CEO.Table – Ausgabe 50

Wie der Mittelstand gegen den Strukturbruch kämpft + US-Zölle: Angriff von zwei Seiten + Digitaler Euro schwächt Europa

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Ein Karton der UNO-Flüchtlingshilfe in einem Flüchtlingscamp. Ein Medizin-Kit schnellt hoch. Winter ist kein Spaß.

Executive.Summary

Wie der Mittelstand gegen den Strukturbruch kämpft

Der Datev-Mittelstandsindex zeigt die dramatische Lage jenseits offizieller Konjunkturindikatoren: Umsatzrückgang von 0,6 Prozent bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen (KMU), Beschäftigungsabbau von 0,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das statistische Bundesamt definiert KMU, die etwa die Hälfte zum Bruttoinlandsprodukt beitragen, als alle Unternehmen bis 249 Beschäftigte und bis 50 Millionen Euro Umsatz.

Besonders hart trifft es Kleinstunternehmen mit minus fünf Prozent Umsatz. Das Bauhauptgewerbe verzeichnete im Juni einen Einbruch von knapp drei Prozent, das Gastgewerbe liegt durchgängig bei über fünf Prozent monatlichem Minus.

Ein Alarmsignal übertrifft alle anderen: Auch KMU bauen Mitarbeiter ab. „Der Mittelständler versucht wirklich, bis zum bitteren Ende an seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern festzuhalten“, erklärt Robert Mayr, CEO von Datev, im Gespräch mit Table.Briefings. Dass selbst diese Unternehmen ihre wichtigste Ressource nicht mehr halten können, zeigt die Schwere der Krise.

Stationäre Händler kämpfen strukturell gegen Windmühlen: Große Ketten und Online-Plattformen nutzen Skaleneffekte und digitale Sichtbarkeit. Chinesische Anbieter wie Temu überschwemmen den Markt. Seit 2015 ist die Zahl der Einzelhandelsgeschäfte von über 370.000 auf etwa 300.000 gesunken. Mehr als zwei Drittel der verbliebenen Händler melden rückläufige Kundenfrequenz.

Während vor allem die kleineren Unternehmen straucheln, hat das mehr als 100 Jahre alte Weleda den Turnaround geschafft. 2022 schrieb Weleda rote Zahlen. Bereits 2023 war die Naturkosmetikmarke wieder profitabel, 2024 legte sie acht Prozent Wachstum hin – deutlich mehr als der Markt. „Wir agieren ja eher wie ein Start-up im Moment und nicht wie eine Traditionsfirma“, sagt Tina Müller, seit Oktober 2023 CEO, im Gespräch mit Table.Briefings. Bis 2030 soll sich der Umsatz auf 840 Millionen Euro verdoppeln. Für 2025 peilt das Unternehmen rund 500 Millionen Euro an und sieht sich auf Kurs.

Um sich dauerhaft am Markt zu etablieren, hilft aus Müllers Sicht nur eins: Innovation. Die Eigenmarken von Rossmann, dm und Müller setzen Weleda unter Druck. „Ich muss immer einen Schritt weiter springen, etwas Relevantes in den Markt einführen, das sich differenziert“, erklärt Müller die Strategie. Neue Produkte werden nach einer gewissen Zeit kopiert – dann muss bereits die nächste Innovation bereitstehen.

Raoul Roßmann, seit 2021 Vorsitzender der Geschäftsführung des inhabergeführten Familienunternehmens Rossmann, setzt darauf, neue, aufstrebende Marken ins Sortiment zu holen, um zusätzliche Impulse zu setzen und das Angebot regelmäßig zu erneuern. „Neue Marken schaffen es heute sehr leicht, Aufmerksamkeit zu gewinnen – selbst mit kleinen Marketingbudgets. Diese Marken nehmen wir in unser Sortiment auf, wo sie frischen Schwung hineinbringen. So entsteht jedes Jahr aufs Neue ein belebtes Sortiment, das letztlich auch unseren Umsatz antreibt“, sagt Roßmann. Zugleich betont er, dass Eigenmarken im deutschen Einzelhandel inzwischen unverzichtbar geworden sind. Sie machten deutlich über 30 Prozent des Gesamtabsatzes aus, und viele Kunden kombinierten bewusst Marken- und Eigenmarkenprodukte.

Wie auch andere Drogerieformate wächst Rossmann weiter. Das Familienunternehmen hat das Jahr 2024 mit 15,3 Milliarden Euro Umsatz und einem Plus von 10,2 Prozent abgeschlossen. Auch im deutschen Markt legte Rossmann zu – um sechs Prozent auf 9,9 Milliarden Euro.

Daran, dass ein Konsumimpuls die Konjunktur antreiben kann, glaubt Roßmann allerdings nicht. Er verweist auf die Preissteigerungen in den vergangenen Monaten. „Wir haben 30 Prozent Inflation im Lebensmitteleinzelhandel erlebt, und wir haben circa 20 Prozent im Near-Food-Bereich erlebt.“ Im Oktober lag die Inflation immer noch bei 2,3 Prozent. Die Preissteigerung ist also nicht verschwunden, nur das Tempo der Preiserhöhungen hat sich verlangsamt.

