Table.Briefing: China

Militärhilfe + Taumelnde Tech-Aktien

  • Militärhilfe für Russlands Krieg?
  • Tech-Aktien in Börsen-Turbulenzen
  • Jilin weiter Covid-Hochburg
  • Zweifel an Wachstums-Indikatoren
  • Immobiliensteuer vorerst auf Eis
  • BYD erhöht Preise
  • Liao Yiwu: Eine unheilige Allianz
Liebe Leserin, lieber Leser,

heute geht der Krieg in der Ukraine in die vierte Woche. Ein Krieg, dessen Eskalationsstufen die Welt in den sozialen Medien live mitverfolgen kann. Uns erinnert diese befremdliche Situation an den 1965 erschienenen Song “So long, Mom” des amerikanischen Songwriters, Mathematikers und Harvard-Professors Tom Lehrer. Er besingt den Krieg mit den Augen eines Soldaten, der seiner Mutter sagt, sie könne doch einfach vom Bombenkeller aus alles live im Fernsehen mitverfolgen.

Die Welt beobachtet, diskutiert – und viele pendeln dabei zwischen Häme über Putins schlecht organisiertes Militär und Sorge vor einer Einmischung Chinas. China an der Seite Russlands – das ist ein Bild, das für Spekulationen und knackige Schlagzeilen bestens taugt. Aber wie realistisch ist es, dass China Russland militärische Hilfe liefert? Michael Radunski geht dieser Frage nach und nimmt vor allem die chinesische Waffenindustrie unter die Lupe.

Die chinesische Tech-Branche sei “nicht investierbar”. Harte Worte der US-Investmentbank JPMorgan am Dienstag. Und schon ging’s weiter runter. Chinas Tech-Aktien sind seit Monaten im Sturzflug. Und dafür ist nicht nur das schwache Marktumfeld verantwortlich, sondern auch Peking mit seinem Tech-Crackdown. Hinzu kommt Druck vonseiten der amerikanischen Börsenaufsicht. Gestern stiegen die Kurse teils wieder um über 30 Prozent. Der chinesische Staatsrat hatte zugesichert, die Märkte stabil halten zu wollen. Unser Team in Peking analysiert die Situation. Langfristig bräuchten die Tech-Unternehmen mehr als warme Worte, so ihr Fazit.

Ihre
Julia Fiedler
Bild von Julia  Fiedler

Analyse

Militärische Hilfe für Russland?

China soll militärischen Hilfen für Russland zugestimmt haben. Doch die Spekulationen werfen einige Fragen auf.
China hat in den letzten Jahren stark aufgerüstet. Militärische Hilfe für Russlands Krieg in der Ukraine ist jedoch eher unwahrscheinlich.

Russlands Vormarsch in der Ukraine stockt. Zwar sind Moskaus Truppen den ukrainischen Kämpfern zahlenmäßig überlegen, und die Schlinge um Städte wie Kiew, Mariupol oder Charkiw zieht sich immer enger zu. Doch Putins Plan vom schnellen Sieg ist gescheitert. Nun soll China helfen. Das berichten zumindest renommierte Zeitungen wie die Washington Post, die New York Times oder auch die Financial Times unter Berufung auf US-Offizielle. Demnach soll Moskau militärische und wirtschaftliche Hilfe von Peking angefragt – und China seine Bereitschaft dazu signalisiert haben.

Chinas offizielle Antwort klingt weitaus eindeutiger: Alles falsch. Bei den Berichten handele sich um eine gezielte Desinformation seitens der USA. “China ist in dieser Krise keine Partei”, sagte Außenminister Wang Yi am Montag. Chinas Botschafter in den USA, Qin Gang, bekräftigte in einem Beitrag für die Washington Post, dass China Russlands Invasion nicht unterstützte. Auffällig war, dass der Diplomat dabei von “Krieg” sprach.

Bitte an China: Information kam direkt vor Sullivan-Yang-Treffen

Der Vorgang wirft mehrere Fragen auf, zunächst nach dem Zeitpunkt: Putins Armee hat zunehmend Probleme mit Logistik, Organisation und Nachschub. Russland braucht deutlich mehr Waffen, Munition und Personal, als ursprünglich kalkuliert. Die Bitte an den engsten Partner um Unterstützung scheint daher zu diesem Zeitpunkt durchaus plausibel.

Andererseits ist auffällig, dass die Meldung über die russische Bitte um chinesische Hilfe nur wenige Stunden vor dem wichtigen Treffen des US-amerikanischen nationalen Sicherheitsberaters Jake Sullivan mit dem ranghöchsten chinesischen Außenpolitiker Yang Jiechi in Rom publik wurde (China.Table berichtete). Und so könnte es auch sein, dass Washington den Zeitpunkt der Weitergabe dieser Information gezielt gewählt hat, um die chinesische Delegation in die Defensive zu bringen.

Sullivan stellte jedenfalls klar, die USA beobachteten genau, in welchem Umfang China materielle oder wirtschaftliche Unterstützung gewähre. Und er warnte: Die USA werden nicht untätig zusehen, sollte ein Land Russland zur Hilfe eilen. Yangs Antwort ist bisher nicht bekannt.

China: Militärische Hilfe für Russland?

Das Thema militärische Unterstützung Russlands durch China ist ein neuer Faktor in der Debatte um Chinas Rolle – zumal der bilaterale Waffenhandel früher in die entgegengesetzte Richtung lief – von Moskau nach Peking. Aufgrund der amerikanischen und europäischen Waffenembargos nach 1989 hatte sich China bei der Modernisierung seiner Streitkräfte sehr auf russische Militärausrüstung verlassen.

Untersuchungen des “Stockholm International Peace Research Institute” (Sipri) zeigen, dass zwischen 2017 und 2021 etwa 80 Prozent der gesamten Waffenimporte Chinas aus Russland stammten. Chinas Käufe machen 21 Prozent der gesamten Rüstungsexporte Russlands aus. Peking ist damit Moskaus zweitgrößter Kunde.

Doch die Volksrepublik hat seine eigenen militärischen Produktionskapazitäten zuletzt erfolgreich ausgebaut und modernisiert. Die aktuelle Sipri-Auswertung zum weltweiten Waffenhandel zeigt: China ist inzwischen zum viertgrößten Waffenexporteur der Welt aufgestiegen. “Chinas Waffen wurden immer fortschrittlicher. Seine Drohnen zum Beispiel sind ein Bereich, an dem Russland sehr interessiert sein könnte”, sagte Siemon Wezeman von Sipri dem britischen Fernsehsender BBC. Bislang gäbe es allerdings keine Hinweise oder gar Belege dafür, dass China tatsächlich Drohnen an Russland geliefert hätte.

Drohnen, Kampfjets und Raketen

Worum also könnte es konkret überhaupt gehen? Der amerikanische Fernsehsender CNN berichtet, Russland habe um vakuumverpackte Feldrationen für seine Soldaten im Kampf gebeten, sogenanntes Meal, Ready-to-Eat (MRE). Offenbar gelingt es Russland nicht, seine Kämpfer in der Ukraine ausreichend zu versorgen. CNN berichtet von Überfällen und Plünderungen.

Der Militärexperte Peter Layton nennt hingegen im Gespräch mit China.Table auch andere Dinge, an denen Russland Interesse haben könnte: Neben Logistik könnten das vor allem Flugzeuge sein. “Chinas Volksbefreiungsarmee betreibt immer noch eine Flotte von in Russland gebauten Su-27-Jägern.” Baugleiche russische Flugzeuge scheinen aktuell in der Ukraine im Einsatz zu sein. “China kann für diese Kampfjets Ersatzteile bereitstellen, die es schnell an Russland liefern kann, um seine Flugzeuge am Laufen zu halten”, erklärt Layton. Der Wissenschaftler vom Griffith Asia Institute im australischen Queensland glaubt, dass einzelne chinesische Komponenten auch in den neueren russischen Kampfjets wie der Su-30, Su-35 und vielleicht auch in der Su-34 genutzt werden könnten. 

Zudem habe Russland in den vergangenen Jahren viele Boden-Luft-Raketen an China verkauft – die China theoretisch ebenfalls zurückverkaufen könnte, meint Layton. “Die russischen Lagerbestände könnten zur Neige gehen, und so könnte auch in diesem Bereich eine schnelle Nachlieferung aus China möglich sein.”

