Table.Briefing: China

Propaganda auf der Leinwand + E-Tankstelle in Shenzhen

  • Patriotische Filme keine Erfolgsgaranten für Chinas Kinos
  • Tausende E-Zapfsäulen im Kampf gegen Luftverschmutzung
  • Corona-Variante: Hongkong blockt Einreise aus Großbritannien
  • Xi und Putin festigen ihre Kooperation
  • Weiterer Journalist von Apple Daily festgenommen
  • Renault baut Batteriefabrik mit Envision
  • Great Wall Motors will mehr E-Autos verkaufen
  • Standpunkt: Wir müssen China entgegenkommen
  • Personalien: Wechsel in der Banking-Branche
Liebe Leserin, lieber Leser,

in den chinesischen Kinos werden dieser Tage wieder vermehrt “Klassiker” gezeigt. Gemeint ist damit jedoch nicht “Vom Winde verweht” oder “Psycho” von Alfred Hitchcock, sondern vielmehr Propagandafilme, die vor allem die Kommunistische Partei Chinas in Glanz und Gloria erstrahlen lassen. Doch dieses spezielle “Genre” hat durchaus seine Tücken: Selbst Star-Regisseure wie Zhang Yimou locken mit solchen Streifen nur wenige Zuschauer in die Kinosäle. Und Zensoren wie auch glühende Patriot:innen schauen bei den Propagandafilmen ganz genau hin. Das alles schade schlussendlich dem chinesischen Kinomarkt, analysiert unser Autorenteam in Peking.

Shenzhen gilt schon heute als Welthauptstadt der Elektro-Autos. Aber auch diese Fahrzeuge wollen “getankt” werden. In Shenzhen macht man das gleich mal an der größten E-Tankstelle der Welt. Frank Sieren hat sich angeschaut, wie es aussieht, wenn pro Tag bis zu 5.000 Autos aufgeladen werden. Dabei ist nicht alles Gold, was glänzt – der Strom wird stark subventioniert und größtenteils aus Kohle hergestellt. Und dennoch profitiert die Umwelt in der südchinesischen Metropole von dem Umstieg auf Elektromobilität.

Die Bilder aus Baihetan sind beeindruckend: Fast 300 Meter hoch ragen die Wände des zweitgrößten Wasserkraftwerks der Welt in den Himmel. Am Montag hat das riesige Wasserkraftwerk mit der Stromerzeugung begonnen. Noch ist es ein Testlauf, doch bei vollem Betrieb sollen durch die Talsperre rund 62 Milliarden Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugt werden. Das würde jährlich 20 Millionen Tonnen Kohle einsparen.

Viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre wünscht

Ihr
Michael Radunski
Bild von Michael  Radunski

Analyse

Propagandafilme schwächen den Kinomarkt

Am 1. Juli wird zum Jubiläum der Kommunistischen Partei Chinas der Historienfilm “1921” anlaufen. Der Film befasst sich mit der Gründung der KPCh vor 100 Jahren, der Trailer lässt ein bildgewaltiges Spektakel erwarten. Auf der chinesischen Internetseite Maoyan wird der Film bereits seit längerer Zeit beworben. “1921” passt in die ausgegebene Marschroute der China Film Administration, wonach anlässlich des 100-jährigen Jubiläums Filme wieder vermehrt zur Verbreitung von Sozialismus und den Sichtweisen Xi Jinpings genutzt werden sollen.

Dazu trat bereits am 1. April eine Direktive in Kraft, die für Kinos bedeutet, dass sie bis Ende des Jahres pro Woche mindestens zwei solcher Filme aktiv bewerben und vorführen müssen. Hinzu kommen Filmvorführungen bei Ausstellungen und ähnlichen Anlässen, die sich thematisch mit der Parteigeschichte beschäftigen.

Serie: 100 Jahre Kommunistische Partei Chinas

Die chinesischen Staatsmedien bezeichnen die Filme, die nun teilweise in die Kinos zurückkommen, als “Klassiker”. Es sind Filme, die teilweise so alt sind, dass sie noch aus der Schwarz-Weiß-Ära stammen. Inhaltlich geht es um Themen wie die Gründung der Kommunistischen Partei, Geschichten um Nationalheld:innen und den Widerstandskrieg gegen die Japaner in den 30er-Jahren. “Es ist ein charmanter und effektiver Weg, Parteibildung zu stärken, besonders für jüngere Parteimitglieder”, sagt Zhang Yiwu, Professor an der Pekinger Universität gegenüber der Zeitung Global Times.

Aber auch der neue Film des weltbekannten Regisseurs Zhang Yimou passt in dieses Genre. Zhang, der in den 80er- und 90er-Jahren im internationalen Arthaus-Kino große Erfolge feierte (unter anderem erhielt er als erster Chinese den Goldenen Bären der Berlinale für “Das rote Kornfeld” sowie diverse Preise in Venedig) und zur legendären fünften Generation der Pekinger Filmhochschule gehört, hat mit “Cliff Walkers” einen Film herausgebracht, in dem sich eine Gruppe von Spezialagenten der Kommunistischen Partei gegen eine Vielzahl von Gefahren durchsetzen muss.

Zusammenarbeit zwischen Behörden und Produktion

Die neueren Filme sind dabei filmisch durchaus zeitgemäß und an den Kinokassen erfolgreich. Sie lehnen sich erzählerisch an moderne Hollywoodfilme an und locken mit Spezialeffekten und hochkarätig besetzten Schauspielensembles viele Zuschauer in die Kinos. Auch sind sie nicht mehr von Staatsbetrieben hergestellt, sondern von privaten Produktionsfirmen, die auch andere, kommerzielle Produktionen auf den Markt bringen. Die Partei sorgt indes dafür, dass die Filme bei der Vermarktung bevorzugt werden und sichert ihnen die besten Vorführzeiten in den Kinos. Die US-Forscherin und Filmemacherin Amanda Morrison fasste die Erfolgsaussichten dieser Filme als “too red to fail” zusammen.

Theoretisch ist es ein Spiel, bei dem beide Seiten gewinnen: Die Partei bekommt positive PR, und die Produktionsfirma nimmt mit den Kinokarten Geld ein. Doch in der Praxis sieht das Bild etwas anders aus: Denn der chinesische Kinomarkt ist voll von Produktionen aus dem In- und Ausland, die jeden Tag um die Aufmerksamkeit der Zuschauer:innen konkurrieren. Meist generieren allzu politische Filme keine besonders großen Zuschauerzahlen. Die Folge sind mäßig bis gar nicht gefüllte Kinosäle zu den besten Vorführzeiten. Die Zahl der Gesamtkinobesuche sinkt.

Der chinesische Filmmarkt braucht Hollywood

Zum einen schadet es chinesischen Produktionsfirmen, deren Filme wegen der eingeschobenen Propagandafilme kürzer vorgeführt oder weniger prominent beworben werden. Und anders als die internationalen Blockbuster, die nach China kommen, generieren die meisten chinesischen Filmproduktionen in aller Regel mehr als 98 Prozent ihrer Einnahmen am heimischen Markt. International finden die Filme meist nur minimale Zuschauerwerte.

Doch auch ausländische Produktionen von den Kinoprogrammen zu streichen, wie kürzlich beim Re-Release von “Der Herr der Ringe” geschehen, schadet dem heimischen Markt. Denn sowohl Vertriebsfirmen als auch Kinobetreiber sind auf die US-Blockbuster angewiesen, um genug Zuschauer in die Kinos zu bekommen. Auch jetzt sind US-Filme immer noch stark am chinesischen Markt. “F9: The Fast Saga”, der neunte Teil der “Fast and Furious”-Reihe, der in den USA noch gar nicht erschienen ist, hat in China bereits mehr als 200 Millionen US-Dollar eingenommen. Damit ist “F9″ erfolgreicher als “Cliff Walkers” von Zhang Yimou, der zwar einen US-Release hatte, dort aber bislang weniger eingenommen hat. “Wir brauchen mehr ‘Avatars’- und ‘Herr der Ringe’- Filme um den Filmmarkt zu retten”, zitiert CNN den Filmbranche-Analysten Ke Tan.

Propagandafilme sind riskante Produktionen

Auch von Produktionsseite sind die Filme riskanter als man auf den ersten Blick erwarten würde, wie am Film “The Eight Hundred” erkennbar ist. Denn bei historischen Inhalten, die mit der offiziellen Version der Partei- und Landeshistorie in Berührung kommen, schauen die Zensoren besonders genau hin. Obwohl sie der Partei durchaus nahe steht, bekam die Produktionsfirma Huayi Brothers hier die ganze Macht der Zensoren zu spüren, als diese nur Tage vor der Premiere auf dem Shanghaier Film Festival “Nachbesserungen” forderten. Den Zensoren kritisierten, dass die Armee Chiang Kai-Sheks zu sehr glorifiziert werde. Chiang Kai-Shek war der schärfste Konkurrent von Mao Zedong um die Macht über China. Der Film musste kurzfristig aus dem Programm genommen werden und erschien erst später in deutlich geänderter Fassung.