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Sondergutachten: Monopolkommission sieht bedenkliche Konzentration im Lebensmittelbereich

Das Beratergremium der Bundesregierung hat gestern seinen Bericht zu den Lieferketten im Lebensmittelbereich abgegeben und warnt: „Die hohe Konzentration in vielen Bereichen ist aus wettbewerblicher Sicht besorgniserregend“. Warum die Ökonomen von Eingriffen in die Preisbildung abraten und was sie stattdessen empfehlen, lesen Sie im Agrifood.Table. Frederik Bombosch

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CEO.Talk

US-Zölle: Doppelte Belastung für deutsche Unternehmen

Die US-Zölle treffen deutsche Unternehmen aus zwei Richtungen: Zum einen direkt über höhere Abgaben auf deutsche Exporte in die USA und indirekt über chinesische Waren, die aufgrund der US-Zollpolitik nach Europa ausweichen und dort insbesondere den deutschen Markt fluten. Allianz-Trade-DACH-CEO Milo Bogaerts erklärt: „Die effektive Zollbelastung auf US-Importe erreicht bis zum Jahresende voraussichtlich rund 14 Prozent – ein enormer Sprung, der die globalen Handelsströme spürbar verändert.“

Die Umleitung chinesischer Exporte ist inzwischen in den Daten klar sichtbar. Der chinesische Anteil an den US-Importen ist von 21,6 Prozent im Jahr 2017 auf nur noch 9,4 Prozent bis Juli 2025 gefallen. „Diese wegfallenden Exporte verschwinden nicht“, sagt Bogaerts, „sie werden in andere Märkte gelenkt – und ein spürbarer Teil landet inzwischen in Deutschland.“

Eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) untermauert diesen Eindruck. Die Kölner Forscher kommen zu dem Ergebnis, dass bei mehr als 1.500 detaillierten Warengruppen gleichzeitig die US-Importe aus China zurückgehen und die deutschen Importe aus China ungewöhnlich stark zulegen. Auf diese Warengruppen entfallen etwas mehr als 50 Prozent des gesamten deutschen Einfuhrwerts aus China im zweiten Quartal 2025. Besonders betroffen sind Kernbereiche der Industrie wie Chemie, Elektroindustrie, Maschinen- und Fahrzeugbau – also genau jene Branchen, in denen Deutschland traditionell stark ist.

Gleichzeitig schlagen die direkten Zolleffekte zunehmend durch. 2023 waren nur rund zwei Prozent der deutschen Exporte von neuen Zollmaßnahmen betroffen, 2024 bereits sieben Prozent. „Mitte November 2025 liegen wir bei rund 25 Prozent“, so Bogaerts. „Das hat sich also mehr als verzehnfacht – und das spüren die Unternehmen jeden Tag.“

Die Belastungen zeigen sich inzwischen deutlich in der Insolvenzentwicklung. In Deutschland rechnet Allianz Trade für 2025 mit einem Anstieg der Insolvenzen um rund elf Prozent auf etwa 24.320 Fälle. Das liegt rund 23 Prozent über dem Vorkrisenniveau. Besonders gravierend ist die Lage bei den Großinsolvenzen: 2024 gab es 87 Fälle – der höchste Wert seit Beginn der Messung. „2025 liegen wir nach neun Monaten schon bei 57“, sagt Bogaerts. „Gerade im dritten Quartal waren es auffallend viele.“ Großinsolvenzen seien besonders gefährlich, weil „ein einziger Fall Hunderte Zulieferer mitreißen kann“.

Trotz aller Herausforderungen blickt Bogaerts zuversichtlich auf die kommenden Jahre. Deutschland habe eine außergewöhnliche industrielle Basis, sagt er, geprägt von starken Ausbildungsstrukturen, innovativem Mittelstand und Unternehmen, „die in Generationen denken, nicht in Quartalen“. Gerade diese Eigenschaften hätten die deutsche Wirtschaft in der Vergangenheit durch schwere Krisen getragen – und könnten das auch jetzt wieder tun. Entscheidend sei, dass Firmen weiter investieren und Innovation nicht aufschieben. Dann könne Deutschland in vier oder fünf Jahren sogar besser dastehen als andere große Volkswirtschaften.

Was Milo Bogaerts Unternehmen rät, wer die Gewinner und Verlierer des US-Zollregimes sind – und ob Allianz Trade als weltweit führender Anbieter von Kreditversicherungen selbst von einer steigenden Zahl an Insolvenzen profitiert, lesen Sie im ausführlichen Interview hier.

