Table.Briefing: Europe

Sorgfaltspflichten + Anti-Putin-Gipfel + TTC

Liebe Leserin, lieber Leser,

heute steht die Abstimmung über das Sorgfaltspflichtengesetz im Brüsseler Plenum an. Es wird spannend. Wie am Dienstag berichtet, will die Gruppe der Abgeordneten von CDU/CSU gegen den Bericht von Lara Wolters (S&D) stimmen. Damit stellten sie sich auch gegen ihren Parteikollegen Axel Voss, der als Schattenberichterstatter versucht hat, einen hinnehmbaren Kompromiss auszuhandeln. “Es ist ein sehr politisches Thema für die EVP”, sagte Voss bei der gestrigen Debatte.

Nach der Sitzung der Fraktion am Mittwoch wurde aber klar: CDU und CSU finden für ihre Position weniger Unterstützung als eingangs angenommen. Aus der Abstimmungsliste wird ersichtlich, dass die Christdemokraten nicht einmal alle Änderungsanträge mittragen wollen, die CSU-Politikerin Angelika Niebler zusammen mit einigen Kollegen und Kolleginnen eingereicht hat.

Nur bei einem Änderungsantrag steht die Fraktion hinter Niebler: Antrag 423 fordert die Kommission auf, die Richtlinie spätestens sechs Jahre nach Inkrafttreten in eine Verordnung umzuwandeln, um fairen Wettbewerb im Binnenmarkt zu sichern. Erhält der Antrag keine Mehrheit, sind die Abgeordneten angehalten, gegen den Wolters-Bericht zu stimmen. Allerdings: Rund die Hälfte der Christdemokraten will den Bericht auch dann unterstützen, wenn dieser Änderungsantrag keine Mehrheit erhält.

Die Liberalen wiederum werden wohl fast geschlossen für den Bericht stimmen und gegen alle neuen Änderungsanträge. Nur die FDP und die tschechische ANO-Partei wollen den Bericht nicht mittragen. Demnach wird Lara Wolters heute wohl mit Unterstützung von den Grünen, S&D, Renew und Teilen der EVP sowie der Linken eine Mehrheit für ihren Bericht mobilisieren können.

Welche Hürden die Abgeordneten bei den Trilogen erwartet, diskutiere ich dann am Freitag beim Table.Live-Briefing über das EU-Lieferkettengesetz. Mit dabei: Axel Voss, Dr. Carsten Stender aus dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales, der Unternehmer Stefan Munsch und Nele Meyer von der European Coalition for Corporate Justice. Anmelden können Sie sich hier.

Ihre
Charlotte Wirth
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Analyse

Europa versammelt sich zum Anti-Putin-Gipfel in Chişinău

Manchmal ist der Treffpunkt schon die halbe Botschaft. 47 Staats- und Regierungschefs aus Europa sind heute zum zweiten Gipfel der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) nach Chişinău, Moldaus Hauptstadt, geladen. Neu dabei sind auch die Mikrostaaten Andorra, Monaco und San Marino. Nur der gerade im Amt bestätigte türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat im letzten Moment abgesagt. “Sie müssen es aus dem Blickwinkel der Geopolitik sehen”, sagte ein EU-Diplomat im Vorfeld: “Sie sitzen in Moskau und sehen Staats- und Regierungschefs aus ganz Europa, die sich in ihrer direkten Nachbarschaft versammeln.”

Das Treffen in Chişinău ist also auch ein Anti-Putin-Gipfel. Und ein Zeichen der Unterstützung für die pro-europäische Führung von Maia Sandu, Präsidentin eines Landes unter massivem Druck aus Moskau, das seit 30 Jahren teilweise von russischen Streitkräften kontrolliert wird. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verkündete gestern Abend an der Seite von Sandu ein Unterstützungspaket, das zuletzt noch einmal aufgestockt wurde. So sollen unter anderem die Roaminggebühren ab Anfang nächsten Jahres gesenkt werden, ein Investitionspaket auf 1,6 Milliarden Euro aufgestockt und Interkonnektoren für Hochspannungsleitungen Richtung Rumänien finanziert werden. Moldau sei diese Woche das “politische Herz” Europas, sagte Ursula von der Leyen.

Forum für Geopolitik, weniger für Wertefragen

Die Europäischen Politischen Gemeinschaft geht auf einen Vorstoß von Emmanuel Macron zurück. Das Format sei eine Chance, um “strategische Intimität” in Europa aufzubauen, sagte Frankreichs Präsident beim ersten Treffen in Prag vor einem halben Jahr. Auch diesmal sind wieder vier Runde Tische geplant, je zwei zum Thema Sicherheit beziehungsweise Cybersicherheit sowie zu Interkonnektivität und Energie.

Befürchtungen unter den Balkanstaaten, die neue Gemeinschaft könnte zum Warteraum für Beitrittskandidaten werden, haben sich inzwischen zerstreut. Auch zum Europarat soll das neue Format keine Konkurrenz sein, auch wenn es in Straßburg diesbezüglich Befürchtungen geben soll. Beim Europarat gehe es mehr um Werte, bei der Europäischen Politischen Gemeinschaft um Geopolitik, so ein EU-Diplomat. Die EPG sei das einzige Forum, in dem sich alle europäischen Staats- und Regierungschefs informell und auf Augenhöhe austauschen könnten, ohne sich am Ende auf eine Schlusserklärung einigen zu müssen.

Lösung gesucht für Bergkarabach-Konflikt

Ein Familienfoto soll immerhin ein starkes Zeichen der Einheit setzen. Als möglicherweise wichtigerer Teil könnten sich deshalb die bilateralen Treffen herauskristallisieren, für die der Nachmittag reserviert ist. Die Europäische Politische Gemeinschaft sei eine Plattform für den Austausch zu zweit oder im kleinen Kreis, so Diplomaten. So sollen Armeniens Premierminister Nikol Paschinjan und Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew in Chişinău ihre Gespräche in Hinblick auf eine friedliche Lösung des Konflikts um Bergkarabach fortsetzen, mit Bundeskanzler Olaf Scholz und Emmanuel Macron als Moderatoren. Unklar war noch, ob die Präsidenten Serbiens und Kosovos nach den Unruhen der letzten Tage für einen direkten Austausch bereit sein werden.

Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion setze sich für eine enge Zusammenarbeit zwischen der EU und allen übrigen Ländern Europas ein, die dem Fundament demokratischer Werte verbunden seien, erklärte die stellvertretende Vorsitzende Patricia Lips. Die Europäische Politische Gemeinschaft sei eine wertvolle Ergänzung als Plattform. Es gebe viele Fragen von gemeinsamem Interesse. Die partnerschaftliche Anbindung liege mit Blick auf den globalen Systemwettbewerb im strategischen Interesse Deutschlands und der EU. Der Gipfel in Moldau müsse zudem angesichts des andauernden russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ein starkes Zeichen der unverminderten Geschlossenheit in Europa setzen.

EPG soll keine EU-Veranstaltung werden

Die Gipfel der Europäische Politische Gemeinschaft soll wechselnd von einem EU-Mitglied und von einem Drittstaat organisiert werden. Im Herbst ist Spanien in Granada Gastgeber, das gleichzeitig auch den EU-Ratsvorsitz innehaben wird und das Thema Migration in den Fokus stellen will. Im ersten Halbjahr 2024 ist dann Großbritannien an der Reihe. Feste Strukturen wie etwa ein Sekretariat soll es bewusst nicht geben, die EPG soll auch keine Veranstaltung der EU werden. Moldau wurde jedoch bei der Organisation des Großereignisses aus Brüssel und von der schwedischen EU-Ratspräsidentschaft unterstützt.

Ob die Europäische Politische Gemeinschaft sich auf Dauer als Forum etablieren kann, ist noch nicht entschieden. Heute ist die EPG auch eine Antwort auf Wladimir Putins imperiale Ambitionen. Als Antrieb und Daseinsberechtigung könnte dies auf Dauer zu wenig sein. Möglicherweise bietet sich nach einem Ende der Ära Putin eine neue Rolle an, etwa bei den Bemühungen, Russland wieder in eine europäische Friedensordnung einzubinden.

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TTC: Blinken sieht Konvergenz in der China-Politik

US-Außenminister Antony Blinken hat nach dem Treffen des Handels- und Technologierates (TTC) die Gemeinsamkeiten mit der EU gegenüber Peking betont. “Wir gehen von genau demselben Ansatz aus: Keiner von uns sucht die Konfrontation, keiner von uns sucht einen Kalten Krieg, keiner von uns sucht die Abkopplung – im Gegenteil”, sagte er im nordschwedischen Luleå. Beide Seiten profitierten vom Handel und den Investitionen mit China, daher strebe man keine Abkopplung an, sondern ein “De-Risking“.  

Der US-Außenminister machte sich damit den Begriff zu eigen, mit dem Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die China-Politik der EU auf einen Nenner gebracht hatte. Die Europäer sind bedacht darauf, einen eigenständigen Kurs gegenüber Peking zu verfolgen und sich nicht zu sehr von Washington vereinnahmen zu lassen. Im Vorfeld des vierten TTC-Treffens hatte die EU-Seite einige Referenzen zu China aus den Entwürfen der Abschlusserklärung gestrichen und die Formulierungen zu Kontrolle sicherheitsrelevanter Investitionen in Drittstaaten abgeschwächt.

Handelsrisiken identifizieren

Wie einige Mitgliedstaaten bezweifelt auch Margrethe Vestager, dass die EU ein neues Instrument für dieses Outbound Investment Screening braucht. Die Kommission werde vor dem Ende des EU-Gipfels Ende Juni eine Strategie für wirtschaftliche Sicherheit vorlegen, sagte die Vizepräsidentin der EU-Kommission, “und ich denke, dass wir bei einer Reihe dieser Fragen weitgehend einer Meinung sind”. Sie verwies auf die vorhandenen Instrumente der Exportkontrollen und gegen wirtschaftliche Nötigung. Ziel der Strategie müsse sein, tatsächliche Risiken identifizieren und mit ihnen umgehen zu können, damit der übrige Handel ungestört weiterlaufen könne.

Beide Seiten diskutierten bei ihrem vierten Treffen auch über die Zusammenarbeit bei klimafreundlichen Technologien. Der US-Inflation Reduction Act (IRA), ein massives Subventionsprogramm Washingtons für Sektoren wie Solar, Elektromobilität und Wasserstoff, hatte in den vergangenen Monaten für erhebliche Verstimmungen bei den Europäern gesorgt.

Gleichzeitig bin ich nach wie vor auf konkrete Ergebnisse im Bereich des Handels erpicht. Gespräche und Meinungsaustausch sind äußerst wichtig, aber ich vermisse konkrete Fortschritte in einigen der wichtigsten Aspekte unserer Beziehungen. Obwohl die Frist für die Lösung des Stahl- und Aluminiumproblems Ende Oktober abläuft, scheint eine praktikable Lösung nicht in Sicht zu sein. Auch in Bezug auf die IRA haben wir noch viele Bedenken.

Bereits beim vorigen Treffen hatten sich Kommission und US-Regierung auf eine Transatlantic Initiative on Sustainable Trade (TIST) verständigt. Mit dem am Mittwoch vereinbarten Arbeitsprogramm dafür lege man ein konkretes Ergebnis vor, wie von der Industrie gefordert, sagte der für Handel zuständige Vizepräsident der Kommission, Valdis Dombrovskis.

