Berlin Aktuell,20.10.2022 Berlin, Finanzminister Christian Lindner (FDP) im Portra

Lindners geplanter Wechsel sorgt für Diskussionen

Der ehemalige Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) will künftig als Senior Advisor für das internationale Beratungsunternehmen Teneo tätig werden. Obwohl die offizielle Zustimmung der Bundesregierung noch aussteht, wird Lindner bereits auf der Website des Unternehmens als Mitglied des Teams geführt. Am kommenden Mittwoch will sich der Finanzausschuss des Bundestags mit Linders neuer Rolle befassen.

Brisant ist der Fall auch wegen der Verbindungen zwischen Teneo und der italienischen Großbank Unicredit. Laut Lobbyregister zählt Unicredit zu den Kunden des Beratungsunternehmens. Die Bank war vor rund einem Jahr überraschend bei der Commerzbank eingestiegen, nachdem sich der Bund von einem Teil seiner Aktienanteile getrennt hatte.

Der Einstieg der italienischen Unicredit bei der Commerzbank sorgt seit Monaten für erhebliche Spannungen zwischen Regierung und Banken. Inzwischen hält Unicredit knapp 30 Prozent an der Commerzbank, einen Schritt, den sowohl die Bundesregierung als auch die Commerzbank-Spitze als feindlichen Übernahmeversuch werten. Unicredit-Chef Andrea Orcel behauptete dagegen mehrfach, „Berlin“ habe ihn zu dem Einstieg ermutigt. Immer wieder fiel dabei auch der Name Lindner: Er soll den Italienern signalisiert haben, ein Einstieg sei willkommen. Lindner selbst weist diese Darstellung entschieden zurück.

Der Finanzausschuss will nun klären, ob es Überschneidungen oder Interessenkonflikte zwischen Lindners damaligem Regierungsamt und seiner neuen Tätigkeit geben könnte. Alexander Wiedmann

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SunExpress-CEO Max Kownatzki soll neuer Chef von Eurowings werden

Die Lufthansa-Tochter Eurowings bekommt einen neuen Chef. Der amtierende CEO Jens Bischof scheidet auf eigenen Wunsch zum Jahresende aus, wie die Lufthansa Group bestätigte. Zur Nachfolge wollte sich das Unternehmen nicht äußern. Nach Informationen von Table.Briefings soll Max Kownatzki sein Nachfolger werden. Das Fachmagazin fvw TravelTalk hatte zuerst darüber berichtet.

Kownatzki würde damit Bischof bereits zum zweiten Mal folgen: Schon bei SunExpress trat er dessen Nachfolge an. 2020 übernahm er mitten in der Corona-Pandemie die Fluggesellschaft, ein 50:50-Joint Venture von Lufthansa und Turkish Airlines, und stabilisierte das Unternehmen. In diesem Jahr konnte er gute Zahlen vorlegen: Bis Oktober beförderte SunExpress bereits 13 Millionen Passagiere – ein Plus von acht Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Jetzt muss Kownatzki auch bei Eurowings liefern. Zwar konnte die Airline in den ersten drei Quartalen ebenfalls steigende Passagier- und Umsatzzahlen melden, das operative Ergebnis sank von 185 auf 61 Millionen Euro jedoch deutlich. Alexander Wiedmann

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Außenwirtschaft: Wirtschaftsministerin fordert mehr Risikobereitschaft

Beim Außenwirtschaftstag des BMWE am vergangenen Dienstag forderte Wirtschaftsministerin Katherina Reiche mehr Risikobereitschaft bei der Erschließung neuer Märkte. Es gehe darum Deutschlands relevante Rolle als Wirtschaftsmacht in der Welt zu verteidigen. „Wirtschaft ist heute ein zentrales Instrument im geopolitischen Gestaltungsanspruch geworden“, so die Ministerin in ihrer Grundsatzrede zur Außenwirtschaft. Themen wie Energie, Infrastruktur, Technologie oder Rohstoffe seien längst nicht mehr nur Fragen für „Wirtschaftslenker“, sondern auch für die Politik.