Schon vor dem Release bekommt auch “1921” Gegenwind. In diesem Fall allerdings nicht so sehr von den Behörden als von patriotischen Netizens. Sie beschweren sich zum Beispiel darüber, dass Mao Zedong von dem Boygroup-Star Wang Renjun gespielt wird und beklagen das Beschmutzen des Andenkens an den “großen Anführer” durch eine solche Besetzung. Dafür nutzen sie eine vom Staat eingerichtete Hotline, über die man Menschen melden kann, die sich abfällig über die Partei äußern.

Ein nationaler Kassenerfolg wird “1921” wohl trotzdem werden, auch wenn dieser Plan nicht unbegrenzt wiederholbar ist. Denn der chinesische Kinomarkt ist zu stark mit dem US-Markt verwoben, um wieder in eine Zeit zurückzukehren, in der es fast nur Propagandafilme zu sehen gab, wie in den 1990er Jahren. Damals entschloss sich die chinesische Regierung, einige US-Filme auf dem chinesischen Markt zuzulassen – um die Filmwirtschaft zu retten. Die Folge war ein Wachstum bei den Verkäufen von Kinokarten um 7000 Prozent bis 2019 und ein gewisser Transfer von filmemacherischem Know-How. Daher ist es trotz schlechter US-chinesischer Beziehungen wahrscheinlich, dass die US-Blockbuster mit offenen Armen empfangen werden, sobald sie erscheinen. Gregor Koppenburg/Jörn Petring

  • 100 Jahre KP Chinas
  • Filmindustrie
  • KP Chinas
  • Kultur

Aufladen in der größten E-Tankstelle der Welt

Die Dichte an Ladestationen pro einer Million Einwohner ist in Shenzhen höher als in den besten europäischen Städten (Amsterdam und Oslo) und höher als in jeder amerikanischen Stadt sowieso. 4.000 sind es pro einer Million Einwohner, insgesamt gibt es in Shenzhen 60.000 Ladestationen. Und damit nicht genug. Die Zwölf-Millionen-Metropole verfügt zudem über die größte E-Auto-Lade-Tankstelle der Welt: die Minle-Ladestation im Longhua Distrikt.

Sie wird von drei Firmen betrieben, darunter die China Southern Power Grid. Allerdings sieht die Station weit weniger spektakulär aus als man vermuten würde. Und futurristisch schon gar. 

673 Ladesäulen stehen auf einem ehemaligen Parkplatz unter sechs langen, schattenspendenden Reihen weißer Plastik-Carport-Dächer. In jeder Parkbucht ist ein gelber, runder Stahlträger im Boden verankert, der verhindert, dass die Autos beim Rückwärts-Einparken versehentlich gegen die Ladestation fahren. 

Am meisten “tanken” Taxis von BYD an der E-Tankstelle

Denn jeder Parkplatz hat eine eigene Stromladesäule. Immerhin 5.000 Fahrzeuge können auf dieser Anlage pro Tag aufgeladen werden. Dabei benötigen sie im Durchschnitt 160 MWh. Die meisten Autos, die dort “tanken”, sehen alle gleich aus. Es sind die blau-weißen Taxis von BYD. Das ist einer der größten E-Autohersteller und gleichzeitig auch einer der größten Batteriehersteller der Welt ist. Es ist ein Shenzhener Unternehmen. BYD hat mit Hilfe der Stadtverwaltung von Shenzhen dafür gesorgt, dass alle gut 22.000 Taxis der Stadt und alle 16.000 Busse mit Strom fahren.

Die größte E-Auto-Ladestelle der Welt ist vor allem für die Taxis gebaut worden. Die Taxi-Fahrer dürfen allerdings nicht in ihren Fahrzeugen Pause machen. Stattdessen sitzen sie in einem klimatisierten Warteraum, wo sie auf ihren 5G-Handys Videos schauen oder Tee trinken oder sich in einem der im Land sehr beliebten Massagestühle durchkneten lassen können. Oder sie lungern auf dem Gehweg zwischen den Zapfsäulen herum. Einige haben sich Klappstühle mitgebracht, andere liegen auf Bastmatten auf dem Boden und schlafen. “Das ist praktisch”, sagt einer von ihnen, der wie alle, die für das Taxiunternehmen arbeiten, ein blaues, kurzärmliges Hemd trägt. “Ich komme für eine Stunde hier vorbei und kann dann zehn Stunden fahren.” 

Wenn es schneller gehen soll, gibt es auch 172 50-Kilowatt-Schnell-Ladestationen, statt der normalen, die nur 20 oder 30 KWh bieten. Und sogar 70 60-KWh-Stationen mit sogenannten konstanten Lademodulen, “die 20-30 Prozent effizienter sind”, betont Chen Haozhou, Vizedirektor der CSPG Electric Vehicle Service Co. Ltd., einer der Betreiber. “Wir sind zudem 20-30 Prozent billiger als unsere Wettbewerber.” Und billiger als Benzin ist der hier angebotene Strom ohnehin: Statt 200 Yuan für eine Tankfüllung, etwa 25 Euro, bezahlt man nicht einmal zehn Yuan.

Der Strom wird von der Regierung subventioniert

Doch das, was die Taxifahrer für eine Ladung berappen, sind keine Marktpreise. Der Strom wird von der Regierung subventioniert. Noch billiger wird es, wenn man außerhalb der Stoßzeiten zum Tanken kommt. Doch wichtiger als die Ersparnis von ein paar weiteren Yuan ist das Ergebnis: Die Taxifahrer sind zufrieden, und die Luft ist sauber.

Der Strom allerdings noch nicht. 70 Prozent des chinesischen Stroms wird aus Kohle hergestellt. Da muss die Regierung noch nachbessern. Die traditionellen Ladestationen sehen den alten Zapfsäulen sehr ähnlich. Nur statt des Zapfhahnes gibt es einen Stecker – übrigens von der Firma Mennekes aus dem Sauerland, die schon seit Jahren in China produziert. Die moderneren Ladestationen von BYD ähneln eher alten Münzfernsprechern – nur dass sie ein farbiges Display haben, auf dem die wichtigsten Informationen angezeigt werden. Bezahlt wird mit einem QR-Code über Wechat oder Alipay. Zudem ist es schön ruhig auf dem Platz. E-Autos laden macht eben keinen Lärm.

Die zweitgrößte E-Tankstelle der Welt entsteht übrigens derzeit in Zusmarshausen bei Augsburg. Sie kann immerhin 4.000 Autos pro Tag laden. Das behaupten jedenfalls die Betreiber. Sie bedient die Achse München-Stuttgart-Frankfurt und soll noch im Sommer eröffnet werden. 

Derweil hat Shenzhen eine große Ladestation nur für Lastwagen gebaut. Es ist nicht nur die erste in China, sondern die erste weltweit. Nachdem die Stadt erfolgreich praktisch alle Motorräder, öffentlichen Busse und Taxis auf Strom umgestellt hat, sind nun die Lastwagen dran. 2020 hat BYD bereits über 800 schwere E-Lastwagen verkauft, also 30-Tonner, die als Betonmischer, Müllwagen und Erdkipper zum Einsatz kommen. Die Lastwagen haben eine Reichweite von 200 Kilometern und können 100 Kilometer pro Stunde fahren. Mit einem Schnellladesystem sind sie in zwei Stunden wieder vollständig aufgeladen. Doch meistens hängen sie ohnehin über Nacht an der 240-Volt-Steckdose. Damit dauert der Ladevorgang ungefähr 14 Stunden. 

Alle öffentlichen Ladestationen werden derzeit von der Stadtverwaltung in Shenzhen noch mit einem 30-Prozent Anteil subventioniert. Das muss man sich als Stadt erst einmal leisten können. Aber auch hier ist es das Ergebnis, das zählt. Durch die Förderung der E-Mobilität spart die Stadt inzwischen 850.000 Tonnen CO2 im Jahr. Der Luftqualitätsindex für Feinstaubbelastung konnte innerhalb einer Dekade von durchschnittlich 100 auf 26 gesenkt werden. Das liegt auch daran, dass bei Neuzulassungen von Benzin-Autos die Nummernschilder nur per Los vergeben werden. Und hier kann der Erfolg durchaus lange auf sich warten lassen. Grüne Nummernschilder für E-Autos erhält man hingegen schnell und unkompliziert. 

  • Autoindustrie
  • Energie
  • Kohlekraft

News

Hongkong verbietet Einreise aus Großbritannien wegen Virus-Variante

Wegen der schnellen Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus dürfen Flüge aus Großbritannien von Donnerstag an nicht mehr in Hongkong landen. Das Vereinigte Königreich werde als “extremes Hochrisikoland” eingestuft, teilte die Regierung in Hongkong am Montag mit. Passagierflugzeuge sollen den Flughafen nicht mehr anfliegen dürfen. Auch Transitreisen soll ein Riegel vorgeschoben werden.

Jeder, der in den vergangenen 21 Tagen auch nur mehr als zwei Stunden in Großbritannien gewesen sei, kann der Mitteilung zufolge dann nicht mehr nach Hongkong einreisen. Hongkong hatte erst vor wenigen Tagen die Corona-Maßnahmen für Reisende aus Großbritannien verschärft: Demnach wurde das Land hochgestuft von “high-risk” auf “very high-risk”, was bedeutete, dass Geimpfte wie Ungeimpfte nach ihrer Einreise für 21 Tage in Quarantäne müssen.