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CEO.News

Seele soll neuer Aufsichtsratschef von Covestro werden

Nach dem erfolgreichen Kauf des Leverkusener Kunsttoffkonzerns Covestro durch den emiratischen Staatskonzern Adnoc stehen nun auch die ersten Personalien fest. Der deutsche Energiemanager Rainer Seele soll neuer Aufsichtsratschef des Leverkusener Unternehmens werden, hieß es am Freitag in Regierungskreisen. Der ehemalige Chef des österreichischen Gaskonzerns OMV ist vor allem für seine Russland-Kontakte bekannt und soll nach 2015 die Abhängigkeit Österreichs von Russland kräftig befördert haben. Russlands Präsident Wladimir Putin selbst soll den Einstieg Seeles bei OMV vorangetrieben haben, berichteten österreichische Medien 2022 unter Berufung auf Geheimdienstkreise.

Nach seinem Engagement beim OMV wechselte Seele allerdings zum emiratischen Staatskonzern Adnoc, der nun den deutschen Chemiehersteller übernimmt. Angeblich soll Adnoc rund 12 Milliarden Dollar für den Polymer-Hersteller vom Rhein bezahlen, es ist der bisher größte Übernahme eines deutschen Unternehmens durch einen arabischen Staatskonzern. Die EU und zuletzt nun auch die Bundesregierung hatten grünes Licht gegeben.

Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) war diese Woche mit einer Delegation in die VAE gereist, um letzte Details zu klären. Auch Covestro-Chef Markus Steilemann war nach Abu Dhabi geflogen, an diesem Freitag gaben beide Unternehmen die Übernahme bekannt. „Die Entscheidung von Adnoc, in Covestro zu investieren, ist ein starkes Signal des Vertrauens in den Industriestandort Deutschland“, sagte Ministerin Reiche zu Table.Briefings. „Mit dem Bekenntnis zur langfristigen Weiterentwicklung des Unternehmens eröffnet Adnoc neue Perspektiven für Wachstum, Beschäftigung und die Transformation der Chemiebranche.“ Der Staatskonzern aus der VAE soll unter anderem bis 2030 eine Standortgarantie für die Konzernzentrale in Leverkusen gegeben haben. Auch der deutsche Top-Manager bei Adnoc, Klaus Fröhlich, dürfte in den Aufsichtsrat einziehen. Michael Bröcker

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Zwischen Boom und Bremse: Europas Tech an der Wachstumsgrenze

Trotz steigender Investitionen und mehr Optimismus bleiben für europäischen Gründer und Investoren einige Herausforderungen, wie der „State of European Tech“-Report des Risikokapitalunternehmens Atomico zeigt. Table.Briefings hat sich die wichtigsten Punkte angeschaut:

  • 15 Prozent des europäischen BIP: Der Anteil des Tech-Sektors wächst weiter.

  • Vier Billionen US-Dollar Wert: Europa ist heute ein globaler Großplayer, getrieben von Software, KI und Deep Tech.

  • Die Hälfte der Befragten zeigt mehr Optimismus: 50 Prozent blicken optimistischer auf die Situation als noch vor zwölf Monaten. Europa muss sich jedoch weiterhin beweisen.

  • Drei Milliarden US-Dollar mehr für Start-up-Finanzierungen: Das ist eine leichte Erholung zu den investierten 41 Milliarden US-Dollar aus dem vergangenen Jahr, sie bleiben damit aber weit hinter dem Rekordjahr 2021 mit 96 Milliarden US-Dollar Investment. Um global mithalten zu können, fehlt jedoch das nötige Wachstumskapital.

  • 36 Prozent aller VC-Investitionen fließen in Deep Tech: Ein Anstieg von 17 Prozent im Vergleich zu 2021. Der Sektor wächst schnell, kommt aber mit dreistelligen Millionenrunden nicht an die Milliarden in den USA heran.

  • EU-Regulierung bleibt der größte Standortfaktor: 70 Prozent der befragten Gründer empfinden das Regelwerk als einschränkend, und politische Fortschritte bei der Vereinfachung brauchen lange.

  • Vier von fünf europäischen Gründern starten in Europa: Der Anteil erfahrener Teams, die lieber die USA als Standort zur Skalierung wählen, hat sich jedoch von zehn Prozent in 2016 auf 18 Prozent in diesem Jahr fast verdoppelt. Europa muss attraktiver werden, um Top-Talente und Wachstumsfirmen langfristig zu halten. Lisa Brunßen

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European Business Wallet: Kommission legt ihren Entwurf vor

Die EU-Kommission hat in dieser Woche mit dem Digitalpaket auch ihren Vorschlag zum European Business Wallet (EUBW) präsentiert. Die digitale Identität für Unternehmen soll Geschäftsprozesse in der EU deutlich vereinfachen. Unternehmen können sich damit digital ausweisen, verifizierte Nachweise wie Handelsregisterauszüge oder Vertretungsbefugnisse direkt aus Registern abrufen und automatische, rechtsgültige Mitteilungen mit Behörden und Geschäftspartnern austauschen. Die Wallet soll Doppelaufwände, Medienbrüche und manuelle Prüfprozesse verringern und damit einen großen Teil der heute anfallenden administrativen Kosten reduzieren – in der vollen Ausbaustufe mehr als 220 Milliarden Euro pro Jahr.

