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Erscheinungsdatum: 18. Februar 2025

Weimarer Gespräche: Wie die Plattform-Logik Schulen verändern kann

Für eine zeitgemäße Organisation müssten sich Schulen stärker an digitalen Plattformen orientieren, fordern die Initiatoren der Weimarer Gespräche. Table.Briefings liegt das erste Konzept vor. Viele Fragen bleiben aber noch offen.

Die Organisation von Schulen wird und muss sich grundlegend ändern: weg vom Muster industrieller Produktion hin zum Vorbild digitaler Plattformen. Das ist zumindest die These der Weimarer Gespräche 2024, deren Ergebnisse an diesem Mittwoch in einem Diskussionspapier veröffentlicht werden und Table.Briefings vorab vorlagen.

„Schule ist heute schon in Teilen eine Plattform“, sagt Ekkehard Thümler, einer der Initiatoren der Weimarer Gespräche. „Wir müssen ihren Charakter in dieser Hinsicht ganz gezielt stärken.“ Dem Konzept zufolge vermitteln Schulen Wissen nicht mehr ausschließlich selbst. Statt standardisiertem Fachunterricht gehe es stärker um die „Orchestrierung eigener und externer Bildungsangebote“ sowie der Gestaltung individueller Lernpfade.

Für die Umsetzung seien radikale Schritte nötig, sagt Thümler. Insbesondere die Governance-Struktur und die bisherigen Zuständigkeiten würden sich ändern. Statt fragmentierten Verantwortlichkeiten zwischen Land, Bezirk und Schulträger schweben den Autoren des Diskussionspapiers eine kommunale Trägerschaft wie in Kanada oder Non-Profit-Trägerschaften wie in Großbritannien vor. Schulen wären in dieser Logik deutlich handlungsfähiger als bisher und würden über eigene Budgets verfügen. Zudem bräuchte es Schnittstellen für den Austausch von Schulen und außerschulischen Bildungsanbietern. Dies könnten Ansätze sein, wie sie auch die „Allianz für Schule Plus“ vorsieht. Zudem soll auf den diesjährigen Weimarer Gesprächen über alternative Trägerschaften diskutiert werden.

Das Papier lässt allerdings noch einige Fragen offen. Unklar ist etwa, wie die externen Bildungsangebote kuratiert und qualifiziert werden sollen. Zudem würde eine stärkere Modularisierung nicht nur den aktuellen Fächerkanon, sondern auch die Rolle von Lehrkräften und letztlich von Schule selbst infrage stellen. Geht es nach Thümler, sei es Zeit, sich „von der Vorstellung zu verabschieden, dass es nur eine Handvoll Schulfächer“ geben könne. Die neue Organisation von Schule würde mehr Raum lassen für Themen wie Gesundheits-, Demokratie- oder Finanzbildung. Im ersten Schritt gehe es darum, die Idee systematisch zu verbreiten, sagt Thümler. Großes Interesse erhoffe er sich von den außerschulischen Akteuren. Vera Kraft

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025

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