Einigung auf Megacharger

Die angesprochene Industrie reagierte allerdings verhalten auf die Ergebnisse des TTC. Die (deutsche) Transatlantic Business Initiative hatte sich bereits im Vorfeld kritisch geäußert. In einer ersten Reaktion betonte der US-Verband CCIA, der die Computer- und Kommunikationsindustrie vertritt, wie wichtig der TTC als Plattform sei. Allerdings sagte CCIA-Vertreter Jonathan McHale auch: “Wir freuen uns darauf, dass beide Seiten in künftigen Runden ehrgeiziger vorgehen und die transatlantische Partnerschaft vertiefen werden, indem sie eine koordinierte Reaktion auf globale Prioritäten ermöglichen und Handelsstreitigkeiten konkret angehen.”

In eine ähnliche Richtung zielte der S&D-Parlamentarier Bernd Lange, der Vorsitzende des Handelsausschusses des EU-Parlaments. Auch er übte nach dem TTC Kritik an den Ergebnissen im Bereich Handel: “Ich vermisse konkrete Fortschritte in einigen der wichtigsten Aspekte unserer Beziehungen.” Obwohl die Frist für die Lösung des Stahl- und Aluminiumproblems Ende Oktober ablaufe, scheine eine praktikable Lösung nicht in Sicht zu sein. Auch in Bezug auf die IRA habe man noch viele Bedenken, sagte Lange.

Vestager nahm in ihrem Statement zum Abschluss des Treffens Bezug auf die Kritik der Industrie. “Ich möchte nur sagen, dass wir alle nach einem Konzeptnachweis für die TTC suchen.” Als Beleg für ein konkretes Ergebnis verwies sie auf die Einigung auf eine gemeinsame internationale Norm für Ladesysteme im Megawattbereich (Megacharger) zum Aufladen von elektrischen LKW. Beide Seiten erwarten, dass dies den transatlantischen Handel und die Investitionen erleichtern wird, weil es die Herstellungs- und Einführungskosten senke. Außerdem erarbeiteten sie Empfehlungen für den staatlich finanzierten Aufbau von Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge.

Ein freiwilliger Verhaltenskodex für KI

Zum Thema (generative) Künstliche Intelligenz sind beide Seiten ebenfalls zu einem gemeinsamen Standpunkt gekommen. Da es zu lange dauere, bis es entsprechende gesetzliche Regelungen zur KI gebe, soll es einen freiwilligen Code of Conduct geben. Es habe eine sehr intensive und produktive Diskussion über künstliche Intelligenz, einschließlich generativer KI gegeben, sagte Blinken. Beide Seiten teilten die Überzeugung, dass der TTC “eine wichtige Rolle bei der Ausarbeitung freiwilliger Verhaltenskodizes spielen muss, die allen gleichgesinnten Ländern offen stehen.”

Vestager kündigte an: “In den nächsten Wochen werden wir einen Entwurf für einen KI-Verhaltenskodex vorlegen.” Zu diesem will die Kommission die Beiträge der Industrie und anderer Stakeholder einbeziehen, “damit wir sehr, sehr bald einen endgültigen Vorschlag für einen Verhaltenskodex haben, dem sich die Industrie sofort anschließen kann”. Es sei wichtig, in der Frage verantwortungsbewusster KI möglichst viele mit an Bord zu holen, auch “unsere Freunde in Kanada, Großbritannien, Japan und Indien”.

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Forscher warnen vor EU-Verbot von Tierversuchen

 

Die europäische Bürgerinitiative “Save Cruelty Free Cosmetics – Commit to a Europe Without Animal Testing” hat es mit 1,2 Millionen Unterschriften geschafft: Kommission und Parlament müssen sich mit ihr befassen. Doch während die Forderung einer Verschärfung des Verbots von Tierversuchen für Kosmetika oder Chemikalien kaum umstritten ist, sorgt die Forderung einer schrittweisen generellen Abschaffung von Tierversuchen für Aufregung in der Wissenschafts-Community. Sie fürchtet, dass die Kommission ihre Position ändert.

Beim Hearing zur Bürgerinitiative im Umweltausschuss des Parlaments am vergangenen Donnerstag fokussierten sich die Vertreter der Bürgerinitiative vor allem auf das Thema Tierversuche in der Kosmetikaherstellung und untermalten ihre Darstellungen mit teils drastischen Videos. Auch Tilly Metz, Abgeordnete der Grünen aus Luxemburg, forderte eine kritische Bestandsaufnahme beim Thema Tierversuche. Wo können diese heute schon ersetzt werden und wie kann man Verfahren dafür beschleunigen? Wo sind sie unerlässlich? Und wie kann man alternative Methoden besser fördern? Sie verwies darauf, dass beispielsweise im Horizon-Europe-Programm lediglich 0,1 Prozent des Budgets für die Erforschung von Alternativen zur Verfügung stünden. Der aktuelle Bundeshaushalt sieht ebenfalls lediglich 5,4 Millionen Euro für die Entwicklung von Alternativmethoden vor.

Christian Ehler (CDU) kritisierte dagegen: “Unnötige Tierversuche sollten schrittweise abgeschafft werden, aber diese Initiative geht zu weit.” Er sagte weiter: “Wo es möglich ist, wird die Wissenschaft zu Alternativen übergehen, aber eine EU-Gesetzgebung ist unnötig und birgt die Gefahr, dass wichtige wissenschaftliche Arbeiten zur Gesundheit von Mensch und Tier zunichtegemacht werden.”  

Allianz der Wissenschaftsorganisationen übt Kritik

Kritik kommt auch aus der Wissenschaft. Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen positionierte sich in ihrer Stellungnahme kritisch gegenüber dem Ziel der Bürgerinitiative. Aus der Sicht der Allianz “ist eine solch weitreichende und pauschale Forderung wissenschaftlich nicht begründet. Sie verkenne zudem zentrale Grundprinzipien, wie Forschung neues Wissen und innovative Entwicklungen hervorbringt.” Weiter heißt es: “Tierversuche sind nach wie vor erforderlich, um die Funktionsweise komplexer biologischer Systeme zu verstehen und als Grundlage für die ethisch vertretbare Durchführung klinischer Humanstudien.” 

Stefan Treue, Direktor des Deutschen Primatenzentrums in Göttingen und Vorsitzender der Initiative “Tierversuche verstehen”, fürchtet, dass das Narrativ der Initiative, das vorwiegend das Thema Kosmetika in den Mittelpunkt stellte, auch bei vielen Abgeordneten verfangen könnte. Es werde behauptet, dass alternative Methoden, ähnlich wie bei den Kosmetika, Tierversuche auch in der biomedizinischen Forschung schnell ersetzen könnten. Es gelte nun, weiter mit Abgeordneten und der Kommission zu sprechen. Vor allem, da in der Anhörung nur Vertreter der Bürgerinitiative gehört wurden. “Aber unsere Möglichkeiten, die Kommission anzusprechen, sind beschränkt”, sagte Treue auf Anfrage von Table.Media.

Kommission muss bis Ende Juli antworten

Auf eine Resolution des EU-Parlaments 2021, die ebenfalls einen Stufenplan zur Abschaffung der Tierversuche einforderte, hatte die Kommission mit einem Bekenntnis zum aktuell eingeschlagenen Weg der 3R – also “Reduction, Refinement und Replacement” von Tierversuchen geantwortet. Derzeit gilt somit, dass alternative Methoden zunächst validiert werden müssen. Erst dann können Tierversuche ersetzt werden, was sich als hohe Hürde erweist. Die Frage ist nun, ob dieser Kurs in der EU nun infrage gestellt wird.

Die Kommission ist verpflichtet, bis Ende Juli eine Antwort zu formulieren. Diese kann gesetzliche Veränderungen beinhalten oder etwa einen Dialogprozess initiieren. Zumindest Carmen Laplaza, die den Bereich Gesundheitsinnovationen in der Generaldirektion Forschung leitet, sagte vergangene Woche: Damals wie heute wäre ein vollständiges Verbot “ehrgeizig”. Und Laplaza betonte: “Wir sind überzeugt, dass dieses Ziel erreicht werden kann, aber erst, wenn die Wissenschaft genügend Fortschritte gemacht hat.” Investitionen in tierversuchsfreie Alternativen (NAMs) seien wichtig. Sie erwarte, dass im Strategieplan 2025-27 von Horizon Europe weitere Aufrufe zur Entwicklung von NAMs angekündigt werden

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Termine

03.06.2023 – 13:00 Uhr, Hamburg/online
Die Zeit, Konferenz Die Lange Nacht der Zeit 2023
Die Zeit spricht unter anderem mit Olaf Scholz über Unterstützungsmöglichkeiten für die Ukraine. INFOS & ANMELDUNG

05.06.-06.06.2023, Düsseldorf
Handelsblatt, Seminar Sustainable Communication: Nachhaltig im Unternehmen und in der Kommunikation
Das Handelsblatt informiert über die im November 2022 vom EU-Parlament verabschiedete Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). INFOS & ANMELDUNG

05.06.-06.06.2023, Trier
ERA, Conference Artificial Intelligence Systems and Fundamental Rights
The Academy of European Law (ERA) brings legal practitioners up-to-date by providing an overview of the latest European Union and Council of Europe policy developments, legislative initiatives and case law in the field of fundamental rights and artificial intelligence systems. INFOS & REGISTRATION

05.06.-06.06.2023, Berlin/online
BDE, Seminar Einführung rechtliche und technische Grundlagen der Abfallwirtschaft
Der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft (BDE) führt in die rechtlichen Regelungen, Pflichten und Anforderungen der Abfallwirtschaft ein. INFOS & ANMELDUNG

05.06.2023 – 09:20-13:10 Uhr, Florenz (Italien)
FSR, Workshop Ex-Ante Assessments of Emissions Trading
The Florence School of Regulation (FSR) addresses selected macro-economic models simulating the development of the EU ETS and other major emissions trading systems. INFOS & ANMELDUNG

05.06.2023 – 18:30-20:00 Uhr, Berlin
DGAP, Panel Discussion The Disruption of Arctic Exceptionalism
The German Council on Foreign Relations (DGAP) discusses the management of environmental change in the Arctic. INFOS & REGISTRATION

06.06.-07.06.2023, Brüssel (Belgien)
EC, Conference Delivering a net-zero world
The European Commission (EC) invites to a policy debate on different issues regarding a net-zero world. INFOS & REGISTRATION

06.06.-07.06.2023, Brüssel (Belgien)
EIT, Conference Grow Digital 23 Conference
The European Institute of Innovation and Technology (EIT) discusses the latest about digital innovation and ground breaking deep tech solutions. INFOS & REGISTRATION

06.06.2023 – 08:30-18:00 Uhr, Brüssel (Belgien)
EC, Conference Loneliness in the European Union: Policies at work
The European Commission (EC) brings together EU and national policymakers, academics from different disciplines working on loneliness, international organisations as well as practitioners working on interventions, to further dialogue and bring attention to a topic of societal relevance. INFOS & REGISTRATION

06.06.2023 – 09:10-17:45 Uhr, Brüssel (Belgien)
Conference 3rd European EnerGreen Deal Conference
The conference discusses emerging issues to shape future initiatives on the EU’s energy ambitions. INFOS & REGISTRATION

06.06.2023 – 18:00-20:30 Uhr, Hannover
VWS, Diskussion Auf dem Weg zur Slow Fashion – Wie können wir Textilkonsum nachhaltiger gestalten?
Die Volkswagen Stiftung (VWS) geht der Frage nach, wie die Wende zum kritischen, nachhaltigen Textilkonsum gelingen kann. INFOS & ANMELDUNG

06.06.2023 – 18:30-20:30 Uhr, Hannover
FES, Diskussion Neue globale Unsicherheiten, ein progressives Konzept für den Umgang mit Autokraten
Die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) diskutiert über das neue außenpolitische Grundsatzpapier der SPD. INFOS & ANMELDUNG

06.06.2023 – 19:30-22:00 Uhr, Berlin
FAZ, Podiumsdiskussion Salmonellen, Rückstände, Antibiotika & Co. – Wie sicher sind Lebensmittel von Deutschlands Bauern wirklich?
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) wirft einen kritischen Blick auf die gesamte Lebensmittelproduktion. INFOS & ANMELDUNG

News

Renaturierung: EVP verlässt Verhandlungen

Der Streit im Europäischen Parlament um das geplante Renaturierungsgesetz (NRL) geht weiter. Am Mittwoch verließ die EVP-Fraktion eine Verhandlung der zuständigen Berichterstatter im federführenden Umweltausschuss (ENVI). “Der Vorschlag war von vornherein schlecht und unsere Bedenken blieben unbeantwortet“, sagten der Fraktionsvorsitzende Manfred Weber sowie die EVP-Verhandlungsführerin Christine Schneider.

