der Klimawandel stellt die Weltgemeinschaft vor eine immense Herausforderung. Innerhalb kurzer Zeit muss die Menschheit von fossilen Energien wegkommen. Das ist nicht nur eine große Aufgabe für die Staaten. Auch Unternehmen sind in der Pflicht, “grüner” zu werden. Die Umstellung ist in vielen Industriezweigen mit hohen Kosten verbunden. Doch der Klimawandel kann auch als Chance verstanden werden. Der Umbau hin zu einer grüneren Wirtschaft eröffnet neue Märkte. Neue Produkte müssen entwickelt werden, innovative Unternehmen können ihren Wettbewerber bei “grünen” Produkten und Dienstleistungen Marktanteile abnehmen.
In China muss der Wandel sogar noch schneller gehen als in anderen Weltregionen. Kein anderer Staat muss die Emissionen so schnell so weit senken. Internationale Unternehmen in der Volksrepublik müssen jedoch nicht nur wegen der Klimapolitik der Regierung grüner werden. Sondern auch, weil ihre globalen Hauptquartiere das verlangen, schreibt Christiane Kühl. Doch die Rahmenbedingungen dafür sind noch nicht allzu gut.
Chinas Klimagesandter Xie Zhenhua zeigte sich beim Weltwirtschaftsforum in Davos optimistisch. Die Volksrepublik werde die Klimaziele früher erreichen als geplant, so Xie. Das ist natürlich eine positive Nachricht, darf aber auch nicht überbewertet werden. Will die Weltgemeinschaft die Pariser Klimaziele erreichen, muss China schneller sein, als in den offiziellen Zielvorgaben des Landes festgehalten. Doch dazu besteht durchaus Hoffnung. Es hat schon Tradition, dass China seine Ziele so formuliert, dass sie übertroffen werden können.
Dekarbonisierung ist das Gebot der Stunde – und das gilt auch für europäische Unternehmen in China. Sie stehen unter dem Druck ihrer Hauptquartiere: Die meisten Großfirmen haben sich konzernweite Emissionsziele gesetzt, und die China-Standorte sollen diese nicht gefährden. Sie müssen daher in einem schwierigeren Umfeld als etwa in der EU ihren Ausstoß an schädlichen Gasen rasch senken. “Die Zeitleiste wird von den Hauptquartieren vorgegeben, nicht von China“, sagt Jörg Wuttke, Präsident der EU-Handelskammer in China (EUCCC). Das freue die Kader vor Ort, denn sie können die Erfolge der ausländischen Unternehmen den chinesischen Staatsunternehmen als Vorbild präsentieren.
Immerhin 46 Prozent der für eine neue Studie der EUCCC und Roland Berger zum Thema befragten Unternehmen in China gaben an, bereits mit der Dekarbonisierung ihrer lokalen Aktivitäten begonnen zu haben. Fünf Prozent operieren nach eigenen Angaben in China sogar schon klimaneutral. Und 16 Prozent sind in der Planungsphase. BASF etwa baut derzeit einen Verbundstandort im südchinesischen Zhanjiang, der mit Ökostrom betrieben werden soll (China.Table berichtete). Auch das Volvo-Werk in Daqing läuft nach Firmenangaben mit erneuerbarer Energie.
Viele Firmen nehmen Chinas Klimaziele der Studie zufolge als sehr ehrgeizig wahr. 60 Prozent halten sie für “aggressiv”, weitere 22 Prozent für “angemessen” – was auch immer sie selbst darunter verstehen. Drei Viertel der befragten Firmen trauen China laut der am Mittwoch in Peking vorgestellten Studie zu, seine sogenannten 30/60-Ziele zu erreichen. Diese hatte Staatschef Xi Jinping im September 2020 auf der UN-Generalversammlung verkündet: Emissionshöhepunkt bis 2030, Klimaneutralität ab 2060.
Die befragten Unternehmen vor Ort registrieren durchaus Aktivität der Behörden für den Klimaschutz. “Die chinesische Regierung hat damit begonnen, der Wirtschaft in Form ihres 1+N-Rahmenwerks umfassende Leitlinien zur Erreichung ihrer 30/60-Ziele bereitzustellen”, heißt es. Die 1 steht für die übergreifende Agenda, während die N-Pläne konkrete Maßgaben für einzelne Sektoren enthalten sollen. Doch derzeit sei dieser Rahmen noch “weitgehend theoretisch und enthält nicht viel an konkreten Zielen oder Koordinierungsmechanismen“, so die Studie. Schrittweise sollen in den nächsten Monaten mehr N-Pläne hinzukommen.
Die Abhängigkeit der Industrie von billiger, meist klimaschädlicher Energieträger wie Kohle zu verringern und gleichzeitig die Energiesicherheit aufrechtzuerhalten, ist nach den Angaben der EU-Firmen die größte Herausforderung für China auf dem Pfad zum Klimaziel. Der Energiemix enthalte noch immer zu wenig erneuerbare Energien. Vor allem im Rostgürtel Nordostchinas verläuft der Ausbau der Erneuerbaren laut Wuttke schleppend. Das Angebot an erneuerbarem Strom sei zudem schlecht in ein unflexibles Netz integriert, schreibt die Studie. Landesweite Strommärkte sind erst im Aufbau; viele Firmen bekommen daher nicht so viel Ökostrom, wie sie gerne hätten (China.Table berichtete).
