China wird eingekreist. So zumindest muss es sich aus Sicht Pekings anfühlen. Erst haben die USA, Großbritannien und Australien einen Sicherheitspakt geschlossen, der sich gegen China richtet. Ausgerechnet am selben Tag legt die EU dann endlich ihre Indo-Pazifik-Strategie vor. Zudem hat Japans Marine noch ein groß angelegtes Manöver vor der chinesischen Küste begonnen. Es wirkte fast, als hätten die Akteure sich abgestimmt. Aber so viel Kommunikation zwischen großen Staaten wäre in der heutigen Zeit bereits zu viel verlangt. Die zeitliche Nähe war ein Zufall.
Wer aber von der Seeseite so eindeutig eingegrenzt wird, weicht in die andere Richtung aus. Kein Wunder, dass China neue Bündnispartner entlang der Seidenstraße in Zentralasien sucht. Kein Wunder auch, dass das Außenministerium in Peking gestern verschnupft auf die erstaunlich parallel laufenden Initiativen reagiert hat, wie Amelie Richter berichtet. Die immer offiziellere Einkreisung im Pazifik nützt auf jeden Fall nicht der Öffnung des Landes.
Umgekehrt tut China derzeit allerdings seinerseits auch alles, um Besucher und Expats abzuschrecken. Westliche Impfungen werden nicht für Ausnahmeregeln zugelassen; die Quarantäne ist besonders lang; die Hürden für Besuche bei der Familie in Deutschland sind höher denn je. Zudem nerven der neue Nationalismus und das ungünstigere Steuerrecht. Marcel Grzanna hat sich angesehen, wie das auf die deutsche Gemeinschaft wirkt. Die Eingewöhnung fällt derzeit noch schwerer als sonst, die Sorgen sind größer. Wir geben Tipps, wie man mit der Situation umgehen sollte.
Johnny Erling hat sich in dieser Woche freigenommen. Statt seiner Kolumne erscheint heute ein Portrait des Science-Fiction-Autors Chen Qiufan, der vor allem ökologische Themen aufgreift. Der Bestsellerautor hat vermutlich mehr dazu beigetragen, den Ernst der Naturzerstörung in der breiten Bevölkerung zu verdeutlichen als alle Studien der Vereinten Nationen. In seinem neuen Projekt widmet Chen sich nun den Gefahren der Künstlichen Intelligenz.
So hatte sich das Brüssel wahrscheinlich nicht vorgestellt. Kurz vor der Präsentation der lange angekündigten Indo-Pazifik-Strategie der Europäischen Union überraschen Australien, die USA und Großbritannien die Europäer mit einem eigenen Sicherheitspakt, der ebenfalls für die pazifische Region gilt. Die Teilnahme Australiens ist dabei besonders schmerzhaft. Schließlich sollte der ozeanische Kontinent ein wichtiger Partner des Vorhabens der EU sein – und wäre sogar der flächenmäßig größte davon gewesen.
Statt also gemeinsam auf die zunehmenden Machtdemonstrationen Chinas zu reagieren, laufen plötzlich konkurrierende Initiativen. Die Motivation Australiens war vermutlich ein Lockangebot der USA: Es lässt sich beim Bau atombetriebener U-Boote helfen. Das wiederum kam in Europa besonders schlecht an. Rüstungs-Schwergewicht Frankreich, dem deshalb nun ein U-Boot-Deal in Milliarden-Höhe mit Canberra aufgekündigt wurde, fühlt sich vor den Kopf gestoßen.
Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian zeigte sich dementsprechend brüskiert: “Das ist ein Vertrauensbruch, und ich bin extrem zornig.” Er hielt US-Präsident Biden vor, sich wie dessen Vorgänger Donald Trump verhalten zu haben. “Diese brutale, einseitige und unberechenbare Entscheidung erinnert mich in vielem an das, was Herr Trump getan hat”, sagte Le Drian dem Radiosender Franceinfo.
Auch in Richtung Brüssel gab es vorab keine Ankündigung über die Dreierallianz “Aukus” zwischen den USA, Großbritannien und Australien. Die EU, die mit ihrer neuen Strategie mehr Gewicht als geopolitischer Akteur im Indo-Pazifik beweisen wollte, wurde schlichtweg außen vorgelassen. “Wir wurden nicht konsultiert”, sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Donnerstag bei der Vorstellung des Papiers.
Borrell geht davon aus, dass ein Abkommen in dieser Größenordnung nicht erst über Nacht ausgearbeitet wurde. Der EU-Chefdiplomat kann der Sache jedoch einen positiven Spin abgewinnen: Aukus zeige die Wichtigkeit der Region und damit auch für die Strategie der EU für den Indo-Pazifik-Raum.
EU-Ratspräsident Charles Michel betonte ebenfalls, eine eigene Strategie des Blocks für die Region sei “mehr denn je notwendig”, das unterstreiche der anglofone Aukus-Pakt. Die Strategie werde auch beim Europäischen Rat im Oktober besprochen, kündigte Michel an.
Die Europäische Kommission und der Europäische Auswärtige Dienst (EEAS) hatten nach einem ersten Plan im April sieben Bereiche festgelegt, in welchen die EU ihren Einfluss im Indo-Pazifik erhöhen möchte:
Die EU will alles dafür tun, um die Schifffahrtsverbindung durch das Südchinesische Meer militärisch zu sichern. Dazu will die EU laut Strategie-Papier nun eine höhere Marinepräsenz mit Kriegsschiffen zeigen und “mehr gemeinsame Militärübungen” mit ihren Partnern durchführen. Auch zunehmende Hafenanläufe in der Region sind geplant, “um Piraterie zu bekämpfen und die Freiheit der Schifffahrt zu schützen”.
Die Europäer sind bereits mit zwei Einsätzen im Bereich des Indischen Ozeans unterwegs: Mit der Anti-Piraterie-Mission Atalanta vor der somalischen Küste und mit einer Ausbildungsmission in Mosambik. An Atalanta beteiligen sich asiatische Partnerländer wie Japan, Pakistan und Indien.
Was Peking zudem missfallen wird: Taiwan wird als indopazifischer Partner genannt, mit welchem Handels- und Investitionsabkommen angestrebt werden sollen. Die Forderung ist bisher vor allem aus dem Europaparlament gekommen – praktisch hat die EU-Kommission dafür aber noch keine Hebel in Bewegung gesetzt. Das EU-Parlament wiederholte in einer am Donnerstag angenommenen Entschließung zur Neuausrichtung der China-Politik dieses Anliegen. Das erhöht nun auch den Druck auf die EU-Kommission, konkrete Schritte zu unternehmen. Für ein verstärktes Engagement im Indo-Pazifik sprachen sich auch die EU-Abgeordneten in der Resolution aus (China.Table berichtete).
Die Strategie umfasst außerdem den Abschluss der Handelsverhandlungen mit Australien, Indonesien und Neuseeland sowie eine Wiederaufnahme von Verhandlungen mit Indien. Zudem soll es zum Beispiel grüne Allianzen und Partnerschaften zur Bekämpfung des Klimawandels und der Umweltzerstörung geben.
Mit Japan, Südkorea und Singapur soll pilotmässig digitale Kooperationen basierend auf vorhandenen Abkommen aufgebaut werden. In diesem Rahmen sollen dann beispielsweise Standards für den Einsatz von künstlicher Intelligenz “im Einklang mit demokratischen Grundsätzen und Grundrechten” entwickelt werden. Weitere der Partnerschaften mit Staaten in der Region könnten folgen, heißt es weiter in dem Strategie-Papier.
Der EU-Außenbeauftragte Borrell erklärte, dass die Strategie nicht als Konfrontation mit China verstanden werden sollte. Es gehe um Kooperation mit gleichgesinnten Staaten, wiederholte der Spanier.
Der angelsächsisch geprägte Dreier-Sicherheitspakt Aukus kam am Donnerstag dann als regelrechter Schock für die Europäer. Canberra werde beim Bau von zunächst acht atombetriebenen U-Booten unterstützt, gab der australische Premierminister Scott Morrison bei einer Videokonferenz mit US-Präsident Joe Biden und dem britischen Premier Boris Johnson bekannt. “Wir haben die Absicht, diese U-Boote in Adelaide in Australien in enger Kooperation mit den USA und Großbritannien zu bauen”, kündigte Morrison an. Die U-Boote sollen zwar atomar betrieben sein, aber keine Atomwaffen transportieren. Nach Angaben Morrisons soll in den kommenden 18 Monaten geprüft werden, wie das Vorhaben umgesetzt werden kann.
Die drei Staats- und Regierungschefs erwähnten China bei der Ankündigung ihres Deals ebenfalls nicht explizit. Sie verwiesen jedoch auf regionale Sicherheitsbedenken. “Bei dieser Initiative geht es darum, sicherzustellen, dass jeder von uns über moderne Ressourcen verfügt – die modernsten Ressourcen, die wir brauchen – um auf die sich schnell entwickelnden Bedrohungen zu reagieren und uns zu verteidigen”, sagte US-Präsident Biden. Morrison sagte, das neue Dreierbündnis solle helfen, die “Herausforderungen” in der “zunehmend komplexen” indo-pazifischen Region anzugehen. Australien werde von den USA auch neue Marschflugkörper vom Typ Tomahawk erhalten.