Das Gesetz werde in seiner jetzigen Form die Nahrungsmittelproduktion in Europa einschränken, dadurch die Preise weiter nach oben treiben und die Ernährungssicherung auf der Welt gefährden, sagte Weber weiter. Das sei insbesondere angesichts der Folgen des Krieges in der Ukraine nicht akzeptabel.

Schneider begründete den einseitigen Verhandlungsabbruch auch mit dem Druck, den Green-Deal-Kommissar Frans Timmermans auf die Europaabgeordneten ausgeübt habe. Sie meint damit die AussageTimmermans, die Kommission werde keine weiteren Gesetzesinitiativen vorschlagen, sollte das Parlament dem Renaturierungsgesetz nicht zustimmen. “Wir können dieses Verhalten gegenüber einem demokratisch gewählten Parlament und seinen Mitgliedern nicht akzeptieren”, so die CDU-Politikerin.

“Sabotage des Green Deals”

Jutta Paulus (Grüne) warf der EVP eine Sabotage des Green Deals vor. Leidtragende seien die Natur, die Landwirte und letztlich die ganze Gesellschaft. Auch NRL-Berichterstatter César Luena (S&D) kritisierte das Verhalten der EVP scharf. Die Fraktion bestätige damit ihre “Klimaleugnung”, so der Spanier auf Twitter. Doch auch ohne die Christdemokraten werde die Arbeit fortgesetzt.

Der Gesetzesvorschlag der EU-Kommission zur Wiederherstellung der Natur hatte in den vergangenen Wochen mehrfach für Konflikte gesorgt. Sowohl der Agrar- als auch der Fischereiausschuss haben den Vorschlag abgelehnt. Die Abstimmung im ENVI ist für den 15. Juni angesetzt, das Votum im Plenum soll im Juli folgen. Die EVP hatte ihre Ablehnung bereits angekündigt. til/luk

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CRMA: Schweden will Benchmarks erhöhen

Die schwedische Ratspräsidentschaft will die im Kommissionsentwurf für den Critical Raw Materials Act (CRMA) vorgeschlagenen Benchmarks für Recycling- und Weiterverarbeitungskapazitäten in der EU erhöhen. Das geht aus einem gestern von “Contexte” veröffentlichten Kompromissvorschlag Schwedens hervor.

Laut dem noch unvollständigen Vorschlag will Schweden die Benchmark für die Steigerung heimischer Recyclingkapazitäten von 15 auf 20 Prozent erhöhen. Durch heimische Weiterverarbeitung soll die EU 50 statt wie bisher angedacht 40 Prozent des Bedarfs an strategischen Rohstoffen decken. “Anstrengungen zur Verringerung des Rohstoffverbrauchs” sollen diese Zielvorgaben flankieren und ihre Erreichung erleichtern, heißt es.

Aus dem Dokument geht außerdem hervor, dass Schweden im Hinblick auf den von der Kommission vorgesehenen One-Stop-Shop, also die Bündelung der Genehmigungsverfahren bei einer einzigen nationalen Behörde, den Mitgliedstaaten flexiblere Lösungen gewähren will. So soll zwar je Mitgliedstaat eine einzige Kontaktstelle für strategische Rohstoffprojekte ernannt werden, doch sollen sie selbst entscheiden, ob die Kontaktstelle auch die Behörde ist, die Genehmigungsentscheidungen trifft oder nicht, heißt es im Text.

Als strategische Rohstoffprojekte sollen darüber hinaus auch Projekte zugelassen werden, bei denen strategische Rohstoffe als Nebenprodukt anfallen. Schweden will in der vorgeschlagenen Liste strategischer Rohstoffe zudem die Bedingung der Batteriequalität für Rohstoffe wie Lithium, Mangan, Nickel und Grafit streichen.

Der CRMA ist eine der höchsten Prioritäten der schwedischen Ratspräsidentschaft. Sie will noch Ende Juni das Verhandlungsmandat des Rates beschließen. leo

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Wasserstoffbank: Habeck offen für Beteiligung von H2Global

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat am Mittwoch bei einem Besuch von Energiekommissarin Kadri Simson in Deutschland Möglichkeiten zu einer Kooperation bei Wasserstoffimporten erörtert. Im Zentrum steht laut einer Mitteilung des Ministeriums eine europäische Öffnung des deutschen Fördermechanismus H2Global. “Zusammen mit der Europäischen Wasserstoffbank wird die H2Global-Stiftung auch an einer gemeinsamen europäischen Ausschreibung arbeiten, an der sich alle Mitgliedstaaten beteiligen können”, teilte das Ministerium mit.

Über H2Global stellt die Bundesregierung 900 Millionen Euro bereit, um die Differenz zwischen Ausgaben und Einnahmen von Wasserstoff-Ausschreibungen zu decken, an denen sich Anbieter und Nachfrager beteiligen. Die erste Ausschreibung der europäischen Wasserstoffbank hatte die Kommission für kommenden Herbst angekündigt.

“Ich freue mich, dass Deutschland Vorreiter bei der Durchführung einer internationalen Wasserstoff-Ausschreibung ist”, sagte Simson laut der Mitteilung. “Wir wollen auf dieser Erfahrung aufbauen und mit der Europäischen Wasserstoffbank die erste europäische Ausschreibung entwickeln, die allen Mitgliedstaaten offenstehen wird.” ber

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EU-Parlament will Ungarn Ratsvorsitz entziehen

Das Europäische Parlament hat gestern über die Missachtung der Rechtsstaatlichkeit und der Grundrechte in Ungarn sowie die eingefrorenen EU-Gelder debattiert. Heute Vormittag wird das Parlament über eine entsprechende Resolution abstimmen, welche die umfassenden Verstöße Ungarns gegen die Rechtsstaatlichkeit in diversen Bereichen wie der Umgehung parlamentarischer Beteiligung bei Gesetzgebungsprozessen und die Zweckentfremdung von EU-Mitteln scharf verurteilt.

Es gilt als sicher, dass die Resolution mit großer Mehrheit im Parlament angenommen werden wird. Das Parlament sieht keinerlei Fortschritte im laufenden Rechtsstaatsverfahren und dementsprechend keine Grundlage, die eingefrorenen Gelder durch die Kommission wieder freizugeben.  

Darüber hinaus stellt die Resolution infrage, ob Ungarn in der Lage ist, die Ratspräsidentschaft entsprechend dem Rotationsprinzip im zweiten Halbjahr 2024 zu übernehmen. In diesem Zeitraum, kurz nach der Europawahl, werden vermutlich nur wenige Gesetzgebungsverfahren auf den Weg gebracht werden.

Jedoch wies die Berichterstatterin Gwendoline Delbos-Corfield (Grüne/EFA) vorab bei einer Pressekonferenz darauf hin, dass dieser Zeitraum entscheidend für die Zusammensetzung der neuen Kommission und die strategische Ausrichtung der nächsten Amtsperiode sein werde. Auch für den Fall, dass der Ukraine-Krieg bis dahin noch nicht beendet ist, machen sich die Abgeordneten mit Blick auf eine mögliche ungarische Ratspräsidentschaft Sorgen. Konkret darum, welchen Schaden der ungarische Regierungschef Viktor Orbán als “Gesicht der EU” und Sympathisant Putins anrichten würde, betonten die Schattenberichterstatter Thijs Reuten (S&D) und Isabel Wiseler-Lima (EVP).

Parlament sieht Rat in der Pflicht

Wird die Resolution wie erwartet angenommen, liegt der Spielball beim Rat. Er allein kann entscheiden, Ungarn den kommenden Vorsitz zu entziehen. Dazu würde eine qualifizierte Mehrheit ausreichen. Die Erwartungshaltung des Parlaments ist klar: “Der Rat hat alle Befugnisse und die Verantwortung, zu handeln”, sagte die Schattenberichterstatterin der Linken, Malin Björk. Ob im Rat tatsächlich eine Mehrheit dafür entstehen könnte, ist aber unklar.

Der S&D Abgeordnete René Repasi fordert künftig klare Kriterien für derartige Entscheidungen. Ein Artikel-7-Verfahren gegen einen Mitgliedsstaat sei ein eindeutiges Kriterium, um festzustellen, dass eine Ratspräsidentschaft nicht durchführbar ist, so der Jurist.  

Sollte der Rat den Empfehlungen des Parlaments nicht folgen, werde das Parlament Maßnahmen ergreifen, um der ungarischen Regierung während ihrer Ratspräsidentschaft keine Bühne zu bieten und deren Einflussnahme zu minimieren, kündigten die Berichterstatter der Resolution an. Sophie in `t Veld (Renew) nennt als zentrale Möglichkeit, auf die informellen, nicht zwingend erforderlichen Trilogverhandlungen zu verzichten. cba

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Thinktank: Chinas Handel mit Russland nicht massiv ausgebaut

China hat einer Untersuchung der US-Denkfabrik Atlantic Council zufolge seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine seinen Handel mit Russland weniger stark ausgeweitet als andere Staaten. Demnach haben vor allem Indien, aber auch die Türkei und Griechenland 2022 ihren Handel mit Russland im Vergleich zum Vorjahr erheblich ausgebaut. Der Handel zwischen Indien, einem Land, das als US-Partner gilt, und Russland stieg demnach in dem Zeitraum um rund 240 Prozent. Der Handelsaustausch mit dem Nato-Mitgliedsstaat Türkei um 93 Prozent, mit Griechenland um rund 100 Prozent. Chinas Handel mit Russland nahm der Denkfabrik zufolge um gut 27 Prozent zu. Indien sei nun nach China zweitgrößtes Ziel für russische Ölexporte geworden, die Türkei sei nun ein bedeutender Lieferant von elektrischen Maschinen und Teilen, einschließlich Halbleiter.

In absoluten Zahlen stelle der chinesische Handel alle anderen wichtigen Handelspartner Russlands allerdings in den Schatten, erklärt das Atlantic Council. Chinas Wirtschaft sei aber auch mehr als zwanzigmal größer als die des zweitgrößten Handelspartners Russlands, der Türkei. Angesichts der gesamtwirtschaftlichen Größe ist Chinas Handel mit Russland demnach weitaus weniger außergewöhnlich, merkt der Thinktank an.

