CEO.Talk
Erscheinungsdatum: 28. Februar 2025

Saab-CEO Johansson – Europa muss Rüstungsindustrie besser unterstützen.

Saab-Chef Micael Johansson fordert eine offenere Kommunikation von europäischen Regierungen, Streitkräften und der Nato gegenüber der europäischen Rüstungsindustrie. Alle drei müssten „offener sagen, wie hoch der Gesamtbedarf ist und was unsere Fähigkeitsziele für die Zukunft sein sollen“, so Johansson im Gespräch mit Table.Briefings. Das werde zu mehr Engagement der Industrie führen.

„Definitiv nicht genug“, werde auf EU-Ebene gemeinsam ausgegeben, so Johansson. Die EU-Kommission geht davon aus, dass in den kommenden zehn Jahren 500 Milliarden Euro in die europäische Verteidigung investiert werden müssen. Das European Defence Industry Programme (Edip) sieht für die nächsten zwei Jahre gerade einmal 1,5 Milliarden Euro an gemeinsamen Ausgaben vor. Besonders die Europäische Investitionsbank (EIB) müsse ihr „Zögern in Bezug auf Verteidigungsinvestitionen vollständig aufgeben“, sagte er.

Die Zusammenführung europäischer Kampfjet-Programme sieht Johansson skeptisch. Derzeit gibt es drei große Projekte: das britisch-italienisch-japanische Global Combat Air Programme (GCAP), das Future Combat Air System (FCAS), an dem Deutschland, Frankreich und Spanien beteiligt sind, sowie die Weiterentwicklung des schwedischen Gripen von Saab. Eine Zusammenlegung sei nicht sinnvoll. „Im Moment sollten wir froh sein, dass wir nicht alle F-35 fliegen, sondern Gripen, Rafale und Eurofighter haben“, so der Saab-Chef. Die Vielfalt erschwere es Gegnern, sich auf ein einziges System einzustellen. Eine stärkere Zusammenarbeit bei Drohnentechnologie hält er hingegen für möglich.

Mit Blick auf die Ukraine plädiert er für eine engere Kooperation. Erste Verträge zwischen der europäischen Rüstungsindustrie und der Ukraine seien bereits geschlossen worden. Nun müsse es darum gehen, Strukturen vor Ort aufzubauen. „Zunächst vielleicht in der Nähe der Grenze, dann in der Ukraine“, so Johansson.

Die Lücken in der europäischen Luftverteidigung müssten geschlossen werden. Benötigt würden „Kurzstreckenraketen, aber vor allem Mittel- und Langstreckenraketen“, so Johansson. Vor allem kritische Infrastrukturen wie Häfen, Kernkraftwerke und militärische Einrichtungen müssten besser geschützt werden. Bei einem massiven Angriff mit Raketen oder Drohnen sei Europa derzeit nur unzureichend vorbereitet.

Auch beim European Long Range Strike Approach (Elsa) sieht Johansson Hindernisse. Das Projekt, das der konventionellen Abschreckung dienen soll, komme nur langsam voran. Oft dauerten solche multinationalen Projekte länger, weil Partnerländer verschiedene Interessen hätten. „Manchmal sind vielleicht auch zu viele Länder beteiligt“, so Johansson. Gabriel Bub

Welche Hoffnungen Johansson in das Weißbuch der Verteidigung der EU-Kommission setzt, lesen Sie im Security.Table.

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025
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