Wenige Stunden nach der Bekanntgabe kündigte Canberra den rund 40 Milliarden Dollar umfassenden Auftrag zum Bau einer neuen U-Boot-Flotte mit dem französischen Reedereikonzern Naval Group auf. Er galt als einer der lukrativsten Verteidigungsdeals weltweit. EU-Chefdiplomat Borrell erklärte, er könne die Enttäuschung der Franzosen verstehen – das Vertrauen in die USA oder Australien dürfen deshalb aber nicht generell infrage gestellt werden.
Chinas Botschaft in Washington verurteilte das Abkommen der drei Staaten. Diese sollten “keinen ausgrenzenden Block bilden, der auf die Interessen Dritter abzielt oder ihnen schadet”, sagte Botschaftssprecher Liu Pengyu der Nachrichtenagentur Reuters. “Insbesondere sollten sie ihre Mentalität des Kalten Krieges und ideologische Vorurteile ablegen.” Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Zhao Lijian, sagte, Aukus untergrabe “den regionalen Frieden und die Stabilität ernsthaft und fördere das Wettrüsten”.
Analysten und Analystinnen in Brüssel sahen in dem Dreier-Vorstoß dagegen nicht generell eine Untergrabung der EU-Strategie: “Es geht um mehr als einen Deal über U-Boote. Die eigentliche Frage ist, ob ein US-geführter Pushback im Bereich der Sicherheit gegen China im Indo-Pazifik-Raum im strategischen Interesse Europas ist – oder nicht”, sagte die Direktorin des Asia-Programms am Thinktank ECFR, Janka Oertel. Falls ja, könnte Aukus ein wertvoller Bestandteil der EU-Strategie sein und durch Europas Indo-Pazifik-Vorstoß ergänzt werden, so Oertel. “Wenn nicht, dann wird Europa eigene Antworten finden müssen, um regionale Partner glaubwürdig zu unterstützen – und zwar schnell.” Die Europäer seien bisher nicht sehr konsequent darin gewesen, mehr als nur rhetorische Solidarität mit Ländern zu zeigen, die von Peking unter Druck gesetzt würden.
Es gibt jedoch auch andere Meinungen: Dass Australien sich den USA und Großbritannien zugewandt habe, sei ein “Realitätscheck der geopolitischen Ambitionen der EU”, sagte ein EU-Diplomat gegenüber Politico. Die EU und ihre Mitgliedsländer schienen offenbar keine “glaubwürdigen Sicherheitspartner” für die USA und Australien zu sein. “Wir sollten nicht zu viel von der Indo-Pazifik-Strategie halten: Die EU ist kein Akteur im Pazifik-Raum.”
Japans Außenministerium begrüßte indes in einer Mitteilung die Vorstellung der EU-Strategie. Diese stimme mit Japans Ansichten und Bemühungen für einen “freien und offenen Indopazifik” überein, so der japanische Außenminister Toshimitsu Motegi. Das Land führt seit Mittwoch seine umfassendste Militärübung seit 30 Jahren durch. Die Logistik-Übung mit rund 100.000 Soldaten, 20.000 Bodenfahrzeuge und 120 Flugzeugen soll auch ein Zeichen an China senden.
Das Auswärtige Amt hatte seine Bilanz zu einem Jahr Indo-Pazifik-Leitlinien bereits zu Beginn der Woche veröffentlicht und die EU-Strategie gelobt. Als Erfolg führte das Ministerium unter anderem den Einsatz der Fregatte “Bayern” an. Dieser war am Mittwoch von chinesischer Seite offiziell das Einlaufen in Shanghai untersagt worden. Das Schiff bekam deshalb nun eine neue Route und einen neuen Stopp: Die Bayern wird zum Tanken anhalten – in Darwin. Damit bekommt die Fregatte nach Perth einen zweiten Anlaufpunkt in Australien.
Der Start in ihr neues Leben hat für einige China-Neulinge in den vergangenen Monaten denkbar frustrierend begonnen. Die zweiwöchige Corona-Quarantäne nach Ankunft in der Volksrepublik war zwar für niemanden eine Überraschung. Aber die Bedingungen der Zwangsisolation erinnerten in manchen Fällen eher an eine Erziehungsanstalt. Wer Pech hatte, hockte 14 Tage in einem kleinen Zimmer ohne Fenster und bekam dreimal täglich schlechtes Essen serviert.
Solche Umstände erschweren es, den Optimismus nicht zu verlieren, wenn man gerade erst anfängt, sich mit Land und Leuten zu arrangieren. “Seit Ausbruch der Corona-Pandemie sind die Bedingungen für Ausländer, die neu nach China kommen, nicht leichter geworden. Es ist ein schwieriger Start“, sagt Michaela Kobiolka, seit 14 Jahren in Peking zu Hause und so etwas wie eine erste Anlaufstelle für diejenigen, die nicht wissen, was sie in China erwartet.
Kobiolka ist eine von drei Frauen, die die sogenannte Patengruppe leiten, ein soziales Netzwerk für die deutschsprachige Gemeinschaft in Peking. Die Patengruppe will Neuankömmlinge auffangen und zugleich Treffpunkt für Alteingesessene sein. Sie organisiert formelle Veranstaltungen und ungezwungene Get-togethers, Wanderungen über die Große Mauer, Kochkurse oder Radtouren durch Pekings Altstadt.
Die Patengruppe ist daher auch ein Hilfsangebot an alle, die fürchten, in der Fremde einzugehen. “Wir bieten mitgereisten Partnerinnen oder Partnern, die Orientierung suchen, eine Stütze, um sich emotional schnellstmöglich in China zurechtzufinden und ein neues soziales Netz zu schaffen”, sagt Kobiolka. Gerade nach den Sommerferien senden viele deutsche Unternehmen neues Personal aus der Zentrale in die Volksrepublik.
Den Firmen ist es wichtig, dass die Familien ihrer Mitarbeiter schnell Anschluss finden, damit die Geschäftsleitung mit einer festen Dauer der Abstellung ins Ausland planen kann. Doch sie wollen auch nicht, dass interne Personalentscheidungen an zeternden Familienangehörigen scheitern. Kobiolka sagt, sie spüre, dass viele Mitgereiste schnell eine Vertrauensbasis zu ihr aufbauten. “weil ich für sie eine neutrale Person bin und eben nicht eine Stimme aus der Firma des Partners.”
Manche Familien gehen für drei Jahre nach China, manche für fünf. Andere bleiben Jahrzehnte, so wie Michaela Kobiolka. Kaum jemand hat so viele Familien in Peking willkommen geheißen und auch wieder verabschiedet wie die 47-Jährige. Etwa 1200 Familien sind aktuell im Verteiler der Patengruppe, einige Hundert stellen aktive Mitglieder, die regelmäßig die Veranstaltungsangebote nutzen. Und trotz des Aufwinds, den moderne Gesellschaftsbilder in Deutschland zurzeit erfahren, sind es am Ende schätzungsweise doch 95 Prozent Frauen, mit denen Kobiolka zu tun hat. Frauen, die ihre Ehemänner begleiten bei deren großen beruflichen Abenteuern. Männer, die ihre Frauen begleiten, bilden eine kleine Minderheit, ebenso Partner:innen gleichgeschlechtlicher Paare.
Die Corona-Pandemie hat die Ängste und Sorgen neu definiert, die Familien aus Deutschland mit in die Volksrepublik bringen. “Was mache ich im Notfall?”, wollen Neuankömmlinge häufig zuerst wissen. Denn während ein Rückflug in die Heimat vor zwei Jahren noch völlig problemlos und auch kurzfristig zu buchen war, hat sich das Angebot der Fluggesellschaften heute stark reduziert.
Bis zu den Olympischen Winterspielen in fünf Monaten wird sich daran nichts ändern, munkelt man in der deutschen Community. “Bei Eltern kommt verstärkt die Sorge um die Kinder hinzu, dass die keinen sozialen Anschluss finden”, sagt Kobiolka. Hier leistet die Patengruppe Aufklärungsarbeit und gibt Tipps, wo Kinder ihren Lieblingssport treiben können oder welche Familien die gleichen Interessen teilen. Doch es sei wichtig, dass die Neuankömmlinge in der Lage sind, selbst auf andere Menschen zuzugehen, notfalls mit einem Sprung über den eigenen Schatten.
Experten bestätigen die Beobachtungen der Organisation. “Das ist die Krux für alle, die sich im Ausland wohl fühlen wollen”, sagt der Psychologe und Verhaltenstherapeut Martin Daume, der Menschen durch Coaching dabei hilft, sich in ungewohnten oder unangenehmen Situationen besser zurechtzufinden. “Doch ein Gespräch zu suchen mit Fremden ist nicht Jedermanns Sache”, sagt Daume.
In der Persönlichkeitspsychologie definiere das Fünf-Faktoren-Modell die Hauptdimensionen menschlicher Verhaltensstile. Offenheit und Extraversion, als Neigung zur Geselligkeit, helfen dabei, Kontakte zu knüpfen. Schwach ausgeprägte Selbstsicherheit (Neurotizismus) ist dagegen hinderlich.
Die Herausforderung für alle bleibt dennoch dieselbe. “Jeder, der einen solchen Schritt ins Ausland geht, muss, um erfolgreich und zufrieden zu sein, die gewohnten Strukturen aufweichen, um Veränderungen zuzulassen”, sagt Daume. Gelingen könne dies, indem man sich die Wirksamkeit des eigenen Handelns bewusst macht. “Wenn ich daran glaube, dass ich auch in der Ferne effizient sein werde, dann habe ich bereits begonnen, meine Strukturen aufzuweichen.”