Daraus ergäben sich ganz neue Dimensionen für nötige Entscheidungen, sagt Jörg Wuttke. “Wer in Nordostchina eine energieintensive Fabrik gebaut hat und nun die Erneuerbaren nicht bekommt, muss möglicherweise in einen anderen Teil Chinas umziehen.” Das geschieht offenbar bereits. “Chinesische Firmen beeilen sich, Zugang zu Erneuerbaren-Kapazitäten zu bekommen”, sagt Denis Depoux von Roland Berger, Mitautor der Studie. Manche schlossen Standorte im Nordosten und eröffneten neue im Südwesten, wo es viel Wasserkraft gebe – etwa in Guangxi oder Yunnan. “Allerdings ist es damit wohl bald vorbei, denn diese Regionen wollen keine Schwerindustrie-Cluster, sondern lieber neue Industrien anziehen”, so Depoux.
Ein weiteres Problem entsteht, wenn die Lieferkette eines Unternehmens weiter auf billige Kohle-Energie setzt, wie es in China viele lokale Unternehmen tun. “Lieferanten mit einem großen CO2-Fußabdruck können meinen eigenen Fußabdruck beschädigen”, erklärt Wuttke. Fast zwei Drittel der befragten Unternehmen gaben außerdem an, dass ihnen fehlende industriellen Richtlinien und Best Practice-Beispiele bei der Dekarbonisierung im Weg stehen könnten. Diese Dinge seien aber wichtig für die nötige Planungssicherheit, um die teuren Investitionen in neue Umwelttechnologie tätigen zu können.
Für das nötige Wissen seien derzeit Nichtregierungsorganisationen entscheidend, sagt Wuttke und nennt vor allem das Institute of Public & Environmental Affairs des bekannten Wasserexperten und Umweltschützers Ma Jun, das seit vielen Jahre akribisch Daten über Wasser- und Luftverschmutzung durch Unternehmen im gesamten Land sammelt. “Provinz- und Kommunalverwaltungen haben dagegen derzeit nur ein begrenztes Verständnis dafür, wie hochrangige Ziele umgesetzt werden können, und es mangelt an branchenspezifischen Kenntnissen”, so die Studie. “Viele Lokalregierungen haben zum Beispiel keinen Überblick über die Emissionen des Aluminiumsektors”, sagt Wuttke. Es sei daher kein Wunder, dass der Sektor erst einmal nicht in Chinas Emissionshandel aufgenommen werden könne. Dafür bräuchte es eine klare Datenlage.
Konsultation ist wichtig, das zeigt die Studie ebenfalls – mit der Regierung, der Planungskommission NDRC, den mächtigen Wirtschaftsverbänden. “Es gibt zudem wenig oder gar keinen Dialog auf Branchenebene zwischen Unternehmen, die in denselben Sektoren tätig sind”, stellt die Studie fest. Fast die Hälfte der Befragten gab an, nicht zu wissen, wie sich ihr eigenes Unternehmen bei der Dekarbonisierung im Vergleich zur lokalen Konkurrenz schlägt.
Doch die EUCCC wäre keine Handelskammer, wenn sie nicht für die eigenen Firmen werben und besseren Zugang zum Markt fordern würde. “Chinas Erfolg wird von seiner Fähigkeit abhängen, so viel Fachwissen wie möglich zu nutzen. Dazu müsste europäischen Unternehmen ein besserer Marktzugang und gleiche Wettbewerbsbedingungen geboten werden, damit sie größere Beiträge leisten können”, heißt es etwa. Der Mangel an offenen Märkten, gemeinsamen Standards und einem Bewusstsein für die Klimakrise behindere die Einführung kohlenstoffarmer Technologien.
Chinas Klimagesandter Xie Zhenhua kündigte unterdessen am Dienstag auf dem World Economic Forum in Davos an, dass China die 30/60-Ziele noch schneller erreichen wolle. Bisher hätten 37 Sektoren und Industrien Pläne zur Emissionsreduzierung angekündigt oder umgesetzt, sagte Xie. “Es geht nicht mehr nur um Worte – es geht um Taten. Klimaschutzmaßnahmen sind jetzt entscheidend”, so Xie. Die EU-Firmen in China werden hoffen, dass die Behörden auf ihn hören. Christiane Kühl
Vergangene Woche hat das von der Commercial Aircraft Corporation of China (Comac) entwickelte Zivil-Großflugzeug C919 einen wichtigen bemannten Test bestanden. Während des dreistündigen Fluges seien alle geplanten Aufgaben ausgeführt worden. Das Flugzeug war “voll leistungsfähig” und sei sicher gelandet, schreiben die Staatsmedien.
Ihren Jungfernflug hatte die C919 bereits im März 2017. Bislang wurde das Flugzeug von der chinesischen Civil Aviation Administration of China (CAAC) aber noch nicht als einwandfrei flugfähig eingestuft. Nach der jüngsten Testflug-Zertifizierung soll dieses Ziel nun aber in greifbare Nähe gerückt sein. Bislang wurden sechs C919 hergestellt, die nun in die finale Testflugphase eintreten.
Laut Wu Yongliang, dem stellvertretenden Generaldirektor von Comac, könnte der Flieger bereits dieses Jahr an Kunden ausgeliefert werden. Immerhin 815 Bestellungen seien bereits bei dem Flugzeugbauer eingegangen, meldet das Unternehmen. Der Großteil davon stammt aus China.
Im März 2021 hatte China Eastern den weltweit ersten Auftrag zum Kauf von fünf C919 erteilt, die auf mehreren inländischen Routen wie Peking, Guangzhou und Shenzhen eingesetzt werden sollen. Aber es gibt auch Interesse aus dem Ausland. Ryanair-Chef Michael O’Leary hatte bereits vor zehn Jahren verkündet, dass er an einer Zusammenarbeit mit Comac interessiert sei. Dass das Passagierflugzeug ein ernstzunehmender Konkurrent für Airbus und Boeing wird, bezweifelt kaum ein Luftfahrt-Experte. Peking wird alles Nötige tun, um die heimische Firma in den Markt zu hieven.