Nach den EU-Sanktionen gegen Russland wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine galt China als die Alternative für Moskau. Brüssel arbeitet derzeit an einem neuen Sanktionspaket, das vor allem die Umgehung der Sanktionen ins Auge fassen soll. Dabei könnten auch Firmen aus Drittstaaten wie China mit Strafmaßnahmen belegt werden. ari

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Presseschau

EU und USA wollen Verhaltenskodex für Künstliche Intelligenz entwerfen ZEIT
EU drängt auf rasche Selbstverpflichtung von KI-Unternehmen HANDELSBLATT
EU-Parlament will Ungarn Eignung für Ratsvorsitz absprechen DERSTANDARD
Macron appelliert an EU-Partner zum Kauf europäischer Rüstungsgüter STERN
Across Europe, the far right is rising. That it seems normal is all the more terrifying THEGUARDIAN
Mali: Letzte deutsche Soldaten nach EU-Ausbildungsmission in Berlin gelandet BERLINER-ZEITUNG
Georgia’s EU Candidate Status Would Help EU Security – Georgia’s President USNEWS
Die EU strebt engere Beziehungen zu Aserbaidschan an. Warum das umstritten ist. EURONEWS
Verhandlungen zur EU-Verordnung über politische Werbung verschoben EURACTIV
Indonesia, Malaysia freeze trade talks with EU over palm oil – FT CHANNELNEWSASIA
EU commissioner urges extension of Ukraine grain import ban STRAITSTIMES
EU-Lieferkettengesetz steht auf der Kippe FAZ
EU-Kommission sagt drittes Krisenpaket für Landwirtschaft zu EURACTIV
EU-Regeln gegen Überfischung sollen strenger kontrolliert werden OEKOTEST
Algen sind eine kohlenstoffarme Proteinquelle, aber die EU hinkt bei der Produktion hinterher EURONEWS
EU-Regeln zur Plattformarbeit: Schweden will Kompromiss retten EURACTIV
Gemäß der EU-Maschinenrichtlinie: Maschinen per iPad steuern und bedienen ELEKTRONIKNET
EU-Datenstrategie: Geopolitik ist eines der Stolpersteine EURACTIV
EU-Kommission veröffentlicht interne Leitlinien zu ChatGPT EURACTIV
Boost for Europe’s EV makers after Portuguese lithium mine given environmental nod FT

Heads

Tiemo Wölken – der Tausendsassa  

Tiemo Wölken ist Sprecher der sozialdemokratischen Fraktion im ENVI und war bereits Schattenberichterstatter für diverse Dossiers. Foto: Waldemar Salesski

Für Tiemo Wölken steht einiges auf dem Spiel, wenn das Europaparlament heute über seine Position zum Sorgfaltspflichtengesetz abstimmt. Der SPD-Politiker hat als Schattenberichterstatter seiner Fraktion im Umweltausschuss an dem Dossier mitgearbeitet. Er kämpft dafür, dass die Unternehmen in ihren Lieferketten auf die Folgen für die Umwelt achten müssen und, vor allem, sie bis 2050 klimaneutral gestalten sollen. Das aber lehnen die konservativen Kräfte im Parlament einschließlich großer Teile der EVP ab – die Abstimmung dürfte daher knapp ausfallen.   

Wölken hat dafür wenig Verständnis, er spricht von einer “hoffnungslos rückwärtsgerichteten Politik“. Vor allem die Gruppe aus CDU/CSU-Parlamentarier müsste sich entscheiden, “ob sie reaktionäre Mehrheiten mit Rechtsextremen, darunter der AfD, sucht, oder mit Sozialdemokrat*innen, Grünen und Liberalen für ein wertebasiertes Europa eintritt”. 

Das EU-Lieferkettengesetz ist eines von etlichen Dossiers, denen sich der 37-Jährige als Schattenberichterstatter gewidmet hat. 2016 rückte er nach ins Straßburger Parlament, seit vergangenem Jahr fungiert er als Sprecher der Sozialdemokraten im ENVI-Ausschuss. In den ersten Jahren im Rechtsausschuss legte er seinen Schwerpunkt auf die Digitalpolitik, inzwischen sind es die Klima- und die Gesundheitspolitik.  

Wasserstoff für Wölken zentral für Dekarbonisierung

Er beschäftigte sich intensiv mit der Erneuerbare-Energien-Richtlinie – aus Wölkens Sicht das zentrale Instrument, um Mitgliedstaaten dazu zu bringen, von fossilen Energien auf Erneuerbare umzustellen. Bei der Neuverhandlung des Verbrenner-Aus habe er sich ebenfalls moderierend eingebracht, sagt Wölken, nachdem “die FDP synthetische Kraftstoffe für sich entdeckt hatte”. Viel effizienter sei es jedoch, PKW mit Strom zu betanken, statt Wasserstoff in synthetische Kraftstoffe umzuwandeln.  

Wasserstoff kann und ist die Problemlösung und damit die Antwort für die Dekarbonisierung der deutschen Industrie”, sagt er. Dieses Potenzial habe Wasserstoff aber nur, wenn er grün und ausreichend vorhanden sei. “Wasserstoff ist der Schlüssel zum Gelingen der Transformation hin zur fossilausstoßfreien Industrie, aber eben nur dann, wenn wir ihn in ausreichendem Maße haben, und wir müssen in der Tat priorisieren, in welchen Bereichen wir Wasserstoff als Erstes einsetzen.” 

Für Wölken sind regionale und europäische Politik immer eng miteinander verbunden. “Sie spielen ganz häufig und an ganz vielen Stellen zusammen und meistens dort, wo man es gar nicht vermutet.” Bei der Gesetzgebung zur Industrieemissionsrichtlinie beispielsweise, bei der es um Methanausstoß geht und um die Frage, inwieweit Kuhställe und der Kuhbestand von dieser Richtlinie erfasst werden. Das sei für familiengeführte Bauernhöfe in Niedersachsen von zentraler Bedeutung.  

“Ich kann jetzt quasi mein Hobby zur Politik machen”

Oder eben auch bei der Krabbenfischerei, in der es zu einem Masterplan der EU-Kommission einen Aufschrei gegeben hatte, nach dem grundnetzberührende Fischerei verboten werden solle. “Da gibt es ganz häufig Berührungspunkte zwischen allen Ebenen”, konstatiert Wölken. Da komme der Vorschlag von der Kommission, der dann vom Land- und Bundestag umgesetzt wird. Gleichzeitig sei seine Aufgabe der Kommission mitzuteilen, dass dies vor Ort für große Unruhe sorge. “Das ist ganz wichtiger Input, den ich für meine parlamentarische Arbeit in Brüssel sammle.” 

Mit dem Europa-Virus infiziert habe er sich bei einem Praktikum in Brüssel, erzählt er. Im Europäischen Parlament gebe es eine dritte Ebene, auf der alle zusammenkommen: Besucher, Journalistinnen, Lobbyisten – “alles redet und wuselt durcheinander und das hat mich schon als junger Student total fasziniert.”  

Nach dem Abitur leistet er Zivildienst bei der Lebenshilfe in Buxtehude und spielt zunächst mit dem Gedanken, Lehramt zu studieren. Dann studiert er aber Rechtswissenschaften in Osnabrück und fokussiert sich auf Europarecht. 2016 rückt er für den Bezirk Weser-Ems ins Europäische Parlament nach. Das Studium habe dabei geholfen, zu verstehen, wie wichtig Europa für die nationale Gesetzgebung sei. Als Ersatzkandidat sei er damals nicht davon ausgegangen, dass er nachrücken könnte. “Ich kann jetzt quasi mein Hobby zur Politik machen, was mich sehr, sehr freut.” Livia Hofmann

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Dessert

Ein Artikel der BILD erweckte Anfang der Woche den Anschein, für die deutschen Brauereien seien Hopfen und Malz verloren: Es drohe die Vernichtung von “MILLIARDEN Bierflaschen”, sogar die Bierkästen müssten geschreddert werden. Mit Zitaten besorgter Verbandschefs bestätigte die BILD alarmierten Biersommeliers und CSU-Parteigrößen: Der deutschen Bierflasche droht nichts Geringeres als ein elendiger Tod in der Schmelze – und zwar jeder Einzelnen von ihnen. Als wäre das nicht genug: Auch der klassische, deutsche Bierkasten stehe vor dem Aus.

Schuld an diesem Unheil ist, wen wundert’s: Brüssel. Mit der geplanten Verpackungsverordnung will die EU unter anderem neue Regeln für Mehrwegsysteme vorschreiben. Deutsche Brauereien und Getränkehändler wittern Gefahr für das gelobte deutsche Pfandsystem und schrieben vergangene Woche einen Brandbrief an das EU-Parlament. “Die EU will nun allen Mehrwegsystemen in Europa eine einheitliche, zentralistische Verwaltungsbürokratie vorschreiben und eine Vielzahl fragwürdiger Vorschriften überstülpen”, wetterten sie darin. Damit konnten sie nicht nur die BILD überzeugen; auch andere Medien berichteten.

Plant die EU also tatsächlich die Vernichtung deutscher Bierverpackungen? Die Verbände reiben sich zum einen an der geplanten Deklarationspflicht, die eine dauerhaft angebrachte Kennzeichnung von Mehrwegverpackungen vorsieht. Denn auf deutschen Bierflaschen kleben seit jeher abwaschbare Etiketten. Zum anderen äußern sie die Sorge, die geplante Begrenzung des Leerraumanteils (also der Luft in Transportverpackungen) würde auch die Bierkästen betreffen – und “den Transport und die Lagerung von Mehrwegflaschen künftig unmöglich machen”.

Niemand hat die Absicht, einen Kasten zu schreddern

Die Kommission schritt direkt ein: “Nein, die EU-Kommission fordert nicht, dass Pfandflaschen für Bier in Deutschland eingeschmolzen werden sollen”, lautete der Faktencheck ihrer Vertretung in Deutschland auf Twitter. “Die EU möchte Verpackungsmüll reduzieren – aber natürlich nicht das wirklich gut funktionierende deutsche Pfandsystem zerstören“, erklärte Birgit Schmeitzner, die Sprecherin der Vertretung. “Ganz im Gegenteil: Wir ermuntern andere Mitgliedstaaten und Wirtschaftssektoren, etwas Vergleichbares einzuführen.”

Also alles bloß heiße Luft? Immerhin so heiß, dass die Vertretung spontan zum Pressegespräch mit einem Beamten der zuständigen Generaldirektion lud. Dieser konnte die Luft zumindest im Hintergrund wieder abkühlen: Auch ablösbare Papieretiketten könnten als “dauerhaft angebracht” gelten, solange sie nach dem Waschvorgang wieder angebracht würden. Und die Regeln zum Leerraumanteil in Transportverpackungen zielten vor allem auf den Online-Handel ab – Bierkästen als Transportverpackungen in einem bestehenden Mehrwegsystem könnten also ausgenommen werden.

Der Brandbrief ist derweil nicht der einzige Versuch, die EU-Pläne für nachhaltigere Verpackungen zu beeinflussen: Die Verpackungsindustrie betreibt eine massive Lobbykampagne. Die Messlatte für künftige Dystopien und dramatische Bilder liegt dank des geschredderten Bierkastens und der geschmolzenen Bierflasche nun wohl sehr weit oben. Doch wer weiß, was noch kommt. Leonie Düngefeld

  • Lebensmittel
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Europe.Table Redaktion

EUROPE.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    heute steht die Abstimmung über das Sorgfaltspflichtengesetz im Brüsseler Plenum an. Es wird spannend. Wie am Dienstag berichtet, will die Gruppe der Abgeordneten von CDU/CSU gegen den Bericht von Lara Wolters (S&D) stimmen. Damit stellten sie sich auch gegen ihren Parteikollegen Axel Voss, der als Schattenberichterstatter versucht hat, einen hinnehmbaren Kompromiss auszuhandeln. “Es ist ein sehr politisches Thema für die EVP”, sagte Voss bei der gestrigen Debatte.