Und schlussendlich könnte China bei Munition Russland eine große Hilfe sein. “Eine alte sowjetische Konstruktionsphilosophie bestand darin, neue Ausrüstung in die Lage zu versetzen, die größtmögliche Munitionspalette zu nutzen. Ich wäre nicht überrascht, wenn moderne chinesische und russische Ausrüstung dieser Philosophie treu bleiben würde”, erklärt Militärexperte Layton.

China: Eskalation unwahrscheinlich

Doch das ist bislang eben Theorie. Denn ebenso wie Wezemann weist auch Layton darauf hin, dass es bislang keine Hinweise auf chinesische Waffenlieferungen an Russland für den Ukraine-Krieg gebe.

Klar ist: Es wäre eine dramatische Eskalation, die Peking mit solchen Lieferungen wagen würde. Allen offiziellen Neutralitätsbekundungen zum Trotz wäre China damit plötzlich Kriegspartei. Doch bei aller Nähe zu Wladimir Putin und Beteuerungen, die Partnerschaft zwischen Moskau und Peking sei “felsenfest” und “ohne Grenzen” – eine solche Eskalation wird Xi Jinping wohl nicht eingehen.

Je länger der Krieg in der Ukraine andauert, desto teurer wird er für Moskau. Eher plausibel wären Wirtschaftshilfen. Damit könnte Peking die Auswirkungen der westlichen Sanktionen auf Russland zumindest begrenzen.

  • Geopolitik
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  • Sipri-Institut
  • Ukraine

Auf und Ab bei Tech-Aktien

Die zunehmend angespannte Corona-Lage Chinas und die Unsicherheiten durch den Krieg in der Ukraine gehen am chinesischen Aktienmarkt nicht vorbei. Der wichtigste Index Shanghai Composite hat in den vergangenen 30 Tagen fast neun Prozent an Wert verloren – was in etwa den Einbußen des Dax in Deutschland entspricht. Doch es gibt eine Branche, die noch deutlich stärker gebeutelt wird. Einen wahren Crash erlebten zuletzt die großen chinesischen Tech-Konzerne – bis es am Mittwoch bei vielen um zehn bis fast 40 Prozent wieder bergauf ging.

Die Aktie des ohnehin schwer angeschlagenen Online-Händlers Alibaba sackte innerhalb eines Monats um in der Spitze rund 40 Prozent ab. Ähnlich ging es dem Konkurrenten JD.com. Alibaba wurde in New York zwischenzeitlich unter seinem ersten Preis beim Börsenstart im Jahr 2014 gehandelt.

Der Lieferdienst Meituan büßte bis Dienstag sogar rund 50 Prozent seiner Marktkapitalisierung ein, und das innerhalb eines Monats. Meituan steht Vorwürfen unter anderem wegen der schlechten Bezahlung seiner Lieferfahrer gegenüber. Internetriese Tencent verlor im gleichen Zeitraum ebenfalls ein Drittel seines Wertes. Aber auch für E-Auto-Aktien wie Nio, Li-Auto und Xpeng war es alles andere als ein erfreulicher Monat. Für die eigentlich vielversprechenden Elektro-Auto-Startups ging es in der Spitze zwischen 30 und 48 Prozent bergab.

Strauchelnde Börsenkurse: Helfen Ansagen aus Peking auch Tech-Papieren?

Immerhin setzte am Mittwoch eine unerwartet kräftige Erholungsrally ein. Die Alibaba-Aktie stieg um 27 Prozent. Bei JD.com war der Anstieg mit 36 Prozent noch gewaltiger. Die Aktien der drei Autobauer stiegen am Mittwoch um 30-34 Prozent. Was war passiert? Der Staatsrat hatte zugesichert, die Märkte stabil halten zu wollen. Peking werde sicherstellen, dass jede Regulierung mit “erheblichen Auswirkungen auf die Kapitalmärkte” im Voraus mit den Finanzbehörden koordiniert werde, sagte der für die Wirtschaftspolitik verantwortliche Vizepremier Liu He am Mittwoch laut der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua.

Der Staatsrats-Ausschuss für Finanzstabilität und Entwicklung versprach zudem in einer kurzen Erklärung Börsennotierungen im Ausland zu unterstützen, Risiken rund um Immobilienentwickler zu beseitigen und das Vorgehen gegen Big Tech “so schnell wie möglich” abzuschließen. Zentralbankchef Yi Gang folgte mit einer Erklärung, dass die People’s Bank of China ebenso wie die Bankenaufsicht bei der Umsetzung dieser Politik helfen werde.

Chinas Tech-Crash: Nur teilwese aufgrund schwachen Marktumfelds

Doch ist die Regierung wirklich Lösung oder vielmehr Ursache der Probleme? Und helfen die Aussagen den Techfirmen langfristig?

Der gewaltige Absturz der Tech-Papiere ist nur zum Teil mit dem schwachen Marktumfeld zu erklären. Schlimmer ist für die Tech-Giganten, dass sie einfach nicht aus dem Visier der Politik geraten. Mit Peking und Washington haben es die Konzerne gleichzeitig mit den beiden mächtigsten Regierungen der Welt zu tun. Chinas Regierung setzt ihren Tech-Crackdown unbeirrt fort. Und die USA erneuerten in den vergangenen Tagen ihre Drohung, die Notierungen chinesischer Konzerne an US-Börsen zu annullieren, wenn diese sich nicht an die Regeln halten. 

Tech Firmen auch in den USA unter Druck der Börsenaufsicht

Schon länger fordert die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC von den rund 280 in den USA gelisteten Unternehmen aus China, sich vollständig an US-Bilanzierungsvorschriften zu halten. Die SEC will bei den chinesischen Firmen die gleichen umfänglichen Durchgriffsrechte durchsetzen wie bei US-Unternehmen. Bisher gelingt das aber in vielen Fällen nicht, weshalb die Behörde vergangene Woche einen deutlichen Warnschuss abgab: Sie nannte fünf chinesische Unternehmen, denen bald ein Delisting bevorstehen könnte. Das Quintett besteht aus Beigene, Yum China, Zai Lab, ACM Research Shanghai und Hutchmed China. Deren Kurse rutschen in der Folge allesamt ab und zogen die Kurse von Alibaba, JD.com und anderen mit, die sowohl in New York als auch in Hongkong gelistet sind. 

Als Reaktion auf den Schritt der SEC teilte die chinesische Wertpapieraufsichtsbehörde mit, dass sie gemeinsam mit dem Pekinger Finanzministerium die Gespräche mit der US-Seite fortgesetzt und “positive Fortschritte” erzielt habe. So richtig wollten Analysten das jedoch nicht glauben. Die Maßnahme der SEC sei “eine erneute Erinnerung an die regulatorischen Risiken, mit denen chinesische Aktien behaftet sind”, sagte Marktstratege Jun Rong Yeap gegenüber dem Finanzdienst Bloomberg.

Tech-Riesen aber auch in China im Visier der Behörden

Doch neuen Druck gibt es auch aus Peking. Dieses Mal nahmen sich die Behörden Tencent vor. Wie das Wall Street Journal am Montag berichtete, verstößt der zu Tencent gehörende Bezahlservice WeChat Pay gegen Regularien der chinesischen Zentralbank. Ein Bußgeld könnte mindestens Hunderte Millionen Yuan betragen, müsse aber noch konkret benannt werden, so die US-Zeitung unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Es wäre deutlich höher als frühere Strafen der Regulierungsbehörden bei Verstößen gegen Geldwäsche-Gesetze.

Beobachter sahen in dem angekündigten Bußgeld einen klaren Hinweis darauf, dass Pekings Crackdown gegen die Branche auch nach nun schon über einem Jahr noch lange nicht vorbei ist.

Chinas Tech-Papiere weiter im Sinkflug

Chinesische Tech-Aktien fielen am Dienstag weiter, nachdem die US-Investmentbank JPMorgan einen besonders trüben Ausblick zeichnete. Sie brandmarkte die gesamte Branche als “nicht investierbar”. “Aufgrund steigender geopolitischer und makroökonomischer Risiken glauben wir, dass eine große Anzahl globaler Investoren dabei ist, das Engagement im chinesischen Internetsektor zu reduzieren. Dies führt zu erheblichen Abflüssen”, schrieben JPMorgan-Analysten in einem von Bloomberg zitierten Bericht.