Das Prinzip gilt praktisch überall. Doch natürlich ist es ein Unterschied, ob man von Hamburg nach München zieht oder von Hamburg nach China. Der Supermarkt sieht in München genauso aus wie in Hamburg und das Personal spricht dort die gleiche Sprache. In der Volksrepublik dagegen drohen schon bei alltäglichen Begegnungen Missverständnisse. Die Angst vor solchen Situationen kann lähmend wirken.
Michaela Kobiolka erinnert sich an ihr eigenes Tief, einige Monate nach der Ankunft in Peking. Damals brach sie in Tränen aus bei dem Gedanken, dass die Altweiberfastnacht in ihrer rheinischen Heimat ohne sie stattfinden würde. “Da hat mich aus heiterem Himmel das Heimweh erwischt”, sagt sie. Ihr frühzeitiges Engagement in der Patengruppe und das eigene soziale Netzwerk, abseits der Berufstätigkeit ihres Mannes, halfen ihr dabei, das emotionale Tief zu überwinden. Heute sagt die gelernte Bankkauffrau: “Was ich hier in Peking mache, erfüllt mich viel mehr als der Job in der Bank.“
Um Mitgereisten ähnliche Erfahrungen zu ermöglichen, stellen einige Unternehmen Ausbildungsbudgets für die Partnerinnen und Partner zur Verfügung. Die Außenhandelskammer vermittelt beispielsweise Ausbildungen in Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM). Die Patengruppe wiederum kann eine Ausbildung zum Persönlichkeitstrainer vermitteln. Beliebt sind auch Chinesisch-Intensivkurse, um binnen einem oder zwei Jahren eine solide Basis für die Kommunikation mit den Gastgebern in der Landessprache zu erlernen.
Den deutschen Firmen kann es nur recht sein, wenn es viele solcher Angebote vor Ort gibt. Denn die Entwicklung der vergangenen Jahre macht es nicht leichter, Familien zu finden, die einen Teil ihres Lebens in China verbringen wollen. Der wachsende Nationalismus kann abstoßend wirken, neue bürokratische Hürden und komplizierte Besteuerung nerven, und die eigene Sicherheit ist heute anscheinend weniger gewährleistet als vor zehn Jahren. Viele Ausländer im Land beunruhigen die Haftstrafen gegen zwei kanadische Staatsbürger wegen angeblicher Spionage (China.Table berichtete). Die Urteile werden im Westen als politisch motiviert bewertet. Es kann also theoretisch jeden treffen, lautet die Sorge.
Die Zahl der Ausländer insgesamt geht in China jedenfalls zurück. Jörg Wuttke, Präsident der Europäischen Handelskammer, hatte im Gespräch mit China.Table geschätzt, dass seit 2019 in manchen Bereichen bereits die Hälfte der Expats das Land verlassen haben. Natürlich sind kurzfristig gesehen die Pandemie und Chinas radikale Abwehrmaßnahmen Hauptauslöser des Trends, doch die anderen Aspekte tragen ebenfalls ihren Teil dazu bei. In Peking leben inzwischen nur noch rund 62.000 Ausländer, ein paar Tausende davon sind Deutsche.
Die Chancen stehen also nicht so schlecht, dass Mitreisende zumindest die ein oder andere Person kennenlernen, der sie sich anvertrauen können und damit größere Selbstsicherheit gewinnen, zumal die Patengruppe diese Verbindungen herstellt. Kobiolka arbeitet auch in internationalen Netzwerken in Peking und hat den unmittelbaren Vergleich zu anderen Nationalitäten oder Sprachräumen und deren Angebot für die Partnerinnen und Partner der Expats. Deutschland schneidet hier vergleichsweise gut ab. “Die Deutschen fallen vergleichsweise weich”, sagt sie.
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Der weltgrößte Chemiekonzern BASF und CATL, Batterie-Weltmarktführer, sind eine Partnerschaft bei der Entwicklung und Lieferung von Materialien für moderne Akkus eingegangen. Ziel ist auch der Klimaschutz: Die beiden Unternehmen haben einen Rahmenvertrag unterzeichnet, um ihre Ziele bei der Emissionsneutralität schneller zu erreichen. Bei der Zusammenarbeit geht es um die Lieferung von Materialien für die Kathode, also einem Teil im Inneren der Batterie, der je nach Stromfluss Elektronen aufnimmt oder abgibt. BASF als wichtiger Chemie-Zulieferer für die Autoindustrie besitzt auch eine starke Position im Markt für Kathodenmaterialien. Ein weiteres Gebiet der Kooperation ist das Recycling ausgedienter Batterien, das künftig stark an Bedeutung gewinnen wird (China.Table berichtete).
CATL wiederum baut derzeit in Erfurt ein Batteriewerk (China.Table berichtete). Das chinesische Unternehmen will für seine Kunden vor Ort eine lokale Lieferkette aufbauen. CATL befindet sich insgesamt auf Expansionskurs. In der Stadt Yichun investiert das Unternehmen derzeit 13,5 Milliarden Yuan (1,7 Milliarden Euro) in ein neues Werk. In China sind sogar 20 neue Fabriken geplant. Erfurt nimmt hier als einziger großer Auslandsstandort eine Sonderstellung ein. fin
Eine Regierungsbeteiligung der FDP oder der Grünen nach der Bundestagswahl könnte Deutschland auf einen China-kritischeren Kurs führen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Auswertung der Wahlprogramme durch das Wirtschaftsforschungsinstituts IfW Kiel, deren Ergebnisse am Freitag veröffentlicht werden. FDP und Grüne machen demnach in ihren Programmen nicht nur viel eindeutigere Aussagen zu China. Sie sind auch wesentlich kritischer als die der Union und der SPD.
Das gilt vor allem für die Haltung zum EU-China-Investitionsabkommen (CAI), die Beteiligung chinesischer Unternehmen am Aufbau der europäischen 5G-Netze oder Sanktionen wegen Menschenrechtsverletzungen.
Die Analyse haben die Ökonomen Frank Bickenbach und Wan-Hsin Liu aus dem Forschungszentrum Internationaler Handel und Investitionen des IfW durchgeführt. “Eine Regierungsbeteiligung der FDP und/oder der Grünen birgt im Vergleich zum Kurs der jetzigen Bundesregierung ein größeres Konfliktpotenzial gegenüber China”, sagt Liu. “Allerdings bleibt abzuwarten, ob Grüne und FDP nicht am Ende doch eine stärker interessens- und kompromissorientierte Politik gegenüber China mittragen würden, die mehr wirtschaftliche Vorteile verspricht.” fin
Die EU-Kommission hat ein Schlupfloch zur Umgehung von Anti-Dumping-Zöllen auf Aluminium-Haushaltsfolien aus China geschlossen. Die Strafzölle auf Alu-Folien für den Haushaltsgebrauch seien auf Importe aus Thailand ausgeweitet worden, teilte die Generaldirektionen für Handel der EU-Kommission mit. Untersuchungen hätten ergeben, dass chinesische Hersteller von Aluminiumfolien ihre Ware nach Thailand brachten, wo sie vor der Wiederausfuhr in die EU “geringfügigen Montagevorgängen” unterzogen wurden und somit nicht mehr unter die Anti-Dumping-Zölle fielen. Zuvor sei den EU-Aufsehern ein Anstieg der Einfuhren von Alu-Haushaltsfolien aus Thailand aufgefallen.
An anderer Stelle scheint die EU-Kommission Anti-Dumping-Zölle nun jedoch zu verzögern: Die Europäische Union werde im Oktober Abgaben auf chinesische Aluminium-Flachwalzprodukte erheben – nur um sie dann sofort für neun Monate auszusetzen, berichtet Reuters unter Berufung auf eine Veröffentlichung des Handelsverbands European Aluminium. Zum Hintergrund: Im April waren vorläufige Anti-Dumping-Zölle auf Aluminiumprodukte wie Bleche, -platten und -folien festgelegt worden (China.Table berichtete). Sie betragen zwischen 19,3 und 46,7 Prozent. Endgültige Anti-Dumping-Zölle sollten eigentlich ab 11. Oktober erhoben werden, dann läuft die Frist für die Festsetzung ab. Die endgültigen Zölle sollen für fünf Jahre gelten und wahrscheinlich zwischen 14 und 25 Prozent betragen.
Nach Beschwerden von zwei Verarbeitern und einem Importeur sollen die Zölle nun aber vorerst ausgesetzt werden, kritisierte European Aluminium. Die Aussetzung sei grundsätzlich ungerechtfertigt ist und widerspreche den Handels- und Klimaambitionen der Kommission, sagte der Generaldirektor des Verbands, Gerd Götz. Die EU-Kommission bestätigte gegenüber Reuters den Eingang des Antrags auf Aussetzung und erklärte, dieser müssen gemeinsam mit den EU-Mitgliedsstaaten besprochen werden. Eine endgültige Entscheidung war demnach noch nicht gefallen. ari
Peking hat Antrag auf Beitritt zu einem Wirtschaftsbund gestellt, der ursprünglich ökonomischen Druck auf China ausüben sollte. Das Comprehensive and Progressive Agreement for Trans-Pacific Partnership (CPTPP) ist Nachfolger eines Freihandelsprojekts, aus dem US-Präsident Barack Obama gerade China gezielt heraushalten wollte. Unter Donald Trump haben sich jedoch umgekehrt die USA daraus zurückgezogen. Jetzt drängt wiederum China hinein, während Amerika kein Mitglied ist.
