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Gesellschaft

Heads

Qin Liwen: Feminismus auf Sendung

Qin Liwens feministischer Podcast begeistert Chinesinnen im In- und Ausland. In einem Land, in dem aktiver Protest unterdrückt wird, trägt der gezwungenermaßen passive Widerstand der Frauen zu einem tiefgreifenden Gesellschaftswandel bei.

Von Redaktion Table

Table.Standpunkt

Sozialkritik: Diese Lehren lassen sich aus Halloween ziehen

Unsere Kolumne „Blick aus China“ stammt von Autorinnen und Autoren aus der Volksrepublik. Der heutige Beitrag widmet sich den Halloween-Feierlichkeiten in China. Menschen nutzen diese auch, um versteckte Kritik an der Regierung zu äußern.

Von Experts Table.Briefings

Analyse

OECD-Studie: Wie sich sozial-emotionale Kompetenzen fördern lassen

Die OECD lässt in einer aktuellen Studie keine Zweifel: Sozial-emotionale Kompetenzen sind grundlegende Fähigkeiten für die Weiterentwicklung von Gesellschaften. Die Frage, wie sich diese Kompetenzen an Schulen fördern lassen, hat daher großes Gewicht. Das OECD-Papier liefert Antworten.

Von Holger Schleper

Interview

Bachulska: „Die kommenden Jahrzehnte könnten stark von chinesischen Ideen beeinflusst werden“

China peilt eine globale Führungsrolle in der Politik, der KI, beim grünen Wandel und im internationalen Finanzsystem an. Von welchen Ideen und Überlegungen das Land unter Parteichef Xi Jinping getrieben wird, haben drei Autoren des European Council on Foreign Relations untersucht. Im Interview mit Table.Briefings spricht Alicja Bachulska über die Zukunftsvisionen der Kommunistischen Partei Chinas.

Von Angela Köckritz

Analyse

Wachstumsmarkt: Warum in China immer mehr junge Menschen zu Sextoys greifen

China ist der größte Produzent von Sexspielzeug und versorgt Kunden weltweit mit Produkten. Chinesische Anbieter richten sich jedoch immer mehr auf die Inlandsnachfrage aus. Junge Start-ups wollen raus aus der Schmuddelecke und setzen auf Aufklärung und Sexual Wellness.

Von Fabian Peltsch

News

Konjunkturprogramm: Welche weiteren Schritte Peking plant

Chinas Wirtschaft hat sich seit dem Ende der Corona-Pandemie nicht wie erhofft erholt. Das Finanzministerium hat nun weitere Schritte angekündigt, um die Konjunktur anzukurbeln. Bei Details zu Zahlen hielt sich Finanzminister Lan Fo'an allerdings bedeckt.

Von Amelie Richter

News

Stimulus program: What other steps Beijing has planned

China's economy has not recovered as hoped since the Covid pandemic ended. The Ministry of Finance has now announced further steps to stimulate the economy. However, Finance Minister Lan Fo'an remained tight-lipped on the details.

Von Amelie Richter

Table.Standpunkt

75 Jahre Volksrepublik: Welche schaurigen Begebenheiten in den Geschichtsbüchern fehlen

Unsere Kolumne „Blick aus China“ stammt von Autorinnen und Autoren aus der Volksrepublik. Wie in vielen Kulturen kam es auch in der langen Geschichte der chinesischen Zivilisation zu echtem Kannibalismus. Auch als Ausdruck von Grausamkeit in regierungsgesteuerten Kampagnen des „Klassenkampfes.“

Von Experts Table.Briefings

China ist mit 1,4 Milliarden Einwohnern das bevölkerungsreichste Land der Erde. Die chinesische Gesellschaft wird derzeit stark von Politik und Wirtschaft geprägt. Die Table.Media-Redaktion hat aktuelle News zu Chinas Gesellschaft.   

Chinas Demografie in Zahlen 

In China leben etwas mehr als 1,4 Milliarden Menschen. Die Volksrepublik ist damit das bevölkerungsreichste Land der Erde. Das Land hat eine durchschnittliche Lebenserwartung von 76,9 Jahren, wobei Frauen mit 79,2 Jahren älter werden als Männer (74,8 Jahre). In Deutschland werden Frauen zum Vergleich rund 83,4 und Männer 78,6 Jahre alt.  Obwohl Frauen in China (wie in jedem Land der Welt) eine höhere Lebenserwartung haben, kippt die Geschlechterverteilung in der Volksrepublik zugunsten der Männer. Auf 100 Frauen kommen 106,3 Männer. Der Unterschied wird durch Experten mit Schwangerschaftsabbrüchen erklärt. In Deutschland liegt das Verhältnis bei 96,8 Männern zu 100 Frauen.   

Wo leben die Meisten Chinesen? 