In den vergangenen sieben Tagen seien bei Reisenden aus Großbritannien neun Corona-Fälle mit der Mutation “L452R” festgestellt worden, hieß es weiter in der Mitteilung. Allein am Sonntag wurden in Großbritannien 14.876 neue Infektionen registriert, wie die Tageszeitung South China Morning Post berichtete. In der gesamten vergangenen Woche wurden demnach insgesamt 104.052 Neuinfektionen verzeichnet, was einem Anstieg um 58 Prozent im Vergleich zur Vorwoche entspricht. rad

  • Coronavirus
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  • Hongkong
  • Reisebranche

Xi und Putin festigen Zusammenarbeit

Der chinesische Präsident Xi Jinping und sein russischer Amtskollege Wladimir Putin haben sich am Montag zum zweiten Mal innerhalb eines Monats per Videoschalte getroffen. Die Staatschefs sprachen sich in einer gemeinsamen Erklärung gegen “Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder unter dem Deckmantel von Demokratie und Menschenrechten” und “einseitige Sanktionen” aus, wie staatliche Medien berichteten. Xi und Putin brachten laut den Berichten auch ihre Ablehnung gegenüber der “Politisierung” der Coronavirus-Pandemie und Sportveranstaltungen zum Ausdruck.

Die beiden Präsidenten äußerten sich demnach besorgt über den beschleunigten Abzug der US- und Nato-Truppen aus Afghanistan und sagten, dass dies eine komplexere und ernstere Sicherheitslage im Land geschaffen habe.

Xi und Putin verlängerten zudem den Vertrag über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit. Die Kooperation wäre sonst Ende Juli ausgelaufen. Putin sieht die Beziehungen zwischen China und Russland laut der russischen Nachrichtenagentur TASS “auf ihrem Höhepunkt”. “Derzeit ist es uns gemäß dem Wortlaut und Geist des Vertrags gelungen, die russisch-chinesischen Beziehungen auf ein beispiellos hohes Niveau zu bringen und sie in ein Beispiel für zwischenstaatliche Zusammenarbeit im 21. Jahrhundert zu verwandeln”, sagte Putin demnach.

Xi und Putin hätten kein Feld potenzieller Zusammenarbeit unberührt gelassen, sei es “wirtschaftlicher, politischer, geostrategischer, sicherheitspolitischer, humanitärer, kultureller oder jeder anderen Form der Interaktion”, sagte der Experte des russischen Rates für internationale Angelegenheiten, Danil Bochkov, der South China Morning Post. Er wies darauf hin, dass es einige kleinere Risse in der Beziehung gebe, wie zum Beispiel Pekings Aktivitäten in Zentralasien durch die “Belt and Road”-Initiative und die Ambitionen in der Arktis (China.Table berichtete). “Unter dem Strich wachsen China und Russland jetzt gleichzeitig zusammen, aber mit der Zeit könnte sich das ändern, da China die Lücke in vielen Bereichen verkleinert, in denen Russland traditionell führende Positionen innehat”, so Bochkov. niw

  • Geopolitik
  • Nato
  • Russland
  • USA
  • Wladimir Putin
  • Xi Jinping

Nach Aus von Apple Daily: Bekannter Journalist in Hongkong festgenommen

In Hongkong ist ein weiterer bekannter Journalist der jüngst zur Einstellung ihrer Produktion gezwungenen Tageszeitung Apple Daily festgenommen worden. Fung Wai Kong wurde am Sonntag am Flughafen der chinesischen Sonderverwaltungszone festgesetzt, als er aus Hongkong ausreisen wollte, wie Medien am Montag berichteten. Apple Daily war in der vergangenen Woche zum letzten Mal erschienen (China.Table berichtete), nachdem die Hongkonger Behörden den Druck auf das mit der Demokratiebewegung verbündete Blatt massiv erhöht hatten. 

Der 57 Jahre alte Fung Wai Kong war der leitende Kommentar-Autor auf der englischsprachigen Internetseite von Apple Daily. Seine Artikel veröffentlichte er unter dem Namen Lo Fung. Die Hongkonger Polizei bestätigte den Medienberichten zufolge die Festnahme eines 57-Jährigen am Flughafen, der sich “mit ausländischen Staaten oder ausländischen Mächten” verschworen habe, “um die nationale Sicherheit zu gefährden”. Sein ehemaliger Arbeitskollege Jack Hazelwood schrieb auf Twitter, dass Fung nach London fliegen wollte, und forderte die britischen Behörden zum Einschreiten auf.

Fung Wai Kong sei der siebte Mitarbeiter, der in den vergangenen Wochen aus Gründen der nationalen Sicherheit verhaftet wurde, berichtet unter anderem die »South China Morning Post«. Die Behörden hatten in den vergangenen Wochen auf Grundlage des Nationalen Sicherheitsgesetzes mehrere Medienschaffende festgenommen, darunter auch Apple-Daily-Chefredakteur Ryan Law und Geschäftsführer Cheung Kim Hung. ari

  • Apple Daily
  • Hongkong
  • Nationales Sicherheitsgesetz
  • Zivilgesellschaft

Renault: Batteriefabrik mit Envision geplant

Der französische Autobauer Renault wird gemeinsam mit dem chinesische Batteriehersteller Envision AESC in Nordfrankreich eine Batteriefabrik errichten. Envision werde in die geplante “Gigafactory” in der Nähe des Renault-Werks in Douai rund zwei Milliarden Euro investieren, berichten französische Medien am Montag unter Berufung auf den Élyséepalast. Die neue Batteriefabrik soll das kürzlich angekündigte Mobility-Industriecluster Renault ElectriCity ergänzen, das aus drei Fabriken in Douai, Maubeuge und Ruitz besteht und sich ausschließlich Elektrofahrzeugen widmet.

Die Partnerschaft mit Envision erhielt Bestätigung von höchster Stelle, denn der französische Staat hält 15 Prozent der Renault-Aktien. In der Fabrik sollen rund 2500 neue Arbeitsplätze entstehen, wie die Tageszeitung Le Figaro berichtet. Sie soll 2024 in Betrieb genommen werden und zunächst eine Kapazität von 9 GWh erreichen. Bis 2030 werde eine Kapazität von 43 GWh angestrebt, von denen Renault 24 GWh abnehmen soll. Die Batteriezellen aus Douai sollen künftig unter anderem im elektrischen R5 zum Einsatz kommen.

Envision-Gründer Lei Zhang war am Montag zu Besuch in Frankreich, wo er in Versailles den Wirtschaftsgipfel “Choose France” besuchte. “Wir werden die beste Batterietechnologie zu Renault bringen”, zitiert Le Figaro Lei Zhang. Der Élysée nannte die Investition “absolut bedeutend” für Frankreich. ari

  • Autoindustrie
  • Batterien
  • Elektromobilität
  • Frankreich
  • Technologie

Great Wall Motors setzt auf Elektro

Der chinesische Autobauer Great Wall Motor (GWM) nimmt den heimischen Markt in Angriff und will künftig deutlich mehr Autos in China verkaufen – vor allem mit alternativen Antriebsmöglichkeiten. Ab 2025 will der Autohersteller, der für SUVs und Pickups bekannt ist, “pro Jahr vier Millionen Fahrzeuge absetzen und einen Umsatz von 600 Milliarden Yuan (78 Milliarden Euro) erreichen”, sagte der GWM-Vorstandsvorsitzende Wei Jianjun am Montag bei einem Strategie-Briefing am Firmensitz Baoding.

Das Unternehmen GWM, das im vergangenen Jahr 1,1 Millionen Autos verkauft hat, plant zudem bis 2023 die Zahl der Verkäufe auf 2,8 Millionen zu steigern. Bis zu 80 Prozent des Jahresabsatzes soll ab 2025 mit Fahrzeugen mit alternativen Antrieben (NEV) erzielt werden – einschließlich Autos mit Elektrobatterie, Plug-in-Hybriden- sowie Wasserstoff-Brennstoffzellen-Fahrzeugen. Gemeinsam mit BMW baut Great Wall derzeit ein Werk in China, um dort E-Autos zu herzustellen.

Zuletzt berichtete der Finanzdienstleister Bloomberg, dass Great Wall den Erwerb eines Werks der Daimler AG in Brasilien erwägt, um auch außerhalb seines Heimatmarktes zu expandieren. niw

  • Autoindustrie
  • Batterien
  • Elektromobilität

Presseschau

China’s cyber power at least a decade behind the US, new study finds FT (PAY)
Only foreign scientist in Wuhan lab says Covid-19 leak highly unlikely SCMP
China calls for probe of all race-based genocide by the US, Western countries GLOBALTIMES (STAATSMEDIUM)
Marking centenary, China heralds Communist Party’s influence INDEPENDENT
Tesla/China: software glitch charges up local rivals FT (PAY)
China turns on world’s second-biggest hydropower dam INDEPENDENT
China urges the US to withdraw political ‘black hands’ on scientists on COVID-19 origins GLOBALTIMES (STAATSMEDIUM)
Hongkonger Polizei nimmt führenden Journalisten der eingestellten “Apple Daily” fest TAGESSPIEGEL
Boom in China: Robotikbranche kommt glimpflich durch die Coronakrise HANDELSBLATT (PAY)
China und Russland verlängern Nachbarschaftsvertrag für enge Zusammenarbeit DEUTSCHLANDFUNK

Standpunkt

Wir müssen China entgegenkommen

Von Andrew Sheng und Xiao Geng
Xiao Geng
Xiao Geng

In ihrer jüngsten Verlautbarung haben die Staats- und Regierungschefs der Nato-Mitgliedsstaaten erklärt, China sorge für “systemische Herausforderungen der regelbasierten internationalen Ordnung”. Die Antwort der chinesischen EU-Vertretung war klar: “Wir stellen keine ‘systemische Herausforderung’ für irgend jemanden dar, aber wenn jemand eine ‘systemische Herausforderung’ für uns sein will, werden wir nicht gleichgültig bleiben.” Eine solch konfrontative Rhetorik ist unnötig, und der größte Teil der Weltbevölkerung will wahrscheinlich nicht, dass sie eskaliert. Aber eine Eskalation ist genau das, was von Tag zu Tag wahrscheinlicher wird.