Der chinesische Handelsminister Wang Wentao hat den Antrag laut Reuters schriftlich an den neuseeländischen Handelsminister Damien O’Connor übermittelt. Die Hürden für die Aufnahme sind beim CPTPP höher als beim Regional Comprehensive Economic Partnership-Abkommen (RCEP), einer weiteren Wirtschaftspartnerschaft, die seit 2020 zwischen den zehn ASEAN-Mitgliedsstaaten und fünf weiteren Staaten in der Region gilt. China ist hier ebenfalls beteiligt.
Das CPTPP ist seit Dezember 2018 in Kraft und verbindet insgesamt elf Pazifik-Anrainerstaaten. Darunter befinden sich neben Australien, Japan und Kanada auch mittel- und südamerikanische Länder wie Mexiko und Peru. Großbritannien ist an einem Beitritt interessiert, um die Folgen des Brexits abzumildern. Gemeinsam kommen die Mitglieder auf 13 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung. Mit China im CPTPP-Abkommen würde sich dieser Wert auf fast 28 Prozent erhöhen. niw
Die kongolesische Provinz Süd-Kivu hat sechs chinesische Unternehmen wegen illegalem Bergbau und Umweltzerstörung die Betriebserlaubnis entzogen. Chinesische Behörden haben prompt reagiert und die Unternehmen angewiesen, das Land zu verlassen. China kündigte sogar eine Bestrafung der Verantwortlichen an, berichtet die South China Morning Post (SCMP). “Wir werden chinesischen Firmen in Afrika niemals erlauben, lokale Gesetze und Regulierungen zu brechen”, schrieb Wu Peng, Generaldirektor der Abteilung für afrikanische Angelegenheiten im chinesischen Außenministerium, auf Twitter. Beobachter äußerten sich überrascht ob dieser deutlichen Worte.
Der Präsident der Demokratische Republik Kongo, Felix Tshisekedi, hat kürzlich angekündigt, die von seinem Vorgänger unterzeichneten Bergbauverträge des Landes mit chinesischen Unternehmen zu überprüfen, da sie die chinesische Seite begünstigen könnten. Dazu zählt ein Abkommen, das den Bau von Infrastruktur durch chinesische Vertragspartner als Bezahlung für Kobalt und Kupfer aus der DR Kongo vorsieht. Das Gesamtvolumen des Deals beläuft sich auf sechs Milliarden US-Dollar, berichtet die SCMP. Der Internationale Währungsfonds (IWF) habe die Überprüfung zur Bedingung für einen Kredit in Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar gemacht. nib
In der Provinz Sichuan im Westen Chinas hat es ein Erdbeben gegeben. Staatsmedien beziffern die Stärke mit 6,0 auf der chinesischen Skala zur Messung seismischer Intensität. Zahlreiche Gebäude wurden beschädigt. Bürger mussten evakuiert werden und kamen unter anderem in Zelten auf Schulhöfen unter. Am Donnerstagabend deutscher Zeit lag die bestätigte Zahl der Toten bei drei. Es wurden 88 Schwerverletzte gemeldet. Das Epizentrum lag in der Nähe des Landkreises Lu, 137 Kilometer von der Provinzhauptstadt Chengdu entfernt. fin
Chen Qiufan gilt neben Liu Cixin als bekanntester Science-Fiction-Schriftsteller Chinas. Sein Debütroman “Die Siliziuminsel”, der auf einer abfallverseuchten Insel vor der chinesischen Küste spielt, stellt unbequeme Fragen, die die moderne chinesische Gesellschaft ins Mark treffen: Wie viel Wachstum kann unsere Umwelt verkraften? Wie lange kann die Kluft zwischen der armen Landbevölkerung und den reichen Metropolen größer werden, ohne dass die Provinz-Bevölkerung mehr Anteil an den Ressourcen einfordert? “Es ist, als hätten wir einen Strick um den Hals und würden daran ziehen. Und je mehr wir daran ziehen, desto weniger Luft bekommen wir”, legt Chen einem Protagonisten seines Öko-Thrillers in den Mund. “Wenn wir aber loslassen, fallen wir in einen bodenlosen Abgrund und ertrinken.”
Um sich auf die Abfassung des Buchs vorzubereiten, ließ sich der 39-jährige Autor aus Shanghai für einige Zeit in der Stadt Guiyu nieder. Hier befand sich einst einer der weltweit größten Abladeplätze für Elektroschrott. Solche Bilder soll man bald nicht mehr mit China assoziieren, wenn es nach Staats- und Parteichef Xi Jinping geht. Die Regierung möchte Umweltschutz, Wirtschaftswachstum und soziale Stabilität in Einklang bringen (China.Table berichtete). Bis 2060 soll China klimaneutral sein. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, investiert Peking massiv in Windkraftwerke, Bioplastik, E-Mobilität, Wasserstoff und vieles mehr.
All das reiche jedoch bei weitem nicht aus, um an die Wurzel des Problems zu gelangen, meint Chen Qiufan: “Die Technologie mag ein Hilfsmittel sein, aber im Grunde dreht sich alles um unseren Lebensstil, unsere Philosophie und die Werte, an die wir glauben.” Lange habe China den amerikanischen Lebensstil nachzuahmen. Aber das gehe mit 1,4 Milliarden Menschen nun einmal nicht langfristig gut. “Für mich ist Science Fiction eine mächtige Waffe, um die Bürger aus ihren Konsumträumen aufzuwecken.”
Bevor er das Schreiben zum Beruf machte, war Chen für Technikfirmen tätig. Er hat unter anderem im Marketing für Baidu und Google China gearbeitet. Zusammen mit seinem ehemaligen Chef bei Google, der KI-Koryphäe Kai-Fu Lee, veröffentlicht Chen Qiufan Mitte September ein neues Buch namens “AI 2041: Ten Visions for Our Future”, in dem “Science” und “Fiction” sprichwörtlich miteinander verwoben werden.
Der Computerwissenschaftler und milliardenschwere Start-up-Investor Lee, der mit “AI Superpowers” vor drei Jahren einen internationalen Bestseller landete, analysiert darin den Stand der Technik, während Chen die Möglichkeiten der KI zu zehn Zukunftsvisionen weiterspinnt, die sich unter anderem um “genetisches Handlesen”, die Gefahren von Deepfake-Videos oder eine komplett kontaktlose Gesellschaft drehen. “Das Buch verkörpert unsere Hoffnung auf eine Zukunft, in der KI die Menschheit stärkt, anstatt sie auszubeuten oder zu versklaven.”
Noch sei Zeit, die “primitiven” ethischen Standards vieler Tech-Firmen zu korrigieren, glaubt Chen, der für das Buch mit Experten aus Bereichen wie der Unterhaltungsindustrie, dem Bildungswesen, der Medizin oder der Blockchain-Technologie gesprochen hat. “Wir brauchen vielfältige Perspektiven, auch aus dem geisteswissenschaftlichen Bereich, um einen Konsens über die Kriterien zur Entwicklung neuer Technologien zu finden.”
Obwohl die Geschichten in “AI 2041” in verschiedenen Ländern angesiedelt sind, hält der Schriftsteller seine Heimat China nach wie für einen der fruchtbarsten Böden für die Umsetzung positiver Zukunftsvisionen: “Die chinesische Gesellschaft basiert auf den Lehren des Konfuzius, in denen betont wird, dass der Einzelne einer festgelegten Rolle folgen und das Gegebene schätzen soll. So haben wir in 40 Jahren Dinge erreicht, die in anderen Ländern Jahrhunderte gedauert hätten”, schreibt er. Gleichzeitig sieht er eine starke Bereitschaft der Menschen, sich als eigenständige Individuen auszuleben, ihre Einzigartigkeit und Außergewöhnlichkeit zu feiern. “Und dazu gehören neben dem Kleidungsstil und neuen Freizeittrends auch immer mehr umweltfreundliche Konsumgewohnheiten.” Fabian Peltsch
Xu Siwei wird zum neuem Vorstandschef der China Aviation Supplies Holding (CASC) ernannt. Der 55-Jährige löst Jia Baojun ab. CASC ist ein staatseigener Leasing-Anbieter für Flugzeuge, der direkt bei der obersten Luftfahrtbehörde angesiedelt ist.
Jia Shirui wird Vorstandschef der Xinxing Cathay International Group. Dabei handelt es sich um einen staatlichen Logistik- und Produktionsdienstleister, der aus der Volksbefreiungsarmee ausgegliedert wurde.
Jackson Loi wird Chef der Firmenkunden-Ansprache bei Legal & General Investment Management (LGIM) in Hongkong. Es ist hier für Asien (ohne Japan) zuständig.
Am Weltraumbahnhof Wenchang auf der Insel Hainan steht eine Rakete vom Typ Langer Marsch 7 bereit. Sie soll ein unbemanntes Frachtraumschiff vom Typ Tianzhou in eine Umlaufbahn bringen, wo es an die Raumstation Tiangong andocken soll. Es handelt sich um die zweite Frachtmission zum Tiangong (“Himmelspalast”). Derweil im Weltraum: Das bemannte Raumschiff Shenzhou-12 hat sich vom Tiangong gelöst. Es ist mit drei Taikonauten an Bord auf dem Rückweg zur Erde. Sie waren 90 Tage im All. Xi Jinping selbst sagte dazu: “Chinas Weltraumfähigkeiten müssen gut verwaltet, gut genutzt und gut geschützt werden.” Der Weltraumverkehr müsse “geordnet” ablaufen. Das klingt schon fast so, als führe eine Hauptverkehrsstraße zum Himmelspalast.