    Nach der Sitzung der Fraktion am Mittwoch wurde aber klar: CDU und CSU finden für ihre Position weniger Unterstützung als eingangs angenommen. Aus der Abstimmungsliste wird ersichtlich, dass die Christdemokraten nicht einmal alle Änderungsanträge mittragen wollen, die CSU-Politikerin Angelika Niebler zusammen mit einigen Kollegen und Kolleginnen eingereicht hat.

    Nur bei einem Änderungsantrag steht die Fraktion hinter Niebler: Antrag 423 fordert die Kommission auf, die Richtlinie spätestens sechs Jahre nach Inkrafttreten in eine Verordnung umzuwandeln, um fairen Wettbewerb im Binnenmarkt zu sichern. Erhält der Antrag keine Mehrheit, sind die Abgeordneten angehalten, gegen den Wolters-Bericht zu stimmen. Allerdings: Rund die Hälfte der Christdemokraten will den Bericht auch dann unterstützen, wenn dieser Änderungsantrag keine Mehrheit erhält.

    Die Liberalen wiederum werden wohl fast geschlossen für den Bericht stimmen und gegen alle neuen Änderungsanträge. Nur die FDP und die tschechische ANO-Partei wollen den Bericht nicht mittragen. Demnach wird Lara Wolters heute wohl mit Unterstützung von den Grünen, S&D, Renew und Teilen der EVP sowie der Linken eine Mehrheit für ihren Bericht mobilisieren können.

    Welche Hürden die Abgeordneten bei den Trilogen erwartet, diskutiere ich dann am Freitag beim Table.Live-Briefing über das EU-Lieferkettengesetz. Mit dabei: Axel Voss, Dr. Carsten Stender aus dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales, der Unternehmer Stefan Munsch und Nele Meyer von der European Coalition for Corporate Justice. Anmelden können Sie sich hier.

    Ihre
    Charlotte Wirth
    Bild von Charlotte  Wirth

    Analyse

    Europa versammelt sich zum Anti-Putin-Gipfel in Chişinău

    Manchmal ist der Treffpunkt schon die halbe Botschaft. 47 Staats- und Regierungschefs aus Europa sind heute zum zweiten Gipfel der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG) nach Chişinău, Moldaus Hauptstadt, geladen. Neu dabei sind auch die Mikrostaaten Andorra, Monaco und San Marino. Nur der gerade im Amt bestätigte türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat im letzten Moment abgesagt. “Sie müssen es aus dem Blickwinkel der Geopolitik sehen”, sagte ein EU-Diplomat im Vorfeld: “Sie sitzen in Moskau und sehen Staats- und Regierungschefs aus ganz Europa, die sich in ihrer direkten Nachbarschaft versammeln.”

    Das Treffen in Chişinău ist also auch ein Anti-Putin-Gipfel. Und ein Zeichen der Unterstützung für die pro-europäische Führung von Maia Sandu, Präsidentin eines Landes unter massivem Druck aus Moskau, das seit 30 Jahren teilweise von russischen Streitkräften kontrolliert wird. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen verkündete gestern Abend an der Seite von Sandu ein Unterstützungspaket, das zuletzt noch einmal aufgestockt wurde. So sollen unter anderem die Roaminggebühren ab Anfang nächsten Jahres gesenkt werden, ein Investitionspaket auf 1,6 Milliarden Euro aufgestockt und Interkonnektoren für Hochspannungsleitungen Richtung Rumänien finanziert werden. Moldau sei diese Woche das “politische Herz” Europas, sagte Ursula von der Leyen.

    Forum für Geopolitik, weniger für Wertefragen

    Die Europäischen Politischen Gemeinschaft geht auf einen Vorstoß von Emmanuel Macron zurück. Das Format sei eine Chance, um “strategische Intimität” in Europa aufzubauen, sagte Frankreichs Präsident beim ersten Treffen in Prag vor einem halben Jahr. Auch diesmal sind wieder vier Runde Tische geplant, je zwei zum Thema Sicherheit beziehungsweise Cybersicherheit sowie zu Interkonnektivität und Energie.

    Befürchtungen unter den Balkanstaaten, die neue Gemeinschaft könnte zum Warteraum für Beitrittskandidaten werden, haben sich inzwischen zerstreut. Auch zum Europarat soll das neue Format keine Konkurrenz sein, auch wenn es in Straßburg diesbezüglich Befürchtungen geben soll. Beim Europarat gehe es mehr um Werte, bei der Europäischen Politischen Gemeinschaft um Geopolitik, so ein EU-Diplomat. Die EPG sei das einzige Forum, in dem sich alle europäischen Staats- und Regierungschefs informell und auf Augenhöhe austauschen könnten, ohne sich am Ende auf eine Schlusserklärung einigen zu müssen.

    Lösung gesucht für Bergkarabach-Konflikt

    Ein Familienfoto soll immerhin ein starkes Zeichen der Einheit setzen. Als möglicherweise wichtigerer Teil könnten sich deshalb die bilateralen Treffen herauskristallisieren, für die der Nachmittag reserviert ist. Die Europäische Politische Gemeinschaft sei eine Plattform für den Austausch zu zweit oder im kleinen Kreis, so Diplomaten. So sollen Armeniens Premierminister Nikol Paschinjan und Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew in Chişinău ihre Gespräche in Hinblick auf eine friedliche Lösung des Konflikts um Bergkarabach fortsetzen, mit Bundeskanzler Olaf Scholz und Emmanuel Macron als Moderatoren. Unklar war noch, ob die Präsidenten Serbiens und Kosovos nach den Unruhen der letzten Tage für einen direkten Austausch bereit sein werden.

    Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion setze sich für eine enge Zusammenarbeit zwischen der EU und allen übrigen Ländern Europas ein, die dem Fundament demokratischer Werte verbunden seien, erklärte die stellvertretende Vorsitzende Patricia Lips. Die Europäische Politische Gemeinschaft sei eine wertvolle Ergänzung als Plattform. Es gebe viele Fragen von gemeinsamem Interesse. Die partnerschaftliche Anbindung liege mit Blick auf den globalen Systemwettbewerb im strategischen Interesse Deutschlands und der EU. Der Gipfel in Moldau müsse zudem angesichts des andauernden russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ein starkes Zeichen der unverminderten Geschlossenheit in Europa setzen.

    EPG soll keine EU-Veranstaltung werden

    Die Gipfel der Europäische Politische Gemeinschaft soll wechselnd von einem EU-Mitglied und von einem Drittstaat organisiert werden. Im Herbst ist Spanien in Granada Gastgeber, das gleichzeitig auch den EU-Ratsvorsitz innehaben wird und das Thema Migration in den Fokus stellen will. Im ersten Halbjahr 2024 ist dann Großbritannien an der Reihe. Feste Strukturen wie etwa ein Sekretariat soll es bewusst nicht geben, die EPG soll auch keine Veranstaltung der EU werden. Moldau wurde jedoch bei der Organisation des Großereignisses aus Brüssel und von der schwedischen EU-Ratspräsidentschaft unterstützt.

    Ob die Europäische Politische Gemeinschaft sich auf Dauer als Forum etablieren kann, ist noch nicht entschieden. Heute ist die EPG auch eine Antwort auf Wladimir Putins imperiale Ambitionen. Als Antrieb und Daseinsberechtigung könnte dies auf Dauer zu wenig sein. Möglicherweise bietet sich nach einem Ende der Ära Putin eine neue Rolle an, etwa bei den Bemühungen, Russland wieder in eine europäische Friedensordnung einzubinden.

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    TTC: Blinken sieht Konvergenz in der China-Politik

    US-Außenminister Antony Blinken hat nach dem Treffen des Handels- und Technologierates (TTC) die Gemeinsamkeiten mit der EU gegenüber Peking betont. “Wir gehen von genau demselben Ansatz aus: Keiner von uns sucht die Konfrontation, keiner von uns sucht einen Kalten Krieg, keiner von uns sucht die Abkopplung – im Gegenteil”, sagte er im nordschwedischen Luleå. Beide Seiten profitierten vom Handel und den Investitionen mit China, daher strebe man keine Abkopplung an, sondern ein “De-Risking“.  

    Der US-Außenminister machte sich damit den Begriff zu eigen, mit dem Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die China-Politik der EU auf einen Nenner gebracht hatte. Die Europäer sind bedacht darauf, einen eigenständigen Kurs gegenüber Peking zu verfolgen und sich nicht zu sehr von Washington vereinnahmen zu lassen. Im Vorfeld des vierten TTC-Treffens hatte die EU-Seite einige Referenzen zu China aus den Entwürfen der Abschlusserklärung gestrichen und die Formulierungen zu Kontrolle sicherheitsrelevanter Investitionen in Drittstaaten abgeschwächt.

    Handelsrisiken identifizieren

    Wie einige Mitgliedstaaten bezweifelt auch Margrethe Vestager, dass die EU ein neues Instrument für dieses Outbound Investment Screening braucht. Die Kommission werde vor dem Ende des EU-Gipfels Ende Juni eine Strategie für wirtschaftliche Sicherheit vorlegen, sagte die Vizepräsidentin der EU-Kommission, “und ich denke, dass wir bei einer Reihe dieser Fragen weitgehend einer Meinung sind”. Sie verwies auf die vorhandenen Instrumente der Exportkontrollen und gegen wirtschaftliche Nötigung. Ziel der Strategie müsse sein, tatsächliche Risiken identifizieren und mit ihnen umgehen zu können, damit der übrige Handel ungestört weiterlaufen könne.

    Beide Seiten diskutierten bei ihrem vierten Treffen auch über die Zusammenarbeit bei klimafreundlichen Technologien. Der US-Inflation Reduction Act (IRA), ein massives Subventionsprogramm Washingtons für Sektoren wie Solar, Elektromobilität und Wasserstoff, hatte in den vergangenen Monaten für erhebliche Verstimmungen bei den Europäern gesorgt.

    Gleichzeitig bin ich nach wie vor auf konkrete Ergebnisse im Bereich des Handels erpicht. Gespräche und Meinungsaustausch sind äußerst wichtig, aber ich vermisse konkrete Fortschritte in einigen der wichtigsten Aspekte unserer Beziehungen. Obwohl die Frist für die Lösung des Stahl- und Aluminiumproblems Ende Oktober abläuft, scheint eine praktikable Lösung nicht in Sicht zu sein. Auch in Bezug auf die IRA haben wir noch viele Bedenken.

    Bereits beim vorigen Treffen hatten sich Kommission und US-Regierung auf eine Transatlantic Initiative on Sustainable Trade (TIST) verständigt. Mit dem am Mittwoch vereinbarten Arbeitsprogramm dafür lege man ein konkretes Ergebnis vor, wie von der Industrie gefordert, sagte der für Handel zuständige Vizepräsident der Kommission, Valdis Dombrovskis.