Die Ministerin versprach in diesem Rahmen zudem schnelle Abschlüsse der laufenden Freihandelsabkommen mit Ländern wie Mexiko, Indonesien oder Indien. Auch mit den afrikanischen Ländern will die Bundesregierung ihre Zusammenarbeit vertiefen. Derzeit arbeitet das BMWE mit dem BMZ an einer Koordinierung von Außenwirtschaft und Entwicklungszusammenarbeit. Warum das der Wirtschaft jedoch nicht weit genug geht, lesen Sie im Africa.Table. David Renke

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Dekarbonisierung: DAX 40 nicht auf Paris-Kurs

Von den deutschen Konzernen ragen fünf bei der Dekarbonisierung heraus: Adidas, Deutsche Börse, Porsche AG, RWE und Siemens Healthineers. Ihnen gelingt es, sich ein Klimaziel zu geben, das mit dem Pariser Klimaabkommen übereinstimmt – und sie halten diesen Kurs bei der Umsetzung auch ein.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Frankfurter Climate-Tech-Unternehmens Right. Based on Science. Es hat 34 DAX-Konzerne untersucht und deren Emissionen in Relation zur jeweiligen Bruttowertschöpfung gestellt. Im Schnitt zeigt sich aber zugleich, dass die größten Unternehmen bei der Entkopplung ihrer Geschäftsmodelle insgesamt noch zu langsam vorankommen. Aktuell liegen sie auf einem Kurs, der deutlich über dem angestrebten Ziel liegt, das im Pariser Klimaabkommen beschlossen wurde.

Wie weit sie davon abweichen und welche anderen Konzerne ebenfalls positiv hervorstechen, lesen Sie im ESG.Table. Marc Winkelmann

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Ausbildungsmarkt: Weniger Stellen für mehr Bewerber

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) verzeichnet für das Ausbildungsjahr 2024/25 einen Anstieg der Bewerberzahlen bei gleichzeitig sinkendem Stellenangebot. Nur 43 Prozent der 444.000 gemeldeten Bewerber fanden eine Ausbildung, der niedrigste Wert seit 25 Jahren. Auch wenn die Zahl betrieblicher Ausbildungsstellen gegenüber dem Vorjahr um 26.000 auf 477.000 zurückging, gab es nach wie vor mehr offene Stellen als gemeldete Bewerber. Die Zahl unversorgter Bewerber stieg dennoch auf knapp 40.000, der höchste Wert seit 2007. BA-Chefin Andrea Nahles sieht darin ein „wachsendes Passungsproblem“.

Warum die duale Ausbildung ein Update braucht und wie bessere Daten dabei helfen können, lesen Sie im Bildung.Table. Kirstin von Elm

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CEO.Standpunkt

Telekom-Chef Höttges fordert radikalen Aufbruch

Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Telekom, warnt anlässlich des „Übersee-Tags” zur Erinnerung an die Verleihung der Hafenrechte an die Stadt Hamburg eindringlich vor den Folgen politischer und wirtschaftlicher Unentschlossenheit. Ambiguität sei zum „Normalzustand“ geworden, Debatten würden in „moralische Schaukämpfe“ umgewandelt. „Wir hören viele Konjunktivreden. Was man täte, wenn man könnte“, so Höttges. Sein Gegenentwurf: „Weniger Konjunktiv. Und mehr Indikativ“. Deutschland müsse sich trauen, zu entscheiden und Verantwortung zu übernehmen.

Deutschland verliere wirtschaftlich an Boden, „Made in Germany“ bröckele. Während China und die USA konsequent in Digitalisierung und KI investieren, blockiere sich Deutschland durch Bürokratie und Zögern. „Geringere Arbeitsleistung, weniger Investitionen und weniger Innovationen können keinen Wohlstand schaffen. Das ist eindeutig“, sagt Höttges.

Als Beispiel nennt er die Telekom selbst: Das Unternehmen setze bewusst auf Transparenz und klare Entscheidungen. „Entscheide! Und wenn du es nicht kannst, eskaliere es nach oben“, beschreibt Höttges sein Führungsprinzip.

Sein Appell an Politik, Unternehmen und Gesellschaft: Verantwortung übernehmen und mutig handeln. Sein Wunsch: Die nächste Generation solle einmal über uns sagen können: „Die waren mutig. Eindeutig.“ Die vollständige Rede lesen Sie hier. Lisa Brunßen

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CEO.Presseschau

FAZ

Helios kritisiert "taktisches Manöver" bei Warkens Sparvorschlag

Gesundheitsministerin Nina Warken will durch Kürzungen von 1,8 Milliarden Euro bei Krankenhäusern steigende Krankenkassenbeiträge verhindern. Helios-Chef Robert Möller kritisiert den Schritt als taktisches Manöver ohne fachliche Grundlage und warnt vor fehlender Planbarkeit in der Klinikfinanzierung. Er fordert stattdessen eine konsequente Umsetzung der Krankenhausreform und weniger Bürokratie.
Forbes