Die EUBW baut auf dem System der EU Digital Identity Wallets (EUDI-Wallets) auf. Sie erweitert es um unternehmensspezifische Funktionen wie: eine sichere Rollen- und Mandatsverwaltung, den Abruf offizieller Unternehmensattribute, automatisierte Datenübertragung in interne Systeme und einen europaweit verpflichtenden Kommunikationskanal für amtliche Nachrichten. Die Mitgliedstaaten müssen ihre Register und Portale anbinden, während verschiedene Anbieter marktoffene Wallet-Lösungen entwickeln sollen, die auf interoperablen europäischen Standards basieren. Jetzt werden das EU-Parament und der Rat über den Gesetzentwurf beraten. Erste Reaktionen von Abgeordneten und des Bitkom, lesen Sie im Europe.Table. Corinna Visser

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Klingbeil zu Lieferketten: „Wir gewinnen nur Zeit“

Nach drei Tagen in Peking und Shanghai zieht SPD-Chef Lars Klingbeil Bilanz: China signalisiere „großes Interesse an Zusammenarbeit“, gleichzeitig wachse das Selbstbewusstsein der Volksrepublik rasant. Deutschland müsse wirtschaftlich schneller, breiter und strategischer werden. Das ausführliche Interview mit dem Vizekanzler lesen Sie im China.Table. Amelie Richter

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Fast Fashion: Greenpeace findet wieder Chemikaliencocktail in Shein-Bekleidung

Bekleidungsstücke des chinesischen Online-Händlers Shein überschreiten weiter die in Europa zulässigen Grenzwerte. Bei Analysen von 56 Shein-Produkten aus acht Ländern fand Greenpeace in 32 Prozent (18 Kleidungsstücken) Verletzungen der EU-Chemikalienverordnung Reach. Sieben Jacken überschritten die Grenzwerte für die „Ewigkeitschemikalien“ PFAS um das bis zum 3.300-fache. 14 Produkte wiesen zu hohe Werte der Weichmacher Phtalate auf, sechs überschritten sie um das bis zu Hundertfache. Auch drei Kinderbekleidungsstücke zeigten bei den laut Greenpeace in einem zertifizierten, unabhängigen Labor in Deutschland durchgeführten Tests besorgniserregende Überschreitungen von Chemikaliengrenzwerten.

„Shein steht für ein krankes System aus Überangebot, Profitgier und der Vermüllung der Welt“, sagte Moritz Jäger-Roschko, Greenpeace-Kreislaufwirtschaftsexperte. Greenpeace forderte eine Sonderabgabe auf Fast-Fashion-Produkte und ein Verbot von Werbung für Fast-Fashion auch auf Social Media. Shein erklärte, bislang habe man die Ergebnisse der Greenpeace-Tests noch nicht überprüfen können. Als Vorsichtsmaßnahme würden die beanstandeten Artikel aber vorerst aus dem Verkauf genommen.

Bereits 2022 hatte Greenpeace in sieben von 47 getesteten Fast-Fashion-Produkten von Shein Chemikalien gefunden, die die Reach-Grenzwerte überschritten. Shein ist laut Greenpeace die meistbesuchte Mode-Website der Welt, auf der Plattform befinden sich über 500.000 Modelle gleichzeitig. Der Umsatz stieg von 23 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022 auf 38 Milliarden im Jahr 2024. In Deutschland ist Shein inzwischen der zweitstärkste Online-Händler mit Schwerpunkt Mode. Kai Schöneberg

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Nachhaltigkeitsberichte: Wie sich der Report für Unternehmen auszahlen kann

Eine neue Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt: Nachhaltigkeitsberichte können weit mehr sein als Pflichtlektüre – sie stoßen Transformationen an, die Unternehmen finanziell und strategisch voranbringen. Ob sich der Aufwand auszahlt, hängt jedoch stark von Reifegrad, Zuständigkeiten und Datenqualität im Nachhaltigkeitsmanagement ab. Gerade vor dem Hintergrund zurückgefahrener EU-Pflichten liefert die Analyse Orientierung und macht deutlich, wo Berichte echten Mehrwert schaffen können. Mehr dazu lesen Sie im ESG.Table. Ferdinand Fröhlich

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CEO.Presseschau

Spiegel

Kronzeuge Steck gibt Einblicke in den Cum-Ex-Skandal und die persönlichen Folgen

Kai-Uwe Steck, zentrale Figur und Kronzeuge im Cum-Ex-Steuerskandal, berichtet im Spiegel-Interview detailliert über seine Beteiligung an einem der größten Finanzbetrugsfälle Deutschlands berichtet. Steck hat ein Buch drüber geschrieben. Er schildert seinen persönlichen Werdegang, die Einflussnahme seines Umfelds, den schrittweisen moralischen Verfall sowie die psychischen und juristischen Konsequenzen seiner Taten. Trotz seiner Kooperation mit der Staatsanwaltschaft wurde Steck 2025 zu einer Bewährungsstrafe und erheblichen Rückzahlungen verurteilt und sieht sich weiterhin mit hohen Schadenersatzforderungen konfrontiert.
Fonds professionell