JPMorgan stufte demnach 28 chinesischen Internetaktien auf “neutral” oder “untergewichten” herab. Einzig der chinesische Video-Dienst Kuaishou wurde noch mit “übergewichten” bewertet. Dabei ging es auch für Kuaishou den seit seinem Börsenstart in Hongkong 2021 ausschließlich bergab – und zwar kräftig um rund 80 Prozent. Jörn Petring/Gregor Koppenburg

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News

Jilin weiter Covid-Hochburg – keine Entspannung in Hongkong

China stemmt sich weiter gegen die anschwellende Omikron-Welle. Am Mittwoch meldeten die Behörden gut 3.000 neue Fälle, davon etwas mehr als die Hälfte mit Symptomen. Auffällig dabei: Praktisch alle symptomatischen Fälle entfielen auf die nordostchinesische Provinz Jilin. Aber die Symptome sind nach Angaben lokaler Gesundheitsbehörden meist eher mild. Volkswagen verlängerte derweil wegen des Lockdowns in der Provinzhauptstadt Changchun den Produktionsstopp in drei dortigen Werken am Mittwoch vorerst um einen weiteren Tag.

Wie eine Sprecherin in Peking mitteilte, wird eine VW-Fabrik in Shanghai den Betrieb hingegen am Donnerstag nach zweitägiger Verspätung wieder hochfahren. Tesla kündigte dagegen an, die Produktion seiner Gigafactory 3 in Shanghai für zwei Tage zu unterbrechen, damit die Behörden alle Mitarbeitenden auf das Coronavirus testen können. In Shanghai ist die Nervosität noch immer groß.

In Shenzhen nahm der iPhone-Vertragshersteller Foxconn seine Produktion zum Teil wieder auf. Wie das taiwanische Mutterhaus Hon Hai am Mittwoch mitteilte, richtete es für Beschäftigte “geschlossene Kreisläufe” ein. Die meisten von ihnen sind Wanderarbeiter und leben in Wohnheimen auf dem Gelände – wie bei vielen Fertigungsbetrieben in Südchina üblich. Das Unternehmen folge damit den Vorgaben der Behörden. Foxconn bildet somit für die Werke eine Art Blase wie zuvor etwa die Olympischen Spiele in Peking für die Athleten. Shenzhen befindet sich noch in einem einwöchigen Lockdown und testet alle 17 Millionen Bürger.

Unterdessen gab die Gesundheitsbehörde bekannt, dass Menschen mit leichtem Verlauf nicht mehr automatisch in Spezialkrankenhäuser eingewiesen werden. Man versucht offenbar, mehr Betten für den Fall eines weiteren Anstiegs der Fälle freizuhalten. “Leichte” Fälle müssen demnach landesweit aber weiterhin in speziellen Einrichtungen isoliert werden, wo sie überwacht und bei Bedarf ins Krankenhaus eingeliefert würden. Allerdings wollen die Behörden das Frei-Testen einfacher machen.

Weiter auf Besserung der Lage wartet die Sonderverwaltungszone Hongkong. Allein am Mittwoch wurden dort 29.000 neue Infektionen und 279 Tote gemeldet. Regierungschefin Carrie Lam rief deswegen am Mittwoch die sieben Millionen Hongkonger auf, weiter vorsichtig zu sein. Daten der öffentlichen Verkehrsbetriebe zeigten, dass die Menschen wieder mehr unterwegs seien. “Es ist nicht die Zeit für Lockerungen”, warnte Lam. “Es ist nicht die Zeit, selbstgefällig zu sein.” ck

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  • Gesundheit
  • Hongkong

Zweifel an hohem Wachstum

Analysten haben nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg Widersprüche in robusten Wachstumsindikatoren von Januar und Februar entdeckt. Dabei geht es um die in dieser Woche bekannt gegebenen Zuwächse in der Industrieproduktion und im Einzelhandel. Nach Angaben des Nationalen Statistikamtes legte die Industrieproduktion in den ersten beiden Monaten um überraschend hohe 7,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu, während der Einzelhandel um 6,7 Prozent wuchs. Beide Wachstumsraten waren deutlich höher als im Dezember 2021.

Doch die von Bloomberg zitierten Experten fanden Unstimmigkeiten, etwa bei den Anlageinvestitionen und den Baumaterialien. Nach den offiziellen Zahlen legten die Anlageinvestitionen, zu denen auch der Bau von Infrastruktur gehört, um 12,2 Prozent zu. Zugleich aber wurden um 17,8 Prozent beziehungsweise zehn Prozent weniger Zement und Rohstahl produziert.

Widersprüche fand laut Bloomberg unter anderem Shen Jianguang, Chefökonom des Online-Händlers JD.com: “Die wahre Wirtschaftslage ist vielleicht nicht so rosig.” Die Erholung der Einzelhandelsumsätze stehe im Konflikt mit dem Anstieg der Arbeitslosenquote, der schleppenden Inflation der Verbraucherpreise, sowie dem Rückgang bei neuen kurzfristigen Haushaltskrediten, schrieben Shen und Kollegen in einem Bericht. Während sich die Investitionen in die Immobilienentwicklung erholten, haben sich Indikatoren wie der Baubeginn neuer Immobilien, Landkäufe, Immobilienverkäufe und Finanzierungsquellen für Entwickler negativ entwickelt.

Das Statistikamt begründete die überraschend guten Zahlen in einer Reaktion noch einmal mit Aspekten wie geringeren Engpässen bei der Stromversorgung, einer starken Auslandsnachfrage, genauer abzielenden Covid-Richtlinien und anwachsenden Lagerbeständen von Unternehmen infolge der Unsicherheiten inmitten geopolitischer Spannungen. Die BIP-Wachstumsdaten für die beiden Monate folgen noch. Für das Gesamtjahr peilt China 5,5 Prozent Wirtschaftswachstum an. Doch Zweifel an Chinas Daten sind so alt wie die Daten selbst. ck

  • Immobilien
  • Industrie

Vorerst keine Steuer auf Immobilien

China wird das Pilotprogramm für eine Immobiliensteuer in diesem Jahr nicht mehr ausweiten. Das berichtet die Nachrichtenagentur Xinhua unter Berufung auf einen Beamten aus dem Finanzministerium. Die derzeitigen wirtschaftlichen Gegebenheiten würden eine Ausweitung des Programms erschweren. Der Immobilienmarkt steht unter Druck, die Immobilienpreise fallen derzeit leicht. Große Entwickler wie Evergrande sind hoch verschuldet. Zudem verdüstert die neue Corona-Welle die Wachstumsaussichten der Gesamtwirtschaft. Eine Steuer würde die lokalen Immobilienmärkte zusätzlich belasten und den Liquiditätsdruck auf Bauträger erhöhen, berichtet Caixin.

Im Oktober 2021 hatten Chinas Behörden ein fünfjähriges Pilotprogramm zur Erprobung einer Grundsteuer genehmigt. Erste Städte hatten die Umsetzung einer Immobiliensteuer erbrobt. Analysten waren davon ausgegangen, dass erste Versuche zur Erhebung einer Steuer in diesem Jahr starten könnten. Der Immobilienmarkt einiger Städte könnte durch das Pilotprogramm zwar kurzfristig gestört werden. Langfristig könnte sich eine Steuer jedoch positiv auswirken, da die Finanzierung der Kommunalverwaltungen auf eine bessere Grundlage gestellt werde, gibt Caixin Expertenmeinungen wieder. Doch es ist davon auszugehen, dass die Immobiliensteuer erst eingeführt wird, wenn sich der Immobilienmarkt wieder beruhigt hat. nib

  • Evergrande
  • Finanzen
  • Immobilien
  • Steuern

BYD erhöht Preise

Der chinesische Autohersteller BYD hat erneut die Preise angehoben. Die Fahrzeuge der Serie Dynasty kosten seit Mittwoch 3.000 Yuan (430 Euro) mehr, die der Serie Ocean 6.000 Yuan (860 Euro). Als Grund habe das Unternehmen die steigenden Kosten für Rohstoffe genannt, berichtet Bloomberg. Wichtige Rohstoffe sind zuletzt deutlich teurer geworden. Das gilt insbesondere für Nickel, ein wichtiges Metall für E-Auto-Batterien. Seit dem Krieg in der Ukraine hat sich der Preis für Nickel verdreifacht.

