Technologie
Nicht erst seit der Coronavirus-Krise wird deutlich, dass digitale Technologien Trends auch im Bildungssektor stärker in den Vordergrund rücken. Bisher spezialisiert sich jedoch nur ein geringer Prozentsatz der deutschen Startup-Szene auf den Bildungssektor. Dies liegt vor allem an der föderalen Bildungsstruktur, bürokratischen Hürden und strengem Datenschutz. Alle News zu Bildungstechnologien von unserer Fachredaktion.
Vor- und Nachteile von Technologie in der Schule
Obwohl durch den DigitalPakt Schule der Ausbau der digitalen Infrastruktur und die technische Ausstattung von Bildungsinstitutionen beschleunigt wurde, gibt es noch viel Nachholbedarf. Der Druck für die deutsche Bildungspolitik steigt, denn Schüler:innen müssen schon in der Schule auf eine sich immer weiter digitalisierende Welt vorbereitet werden.
Welchen Vorteile hat der Einsatz von Technologien an Schulen?
- Der Einsatz von Bildungstechnologien kann Schulstoff für Lernende spannender gestalten. Hierzu zählt nicht nur der Einsatz von Computern im Unterricht, sondern auch Technologien wie Virtual Reality Werkzeuge, Apps oder 3D-Drucker.
- Eine Schulcloud erleichtert den Zugang zu Material und reduziert körperliche Belastung durch das Tragen von Büchern.
- Sammeln und analysieren von Daten kann helfen den individuellen Lernerfolg von Schüler:innen zu verbessern.
- Künstliche Intelligenz einsetzen, um Lernende besser zu betreuen und individuell zu fördern.
- Durch das Einbeziehen von digitalen Medien kann die Kreativität von Lehrenden und Lernenden gefördert werden unter der Prämisse, dass Methode, Medium und Endgeräte zusammenpassen.
- Digitale Lernplattformen bieten kollektive Lernangebote und Anregungen für Schüler:innen zum selbständigen Lernen an.
- Bildungseinrichtungen können die Qualität der Lehre verbessern und Kosten reduzieren, zum Beispiel durch langfristige Materialeinsparung.
Der Einsatz von Technologie birgt auch Nachteile:
- Eine der größten Sorgen ist es, den Datenschutz bei der Digitalisierung des Bildungswesens zu gewährleisten.
- Mögliche körperliche und psychosoziale Langzeitfolgen durch zu viel Bildschirmarbeit, fehlende soziale Interaktion und sinkende Schreibfähigkeit bei Lernenden.
- Hohe Kosten in der Anschaffung und Entwicklung.
- Der Einsatz von Technologie setzt bei Lernenden einen hohen Grad an Selbstdisziplin voraus.
Sinnvoller Einsatz von Bildungstechnologien ist notwendig
Besonders wichtig ist, dass nicht nur von einem einfachen Medienwechsel gesprochen wird. Analoger Unterricht über digitale Kanäle hat in diesem Sinne keinen Mehrwert für die Lernenden. Der Einsatz von Bildungstechnologien muss Lehr- und Lernprozess effizienter oder effektiver gestalten. Ebenso wichtig ist es einen humanistischen Umgang mit Datenerhebungen anzustreben, sie sollen dazu dienen Schüler:innen in ihrer Weiterentwicklung zu unterstützen und nicht sie in Konkurrenz zueinander zusetzen.
Es hat keine langfristige positive Wirkung, Bildungsinstitutionen mit modernster Technik auszustatten, wenn die Methoden und Inhalte dafür nicht entsprechend vorbereitet werden. Eine sinnvolle Kombination aus Methoden und Technologien ist wichtig für eine zielführende Umsetzung der Digitalisierung des Bildungswesens.
Was ist Edtech?
EdTech setzt sich aus den englischen Worten Education und Technology zusammen, bezieht sich also auf Bildungstechnologien und beschreibt den wirksamen Einsatz von Computerhard- und Software, um den Lernprozess zu unterstützen. Die Nachfrage von Services und Produkten von EdTech-Unternehmen und Startups wächst weltweit. Für Bildungsinstitutionen stellen sie das Potenzial für eine schnelle Innovation im Bildungssektor dar. Damit dies gelingt, braucht es aber gute Rahmenbedingungen, um die Implementierung von EdTech im Bildungssektor zu fördern. Die Entscheidungsstrukturen der deutschen Bildungspolitik sind dezentral organisiert, dies führt dazu, dass sich viele EdTech-Unternehmen in den Weiterbildungsbereich verlagern, da diese Zielgruppen einfacher zu erreichen sind.
Die Entbürokratisierung von Vorgängen und organisationskulturelle Veränderungen aller Beteiligten sind notwendig, um die Zusammenarbeit zwischen EdTech-Startups und Bildungsinstitutionen zu vereinfachen. Um diese Zusammenarbeit unkomplizierter zu gestalten hat das Hochschulforum Digitalisierung den EdTech-Kompass entwickelt. Dies ist ein Werkzeug, um es Bildungsinstitutionen zu erleichtern aus dem Angebot an EdTech-Unternehmen auszuwählen. Sie können dort nach passender Zielgruppe und Art der Software ausfiltern.
Was ist E-Learning?