Deutsche Bank startet Einstellungs- und Renditeoffensive im Wealth Management

Die Deutsche Bank will ihr Geschäft mit vermögenden Privatkunden deutlich erweitern und bis zu 250 neue Berater in Europa, im Nahen Osten und in Asien einstellen. In den kommenden drei Jahren sollen zusätzlich rund 300 Millionen Euro in Personal und Technologie fließen. Vorstandschef Christian Sewing kündigte zudem an, dass die Eigenkapitalrendite bis 2028 auf über 13 Prozent steigen und ab dem nächsten Jahr 60 Prozent des Nettogewinns an Aktionäre ausgeschüttet werden sollen.
Manager Magazin

Diskretes Geheimtreffen verschärft Konflikt im Commerzbank‑Übernahmepoker

Der frühere Mediobanca-Chef Alberto Nagel soll im September 2024 ein geheimes Treffen zwischen UniCredit-CEO Andrea Orcel und dem damaligen Commerzbank-Chef Manfred Knof in Knofs Haus am Starnberger See arrangiert haben, um über mögliche nächste Schritte in einem Übernahmepoker zu sprechen. Vorstand und Aufsichtsrat der Commerzbank erfuhren davon erst mehr als ein Jahr später; nun wird geprüft, ob Knof mit dem Verschweigen des Treffens seine Pflichten verletzt hat. Nagel hat Mediobanca inzwischen verlassen und plant offenbar, seine Rolle als diskreter Strippenzieher über eine eigene Beratungsgesellschaft fortzusetzen.
Business Insider

Rekordzahl an CEO-Abgängen in den USA

Viele CEOs in den USA verlassen weiterhin ihre Positionen, während normale Arbeitnehmer angesichts eines abkühlenden Arbeitsmarktes an ihren Jobs festhalten. Führungskräfte berichten mittlerweile über höhere Wohlbefindenswerte als der Durchschnitt der Mitarbeiter, insbesondere weil sie durch hohe Gehälter und finanzielle Polster abgesichert sind.​ Die Amtszeiten der CEOs werden zudem immer kürzer; ein Zeichen für zunehmende Dynamik und Druck im Topmanagement.
Financial Times

EU ringt um eine zielgerichtete KI-Regulierung

Der Artificial Intelligence Act sollte Innovation fördern und Risiken minimieren, läuft aber wegen der starken Lobbyarbeit, zahlreicher Ausnahmen und anhaltenden technischen sowie politischen Streitigkeiten ins Leere. Besonders kritisiert werden die Komplexität und Unsicherheit bezüglich der Umsetzung, was kleine Unternehmen stärker belastet und die Wettbewerbsfähigkeit Europas im internationalen Vergleich schwächt. Die EU-Kommission reagierte darauf mit erheblichen Verzögerungen und der Abschwächung wichtiger Vorschriften, was die Debatte um die richtige Balance zwischen Regulierung und Innovationsförderung weiter anheizt.

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CEO.Personnel

Lebensmittelzeitung

Frank Schübel verlässt Teekanne: Unternehmensführung stellt sich neu auf

Frank Schübel beendet nach neun Jahren seine Tätigkeit als CEO beim Düsseldorfer Teeproduzenten Teekanne und scheidet mit Ablauf seines Vertrags aus. Teekanne richtet seine Geschäftsführung neu aus und hat ein Führungsduo benannt, von dem Christian Mestwerdt bereits im Leitungsteam aktiv ist. Diese Veränderungen markieren den Beginn einer neuen Management-Phase bei Teekanne.
Golem

Jeff Bezos wird CEO von Project Prometheus

Ex-Amazon-Chef Jeff Bezos übernimmt gemeinsam mit Vik Bajaj die Leitung des KI-Start-ups Project Prometheus. Das Unternehmen entwickelt künstliche Intelligenz für Anwendungen in Ingenieurswesen, Luft- und Raumfahrt und verfügt über eine Finanzierung von rund 6,2 Milliarden US-Dollar. Mit rund 100 Beschäftigten, darunter Fachleute von Deepmind, Meta und OpenAI, will Project Prometheus komplexere Modelle als bisherige KI-Systeme schaffen.
Industrial Production

Konstantin Ebert wird neuer CEO der Bechtle AG

Der Aufsichtsrat hat entschieden, den Vorstandsvertrag von Konstantin Ebert um drei Jahre bis zum 31. Dezember 2028 zu verlängern und ihn als designierten Nachfolger des derzeitigen CEO Thomas Olemotz vorzusehen. Die offizielle Ernennung erfolgt im Februar 2026, während Olemotz das Unternehmen noch bis Ende 2026 als Vorstandsvorsitzender leiten wird. Ebert, seit 2021 bei Bechtle tätig, verantwortet als COO die internationalen Märkte und hat in verschiedenen IT-Unternehmen internationale Führungserfahrung gesammelt.
Forbes