Es ist die zweite Preisanpassung in weniger als zwei Monaten. Im Januar waren die Fahrzeuge bereits um bis zu 7.000 Yuan (1.000 Euro) teurer geworden, damals kam als Grund auch noch die Senkung der staatlichen Subventionen für E-Autos hinzu. China will diese dieses Jahr um 30 Prozent senken und Ende des Jahres ganz abschaffen

Preiserhöhungen hatte diese Woche daher auch schon Tesla in China bekannt gegeben, und das gleich zweimal. Beim Model Y Long Range und dem Model 3 Performance erhöhte Tesla den Preis zunächst um 18.000 Yuan (2.570 Euro), dann noch einmal um weitere 10.000 Yuan (1.430). 

BYD ist einer der größten Elektroauto-Hersteller Chinas. Im Februar setzte das Unternehmen 87.473 Elektroautos und Plug-in Hybride ab. Im vergangenen Jahr waren es insgesamt rund 600.000. jul

  • Autoindustrie

Presseschau

China und Russland: Die Grenzen der Unterstützung TAGESSCHAU
Botschafter: China unterstützt Russlands Krieg in Ukraine nicht HANDELSBLATT
How close are China and Russia and where does Beijing stand on Ukraine? GUARDIAN
China’s attempt to play both sides of the Ukraine crisis is starting to crack WASHINGTONPOST
Peking studiert den Ukraine-Krieg ZEIT
Taiwans Militärmanöver: Sorge um Einmarsch von “Mutterland” China SPIEGEL
China says Taiwan ‘taking advantage’ of Ukraine as island sends more aid REUTERS
In der Sanktionsfalle: USA warnen Firmen weltweit vor Geschäften mit Russland HANDELSBLATT
In China stehen viele Fabriken still SPIEGEL
Chinese Vice-Premier Liu He vows support for economic growth, capital markets amid mounting headwinds SCMP
Staus vor chinesischen Häfen werden nach Corona-Ausbrüchen länger HANDELSBLATT
Ende des China-Dumping bei Großprojekten? Die EU lässt eine Hintertür offen WELT
Asien-Börsen fester – Hoffnung auf Wirtschaftshilfen in China HANDELSBLATT
China says it will support Chinese IPOs abroad, calls for closure on tech crackdown CNBC
Tesla-Produktion in Schanghai wegen Corona-Auflagen gestoppt HANDELSBLATT
Coronavirus Hong Kong: quarantine-free travel to mainland China could resume in second half of year, ‘everything in order’ with stock market, finance chief says SCMP
This was supposed to be Xi Jinping’s big year. Instead, he’s dealing with Covid and war CNN
Chinese Officer Charged With Harassing N.Y. Congressional Candidate NYTIMES
Justice Department accuses China of spying on, intimidating dissidents living in U.S. REUTERS
Wie Gulbahar Haitiwaji Chinas Umerziehungslager für Uiguren entkam BERLINERZEITUNG
Ai Weiwei in Wien: Europa ist “scheinheilig” EURONEWS
Younger Chinese more likely to hold unfavourable view of US, says study which concludes Donald Trump is much more to blame than propaganda SCMP

Standpunkt

Wir können nicht zurückweichen!

Von Liao Yiwu
Liao Yiwu, Exilschriftsteller appelliert angesichts der Ukraine-Krise zu Wachsamkeit gegenüber Autokraten wie Putin oder Xi.
Der prominente Exilschriftsteller Liao Yiwu

Viele unschuldige Menschen sind schon gestorben. Viele werden noch sterben, verwundet werden, verstümmelt, vertrieben, verschwinden. All das wegen eines Traums von einem Reich. Und nicht nur der verrückte Putin träumt einen solchen Traum. Da ist noch einer, er heißt Xi Jinping.

Putin und Xi Jinping, die beiden größten Schurken der Welt, haben einander bei der Eröffnung der Olympiade in Peking getroffen, im Scheinwerferlicht der internationalen Gemeinschaft. Sie waren wie zwei Kriegskameraden. Und sie haben eine unheilige Allianz geknüpft: Eine Zusammenarbeit “ohne Grenzen” wurde verlautbart. Das ist eine neue faschistische Achse. Putin hat von Xi Bestellungen im Wert von über 100 Milliarden Dollar in die Hand bekommen. Sie haben vereinbart, dass Putin wartet, bis die Olympischen Spiele vorbei sind.

Am Tag des Kriegsausbruchs, dem 24. Februar, hat Xi Jinping die Spitzen der Ministerien des Handels, der Staatssicherheit und der Auslandsbeziehungen, sowie der Streitkräfte bei einer Dringlichkeitssitzung angewiesen, Russland zu helfen. China lässt Russland an der Abrechnung in chinesischen Yuan teilhaben, um den Ausschluss von Swift und der Abrechnung in Dollar abzufedern. Russlands große Unternehmen beteiligen sich an finanziellen Organisationen in China. Schon über zwei Wochen gibt es einen unbegrenzten Kriegs-Luftkorridor, große Transportmaschinen auf dem Weg nach Russland drängen sich auf den Flughafenbahnen von Peking.

Außerdem hat die chinesische Regierung Stimmen gegen den Ukraine-Krieg in China zum Schweigen gebracht, und sie haben sogar die Übertragung der Eröffnungsrede des Vorsitzenden der Paralympischen Spiele gestört.

Die Menschheit ist jetzt schon über zwei Jahre im Würgegriff der tödlichen Pandemie, die in Wuhan begonnen hat. Jetzt hat uns auch noch Putins atomare Drohung im Griff.

Deshalb verurteile ich auf das Schärfste, dass der Diktator Putin die ganze russische Bevölkerung für seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine gekidnappt hat! Das ist die größte territoriale Invasion seit dem Zweiten Weltkrieg. Vielleicht beginnt so der Dritte!

Sollte Putin siegen, wird ihn Xi nachahmen und Taiwan überfallen! Das wird viel, viel grausamer als die Niederschlagung der Freiheit in Hongkong!

Politiker*innen, Militärs, Unternehmer*innen, Wissenschaftler*innen, alle Bewohnerinnen und Bewohner demokratischer Länder, erinnern Sie sich an Diktatoren, die viele Millionen von unschuldigen einfachen Menschen auf dem Gewissen haben? Hitler, Stalin, Pol Pot… Merken Sie sich bitte: Putin und Xi Jinping sind solche Diktatoren, sie sind jetzt gerade dabei, Ähnliches anzurichten.

Wir kämpfen schon die ganze Zeit mit dem Virus, jetzt auch noch dieser Angriffskrieg, wir können nicht zurückweichen!

Unterstützung für die Ukraine ist Unterstützung für uns selbst, für uns alle. Übersetzt von Martin Winter

Von Liao Yiwu erschien im Januar das Buch “Wuhan: Dokumentarroman”, S. Fischer Verlag, 352 Seiten. Er ist Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels. Seit 2011 lebt er in Berlin.

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Personalien

Ginger Cheng wird CEO für das China-Geschäft der DBS Bank. Cheng ist bereits seit mehr als 20 Jahren im Unternehmen tätig und leitet aktuell die DBS Institutional Banking Group in China. Noch ist sie zudem Stellvertreterin von Neil Ge, dessen Rolle sie nun übernimmt.

Kirk Sweeny beerbt Anthony Fasso als neuer CEO Asia Pacific bei PineBridge Investments. Dafür verlässt er seinen Posten bei der Investmentgesellschaft ExodusPoint, bei der er als CEO und Head of Asia tätig war. Sweeny bringt mehr als 30 Jahre Erfahrung in Asien mit.