China wird eingekreist. So zumindest muss es sich aus Sicht Pekings anfühlen. Erst haben die USA, Großbritannien und Australien einen Sicherheitspakt geschlossen, der sich gegen China richtet. Ausgerechnet am selben Tag legt die EU dann endlich ihre Indo-Pazifik-Strategie vor. Zudem hat Japans Marine noch ein groß angelegtes Manöver vor der chinesischen Küste begonnen. Es wirkte fast, als hätten die Akteure sich abgestimmt. Aber so viel Kommunikation zwischen großen Staaten wäre in der heutigen Zeit bereits zu viel verlangt. Die zeitliche Nähe war ein Zufall.
Wer aber von der Seeseite so eindeutig eingegrenzt wird, weicht in die andere Richtung aus. Kein Wunder, dass China neue Bündnispartner entlang der Seidenstraße in Zentralasien sucht. Kein Wunder auch, dass das Außenministerium in Peking gestern verschnupft auf die erstaunlich parallel laufenden Initiativen reagiert hat, wie Amelie Richter berichtet. Die immer offiziellere Einkreisung im Pazifik nützt auf jeden Fall nicht der Öffnung des Landes.
Umgekehrt tut China derzeit allerdings seinerseits auch alles, um Besucher und Expats abzuschrecken. Westliche Impfungen werden nicht für Ausnahmeregeln zugelassen; die Quarantäne ist besonders lang; die Hürden für Besuche bei der Familie in Deutschland sind höher denn je. Zudem nerven der neue Nationalismus und das ungünstigere Steuerrecht. Marcel Grzanna hat sich angesehen, wie das auf die deutsche Gemeinschaft wirkt. Die Eingewöhnung fällt derzeit noch schwerer als sonst, die Sorgen sind größer. Wir geben Tipps, wie man mit der Situation umgehen sollte.
Johnny Erling hat sich in dieser Woche freigenommen. Statt seiner Kolumne erscheint heute ein Portrait des Science-Fiction-Autors Chen Qiufan, der vor allem ökologische Themen aufgreift. Der Bestsellerautor hat vermutlich mehr dazu beigetragen, den Ernst der Naturzerstörung in der breiten Bevölkerung zu verdeutlichen als alle Studien der Vereinten Nationen. In seinem neuen Projekt widmet Chen sich nun den Gefahren der Künstlichen Intelligenz.
So hatte sich das Brüssel wahrscheinlich nicht vorgestellt. Kurz vor der Präsentation der lange angekündigten Indo-Pazifik-Strategie der Europäischen Union überraschen Australien, die USA und Großbritannien die Europäer mit einem eigenen Sicherheitspakt, der ebenfalls für die pazifische Region gilt. Die Teilnahme Australiens ist dabei besonders schmerzhaft. Schließlich sollte der ozeanische Kontinent ein wichtiger Partner des Vorhabens der EU sein – und wäre sogar der flächenmäßig größte davon gewesen.
Statt also gemeinsam auf die zunehmenden Machtdemonstrationen Chinas zu reagieren, laufen plötzlich konkurrierende Initiativen. Die Motivation Australiens war vermutlich ein Lockangebot der USA: Es lässt sich beim Bau atombetriebener U-Boote helfen. Das wiederum kam in Europa besonders schlecht an. Rüstungs-Schwergewicht Frankreich, dem deshalb nun ein U-Boot-Deal in Milliarden-Höhe mit Canberra aufgekündigt wurde, fühlt sich vor den Kopf gestoßen.
Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian zeigte sich dementsprechend brüskiert: “Das ist ein Vertrauensbruch, und ich bin extrem zornig.” Er hielt US-Präsident Biden vor, sich wie dessen Vorgänger Donald Trump verhalten zu haben. “Diese brutale, einseitige und unberechenbare Entscheidung erinnert mich in vielem an das, was Herr Trump getan hat”, sagte Le Drian dem Radiosender Franceinfo.
Auch in Richtung Brüssel gab es vorab keine Ankündigung über die Dreierallianz “Aukus” zwischen den USA, Großbritannien und Australien. Die EU, die mit ihrer neuen Strategie mehr Gewicht als geopolitischer Akteur im Indo-Pazifik beweisen wollte, wurde schlichtweg außen vorgelassen. “Wir wurden nicht konsultiert”, sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Donnerstag bei der Vorstellung des Papiers.
Borrell geht davon aus, dass ein Abkommen in dieser Größenordnung nicht erst über Nacht ausgearbeitet wurde. Der EU-Chefdiplomat kann der Sache jedoch einen positiven Spin abgewinnen: Aukus zeige die Wichtigkeit der Region und damit auch für die Strategie der EU für den Indo-Pazifik-Raum.
EU-Ratspräsident Charles Michel betonte ebenfalls, eine eigene Strategie des Blocks für die Region sei “mehr denn je notwendig”, das unterstreiche der anglofone Aukus-Pakt. Die Strategie werde auch beim Europäischen Rat im Oktober besprochen, kündigte Michel an.
Die Europäische Kommission und der Europäische Auswärtige Dienst (EEAS) hatten nach einem ersten Plan im April sieben Bereiche festgelegt, in welchen die EU ihren Einfluss im Indo-Pazifik erhöhen möchte:
Die EU will alles dafür tun, um die Schifffahrtsverbindung durch das Südchinesische Meer militärisch zu sichern. Dazu will die EU laut Strategie-Papier nun eine höhere Marinepräsenz mit Kriegsschiffen zeigen und “mehr gemeinsame Militärübungen” mit ihren Partnern durchführen. Auch zunehmende Hafenanläufe in der Region sind geplant, “um Piraterie zu bekämpfen und die Freiheit der Schifffahrt zu schützen”.
Die Europäer sind bereits mit zwei Einsätzen im Bereich des Indischen Ozeans unterwegs: Mit der Anti-Piraterie-Mission Atalanta vor der somalischen Küste und mit einer Ausbildungsmission in Mosambik. An Atalanta beteiligen sich asiatische Partnerländer wie Japan, Pakistan und Indien.
Was Peking zudem missfallen wird: Taiwan wird als indopazifischer Partner genannt, mit welchem Handels- und Investitionsabkommen angestrebt werden sollen. Die Forderung ist bisher vor allem aus dem Europaparlament gekommen – praktisch hat die EU-Kommission dafür aber noch keine Hebel in Bewegung gesetzt. Das EU-Parlament wiederholte in einer am Donnerstag angenommenen Entschließung zur Neuausrichtung der China-Politik dieses Anliegen. Das erhöht nun auch den Druck auf die EU-Kommission, konkrete Schritte zu unternehmen. Für ein verstärktes Engagement im Indo-Pazifik sprachen sich auch die EU-Abgeordneten in der Resolution aus (China.Table berichtete).
Die Strategie umfasst außerdem den Abschluss der Handelsverhandlungen mit Australien, Indonesien und Neuseeland sowie eine Wiederaufnahme von Verhandlungen mit Indien. Zudem soll es zum Beispiel grüne Allianzen und Partnerschaften zur Bekämpfung des Klimawandels und der Umweltzerstörung geben.
Mit Japan, Südkorea und Singapur soll pilotmässig digitale Kooperationen basierend auf vorhandenen Abkommen aufgebaut werden. In diesem Rahmen sollen dann beispielsweise Standards für den Einsatz von künstlicher Intelligenz “im Einklang mit demokratischen Grundsätzen und Grundrechten” entwickelt werden. Weitere der Partnerschaften mit Staaten in der Region könnten folgen, heißt es weiter in dem Strategie-Papier.
Der EU-Außenbeauftragte Borrell erklärte, dass die Strategie nicht als Konfrontation mit China verstanden werden sollte. Es gehe um Kooperation mit gleichgesinnten Staaten, wiederholte der Spanier.
Der angelsächsisch geprägte Dreier-Sicherheitspakt Aukus kam am Donnerstag dann als regelrechter Schock für die Europäer. Canberra werde beim Bau von zunächst acht atombetriebenen U-Booten unterstützt, gab der australische Premierminister Scott Morrison bei einer Videokonferenz mit US-Präsident Joe Biden und dem britischen Premier Boris Johnson bekannt. “Wir haben die Absicht, diese U-Boote in Adelaide in Australien in enger Kooperation mit den USA und Großbritannien zu bauen”, kündigte Morrison an. Die U-Boote sollen zwar atomar betrieben sein, aber keine Atomwaffen transportieren. Nach Angaben Morrisons soll in den kommenden 18 Monaten geprüft werden, wie das Vorhaben umgesetzt werden kann.
Die drei Staats- und Regierungschefs erwähnten China bei der Ankündigung ihres Deals ebenfalls nicht explizit. Sie verwiesen jedoch auf regionale Sicherheitsbedenken. “Bei dieser Initiative geht es darum, sicherzustellen, dass jeder von uns über moderne Ressourcen verfügt – die modernsten Ressourcen, die wir brauchen – um auf die sich schnell entwickelnden Bedrohungen zu reagieren und uns zu verteidigen”, sagte US-Präsident Biden. Morrison sagte, das neue Dreierbündnis solle helfen, die “Herausforderungen” in der “zunehmend komplexen” indo-pazifischen Region anzugehen. Australien werde von den USA auch neue Marschflugkörper vom Typ Tomahawk erhalten.
