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Erscheinungsdatum: 15. März 2025

Autonomes Fahren: ein Start-up zeigt, wie es geht  

Der Begriff „Embodied AI“ wird für Investoren immer attraktiver.Die verkörperte KI-Technologie,die in Systemen integriert ist und durch Interaktion mit der Umwelt lernt, transformiert deutlich die Automobilbranche. Entwickelt hat sie das britische Start-up Wayve. Für das autonome Fahren setzt das Unternehmen in Europa Maßstäbe.

Das ist auch der Grund, warum Wayve keine Finanzierungsprobleme hat. Mit der letzten Finanzierungsrunde in Höhe von 1,05 Milliarden US-Dollar hat das Start-up die größte Investition erhalten, die es für ein europäisches KI-Unternehmen jemals gab. „Wayve zeigt, wie weit man mit Techniken des maschinellen Lernens beim autonomen Fahren kommen kann“, so erklärt Wolfram Burgard, Professor an der Technischen Universität Nürnberg (TUN), den Erfolg.

Das britische Start-up will die Standards für Sicherheit und Effizienz neu definieren. Wayves AV2.0-Technologie lernt auf Basis von Daten und passt sich flexibel an neue Fahrbedingungen an, ohne hochauflösende Karten oder komplexe Sensoren zu nutzen. Nach erfolgreichen Testphasen in Großbritannien und der USA expandiert das junge Unternehmen nun nach Deutschland und eröffnet ein neues Test- und Entwicklungszentrum im Raum Stuttgart. „Seit jeher ist Deutschland führend in der Automobilindustrie und wir freuen uns über die anhaltende politische Unterstützung für automatisiertes Fahren“, sagt Alex Kendall, Wayve-CEO, dem CEO.Table.

Kendall will die Embodied-AI-Technologie in Millionen von Fahrzeugen weltweit integrieren. „Der Motor unserer Expansion ist ein global skalierbares und einsatzfähiges KI-Fahrsystem“, sagt Kendall. Wie groß das Potenzial des autonomen Fahrens ist, zeigen die Umsatz-Prognosen. In den nächsten zehn Jahren wird es ein Markt sein, der auf eine Größenordnung von fast einer halben Billion US-Dollar geschätzt wird.

Wayve hat für sein Geschäftsmodell finanzkräftige Partner bekommen. Darunter ist der japanische Telekommunikationskonzern SoftBank Group und der Hightech-Konzern Nvidia. Mit ihrer Unterstützung könnte sich Wayve vor das französische Start-up Mistral AI und eindeutig vor den deutschen Aleph Alpha und Helsing schieben. „Wir brauchen Firmen wie Wayve, die mit großen Visionen Risikokapital erhalten und damit die KI-Industrie vorantreiben“, erklärt Andrea Schoellig, Professorin an der Technischen Universität München (TUM), im Gespräch mit dem CEO.Table.

Expertin Schoellig sagt, dass Nutzung von verkörperter KI in Deutschland viel verbreiteter ist als man denkt. Autonomes Fahren sei nicht der einzige Bereich, in dem „Embodied AI“ zunehme. Zum Beispiel werden in der Produktherstellung schon hochpräzise Maschinen mit KI-Technologie ausgestattet.

In der künftigen Entwicklung von verkörperter KI hat Deutschland einen guten Startpunkt. Für Start-ups wie Wayve ist der Standort Deutschland lukrativ. Dahinter steht ein Ökosystem von Top-Forschungsinstitutionen und Talenten. Jedoch ist ein Bürokratieabbau bei der Start-up-Finanzierung nötig. „Als Investor in Deutschland muss man zum Notar und sich die ‚Heilige Bibel‘ vorlesen lassen, in den USA ist es in fünf Minuten vom Strand aus machbar“, sagt Angela Schoellig.

Wie sich das Thema Automatisierung durchsetzt, zeigt auch die erste German Robotics Conference (GRC), die heute in Nürnberg zu Ende geht. Organisiert vom Robotics Institute Germany (RIG), diskutieren dort Experten über „Robotik und KI made in Germany“ und wie die Branche hierzulande auf Innovationen aus Übersee reagieren soll. Unter den Keynote-Speakern sind auch die Experten Schoellig und Burgard.

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025
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