Intelligente Workflows, die Teams dabei helfen, ihre Ziele zu erreichen

Um Teams erfolgreich zu großen Zielen zu führen, sollten klare, wiederholbare Workflows entwickelt werden, die auf Vertrauen, Flexibilität und regelmäßige Abstimmung setzen. Die wichtigsten Erfolgsfaktoren sind die Beteiligung aller Beteiligten, die Vereinfachung von Prozessen, die Nutzung von SMART-Zielen und die Integration von Technologie, um Routineaufgaben zu automatisieren und die Motivation zu erhalten.
Financial Times

Amazon kündigt Abbau von 14.000 Konzernstellen an

Amazon will weltweit in seiner Konzernzentrale und Verwaltung einsparen. Das entspricht rund vier Prozent der Büroangestellten. Vorstandschef Andy Jassy verfolgt das Ziel, das Unternehmen agiler zu machen und schnell auf Entwicklungen im KI-Sektor reagieren zu können. Der Konzern plant, in diesem Jahr bis zu 118 Milliarden Dollar in Rechenzentren und KI-Infrastruktur zu investieren, um gegenüber Microsoft und Google wettbewerbsfähig zu bleiben.
Handelsblatt

Strafgerichtshof ersetzt Microsoft durch deutsche Lösung

Aus Furcht vor drohenden US-Sanktionen ersetzt der Internationale Strafgerichtshof seine Microsoft-Arbeitsplatzsysteme durch die deutsche Open-Source-Lösung Open Desk des Zentrums für Digitale Souveränität. Anlass sind Strafmaßnahmen der US-Regierung gegen IStGH-Vertreter, die die Arbeitsfähigkeit der Institution gefährden könnten. Mit dem Umstieg will das Gericht seine technologische Autonomie sichern und den Einfluss amerikanischer IT-Konzerne reduzieren. In Berlin und Brüssel wird die Entscheidung als Signal für Europas Bestreben nach größerer digitaler Unabhängigkeit gesehen.

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CEO.Personnel

Manager Magazin

Marie Jaroni übernimmt Führung von Thyssenkrupp Steel

Thyssenkrupp Steel Europe stellt seine Führung erneut um: Zum 1. November übernimmt Marie Jaroni den Vorstandsvorsitz von Dennis Grimm. Jaroni war bislang Transformationsvorständin und soll den eingeschlagenen Sanierungskurs des größten deutschen Stahlherstellers fortsetzen. Der Wechsel ist Teil umfassender struktureller Veränderungen in der Unternehmensspitze, während Thyssenkrupp weiterhin mit Überkapazitäten, hohen Energiekosten und einem deutlichen Personalabbau konfrontiert ist.
Handelsblatt

Uwe Röhrhoff übernimmt erneut Führung bei Gerresheimer

Der Verpackungsspezialist hat seinen Vorstandschef Dietmar Siemssen abgelöst und den früheren Konzernchef Uwe Röhrhoff zum Interims-CEO ernannt. Die Personalentscheidung erfolgt nach Fehlern in der Bilanz, die eine Untersuchung der Finanzaufsicht Bafin ausgelöst und den Aktienkurs stark belastet hatten. Mit der Berufung von Achim Schalk in den Vorstand zum 1. November sieht der MDax-Konzern seine personelle Neuaufstellung vorerst abgeschlossen.
Boerse.de

Hardy Mehl folgt auf Dietmar Ley bei der Basler AG

Der Aufsichtsrat hat den langjährigen CEO Dietmar Ley auf dessen Wunsch zum Jahresende 2025 verabschiedet. Sein Nachfolger wird zum Jahresbeginn das bisherige Vorstandsmitglied Hardy Mehl. Zusätzlich wird beim Spezialist für Bildverarbeitungs-Hardware und -Software Kai Jens Ströder als neuer Chief Technical Officer in den Vorstand berufen, während Ines Brückel weiterhin CFO bleibt.
Handelsblatt

Stefan Hartung: Bosch verlängert Vertrag des Konzernchefs um fünf Jahre

Hartung erhält einen neuen Fünfjahresvertrag und soll den Konzern durch die aktuelle Krise führen. Das Unternehmen plant bis 2030 den Abbau von rund 22.000 Stellen in der Mobility-Sparte sowie zusätzliche Kürzungen in anderen Geschäftsbereichen.

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CEO.Finance

Die Daten und die Glaubwürdigkeit der Zentralbanken

Arbeitsmarkt- und Preisdaten gelten als Grundlage der Geldpolitik. Doch sinkende Datenqualität und Kritik an Prognosen werfen Fragen nach der Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit der Notenbanken auf.