Wenige Stunden nach der Bekanntgabe kündigte Canberra den rund 40 Milliarden Dollar umfassenden Auftrag zum Bau einer neuen U-Boot-Flotte mit dem französischen Reedereikonzern Naval Group auf. Er galt als einer der lukrativsten Verteidigungsdeals weltweit. EU-Chefdiplomat Borrell erklärte, er könne die Enttäuschung der Franzosen verstehen – das Vertrauen in die USA oder Australien dürfen deshalb aber nicht generell infrage gestellt werden.
Chinas Botschaft in Washington verurteilte das Abkommen der drei Staaten. Diese sollten “keinen ausgrenzenden Block bilden, der auf die Interessen Dritter abzielt oder ihnen schadet”, sagte Botschaftssprecher Liu Pengyu der Nachrichtenagentur Reuters. “Insbesondere sollten sie ihre Mentalität des Kalten Krieges und ideologische Vorurteile ablegen.” Der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Zhao Lijian, sagte, Aukus untergrabe “den regionalen Frieden und die Stabilität ernsthaft und fördere das Wettrüsten”.
Analysten und Analystinnen in Brüssel sahen in dem Dreier-Vorstoß dagegen nicht generell eine Untergrabung der EU-Strategie: “Es geht um mehr als einen Deal über U-Boote. Die eigentliche Frage ist, ob ein US-geführter Pushback im Bereich der Sicherheit gegen China im Indo-Pazifik-Raum im strategischen Interesse Europas ist – oder nicht”, sagte die Direktorin des Asia-Programms am Thinktank ECFR, Janka Oertel. Falls ja, könnte Aukus ein wertvoller Bestandteil der EU-Strategie sein und durch Europas Indo-Pazifik-Vorstoß ergänzt werden, so Oertel. “Wenn nicht, dann wird Europa eigene Antworten finden müssen, um regionale Partner glaubwürdig zu unterstützen – und zwar schnell.” Die Europäer seien bisher nicht sehr konsequent darin gewesen, mehr als nur rhetorische Solidarität mit Ländern zu zeigen, die von Peking unter Druck gesetzt würden.
Es gibt jedoch auch andere Meinungen: Dass Australien sich den USA und Großbritannien zugewandt habe, sei ein “Realitätscheck der geopolitischen Ambitionen der EU”, sagte ein EU-Diplomat gegenüber Politico. Die EU und ihre Mitgliedsländer schienen offenbar keine “glaubwürdigen Sicherheitspartner” für die USA und Australien zu sein. “Wir sollten nicht zu viel von der Indo-Pazifik-Strategie halten: Die EU ist kein Akteur im Pazifik-Raum.”
Japans Außenministerium begrüßte indes in einer Mitteilung die Vorstellung der EU-Strategie. Diese stimme mit Japans Ansichten und Bemühungen für einen “freien und offenen Indopazifik” überein, so der japanische Außenminister Toshimitsu Motegi. Das Land führt seit Mittwoch seine umfassendste Militärübung seit 30 Jahren durch. Die Logistik-Übung mit rund 100.000 Soldaten, 20.000 Bodenfahrzeuge und 120 Flugzeugen soll auch ein Zeichen an China senden.
Das Auswärtige Amt hatte seine Bilanz zu einem Jahr Indo-Pazifik-Leitlinien bereits zu Beginn der Woche veröffentlicht und die EU-Strategie gelobt. Als Erfolg führte das Ministerium unter anderem den Einsatz der Fregatte “Bayern” an. Dieser war am Mittwoch von chinesischer Seite offiziell das Einlaufen in Shanghai untersagt worden. Das Schiff bekam deshalb nun eine neue Route und einen neuen Stopp: Die Bayern wird zum Tanken anhalten – in Darwin. Damit bekommt die Fregatte nach Perth einen zweiten Anlaufpunkt in Australien.
Der Start in ihr neues Leben hat für einige China-Neulinge in den vergangenen Monaten denkbar frustrierend begonnen. Die zweiwöchige Corona-Quarantäne nach Ankunft in der Volksrepublik war zwar für niemanden eine Überraschung. Aber die Bedingungen der Zwangsisolation erinnerten in manchen Fällen eher an eine Erziehungsanstalt. Wer Pech hatte, hockte 14 Tage in einem kleinen Zimmer ohne Fenster und bekam dreimal täglich schlechtes Essen serviert.
Solche Umstände erschweren es, den Optimismus nicht zu verlieren, wenn man gerade erst anfängt, sich mit Land und Leuten zu arrangieren. “Seit Ausbruch der Corona-Pandemie sind die Bedingungen für Ausländer, die neu nach China kommen, nicht leichter geworden. Es ist ein schwieriger Start“, sagt Michaela Kobiolka, seit 14 Jahren in Peking zu Hause und so etwas wie eine erste Anlaufstelle für diejenigen, die nicht wissen, was sie in China erwartet.
Kobiolka ist eine von drei Frauen, die die sogenannte Patengruppe leiten, ein soziales Netzwerk für die deutschsprachige Gemeinschaft in Peking. Die Patengruppe will Neuankömmlinge auffangen und zugleich Treffpunkt für Alteingesessene sein. Sie organisiert formelle Veranstaltungen und ungezwungene Get-togethers, Wanderungen über die Große Mauer, Kochkurse oder Radtouren durch Pekings Altstadt.
Die Patengruppe ist daher auch ein Hilfsangebot an alle, die fürchten, in der Fremde einzugehen. “Wir bieten mitgereisten Partnerinnen oder Partnern, die Orientierung suchen, eine Stütze, um sich emotional schnellstmöglich in China zurechtzufinden und ein neues soziales Netz zu schaffen”, sagt Kobiolka. Gerade nach den Sommerferien senden viele deutsche Unternehmen neues Personal aus der Zentrale in die Volksrepublik.
Den Firmen ist es wichtig, dass die Familien ihrer Mitarbeiter schnell Anschluss finden, damit die Geschäftsleitung mit einer festen Dauer der Abstellung ins Ausland planen kann. Doch sie wollen auch nicht, dass interne Personalentscheidungen an zeternden Familienangehörigen scheitern. Kobiolka sagt, sie spüre, dass viele Mitgereiste schnell eine Vertrauensbasis zu ihr aufbauten. “weil ich für sie eine neutrale Person bin und eben nicht eine Stimme aus der Firma des Partners.”
Manche Familien gehen für drei Jahre nach China, manche für fünf. Andere bleiben Jahrzehnte, so wie Michaela Kobiolka. Kaum jemand hat so viele Familien in Peking willkommen geheißen und auch wieder verabschiedet wie die 47-Jährige. Etwa 1200 Familien sind aktuell im Verteiler der Patengruppe, einige Hundert stellen aktive Mitglieder, die regelmäßig die Veranstaltungsangebote nutzen. Und trotz des Aufwinds, den moderne Gesellschaftsbilder in Deutschland zurzeit erfahren, sind es am Ende schätzungsweise doch 95 Prozent Frauen, mit denen Kobiolka zu tun hat. Frauen, die ihre Ehemänner begleiten bei deren großen beruflichen Abenteuern. Männer, die ihre Frauen begleiten, bilden eine kleine Minderheit, ebenso Partner:innen gleichgeschlechtlicher Paare.
Die Corona-Pandemie hat die Ängste und Sorgen neu definiert, die Familien aus Deutschland mit in die Volksrepublik bringen. “Was mache ich im Notfall?”, wollen Neuankömmlinge häufig zuerst wissen. Denn während ein Rückflug in die Heimat vor zwei Jahren noch völlig problemlos und auch kurzfristig zu buchen war, hat sich das Angebot der Fluggesellschaften heute stark reduziert.
Bis zu den Olympischen Winterspielen in fünf Monaten wird sich daran nichts ändern, munkelt man in der deutschen Community. “Bei Eltern kommt verstärkt die Sorge um die Kinder hinzu, dass die keinen sozialen Anschluss finden”, sagt Kobiolka. Hier leistet die Patengruppe Aufklärungsarbeit und gibt Tipps, wo Kinder ihren Lieblingssport treiben können oder welche Familien die gleichen Interessen teilen. Doch es sei wichtig, dass die Neuankömmlinge in der Lage sind, selbst auf andere Menschen zuzugehen, notfalls mit einem Sprung über den eigenen Schatten.
Experten bestätigen die Beobachtungen der Organisation. “Das ist die Krux für alle, die sich im Ausland wohl fühlen wollen”, sagt der Psychologe und Verhaltenstherapeut Martin Daume, der Menschen durch Coaching dabei hilft, sich in ungewohnten oder unangenehmen Situationen besser zurechtzufinden. “Doch ein Gespräch zu suchen mit Fremden ist nicht Jedermanns Sache”, sagt Daume.
In der Persönlichkeitspsychologie definiere das Fünf-Faktoren-Modell die Hauptdimensionen menschlicher Verhaltensstile. Offenheit und Extraversion, als Neigung zur Geselligkeit, helfen dabei, Kontakte zu knüpfen. Schwach ausgeprägte Selbstsicherheit (Neurotizismus) ist dagegen hinderlich.
Die Herausforderung für alle bleibt dennoch dieselbe. “Jeder, der einen solchen Schritt ins Ausland geht, muss, um erfolgreich und zufrieden zu sein, die gewohnten Strukturen aufweichen, um Veränderungen zuzulassen”, sagt Daume. Gelingen könne dies, indem man sich die Wirksamkeit des eigenen Handelns bewusst macht. “Wenn ich daran glaube, dass ich auch in der Ferne effizient sein werde, dann habe ich bereits begonnen, meine Strukturen aufzuweichen.”
