Table.Briefing: China

Foxconn baut E-Autos + Chinesische Autos in Europa

  • Foxconn sattelt auf E-Autos um
  • Fahrbericht Aiways U5
  • Indimo bringt chinesische Autos nach Deutschland
  • VW stellt Santana-Produktion ein
  • PwC-Studie: E-Auto-Boom in China
  • Evergrande beantragt Genehmigung für Autoverkauf
  • Personalien: Neuer Automotive Direktor bei Svolt Energy Technology
Liebe Leserin, lieber Leser,

weil die Produktion von Smartphones immer weniger Gewinn einbringt, will Foxconn umsatteln. Statt iPhones will der taiwanesische Elektronikkonzern zukünftig E-Autos herstellen. Frank Sieren hat sich die ersten drei Modelle und die Strategie dahinter genauer angeschaut. Und wie bei den iPhones will Foxconn auch seine Autos nicht unter eigenem Namen verkaufen. Ob im Automobilsektor eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie bei der Herstellung von iPhones gelingt? An Selbstbewusstsein mangelt es Foxconn-Präsident Young Liu jedenfalls nicht: Was Fachwissen zu Software und Computerchips angeht, sei man vielen traditionellen Autobauern schon weit voraus, so Liu. Auch unser Autor findet etliche Gründe, warum Foxconns ambitionierte E-Auto-Pläne aufgehen könnten.

Ähnlich vielversprechend: Aiways U5. Bisher fahren nur gut 1.000 Elektro-SUVs dieser chinesischen Marke auf deutschen Straßen. Doch laut Christian Domke Seidel könnte sich das bald schon ändern. Der Aiways U5 hat ein gutes Preis-Leistungsverhältnis und überzeugt schon in vielen Belangen, so das Fazit nach der Testfahrt. Wenn die Probleme beim Crashtest und die Mängel bei der Digitalisierung behoben werden, könnte der Aiways deutschen Anbietern schon bald Konkurrenz machen.

Und noch eine chinesische Autofirma ist erfolgreich in Deutschland. Trotz Corona-Pandemie sind die Verkaufszahlen des Autoimporteurs Indimos kräftig gestiegen. Es handelt sich um Autos auf europäischen Niveau gepaart mit viel chinesischen Blingbling und Lametta. Christian Domke Seidel hat jedoch einen ganz anderen Grund für den aktuellen Geschäftserfolg ausgemacht. Macht Sie das auch neugierig?

Viel Spaß beim Lesen

Ihr
Felix Lee
Bild von Felix  Lee

Analyse

E-Autos statt iPhones

Foxconn ist einer der weltweit größten Auftragsbauer und Zulieferer von Unterhaltungselektronik. Für Apple stellt der taiwanesische Konzern, der in Asien unter dem Namen Hong Hai bekannt ist, sechs von zehn Smartphones her. Weil die Gewinnmargen im Kerngeschäft jedoch kontinuierlich sinken, will sich der Konzern breiter aufstellen und in das Segment der E-Autos expandieren. Im Oktober stellte Foxconn bei einer Präsentation in Taipeh bereits seine ersten drei E-Fahrzeuge vor: eine Limousine, einen SUV und einen Bus. 

Die Limousine stammt aus einer Zusammenarbeit mit dem italienischen Designbüro Pininfarina aus Cambiano. Das sogenannte Model E, wie das Auto in Anlehnung an die Fahrzeuge von Tesla getauft wurde, soll auf eine Reichweite von 750 Kilometer kommen. Eher für den Massenmarkt gedacht ist das sogenannte Model C, ein SUV mit 700 Kilometer Reichweite, der nach dem Produktionsstart im Jahr 2023 für rund 30.000 Euro zu haben sein soll.

Der E-Bus, Model T genannt, könnte bereits 2022 auf die Straßen kommen. Laut Taiwans Vize-Regierungschef Shen Jong-chin ist ein Linienbetrieb in Kaohsiung im Süden des Landes bereits ab dem kommenden Jahr geplant. Die Reichweite des City-Busses, der auch alle Regularien der amerikanischen Transportbehörde FTA erfüllen soll, wird von Foxconn mit 400 Kilometern angegeben. Foxconn möchte die Fahrzeuge jedoch nicht unter eigenem Namen verkaufen, sondern unter dem Namen Foxtron für andere Marken aus der Automobilindustrie produzieren. 

Kooperationspartnerschaften bestehen laut eigenen Angaben des Unternehmens bereits mit dem US-Elektroautohersteller Fisker und der taiwanischen Yulon Motor Group. Auch über eine Zusammenarbeit mit Apple wird spekuliert. Der Tech-Gigant aus dem Silicon Valley ist laut Gerüchten seit längerem auf der Suche nach einem geeigneten Auftragsfertiger für sein erstes Apple-Auto (China.Table berichtete). 