US-Präsident Donald Trump setzt nicht nur offen die US-Zentralbank Fed unter Druck, die Zinsen zu senken. Er hat auch wegen angeblich manipulierter Daten die Chefin des Amtes für Arbeitsmarktstatistik (Bureau of Labor Statistics), Erika McEntarfer, entlassen. Dieses Amt liefert die Arbeitsmarktdaten, auf die sich die Fed bei ihren Entscheidungen stützt.

Nun stellt der Shutdown infrage, ob das Bureau of Labor Statistics überhaupt noch Daten liefern kann. Lange Zeit richteten Zentralbanken ihre geldpolitischen Entscheidungen an der Entwicklung der Geldmenge als vorausschauendem Indikator für Inflation aus, weil nach Milton Friedman Inflation „immer und überall ein monetäres Phänomen“ ist.

Ab Mitte der 1980er-Jahre ging die US-Fed unter Notenbankpräsident Alan Greenspan jedoch dazu über, auf die offiziell gemessenen Inflations- und Arbeitsmarktdaten zu blicken. Die EZB schaffte 2003 den Referenzwert für das Geldmengenwachstum ab. Greenspan argumentierte angesichts stark steigender Aktienkurse, dass die Fed spekulative Übertreibungen nicht erkennen und folglich auch nicht bremsen könne. Stark fallende Aktienkurse bekämpfte er hingegen mit entschlossenen Zinssenkungen.

Der Soziologe David Campbell hat darauf hingewiesen, dass ein quantitatives Maß, das für politische Entscheidungen genutzt wird, stets der politischen Einflussnahme ausgesetzt ist. Man denke an die manipulierten Daten zur Staatsverschuldung beim Eurobeitritt Griechenlands. Griechenland trat dem Euroraum am 1. Januar 2001 bei, maßgeblich waren die Daten des Jahres 1999. Offiziell gemeldet wurden ein Haushaltsdefizit von 1,8 Prozent des BIP und eine Staatsverschuldung von 104,4 Prozent. Eurostat stellte 2004 jedoch fest, dass das Defizit tatsächlich 3,4 Prozent und die Schuldenquote 112,3 Prozent betrug.

Viele staatliche Leistungen werden auf Grundlage der offiziell gemessenen Inflationsraten angepasst. 1996 stellte die vom US-Senat eingesetzte Boskin-Kommission fest, dass die Inflation in den USA zu hoch ausgewiesen wird. Seitdem werden Qualitätsverbesserungen bei Industriegütern in der Statistik als Preisrückgänge verbucht. Qualitätsverschlechterungen bei Dienstleistungen hingegen führen nicht zu Preisaufschlägen im Index. Aktien- und Immobilienpreise sind von der Inflationsmessung ausgeschlossen, obwohl sie ein guter Indikator für Inflationsdruck wären.

Als 2021 die offiziell gemessene Inflation stark anzog, reagierten Fed und EZB zunächst nicht, da sie die Teuerung für vorübergehend hielten. EZB-Ratsmitglied Isabel Schnabel argumentierte bei einer Inflationsrate von 5,2 Prozent, die EZB sehe mittelfristig eher die Gefahr zu niedriger Inflation. Christine Lagarde erklärte später das Versagen der EZB-Inflationsprognosen mit fehlerhaften Modellen. Seither ist die Geldpolitik von EZB und Fed „datenabhängig“ („data-dependent“): Die Zentralbanken entscheiden auf Basis der jeweils neuesten Inflations- und Arbeitsmarktdaten. Das soll ihre Glaubwürdigkeit stärken.

Doch in den USA nimmt die Qualität der Arbeitsmarktdaten ab, weil immer weniger Befragte antworten. Für die Erhebung der Preisdaten fehlen aufgrund der Sparmaßnahmen der Regierung zunehmend Mitarbeiter. US-Finanzminister Scott Bessent kritisierte, die Fed habe in der Vergangenheit nicht nur fehlerhafte Modelle genutzt, sondern deren Prognosen seien auch politisch beeinflusst gewesen. Statt Interessenpolitik zu betreiben, solle sich die Fed wieder konsequent auf die Bekämpfung von Inflation und Arbeitslosigkeit konzentrieren.

Zuletzt hat die Fed die Zinsen gesenkt, obwohl die Inflationsrate mit drei Prozent deutlich über dem Ziel von zwei Prozent liegt. Die Verwirrung ist groß: Wann setzte eigentlich der Verlust von Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit der Zentralbanken ein?

Gunther Schnabl ist ein deutscher Wirtschaftswissenschaftler und Direktor des Thinktanks Flossbach von Storch Research Institute. In seiner Kolumne beleuchtet er regelmäßig finanzpolitische Fragestellungen.