China setzt große Hoffnungen in sein erstes selbst entwickeltes Verkehrsflugzeug, das über 158 bis 168 Sitzplätze verfügt und 4.075 Kilometer weit fliegen kann. Doch die Entwicklung hin zur Marktreife, die bereits 2008 begann, geht nach wie vor nur schleppend voran. Der Auslieferungsstart war zunächst für 2016 angekündigt, dann für 2021. Und wie nun bekannt wurde, wird das Flugzeug doppelt so viel kosten wie eigentlich geplant.
Aus einer am Dienstag an der Shanghaier Börse eingereichten Meldung geht hervor, dass jeder Jet für einen Preis von 653 Millionen Yuan (99 Millionen US-Dollar) Listenpreis angeboten wird. Damit liegt der eigentlich als günstige Alternative angekündigte C919 fast in der gleichen Größenordnung wie der Airbus A320neo mit einem Listenpreis von 111 Millionen US-Dollar und die Boeing 737 Max mit einem Listenpreis von 117 Millionen US-Dollar.
Dabei wollte Comac vor allem mit dem Preis das internationale Duopol von Airbus und Boeing brechen. Allerdings ist es viel zu früh, um den realen Marktpreis des C919 mit ihren Wettbewerbern zu vergleichen. Nachlässe und günstige Finanzierungen können den realen Kaufpreis noch verändern. Die Stunde der Wahrheit kommt vor allem dann, wenn die ersten Secondhand-Maschinen gehandelt werden.
Klar ist aber: Da der Comac-Flieger nicht fortschrittlicher ist als seine Wettbewerber, und da Comac noch nicht als Marke etabliert ist, muss die Maschine über einen günstigen Preis verkauft werden. Das gilt vor allem für den Erfolg auf dem internationalen Markt. In China selbst kann der Staat verordnen: Chinesen kaufen chinesisch. So wie das jüngst bei Computern gemacht wurde (China.Table berichtete). Da die Fluglinien des Landes sich mehrheitlich in Staatshand befinden, hat Peking hier erheblichen Einfluss.
Die Preisnachlässe haben allerdings Grenzen, da die chinesischen Flugzeuge noch immer stark von ausländischen Zulieferern abhängig sind. Die Triebwerke stammen etwa vom französisch-amerikanischen Hersteller CFM. Laut einem Bericht des Center for Strategic & International Studies, einer in Washington ansässigen Denkfabrik, sollen sogar 60 Prozent der Hauptlieferanten des C919 amerikanische Unternehmen wie General Electric und Honeywell sein.
Weitere wichtige Zulieferer sind Liebherr-Aerospace oder der österreichische Hersteller FACC. Er ist seit 2009 im Besitz des chinesischen Flugzeugbauers Xi’an Aircraft Industrial Corporation (XAC) und produziert Kunststoff-Leichtbaukomponenten. Sogar Boeing und Airbus liefern zu.
Die internationale Verflechtung macht Comac anfällig für Sanktionen. Laut einem Bericht der South China Morning Post haben Trumps verschärfte Exportkontrollen gegenüber chinesischen Unternehmen massiv zu den Verspätungen in der Entwicklung beigetragen.
China ist der größte Flugzeugmarkt der Welt. Experten schätzen, dass die Volksrepublik in den kommenden beiden Jahrzehnten 4.300 neue Flugzeuge im Wert von 480 Milliarden US-Dollar benötigt. Das klingt zunächst nach einer guten Nachricht für Airbus und Boeing. Im Frühjahr 2018 beschloss Peking zudem, die Begrenzung für ausländische Beteiligungen beim Bau von Flugzeugen in China fallen zu lassen. Ein kluger Schachzug. Damit lockt China die ausländischen Hersteller noch tiefer in seinen Markt und macht sie noch abhängiger.
Allein 2021 hat Airbus 142 neue Flugzeuge an China geliefert. An dem Tag, an dem Peking in der Lage ist, Boeing- und Airbus-Flugzeuge in China in großen Stückzahlen durch die C919 zu ersetzen, wird sich das Spiel drehen. Vielleicht werden Boeing und Airbus dann immer noch Rekordabsätze verzeichnen, weil der chinesische Markt so rasant wächst. Ihre Marktanteile und Margen werden jedoch schrumpfen.
Das werden dann auch die Mitarbeiter in Hamburg merken. Dort befindet sich neben Toulouse der wichtigste Airbus-Standort in Europa. Wie die neue Welt in der Flugzeugindustrie aussieht, konnte man bereits Mitte Mai beobachten: China Eastern kündigte an, neues Kapital aufzunehmen, um Flugzeuge im Wert von einem Listenpreis von rund 4,38 Milliarden US-Dollar zu kaufen. Auf der Shoppingliste stehen: vier Comac C919, 24 Comac ARJ21-700 Regional-Jets, sechs Airbus A350-900 und nur vier Boeing 787-9. Die Bestellungen im Inland überwiegen hier also zahlenmäßig schon bei Weitem.