Dies liegt größtenteils daran, dass China einer der wenigen Politikbereiche ist, in denen US-Präsident Joe Biden den Ansatz seines Vorgängers Donald Trump weitgehend übernommen hat: strenger Wettbewerb, Zusammenarbeit, nur wenn unbedingt notwendig und Konfrontation, wenn nötig. Also scheint China, wie seine Antwort auf die Nato-Verlautbarung andeutet, eine eigene dreistufige Reaktion entwickelt zu haben: nicht nach einem Kampf suchen, keine Angst haben zu kämpfen und kämpfen, wenn nötig.

Die Nato ist keinesfalls das einzige Forum, in dem Biden den US-Ansatz vorantreibt. Auch auf dem jüngsten G7-Gipfel und bei seinem Treffen mit den EU-Staatschefs hat er versucht, seine Verbündeten zu überreden, eine gemeinsame Front gegen China (und Russland) aufzubauen.

Trommeln für einen neuen Kalten Krieg

US-Senator Bernie Sanders hat das Problem erkannt: Kürzlich warnte er, die politische Elite der USA schlage, wenn sie China als existenzielle Bedrohung bezeichnet, “die Trommeln” für einen neuen Kalten Krieg, bei dem es keinen Gewinner geben werde. Sanders zufolge wäre die Ausrichtung der US-Außenpolitik auf eine “globale Nullsummenkonfrontation mit China politisch gefährlich und strategisch kontraproduktiv”.

Dieser fehlerhafte US-amerikanische Ansatz gegenüber China wurzelt in einem anhaltenden Glauben an das Konzept einer absoluten nationalen Sicherheit. Dies mag zwar für die Vereinigten Staaten in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg – als das Land an der Spitze einer unipolaren Weltordnung stand – ein vernünftiges Ziel gewesen sein, ist aber im heutigen multipolaren System nicht mehr realistisch.

In der heutigen Welt ist der Versuch, Länder mit unterschiedlichen Werten oder Systemen “einzuhegen und zu konfrontieren”, anstatt eine neue Weltordnung auszuhandeln, in der sie ihren Platz haben, ein sicherer Weg in den Konflikt. Auf jeden Fall behindert es die Möglichkeit, bei gemeinsamen Problemen wie dem Klimawandel zusammen hilfreiche wirtschaftliche Maßnahmen zu treffen. Wie ein Sprecher der chinesischen Botschaft in London nach dem G7-Gipfel bemerkte: “Die Tage, in denen globale Entscheidungen von einer kleinen Gruppe von Ländern diktiert wurden, sind längst vorbei.”

Stiglitz: USA eher Plutokratie als repräsentative Demokratie

Aber das Problem liegt tiefer: Sogar innerhalb dieser “kleinen Gruppe von Ländern” spiegeln Entscheidungen wie das Werben für einen Konflikt mit China nicht notwendigerweise den Willen der Mehrheit wider. Wie Joseph E. Stiglitz einmal bemerkt hat, wirken die USA heute nicht mehr wie eine repräsentative Demokratie, sondern eher wie eine Plutokratie – in der das oberste Prozent der Einkommensverdiener einen Großteil der öffentlichen Politik zu ihren Gunsten beeinflussen kann.

Bringt das oberste Prozent eines Landes, das fünf Prozent der Weltbevölkerung vertritt, die zwei weltgrößten Volkswirtschaften in Konflikt miteinander, wird die ganze Welt erheblich darunter leiden, und die überwiegende Mehrheit der Menschen hat dabei kein Mitspracherecht. Würden die USA und ihre westlichen Verbündeten ernsthaft an Demokratie glauben, sollten sie das inakzeptabel finden.

Ein besserer Ansatz – der auch die Werte widerspiegelt, die zu achten die westlichen liberalen Demokratien behaupten – würde die Interessen der “einen Erde” berücksichtigen, die nicht nur die gesamte Menschheit umfasst, sondern auch den Planeten, von dem wir abhängen. Dies bedeutet, unsere Perspektive über die nationale Sicherheit hinaus zu erweitern, um globale Sicherheit – den größten Vorteil für die größte Anzahl – anzustreben, und zu gewährleisten, dass alle Menschen hinsichtlich unserer gemeinsamen Zukunft ein Mitspracherecht haben.

Rhetorik der globalen Elite muss durchbrochen werden

Wir argumentieren nicht für eine Weltregierung. Die Natur- und Sozialwissenschaften haben bewiesen, wie empfindlich Monokulturen sind. Ebenso wie in der Natur bringt die Vielfalt der menschlichen Zivilisation Stabilität und Fortschritt. Sogar Wettbewerb kann eine gute Sache sein, aber nur dann, wenn er durch effektive Zusammenarbeit ergänzt wird und Gewalt gegen Menschen oder die Umwelt vermeidet.

Wie also könnte ein System der “Einen Erde” verwirklicht werden? Entscheidend sind Feedback-Mechanismen von unten nach oben, die durch Technologie möglich werden. Ziel muss sein, die Bunker zu brechen, die die globale Elite mit ihrer abstrusen Rhetorik seit langer Zeit errichtet. So könnten mehr Menschen – mit Fachkenntnissen in mehr Bereichen – zur Debatte beitragen.

“Zusammenprall der Zivilisationen”

Der Nutzen eines solchen Ansatzes wird durch die Spannungen offensichtlich, die zwischen traditionellem wirtschaftlichen Denken – das sich auf immer mehr Konsum, Investitionen und Wachstum konzentriert – und ökologischen Notwendigkeiten wie der Verringerung von Treibhausgasen und dem Schutz der Artenvielfalt bestehen. In einem System der “Einen Erde” kann mehr von “einer guten Sache” häufig sehr schlecht sein.

Dieser überkommene, trennende Ansatz spiegelt sich auch in dem oberflächlichen Narrativ wider, die USA und China seien in einem “Zusammenprall der Zivilisationen” gefangen. Kaiserreiche prallen zusammen, aber Zivilisationen sollten “zivil” miteinander umgehen – nicht zuletzt, weil wir alle die gleiche Erde miteinander teilen.

Dazu müssen die Politiker über den engen Fokus auf nationale Sicherheit hinausgehen und umfassende, inklusive Diskussionen darüber führen, wie globale Sicherheit in Form von Frieden, Stabilität, angemessener Ernährung und ökologischer Nachhaltigkeit erreicht werden kann. Aber zuerst müssen die USA damit aufhören, China einzuhegen, und damit beginnen, das Land einzubeziehen.

Andrew Sheng ist Distinguished Fellow am Asia Global Institute der Universität von Hongkong und Mitglied des UNEP-Beirats für Nachhaltiges Finanzwesen. Xiao Geng, Vorsitzender des Hongkong-Instituts für Internationales Finanzwesen, ist Professor und Direktor beim Forschungsinstitut für die Meeresseidenstraße an der HSBC Business School der Universität von Peking. Aus dem Englischen von Harald Eckhoff.

Copyright: Project Syndicate, 2021.
www.project-syndicate.org

  • Geopolitik
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  • Nachhaltigkeit
  • USA

Personalien

Lina Lim will become regional head of funds and ETFs at HSBC Private Banking. On Monday, Lim took over her new role from her predecessor Virginia Devereux Wong, who is retiring. Lim joined HSBC in August 2019 from JP Morgan Private Bank, where she led the bank’s fiduciary business in Asia for family offices and foundations. She has 23 years of industry experience in wealth management.

Elaine Zhang, most recently head of Greater China at Credit Suisse, joined JP Morgan in June as a managing director and will be responsible for developing the bank’s China business from Singapore. A native of Shanghai, Zhang has been based in Singapore for two decades and has held senior positions at American Express Private Banking, DBS Bank, and Bank of China. Zhang will also be responsible for attracting new talent to the bank and coaching specialists for the Chinese market.