Doug McMillon verlässt Walmart

Der Einzelhandelskonzern hat angekündigt, dass CEO Doug McMillon im Januar nach zwölf Jahren im Amt zurücktritt. Nachfolger wird John Furner, bisher verantwortlich für die US-Aktivitäten des Handelsriesen. McMillon bleibt bis Ende Januar im Amt und wird anschließend bis 2027 als Berater tätig sein.
Finance Magazin

Veronika Bienert wird Siemens-Finanzchefin

Sie löst den langjährigen CFO Ralf Thomas ab. Bienert war bislang CEO der Finanzierungssparte Siemens Financial Services und als solches Vorstandsmitglied der Siemens AG - zuständig für die Bereiche SFS, Siemens Real Estate und Global Business Services. Gleichzeitig räumt der Konzern Siemens Healthineers mehr Eigenständigkeit ein; der bisherige CFO Ralf Thomas bleibt dort Aufsichtsratschef.
Touristik Aktuell

Dennis Schrahe wird neuer Hauptgeschäftsführer bei Alltours Unternehmensgruppe

Der Reisekonzern strukturiert seine Führungsebene neu und holt Dennis Schrahe spätestens zum Juni 2026 als Hauptgeschäftsführer für Alltours Flugreisen, Byebye und die Reisebüro-Kette Reisecenter Alltours. In der Reisebürosparte folgt Schrahe auf Benjamin Meller; Geschäftsführer Jan Mayer bleibt im Unternehmen, die genaue Aufteilung der Geschäftsleitungsfunktionen wird später bekannt gegeben. Schrahe verfügt mit Stationen unter anderem bei Aida Cruises, TUI und Alltours über ausgewiesene Expertise in Erlös- und Kapazitätssteuerung, Krisenmanagement, strategischer Unternehmensführung und Digitalisierung.

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CEO.Standpunkt

Warum der Digitale Euro in seiner jetzigen Form Europa schwächt

Der Digitale Euro soll Europas Stärke sichern – doch in seiner jetzigen Form schwächt er Souveränität, Wettbewerb und Vertrauen. Warum Europa sich mit diesem Projekt selbst im Weg steht, argumentiert der DSGV-Präsident Ulrich Reuter.

Europa will digitale Souveränität, auch im Paymentbereich – und steht sich dabei selbst im Weg. Der Digitale Euro, wie ihn die EZB derzeit plant, gefährdet genau das, was er eigentlich schützen soll: Unabhängigkeit, Wettbewerbsstärke und Vertrauen. Drei Gründe, warum es so nicht geht:

1. Souveränität verschenkt: Der Digitale Euro als Türöffner für Big Techs

Europa braucht Unabhängigkeit von US-amerikanischen Payment-Giganten – doch der Digitale Euro in der von EZB und Bundesbank geplanten Form öffnet ihnen weit die Tür. Er verschafft ihnen bequemen Zugang zu europäischen Kunden, ihren Daten und der Zahlungsinfrastruktur. So wird das Ziel europäischer Souveränität ins Gegenteil verkehrt:

  • Kundendaten bleiben für außereuropäische Anbieter ausforschbar.

  • Händler werden nicht aus der Abhängigkeit von internationalen Zahlungsdiensteanbietern und BigTechs befreit.

  • Europa gewinnt nicht die nötige Kontrolle über seine Zahlungsströme.

In einem Bild: Wenn Bundeskanzler Friedrich Merz den französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Paris zum Kaffee einlädt und bargeldlos zahlt, dann sitzt Donald Trump sinnbildlich mit am Tisch – weil US-amerikanische Payment-Konzerne den innereuropäischen Zahlungsverkehr beherrschen. Der Digitale Euro ändert in seiner heutigen Konzeption daran überhaupt nichts.

2. Wettbewerb braucht Markt, nicht Verwaltung

Payment ist ein Hochleistungswettbewerb, kein Verwaltungsvorgang. Hier gewinnt, wer Kundenerfahrung, Innovationskraft und Marktzugang vereint. Die EZB aber ist kein Marktteilnehmer und hat selbst keine Kundenerfahrung. Sie ist ein Schiedsrichter – und der sollte nicht selbst mitspielen wollen.

Anstatt die Kräftebündelung europäischer Anbieter zu unterstützen, wird die EZB mit einem milliardenschweren Projekt über Jahre hinweg sämtliche Entwicklungskapazitäten europäischer Paymentanbieter belegen. Das blockiert deren Kapazitäten für echte Marktlösungen und schwächt Europa im harten Marktwettbewerb. Das ist, als würde man den europäischen Athleten im globalen Payment-Marathon noch einen Zementsack auf die Schultern legen.

Europa braucht Kooperation seiner markterfahrenen Anbieter, keine administrative Konkurrenz aus Frankfurt und keine neuen Wettbewerbsbelastungen. Die gemeinsame Payment-Antwort der europäischen Finanzwirtschaft heißtWero“. Das ist die bessere Alternative.