China will seine Klimaziele schon früher erreichen. Das gab der Klimagesandte Xie Zhenhua auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos bekannt. Die Volksrepublik hat sich verpflichtet, bis 2030 den Höchststand beim Ausstoß von CO2 zu erreichen. Bis 2060 will das Land die Kohlenstoffneutralität umsetzen. Eine absolute Zahl, wie hoch die Emissionen bis 2030 sein dürfen, hat das Land bisher nicht genannt. Als Teil der Bemühungen zum Klimaschutz will China bis 2030 70 Milliarden Bäume pflanzen, erklärte Xie laut dem Wirtschaftsportal Caixin. Xie und sein US-Gegenpart John Kerry zeigten sich auf dem Gipfeltreffen versöhnlich. Laut Xie haben sich die beiden seit dem Klima-Gipfel in Glasgow im letzten Jahr alle acht, neun Tage zum Klimawandel ausgetauscht. Kerry zufolge machen beide Seiten Fortschritte bei der Zusammenstellung einer gemeinsamen Gruppe, die auf die rasche Reduzierung der Treibhausgasemissionen hinarbeiten soll.
Klima-Experten gehen davon aus, dass China den Emissions-Höchststand eventuell schon im Jahr 2025 erreichen kann. Die Pläne zum Ausbau der erneuerbaren Energien sind so umfangreich, dass grüne Energieträger das komplette Wachstum der Stromnachfrage in den kommenden Jahren decken könnten. Ein frühes Erreichen des 2030-Ziels ist allerdings auch erforderlich, um die Ziele des Pariser Klima-Abkommens in die Tat umzusetzen (China.Table berichtete). nib
China kauft vermehrt Öl aus Russland zu vergünstigten Preisen. Das gehe aus Schifffahrtsdaten und Gesprächen mit Ölhändlern hervor, berichtete Reuters am Freitag. Laut Analysten werden die Lieferungen per Tanker aus Russland nach China im Mai auf 1,1 Millionen Barrel pro Tag steigen. Im ersten Quartal waren es 750.000 Barrel pro Tag gewesen.
Der niedrige Preis für russisches Öl – nach Angaben von Händlern liegen die Spotpreise um etwa 29 Dollar pro Barrel niedriger als vor der Invasion – ist ein Segen für Chinas Raffinerien. Aufgrund des langsamen Wirtschaftswachstums in der Volksrepublik haben die Raffinerien mit schrumpfenden Gewinnspannen zu kämpfen. Im Rest der Welt liegt der Ölpreis dagegen deutlich höher als vor dem Ukraine-Krieg. Neben dem Öl aus dem Seehandel erhält China pro Tag rund 800.000 Barrel Pipeline-Öl aus Russland. Zusammengenommen werden die Ölimporte aus Russland im Mai gut 15 Prozent der chinesischen Gesamtnachfrage entsprechen.
Nach Reuters-Recherchen werden chinesische Staatsunternehmen im Mai gut zwei Drittel der russischen Exportmischung ESPO (Eastern Siberia-Pacific Ocean Oil Pipeline) kaufen. Vor dem Einmarsch in die Ukraine lag der chinesische Anteil demnach bei nur einem Drittel. Russland exportierte im Mai rund 24 Millionen Barrel, sechs Prozent mehr als im April.
China erwäge zudem, seine staatliche Öl-Reserve mit russischem Öl aufzufüllen, berichtet Bloomberg. Dazu befinde sich Peking in Gesprächen mit der russischen Seite, so Bloomberg unter Berufung auf anonyme Quellen. Es gebe jedoch keine Garantie, dass dabei eine Vereinbarung zustande komme.
Die Lage bleibt unübersichtlich. In den letzten Wochen hatte es umgekehrt auch Berichte gegeben, dass sich chinesische Händler beim Kauf von russischen Energie-Rohstoffen zurückhalten. Sie fürchten, selbst von Sanktionen getroffen zu werden. nib
Aufgrund hoher Rohstoffpreise und der Einhaltung der Klimaziele haben zwei Provinzen die Strompreise für Industriebetriebe erhöht. In Jiangsu sind 30 Unternehmen betroffen, die ihre Energie-Effizienz-Ziele nicht erreicht oder altes Equipment benutzt haben. Sie müssen bald sieben Cent pro Kilowattstunde mehr zahlen. In Zhejiang sollen 600 Unternehmen aus Energie-intensiven Branchen wie Zement, Metalle und Glas umgerechnet circa 2,5 Cent pro Kilowattstunde mehr bezahlen. Die Erhöhung ist laut Bloomberg erforderlich, um die steigenden Kosten der Gas-Kraftwerke der Provinz zu decken.
Durch den Anstieg der Energiepreise auf dem Weltmarkt könnten Kraftwerke in China in naher Zukunft wieder in finanzielle Notlage geraten. Schon im letzten Jahr konnten viele Kohlekraftwerke nicht mehr profitabel wirtschaften. Der Preis für Kohle war zu hoch und da die Strompreise staatlich festgelegt waren, hatten die Kraftwerke Verluste eingefahren. Es kam zu einer Stromkrise, die Monate anhielt. Danach wurde der staatliche Strompreis angepasst, sodass die Provinzen ihn in gewissem Rahmen erhöhen dürfen.