Dessert

Mitarbeiter der Rettungs- und Aufzuchtstation für Elefanten in Xishuangbanna vermessen den kleinen Longlong. Er wurde kurz nach seiner Geburt wegen einer Beinverletzung von seiner Herde verstoßen und wird hier nun aufgepäppelt – wie zuvor schon 20 seiner Artgenossen. Im Biosphärenreservat von Xishuangbanna im tiefen Südwesen der Provinz Yunnan leben 90 Prozent von Chinas Elefanten. Bis in die 1920er Jahre waren wilde Elefanten bis in den Osten des Landes verbreitet.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    • Immobiliensteuer vorerst auf Eis
    • BYD erhöht Preise
    • Liao Yiwu: Eine unheilige Allianz
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    heute geht der Krieg in der Ukraine in die vierte Woche. Ein Krieg, dessen Eskalationsstufen die Welt in den sozialen Medien live mitverfolgen kann. Uns erinnert diese befremdliche Situation an den 1965 erschienenen Song “So long, Mom” des amerikanischen Songwriters, Mathematikers und Harvard-Professors Tom Lehrer. Er besingt den Krieg mit den Augen eines Soldaten, der seiner Mutter sagt, sie könne doch einfach vom Bombenkeller aus alles live im Fernsehen mitverfolgen.

    Die Welt beobachtet, diskutiert – und viele pendeln dabei zwischen Häme über Putins schlecht organisiertes Militär und Sorge vor einer Einmischung Chinas. China an der Seite Russlands – das ist ein Bild, das für Spekulationen und knackige Schlagzeilen bestens taugt. Aber wie realistisch ist es, dass China Russland militärische Hilfe liefert? Michael Radunski geht dieser Frage nach und nimmt vor allem die chinesische Waffenindustrie unter die Lupe.

    Die chinesische Tech-Branche sei “nicht investierbar”. Harte Worte der US-Investmentbank JPMorgan am Dienstag. Und schon ging’s weiter runter. Chinas Tech-Aktien sind seit Monaten im Sturzflug. Und dafür ist nicht nur das schwache Marktumfeld verantwortlich, sondern auch Peking mit seinem Tech-Crackdown. Hinzu kommt Druck vonseiten der amerikanischen Börsenaufsicht. Gestern stiegen die Kurse teils wieder um über 30 Prozent. Der chinesische Staatsrat hatte zugesichert, die Märkte stabil halten zu wollen. Unser Team in Peking analysiert die Situation. Langfristig bräuchten die Tech-Unternehmen mehr als warme Worte, so ihr Fazit.

    Ihre
    Julia Fiedler
    Bild von Julia  Fiedler

    Analyse

    Militärische Hilfe für Russland?

    China soll militärischen Hilfen für Russland zugestimmt haben. Doch die Spekulationen werfen einige Fragen auf.
    China hat in den letzten Jahren stark aufgerüstet. Militärische Hilfe für Russlands Krieg in der Ukraine ist jedoch eher unwahrscheinlich.

    Russlands Vormarsch in der Ukraine stockt. Zwar sind Moskaus Truppen den ukrainischen Kämpfern zahlenmäßig überlegen, und die Schlinge um Städte wie Kiew, Mariupol oder Charkiw zieht sich immer enger zu. Doch Putins Plan vom schnellen Sieg ist gescheitert. Nun soll China helfen. Das berichten zumindest renommierte Zeitungen wie die Washington Post, die New York Times oder auch die Financial Times unter Berufung auf US-Offizielle. Demnach soll Moskau militärische und wirtschaftliche Hilfe von Peking angefragt – und China seine Bereitschaft dazu signalisiert haben.

    Chinas offizielle Antwort klingt weitaus eindeutiger: Alles falsch. Bei den Berichten handele sich um eine gezielte Desinformation seitens der USA. “China ist in dieser Krise keine Partei”, sagte Außenminister Wang Yi am Montag. Chinas Botschafter in den USA, Qin Gang, bekräftigte in einem Beitrag für die Washington Post, dass China Russlands Invasion nicht unterstützte. Auffällig war, dass der Diplomat dabei von “Krieg” sprach.

    Bitte an China: Information kam direkt vor Sullivan-Yang-Treffen

    Der Vorgang wirft mehrere Fragen auf, zunächst nach dem Zeitpunkt: Putins Armee hat zunehmend Probleme mit Logistik, Organisation und Nachschub. Russland braucht deutlich mehr Waffen, Munition und Personal, als ursprünglich kalkuliert. Die Bitte an den engsten Partner um Unterstützung scheint daher zu diesem Zeitpunkt durchaus plausibel.

    Andererseits ist auffällig, dass die Meldung über die russische Bitte um chinesische Hilfe nur wenige Stunden vor dem wichtigen Treffen des US-amerikanischen nationalen Sicherheitsberaters Jake Sullivan mit dem ranghöchsten chinesischen Außenpolitiker Yang Jiechi in Rom publik wurde (China.Table berichtete). Und so könnte es auch sein, dass Washington den Zeitpunkt der Weitergabe dieser Information gezielt gewählt hat, um die chinesische Delegation in die Defensive zu bringen.

    Sullivan stellte jedenfalls klar, die USA beobachteten genau, in welchem Umfang China materielle oder wirtschaftliche Unterstützung gewähre. Und er warnte: Die USA werden nicht untätig zusehen, sollte ein Land Russland zur Hilfe eilen. Yangs Antwort ist bisher nicht bekannt.

    China: Militärische Hilfe für Russland?

    Das Thema militärische Unterstützung Russlands durch China ist ein neuer Faktor in der Debatte um Chinas Rolle – zumal der bilaterale Waffenhandel früher in die entgegengesetzte Richtung lief – von Moskau nach Peking. Aufgrund der amerikanischen und europäischen Waffenembargos nach 1989 hatte sich China bei der Modernisierung seiner Streitkräfte sehr auf russische Militärausrüstung verlassen.

    Untersuchungen des “Stockholm International Peace Research Institute” (Sipri) zeigen, dass zwischen 2017 und 2021 etwa 80 Prozent der gesamten Waffenimporte Chinas aus Russland stammten. Chinas Käufe machen 21 Prozent der gesamten Rüstungsexporte Russlands aus. Peking ist damit Moskaus zweitgrößter Kunde.

    Doch die Volksrepublik hat seine eigenen militärischen Produktionskapazitäten zuletzt erfolgreich ausgebaut und modernisiert. Die aktuelle Sipri-Auswertung zum weltweiten Waffenhandel zeigt: China ist inzwischen zum viertgrößten Waffenexporteur der Welt aufgestiegen. “Chinas Waffen wurden immer fortschrittlicher. Seine Drohnen zum Beispiel sind ein Bereich, an dem Russland sehr interessiert sein könnte”, sagte Siemon Wezeman von Sipri dem britischen Fernsehsender BBC. Bislang gäbe es allerdings keine Hinweise oder gar Belege dafür, dass China tatsächlich Drohnen an Russland geliefert hätte.

    Drohnen, Kampfjets und Raketen

    Worum also könnte es konkret überhaupt gehen? Der amerikanische Fernsehsender CNN berichtet, Russland habe um vakuumverpackte Feldrationen für seine Soldaten im Kampf gebeten, sogenanntes Meal, Ready-to-Eat (MRE). Offenbar gelingt es Russland nicht, seine Kämpfer in der Ukraine ausreichend zu versorgen. CNN berichtet von Überfällen und Plünderungen.

    Der Militärexperte Peter Layton nennt hingegen im Gespräch mit China.Table auch andere Dinge, an denen Russland Interesse haben könnte: Neben Logistik könnten das vor allem Flugzeuge sein. “Chinas Volksbefreiungsarmee betreibt immer noch eine Flotte von in Russland gebauten Su-27-Jägern.” Baugleiche russische Flugzeuge scheinen aktuell in der Ukraine im Einsatz zu sein. “China kann für diese Kampfjets Ersatzteile bereitstellen, die es schnell an Russland liefern kann, um seine Flugzeuge am Laufen zu halten”, erklärt Layton. Der Wissenschaftler vom Griffith Asia Institute im australischen Queensland glaubt, dass einzelne chinesische Komponenten auch in den neueren russischen Kampfjets wie der Su-30, Su-35 und vielleicht auch in der Su-34 genutzt werden könnten. 

    Zudem habe Russland in den vergangenen Jahren viele Boden-Luft-Raketen an China verkauft – die China theoretisch ebenfalls zurückverkaufen könnte, meint Layton. “Die russischen Lagerbestände könnten zur Neige gehen, und so könnte auch in diesem Bereich eine schnelle Nachlieferung aus China möglich sein.”