  • JP Morgan

Dessert

Das riesige Wasserkraftwerk Baihetan hat am Montag erstmals für einen Testlauf mit der Stromerzeugung begonnen. Die Talsperre liegt flussabwärts des Jinsha-Flusses, einem oberen Abschnitt des Jangtse, an der Grenze der südwestchinesischen Provinzen Sichuan und Yunnan. Staatlichen Medien zufolge verfügt das Kraftwerk über 16 Erzeugungseinheiten mit einer erwarteten Leistung von 62 Milliarden Kilowattstunden Strom pro Jahr. Das Herzstück ist ein 50 Meter hoher und eine Million Kilowatt starker Generator. Bei vollem Betrieb wird Baihetan nach dem Drei-Schluchten-Kraftwerk in der zentralchinesischen Provinz Hubei das leistungsstärkste Kraftwerk weltweit sein.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

Licenses:
    • Patriotische Filme keine Erfolgsgaranten für Chinas Kinos
    • Tausende E-Zapfsäulen im Kampf gegen Luftverschmutzung
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    • Renault baut Batteriefabrik mit Envision
    • Great Wall Motors will mehr E-Autos verkaufen
    • Standpunkt: Wir müssen China entgegenkommen
    • Personalien: Wechsel in der Banking-Branche
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    in den chinesischen Kinos werden dieser Tage wieder vermehrt “Klassiker” gezeigt. Gemeint ist damit jedoch nicht “Vom Winde verweht” oder “Psycho” von Alfred Hitchcock, sondern vielmehr Propagandafilme, die vor allem die Kommunistische Partei Chinas in Glanz und Gloria erstrahlen lassen. Doch dieses spezielle “Genre” hat durchaus seine Tücken: Selbst Star-Regisseure wie Zhang Yimou locken mit solchen Streifen nur wenige Zuschauer in die Kinosäle. Und Zensoren wie auch glühende Patriot:innen schauen bei den Propagandafilmen ganz genau hin. Das alles schade schlussendlich dem chinesischen Kinomarkt, analysiert unser Autorenteam in Peking.

    Shenzhen gilt schon heute als Welthauptstadt der Elektro-Autos. Aber auch diese Fahrzeuge wollen “getankt” werden. In Shenzhen macht man das gleich mal an der größten E-Tankstelle der Welt. Frank Sieren hat sich angeschaut, wie es aussieht, wenn pro Tag bis zu 5.000 Autos aufgeladen werden. Dabei ist nicht alles Gold, was glänzt – der Strom wird stark subventioniert und größtenteils aus Kohle hergestellt. Und dennoch profitiert die Umwelt in der südchinesischen Metropole von dem Umstieg auf Elektromobilität.

    Die Bilder aus Baihetan sind beeindruckend: Fast 300 Meter hoch ragen die Wände des zweitgrößten Wasserkraftwerks der Welt in den Himmel. Am Montag hat das riesige Wasserkraftwerk mit der Stromerzeugung begonnen. Noch ist es ein Testlauf, doch bei vollem Betrieb sollen durch die Talsperre rund 62 Milliarden Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugt werden. Das würde jährlich 20 Millionen Tonnen Kohle einsparen.

    Viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre wünscht

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    Michael Radunski
    Bild von Michael  Radunski

    Analyse

    Propagandafilme schwächen den Kinomarkt

    Am 1. Juli wird zum Jubiläum der Kommunistischen Partei Chinas der Historienfilm “1921” anlaufen. Der Film befasst sich mit der Gründung der KPCh vor 100 Jahren, der Trailer lässt ein bildgewaltiges Spektakel erwarten. Auf der chinesischen Internetseite Maoyan wird der Film bereits seit längerer Zeit beworben. “1921” passt in die ausgegebene Marschroute der China Film Administration, wonach anlässlich des 100-jährigen Jubiläums Filme wieder vermehrt zur Verbreitung von Sozialismus und den Sichtweisen Xi Jinpings genutzt werden sollen.

    Dazu trat bereits am 1. April eine Direktive in Kraft, die für Kinos bedeutet, dass sie bis Ende des Jahres pro Woche mindestens zwei solcher Filme aktiv bewerben und vorführen müssen. Hinzu kommen Filmvorführungen bei Ausstellungen und ähnlichen Anlässen, die sich thematisch mit der Parteigeschichte beschäftigen.

    Serie: 100 Jahre Kommunistische Partei Chinas

    Die chinesischen Staatsmedien bezeichnen die Filme, die nun teilweise in die Kinos zurückkommen, als “Klassiker”. Es sind Filme, die teilweise so alt sind, dass sie noch aus der Schwarz-Weiß-Ära stammen. Inhaltlich geht es um Themen wie die Gründung der Kommunistischen Partei, Geschichten um Nationalheld:innen und den Widerstandskrieg gegen die Japaner in den 30er-Jahren. “Es ist ein charmanter und effektiver Weg, Parteibildung zu stärken, besonders für jüngere Parteimitglieder”, sagt Zhang Yiwu, Professor an der Pekinger Universität gegenüber der Zeitung Global Times.

    Aber auch der neue Film des weltbekannten Regisseurs Zhang Yimou passt in dieses Genre. Zhang, der in den 80er- und 90er-Jahren im internationalen Arthaus-Kino große Erfolge feierte (unter anderem erhielt er als erster Chinese den Goldenen Bären der Berlinale für “Das rote Kornfeld” sowie diverse Preise in Venedig) und zur legendären fünften Generation der Pekinger Filmhochschule gehört, hat mit “Cliff Walkers” einen Film herausgebracht, in dem sich eine Gruppe von Spezialagenten der Kommunistischen Partei gegen eine Vielzahl von Gefahren durchsetzen muss.

    Zusammenarbeit zwischen Behörden und Produktion

    Die neueren Filme sind dabei filmisch durchaus zeitgemäß und an den Kinokassen erfolgreich. Sie lehnen sich erzählerisch an moderne Hollywoodfilme an und locken mit Spezialeffekten und hochkarätig besetzten Schauspielensembles viele Zuschauer in die Kinos. Auch sind sie nicht mehr von Staatsbetrieben hergestellt, sondern von privaten Produktionsfirmen, die auch andere, kommerzielle Produktionen auf den Markt bringen. Die Partei sorgt indes dafür, dass die Filme bei der Vermarktung bevorzugt werden und sichert ihnen die besten Vorführzeiten in den Kinos. Die US-Forscherin und Filmemacherin Amanda Morrison fasste die Erfolgsaussichten dieser Filme als “too red to fail” zusammen.

    Theoretisch ist es ein Spiel, bei dem beide Seiten gewinnen: Die Partei bekommt positive PR, und die Produktionsfirma nimmt mit den Kinokarten Geld ein. Doch in der Praxis sieht das Bild etwas anders aus: Denn der chinesische Kinomarkt ist voll von Produktionen aus dem In- und Ausland, die jeden Tag um die Aufmerksamkeit der Zuschauer:innen konkurrieren. Meist generieren allzu politische Filme keine besonders großen Zuschauerzahlen. Die Folge sind mäßig bis gar nicht gefüllte Kinosäle zu den besten Vorführzeiten. Die Zahl der Gesamtkinobesuche sinkt.

    Der chinesische Filmmarkt braucht Hollywood

    Zum einen schadet es chinesischen Produktionsfirmen, deren Filme wegen der eingeschobenen Propagandafilme kürzer vorgeführt oder weniger prominent beworben werden. Und anders als die internationalen Blockbuster, die nach China kommen, generieren die meisten chinesischen Filmproduktionen in aller Regel mehr als 98 Prozent ihrer Einnahmen am heimischen Markt. International finden die Filme meist nur minimale Zuschauerwerte.

    Doch auch ausländische Produktionen von den Kinoprogrammen zu streichen, wie kürzlich beim Re-Release von “Der Herr der Ringe” geschehen, schadet dem heimischen Markt. Denn sowohl Vertriebsfirmen als auch Kinobetreiber sind auf die US-Blockbuster angewiesen, um genug Zuschauer in die Kinos zu bekommen. Auch jetzt sind US-Filme immer noch stark am chinesischen Markt. “F9: The Fast Saga”, der neunte Teil der “Fast and Furious”-Reihe, der in den USA noch gar nicht erschienen ist, hat in China bereits mehr als 200 Millionen US-Dollar eingenommen. Damit ist “F9″ erfolgreicher als “Cliff Walkers” von Zhang Yimou, der zwar einen US-Release hatte, dort aber bislang weniger eingenommen hat. “Wir brauchen mehr ‘Avatars’- und ‘Herr der Ringe’- Filme um den Filmmarkt zu retten”, zitiert CNN den Filmbranche-Analysten Ke Tan.

    Propagandafilme sind riskante Produktionen

    Auch von Produktionsseite sind die Filme riskanter als man auf den ersten Blick erwarten würde, wie am Film “The Eight Hundred” erkennbar ist. Denn bei historischen Inhalten, die mit der offiziellen Version der Partei- und Landeshistorie in Berührung kommen, schauen die Zensoren besonders genau hin. Obwohl sie der Partei durchaus nahe steht, bekam die Produktionsfirma Huayi Brothers hier die ganze Macht der Zensoren zu spüren, als diese nur Tage vor der Premiere auf dem Shanghaier Film Festival “Nachbesserungen” forderten. Den Zensoren kritisierten, dass die Armee Chiang Kai-Sheks zu sehr glorifiziert werde. Chiang Kai-Shek war der schärfste Konkurrent von Mao Zedong um die Macht über China. Der Film musste kurzfristig aus dem Programm genommen werden und erschien erst später in deutlich geänderter Fassung.