Um die Klimaziele des Landes erreichen zu können, wurden einige Preisobergrenzen komplett aufgehoben. Die größten Klima-Verschmutzer könnten in naher Zukunft mit starken Preisanstiegen zu rechnen haben. Ob weitere Provinzen den Beispielen folgen werden, ist derzeit noch nicht absehbar. Nach der Stromkrise des letzten Jahres hat China die einheimische Kohleförderung ausgeweitet und die Kraftwerke aufgerufen, die Lager frühzeitig zu füllen. Aufgrund von Umweltregulierungen und Minenunglücken ist es jedoch unwahrscheinlich, dass China die selbstgesteckten Ziele zur Ausweitung der Kohleproduktion erreicht. nib
der Klimawandel stellt die Weltgemeinschaft vor eine immense Herausforderung. Innerhalb kurzer Zeit muss die Menschheit von fossilen Energien wegkommen. Das ist nicht nur eine große Aufgabe für die Staaten. Auch Unternehmen sind in der Pflicht, “grüner” zu werden. Die Umstellung ist in vielen Industriezweigen mit hohen Kosten verbunden. Doch der Klimawandel kann auch als Chance verstanden werden. Der Umbau hin zu einer grüneren Wirtschaft eröffnet neue Märkte. Neue Produkte müssen entwickelt werden, innovative Unternehmen können ihren Wettbewerber bei “grünen” Produkten und Dienstleistungen Marktanteile abnehmen.
In China muss der Wandel sogar noch schneller gehen als in anderen Weltregionen. Kein anderer Staat muss die Emissionen so schnell so weit senken. Internationale Unternehmen in der Volksrepublik müssen jedoch nicht nur wegen der Klimapolitik der Regierung grüner werden. Sondern auch, weil ihre globalen Hauptquartiere das verlangen, schreibt Christiane Kühl. Doch die Rahmenbedingungen dafür sind noch nicht allzu gut.
Chinas Klimagesandter Xie Zhenhua zeigte sich beim Weltwirtschaftsforum in Davos optimistisch. Die Volksrepublik werde die Klimaziele früher erreichen als geplant, so Xie. Das ist natürlich eine positive Nachricht, darf aber auch nicht überbewertet werden. Will die Weltgemeinschaft die Pariser Klimaziele erreichen, muss China schneller sein, als in den offiziellen Zielvorgaben des Landes festgehalten. Doch dazu besteht durchaus Hoffnung. Es hat schon Tradition, dass China seine Ziele so formuliert, dass sie übertroffen werden können.
Dekarbonisierung ist das Gebot der Stunde – und das gilt auch für europäische Unternehmen in China. Sie stehen unter dem Druck ihrer Hauptquartiere: Die meisten Großfirmen haben sich konzernweite Emissionsziele gesetzt, und die China-Standorte sollen diese nicht gefährden. Sie müssen daher in einem schwierigeren Umfeld als etwa in der EU ihren Ausstoß an schädlichen Gasen rasch senken. “Die Zeitleiste wird von den Hauptquartieren vorgegeben, nicht von China“, sagt Jörg Wuttke, Präsident der EU-Handelskammer in China (EUCCC). Das freue die Kader vor Ort, denn sie können die Erfolge der ausländischen Unternehmen den chinesischen Staatsunternehmen als Vorbild präsentieren.
Immerhin 46 Prozent der für eine neue Studie der EUCCC und Roland Berger zum Thema befragten Unternehmen in China gaben an, bereits mit der Dekarbonisierung ihrer lokalen Aktivitäten begonnen zu haben. Fünf Prozent operieren nach eigenen Angaben in China sogar schon klimaneutral. Und 16 Prozent sind in der Planungsphase. BASF etwa baut derzeit einen Verbundstandort im südchinesischen Zhanjiang, der mit Ökostrom betrieben werden soll (China.Table berichtete). Auch das Volvo-Werk in Daqing läuft nach Firmenangaben mit erneuerbarer Energie.
Viele Firmen nehmen Chinas Klimaziele der Studie zufolge als sehr ehrgeizig wahr. 60 Prozent halten sie für “aggressiv”, weitere 22 Prozent für “angemessen” – was auch immer sie selbst darunter verstehen. Drei Viertel der befragten Firmen trauen China laut der am Mittwoch in Peking vorgestellten Studie zu, seine sogenannten 30/60-Ziele zu erreichen. Diese hatte Staatschef Xi Jinping im September 2020 auf der UN-Generalversammlung verkündet: Emissionshöhepunkt bis 2030, Klimaneutralität ab 2060.
Die befragten Unternehmen vor Ort registrieren durchaus Aktivität der Behörden für den Klimaschutz. “Die chinesische Regierung hat damit begonnen, der Wirtschaft in Form ihres 1+N-Rahmenwerks umfassende Leitlinien zur Erreichung ihrer 30/60-Ziele bereitzustellen”, heißt es. Die 1 steht für die übergreifende Agenda, während die N-Pläne konkrete Maßgaben für einzelne Sektoren enthalten sollen. Doch derzeit sei dieser Rahmen noch “weitgehend theoretisch und enthält nicht viel an konkreten Zielen oder Koordinierungsmechanismen“, so die Studie. Schrittweise sollen in den nächsten Monaten mehr N-Pläne hinzukommen.
Die Abhängigkeit der Industrie von billiger, meist klimaschädlicher Energieträger wie Kohle zu verringern und gleichzeitig die Energiesicherheit aufrechtzuerhalten, ist nach den Angaben der EU-Firmen die größte Herausforderung für China auf dem Pfad zum Klimaziel. Der Energiemix enthalte noch immer zu wenig erneuerbare Energien. Vor allem im Rostgürtel Nordostchinas verläuft der Ausbau der Erneuerbaren laut Wuttke schleppend. Das Angebot an erneuerbarem Strom sei zudem schlecht in ein unflexibles Netz integriert, schreibt die Studie. Landesweite Strommärkte sind erst im Aufbau; viele Firmen bekommen daher nicht so viel Ökostrom, wie sie gerne hätten (China.Table berichtete).