    Einigung auf Megacharger

    Die angesprochene Industrie reagierte allerdings verhalten auf die Ergebnisse des TTC. Die (deutsche) Transatlantic Business Initiative hatte sich bereits im Vorfeld kritisch geäußert. In einer ersten Reaktion betonte der US-Verband CCIA, der die Computer- und Kommunikationsindustrie vertritt, wie wichtig der TTC als Plattform sei. Allerdings sagte CCIA-Vertreter Jonathan McHale auch: “Wir freuen uns darauf, dass beide Seiten in künftigen Runden ehrgeiziger vorgehen und die transatlantische Partnerschaft vertiefen werden, indem sie eine koordinierte Reaktion auf globale Prioritäten ermöglichen und Handelsstreitigkeiten konkret angehen.”

    In eine ähnliche Richtung zielte der S&D-Parlamentarier Bernd Lange, der Vorsitzende des Handelsausschusses des EU-Parlaments. Auch er übte nach dem TTC Kritik an den Ergebnissen im Bereich Handel: “Ich vermisse konkrete Fortschritte in einigen der wichtigsten Aspekte unserer Beziehungen.” Obwohl die Frist für die Lösung des Stahl- und Aluminiumproblems Ende Oktober ablaufe, scheine eine praktikable Lösung nicht in Sicht zu sein. Auch in Bezug auf die IRA habe man noch viele Bedenken, sagte Lange.

    Vestager nahm in ihrem Statement zum Abschluss des Treffens Bezug auf die Kritik der Industrie. “Ich möchte nur sagen, dass wir alle nach einem Konzeptnachweis für die TTC suchen.” Als Beleg für ein konkretes Ergebnis verwies sie auf die Einigung auf eine gemeinsame internationale Norm für Ladesysteme im Megawattbereich (Megacharger) zum Aufladen von elektrischen LKW. Beide Seiten erwarten, dass dies den transatlantischen Handel und die Investitionen erleichtern wird, weil es die Herstellungs- und Einführungskosten senke. Außerdem erarbeiteten sie Empfehlungen für den staatlich finanzierten Aufbau von Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge.

    Ein freiwilliger Verhaltenskodex für KI

    Zum Thema (generative) Künstliche Intelligenz sind beide Seiten ebenfalls zu einem gemeinsamen Standpunkt gekommen. Da es zu lange dauere, bis es entsprechende gesetzliche Regelungen zur KI gebe, soll es einen freiwilligen Code of Conduct geben. Es habe eine sehr intensive und produktive Diskussion über künstliche Intelligenz, einschließlich generativer KI gegeben, sagte Blinken. Beide Seiten teilten die Überzeugung, dass der TTC “eine wichtige Rolle bei der Ausarbeitung freiwilliger Verhaltenskodizes spielen muss, die allen gleichgesinnten Ländern offen stehen.”

    Vestager kündigte an: “In den nächsten Wochen werden wir einen Entwurf für einen KI-Verhaltenskodex vorlegen.” Zu diesem will die Kommission die Beiträge der Industrie und anderer Stakeholder einbeziehen, “damit wir sehr, sehr bald einen endgültigen Vorschlag für einen Verhaltenskodex haben, dem sich die Industrie sofort anschließen kann”. Es sei wichtig, in der Frage verantwortungsbewusster KI möglichst viele mit an Bord zu holen, auch “unsere Freunde in Kanada, Großbritannien, Japan und Indien”.

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    Forscher warnen vor EU-Verbot von Tierversuchen

     

    Die europäische Bürgerinitiative “Save Cruelty Free Cosmetics – Commit to a Europe Without Animal Testing” hat es mit 1,2 Millionen Unterschriften geschafft: Kommission und Parlament müssen sich mit ihr befassen. Doch während die Forderung einer Verschärfung des Verbots von Tierversuchen für Kosmetika oder Chemikalien kaum umstritten ist, sorgt die Forderung einer schrittweisen generellen Abschaffung von Tierversuchen für Aufregung in der Wissenschafts-Community. Sie fürchtet, dass die Kommission ihre Position ändert.

    Beim Hearing zur Bürgerinitiative im Umweltausschuss des Parlaments am vergangenen Donnerstag fokussierten sich die Vertreter der Bürgerinitiative vor allem auf das Thema Tierversuche in der Kosmetikaherstellung und untermalten ihre Darstellungen mit teils drastischen Videos. Auch Tilly Metz, Abgeordnete der Grünen aus Luxemburg, forderte eine kritische Bestandsaufnahme beim Thema Tierversuche. Wo können diese heute schon ersetzt werden und wie kann man Verfahren dafür beschleunigen? Wo sind sie unerlässlich? Und wie kann man alternative Methoden besser fördern? Sie verwies darauf, dass beispielsweise im Horizon-Europe-Programm lediglich 0,1 Prozent des Budgets für die Erforschung von Alternativen zur Verfügung stünden. Der aktuelle Bundeshaushalt sieht ebenfalls lediglich 5,4 Millionen Euro für die Entwicklung von Alternativmethoden vor.

    Christian Ehler (CDU) kritisierte dagegen: “Unnötige Tierversuche sollten schrittweise abgeschafft werden, aber diese Initiative geht zu weit.” Er sagte weiter: “Wo es möglich ist, wird die Wissenschaft zu Alternativen übergehen, aber eine EU-Gesetzgebung ist unnötig und birgt die Gefahr, dass wichtige wissenschaftliche Arbeiten zur Gesundheit von Mensch und Tier zunichtegemacht werden.”  

    Allianz der Wissenschaftsorganisationen übt Kritik

    Kritik kommt auch aus der Wissenschaft. Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen positionierte sich in ihrer Stellungnahme kritisch gegenüber dem Ziel der Bürgerinitiative. Aus der Sicht der Allianz “ist eine solch weitreichende und pauschale Forderung wissenschaftlich nicht begründet. Sie verkenne zudem zentrale Grundprinzipien, wie Forschung neues Wissen und innovative Entwicklungen hervorbringt.” Weiter heißt es: “Tierversuche sind nach wie vor erforderlich, um die Funktionsweise komplexer biologischer Systeme zu verstehen und als Grundlage für die ethisch vertretbare Durchführung klinischer Humanstudien.” 

    Stefan Treue, Direktor des Deutschen Primatenzentrums in Göttingen und Vorsitzender der Initiative “Tierversuche verstehen”, fürchtet, dass das Narrativ der Initiative, das vorwiegend das Thema Kosmetika in den Mittelpunkt stellte, auch bei vielen Abgeordneten verfangen könnte. Es werde behauptet, dass alternative Methoden, ähnlich wie bei den Kosmetika, Tierversuche auch in der biomedizinischen Forschung schnell ersetzen könnten. Es gelte nun, weiter mit Abgeordneten und der Kommission zu sprechen. Vor allem, da in der Anhörung nur Vertreter der Bürgerinitiative gehört wurden. “Aber unsere Möglichkeiten, die Kommission anzusprechen, sind beschränkt”, sagte Treue auf Anfrage von Table.Media.

    Kommission muss bis Ende Juli antworten

    Auf eine Resolution des EU-Parlaments 2021, die ebenfalls einen Stufenplan zur Abschaffung der Tierversuche einforderte, hatte die Kommission mit einem Bekenntnis zum aktuell eingeschlagenen Weg der 3R – also “Reduction, Refinement und Replacement” von Tierversuchen geantwortet. Derzeit gilt somit, dass alternative Methoden zunächst validiert werden müssen. Erst dann können Tierversuche ersetzt werden, was sich als hohe Hürde erweist. Die Frage ist nun, ob dieser Kurs in der EU nun infrage gestellt wird.

    Die Kommission ist verpflichtet, bis Ende Juli eine Antwort zu formulieren. Diese kann gesetzliche Veränderungen beinhalten oder etwa einen Dialogprozess initiieren. Zumindest Carmen Laplaza, die den Bereich Gesundheitsinnovationen in der Generaldirektion Forschung leitet, sagte vergangene Woche: Damals wie heute wäre ein vollständiges Verbot “ehrgeizig”. Und Laplaza betonte: “Wir sind überzeugt, dass dieses Ziel erreicht werden kann, aber erst, wenn die Wissenschaft genügend Fortschritte gemacht hat.” Investitionen in tierversuchsfreie Alternativen (NAMs) seien wichtig. Sie erwarte, dass im Strategieplan 2025-27 von Horizon Europe weitere Aufrufe zur Entwicklung von NAMs angekündigt werden

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    Termine

    03.06.2023 – 13:00 Uhr, Hamburg/online
    Die Zeit, Konferenz Die Lange Nacht der Zeit 2023
    Die Zeit spricht unter anderem mit Olaf Scholz über Unterstützungsmöglichkeiten für die Ukraine. INFOS & ANMELDUNG

    05.06.-06.06.2023, Düsseldorf
    Handelsblatt, Seminar Sustainable Communication: Nachhaltig im Unternehmen und in der Kommunikation
    Das Handelsblatt informiert über die im November 2022 vom EU-Parlament verabschiedete Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). INFOS & ANMELDUNG

    05.06.-06.06.2023, Trier
    ERA, Conference Artificial Intelligence Systems and Fundamental Rights
    The Academy of European Law (ERA) brings legal practitioners up-to-date by providing an overview of the latest European Union and Council of Europe policy developments, legislative initiatives and case law in the field of fundamental rights and artificial intelligence systems. INFOS & REGISTRATION

    05.06.-06.06.2023, Berlin/online
    BDE, Seminar Einführung rechtliche und technische Grundlagen der Abfallwirtschaft
    Der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft (BDE) führt in die rechtlichen Regelungen, Pflichten und Anforderungen der Abfallwirtschaft ein. INFOS & ANMELDUNG

    05.06.2023 – 09:20-13:10 Uhr, Florenz (Italien)
    FSR, Workshop Ex-Ante Assessments of Emissions Trading
    The Florence School of Regulation (FSR) addresses selected macro-economic models simulating the development of the EU ETS and other major emissions trading systems. INFOS & ANMELDUNG

    05.06.2023 – 18:30-20:00 Uhr, Berlin
    DGAP, Panel Discussion The Disruption of Arctic Exceptionalism
    The German Council on Foreign Relations (DGAP) discusses the management of environmental change in the Arctic. INFOS & REGISTRATION

    06.06.-07.06.2023, Brüssel (Belgien)
    EC, Conference Delivering a net-zero world
    The European Commission (EC) invites to a policy debate on different issues regarding a net-zero world. INFOS & REGISTRATION

    06.06.-07.06.2023, Brüssel (Belgien)
    EIT, Conference Grow Digital 23 Conference
    The European Institute of Innovation and Technology (EIT) discusses the latest about digital innovation and ground breaking deep tech solutions. INFOS & REGISTRATION

    06.06.2023 – 08:30-18:00 Uhr, Brüssel (Belgien)
    EC, Conference Loneliness in the European Union: Policies at work
    The European Commission (EC) brings together EU and national policymakers, academics from different disciplines working on loneliness, international organisations as well as practitioners working on interventions, to further dialogue and bring attention to a topic of societal relevance. INFOS & REGISTRATION

    06.06.2023 – 09:10-17:45 Uhr, Brüssel (Belgien)
    Conference 3rd European EnerGreen Deal Conference
    The conference discusses emerging issues to shape future initiatives on the EU’s energy ambitions. INFOS & REGISTRATION

    06.06.2023 – 18:00-20:30 Uhr, Hannover
    VWS, Diskussion Auf dem Weg zur Slow Fashion – Wie können wir Textilkonsum nachhaltiger gestalten?
    Die Volkswagen Stiftung (VWS) geht der Frage nach, wie die Wende zum kritischen, nachhaltigen Textilkonsum gelingen kann. INFOS & ANMELDUNG

    06.06.2023 – 18:30-20:30 Uhr, Hannover
    FES, Diskussion Neue globale Unsicherheiten, ein progressives Konzept für den Umgang mit Autokraten
    Die Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) diskutiert über das neue außenpolitische Grundsatzpapier der SPD. INFOS & ANMELDUNG

    06.06.2023 – 19:30-22:00 Uhr, Berlin
    FAZ, Podiumsdiskussion Salmonellen, Rückstände, Antibiotika & Co. – Wie sicher sind Lebensmittel von Deutschlands Bauern wirklich?
    Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) wirft einen kritischen Blick auf die gesamte Lebensmittelproduktion. INFOS & ANMELDUNG

    News

    Renaturierung: EVP verlässt Verhandlungen

    Der Streit im Europäischen Parlament um das geplante Renaturierungsgesetz (NRL) geht weiter. Am Mittwoch verließ die EVP-Fraktion eine Verhandlung der zuständigen Berichterstatter im federführenden Umweltausschuss (ENVI). “Der Vorschlag war von vornherein schlecht und unsere Bedenken blieben unbeantwortet“, sagten der Fraktionsvorsitzende Manfred Weber sowie die EVP-Verhandlungsführerin Christine Schneider.