Das Prinzip gilt praktisch überall. Doch natürlich ist es ein Unterschied, ob man von Hamburg nach München zieht oder von Hamburg nach China. Der Supermarkt sieht in München genauso aus wie in Hamburg und das Personal spricht dort die gleiche Sprache. In der Volksrepublik dagegen drohen schon bei alltäglichen Begegnungen Missverständnisse. Die Angst vor solchen Situationen kann lähmend wirken.
Michaela Kobiolka erinnert sich an ihr eigenes Tief, einige Monate nach der Ankunft in Peking. Damals brach sie in Tränen aus bei dem Gedanken, dass die Altweiberfastnacht in ihrer rheinischen Heimat ohne sie stattfinden würde. “Da hat mich aus heiterem Himmel das Heimweh erwischt”, sagt sie. Ihr frühzeitiges Engagement in der Patengruppe und das eigene soziale Netzwerk, abseits der Berufstätigkeit ihres Mannes, halfen ihr dabei, das emotionale Tief zu überwinden. Heute sagt die gelernte Bankkauffrau: “Was ich hier in Peking mache, erfüllt mich viel mehr als der Job in der Bank.“
Um Mitgereisten ähnliche Erfahrungen zu ermöglichen, stellen einige Unternehmen Ausbildungsbudgets für die Partnerinnen und Partner zur Verfügung. Die Außenhandelskammer vermittelt beispielsweise Ausbildungen in Traditioneller Chinesischer Medizin (TCM). Die Patengruppe wiederum kann eine Ausbildung zum Persönlichkeitstrainer vermitteln. Beliebt sind auch Chinesisch-Intensivkurse, um binnen einem oder zwei Jahren eine solide Basis für die Kommunikation mit den Gastgebern in der Landessprache zu erlernen.
Den deutschen Firmen kann es nur recht sein, wenn es viele solcher Angebote vor Ort gibt. Denn die Entwicklung der vergangenen Jahre macht es nicht leichter, Familien zu finden, die einen Teil ihres Lebens in China verbringen wollen. Der wachsende Nationalismus kann abstoßend wirken, neue bürokratische Hürden und komplizierte Besteuerung nerven, und die eigene Sicherheit ist heute anscheinend weniger gewährleistet als vor zehn Jahren. Viele Ausländer im Land beunruhigen die Haftstrafen gegen zwei kanadische Staatsbürger wegen angeblicher Spionage (China.Table berichtete). Die Urteile werden im Westen als politisch motiviert bewertet. Es kann also theoretisch jeden treffen, lautet die Sorge.
Die Zahl der Ausländer insgesamt geht in China jedenfalls zurück. Jörg Wuttke, Präsident der Europäischen Handelskammer, hatte im Gespräch mit China.Table geschätzt, dass seit 2019 in manchen Bereichen bereits die Hälfte der Expats das Land verlassen haben. Natürlich sind kurzfristig gesehen die Pandemie und Chinas radikale Abwehrmaßnahmen Hauptauslöser des Trends, doch die anderen Aspekte tragen ebenfalls ihren Teil dazu bei. In Peking leben inzwischen nur noch rund 62.000 Ausländer, ein paar Tausende davon sind Deutsche.
Die Chancen stehen also nicht so schlecht, dass Mitreisende zumindest die ein oder andere Person kennenlernen, der sie sich anvertrauen können und damit größere Selbstsicherheit gewinnen, zumal die Patengruppe diese Verbindungen herstellt. Kobiolka arbeitet auch in internationalen Netzwerken in Peking und hat den unmittelbaren Vergleich zu anderen Nationalitäten oder Sprachräumen und deren Angebot für die Partnerinnen und Partner der Expats. Deutschland schneidet hier vergleichsweise gut ab. “Die Deutschen fallen vergleichsweise weich”, sagt sie.
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Der weltgrößte Chemiekonzern BASF und CATL, Batterie-Weltmarktführer, sind eine Partnerschaft bei der Entwicklung und Lieferung von Materialien für moderne Akkus eingegangen. Ziel ist auch der Klimaschutz: Die beiden Unternehmen haben einen Rahmenvertrag unterzeichnet, um ihre Ziele bei der Emissionsneutralität schneller zu erreichen. Bei der Zusammenarbeit geht es um die Lieferung von Materialien für die Kathode, also einem Teil im Inneren der Batterie, der je nach Stromfluss Elektronen aufnimmt oder abgibt. BASF als wichtiger Chemie-Zulieferer für die Autoindustrie besitzt auch eine starke Position im Markt für Kathodenmaterialien. Ein weiteres Gebiet der Kooperation ist das Recycling ausgedienter Batterien, das künftig stark an Bedeutung gewinnen wird (China.Table berichtete).
CATL wiederum baut derzeit in Erfurt ein Batteriewerk (China.Table berichtete). Das chinesische Unternehmen will für seine Kunden vor Ort eine lokale Lieferkette aufbauen. CATL befindet sich insgesamt auf Expansionskurs. In der Stadt Yichun investiert das Unternehmen derzeit 13,5 Milliarden Yuan (1,7 Milliarden Euro) in ein neues Werk. In China sind sogar 20 neue Fabriken geplant. Erfurt nimmt hier als einziger großer Auslandsstandort eine Sonderstellung ein. fin
Eine Regierungsbeteiligung der FDP oder der Grünen nach der Bundestagswahl könnte Deutschland auf einen China-kritischeren Kurs führen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Auswertung der Wahlprogramme durch das Wirtschaftsforschungsinstituts IfW Kiel, deren Ergebnisse am Freitag veröffentlicht werden. FDP und Grüne machen demnach in ihren Programmen nicht nur viel eindeutigere Aussagen zu China. Sie sind auch wesentlich kritischer als die der Union und der SPD.
Das gilt vor allem für die Haltung zum EU-China-Investitionsabkommen (CAI), die Beteiligung chinesischer Unternehmen am Aufbau der europäischen 5G-Netze oder Sanktionen wegen Menschenrechtsverletzungen.
Die Analyse haben die Ökonomen Frank Bickenbach und Wan-Hsin Liu aus dem Forschungszentrum Internationaler Handel und Investitionen des IfW durchgeführt. “Eine Regierungsbeteiligung der FDP und/oder der Grünen birgt im Vergleich zum Kurs der jetzigen Bundesregierung ein größeres Konfliktpotenzial gegenüber China”, sagt Liu. “Allerdings bleibt abzuwarten, ob Grüne und FDP nicht am Ende doch eine stärker interessens- und kompromissorientierte Politik gegenüber China mittragen würden, die mehr wirtschaftliche Vorteile verspricht.” fin
Die EU-Kommission hat ein Schlupfloch zur Umgehung von Anti-Dumping-Zöllen auf Aluminium-Haushaltsfolien aus China geschlossen. Die Strafzölle auf Alu-Folien für den Haushaltsgebrauch seien auf Importe aus Thailand ausgeweitet worden, teilte die Generaldirektionen für Handel der EU-Kommission mit. Untersuchungen hätten ergeben, dass chinesische Hersteller von Aluminiumfolien ihre Ware nach Thailand brachten, wo sie vor der Wiederausfuhr in die EU “geringfügigen Montagevorgängen” unterzogen wurden und somit nicht mehr unter die Anti-Dumping-Zölle fielen. Zuvor sei den EU-Aufsehern ein Anstieg der Einfuhren von Alu-Haushaltsfolien aus Thailand aufgefallen.
An anderer Stelle scheint die EU-Kommission Anti-Dumping-Zölle nun jedoch zu verzögern: Die Europäische Union werde im Oktober Abgaben auf chinesische Aluminium-Flachwalzprodukte erheben – nur um sie dann sofort für neun Monate auszusetzen, berichtet Reuters unter Berufung auf eine Veröffentlichung des Handelsverbands European Aluminium. Zum Hintergrund: Im April waren vorläufige Anti-Dumping-Zölle auf Aluminiumprodukte wie Bleche, -platten und -folien festgelegt worden (China.Table berichtete). Sie betragen zwischen 19,3 und 46,7 Prozent. Endgültige Anti-Dumping-Zölle sollten eigentlich ab 11. Oktober erhoben werden, dann läuft die Frist für die Festsetzung ab. Die endgültigen Zölle sollen für fünf Jahre gelten und wahrscheinlich zwischen 14 und 25 Prozent betragen.
Nach Beschwerden von zwei Verarbeitern und einem Importeur sollen die Zölle nun aber vorerst ausgesetzt werden, kritisierte European Aluminium. Die Aussetzung sei grundsätzlich ungerechtfertigt ist und widerspreche den Handels- und Klimaambitionen der Kommission, sagte der Generaldirektor des Verbands, Gerd Götz. Die EU-Kommission bestätigte gegenüber Reuters den Eingang des Antrags auf Aussetzung und erklärte, dieser müssen gemeinsam mit den EU-Mitgliedsstaaten besprochen werden. Eine endgültige Entscheidung war demnach noch nicht gefallen. ari
Peking hat Antrag auf Beitritt zu einem Wirtschaftsbund gestellt, der ursprünglich ökonomischen Druck auf China ausüben sollte. Das Comprehensive and Progressive Agreement for Trans-Pacific Partnership (CPTPP) ist Nachfolger eines Freihandelsprojekts, aus dem US-Präsident Barack Obama gerade China gezielt heraushalten wollte. Unter Donald Trump haben sich jedoch umgekehrt die USA daraus zurückgezogen. Jetzt drängt wiederum China hinein, während Amerika kein Mitglied ist.
