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China ist führend bei der Entwicklung und praktischen Umsetzung des autonomen Fahrens. Dieser Sektor gilt als große Zukunftstechnologie. Die Redaktion von Table.Media hat alle News zum autonomen Fahren in China.
Autonomes Fahren in China
China gilt als führend in der Technologie des autonomen Fahrens. Bereits seit Dezember 2020 sind in Shenzhen selbstfahrende Autos von AutoX auf der Straße unterwegs. Mittlerweile hat die Firma, die vom Internetriesen Alibaba unterstützt wird, über hundert Robotaxis in fünf chinesischen Städten im Einsatz. Die Modelle sind sogar ohne Sicherheitsfahrer unterwegs.
In Pingshan beispielsweise, einem Vorort von Shenzhen, können die Robotaxis per App gebucht werden. Sie fahren keine feste Route. Mittlerweile haben 27 chinesische Städte und mehr als siebzig Unternehmen die Genehmigung erhalten, auf öffentlichen Straßen autonome Fahrzeuge zu testen. In Peking und Shanghai allein wurden bis zum Juni 2021 über 2,5 Millionen Testkilometer absolviert.
Welche Stufen des autonomen Fahrens gibt es?
Beim autonomen Fahren werden insgesamt sechs Stufen unterschieden. Je nach Stufe kann das Auto unterschiedlich viele Aufgaben selbstständig erledigen, ohne dass ein Fahrer aktiv eingreifen muss. Die Mindeststandards der einzelnen Stufen sind in der internationalen Norm SAE J3016 festgelegt, die seit dem Jahr 2014 gilt. Die Level des autonomen Fahrens unterscheiden sich folgendermaßen:
- Automatisierungsgrad Level 0: Selbstfahrer. Der Fahrer muss selbst fahren.
- Automatisierungsgrad Level 1: Assistierter Modus. Assistenzsysteme wie beispielsweise ein Tempomat helfen bei der Bedienung des Fahrzeugs.
- Automatisierungsgrad Level 2: Assistierter Modus. Teilautomatisierung. Assistenzsysteme übernehmen bestimmte Bereiche des Fahrens. Wie die Spurhaltung, die Längsführung, das Beschleunigen und Abbremsen.
- Automatisierungsgrad Level 3: Automatisierter Modus. Das System übernimmt weite Teile des Fahrens. Wie beispielsweise das Setzen des Blinkers, den Spurwechsel und das Halten der Spur. Der Fahrer muss das System zwar nicht permanent überwachen und kann sich anderen Dingen widmen, muss aber mit entsprechender Vorwarnzeit in der Lage sein können, die Führung zu übernehmen.
- Automatisierungsgrad Level 4: Autonomer Modus. Hochautomatisierung. Der Fahrer muss nicht mehr eingreifen. Die Führung des Fahrzeugs wird dauerhaft vom System übernommen. Lediglich bei einer Überforderung kann der Fahrer aufgefordert werden einzugreifen.
- Automatisierungsgrad Level 5: Autonomer Modus. Vollautomatisierung. Lediglich das Starten des Systems und die Eingabe des Ziels muss vom Fahrer erledigt werden. Das Fahrzeug hat weder Lenkrad noch Pedale.
Autonomes Fahren: Grundsätzliche Unterschiede zwischen China und Europa
Beim autonomen Fahren verfolgt China einen zentralen Ansatz. Es soll ein cloudbasiertes Ökosystem entstehen. Zum einen können so in Millionenmetropolen die massiven Verkehrsprobleme leichter gelöst werden. Zum anderen legt die KP China großen Wert auf eine umfangreiche Überwachung der Bürgerinnen und Bürger, was mit einem zentralen System leichter umzusetzen wäre.
Hersteller aus den USA und Europa verfolgen im Bereich des autonomen Fahrens allerdings einen On-Board-Ansatz. Die künstliche Intelligenz soll im Auto und nicht in der Cloud arbeiten. Es ist ein Unterschied der Kultur. Im Westen gilt das Auto als letzter Rückzugsort und Privatraum. Die unterschiedlichen Ansätze könnte zur Folge haben, dass Hersteller zwei Software-Pakete entwickeln müssen. Eines für China, den größten Automarkt der Welt, und eines für alle anderen Länder.
Dennoch haben auch deutsche Firmen Pilotprojekte in China gestartet. Allen voran Volkswagen. Der Konzern setzt in der ostchinesischen Stadt Hefei Elektro-SUV als Robotaxis ein, die über eine Mobilitätsplattform gebucht werden können. BMW kooperiert beim Thema autonomes Fahren mit dem chinesischen Techgiganten Tencent. Mercedes unterhält eine Testflotte in Peking.
Entwicklungscluster für das autonome Fahren in China
Weil autonomes Fahren als zentrale Zukunftstechnologie im Bereich der Mobilität betrachtet wird, hat die Kommunistische Partei in China vier große Cluster entwickelt, in denen große Unternehmen aus dem Technologie-Sektor zu zentralen Aufgaben forschen und regelmäßig berichten müssen.
Baidu beispielsweise, die größte Suchmaschine der Volksrepublik, entwickelt gemeinsam mit chinesischen Autoherstellern, Daimler, Ford und Nvidia ein Softwarepaket für das autonome Fahren. Die anderen Cluster wurden um die Hightech-Konzerne Alibaba, Tencent und den Mobilitätsanbieter Didi aufgebaut.