    Das Gesetz werde in seiner jetzigen Form die Nahrungsmittelproduktion in Europa einschränken, dadurch die Preise weiter nach oben treiben und die Ernährungssicherung auf der Welt gefährden, sagte Weber weiter. Das sei insbesondere angesichts der Folgen des Krieges in der Ukraine nicht akzeptabel.

    Schneider begründete den einseitigen Verhandlungsabbruch auch mit dem Druck, den Green-Deal-Kommissar Frans Timmermans auf die Europaabgeordneten ausgeübt habe. Sie meint damit die AussageTimmermans, die Kommission werde keine weiteren Gesetzesinitiativen vorschlagen, sollte das Parlament dem Renaturierungsgesetz nicht zustimmen. “Wir können dieses Verhalten gegenüber einem demokratisch gewählten Parlament und seinen Mitgliedern nicht akzeptieren”, so die CDU-Politikerin.

    “Sabotage des Green Deals”

    Jutta Paulus (Grüne) warf der EVP eine Sabotage des Green Deals vor. Leidtragende seien die Natur, die Landwirte und letztlich die ganze Gesellschaft. Auch NRL-Berichterstatter César Luena (S&D) kritisierte das Verhalten der EVP scharf. Die Fraktion bestätige damit ihre “Klimaleugnung”, so der Spanier auf Twitter. Doch auch ohne die Christdemokraten werde die Arbeit fortgesetzt.

    Der Gesetzesvorschlag der EU-Kommission zur Wiederherstellung der Natur hatte in den vergangenen Wochen mehrfach für Konflikte gesorgt. Sowohl der Agrar- als auch der Fischereiausschuss haben den Vorschlag abgelehnt. Die Abstimmung im ENVI ist für den 15. Juni angesetzt, das Votum im Plenum soll im Juli folgen. Die EVP hatte ihre Ablehnung bereits angekündigt. til/luk

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    CRMA: Schweden will Benchmarks erhöhen

    Die schwedische Ratspräsidentschaft will die im Kommissionsentwurf für den Critical Raw Materials Act (CRMA) vorgeschlagenen Benchmarks für Recycling- und Weiterverarbeitungskapazitäten in der EU erhöhen. Das geht aus einem gestern von “Contexte” veröffentlichten Kompromissvorschlag Schwedens hervor.

    Laut dem noch unvollständigen Vorschlag will Schweden die Benchmark für die Steigerung heimischer Recyclingkapazitäten von 15 auf 20 Prozent erhöhen. Durch heimische Weiterverarbeitung soll die EU 50 statt wie bisher angedacht 40 Prozent des Bedarfs an strategischen Rohstoffen decken. “Anstrengungen zur Verringerung des Rohstoffverbrauchs” sollen diese Zielvorgaben flankieren und ihre Erreichung erleichtern, heißt es.

    Aus dem Dokument geht außerdem hervor, dass Schweden im Hinblick auf den von der Kommission vorgesehenen One-Stop-Shop, also die Bündelung der Genehmigungsverfahren bei einer einzigen nationalen Behörde, den Mitgliedstaaten flexiblere Lösungen gewähren will. So soll zwar je Mitgliedstaat eine einzige Kontaktstelle für strategische Rohstoffprojekte ernannt werden, doch sollen sie selbst entscheiden, ob die Kontaktstelle auch die Behörde ist, die Genehmigungsentscheidungen trifft oder nicht, heißt es im Text.

    Als strategische Rohstoffprojekte sollen darüber hinaus auch Projekte zugelassen werden, bei denen strategische Rohstoffe als Nebenprodukt anfallen. Schweden will in der vorgeschlagenen Liste strategischer Rohstoffe zudem die Bedingung der Batteriequalität für Rohstoffe wie Lithium, Mangan, Nickel und Grafit streichen.

    Der CRMA ist eine der höchsten Prioritäten der schwedischen Ratspräsidentschaft. Sie will noch Ende Juni das Verhandlungsmandat des Rates beschließen. leo

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    Wasserstoffbank: Habeck offen für Beteiligung von H2Global

    Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat am Mittwoch bei einem Besuch von Energiekommissarin Kadri Simson in Deutschland Möglichkeiten zu einer Kooperation bei Wasserstoffimporten erörtert. Im Zentrum steht laut einer Mitteilung des Ministeriums eine europäische Öffnung des deutschen Fördermechanismus H2Global. “Zusammen mit der Europäischen Wasserstoffbank wird die H2Global-Stiftung auch an einer gemeinsamen europäischen Ausschreibung arbeiten, an der sich alle Mitgliedstaaten beteiligen können”, teilte das Ministerium mit.

    Über H2Global stellt die Bundesregierung 900 Millionen Euro bereit, um die Differenz zwischen Ausgaben und Einnahmen von Wasserstoff-Ausschreibungen zu decken, an denen sich Anbieter und Nachfrager beteiligen. Die erste Ausschreibung der europäischen Wasserstoffbank hatte die Kommission für kommenden Herbst angekündigt.

    “Ich freue mich, dass Deutschland Vorreiter bei der Durchführung einer internationalen Wasserstoff-Ausschreibung ist”, sagte Simson laut der Mitteilung. “Wir wollen auf dieser Erfahrung aufbauen und mit der Europäischen Wasserstoffbank die erste europäische Ausschreibung entwickeln, die allen Mitgliedstaaten offenstehen wird.” ber

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    EU-Parlament will Ungarn Ratsvorsitz entziehen

    Das Europäische Parlament hat gestern über die Missachtung der Rechtsstaatlichkeit und der Grundrechte in Ungarn sowie die eingefrorenen EU-Gelder debattiert. Heute Vormittag wird das Parlament über eine entsprechende Resolution abstimmen, welche die umfassenden Verstöße Ungarns gegen die Rechtsstaatlichkeit in diversen Bereichen wie der Umgehung parlamentarischer Beteiligung bei Gesetzgebungsprozessen und die Zweckentfremdung von EU-Mitteln scharf verurteilt.

    Es gilt als sicher, dass die Resolution mit großer Mehrheit im Parlament angenommen werden wird. Das Parlament sieht keinerlei Fortschritte im laufenden Rechtsstaatsverfahren und dementsprechend keine Grundlage, die eingefrorenen Gelder durch die Kommission wieder freizugeben.  

    Darüber hinaus stellt die Resolution infrage, ob Ungarn in der Lage ist, die Ratspräsidentschaft entsprechend dem Rotationsprinzip im zweiten Halbjahr 2024 zu übernehmen. In diesem Zeitraum, kurz nach der Europawahl, werden vermutlich nur wenige Gesetzgebungsverfahren auf den Weg gebracht werden.

    Jedoch wies die Berichterstatterin Gwendoline Delbos-Corfield (Grüne/EFA) vorab bei einer Pressekonferenz darauf hin, dass dieser Zeitraum entscheidend für die Zusammensetzung der neuen Kommission und die strategische Ausrichtung der nächsten Amtsperiode sein werde. Auch für den Fall, dass der Ukraine-Krieg bis dahin noch nicht beendet ist, machen sich die Abgeordneten mit Blick auf eine mögliche ungarische Ratspräsidentschaft Sorgen. Konkret darum, welchen Schaden der ungarische Regierungschef Viktor Orbán als “Gesicht der EU” und Sympathisant Putins anrichten würde, betonten die Schattenberichterstatter Thijs Reuten (S&D) und Isabel Wiseler-Lima (EVP).

    Parlament sieht Rat in der Pflicht

    Wird die Resolution wie erwartet angenommen, liegt der Spielball beim Rat. Er allein kann entscheiden, Ungarn den kommenden Vorsitz zu entziehen. Dazu würde eine qualifizierte Mehrheit ausreichen. Die Erwartungshaltung des Parlaments ist klar: “Der Rat hat alle Befugnisse und die Verantwortung, zu handeln”, sagte die Schattenberichterstatterin der Linken, Malin Björk. Ob im Rat tatsächlich eine Mehrheit dafür entstehen könnte, ist aber unklar.

    Der S&D Abgeordnete René Repasi fordert künftig klare Kriterien für derartige Entscheidungen. Ein Artikel-7-Verfahren gegen einen Mitgliedsstaat sei ein eindeutiges Kriterium, um festzustellen, dass eine Ratspräsidentschaft nicht durchführbar ist, so der Jurist.  

    Sollte der Rat den Empfehlungen des Parlaments nicht folgen, werde das Parlament Maßnahmen ergreifen, um der ungarischen Regierung während ihrer Ratspräsidentschaft keine Bühne zu bieten und deren Einflussnahme zu minimieren, kündigten die Berichterstatter der Resolution an. Sophie in `t Veld (Renew) nennt als zentrale Möglichkeit, auf die informellen, nicht zwingend erforderlichen Trilogverhandlungen zu verzichten. cba

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    Thinktank: Chinas Handel mit Russland nicht massiv ausgebaut

    China hat einer Untersuchung der US-Denkfabrik Atlantic Council zufolge seit Beginn des Kriegs gegen die Ukraine seinen Handel mit Russland weniger stark ausgeweitet als andere Staaten. Demnach haben vor allem Indien, aber auch die Türkei und Griechenland 2022 ihren Handel mit Russland im Vergleich zum Vorjahr erheblich ausgebaut. Der Handel zwischen Indien, einem Land, das als US-Partner gilt, und Russland stieg demnach in dem Zeitraum um rund 240 Prozent. Der Handelsaustausch mit dem Nato-Mitgliedsstaat Türkei um 93 Prozent, mit Griechenland um rund 100 Prozent. Chinas Handel mit Russland nahm der Denkfabrik zufolge um gut 27 Prozent zu. Indien sei nun nach China zweitgrößtes Ziel für russische Ölexporte geworden, die Türkei sei nun ein bedeutender Lieferant von elektrischen Maschinen und Teilen, einschließlich Halbleiter.

    In absoluten Zahlen stelle der chinesische Handel alle anderen wichtigen Handelspartner Russlands allerdings in den Schatten, erklärt das Atlantic Council. Chinas Wirtschaft sei aber auch mehr als zwanzigmal größer als die des zweitgrößten Handelspartners Russlands, der Türkei. Angesichts der gesamtwirtschaftlichen Größe ist Chinas Handel mit Russland demnach weitaus weniger außergewöhnlich, merkt der Thinktank an.

