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Erscheinungsdatum: 24. April 2025

Berlin: Umlage kann Angebot an Ausbildungsplätzen nur bedingt erhöhen

Berlins Arbeitssenatorin hat den Gesetzgebungsprozess für eine Ausbildungsplatzumlage begonnen. Doch ob eine solche Umlage helfen wird, die desolate Lage am Ausbildungsmarkt zu lösen, ist fraglich.

Zu der Einschätzung kommen zwei Experten auf Anfrage von Table.Briefings. Wie die Betriebe in der Hauptstadt auf eine mögliche Ausbildungsumlage reagieren, sei offen, sagte Dieter Euler, emeritierter Professor für Educational Management der Universität St. Gallen. Die Idee einer Umlage: Alle Arbeitgeber zahlen in einen Fonds ein, wer ausbildet, erhält dafür eine Ausgleichszahlung. Da die Betriebe jedoch weiterhin freiwillig entscheiden, wie viel sie ausbilden, seien Euler zufolge „zumindest Zweifel angebracht“, ob eine Umlage das Angebot an Ausbildungsplätzen signifikant erhöhen wird.

Auch Bernd Fitzenberger ist skeptisch, ob eine Umlage in Berlin die Ausbildungschancen von Jugendlichen erhöhen wird, die aktuell keine Lehrstelle finden. Der Direktor des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sieht mehrere Risiken:

Fitzenberger hält Umlagen in spezifischen Branchen für funktionaler als für die Gesamtwirtschaft. Er plädiert in Berlin für Angebote, die sich direkt an Jugendliche richten, die bisher leer ausgehen. Dieter Euler fordert, dass Berlin die 2024 von der Ampel eingeführte Ausbildungsgarantie nutzt.

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Berlins Arbeitsverwaltung hat am Mittwoch einen Referentenentwurf für eine Ausbildungsumlage in die Senatsabstimmung eingebracht. Ihm zufolge sollen laut Tagesspiegel alle Berliner Betriebe ab einer bestimmten Größe eine Abgabe von 0,1 bis 0,4 Prozent der jeweiligen Bruttolohnsumme in eine „Berliner Ausbildungskasse“ einzahlen. Ausbildungsbetriebe sollen dann für jeden Lehrling einen bestimmten Geldbetrag erhalten. In Bremen, wo ab diesem Jahr ein Ausbildungsfonds gilt, sind es 2.250 Euro.

Das Gesetz soll jedoch nur kommen, wenn Berlin sein Ziel verfehlt, dass bis Ende 2025 34.853 Ausbildungsverträge geschlossen werden – 2.000 mehr als 2023. Darauf hatte sich das Bündnis für Ausbildung verständigt. Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU), der Mitglied dieses Bündnisses ist, kritisierte nun aber den Entwurf der Arbeitsverwaltung. Es sei „der falsche Zeitpunkt, eine Ausbildungsabgabe vorzubereiten, die die Unternehmen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zusätzlich belastet“, sagte er. Auch die IHK Berlin kritisierte den Gesetzentwurf und verwies darauf, dass es aktuell fast 12.000 freie Ausbildungsplätze in Berlin gebe. Der DGB Berlin-Brandenburg erhofft sich dagegen durch eine Umlage nicht nur mehr Lehrstellen, sondern auch eine steigende Qualität in der Ausbildung.

Die Lage am Ausbildungsmarkt kann in Berlin als desolat bezeichnet werden. So kamen 2024 statistisch gesehen 100 Bewerber auf 72 Stellen, womit Berlin im Ländervergleich das Schlusslicht bildet. 3.700 junge Menschen gingen laut der Arbeitsverwaltung leer aus. Nur knapp elf Prozent aller Berliner Betriebe bildeten zudem aus, bundesweit seien es doppelt so viele. Anna Parrisius

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025
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