Der chinesische Handelsminister Wang Wentao hat den Antrag laut Reuters schriftlich an den neuseeländischen Handelsminister Damien O’Connor übermittelt. Die Hürden für die Aufnahme sind beim CPTPP höher als beim Regional Comprehensive Economic Partnership-Abkommen (RCEP), einer weiteren Wirtschaftspartnerschaft, die seit 2020 zwischen den zehn ASEAN-Mitgliedsstaaten und fünf weiteren Staaten in der Region gilt. China ist hier ebenfalls beteiligt.
Das CPTPP ist seit Dezember 2018 in Kraft und verbindet insgesamt elf Pazifik-Anrainerstaaten. Darunter befinden sich neben Australien, Japan und Kanada auch mittel- und südamerikanische Länder wie Mexiko und Peru. Großbritannien ist an einem Beitritt interessiert, um die Folgen des Brexits abzumildern. Gemeinsam kommen die Mitglieder auf 13 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung. Mit China im CPTPP-Abkommen würde sich dieser Wert auf fast 28 Prozent erhöhen. niw
Die kongolesische Provinz Süd-Kivu hat sechs chinesische Unternehmen wegen illegalem Bergbau und Umweltzerstörung die Betriebserlaubnis entzogen. Chinesische Behörden haben prompt reagiert und die Unternehmen angewiesen, das Land zu verlassen. China kündigte sogar eine Bestrafung der Verantwortlichen an, berichtet die South China Morning Post (SCMP). “Wir werden chinesischen Firmen in Afrika niemals erlauben, lokale Gesetze und Regulierungen zu brechen”, schrieb Wu Peng, Generaldirektor der Abteilung für afrikanische Angelegenheiten im chinesischen Außenministerium, auf Twitter. Beobachter äußerten sich überrascht ob dieser deutlichen Worte.
Der Präsident der Demokratische Republik Kongo, Felix Tshisekedi, hat kürzlich angekündigt, die von seinem Vorgänger unterzeichneten Bergbauverträge des Landes mit chinesischen Unternehmen zu überprüfen, da sie die chinesische Seite begünstigen könnten. Dazu zählt ein Abkommen, das den Bau von Infrastruktur durch chinesische Vertragspartner als Bezahlung für Kobalt und Kupfer aus der DR Kongo vorsieht. Das Gesamtvolumen des Deals beläuft sich auf sechs Milliarden US-Dollar, berichtet die SCMP. Der Internationale Währungsfonds (IWF) habe die Überprüfung zur Bedingung für einen Kredit in Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar gemacht. nib
In der Provinz Sichuan im Westen Chinas hat es ein Erdbeben gegeben. Staatsmedien beziffern die Stärke mit 6,0 auf der chinesischen Skala zur Messung seismischer Intensität. Zahlreiche Gebäude wurden beschädigt. Bürger mussten evakuiert werden und kamen unter anderem in Zelten auf Schulhöfen unter. Am Donnerstagabend deutscher Zeit lag die bestätigte Zahl der Toten bei drei. Es wurden 88 Schwerverletzte gemeldet. Das Epizentrum lag in der Nähe des Landkreises Lu, 137 Kilometer von der Provinzhauptstadt Chengdu entfernt. fin
Chen Qiufan gilt neben Liu Cixin als bekanntester Science-Fiction-Schriftsteller Chinas. Sein Debütroman “Die Siliziuminsel”, der auf einer abfallverseuchten Insel vor der chinesischen Küste spielt, stellt unbequeme Fragen, die die moderne chinesische Gesellschaft ins Mark treffen: Wie viel Wachstum kann unsere Umwelt verkraften? Wie lange kann die Kluft zwischen der armen Landbevölkerung und den reichen Metropolen größer werden, ohne dass die Provinz-Bevölkerung mehr Anteil an den Ressourcen einfordert? “Es ist, als hätten wir einen Strick um den Hals und würden daran ziehen. Und je mehr wir daran ziehen, desto weniger Luft bekommen wir”, legt Chen einem Protagonisten seines Öko-Thrillers in den Mund. “Wenn wir aber loslassen, fallen wir in einen bodenlosen Abgrund und ertrinken.”
Um sich auf die Abfassung des Buchs vorzubereiten, ließ sich der 39-jährige Autor aus Shanghai für einige Zeit in der Stadt Guiyu nieder. Hier befand sich einst einer der weltweit größten Abladeplätze für Elektroschrott. Solche Bilder soll man bald nicht mehr mit China assoziieren, wenn es nach Staats- und Parteichef Xi Jinping geht. Die Regierung möchte Umweltschutz, Wirtschaftswachstum und soziale Stabilität in Einklang bringen (China.Table berichtete). Bis 2060 soll China klimaneutral sein. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, investiert Peking massiv in Windkraftwerke, Bioplastik, E-Mobilität, Wasserstoff und vieles mehr.
All das reiche jedoch bei weitem nicht aus, um an die Wurzel des Problems zu gelangen, meint Chen Qiufan: “Die Technologie mag ein Hilfsmittel sein, aber im Grunde dreht sich alles um unseren Lebensstil, unsere Philosophie und die Werte, an die wir glauben.” Lange habe China den amerikanischen Lebensstil nachzuahmen. Aber das gehe mit 1,4 Milliarden Menschen nun einmal nicht langfristig gut. “Für mich ist Science Fiction eine mächtige Waffe, um die Bürger aus ihren Konsumträumen aufzuwecken.”
Bevor er das Schreiben zum Beruf machte, war Chen für Technikfirmen tätig. Er hat unter anderem im Marketing für Baidu und Google China gearbeitet. Zusammen mit seinem ehemaligen Chef bei Google, der KI-Koryphäe Kai-Fu Lee, veröffentlicht Chen Qiufan Mitte September ein neues Buch namens “AI 2041: Ten Visions for Our Future”, in dem “Science” und “Fiction” sprichwörtlich miteinander verwoben werden.
Der Computerwissenschaftler und milliardenschwere Start-up-Investor Lee, der mit “AI Superpowers” vor drei Jahren einen internationalen Bestseller landete, analysiert darin den Stand der Technik, während Chen die Möglichkeiten der KI zu zehn Zukunftsvisionen weiterspinnt, die sich unter anderem um “genetisches Handlesen”, die Gefahren von Deepfake-Videos oder eine komplett kontaktlose Gesellschaft drehen. “Das Buch verkörpert unsere Hoffnung auf eine Zukunft, in der KI die Menschheit stärkt, anstatt sie auszubeuten oder zu versklaven.”
Noch sei Zeit, die “primitiven” ethischen Standards vieler Tech-Firmen zu korrigieren, glaubt Chen, der für das Buch mit Experten aus Bereichen wie der Unterhaltungsindustrie, dem Bildungswesen, der Medizin oder der Blockchain-Technologie gesprochen hat. “Wir brauchen vielfältige Perspektiven, auch aus dem geisteswissenschaftlichen Bereich, um einen Konsens über die Kriterien zur Entwicklung neuer Technologien zu finden.”
Obwohl die Geschichten in “AI 2041” in verschiedenen Ländern angesiedelt sind, hält der Schriftsteller seine Heimat China nach wie für einen der fruchtbarsten Böden für die Umsetzung positiver Zukunftsvisionen: “Die chinesische Gesellschaft basiert auf den Lehren des Konfuzius, in denen betont wird, dass der Einzelne einer festgelegten Rolle folgen und das Gegebene schätzen soll. So haben wir in 40 Jahren Dinge erreicht, die in anderen Ländern Jahrhunderte gedauert hätten”, schreibt er. Gleichzeitig sieht er eine starke Bereitschaft der Menschen, sich als eigenständige Individuen auszuleben, ihre Einzigartigkeit und Außergewöhnlichkeit zu feiern. “Und dazu gehören neben dem Kleidungsstil und neuen Freizeittrends auch immer mehr umweltfreundliche Konsumgewohnheiten.” Fabian Peltsch
Xu Siwei wird zum neuem Vorstandschef der China Aviation Supplies Holding (CASC) ernannt. Der 55-Jährige löst Jia Baojun ab. CASC ist ein staatseigener Leasing-Anbieter für Flugzeuge, der direkt bei der obersten Luftfahrtbehörde angesiedelt ist.
Jia Shirui wird Vorstandschef der Xinxing Cathay International Group. Dabei handelt es sich um einen staatlichen Logistik- und Produktionsdienstleister, der aus der Volksbefreiungsarmee ausgegliedert wurde.
Jackson Loi wird Chef der Firmenkunden-Ansprache bei Legal & General Investment Management (LGIM) in Hongkong. Es ist hier für Asien (ohne Japan) zuständig.
Am Weltraumbahnhof Wenchang auf der Insel Hainan steht eine Rakete vom Typ Langer Marsch 7 bereit. Sie soll ein unbemanntes Frachtraumschiff vom Typ Tianzhou in eine Umlaufbahn bringen, wo es an die Raumstation Tiangong andocken soll. Es handelt sich um die zweite Frachtmission zum Tiangong (“Himmelspalast”). Derweil im Weltraum: Das bemannte Raumschiff Shenzhou-12 hat sich vom Tiangong gelöst. Es ist mit drei Taikonauten an Bord auf dem Rückweg zur Erde. Sie waren 90 Tage im All. Xi Jinping selbst sagte dazu: “Chinas Weltraumfähigkeiten müssen gut verwaltet, gut genutzt und gut geschützt werden.” Der Weltraumverkehr müsse “geordnet” ablaufen. Das klingt schon fast so, als führe eine Hauptverkehrsstraße zum Himmelspalast.