    Nach den EU-Sanktionen gegen Russland wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine galt China als die Alternative für Moskau. Brüssel arbeitet derzeit an einem neuen Sanktionspaket, das vor allem die Umgehung der Sanktionen ins Auge fassen soll. Dabei könnten auch Firmen aus Drittstaaten wie China mit Strafmaßnahmen belegt werden. ari

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    Presseschau

    EU und USA wollen Verhaltenskodex für Künstliche Intelligenz entwerfen ZEIT
    EU drängt auf rasche Selbstverpflichtung von KI-Unternehmen HANDELSBLATT
    EU-Parlament will Ungarn Eignung für Ratsvorsitz absprechen DERSTANDARD
    Macron appelliert an EU-Partner zum Kauf europäischer Rüstungsgüter STERN
    Across Europe, the far right is rising. That it seems normal is all the more terrifying THEGUARDIAN
    Mali: Letzte deutsche Soldaten nach EU-Ausbildungsmission in Berlin gelandet BERLINER-ZEITUNG
    Georgia’s EU Candidate Status Would Help EU Security – Georgia’s President USNEWS
    Die EU strebt engere Beziehungen zu Aserbaidschan an. Warum das umstritten ist. EURONEWS
    Verhandlungen zur EU-Verordnung über politische Werbung verschoben EURACTIV
    Indonesia, Malaysia freeze trade talks with EU over palm oil – FT CHANNELNEWSASIA
    EU commissioner urges extension of Ukraine grain import ban STRAITSTIMES
    EU-Lieferkettengesetz steht auf der Kippe FAZ
    EU-Kommission sagt drittes Krisenpaket für Landwirtschaft zu EURACTIV
    EU-Regeln gegen Überfischung sollen strenger kontrolliert werden OEKOTEST
    Algen sind eine kohlenstoffarme Proteinquelle, aber die EU hinkt bei der Produktion hinterher EURONEWS
    EU-Regeln zur Plattformarbeit: Schweden will Kompromiss retten EURACTIV
    Gemäß der EU-Maschinenrichtlinie: Maschinen per iPad steuern und bedienen ELEKTRONIKNET
    EU-Datenstrategie: Geopolitik ist eines der Stolpersteine EURACTIV
    EU-Kommission veröffentlicht interne Leitlinien zu ChatGPT EURACTIV
    Boost for Europe’s EV makers after Portuguese lithium mine given environmental nod FT

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    Tiemo Wölken – der Tausendsassa  

    Tiemo Wölken ist Sprecher der sozialdemokratischen Fraktion im ENVI und war bereits Schattenberichterstatter für diverse Dossiers. Foto: Waldemar Salesski

    Für Tiemo Wölken steht einiges auf dem Spiel, wenn das Europaparlament heute über seine Position zum Sorgfaltspflichtengesetz abstimmt. Der SPD-Politiker hat als Schattenberichterstatter seiner Fraktion im Umweltausschuss an dem Dossier mitgearbeitet. Er kämpft dafür, dass die Unternehmen in ihren Lieferketten auf die Folgen für die Umwelt achten müssen und, vor allem, sie bis 2050 klimaneutral gestalten sollen. Das aber lehnen die konservativen Kräfte im Parlament einschließlich großer Teile der EVP ab – die Abstimmung dürfte daher knapp ausfallen.   

    Wölken hat dafür wenig Verständnis, er spricht von einer “hoffnungslos rückwärtsgerichteten Politik“. Vor allem die Gruppe aus CDU/CSU-Parlamentarier müsste sich entscheiden, “ob sie reaktionäre Mehrheiten mit Rechtsextremen, darunter der AfD, sucht, oder mit Sozialdemokrat*innen, Grünen und Liberalen für ein wertebasiertes Europa eintritt”. 

    Das EU-Lieferkettengesetz ist eines von etlichen Dossiers, denen sich der 37-Jährige als Schattenberichterstatter gewidmet hat. 2016 rückte er nach ins Straßburger Parlament, seit vergangenem Jahr fungiert er als Sprecher der Sozialdemokraten im ENVI-Ausschuss. In den ersten Jahren im Rechtsausschuss legte er seinen Schwerpunkt auf die Digitalpolitik, inzwischen sind es die Klima- und die Gesundheitspolitik.  

    Wasserstoff für Wölken zentral für Dekarbonisierung

    Er beschäftigte sich intensiv mit der Erneuerbare-Energien-Richtlinie – aus Wölkens Sicht das zentrale Instrument, um Mitgliedstaaten dazu zu bringen, von fossilen Energien auf Erneuerbare umzustellen. Bei der Neuverhandlung des Verbrenner-Aus habe er sich ebenfalls moderierend eingebracht, sagt Wölken, nachdem “die FDP synthetische Kraftstoffe für sich entdeckt hatte”. Viel effizienter sei es jedoch, PKW mit Strom zu betanken, statt Wasserstoff in synthetische Kraftstoffe umzuwandeln.  

    Wasserstoff kann und ist die Problemlösung und damit die Antwort für die Dekarbonisierung der deutschen Industrie”, sagt er. Dieses Potenzial habe Wasserstoff aber nur, wenn er grün und ausreichend vorhanden sei. “Wasserstoff ist der Schlüssel zum Gelingen der Transformation hin zur fossilausstoßfreien Industrie, aber eben nur dann, wenn wir ihn in ausreichendem Maße haben, und wir müssen in der Tat priorisieren, in welchen Bereichen wir Wasserstoff als Erstes einsetzen.” 

    Für Wölken sind regionale und europäische Politik immer eng miteinander verbunden. “Sie spielen ganz häufig und an ganz vielen Stellen zusammen und meistens dort, wo man es gar nicht vermutet.” Bei der Gesetzgebung zur Industrieemissionsrichtlinie beispielsweise, bei der es um Methanausstoß geht und um die Frage, inwieweit Kuhställe und der Kuhbestand von dieser Richtlinie erfasst werden. Das sei für familiengeführte Bauernhöfe in Niedersachsen von zentraler Bedeutung.  

    “Ich kann jetzt quasi mein Hobby zur Politik machen”

    Oder eben auch bei der Krabbenfischerei, in der es zu einem Masterplan der EU-Kommission einen Aufschrei gegeben hatte, nach dem grundnetzberührende Fischerei verboten werden solle. “Da gibt es ganz häufig Berührungspunkte zwischen allen Ebenen”, konstatiert Wölken. Da komme der Vorschlag von der Kommission, der dann vom Land- und Bundestag umgesetzt wird. Gleichzeitig sei seine Aufgabe der Kommission mitzuteilen, dass dies vor Ort für große Unruhe sorge. “Das ist ganz wichtiger Input, den ich für meine parlamentarische Arbeit in Brüssel sammle.” 

    Mit dem Europa-Virus infiziert habe er sich bei einem Praktikum in Brüssel, erzählt er. Im Europäischen Parlament gebe es eine dritte Ebene, auf der alle zusammenkommen: Besucher, Journalistinnen, Lobbyisten – “alles redet und wuselt durcheinander und das hat mich schon als junger Student total fasziniert.”  

    Nach dem Abitur leistet er Zivildienst bei der Lebenshilfe in Buxtehude und spielt zunächst mit dem Gedanken, Lehramt zu studieren. Dann studiert er aber Rechtswissenschaften in Osnabrück und fokussiert sich auf Europarecht. 2016 rückt er für den Bezirk Weser-Ems ins Europäische Parlament nach. Das Studium habe dabei geholfen, zu verstehen, wie wichtig Europa für die nationale Gesetzgebung sei. Als Ersatzkandidat sei er damals nicht davon ausgegangen, dass er nachrücken könnte. “Ich kann jetzt quasi mein Hobby zur Politik machen, was mich sehr, sehr freut.” Livia Hofmann

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    Dessert

    Ein Artikel der BILD erweckte Anfang der Woche den Anschein, für die deutschen Brauereien seien Hopfen und Malz verloren: Es drohe die Vernichtung von “MILLIARDEN Bierflaschen”, sogar die Bierkästen müssten geschreddert werden. Mit Zitaten besorgter Verbandschefs bestätigte die BILD alarmierten Biersommeliers und CSU-Parteigrößen: Der deutschen Bierflasche droht nichts Geringeres als ein elendiger Tod in der Schmelze – und zwar jeder Einzelnen von ihnen. Als wäre das nicht genug: Auch der klassische, deutsche Bierkasten stehe vor dem Aus.

    Schuld an diesem Unheil ist, wen wundert’s: Brüssel. Mit der geplanten Verpackungsverordnung will die EU unter anderem neue Regeln für Mehrwegsysteme vorschreiben. Deutsche Brauereien und Getränkehändler wittern Gefahr für das gelobte deutsche Pfandsystem und schrieben vergangene Woche einen Brandbrief an das EU-Parlament. “Die EU will nun allen Mehrwegsystemen in Europa eine einheitliche, zentralistische Verwaltungsbürokratie vorschreiben und eine Vielzahl fragwürdiger Vorschriften überstülpen”, wetterten sie darin. Damit konnten sie nicht nur die BILD überzeugen; auch andere Medien berichteten.

    Plant die EU also tatsächlich die Vernichtung deutscher Bierverpackungen? Die Verbände reiben sich zum einen an der geplanten Deklarationspflicht, die eine dauerhaft angebrachte Kennzeichnung von Mehrwegverpackungen vorsieht. Denn auf deutschen Bierflaschen kleben seit jeher abwaschbare Etiketten. Zum anderen äußern sie die Sorge, die geplante Begrenzung des Leerraumanteils (also der Luft in Transportverpackungen) würde auch die Bierkästen betreffen – und “den Transport und die Lagerung von Mehrwegflaschen künftig unmöglich machen”.

    Niemand hat die Absicht, einen Kasten zu schreddern

    Die Kommission schritt direkt ein: “Nein, die EU-Kommission fordert nicht, dass Pfandflaschen für Bier in Deutschland eingeschmolzen werden sollen”, lautete der Faktencheck ihrer Vertretung in Deutschland auf Twitter. “Die EU möchte Verpackungsmüll reduzieren – aber natürlich nicht das wirklich gut funktionierende deutsche Pfandsystem zerstören“, erklärte Birgit Schmeitzner, die Sprecherin der Vertretung. “Ganz im Gegenteil: Wir ermuntern andere Mitgliedstaaten und Wirtschaftssektoren, etwas Vergleichbares einzuführen.”

    Also alles bloß heiße Luft? Immerhin so heiß, dass die Vertretung spontan zum Pressegespräch mit einem Beamten der zuständigen Generaldirektion lud. Dieser konnte die Luft zumindest im Hintergrund wieder abkühlen: Auch ablösbare Papieretiketten könnten als “dauerhaft angebracht” gelten, solange sie nach dem Waschvorgang wieder angebracht würden. Und die Regeln zum Leerraumanteil in Transportverpackungen zielten vor allem auf den Online-Handel ab – Bierkästen als Transportverpackungen in einem bestehenden Mehrwegsystem könnten also ausgenommen werden.

    Der Brandbrief ist derweil nicht der einzige Versuch, die EU-Pläne für nachhaltigere Verpackungen zu beeinflussen: Die Verpackungsindustrie betreibt eine massive Lobbykampagne. Die Messlatte für künftige Dystopien und dramatische Bilder liegt dank des geschredderten Bierkastens und der geschmolzenen Bierflasche nun wohl sehr weit oben. Doch wer weiß, was noch kommt. Leonie Düngefeld

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    Europe.Table Redaktion

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