Daraus ergäben sich ganz neue Dimensionen für nötige Entscheidungen, sagt Jörg Wuttke. “Wer in Nordostchina eine energieintensive Fabrik gebaut hat und nun die Erneuerbaren nicht bekommt, muss möglicherweise in einen anderen Teil Chinas umziehen.” Das geschieht offenbar bereits. “Chinesische Firmen beeilen sich, Zugang zu Erneuerbaren-Kapazitäten zu bekommen”, sagt Denis Depoux von Roland Berger, Mitautor der Studie. Manche schlossen Standorte im Nordosten und eröffneten neue im Südwesten, wo es viel Wasserkraft gebe – etwa in Guangxi oder Yunnan. “Allerdings ist es damit wohl bald vorbei, denn diese Regionen wollen keine Schwerindustrie-Cluster, sondern lieber neue Industrien anziehen”, so Depoux.
Ein weiteres Problem entsteht, wenn die Lieferkette eines Unternehmens weiter auf billige Kohle-Energie setzt, wie es in China viele lokale Unternehmen tun. “Lieferanten mit einem großen CO2-Fußabdruck können meinen eigenen Fußabdruck beschädigen”, erklärt Wuttke. Fast zwei Drittel der befragten Unternehmen gaben außerdem an, dass ihnen fehlende industriellen Richtlinien und Best Practice-Beispiele bei der Dekarbonisierung im Weg stehen könnten. Diese Dinge seien aber wichtig für die nötige Planungssicherheit, um die teuren Investitionen in neue Umwelttechnologie tätigen zu können.
Für das nötige Wissen seien derzeit Nichtregierungsorganisationen entscheidend, sagt Wuttke und nennt vor allem das Institute of Public & Environmental Affairs des bekannten Wasserexperten und Umweltschützers Ma Jun, das seit vielen Jahre akribisch Daten über Wasser- und Luftverschmutzung durch Unternehmen im gesamten Land sammelt. “Provinz- und Kommunalverwaltungen haben dagegen derzeit nur ein begrenztes Verständnis dafür, wie hochrangige Ziele umgesetzt werden können, und es mangelt an branchenspezifischen Kenntnissen”, so die Studie. “Viele Lokalregierungen haben zum Beispiel keinen Überblick über die Emissionen des Aluminiumsektors”, sagt Wuttke. Es sei daher kein Wunder, dass der Sektor erst einmal nicht in Chinas Emissionshandel aufgenommen werden könne. Dafür bräuchte es eine klare Datenlage.
Konsultation ist wichtig, das zeigt die Studie ebenfalls – mit der Regierung, der Planungskommission NDRC, den mächtigen Wirtschaftsverbänden. “Es gibt zudem wenig oder gar keinen Dialog auf Branchenebene zwischen Unternehmen, die in denselben Sektoren tätig sind”, stellt die Studie fest. Fast die Hälfte der Befragten gab an, nicht zu wissen, wie sich ihr eigenes Unternehmen bei der Dekarbonisierung im Vergleich zur lokalen Konkurrenz schlägt.
Doch die EUCCC wäre keine Handelskammer, wenn sie nicht für die eigenen Firmen werben und besseren Zugang zum Markt fordern würde. “Chinas Erfolg wird von seiner Fähigkeit abhängen, so viel Fachwissen wie möglich zu nutzen. Dazu müsste europäischen Unternehmen ein besserer Marktzugang und gleiche Wettbewerbsbedingungen geboten werden, damit sie größere Beiträge leisten können”, heißt es etwa. Der Mangel an offenen Märkten, gemeinsamen Standards und einem Bewusstsein für die Klimakrise behindere die Einführung kohlenstoffarmer Technologien.
Chinas Klimagesandter Xie Zhenhua kündigte unterdessen am Dienstag auf dem World Economic Forum in Davos an, dass China die 30/60-Ziele noch schneller erreichen wolle. Bisher hätten 37 Sektoren und Industrien Pläne zur Emissionsreduzierung angekündigt oder umgesetzt, sagte Xie. “Es geht nicht mehr nur um Worte – es geht um Taten. Klimaschutzmaßnahmen sind jetzt entscheidend”, so Xie. Die EU-Firmen in China werden hoffen, dass die Behörden auf ihn hören. Christiane Kühl
Vergangene Woche hat das von der Commercial Aircraft Corporation of China (Comac) entwickelte Zivil-Großflugzeug C919 einen wichtigen bemannten Test bestanden. Während des dreistündigen Fluges seien alle geplanten Aufgaben ausgeführt worden. Das Flugzeug war “voll leistungsfähig” und sei sicher gelandet, schreiben die Staatsmedien.
Ihren Jungfernflug hatte die C919 bereits im März 2017. Bislang wurde das Flugzeug von der chinesischen Civil Aviation Administration of China (CAAC) aber noch nicht als einwandfrei flugfähig eingestuft. Nach der jüngsten Testflug-Zertifizierung soll dieses Ziel nun aber in greifbare Nähe gerückt sein. Bislang wurden sechs C919 hergestellt, die nun in die finale Testflugphase eintreten.
Laut Wu Yongliang, dem stellvertretenden Generaldirektor von Comac, könnte der Flieger bereits dieses Jahr an Kunden ausgeliefert werden. Immerhin 815 Bestellungen seien bereits bei dem Flugzeugbauer eingegangen, meldet das Unternehmen. Der Großteil davon stammt aus China.
Im März 2021 hatte China Eastern den weltweit ersten Auftrag zum Kauf von fünf C919 erteilt, die auf mehreren inländischen Routen wie Peking, Guangzhou und Shenzhen eingesetzt werden sollen. Aber es gibt auch Interesse aus dem Ausland. Ryanair-Chef Michael O’Leary hatte bereits vor zehn Jahren verkündet, dass er an einer Zusammenarbeit mit Comac interessiert sei. Dass das Passagierflugzeug ein ernstzunehmender Konkurrent für Airbus und Boeing wird, bezweifelt kaum ein Luftfahrt-Experte. Peking wird alles Nötige tun, um die heimische Firma in den Markt zu hieven.