Obwohl China das bevölkerungsreichste Land der Welt ist, liegt es mit 151 Personen pro Quadratkilometer nur im weltweiten Mittelfeld der Bevölkerungsdichte. Das liegt daran, dass die China das drittgrößte Land der Erde ist. Doch weite Teile des Landesinneren und des Westens sind gar nicht oder nur sehr dünn besiedelt. Die Bevölkerung ist vor allem in den Küstengebieten angesiedelt. In den vergangenen Jahren hat in China außerdem eine massive Landflucht begonnen. Die Zahl der Menschen, die in der Volksrepublik auf dem Land leben beträgt nur noch 509 Millionen Menschen. Im Vergleich zu 671 Millionen im Jahr 2010. Es war das letzte Jahr, in dem mehr Chinesen auf dem Land als in der Stadt gelebt haben.  

China droht die Überalterung 

Als großes Problem hat die KP China die Überalterung der Gesellschaft ausgemacht. Beinahe jeder fünfte Chinese (18,7 Prozent) ist mittlerweile über 60 Jahre alt. Die Gruppe der arbeitsfähigen Chinesen im Alter zwischen 15 und 59 Jahren macht nur noch 63 Prozent aus. Nach einer Prognose der Vereinten Nationen könnte die chinesische Bevölkerung bis zum Jahr 2050 um 2,2 Prozent schrumpfen – während für die amerikanische im gleichen Zeitraum ein Anstieg um 15 Prozent erwartet wird.  Die Überalterung der Gesellschaft in China könnte für die ambitionierte Wachstumspolitik der Regierung um Staatspräsident Xi Jinping zum Problem werden. Bis zum Jahr 2049 möchte China zur Weltmacht und zum Technologieführer aufsteigen. Dafür braucht das Land aber viele gut ausgebildete Arbeitskräfte. Viele konkurrierende Länder sehen in diesem Problem bereits einen Schlüsselfaktor, um die Volksrepublik auf Distanz zu halten.   

Warum hat China die Ein-Kind-Politik beendet? 

Um die Überalterung der Bevölkerung in China abzumildern hat China im Jahr 2016 die Ein-Kind-Politik abgeschafft. Dies führte jedoch nicht zum gewünschten Ergebnis. Lediglich im ersten Jahr nach der Abschaffung stieg die Geburtenrate leicht. Seit dem Jahr 2021 erlaubt die Kommunistische Partei verheirateten Paaren sogar drei Kinder.  Experten gehen davon aus, dass die bloße Abschaffung des Gesetzes nicht zu einer höheren Geburtenrate führen würde. „Notwendig sind weitere begleitende Maßnahmen, wie steuerliche Anreize, Zuschüsse zu Bildung und Wohnung, Kindergeld oder eben auch großzügigere Regelungen zu Mutterschutzfristen und/oder bezahlten Elternzeiten“, erklärt Christiane Otte, China-Expertin von Germany Trade and Invest in einem Interview mit dem Magazin Arbeit und Wirtschaft.   

Einfluss der Kommunistischen Partei auf die Gesellschaft 

Die Kommunistische Partei übt mit harter Hand einen lenkenden Einfluss auf die Gesellschaft in China aus. Sie hat in der Volksrepublik einen alleinigen Führungsanspruch. Ihren politischen Zielen müssen sich sämtliche Medien, politische Organisationen, Interessenvertretungen und religiöse Gruppen unterordnen. Das Land gilt als autokratischer Einparteienstaat. Die Regierung nimmt für sich in Anspruch, die Bürgerinnen und Bürger moralisch erziehen zu müssen. Das Individuum muss sich in China dem Gemeinwohl unterordnen. Entsprechend wird versucht, den Individualismus und die eigenständige Kultur von Minderheiten wie den Uiguren zu unterdrücken. Ein umfangreicher Überwachungs- und Zensurapparat dabei, die Einhaltung strenger Vorschriften sicherzustellen.  

Was gehört zu China? 

Für viele Minderheiten in der chinesischen Gesellschaft ist dieses Verständnis von Miteinander ein großes Problem. Zu China gehören auch noch Hongkong und Macau, die unter der Politik „Ein Land, zwei Systeme“ von Peking aus zu großen Teilen mitregiert werden, denen aber gewisse Sonderrechte eingeräumt werden. Ein System, das auch von Tibet angestrebt wurde, was China jedoch kategorisch ablehnt. Aus Sicht der Kommunistischen Partei gehört auch Taiwan zu China. Die Insel lehnt das System jedoch ihrerseits ab.  Ein Beispiel dafür, wie wenig die Regierung um Staatspräsident Xi Jinping von kultureller Vielfalt hält, ist auch die autonome Region Xinjiang im Nordwesten Chinas. Es ist die Heimat der überwiegend muslimischen Uiguren. Die Kommunistische Partei hat hier abertausende Menschen für „Lernkurse“ in „Ausbildungszentren“ interniert. Das Aspi-Institut aus Australien hat 380 solcher Lager ausgemacht, in denen die Insassen Zwangsarbeit vollbringen müssen.   