    Schon vor dem Release bekommt auch “1921” Gegenwind. In diesem Fall allerdings nicht so sehr von den Behörden als von patriotischen Netizens. Sie beschweren sich zum Beispiel darüber, dass Mao Zedong von dem Boygroup-Star Wang Renjun gespielt wird und beklagen das Beschmutzen des Andenkens an den “großen Anführer” durch eine solche Besetzung. Dafür nutzen sie eine vom Staat eingerichtete Hotline, über die man Menschen melden kann, die sich abfällig über die Partei äußern.

    Ein nationaler Kassenerfolg wird “1921” wohl trotzdem werden, auch wenn dieser Plan nicht unbegrenzt wiederholbar ist. Denn der chinesische Kinomarkt ist zu stark mit dem US-Markt verwoben, um wieder in eine Zeit zurückzukehren, in der es fast nur Propagandafilme zu sehen gab, wie in den 1990er Jahren. Damals entschloss sich die chinesische Regierung, einige US-Filme auf dem chinesischen Markt zuzulassen – um die Filmwirtschaft zu retten. Die Folge war ein Wachstum bei den Verkäufen von Kinokarten um 7000 Prozent bis 2019 und ein gewisser Transfer von filmemacherischem Know-How. Daher ist es trotz schlechter US-chinesischer Beziehungen wahrscheinlich, dass die US-Blockbuster mit offenen Armen empfangen werden, sobald sie erscheinen. Gregor Koppenburg/Jörn Petring

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    Aufladen in der größten E-Tankstelle der Welt

    Die Dichte an Ladestationen pro einer Million Einwohner ist in Shenzhen höher als in den besten europäischen Städten (Amsterdam und Oslo) und höher als in jeder amerikanischen Stadt sowieso. 4.000 sind es pro einer Million Einwohner, insgesamt gibt es in Shenzhen 60.000 Ladestationen. Und damit nicht genug. Die Zwölf-Millionen-Metropole verfügt zudem über die größte E-Auto-Lade-Tankstelle der Welt: die Minle-Ladestation im Longhua Distrikt.

    Sie wird von drei Firmen betrieben, darunter die China Southern Power Grid. Allerdings sieht die Station weit weniger spektakulär aus als man vermuten würde. Und futurristisch schon gar. 

    673 Ladesäulen stehen auf einem ehemaligen Parkplatz unter sechs langen, schattenspendenden Reihen weißer Plastik-Carport-Dächer. In jeder Parkbucht ist ein gelber, runder Stahlträger im Boden verankert, der verhindert, dass die Autos beim Rückwärts-Einparken versehentlich gegen die Ladestation fahren. 

    Am meisten “tanken” Taxis von BYD an der E-Tankstelle

    Denn jeder Parkplatz hat eine eigene Stromladesäule. Immerhin 5.000 Fahrzeuge können auf dieser Anlage pro Tag aufgeladen werden. Dabei benötigen sie im Durchschnitt 160 MWh. Die meisten Autos, die dort “tanken”, sehen alle gleich aus. Es sind die blau-weißen Taxis von BYD. Das ist einer der größten E-Autohersteller und gleichzeitig auch einer der größten Batteriehersteller der Welt ist. Es ist ein Shenzhener Unternehmen. BYD hat mit Hilfe der Stadtverwaltung von Shenzhen dafür gesorgt, dass alle gut 22.000 Taxis der Stadt und alle 16.000 Busse mit Strom fahren.

    Die größte E-Auto-Ladestelle der Welt ist vor allem für die Taxis gebaut worden. Die Taxi-Fahrer dürfen allerdings nicht in ihren Fahrzeugen Pause machen. Stattdessen sitzen sie in einem klimatisierten Warteraum, wo sie auf ihren 5G-Handys Videos schauen oder Tee trinken oder sich in einem der im Land sehr beliebten Massagestühle durchkneten lassen können. Oder sie lungern auf dem Gehweg zwischen den Zapfsäulen herum. Einige haben sich Klappstühle mitgebracht, andere liegen auf Bastmatten auf dem Boden und schlafen. “Das ist praktisch”, sagt einer von ihnen, der wie alle, die für das Taxiunternehmen arbeiten, ein blaues, kurzärmliges Hemd trägt. “Ich komme für eine Stunde hier vorbei und kann dann zehn Stunden fahren.” 

    Wenn es schneller gehen soll, gibt es auch 172 50-Kilowatt-Schnell-Ladestationen, statt der normalen, die nur 20 oder 30 KWh bieten. Und sogar 70 60-KWh-Stationen mit sogenannten konstanten Lademodulen, “die 20-30 Prozent effizienter sind”, betont Chen Haozhou, Vizedirektor der CSPG Electric Vehicle Service Co. Ltd., einer der Betreiber. “Wir sind zudem 20-30 Prozent billiger als unsere Wettbewerber.” Und billiger als Benzin ist der hier angebotene Strom ohnehin: Statt 200 Yuan für eine Tankfüllung, etwa 25 Euro, bezahlt man nicht einmal zehn Yuan.

    Der Strom wird von der Regierung subventioniert

    Doch das, was die Taxifahrer für eine Ladung berappen, sind keine Marktpreise. Der Strom wird von der Regierung subventioniert. Noch billiger wird es, wenn man außerhalb der Stoßzeiten zum Tanken kommt. Doch wichtiger als die Ersparnis von ein paar weiteren Yuan ist das Ergebnis: Die Taxifahrer sind zufrieden, und die Luft ist sauber.

    Der Strom allerdings noch nicht. 70 Prozent des chinesischen Stroms wird aus Kohle hergestellt. Da muss die Regierung noch nachbessern. Die traditionellen Ladestationen sehen den alten Zapfsäulen sehr ähnlich. Nur statt des Zapfhahnes gibt es einen Stecker – übrigens von der Firma Mennekes aus dem Sauerland, die schon seit Jahren in China produziert. Die moderneren Ladestationen von BYD ähneln eher alten Münzfernsprechern – nur dass sie ein farbiges Display haben, auf dem die wichtigsten Informationen angezeigt werden. Bezahlt wird mit einem QR-Code über Wechat oder Alipay. Zudem ist es schön ruhig auf dem Platz. E-Autos laden macht eben keinen Lärm.

    Die zweitgrößte E-Tankstelle der Welt entsteht übrigens derzeit in Zusmarshausen bei Augsburg. Sie kann immerhin 4.000 Autos pro Tag laden. Das behaupten jedenfalls die Betreiber. Sie bedient die Achse München-Stuttgart-Frankfurt und soll noch im Sommer eröffnet werden. 

    Derweil hat Shenzhen eine große Ladestation nur für Lastwagen gebaut. Es ist nicht nur die erste in China, sondern die erste weltweit. Nachdem die Stadt erfolgreich praktisch alle Motorräder, öffentlichen Busse und Taxis auf Strom umgestellt hat, sind nun die Lastwagen dran. 2020 hat BYD bereits über 800 schwere E-Lastwagen verkauft, also 30-Tonner, die als Betonmischer, Müllwagen und Erdkipper zum Einsatz kommen. Die Lastwagen haben eine Reichweite von 200 Kilometern und können 100 Kilometer pro Stunde fahren. Mit einem Schnellladesystem sind sie in zwei Stunden wieder vollständig aufgeladen. Doch meistens hängen sie ohnehin über Nacht an der 240-Volt-Steckdose. Damit dauert der Ladevorgang ungefähr 14 Stunden. 

    Alle öffentlichen Ladestationen werden derzeit von der Stadtverwaltung in Shenzhen noch mit einem 30-Prozent Anteil subventioniert. Das muss man sich als Stadt erst einmal leisten können. Aber auch hier ist es das Ergebnis, das zählt. Durch die Förderung der E-Mobilität spart die Stadt inzwischen 850.000 Tonnen CO2 im Jahr. Der Luftqualitätsindex für Feinstaubbelastung konnte innerhalb einer Dekade von durchschnittlich 100 auf 26 gesenkt werden. Das liegt auch daran, dass bei Neuzulassungen von Benzin-Autos die Nummernschilder nur per Los vergeben werden. Und hier kann der Erfolg durchaus lange auf sich warten lassen. Grüne Nummernschilder für E-Autos erhält man hingegen schnell und unkompliziert. 

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    News

    Hongkong verbietet Einreise aus Großbritannien wegen Virus-Variante

    Wegen der schnellen Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus dürfen Flüge aus Großbritannien von Donnerstag an nicht mehr in Hongkong landen. Das Vereinigte Königreich werde als “extremes Hochrisikoland” eingestuft, teilte die Regierung in Hongkong am Montag mit. Passagierflugzeuge sollen den Flughafen nicht mehr anfliegen dürfen. Auch Transitreisen soll ein Riegel vorgeschoben werden.

    Jeder, der in den vergangenen 21 Tagen auch nur mehr als zwei Stunden in Großbritannien gewesen sei, kann der Mitteilung zufolge dann nicht mehr nach Hongkong einreisen. Hongkong hatte erst vor wenigen Tagen die Corona-Maßnahmen für Reisende aus Großbritannien verschärft: Demnach wurde das Land hochgestuft von “high-risk” auf “very high-risk”, was bedeutete, dass Geimpfte wie Ungeimpfte nach ihrer Einreise für 21 Tage in Quarantäne müssen.

