CEO.Economics
Erscheinungsdatum: 28. März 2025

Wachstumsrisiko Autozölle?

Donald Trump legt die Axt an den offenen Welthandel – und diesmal droht er, besonders tief zu schneiden. Sollte der angekündigte pauschale Zoll von 25 Prozent auf alle in die USA importierten Autos so kommen, träfe das alle autoexportierenden Länder wie Deutschland. Die Frage steht im Raum: Wird der gerade erst aufkeimende wirtschaftliche Aufschwung in Deutschland dadurch wieder zunichte gemacht?Tatsächlich hat das Kiel Institut für Weltwirtschaft erst kürzlich seine Konjunkturprognose für Deutschland nach oben korrigiert. Es erwartet jetzt 1,5 Prozent Wachstum für 2025. Die Begründung: neue fiskalische Impulse, insbesondere durch die Grundgesetzänderung, die verstärkte Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur ermöglichen. Eine gewisse Eintrübung des globalen Handelsumfelds mit den USA war dabei bereits eingepreist. Doch wie gefährlich wäre ein solcher Autozoll wirklich?Das Handelsmodell KITE des Kiel Instituts zeigt: Ein 25-Prozent-Zoll auf deutsche Autoexporte in die USA würde den deutschen Export im kommenden Jahr um etwa 0,5 Prozent verringern. Der Effekt auf das Bruttoinlandsprodukt wäre mit einem Minus von 0,15 bis 0,2 Prozent deutlich geringer. Das bedeutet: Sollte die Lage nicht weiter eskalieren, dürfte das Wachstum nur geringfügig auf 1,3 oder 1,4 Prozent zurückgehen – der positive Trend bliebe insgesamt intakt.Anders sieht es in den USA aus. Dort könnte der Preisauftrieb durch die Zölle die Inflationsrate um einen vollen Prozentpunkt erhöhen. Hinzu kommen Produktionsausfälle, mehr Bürokatie und andere Verwerfungen durch unterbrochene Lieferketten. Ob der erhoffte Boom durch mehr Inlandsproduktion tatsächlich eintritt, ist angesichts der wirtschaftspolitischen Unsicherheit unter der Trump-Regierung fraglich. Auch wichtig: Das Kieler Modell zeigt, dass die ökonomischen Kosten für Europa nur unwesentlich steigen, wenn Brüssel mit Gegenzöllen auf Trump reagiert. Das gängige Argument, Trump säße „am längeren Hebel“, ist insofern unzutreffend. Politisch könnten Vergeltungszölle sogar zur Falle für Trump werden – weil sie einige wenige große und politische einflussreiche US-Konzerne mit erheblicher Lobbykraft treffen.Deshalb sollte Europa robust auftreten. Schwäche wird von der neuen Adminsistration in Washington nicht belohnt. Die EU-Kommission ist richtig beraten, Trumps destruktive Handelspolitik nicht einfach hinzunehmen. Dabei geht es Europa nicht nur um kurzfristige Effekte, sondern auch um die Verteidigung eines regelbasierten, offenen Welthandelssystems. Im Idealfall würde sich die EU dabei mit anderen betroffenen Ländern wie Japan, Kanada und Südkorea abstimmen – und gemeinsam klar machen: Eine Rückkehr zu Protektionismus stößt auf breiten Widerstand und ließe sich für Washington nur unter großen Kosten erreichen.

Prof. Moritz Schularick ist Präsident des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW).

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Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025

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