China setzt große Hoffnungen in sein erstes selbst entwickeltes Verkehrsflugzeug, das über 158 bis 168 Sitzplätze verfügt und 4.075 Kilometer weit fliegen kann. Doch die Entwicklung hin zur Marktreife, die bereits 2008 begann, geht nach wie vor nur schleppend voran. Der Auslieferungsstart war zunächst für 2016 angekündigt, dann für 2021. Und wie nun bekannt wurde, wird das Flugzeug doppelt so viel kosten wie eigentlich geplant.
Aus einer am Dienstag an der Shanghaier Börse eingereichten Meldung geht hervor, dass jeder Jet für einen Preis von 653 Millionen Yuan (99 Millionen US-Dollar) Listenpreis angeboten wird. Damit liegt der eigentlich als günstige Alternative angekündigte C919 fast in der gleichen Größenordnung wie der Airbus A320neo mit einem Listenpreis von 111 Millionen US-Dollar und die Boeing 737 Max mit einem Listenpreis von 117 Millionen US-Dollar.
Dabei wollte Comac vor allem mit dem Preis das internationale Duopol von Airbus und Boeing brechen. Allerdings ist es viel zu früh, um den realen Marktpreis des C919 mit ihren Wettbewerbern zu vergleichen. Nachlässe und günstige Finanzierungen können den realen Kaufpreis noch verändern. Die Stunde der Wahrheit kommt vor allem dann, wenn die ersten Secondhand-Maschinen gehandelt werden.
Klar ist aber: Da der Comac-Flieger nicht fortschrittlicher ist als seine Wettbewerber, und da Comac noch nicht als Marke etabliert ist, muss die Maschine über einen günstigen Preis verkauft werden. Das gilt vor allem für den Erfolg auf dem internationalen Markt. In China selbst kann der Staat verordnen: Chinesen kaufen chinesisch. So wie das jüngst bei Computern gemacht wurde (China.Table berichtete). Da die Fluglinien des Landes sich mehrheitlich in Staatshand befinden, hat Peking hier erheblichen Einfluss.
Die Preisnachlässe haben allerdings Grenzen, da die chinesischen Flugzeuge noch immer stark von ausländischen Zulieferern abhängig sind. Die Triebwerke stammen etwa vom französisch-amerikanischen Hersteller CFM. Laut einem Bericht des Center for Strategic & International Studies, einer in Washington ansässigen Denkfabrik, sollen sogar 60 Prozent der Hauptlieferanten des C919 amerikanische Unternehmen wie General Electric und Honeywell sein.
Weitere wichtige Zulieferer sind Liebherr-Aerospace oder der österreichische Hersteller FACC. Er ist seit 2009 im Besitz des chinesischen Flugzeugbauers Xi’an Aircraft Industrial Corporation (XAC) und produziert Kunststoff-Leichtbaukomponenten. Sogar Boeing und Airbus liefern zu.
Die internationale Verflechtung macht Comac anfällig für Sanktionen. Laut einem Bericht der South China Morning Post haben Trumps verschärfte Exportkontrollen gegenüber chinesischen Unternehmen massiv zu den Verspätungen in der Entwicklung beigetragen.
China ist der größte Flugzeugmarkt der Welt. Experten schätzen, dass die Volksrepublik in den kommenden beiden Jahrzehnten 4.300 neue Flugzeuge im Wert von 480 Milliarden US-Dollar benötigt. Das klingt zunächst nach einer guten Nachricht für Airbus und Boeing. Im Frühjahr 2018 beschloss Peking zudem, die Begrenzung für ausländische Beteiligungen beim Bau von Flugzeugen in China fallen zu lassen. Ein kluger Schachzug. Damit lockt China die ausländischen Hersteller noch tiefer in seinen Markt und macht sie noch abhängiger.
Allein 2021 hat Airbus 142 neue Flugzeuge an China geliefert. An dem Tag, an dem Peking in der Lage ist, Boeing- und Airbus-Flugzeuge in China in großen Stückzahlen durch die C919 zu ersetzen, wird sich das Spiel drehen. Vielleicht werden Boeing und Airbus dann immer noch Rekordabsätze verzeichnen, weil der chinesische Markt so rasant wächst. Ihre Marktanteile und Margen werden jedoch schrumpfen.
Das werden dann auch die Mitarbeiter in Hamburg merken. Dort befindet sich neben Toulouse der wichtigste Airbus-Standort in Europa. Wie die neue Welt in der Flugzeugindustrie aussieht, konnte man bereits Mitte Mai beobachten: China Eastern kündigte an, neues Kapital aufzunehmen, um Flugzeuge im Wert von einem Listenpreis von rund 4,38 Milliarden US-Dollar zu kaufen. Auf der Shoppingliste stehen: vier Comac C919, 24 Comac ARJ21-700 Regional-Jets, sechs Airbus A350-900 und nur vier Boeing 787-9. Die Bestellungen im Inland überwiegen hier also zahlenmäßig schon bei Weitem.