    Und schlussendlich könnte China bei Munition Russland eine große Hilfe sein. “Eine alte sowjetische Konstruktionsphilosophie bestand darin, neue Ausrüstung in die Lage zu versetzen, die größtmögliche Munitionspalette zu nutzen. Ich wäre nicht überrascht, wenn moderne chinesische und russische Ausrüstung dieser Philosophie treu bleiben würde”, erklärt Militärexperte Layton.

    China: Eskalation unwahrscheinlich

    Doch das ist bislang eben Theorie. Denn ebenso wie Wezemann weist auch Layton darauf hin, dass es bislang keine Hinweise auf chinesische Waffenlieferungen an Russland für den Ukraine-Krieg gebe.

    Klar ist: Es wäre eine dramatische Eskalation, die Peking mit solchen Lieferungen wagen würde. Allen offiziellen Neutralitätsbekundungen zum Trotz wäre China damit plötzlich Kriegspartei. Doch bei aller Nähe zu Wladimir Putin und Beteuerungen, die Partnerschaft zwischen Moskau und Peking sei “felsenfest” und “ohne Grenzen” – eine solche Eskalation wird Xi Jinping wohl nicht eingehen.

    Je länger der Krieg in der Ukraine andauert, desto teurer wird er für Moskau. Eher plausibel wären Wirtschaftshilfen. Damit könnte Peking die Auswirkungen der westlichen Sanktionen auf Russland zumindest begrenzen.

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    Auf und Ab bei Tech-Aktien

    Die zunehmend angespannte Corona-Lage Chinas und die Unsicherheiten durch den Krieg in der Ukraine gehen am chinesischen Aktienmarkt nicht vorbei. Der wichtigste Index Shanghai Composite hat in den vergangenen 30 Tagen fast neun Prozent an Wert verloren – was in etwa den Einbußen des Dax in Deutschland entspricht. Doch es gibt eine Branche, die noch deutlich stärker gebeutelt wird. Einen wahren Crash erlebten zuletzt die großen chinesischen Tech-Konzerne – bis es am Mittwoch bei vielen um zehn bis fast 40 Prozent wieder bergauf ging.

    Die Aktie des ohnehin schwer angeschlagenen Online-Händlers Alibaba sackte innerhalb eines Monats um in der Spitze rund 40 Prozent ab. Ähnlich ging es dem Konkurrenten JD.com. Alibaba wurde in New York zwischenzeitlich unter seinem ersten Preis beim Börsenstart im Jahr 2014 gehandelt.

    Der Lieferdienst Meituan büßte bis Dienstag sogar rund 50 Prozent seiner Marktkapitalisierung ein, und das innerhalb eines Monats. Meituan steht Vorwürfen unter anderem wegen der schlechten Bezahlung seiner Lieferfahrer gegenüber. Internetriese Tencent verlor im gleichen Zeitraum ebenfalls ein Drittel seines Wertes. Aber auch für E-Auto-Aktien wie Nio, Li-Auto und Xpeng war es alles andere als ein erfreulicher Monat. Für die eigentlich vielversprechenden Elektro-Auto-Startups ging es in der Spitze zwischen 30 und 48 Prozent bergab.

    Strauchelnde Börsenkurse: Helfen Ansagen aus Peking auch Tech-Papieren?

    Immerhin setzte am Mittwoch eine unerwartet kräftige Erholungsrally ein. Die Alibaba-Aktie stieg um 27 Prozent. Bei JD.com war der Anstieg mit 36 Prozent noch gewaltiger. Die Aktien der drei Autobauer stiegen am Mittwoch um 30-34 Prozent. Was war passiert? Der Staatsrat hatte zugesichert, die Märkte stabil halten zu wollen. Peking werde sicherstellen, dass jede Regulierung mit “erheblichen Auswirkungen auf die Kapitalmärkte” im Voraus mit den Finanzbehörden koordiniert werde, sagte der für die Wirtschaftspolitik verantwortliche Vizepremier Liu He am Mittwoch laut der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua.

    Der Staatsrats-Ausschuss für Finanzstabilität und Entwicklung versprach zudem in einer kurzen Erklärung Börsennotierungen im Ausland zu unterstützen, Risiken rund um Immobilienentwickler zu beseitigen und das Vorgehen gegen Big Tech “so schnell wie möglich” abzuschließen. Zentralbankchef Yi Gang folgte mit einer Erklärung, dass die People’s Bank of China ebenso wie die Bankenaufsicht bei der Umsetzung dieser Politik helfen werde.

    Chinas Tech-Crash: Nur teilwese aufgrund schwachen Marktumfelds

    Doch ist die Regierung wirklich Lösung oder vielmehr Ursache der Probleme? Und helfen die Aussagen den Techfirmen langfristig?

    Der gewaltige Absturz der Tech-Papiere ist nur zum Teil mit dem schwachen Marktumfeld zu erklären. Schlimmer ist für die Tech-Giganten, dass sie einfach nicht aus dem Visier der Politik geraten. Mit Peking und Washington haben es die Konzerne gleichzeitig mit den beiden mächtigsten Regierungen der Welt zu tun. Chinas Regierung setzt ihren Tech-Crackdown unbeirrt fort. Und die USA erneuerten in den vergangenen Tagen ihre Drohung, die Notierungen chinesischer Konzerne an US-Börsen zu annullieren, wenn diese sich nicht an die Regeln halten. 

    Tech Firmen auch in den USA unter Druck der Börsenaufsicht

    Schon länger fordert die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC von den rund 280 in den USA gelisteten Unternehmen aus China, sich vollständig an US-Bilanzierungsvorschriften zu halten. Die SEC will bei den chinesischen Firmen die gleichen umfänglichen Durchgriffsrechte durchsetzen wie bei US-Unternehmen. Bisher gelingt das aber in vielen Fällen nicht, weshalb die Behörde vergangene Woche einen deutlichen Warnschuss abgab: Sie nannte fünf chinesische Unternehmen, denen bald ein Delisting bevorstehen könnte. Das Quintett besteht aus Beigene, Yum China, Zai Lab, ACM Research Shanghai und Hutchmed China. Deren Kurse rutschen in der Folge allesamt ab und zogen die Kurse von Alibaba, JD.com und anderen mit, die sowohl in New York als auch in Hongkong gelistet sind. 

    Als Reaktion auf den Schritt der SEC teilte die chinesische Wertpapieraufsichtsbehörde mit, dass sie gemeinsam mit dem Pekinger Finanzministerium die Gespräche mit der US-Seite fortgesetzt und “positive Fortschritte” erzielt habe. So richtig wollten Analysten das jedoch nicht glauben. Die Maßnahme der SEC sei “eine erneute Erinnerung an die regulatorischen Risiken, mit denen chinesische Aktien behaftet sind”, sagte Marktstratege Jun Rong Yeap gegenüber dem Finanzdienst Bloomberg.

    Tech-Riesen aber auch in China im Visier der Behörden

    Doch neuen Druck gibt es auch aus Peking. Dieses Mal nahmen sich die Behörden Tencent vor. Wie das Wall Street Journal am Montag berichtete, verstößt der zu Tencent gehörende Bezahlservice WeChat Pay gegen Regularien der chinesischen Zentralbank. Ein Bußgeld könnte mindestens Hunderte Millionen Yuan betragen, müsse aber noch konkret benannt werden, so die US-Zeitung unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Es wäre deutlich höher als frühere Strafen der Regulierungsbehörden bei Verstößen gegen Geldwäsche-Gesetze.

    Beobachter sahen in dem angekündigten Bußgeld einen klaren Hinweis darauf, dass Pekings Crackdown gegen die Branche auch nach nun schon über einem Jahr noch lange nicht vorbei ist.

    Chinas Tech-Papiere weiter im Sinkflug

    Chinesische Tech-Aktien fielen am Dienstag weiter, nachdem die US-Investmentbank JPMorgan einen besonders trüben Ausblick zeichnete. Sie brandmarkte die gesamte Branche als “nicht investierbar”. “Aufgrund steigender geopolitischer und makroökonomischer Risiken glauben wir, dass eine große Anzahl globaler Investoren dabei ist, das Engagement im chinesischen Internetsektor zu reduzieren. Dies führt zu erheblichen Abflüssen”, schrieben JPMorgan-Analysten in einem von Bloomberg zitierten Bericht.