3. Vertrauen ist Europas stärkste Währung

Geld funktioniert nur, wenn Menschen ihm vertrauen. Dieses Vertrauen entsteht durch Verlässlichkeit, Stabilität und Nähe – nicht durch abstrakte Bits und Bytes. Die EZB würde mit ihrem Digitalen Euro dem Geldkreislauf Bankeinlagen entziehen, dadurch Kreditvergaben schwächen und das Finanzsystem destabilisieren. Dabei gibt es den Euro heute längst in digitaler Form – in jedem europäischen Kreditinstitut, auf jedem Bankkonto.

Für die Menschen ist das Konto die Haustür zum Zahlungsverkehr. Ein Digitaler Euro ohne Anbindung an gewohnte Kundenkonten nimmt digitalem Geld sein Zuhause. Wer das umgeht, riskiert Kundenakzeptanz und Kundenvertrauen.

Fazit: Europa braucht echte Stärke, nicht Symbolik.

Der Digitale Euro soll Europa unabhängiger machen. In seiner derzeit geplanten Form aber ist er ein teures und für normale Menschen unnützes Prestigeprojekt. Statt den Markt zu stärken, schafft er neue Abhängigkeiten. Statt Vertrauen zu fördern, sät er Zweifel.

So nicht.

Digitale Souveränität entsteht nur durch starke, wettbewerbsfähige europäische Anbieter. Erfolgreich wird Europa im Payment nur, wenn es die Kräfte im Markt bündelt und für die Kunden einen echten Nutzen bietet. Deshalb – ein Digitaler Euro:

  • muss den europäischen Zahlungsverkehr im internationalen Wettbewerb stärken,

  • muss sich im Markt bewähren und durch Marktteilnehmer getragen werden,

  • kann sich nur über das Konto in die reale Lebenswelt der Menschen integrieren.

Ulrich Reuter ist seit Januar 2024 Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands DSGV.

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CEO.Economics

Trumps „Fortress Economics“ und die Auswirkungen auf Deutschland

Das britische Wirtschaftsmagazin The Economist hat in einer kürzlich erschienenen Ausgabe die Wirtschaftspolitik der Regierung Trump als „Fortress Economics“ bezeichnet. Bei der Festung USA werden alle Zugbrücken hochgezogen. Importe werden mit dem expliziten Ziel durch Zölle verteuert, um (fast) alle Produkte wieder in den USA zu produzieren. Und die Grenzen der USA, nicht nur nach Mexiko, sind fast vollständig geschlossen.

Es ist zu erwarten, dass 2025 Netto-Einwanderung in die USA null war oder sogar negativ durch die Deportationen. Das ist eine dramatische Entwicklung: Historisch gesehen war so eine Zahl das letzte Mal in den 1930er-Jahren der Fall und noch 2024, im letzten Jahr unter Präsident Biden, lag die Netto-Einwanderung bei 2,5 Millionen.

Was sind die Auswirkungen dieser Politik auf Deutschland? Fangen wir mit der Zollpolitik an. Es wird geschätzt, dass die durchschnittlichen Zölle der USA auf Importe von fünf Prozent 2024 auf jetzt rund 18 Prozent gestiegen sind. Das ist deutlich niedriger als man denken würde, wenn man sich die dramatischen Ankündigungen vom April in Erinnerung ruft.

Der Grund dafür sind viele Ausnahmen und Schlupflöcher. So sind beispielsweise viele spezifische Produkte ausgenommen, wie Computer und Smartphones. Zudem sind Güter, die unter das Handelsabkommen zwischen den USA, Mexiko und Kanada (USMCA) fallen, ausgenommen. Das reduziert den durchschnittlichen Zoll auf kanadische Güter von 35 auf sechs Prozent. Zudem fallen Zölle auf Medikamente nur auf Nicht-Generika an, aber 90 Prozent aller Medikamenten-Importe der USA sind Generika. Und schließlich haben es eine ganze Reihe von Unternehmen geschafft, aufgrund (vager) Investitionsversprechen von Zöllen ausgenommen zu werden.

Ein Nebeneffekt ist Zollvermeidung, die gerade bei Gütern mit hoher Zollbelastung stark zugenommen hat. Das sieht man an der stark angestiegenen Diskrepanz zwischen den Exporten aus China in die USA (gemessen beim Verlassen Chinas) und Importen aus China in die USA (gemessen beim Eintritt in die USA).

Deutschland ist Teil des Zollabkommens, das die EU mit den USA geschlossen haben und das einen Zoll von 15 Prozent vorsieht. Damit sind deutsche Produkte, die im direkten Wettbewerb mit US-Produkten stehen, etwas weniger wettbewerbsfähig. Gleichzeitig sind die 15 Prozent aber vergleichbar mit den Zollsätzen anderer Wettbewerber wie Japan oder Großbritannien und natürlich den anderen EU-Ländern wie Frankreich oder Italien. Hier hat sich also die Wettbewerbsposition Deutschlands kaum verändert.

