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Erscheinungsdatum: 15. Februar 2024

Christoph Huber – Pionier der Immuntherapie 

Der Österreicher Christoph Huber hat nicht nur das Unternehmen Biontech mitgegründet, sondern gilt als Vorreiter in der Immuntherapieforschung, einer zentralen Hoffnung der modernen Krebstherapie. Ein Porträt anlässlich seines 80. Geburtstags.

Von Ruhestand kann bei Christoph Huber keine Rede sein. Diesen Tag Anfang Februar hat der Biontech-Mitgründer mit Sporttherapie begonnen, danach steht ein zweistündiges Online-Meeting in seinem Terminkalender. Sechs Stunden pro Tag sitze er im Moment vor dem Computer − zwei bis drei Tage in der Woche sei er „unterwegs“, so der gebürtige Österreicher, der in dieser Woche, am 14. Februar, seinen 80. Geburtstag gefeiert hat. Womit beschäftigt sich Huber gerade?

Im englischen Cambridge betreue er seit Anfang des Jahres den Aufbau des Biotech-Start-ups „Momentous Therapeutics“, erzählt er im Interview. Doch das ist noch nicht alles. An der Medizinischen Universität Wien ist Huber seit kurzem als Universitätsrat schwerpunktmäßig für den Transfer von Forschung in die klinische Nutzung zuständig. Und in Portugal engagiert er sich als Berater für eine große Gesundheitsstiftung, die eine Herstellungsanlage für die genetische Manipulation von Abwehrzellen baut. „Ich habe meine Lebenserfahrung, ich habe meine Netzwerke und ich bin sehr ausdauernd – das brauchen junge Leute manchmal“, sagt er.

Er entstamme einer „Tiroler Gelehrtenfamilie mit einem gewissen Übergewicht an Medizinern“, erzählt der Österreicher. Sein Medizinstudium absolvierte er an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck und spezialisierte sich auf das Fach Innere Medizin. Ausgelöst durch ein privates Erlebnis, begann Huber sich schon früh für die Krebsforschung zu interessieren: „Einer meiner Studienkollegen verstarb innerhalb von zwei Wochen an einer akuten Leukämie. Das hat mich damals tief bewegt.“

Der Mediziner erkannte, dass sich Abwehrzellen nicht nur bei Virusinfektionen oder bei der Abstoßung von Fremdtransplantaten vermehren, sondern auch bei jeder Art von bösartiger Krankheit. Für das Fachjournal Nature schrieb er darüber seine erste Publikation. Es war ein früher Beitrag zur Krebsimmuntherapie – inzwischen eine zentrale Hoffnung der Medizin, um das Immunsystem gezielt auf Tumore zu richten.

Nach seiner Facharztausbildung und Habilitation forschte Huber in Schweden und in den USA, bevor er an der Universitätsklinik Innsbruck 1983 Leiter einer der ersten europäischen Stammzell-Transplantations-Einrichtungen wurde. In den 1990er-Jahren baute er in Mainz eine Universitätsklinik mit zahlreichen Forschungsgruppen, richtungsweisenden Strukturen und internationalen Forschungsnetzwerken auf. „In Mainz ist es uns trotz aller Schwierigkeiten gelungen, eine optimierte und menschliche Patientenbetreuung mit Spitzenforschung, bis hin zu Firmenausgründungen und ersten Zulassungen von Produkten, zu verbinden“, sagt er rückblickend.

Nicht ganz einfach zu beschreiben ist Hubers Rolle bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie. Bekannt geworden ist er als einer der drei Mitgründer des Mainzer Biotechnologie-Unternehmens Biontech, das mit seinem auf der mRNA-Technologie beruhenden Covid-19-Impfstoff weltbekannt wurde. Er habe lediglich an den „Vorarbeiten zu neuen Impfverfahren, am Aufbau der Strukturen und dem Entschluss für die Impfstoff-Entwicklung mitgewirkt“, sagt Huber.

Der eigentliche Verdienst gelte seinen Partnern und Freunden Uğur Şahin und Özlem Türeci. Trotzdem ist es ihm wichtig, noch etwas zu betonen: Innovationen im Immuntherapiebereich würden in Europa durch kleine und mittlere Unternehmen vorangetrieben, die wie Biontech aus Universitäten ausgegründet worden sind und sich mit Risikokapital finanzieren. „Über 80 Prozent der neuen Wirkstoffe stammen von diesen Unternehmen.“ Gabriele Voßkühler

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025

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