    JPMorgan stufte demnach 28 chinesischen Internetaktien auf “neutral” oder “untergewichten” herab. Einzig der chinesische Video-Dienst Kuaishou wurde noch mit “übergewichten” bewertet. Dabei ging es auch für Kuaishou den seit seinem Börsenstart in Hongkong 2021 ausschließlich bergab – und zwar kräftig um rund 80 Prozent. Jörn Petring/Gregor Koppenburg

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    News

    Jilin weiter Covid-Hochburg – keine Entspannung in Hongkong

    China stemmt sich weiter gegen die anschwellende Omikron-Welle. Am Mittwoch meldeten die Behörden gut 3.000 neue Fälle, davon etwas mehr als die Hälfte mit Symptomen. Auffällig dabei: Praktisch alle symptomatischen Fälle entfielen auf die nordostchinesische Provinz Jilin. Aber die Symptome sind nach Angaben lokaler Gesundheitsbehörden meist eher mild. Volkswagen verlängerte derweil wegen des Lockdowns in der Provinzhauptstadt Changchun den Produktionsstopp in drei dortigen Werken am Mittwoch vorerst um einen weiteren Tag.

    Wie eine Sprecherin in Peking mitteilte, wird eine VW-Fabrik in Shanghai den Betrieb hingegen am Donnerstag nach zweitägiger Verspätung wieder hochfahren. Tesla kündigte dagegen an, die Produktion seiner Gigafactory 3 in Shanghai für zwei Tage zu unterbrechen, damit die Behörden alle Mitarbeitenden auf das Coronavirus testen können. In Shanghai ist die Nervosität noch immer groß.

    In Shenzhen nahm der iPhone-Vertragshersteller Foxconn seine Produktion zum Teil wieder auf. Wie das taiwanische Mutterhaus Hon Hai am Mittwoch mitteilte, richtete es für Beschäftigte “geschlossene Kreisläufe” ein. Die meisten von ihnen sind Wanderarbeiter und leben in Wohnheimen auf dem Gelände – wie bei vielen Fertigungsbetrieben in Südchina üblich. Das Unternehmen folge damit den Vorgaben der Behörden. Foxconn bildet somit für die Werke eine Art Blase wie zuvor etwa die Olympischen Spiele in Peking für die Athleten. Shenzhen befindet sich noch in einem einwöchigen Lockdown und testet alle 17 Millionen Bürger.

    Unterdessen gab die Gesundheitsbehörde bekannt, dass Menschen mit leichtem Verlauf nicht mehr automatisch in Spezialkrankenhäuser eingewiesen werden. Man versucht offenbar, mehr Betten für den Fall eines weiteren Anstiegs der Fälle freizuhalten. “Leichte” Fälle müssen demnach landesweit aber weiterhin in speziellen Einrichtungen isoliert werden, wo sie überwacht und bei Bedarf ins Krankenhaus eingeliefert würden. Allerdings wollen die Behörden das Frei-Testen einfacher machen.

    Weiter auf Besserung der Lage wartet die Sonderverwaltungszone Hongkong. Allein am Mittwoch wurden dort 29.000 neue Infektionen und 279 Tote gemeldet. Regierungschefin Carrie Lam rief deswegen am Mittwoch die sieben Millionen Hongkonger auf, weiter vorsichtig zu sein. Daten der öffentlichen Verkehrsbetriebe zeigten, dass die Menschen wieder mehr unterwegs seien. “Es ist nicht die Zeit für Lockerungen”, warnte Lam. “Es ist nicht die Zeit, selbstgefällig zu sein.” ck

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    • Gesundheit
    • Hongkong

    Zweifel an hohem Wachstum

    Analysten haben nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg Widersprüche in robusten Wachstumsindikatoren von Januar und Februar entdeckt. Dabei geht es um die in dieser Woche bekannt gegebenen Zuwächse in der Industrieproduktion und im Einzelhandel. Nach Angaben des Nationalen Statistikamtes legte die Industrieproduktion in den ersten beiden Monaten um überraschend hohe 7,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu, während der Einzelhandel um 6,7 Prozent wuchs. Beide Wachstumsraten waren deutlich höher als im Dezember 2021.

    Doch die von Bloomberg zitierten Experten fanden Unstimmigkeiten, etwa bei den Anlageinvestitionen und den Baumaterialien. Nach den offiziellen Zahlen legten die Anlageinvestitionen, zu denen auch der Bau von Infrastruktur gehört, um 12,2 Prozent zu. Zugleich aber wurden um 17,8 Prozent beziehungsweise zehn Prozent weniger Zement und Rohstahl produziert.

    Widersprüche fand laut Bloomberg unter anderem Shen Jianguang, Chefökonom des Online-Händlers JD.com: “Die wahre Wirtschaftslage ist vielleicht nicht so rosig.” Die Erholung der Einzelhandelsumsätze stehe im Konflikt mit dem Anstieg der Arbeitslosenquote, der schleppenden Inflation der Verbraucherpreise, sowie dem Rückgang bei neuen kurzfristigen Haushaltskrediten, schrieben Shen und Kollegen in einem Bericht. Während sich die Investitionen in die Immobilienentwicklung erholten, haben sich Indikatoren wie der Baubeginn neuer Immobilien, Landkäufe, Immobilienverkäufe und Finanzierungsquellen für Entwickler negativ entwickelt.

    Das Statistikamt begründete die überraschend guten Zahlen in einer Reaktion noch einmal mit Aspekten wie geringeren Engpässen bei der Stromversorgung, einer starken Auslandsnachfrage, genauer abzielenden Covid-Richtlinien und anwachsenden Lagerbeständen von Unternehmen infolge der Unsicherheiten inmitten geopolitischer Spannungen. Die BIP-Wachstumsdaten für die beiden Monate folgen noch. Für das Gesamtjahr peilt China 5,5 Prozent Wirtschaftswachstum an. Doch Zweifel an Chinas Daten sind so alt wie die Daten selbst. ck

    • Immobilien
    • Industrie

    Vorerst keine Steuer auf Immobilien

    China wird das Pilotprogramm für eine Immobiliensteuer in diesem Jahr nicht mehr ausweiten. Das berichtet die Nachrichtenagentur Xinhua unter Berufung auf einen Beamten aus dem Finanzministerium. Die derzeitigen wirtschaftlichen Gegebenheiten würden eine Ausweitung des Programms erschweren. Der Immobilienmarkt steht unter Druck, die Immobilienpreise fallen derzeit leicht. Große Entwickler wie Evergrande sind hoch verschuldet. Zudem verdüstert die neue Corona-Welle die Wachstumsaussichten der Gesamtwirtschaft. Eine Steuer würde die lokalen Immobilienmärkte zusätzlich belasten und den Liquiditätsdruck auf Bauträger erhöhen, berichtet Caixin.

    Im Oktober 2021 hatten Chinas Behörden ein fünfjähriges Pilotprogramm zur Erprobung einer Grundsteuer genehmigt. Erste Städte hatten die Umsetzung einer Immobiliensteuer erbrobt. Analysten waren davon ausgegangen, dass erste Versuche zur Erhebung einer Steuer in diesem Jahr starten könnten. Der Immobilienmarkt einiger Städte könnte durch das Pilotprogramm zwar kurzfristig gestört werden. Langfristig könnte sich eine Steuer jedoch positiv auswirken, da die Finanzierung der Kommunalverwaltungen auf eine bessere Grundlage gestellt werde, gibt Caixin Expertenmeinungen wieder. Doch es ist davon auszugehen, dass die Immobiliensteuer erst eingeführt wird, wenn sich der Immobilienmarkt wieder beruhigt hat. nib

    • Evergrande
    • Finanzen
    • Immobilien
    • Steuern

    BYD erhöht Preise

    Der chinesische Autohersteller BYD hat erneut die Preise angehoben. Die Fahrzeuge der Serie Dynasty kosten seit Mittwoch 3.000 Yuan (430 Euro) mehr, die der Serie Ocean 6.000 Yuan (860 Euro). Als Grund habe das Unternehmen die steigenden Kosten für Rohstoffe genannt, berichtet Bloomberg. Wichtige Rohstoffe sind zuletzt deutlich teurer geworden. Das gilt insbesondere für Nickel, ein wichtiges Metall für E-Auto-Batterien. Seit dem Krieg in der Ukraine hat sich der Preis für Nickel verdreifacht.