China will seine Klimaziele schon früher erreichen. Das gab der Klimagesandte Xie Zhenhua auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos bekannt. Die Volksrepublik hat sich verpflichtet, bis 2030 den Höchststand beim Ausstoß von CO2 zu erreichen. Bis 2060 will das Land die Kohlenstoffneutralität umsetzen. Eine absolute Zahl, wie hoch die Emissionen bis 2030 sein dürfen, hat das Land bisher nicht genannt. Als Teil der Bemühungen zum Klimaschutz will China bis 2030 70 Milliarden Bäume pflanzen, erklärte Xie laut dem Wirtschaftsportal Caixin. Xie und sein US-Gegenpart John Kerry zeigten sich auf dem Gipfeltreffen versöhnlich. Laut Xie haben sich die beiden seit dem Klima-Gipfel in Glasgow im letzten Jahr alle acht, neun Tage zum Klimawandel ausgetauscht. Kerry zufolge machen beide Seiten Fortschritte bei der Zusammenstellung einer gemeinsamen Gruppe, die auf die rasche Reduzierung der Treibhausgasemissionen hinarbeiten soll.
Klima-Experten gehen davon aus, dass China den Emissions-Höchststand eventuell schon im Jahr 2025 erreichen kann. Die Pläne zum Ausbau der erneuerbaren Energien sind so umfangreich, dass grüne Energieträger das komplette Wachstum der Stromnachfrage in den kommenden Jahren decken könnten. Ein frühes Erreichen des 2030-Ziels ist allerdings auch erforderlich, um die Ziele des Pariser Klima-Abkommens in die Tat umzusetzen (China.Table berichtete). nib
China kauft vermehrt Öl aus Russland zu vergünstigten Preisen. Das gehe aus Schifffahrtsdaten und Gesprächen mit Ölhändlern hervor, berichtete Reuters am Freitag. Laut Analysten werden die Lieferungen per Tanker aus Russland nach China im Mai auf 1,1 Millionen Barrel pro Tag steigen. Im ersten Quartal waren es 750.000 Barrel pro Tag gewesen.
Der niedrige Preis für russisches Öl – nach Angaben von Händlern liegen die Spotpreise um etwa 29 Dollar pro Barrel niedriger als vor der Invasion – ist ein Segen für Chinas Raffinerien. Aufgrund des langsamen Wirtschaftswachstums in der Volksrepublik haben die Raffinerien mit schrumpfenden Gewinnspannen zu kämpfen. Im Rest der Welt liegt der Ölpreis dagegen deutlich höher als vor dem Ukraine-Krieg. Neben dem Öl aus dem Seehandel erhält China pro Tag rund 800.000 Barrel Pipeline-Öl aus Russland. Zusammengenommen werden die Ölimporte aus Russland im Mai gut 15 Prozent der chinesischen Gesamtnachfrage entsprechen.
Nach Reuters-Recherchen werden chinesische Staatsunternehmen im Mai gut zwei Drittel der russischen Exportmischung ESPO (Eastern Siberia-Pacific Ocean Oil Pipeline) kaufen. Vor dem Einmarsch in die Ukraine lag der chinesische Anteil demnach bei nur einem Drittel. Russland exportierte im Mai rund 24 Millionen Barrel, sechs Prozent mehr als im April.
China erwäge zudem, seine staatliche Öl-Reserve mit russischem Öl aufzufüllen, berichtet Bloomberg. Dazu befinde sich Peking in Gesprächen mit der russischen Seite, so Bloomberg unter Berufung auf anonyme Quellen. Es gebe jedoch keine Garantie, dass dabei eine Vereinbarung zustande komme.
Die Lage bleibt unübersichtlich. In den letzten Wochen hatte es umgekehrt auch Berichte gegeben, dass sich chinesische Händler beim Kauf von russischen Energie-Rohstoffen zurückhalten. Sie fürchten, selbst von Sanktionen getroffen zu werden. nib
Aufgrund hoher Rohstoffpreise und der Einhaltung der Klimaziele haben zwei Provinzen die Strompreise für Industriebetriebe erhöht. In Jiangsu sind 30 Unternehmen betroffen, die ihre Energie-Effizienz-Ziele nicht erreicht oder altes Equipment benutzt haben. Sie müssen bald sieben Cent pro Kilowattstunde mehr zahlen. In Zhejiang sollen 600 Unternehmen aus Energie-intensiven Branchen wie Zement, Metalle und Glas umgerechnet circa 2,5 Cent pro Kilowattstunde mehr bezahlen. Die Erhöhung ist laut Bloomberg erforderlich, um die steigenden Kosten der Gas-Kraftwerke der Provinz zu decken.
Durch den Anstieg der Energiepreise auf dem Weltmarkt könnten Kraftwerke in China in naher Zukunft wieder in finanzielle Notlage geraten. Schon im letzten Jahr konnten viele Kohlekraftwerke nicht mehr profitabel wirtschaften. Der Preis für Kohle war zu hoch und da die Strompreise staatlich festgelegt waren, hatten die Kraftwerke Verluste eingefahren. Es kam zu einer Stromkrise, die Monate anhielt. Danach wurde der staatliche Strompreis angepasst, sodass die Provinzen ihn in gewissem Rahmen erhöhen dürfen.
Um die Klimaziele des Landes erreichen zu können, wurden einige Preisobergrenzen komplett aufgehoben. Die größten Klima-Verschmutzer könnten in naher Zukunft mit starken Preisanstiegen zu rechnen haben. Ob weitere Provinzen den Beispielen folgen werden, ist derzeit noch nicht absehbar. Nach der Stromkrise des letzten Jahres hat China die einheimische Kohleförderung ausgeweitet und die Kraftwerke aufgerufen, die Lager frühzeitig zu füllen. Aufgrund von Umweltregulierungen und Minenunglücken ist es jedoch unwahrscheinlich, dass China die selbstgesteckten Ziele zur Ausweitung der Kohleproduktion erreicht. nib