Zudem gehen nur rund zehn Prozent aller Warenexporte in die USA. Davon sind disproportional viele besonders hochwertige Güter oder Nischenprodukte, bei denen deutsche Unternehmen eine besonders starke Marktposition haben („hidden champions“). Das bedeutet, dass die Nachfrage nach diesen Gütern wahrscheinlich nur relativ schwach auf Preiserhöhungen reagiert. Plakativ ausgedrückt: Die US-Amerikaner haben nie einen BMW gekauft, weil er billiger war als ein Chevy.

Kommen wir zu den Auswirkungen der Migrationspolitik. Zunächst einmal ist zu erwarten, dass das Verhindern von Einwanderung kurzfristig deutliche negative Auswirkungen auf das US-Wachstum haben wird. Zum Beispiel sind mehr als die Hälfte aller Arbeiter in der Landwirtschaft Einwanderer und rund ein Viertel aller in der Bauwirtschaft Beschäftigten. Daher wird die zunehmende Arbeitskräfteknappheit die Preise für Obst und Gemüse sowie für Immobilen steigen lassen. Auch die Federal Reserve wird wohl die Zinsen weniger senken können als ohne diese Migrationspolitik.

Aber die langfristigen Auswirkungen für die USA sind wohl noch viel dramatischer, da sich die Fortress-Politik ja auch auf Hochqualifizierte erstreckt. Internationale Studierende werden abgeschreckt: Durch die Pläne, für H1-B-Visas 100.000 US-Dollar zu berechnen, werden viele davon abgehalten, in die USA zu gehen. Speziell in der Wissenschaft, wo nicht so hohe Gehälter gezahlt werden. Die Effekte auf langfristiges Wirtschaftswachstum und Produktivität könnten dramatisch sein. So sind zum Beispiel 30 Prozent aller Patente in den USA auf Migranten zurückzuführen und viele der erfolgreichen IT-Unternehmen haben stark von hoch qualifizierten Einwanderern profitiert.

Das sind schlechte Neuigkeiten für die USA und gute für Deutschland, da Deutschland für hoch qualifizierte Einwanderung attraktiver geworden ist. Wir müssen unbedingt diese Gelegenheit nutzen und den Hochschulen und den außeruniversitären Forschungseinrichtungen die entsprechenden Mittel zur Verfügung stellen, um attraktive Angebote zu machen. Das ist in meinen Augen die wichtigste Schlussfolgerung, die wir aus der unsinnigen US-Wirtschaftspolitik ziehen sollten. Leider sieht es so aus, als würde Deutschland diese einzigartige Gelegenheit verschlafen.

Reint Gropp ist Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH).

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CEO.Picks

Wenn Routinen einengen: Wege zu mehr Führungsspielraum

Führungskräfte werden oft durch Rollen und Routinen eingeengt, die sie ursprünglich aufgebaut haben, um Stabilität zu schaffen. Jene verhärtet sich mit der Zeit: Erwartungen nehmen zu, Zuständigkeiten verengen sich, und Netzwerke reproduzieren das, was bereits existiert.

Unsere Forschung zeigt: Autonomie gewinnt zurück, wer mit Unsicherheit arbeitet, statt sich dagegen zu schützen. Drei Ansätze helfen dabei, wieder Kontrolle zu erlangen.

Annealing“ eignet sich mit mittlerem oder hohem Status. Ein Team oder eine Einheit wird bewusst gestört. Durch das kurzzeitige Anheben der Unsicherheit lösen sich Muster, Zuständigkeiten verschieben sich und neue Fähigkeiten entstehen. Entscheidend ist, dies nur so stark zu tun, dass Bewegung entsteht, und rechtzeitig wieder abzukühlen, bevor Leistung nachlässt oder Erschöpfung eintritt.

„Network Reaching“ eröffnet bei geringerem Status Zugang zu neuen Informationen, Unterstützern und Perspektiven, indem Verbindungen nach oben und unten, über Bereiche hinweg, aufgebaut werden. Dies erfordert Mut, da Grenzen überschritten und gegen etablierte Normen verstoßen wird. Gelingt es, liefert es die Einsicht und Legitimität, die notwendig sind, um eingefahrene Routinen zu verlassen.

„Prolepsis“ eignet sich bei hohem Status. Sie nutzt strategische Sprache – klare und konkrete Zukunftsbilder, die Handeln im Jetzt auslösen. Ist die Erzählung überzeugend und inklusiv, macht sie sich bestehende Unsicherheiten zu Nutze und übersetzt sie in einen gemeinsamen Weg, auf dem andere sich wiederfinden und entsprechend handeln.

Führung bleibt anpassungsfähig, wenn Status, Beziehungen und Kommunikation als Hebel für Erneuerung genutzt werden, bevor sich Rollen zu Einschränkungen verfestigen.

Matthew S. Bothner ist Professor of Strategy an der ESMT Berlin und Inhaber des Deutsche-Telekom-Stiftungslehrstuhls für Leadership und HR Development. Die CEO.Picks sind eine Kooperation zwischen der ESMT und Table.Briefings.

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