Autonomes Fahren: Führende Unternehmen in China
Baidu hat in China 500 teilautonome Fahrzeuge im Einsatz und betreibt damit die größte Testflotte in der Volksrepublik. In Peking sind zehn Stufe-4-Fahrzeuge unterwegs, bei denen Sicherheitsfahrer mit an Bord sind. Bis Ende des Jahres 2023 möchte der Konzern 3.000 Robotertaxis in 30 chinesischen Städten im Einsatz haben. Dabei kooperiert der Konzern mit über hundert Unternehmen. Darunter auch BMW, Ford und Volkswagen.
Pony.ai bietet in fünf chinesischen Städten Fahrten in Robotertaxis an. Bis Mitte 2021 waren es 220.000 Fahrten. Das Unternehmen wurde von ehemaligen Baidu-Managern gegründet. Toyota hat sich mit insgesamt 400 Millionen Euro beteiligt. Pony.ai arbeitet an Lösungen für das autonome Fahren auf Level vier und fünf und hat eine Marktbewertung von drei Milliarden Dollar.
WeRide verzichtet bei seiner Flotte fahrerloser Kleinbusse sogar schon auf das Lenkrad. Die Modelle sind allerdings ausschließlich im Industriekomplex Guangzhou International Bio Island unterwegs, wo die Fahrzeuge unter urbanen Bedingungen getestet werden sollen. Die Firma war im Jahr 2017 das erste Unternehmen, das ein größeres Pilotprogramm gestartet hatte.
Didi Chuxing ist der chinesische Konkurrent von Uber. Wie die Amerikaner auch hofft das Unternehmen auf einen möglichst breiten Einsatz der Technologie zum autonomen Fahren, damit sich das Geschäftsmodell rentiert. Ihre Forschungsarbeit zu dem Thema hat die Firma in das Tochterunternehemen Didi Labs ausgegliedert.
Didi Chuxing: Autonomes Fahren im Uber-Pendant
Für das Unternehmen Didi Chuxing, den Uber-Konkurrenten aus China, ist das autonome Fahren eine Schlüsseltechnologie. Wie auch schon bei Uber könnten selbstfahrende Autos dafür sorgen, dass die Unternehmen endlich Gewinne machen. Entsprechend hoch sind die Investitionen in die entsprechende Forschung. Bei seinem Börsengang im Sommer in New York sammelte Didi rund 4,4 Milliarden Dollar ein. Etwa 30 Prozent davon sollen in den Bau eines E-Autos und in die Forschung zum autonomen Fahren gesteckt werden.
Dafür kooperiert Didi Chuxing zum einen mit Volvo, die das SUV XC90 zur Verfügung stellen, um ein Robotertaxi zu bauen. Außerdem gibt es eine Kooperation zwischen Didi und dem Batterie-Bauer GAC Aion zur Entwicklung eines autonom fahrenden Elektroautos. Einen Dämpfer könnten die Pläne durch die regulatorischen Maßnahmen der Cyberspace-Administration in China (CAC) bekommen. Die Kommunistische Partei versucht gerade große Technologie-Firmen an die Leine zu legen. Wegen vermeintlicher Verstöße gegen den Datenschutz musste die Didi-App aus allen App-Stores gelöscht werden.
Tesla: Sorgen und Chancen in China
Tesla ist weltweit Marktführer bei rein batteriegetriebenen Elektroautos. Die Fahrzeuge weisen außerdem einen hohen Automatisierungsgrad auf. Entsprechend ist China der vielleicht wichtigste Markt für die Firma von Elon Musk. Der betonte mit Blick auf das autonome Fahren das Potential, das in der Volksrepublik stecke. Die Kunden würden sich intensiver mit dem Auto vernetzen.
Doch ausgerechnet in China hat Tesla im Jahr 2021 mit riesigen Rückrufaktionen zu kämpfen. Über 285.000 Autos mussten zurückgerufen werden, weil es Probleme mit dem Autopiloten gab. Der würde sich während der Fahrt selbst aktivieren und teils unkontrolliert beschleunigen. Dazu kommt, dass es immer wieder zu Klagen von Kunden kommt. Entweder, weil sie sich mit falschen Verkaufsversprechen konfrontiert sehen oder die Qualität – beispielsweise bei der Sicherheit – nicht den Erwartungen entsprechen würde.
Auch die chinesische Politik blickt mit Argusaugen auf Tesla. Die Kommunistische Partei möchte vor allem, dass chinesische Hersteller den Markt beherrschen. Ein (überaus erfolgreicher) amerikanischer Produzent stört das Gesamtbild. Dazu kommt, dass auch das chinesische Militär ein Auge auf Tesla geworfen hat. Da die Kameras immer alles aufzeichnen, könnte die Technik bei böswilliger Auslegung als Spionage interpretiert werden.
Smart Mobility als Verkehrslösung für China
Für China ist das autonome Fahren Teil der Lösung des Verkehrsproblems. In den großen Millionenmetropolen des Landes herrschen auf der Straße teils chaotische Zustände. Pendler und Anwohner leiden dabei nicht nur wegen des Zeitverlusts, sondern auch durch die Abgasbelastung.
Autonome Elektroautos, Carsharing und öffentliche Transportmittel sollen miteinander verknüpft werden. Überwachungssysteme und künstliche Intelligenz könnten den Verkehr steuern, die Straßen entlasten und damit auch die Umwelt schonen.
Alle News zum autonomen Fahren in China
Das autonome Fahren könnte den chaotischen Verkehr in den chinesischen Millionen-Metropolen revolutionieren. Doch die Technologie hat ihre Tücken und die Forschung und Entwicklung in diesem Bereich ist politisch von großem Interesse – was Fluch und Segen zugleich sein kann. Die Table.Media-Redaktion liefert alle relevanten News zum Thema.