Vor acht Jahren haben alle 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen die Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung, den SDGs, beschlossen: Armut und Hunger beenden, Klimawandel begrenzen und Geschlechtergleichstellung erreichen – um nur vier von ihnen zu nennen. Doch wenn wir im bisherigen Tempo weitermachen, werden wir keines dieser Ziele bis 2030 erreichen. Das liegt auch daran, dass in den letzten Jahren viel Vertrauen in internationale Kooperationen verloren gegangen ist. Zum Beispiel durch einen unterschiedlichen Blick auf Kriege und Konflikte. Gemeinsam vorwärts zu gehen, ist deshalb nicht immer einfach.
Um die Agenda 2030 auf Erfolgskurs zu bringen, müssen wir aber alle an Bord haben: Nord und Süd, Regierungen, Unternehmen und die Zivilgesellschaft.
Hier kommt die Hamburg Sustainability Conference (HSC) ins Spiel, die das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) in Kooperation mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP), der Michael Otto Stiftung und der Freien und Hansestadt Hamburg aus der Taufe gehoben hat. Ihr Ziel: Brücken bauen zwischen all jenen, die es braucht, um die komplexen Probleme unserer Zeit zu lösen. Probleme, die einer nachhaltigen globalen Entwicklung im Wege stehen.
Wie zum Beispiel das der Schifffahrt: Die globale Schifffahrt ist für nahezu drei Prozent der globalen CO₂-Emissionen und für über 80 Prozent der CO₂-Emissionen im Welthandel verantwortlich. Sie stößt damit mehr Klimagase aus als ganz Deutschland – und sie wird weiter wachsen. Eine Transformation der Schifffahrt ist daher essenziell, um den Klimawandel abzubremsen.
Viele haben sich bereits auf den Weg gemacht. Doch um weiter vorwärtszukommen, müssen sie das Henne-Ei-Problem lösen. Denn es sind Viele entlang der weltweiten Schiffsrouten, die für eine nachhaltige Schifffahrt gebraucht werden. Wer macht den ersten Schritt? Kümmern sich zuerst die Häfen darum, dass Schiffe dort mit nachhaltigen Kraftstoffen versorgt werden können? Oder die Reedereien, die ihre Flotten umrüsten, so dass die Schiffe mit erneuerbaren Kraftstoffen angetrieben werden können? Oder beginnen zuerst die Produzenten von grünem Wasserstoff, in großem Maßstab zu produzieren? Die Antwort lautet: Weder Henne noch Ei können alleine loslegen. Denn alle müssen mit langem Vorlauf viel investieren. Gehen Sie allein den ersten Schritt, tragen sie ein hohes Risiko, ihre Investitionen in den Sand zu setzen.
Bei der HSC am 7. und 8. Oktober werden zum ersten Mal alle Akteurinnen und Akteure gemeinsam am Tisch sitzen, die für eine nachhaltige Schifffahrt gebraucht werden. Neben Häfen, Reedereien und Produzenten der Kraftstoffe sind das auch die Unternehmen, die die Kraftstoffe transportieren. Es sind die Motorenlieferanten, die die passenden Antriebe entwickeln und einbauen. Es sind die Banken, die bei der Finanzierung der notwendigen Investitionen unterstützen. Und es sind die Regierungen, die das nötige Umfeld dafür schaffen.
Ganz entscheidend ist, dass Akteurinnen und Akteure aus dem Globalen Norden und dem Globalen Süden in Hamburg sein werden. Denn klar ist, dass Deutschland die Schifffahrt nicht im Alleingang transformieren kann. Weil die Schifffahrtsrouten die ganze Welt durchziehen, Schiffe auch in Kanada oder Asien tanken müssen und Schiffe aus anderen Ländern bei uns anlanden. Aber auch, weil die erneuerbaren Kraftstoffe, die gebraucht werden, nicht allein aus Deutschland kommen können. Denn wir haben weder genug Platz noch genug Wind und Sonne, um den erneuerbaren Strom für die Wasserstoffproduktion wirtschaftlich zu erzeugen.
All das – Platz, Wind, Sonne und den politischen Willen, sie zu nutzen – gibt es in vielen der Partnerländer Deutschlands in Asien, Lateinamerika und in Afrika. Zum Beispiel in Marokko. Das BMZ hat im Jahr 2020 eine „Allianz für grünen Wasserstoff“ mit dem Land geschlossen. Teil dieser Zusammenarbeit ist der Bau einer Pilotanlage zur Produktion und der Aufbau einer Forschungsplattform. Sie sind wichtige Meilensteine, um Privatinvestoren zu zeigen: Investitionen in grünen Wasserstoff funktionieren und lohnen sich.
Für Marokko, das BMZ und all die anderen Akteure, die bei der HSC zusammenkommen, gilt: Wenn wir es richtig anstellen, können wir alle gewinnen. Für Marokko heißt das: eine wachsende Volkswirtschaft, stabile Energieversorgung und zukunftstaugliche Arbeitsplätze. Für Deutschland bedeutet das: Mehr Export von Anlagen für die Wasserstoffproduktion sowie stabile und diversifizierte Lieferbeziehungen für erneuerbare Energien.
Darum gibt es die HSC: Um Situationen zu schaffen, in denen alle gewinnen. Und um zu zeigen, dass wir der Agenda 2030 Rückenwind verleihen können, wenn alle an einem Strang ziehen.