Unter dem Begriff E-Learning wird das Lernen mithilfe von elektronischen Hilfsmitteln oder digitalen Medien verstanden. Der Umfang dieser ist groß und reicht von E-Books, Videos, Lernplattformen in der Schule, 3D-Drucker, sozialen Medien über Online-Kurse und noch viel mehr. Hierbei wird vor allem zwischen aktiver oder passiver Form des Lernens entschieden.
Doch welche Vorteile hat der Einsatz von Technologien im Lernprozess?
- Örtliche und, je nach Unterrichtsformat, auch zeitliche Unabhängigkeit verschaffen den Lernenden mehr Flexibilität.
- Sollte das Unterrichtsformat es erlauben, kann die Lerngeschwindigkeit individuell angepasst werden.
- Durch verschiedene Wahrnehmungskanäle verinnerlichen Lernende das Gelernte besser.
- Unterschiedliche Lerntypen können durch das E-Learning besser bedient werden, je nachdem ob der Lernende besser visuell, auditiv oder haptisch lernen kann.
- Hinzu kommt der Aspekt der Ressourcen, durch E-Learning Angebote ist es Lehrkräften möglich eine größere Anzahl an Lernenden zu erreichen, zudem das Material einfach aufgenommen und vervielfältigt werden.
Eine der Methoden, die sich beim E-Learning bewährt hat, ist der flipped classroom. Schüler:innen bereiten die Schulstunde zuhause vor, indem sie das Unterrichtsthema vorher mithilfe digitaler Werkzeuge erarbeiten. Der Unterricht selbst wird als Raum für Übungen und Austausch zwischen Lehrkräften und Schüler:innen angesehen. Eine weitere erfolgreiche Methode ist das Game-based Learning, das eingesetzt wird, um Lernprozesse spielerisch zu gestalten. Die künstliche erschaffene Grenze zwischen Spielen und Lernen soll aufgehoben werden um dadurch den Frust beim Lernen zu nehmen und dabei zu helfen eine positive Fehlerkultur aufzubauen.
Damit das Konzept E-Learning erfolgreich ist, müssen die Lernenden einen gewissen Grad an Selbstdisziplin mitbringen. Dazu kommt, dass gruppendynamische Prozesse digital schwieriger zu formen sein können.
Welche Bildungsapps und Plattformen gibt es?
Zu den bekanntesten deutschen EdTech Unternehmen gehören erfolgreiche Lernplattformen wie Studypoint, Sofatutor und Simpleclub. Auf ihnen wird Material bereitgestellt, wie Erklärvideos, intelligente Lehrpläne und interaktive Übungen, um das Gelernte zu vertiefen. Es gibt Angebote, die sich nur an Schüler:innen richten als auch welche für Lehrkräfte, die Lernplattformen in der Schule nutzen möchten. Online Lernplattformen wie Wir Lernen Online (WLO) stellen OER (Open Educational Ressources), qualitativ hochwertige und kostenlose Bildungsmaterialen für Lehrer:innen zur Verfügung. Online-Lernsysteme wie Bettermarks analysieren die Eingaben von Schüler:innen in den Übungsaufgaben auf der Plattform und helfen ihnen durch konstruktive Hilfestellungen, die Fehler nachzuvollziehen.
Ein Problem für viele der EdTech Startups sind die deutschen Datenschutzbehörden und ihre intransparenten Prozesse für Unternehmen. Um dieser Problematik Abhilfe zu verschaffen, wurde das Forschungsprojekt Data Protection Certification for Educational Information Systems (DIRECTIONS) ins Leben gerufen, um die Umsetzung einer Datenschutzzertifizierung für schulische Informationssysteme zu erleichtern.
Welche Kompetenzen werden beim Umgang mit Technologien benötigt?
Welche Kompetenzen müssen Lernenden in einer digitalen Welt mit an die Hand gegeben werden? Sowohl Lehrende als auch deren Schüler:innen müssen medienkritische Werkzeuge erlernen, um sich sicher in einer digitalen Welt bewegen können. Das bedeutet, sie müssen lernen, wie sie digitale Informationen suchen und verarbeiten können, digitale Quellen analysieren und reflektieren, sich mit Datenschutz auseinandersetzen und digitale Kommunikationsmedien sicher benutzen.
Zukunft der Technologien: Warum brauchen wir Technologien in der Bildung?
Das Bildungssystem muss Kinder und Jugendliche darauf vorbereiten, sich in unserer immer weiter digitalisierenden Gesellschaft mündig zu bewegen. Dazu gehört zu wissen, wie Medien benutzt werden und wie man digitale Quellen kategorisiert, aber auch der Umgang und die Interpretation von Daten. Durch die Einbindungen von Technologien in den Unterricht und die aktive Beteiligung von Schüler:innen, zum Beispiel durch die Produktion von digitalen Inhalten, wird der Lernprozess kreativer und spannender gestaltet.
Bildungstechnologien fördern den individuellen Lernprozess der Schüler:innen durch ihre Flexibilität. Auch wenn die Lernziele für alle gleichbleiben, ist ein individuelles Lerntempo für die Lernenden möglich. Der Einsatz von Technologie in der Schule kann Lernenden also dabei helfen, Lernlücken schnell festzustellen und dadurch ermöglichen, dass Schüler:innen gezielt gefördert werden.
Der Einsatz von neuen Technologien im Bildungssektor ist elementar: Von EdTech über E-Learning bis Bildungsapps – alle News zur Bildungstechnologien von der Table.Redaktion.