    Es ist die zweite Preisanpassung in weniger als zwei Monaten. Im Januar waren die Fahrzeuge bereits um bis zu 7.000 Yuan (1.000 Euro) teurer geworden, damals kam als Grund auch noch die Senkung der staatlichen Subventionen für E-Autos hinzu. China will diese dieses Jahr um 30 Prozent senken und Ende des Jahres ganz abschaffen

    Preiserhöhungen hatte diese Woche daher auch schon Tesla in China bekannt gegeben, und das gleich zweimal. Beim Model Y Long Range und dem Model 3 Performance erhöhte Tesla den Preis zunächst um 18.000 Yuan (2.570 Euro), dann noch einmal um weitere 10.000 Yuan (1.430). 

    BYD ist einer der größten Elektroauto-Hersteller Chinas. Im Februar setzte das Unternehmen 87.473 Elektroautos und Plug-in Hybride ab. Im vergangenen Jahr waren es insgesamt rund 600.000. jul

    • Autoindustrie

    Presseschau

    China und Russland: Die Grenzen der Unterstützung TAGESSCHAU
    Botschafter: China unterstützt Russlands Krieg in Ukraine nicht HANDELSBLATT
    How close are China and Russia and where does Beijing stand on Ukraine? GUARDIAN
    China’s attempt to play both sides of the Ukraine crisis is starting to crack WASHINGTONPOST
    Peking studiert den Ukraine-Krieg ZEIT
    Taiwans Militärmanöver: Sorge um Einmarsch von “Mutterland” China SPIEGEL
    China says Taiwan ‘taking advantage’ of Ukraine as island sends more aid REUTERS
    In der Sanktionsfalle: USA warnen Firmen weltweit vor Geschäften mit Russland HANDELSBLATT
    In China stehen viele Fabriken still SPIEGEL
    Chinese Vice-Premier Liu He vows support for economic growth, capital markets amid mounting headwinds SCMP
    Staus vor chinesischen Häfen werden nach Corona-Ausbrüchen länger HANDELSBLATT
    Ende des China-Dumping bei Großprojekten? Die EU lässt eine Hintertür offen WELT
    Asien-Börsen fester – Hoffnung auf Wirtschaftshilfen in China HANDELSBLATT
    China says it will support Chinese IPOs abroad, calls for closure on tech crackdown CNBC
    Tesla-Produktion in Schanghai wegen Corona-Auflagen gestoppt HANDELSBLATT
    Coronavirus Hong Kong: quarantine-free travel to mainland China could resume in second half of year, ‘everything in order’ with stock market, finance chief says SCMP
    This was supposed to be Xi Jinping’s big year. Instead, he’s dealing with Covid and war CNN
    Chinese Officer Charged With Harassing N.Y. Congressional Candidate NYTIMES
    Justice Department accuses China of spying on, intimidating dissidents living in U.S. REUTERS
    Wie Gulbahar Haitiwaji Chinas Umerziehungslager für Uiguren entkam BERLINERZEITUNG
    Ai Weiwei in Wien: Europa ist “scheinheilig” EURONEWS
    Younger Chinese more likely to hold unfavourable view of US, says study which concludes Donald Trump is much more to blame than propaganda SCMP

    Standpunkt

    Wir können nicht zurückweichen!

    Von Liao Yiwu
    Liao Yiwu, Exilschriftsteller appelliert angesichts der Ukraine-Krise zu Wachsamkeit gegenüber Autokraten wie Putin oder Xi.
    Der prominente Exilschriftsteller Liao Yiwu

    Viele unschuldige Menschen sind schon gestorben. Viele werden noch sterben, verwundet werden, verstümmelt, vertrieben, verschwinden. All das wegen eines Traums von einem Reich. Und nicht nur der verrückte Putin träumt einen solchen Traum. Da ist noch einer, er heißt Xi Jinping.

    Putin und Xi Jinping, die beiden größten Schurken der Welt, haben einander bei der Eröffnung der Olympiade in Peking getroffen, im Scheinwerferlicht der internationalen Gemeinschaft. Sie waren wie zwei Kriegskameraden. Und sie haben eine unheilige Allianz geknüpft: Eine Zusammenarbeit “ohne Grenzen” wurde verlautbart. Das ist eine neue faschistische Achse. Putin hat von Xi Bestellungen im Wert von über 100 Milliarden Dollar in die Hand bekommen. Sie haben vereinbart, dass Putin wartet, bis die Olympischen Spiele vorbei sind.

    Am Tag des Kriegsausbruchs, dem 24. Februar, hat Xi Jinping die Spitzen der Ministerien des Handels, der Staatssicherheit und der Auslandsbeziehungen, sowie der Streitkräfte bei einer Dringlichkeitssitzung angewiesen, Russland zu helfen. China lässt Russland an der Abrechnung in chinesischen Yuan teilhaben, um den Ausschluss von Swift und der Abrechnung in Dollar abzufedern. Russlands große Unternehmen beteiligen sich an finanziellen Organisationen in China. Schon über zwei Wochen gibt es einen unbegrenzten Kriegs-Luftkorridor, große Transportmaschinen auf dem Weg nach Russland drängen sich auf den Flughafenbahnen von Peking.

    Außerdem hat die chinesische Regierung Stimmen gegen den Ukraine-Krieg in China zum Schweigen gebracht, und sie haben sogar die Übertragung der Eröffnungsrede des Vorsitzenden der Paralympischen Spiele gestört.

    Die Menschheit ist jetzt schon über zwei Jahre im Würgegriff der tödlichen Pandemie, die in Wuhan begonnen hat. Jetzt hat uns auch noch Putins atomare Drohung im Griff.

    Deshalb verurteile ich auf das Schärfste, dass der Diktator Putin die ganze russische Bevölkerung für seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine gekidnappt hat! Das ist die größte territoriale Invasion seit dem Zweiten Weltkrieg. Vielleicht beginnt so der Dritte!

    Sollte Putin siegen, wird ihn Xi nachahmen und Taiwan überfallen! Das wird viel, viel grausamer als die Niederschlagung der Freiheit in Hongkong!

    Politiker*innen, Militärs, Unternehmer*innen, Wissenschaftler*innen, alle Bewohnerinnen und Bewohner demokratischer Länder, erinnern Sie sich an Diktatoren, die viele Millionen von unschuldigen einfachen Menschen auf dem Gewissen haben? Hitler, Stalin, Pol Pot… Merken Sie sich bitte: Putin und Xi Jinping sind solche Diktatoren, sie sind jetzt gerade dabei, Ähnliches anzurichten.

    Wir kämpfen schon die ganze Zeit mit dem Virus, jetzt auch noch dieser Angriffskrieg, wir können nicht zurückweichen!

    Unterstützung für die Ukraine ist Unterstützung für uns selbst, für uns alle. Übersetzt von Martin Winter

    Von Liao Yiwu erschien im Januar das Buch “Wuhan: Dokumentarroman”, S. Fischer Verlag, 352 Seiten. Er ist Träger des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels. Seit 2011 lebt er in Berlin.

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    Personalien

    Ginger Cheng wird CEO für das China-Geschäft der DBS Bank. Cheng ist bereits seit mehr als 20 Jahren im Unternehmen tätig und leitet aktuell die DBS Institutional Banking Group in China. Noch ist sie zudem Stellvertreterin von Neil Ge, dessen Rolle sie nun übernimmt.

    Kirk Sweeny beerbt Anthony Fasso als neuer CEO Asia Pacific bei PineBridge Investments. Dafür verlässt er seinen Posten bei der Investmentgesellschaft ExodusPoint, bei der er als CEO und Head of Asia tätig war. Sweeny bringt mehr als 30 Jahre Erfahrung in Asien mit.

    Dessert

    Mitarbeiter der Rettungs- und Aufzuchtstation für Elefanten in Xishuangbanna vermessen den kleinen Longlong. Er wurde kurz nach seiner Geburt wegen einer Beinverletzung von seiner Herde verstoßen und wird hier nun aufgepäppelt – wie zuvor schon 20 seiner Artgenossen. Im Biosphärenreservat von Xishuangbanna im tiefen Südwesen der Provinz Yunnan leben 90 Prozent von Chinas Elefanten. Bis in die 1920er Jahre waren wilde Elefanten bis in den Osten des Landes verbreitet.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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