LGBTQ in China 

Angesichts des Umgangs mit Minderheiten in der Gesellschaft müssen sich auch Menschen der LGBTQ-Szene (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender und Queer) mit Problemen herumschlagen. Offiziell hat die Kommunistische Partei im Jahr 1997 die gleichgeschichtliche Liebe entkriminalisiert. Seit dem Jahr 2001 gilt Homosexualität in China nicht mehr als Geisteskrankheit. Doch Staatpräsident Xi Jinping verschärfte den Ton gegen Aktivisten und Personen der Bewegung.  Schrille Auftritte und LGBTQ-Themen werden wieder als Verstoß gegen die öffentlichen Sitten angesehen. Entsprechend werden regelmäßig viele Kanäle und Seiten in den Sozialen Medien zu diesem Thema zensiert, gelöscht oder blockiert. In vielen Lehrbüchern für Medizin und Psychologie wird Homosexualität weiterhin als nicht normal beschrieben. Sogar Behandlungsmöglichkeiten werden aufgelistet. Im Jahr 2019 hat die Kommunistische Partei außerdem betont, dass die Ehe für Beziehungen zwischen einem Mann und einer Frau sei.   

Feminismus in China: Ungleicher Kampf 

Seit 2018 sorgt die Metoo-Bewegung auch in China dafür, dass Themen der Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann in der Volksrepublik mehr Öffentlichkeit bekommen. Doch die Aktivistinnen müssen nicht nur gegen Ungerechtigkeiten ankämpfen, sondern auch gegen die eigene Regierung. Der ist, auch in Hinsicht auf die sinkende Geburtenrate, ein traditionelles Rollenbild lieber als das Streben der Frauen nach Gleichberechtigung. Ein Standpunkt, den Staatspräsident Xi Jinping sogar bei seiner Rede im Jahr 2013 vor dem Nationalen Frauenverband verdeutlichte.  Entsprechend werden feministische Inhalte im Internet sehr schnell zensiert. Anfang des Jahres 2021 trat außerdem ein neues Gesetz in Kraft, dass bei Scheidungen eine dreißigtägige Abkühlphase vorschreibt. Dazu bekommen Mediatoren eine finanzielle Belohnung, wenn die Ehe nicht geschieden wird. Gerade diese Gesetzänderungen haben jedoch dazu geführt, dass immer weniger junge Frauen heiraten wollen. 41 Prozent der Frauen im Alter zwischen 20 und 40 geben sogar an, es akzeptabel zu finden, zu sterben, ohne je geheiratet zu haben.  Die Themen, die im Rahmen der Metoo-Bewegung in China diskutiert werden, sind die gleichen Missstände, die auch in anderen Ländern für Ungerechtigkeiten sorgen. Also in kulturellen, politischen, ökonomischen, historischen und naturwissenschaftlichen Bereichen. Jedoch auf einem erschreckenden Niveau. Im Global Gender Gap Report liegt China nur auf Platz 107.  

Die Auswirkung der Bildung in China auf die Gesellschaft 

Die Entwicklung der Gesellschaft in China nach den Plänen der Kommunistischen Partei wird nicht nur von der geringen Geburtenrate, sondern auch von der mangelnden Bildung aufgehalten. Das Bildungsniveau ist zu gering, um für die Pläne der Regierung, das Land zu einer High-Tech-Nation umzubauen, Arbeitskräfte ausreichend zu qualifizieren. Unter allen Ländern mit mittlerem Einkommen sei China das mit dem geringsten Bildungsniveau, rechnet Entwicklungsökonomen Scott Rozelle in einer Studie vor.  Nur dreißig Prozent aller Chinesen hätten einen Schulabschluss, der mit dem einer amerikanischen Highschool vergleichbar sei. Länder wie Südafrika, Thailand und Mexico, die vom Einkommen her vergleichbar wären, hätten höhere Abschlussraten. Die seien wichtig. Denn Nationen, die den Sprung zum Hocheinkommensland schaffen würden, hätten meist eine Quote von rund fünfzig Prozent. Auch haben nur 12,5 Prozent aller Chinesen einen Universitätsabschluss.  

Chinesische Gesellschaft 

Die Gesellschaft in China steht vor einer Zerreißprobe. Frauen kämpfen um ihre Rechte, werden aber von einer patriarchalen Regierung eingebremst. Minderheiten müssen Repressalien befürchten, beugen sie sich nicht der Kultur der Masse. Den Bürgerinnen und Bürgern der Volksrepublik wird das als Gemeinwohl verkauft. Welchen Weg diese Entwicklung nimmt, berichtet die Redaktion von Table.Media.