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CEO.Picks

Business-Strategie braucht Architektur

Ich habe dieses Thema als meinen „CEO Pick of the Week“ gewählt, weil es eindrucksvoll zeigt, dass große Strategien nicht nur aus kreativen Ideen bestehen, sondern aus klar durchdachten Argumenten. Genau wie ein Gebäude nicht allein durch Vision entsteht, sondern durch statisch belastbare Planung, braucht auch Strategie eine stabile logische Grundlage.

Die Idee basiert auf der Forschung von Jesper Sørensen und Glenn Carroll (Stanford University), die in ihrem Toolkit „Arguing Strategic Logic“ – und im dazugehörigen Artikel in der MIT Sloan Management Review – für einen neuen Umgang mit strategischem Denken plädieren: Strategie als Argument. Eine gute Strategie ist keine Intuition oder Folienlogik – sie ist ein nachvollziehbares Gefüge aus überprüfbaren Annahmen, „Wenn–dann“-Beziehungen und stringenter Argumentation.

Besonders spannend finde ich ihre Forderung nach mehr konstruktiver Debatte, strategischem Mapping und logischer Formalisierung: Drei sehr konkrete Praktiken, mit denen sich Strategie besser denken, besprechen und umsetzen lässt. Wer Strategie so versteht, kann sie nicht nur besser kommunizieren und kritisch hinterfragen, sondern auch robuster gestalten. Statt sich auf Bauchgefühl oder Konsens zu verlassen, entsteht ein gemeinsames Verständnis darüber, warum man tut, was man tut – und was passieren müsste, damit es wirklich funktioniert.

Bianca Schmitz arbeitet als Director of Knowledge Transfer am Bringing Technology to Market Center (BTMC) und Lecturer an der ESMT. Die CEO.Picks sind eine Kooperation zwischen der ESMT und Table.Briefings.

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CEO.Nachtisch

Karls: Vom Gemüsehof zum Erlebnispark

Was 1921 als kleiner Gemüsehof in Mecklenburg-Vorpommern begann, ist heute eines der erfolgreichsten Freizeitparkunternehmen Deutschlands: Karls Erdbeerhof. Seit den 1990er-Jahren entwickelt Geschäftsführer Robert Dahl den Hof seines Großvaters konsequent und kreativ weiter.

Zunächst mit mobilen Erdbeerverkaufsständen, später mit Hofläden und Gastronomie bis zu den heutigen Erlebnisdörfern. Davon betreibt er zehn in ganz Deutschland, beschäftigt saisonal bis zu 5.000 Mitarbeitende und erwirtschaftete im vergangenen Jahr mehr als 200 Millionen Euro Umsatz – Tendenz steigend. Die Parks bieten ein breites Angebot: Von Spielplätzen, Traktorfahren und Ponyreiten über Achterbahnen und Wasserattraktionen bis hin zu Gastronomie, Hofläden und thematischen Erlebnissen rund um Erdbeeren.

„Meine Lieblingsvokabel bei Karls ist niedrigschwellig“, erklärt Dahl im Podcast Table.Today. Er lege Wert darauf, dass Familien auch kostenfrei Spaß haben können, die Finanzierung der Parks läuft über Restaurants, Zusatzattraktionen und den Verkauf von eigenen Produkten.

Aber auch Rückschläge gehören zur Erfolgsgeschichte. Eine frühe Expansion ohne solide Finanzierung führte zu einem schmerzhaften Fehlinvestment. „Das war bitter“, sagt Dahl rückblickend. „Wir haben drei Jahre gebraucht, um die Wunden zu lecken.“ Heute betrachtet er die Erfahrung als wichtiges Learning im bewussten Umgang mit Risiken.

Seine Fähigkeit, aus Rückschlägen zu lernen, prägt auch Dahls Blick auf Unternehmertum in Deutschland. Wo andere Hindernisse sehen, findet er Chancen: bei der deutschen Bürokratie beispielsweise. Für ihn ist sie manchmal sogar ein Wettbewerbsvorteil: „Eine fantastische Konkurrenzschutzeinrichtung – wer ist so irre, sich da durchzukämpfen?“

Mit dieser Haltung wagt Karls nun den nächsten großen Schritt: Neben einem großen Wasserpark in Berlin und dem weltweit ersten Bibi & Tina-Park soll 2028 im kalifornischen Oxnard, der „Strawberry Capital“ der USA, das erste Erlebnisdorf außerhalb Deutschland eröffnen. Dieser Schritt macht deutlich, dass nachhaltiges Wachstum aus einem klaren Konzept und konsequenter Marktführung entstehen kann – unabhängig von Größe oder Branche.

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