    In den vergangenen sieben Tagen seien bei Reisenden aus Großbritannien neun Corona-Fälle mit der Mutation “L452R” festgestellt worden, hieß es weiter in der Mitteilung. Allein am Sonntag wurden in Großbritannien 14.876 neue Infektionen registriert, wie die Tageszeitung South China Morning Post berichtete. In der gesamten vergangenen Woche wurden demnach insgesamt 104.052 Neuinfektionen verzeichnet, was einem Anstieg um 58 Prozent im Vergleich zur Vorwoche entspricht. rad

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    Xi und Putin festigen Zusammenarbeit

    Der chinesische Präsident Xi Jinping und sein russischer Amtskollege Wladimir Putin haben sich am Montag zum zweiten Mal innerhalb eines Monats per Videoschalte getroffen. Die Staatschefs sprachen sich in einer gemeinsamen Erklärung gegen “Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder unter dem Deckmantel von Demokratie und Menschenrechten” und “einseitige Sanktionen” aus, wie staatliche Medien berichteten. Xi und Putin brachten laut den Berichten auch ihre Ablehnung gegenüber der “Politisierung” der Coronavirus-Pandemie und Sportveranstaltungen zum Ausdruck.

    Die beiden Präsidenten äußerten sich demnach besorgt über den beschleunigten Abzug der US- und Nato-Truppen aus Afghanistan und sagten, dass dies eine komplexere und ernstere Sicherheitslage im Land geschaffen habe.

    Xi und Putin verlängerten zudem den Vertrag über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit. Die Kooperation wäre sonst Ende Juli ausgelaufen. Putin sieht die Beziehungen zwischen China und Russland laut der russischen Nachrichtenagentur TASS “auf ihrem Höhepunkt”. “Derzeit ist es uns gemäß dem Wortlaut und Geist des Vertrags gelungen, die russisch-chinesischen Beziehungen auf ein beispiellos hohes Niveau zu bringen und sie in ein Beispiel für zwischenstaatliche Zusammenarbeit im 21. Jahrhundert zu verwandeln”, sagte Putin demnach.

    Xi und Putin hätten kein Feld potenzieller Zusammenarbeit unberührt gelassen, sei es “wirtschaftlicher, politischer, geostrategischer, sicherheitspolitischer, humanitärer, kultureller oder jeder anderen Form der Interaktion”, sagte der Experte des russischen Rates für internationale Angelegenheiten, Danil Bochkov, der South China Morning Post. Er wies darauf hin, dass es einige kleinere Risse in der Beziehung gebe, wie zum Beispiel Pekings Aktivitäten in Zentralasien durch die “Belt and Road”-Initiative und die Ambitionen in der Arktis (China.Table berichtete). “Unter dem Strich wachsen China und Russland jetzt gleichzeitig zusammen, aber mit der Zeit könnte sich das ändern, da China die Lücke in vielen Bereichen verkleinert, in denen Russland traditionell führende Positionen innehat”, so Bochkov. niw

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    Nach Aus von Apple Daily: Bekannter Journalist in Hongkong festgenommen

    In Hongkong ist ein weiterer bekannter Journalist der jüngst zur Einstellung ihrer Produktion gezwungenen Tageszeitung Apple Daily festgenommen worden. Fung Wai Kong wurde am Sonntag am Flughafen der chinesischen Sonderverwaltungszone festgesetzt, als er aus Hongkong ausreisen wollte, wie Medien am Montag berichteten. Apple Daily war in der vergangenen Woche zum letzten Mal erschienen (China.Table berichtete), nachdem die Hongkonger Behörden den Druck auf das mit der Demokratiebewegung verbündete Blatt massiv erhöht hatten. 

    Der 57 Jahre alte Fung Wai Kong war der leitende Kommentar-Autor auf der englischsprachigen Internetseite von Apple Daily. Seine Artikel veröffentlichte er unter dem Namen Lo Fung. Die Hongkonger Polizei bestätigte den Medienberichten zufolge die Festnahme eines 57-Jährigen am Flughafen, der sich “mit ausländischen Staaten oder ausländischen Mächten” verschworen habe, “um die nationale Sicherheit zu gefährden”. Sein ehemaliger Arbeitskollege Jack Hazelwood schrieb auf Twitter, dass Fung nach London fliegen wollte, und forderte die britischen Behörden zum Einschreiten auf.

    Fung Wai Kong sei der siebte Mitarbeiter, der in den vergangenen Wochen aus Gründen der nationalen Sicherheit verhaftet wurde, berichtet unter anderem die »South China Morning Post«. Die Behörden hatten in den vergangenen Wochen auf Grundlage des Nationalen Sicherheitsgesetzes mehrere Medienschaffende festgenommen, darunter auch Apple-Daily-Chefredakteur Ryan Law und Geschäftsführer Cheung Kim Hung. ari

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    Renault: Batteriefabrik mit Envision geplant

    Der französische Autobauer Renault wird gemeinsam mit dem chinesische Batteriehersteller Envision AESC in Nordfrankreich eine Batteriefabrik errichten. Envision werde in die geplante “Gigafactory” in der Nähe des Renault-Werks in Douai rund zwei Milliarden Euro investieren, berichten französische Medien am Montag unter Berufung auf den Élyséepalast. Die neue Batteriefabrik soll das kürzlich angekündigte Mobility-Industriecluster Renault ElectriCity ergänzen, das aus drei Fabriken in Douai, Maubeuge und Ruitz besteht und sich ausschließlich Elektrofahrzeugen widmet.

    Die Partnerschaft mit Envision erhielt Bestätigung von höchster Stelle, denn der französische Staat hält 15 Prozent der Renault-Aktien. In der Fabrik sollen rund 2500 neue Arbeitsplätze entstehen, wie die Tageszeitung Le Figaro berichtet. Sie soll 2024 in Betrieb genommen werden und zunächst eine Kapazität von 9 GWh erreichen. Bis 2030 werde eine Kapazität von 43 GWh angestrebt, von denen Renault 24 GWh abnehmen soll. Die Batteriezellen aus Douai sollen künftig unter anderem im elektrischen R5 zum Einsatz kommen.

    Envision-Gründer Lei Zhang war am Montag zu Besuch in Frankreich, wo er in Versailles den Wirtschaftsgipfel “Choose France” besuchte. “Wir werden die beste Batterietechnologie zu Renault bringen”, zitiert Le Figaro Lei Zhang. Der Élysée nannte die Investition “absolut bedeutend” für Frankreich. ari

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    • Frankreich
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    Great Wall Motors setzt auf Elektro

    Der chinesische Autobauer Great Wall Motor (GWM) nimmt den heimischen Markt in Angriff und will künftig deutlich mehr Autos in China verkaufen – vor allem mit alternativen Antriebsmöglichkeiten. Ab 2025 will der Autohersteller, der für SUVs und Pickups bekannt ist, “pro Jahr vier Millionen Fahrzeuge absetzen und einen Umsatz von 600 Milliarden Yuan (78 Milliarden Euro) erreichen”, sagte der GWM-Vorstandsvorsitzende Wei Jianjun am Montag bei einem Strategie-Briefing am Firmensitz Baoding.

    Das Unternehmen GWM, das im vergangenen Jahr 1,1 Millionen Autos verkauft hat, plant zudem bis 2023 die Zahl der Verkäufe auf 2,8 Millionen zu steigern. Bis zu 80 Prozent des Jahresabsatzes soll ab 2025 mit Fahrzeugen mit alternativen Antrieben (NEV) erzielt werden – einschließlich Autos mit Elektrobatterie, Plug-in-Hybriden- sowie Wasserstoff-Brennstoffzellen-Fahrzeugen. Gemeinsam mit BMW baut Great Wall derzeit ein Werk in China, um dort E-Autos zu herzustellen.

    Zuletzt berichtete der Finanzdienstleister Bloomberg, dass Great Wall den Erwerb eines Werks der Daimler AG in Brasilien erwägt, um auch außerhalb seines Heimatmarktes zu expandieren. niw

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    Presseschau

    China’s cyber power at least a decade behind the US, new study finds FT (PAY)
    Only foreign scientist in Wuhan lab says Covid-19 leak highly unlikely SCMP
    China calls for probe of all race-based genocide by the US, Western countries GLOBALTIMES (STAATSMEDIUM)
    Marking centenary, China heralds Communist Party’s influence INDEPENDENT
    Tesla/China: software glitch charges up local rivals FT (PAY)
    China turns on world’s second-biggest hydropower dam INDEPENDENT
    China urges the US to withdraw political ‘black hands’ on scientists on COVID-19 origins GLOBALTIMES (STAATSMEDIUM)
    Hongkonger Polizei nimmt führenden Journalisten der eingestellten “Apple Daily” fest TAGESSPIEGEL
    Boom in China: Robotikbranche kommt glimpflich durch die Coronakrise HANDELSBLATT (PAY)
    China und Russland verlängern Nachbarschaftsvertrag für enge Zusammenarbeit DEUTSCHLANDFUNK

    Standpunkt

    Wir müssen China entgegenkommen

    Von Andrew Sheng und Xiao Geng
    Xiao Geng
    Xiao Geng

    In ihrer jüngsten Verlautbarung haben die Staats- und Regierungschefs der Nato-Mitgliedsstaaten erklärt, China sorge für “systemische Herausforderungen der regelbasierten internationalen Ordnung”. Die Antwort der chinesischen EU-Vertretung war klar: “Wir stellen keine ‘systemische Herausforderung’ für irgend jemanden dar, aber wenn jemand eine ‘systemische Herausforderung’ für uns sein will, werden wir nicht gleichgültig bleiben.” Eine solch konfrontative Rhetorik ist unnötig, und der größte Teil der Weltbevölkerung will wahrscheinlich nicht, dass sie eskaliert. Aber eine Eskalation ist genau das, was von Tag zu Tag wahrscheinlicher wird.

