- Emirat Afghanistan: Ist Wirtschafts-Kooperation möglich?
- Der Staat steigt beim Tiktok-Konzern Bytedance ein
- Bangladesch produziert Sinopharm-Impfstoff
- Tencent überrascht mit Gewinnsprung
- Peking geht gegen lärmende Omas vor
- Zugverkehr nach Litauen eingestellt
- Portrait: Susanne Christine Heß, Schulleiterin in Hongqiao
China mag in den vergangenen Jahren einige Hoffnungen auf Afghanistan gesetzt haben. Das Land am Hindukusch liegt geopolitisch günstig und hätte Potenzial als Drehkreuz für Pekings ehrgeiziges Seidenstraßen-Projekt gehabt. Zudem hofften die Chinesen auf die großen Rohstoffvorkommen, nicht zuletzt Seltene Erden. Doch dazu ist es nie gekommen. Im Schutz der Nato-Truppen wollte China zwar Einiges in Afghanistan investieren. Doch so gut wie keines der Großprojekte ist zustande gekommen, hat Finn Mayer-Kuckuk analysiert. Nicht etwa High-Tech-Metalle waren das wichtigste afghanische Exportgut in die Volksrepublik, sondern Nüsse und Tierhaar.
So hämisch die Kommentare in den chinesischen Staatszeitungen nach dem Fall Kabuls gegenüber dem Westen waren – der Sieg der Taliban passt der KP-Führung in Peking aber auch nicht in den Kram. Denn noch mehr als Streit mit den USA und seinen europäischen Verbündeten hasst sie jede Art von Unberechenbarkeit.
Berechnend war hingegen ein anderer Zug Pekings. Weitgehend unbemerkt von der internationalen Öffentlichkeit ist der chinesische Staat bereits im April beim Tiktok-Konzern Bytedance eingestiegen – und sitzt nun mit am Vorstandstisch. Was Trump nur behauptet hatte, könnte nun wahr geworden sein: dass die auch in den USA und Europa bei Kids beliebte und weit verbreitete Video-App ein Sicherheitsrisiko darstellt.
Keine guten Aussichten. Dennoch erkenntnisreiche Lektüre wünscht
Felix Lee

Analyse
Die Taliban: ungeliebte neue, alte Nachbarn
China möchte Afghanistan nach Möglichkeit in sein eigenes Außenhandelssystem einbinden, die Neue Seidenstraße, auch Belt and Road Initiative (BRI) genannt. Denn das Potenzial des Landes ist aus chinesischer Sicht grundsätzlich groß. Im Boden sollen sagenhafte Vorkommen an begehrten Industriemetallen liegen, den Seltenen Erden. Außerdem finden sich Kupfer, Gold und Eisen. Selbst Lithium lässt sich dort fördern, der Grundstoff für die Batteriezellen in E-Autos und Handy. Vorkommen von Erdgas und Öl wurden ebenfalls nachgewiesen. Richtig verwertet, könnten diese Rohstoffe beide Länder richtig reich machen.
Dazu kommt die geografische Lage. Afghanistan verbindet Süd- mit Zentralasien ebenso wie West- und Ostasien. Es könnte Drehkreuz des Seidenstraßen-Handels sein, wenn es die nötigen Häfen, Straßen und Zugstrecken gäbe. Deren Bau wiederum würde auf Jahre Wachstum und Arbeitsplätze schaffen, sowohl für die Volksrepublik als auch für Afghanistan selbst. Eine oft gehörte Einschätzung aus den Anfangstagen der BRI lautete daher bislang, dass sie Afghanistan in einer Weise wirtschaftlich einbinden könne, die zuvor für unmöglich gehalten wurde.
Das hohe Potenzial ist jetzt für China auch der Grund dafür, gute Miene zum bösen Spiel zu machen und die Taliban zu hofieren (China.Table berichtete). Doch Experten bezweifeln, dass sich wirklich eine vorteilhafte Wirtschaftspartnerschaft mit ihrem Regime aufbauen lässt. „Die chinesische Führung betont zwar, wie wichtig ihnen Afghanistan geografisch ist“, sagt Francesca Ghiretti, Seidenstraßen-Expertin bei dem China- Forschungsinstitut Merics. „Doch wenn eine tiefgreifende Zusammenarbeit zustande kommen soll, müssten die Taliban ihren Regierungsstil ändern.“
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