    Dies liegt größtenteils daran, dass China einer der wenigen Politikbereiche ist, in denen US-Präsident Joe Biden den Ansatz seines Vorgängers Donald Trump weitgehend übernommen hat: strenger Wettbewerb, Zusammenarbeit, nur wenn unbedingt notwendig und Konfrontation, wenn nötig. Also scheint China, wie seine Antwort auf die Nato-Verlautbarung andeutet, eine eigene dreistufige Reaktion entwickelt zu haben: nicht nach einem Kampf suchen, keine Angst haben zu kämpfen und kämpfen, wenn nötig.

    Die Nato ist keinesfalls das einzige Forum, in dem Biden den US-Ansatz vorantreibt. Auch auf dem jüngsten G7-Gipfel und bei seinem Treffen mit den EU-Staatschefs hat er versucht, seine Verbündeten zu überreden, eine gemeinsame Front gegen China (und Russland) aufzubauen.

    Trommeln für einen neuen Kalten Krieg

    US-Senator Bernie Sanders hat das Problem erkannt: Kürzlich warnte er, die politische Elite der USA schlage, wenn sie China als existenzielle Bedrohung bezeichnet, “die Trommeln” für einen neuen Kalten Krieg, bei dem es keinen Gewinner geben werde. Sanders zufolge wäre die Ausrichtung der US-Außenpolitik auf eine “globale Nullsummenkonfrontation mit China politisch gefährlich und strategisch kontraproduktiv”.

    Dieser fehlerhafte US-amerikanische Ansatz gegenüber China wurzelt in einem anhaltenden Glauben an das Konzept einer absoluten nationalen Sicherheit. Dies mag zwar für die Vereinigten Staaten in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg – als das Land an der Spitze einer unipolaren Weltordnung stand – ein vernünftiges Ziel gewesen sein, ist aber im heutigen multipolaren System nicht mehr realistisch.

    In der heutigen Welt ist der Versuch, Länder mit unterschiedlichen Werten oder Systemen “einzuhegen und zu konfrontieren”, anstatt eine neue Weltordnung auszuhandeln, in der sie ihren Platz haben, ein sicherer Weg in den Konflikt. Auf jeden Fall behindert es die Möglichkeit, bei gemeinsamen Problemen wie dem Klimawandel zusammen hilfreiche wirtschaftliche Maßnahmen zu treffen. Wie ein Sprecher der chinesischen Botschaft in London nach dem G7-Gipfel bemerkte: “Die Tage, in denen globale Entscheidungen von einer kleinen Gruppe von Ländern diktiert wurden, sind längst vorbei.”

    Stiglitz: USA eher Plutokratie als repräsentative Demokratie

    Aber das Problem liegt tiefer: Sogar innerhalb dieser “kleinen Gruppe von Ländern” spiegeln Entscheidungen wie das Werben für einen Konflikt mit China nicht notwendigerweise den Willen der Mehrheit wider. Wie Joseph E. Stiglitz einmal bemerkt hat, wirken die USA heute nicht mehr wie eine repräsentative Demokratie, sondern eher wie eine Plutokratie – in der das oberste Prozent der Einkommensverdiener einen Großteil der öffentlichen Politik zu ihren Gunsten beeinflussen kann.

    Bringt das oberste Prozent eines Landes, das fünf Prozent der Weltbevölkerung vertritt, die zwei weltgrößten Volkswirtschaften in Konflikt miteinander, wird die ganze Welt erheblich darunter leiden, und die überwiegende Mehrheit der Menschen hat dabei kein Mitspracherecht. Würden die USA und ihre westlichen Verbündeten ernsthaft an Demokratie glauben, sollten sie das inakzeptabel finden.

    Ein besserer Ansatz – der auch die Werte widerspiegelt, die zu achten die westlichen liberalen Demokratien behaupten – würde die Interessen der “einen Erde” berücksichtigen, die nicht nur die gesamte Menschheit umfasst, sondern auch den Planeten, von dem wir abhängen. Dies bedeutet, unsere Perspektive über die nationale Sicherheit hinaus zu erweitern, um globale Sicherheit – den größten Vorteil für die größte Anzahl – anzustreben, und zu gewährleisten, dass alle Menschen hinsichtlich unserer gemeinsamen Zukunft ein Mitspracherecht haben.

    Rhetorik der globalen Elite muss durchbrochen werden

    Wir argumentieren nicht für eine Weltregierung. Die Natur- und Sozialwissenschaften haben bewiesen, wie empfindlich Monokulturen sind. Ebenso wie in der Natur bringt die Vielfalt der menschlichen Zivilisation Stabilität und Fortschritt. Sogar Wettbewerb kann eine gute Sache sein, aber nur dann, wenn er durch effektive Zusammenarbeit ergänzt wird und Gewalt gegen Menschen oder die Umwelt vermeidet.

    Wie also könnte ein System der “Einen Erde” verwirklicht werden? Entscheidend sind Feedback-Mechanismen von unten nach oben, die durch Technologie möglich werden. Ziel muss sein, die Bunker zu brechen, die die globale Elite mit ihrer abstrusen Rhetorik seit langer Zeit errichtet. So könnten mehr Menschen – mit Fachkenntnissen in mehr Bereichen – zur Debatte beitragen.

    “Zusammenprall der Zivilisationen”

    Der Nutzen eines solchen Ansatzes wird durch die Spannungen offensichtlich, die zwischen traditionellem wirtschaftlichen Denken – das sich auf immer mehr Konsum, Investitionen und Wachstum konzentriert – und ökologischen Notwendigkeiten wie der Verringerung von Treibhausgasen und dem Schutz der Artenvielfalt bestehen. In einem System der “Einen Erde” kann mehr von “einer guten Sache” häufig sehr schlecht sein.

    Dieser überkommene, trennende Ansatz spiegelt sich auch in dem oberflächlichen Narrativ wider, die USA und China seien in einem “Zusammenprall der Zivilisationen” gefangen. Kaiserreiche prallen zusammen, aber Zivilisationen sollten “zivil” miteinander umgehen – nicht zuletzt, weil wir alle die gleiche Erde miteinander teilen.

    Dazu müssen die Politiker über den engen Fokus auf nationale Sicherheit hinausgehen und umfassende, inklusive Diskussionen darüber führen, wie globale Sicherheit in Form von Frieden, Stabilität, angemessener Ernährung und ökologischer Nachhaltigkeit erreicht werden kann. Aber zuerst müssen die USA damit aufhören, China einzuhegen, und damit beginnen, das Land einzubeziehen.

    Andrew Sheng ist Distinguished Fellow am Asia Global Institute der Universität von Hongkong und Mitglied des UNEP-Beirats für Nachhaltiges Finanzwesen. Xiao Geng, Vorsitzender des Hongkong-Instituts für Internationales Finanzwesen, ist Professor und Direktor beim Forschungsinstitut für die Meeresseidenstraße an der HSBC Business School der Universität von Peking. Aus dem Englischen von Harald Eckhoff.

    Copyright: Project Syndicate, 2021.
    www.project-syndicate.org

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    Personalien

    Lina Lim will become regional head of funds and ETFs at HSBC Private Banking. On Monday, Lim took over her new role from her predecessor Virginia Devereux Wong, who is retiring. Lim joined HSBC in August 2019 from JP Morgan Private Bank, where she led the bank’s fiduciary business in Asia for family offices and foundations. She has 23 years of industry experience in wealth management.

    Elaine Zhang, most recently head of Greater China at Credit Suisse, joined JP Morgan in June as a managing director and will be responsible for developing the bank’s China business from Singapore. A native of Shanghai, Zhang has been based in Singapore for two decades and has held senior positions at American Express Private Banking, DBS Bank, and Bank of China. Zhang will also be responsible for attracting new talent to the bank and coaching specialists for the Chinese market.

    • JP Morgan

    Dessert

    Das riesige Wasserkraftwerk Baihetan hat am Montag erstmals für einen Testlauf mit der Stromerzeugung begonnen. Die Talsperre liegt flussabwärts des Jinsha-Flusses, einem oberen Abschnitt des Jangtse, an der Grenze der südwestchinesischen Provinzen Sichuan und Yunnan. Staatlichen Medien zufolge verfügt das Kraftwerk über 16 Erzeugungseinheiten mit einer erwarteten Leistung von 62 Milliarden Kilowattstunden Strom pro Jahr. Das Herzstück ist ein 50 Meter hoher und eine Million Kilowatt starker Generator. Bei vollem Betrieb wird Baihetan nach dem Drei-Schluchten-Kraftwerk in der zentralchinesischen Provinz Hubei das leistungsstärkste Kraftwerk weltweit sein.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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