Lieferketten und Vertriebsnetz stehen

Allein im vergangenen Jahr hat der 1974 gegründete Foxconn-Konzern rund zehn Milliarden Taiwan-Dollar (ca. 310 Millionen Euro) in die Entwicklung von Elektroautos gesteckt. In den kommenden zwei Jahren sollen die Investitionen noch steigen. Man habe bereits eine gute Lieferkette und ein Vertriebsnetz aufgebaut, erklärte Konzernpräsident Young Liu bei der Fahrzeugpräsentation. Was Fachwissen zu Software und Computerchips angeht, sei man vielen traditionellen Autobauern ohnehin bereits voraus, so Liu.

Um auch in anderen Bereichen aufzuholen, hatte der Konzern Anfang Oktober für umgerechnet 200 Millionen Euro eine Fabrik des US-amerikanischen E-Auto-Start-ups Lordstown Motors in Ohio übernommen, die früher zu GM gehörte. Außerdem hat Foxconn Joint Ventures mit dem chinesischen Autobauer Geely und dem europäischen Hersteller Stellantis (Chrysler, Peugeot, Citroen, Fiat) unterschrieben, um etwa In-Car- und Connected-Car-Technologien weiterzuentwickeln. 

Bereits ab dem kommenden Jahr sollen in Produktionsstätten in Thailand zwischen 150.000 und 200.000 Elektro-Autos aus dem Hause Foxtron für den südostasiatischen Markt gefertigt werden. Mit im Boot ist der thailändische Energiekonzern PTT. Auch in Europa, Indien und Lateinamerika möchte Foxconn künftig produzieren. Eine “indirekte” Zusammenarbeit mit deutschen Autoherstellern sei miteingeschlossen, erklärte Firmenchef Liu ohne dabei nähere Angaben zu machen. 

Höhere Margen

Weil die globale Autoindustrie nach wie vor an Halbleiter-Knappheit leidet, hat sich Foxconn im August eine Chipfabrik des taiwanesischen Herstellers Macronix International einverleibt. Bis 2024 soll die Fabrik Halbleiter für 30.000 Elektrofahrzeuge pro Monat liefern können. Produktionsstart ist für Ende dieses Jahres geplant. Foxconn hatte sich bereits 2016 mit dem zum japanischen Tech-Giganten Softbank gehörenden Mikroprozessor-Spezialisten ARM zusammengetan, um ein Chip-Design-Zentrum im südchinesischen Shenzhen aufzubauen. Und 2019 hatte Foxconn erfolglos versucht, eine Chip-Produktionsstätte des japanischen Fujitsu-Konzerns zu übernehmen.

In den nächsten fünf Jahren möchte Foxconn mit seinem E-Auto-Geschäft einen Umsatz von 30 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr erzielen und seine Bruttomarge von derzeit sechs Prozent auf zehn Prozent steigern. Ziel ist ein globaler Marktanteil bei Elektrofahrzeugen von zehn Prozent. Der Umsatz des Unternehmens kletterte im vergangenen Jahr nur noch geringfügig um 0,3 Prozent auf 181 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn ist bereits seit 2017 rückläufig.

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    • Autoindustrie

    Aiways U5: China hat aufgeholt

    Der neue Aiways U5

    Der wichtigste Punkt am Aiways U5 ist gar nicht mal der Preis. Zwar biegt das Elektro-SUV abzüglich der Förderungen durch Bund und Länder für unter 30.000 Euro in die heimische Garage ein, der wichtigste Punkt ist vielmehr das Preis-Leistungs-Verhältnis. Denn für diese Summe gibt es ein Auto, das mit beinahe doppelt so teuren Modellen fast schon auf Augenhöhe fährt. Der Aiways U5 steht damit für den Trend, dass in der Mobilitätsrevolution neue Konzepte aus jungen Autonationen konkurrenzfähig neben den Traditionsmarken stehen. Der Automarkt wird dadurch merklich vielfältiger.

    Aiways wurde erst im Jahr 2017 als Start-up gegründet. Den U5 gibt es seit 2019 als erstes Modell des Unternehmens. Das Start-up hat mehrere Strategien angewandt, um sich aus dem Stand unter die echten Autohersteller zu katapultieren. So hat Aiways die Hälfte der schon lange existierenden Jiangling Motors Corporation übernommen – um eine Lizenz für den Bau zu bekommen und um die Fabrik nutzen zu dürfen. China verknappt Lizenzen zum Bau von Elektroautos gezielt, um den Wildwuchs der Hersteller einzudämmen und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

    Inzwischen sind die eingekauften Fähigkeiten allerdings schon nicht mehr nötig, Aiways steht bereits auf eigenen Füßen. Das Unternehmen unterhält heute in der südostchinesischen Stadt Shangrao eine eigene Fabrik. Voll ausgebaut soll sie auf eine Kapazität von 300.000 Autos im Jahr kommen. In Hinblick auf künftige Modelleinführungen hat sich das Unternehmen eine Elektro-Plattform erdacht, bei der sich die Größe der Fahrzeuge, der Antrieb und die Batteriekapazität leicht anpassen lässt.

    Ein neues Modell pro Jahr 

    Durch diese technische Basis kann ein junges Unternehmen wie Aiways ein neues Modell pro Jahr versprechen. Schon 2022 soll der U6 kommen. Schon zu haben ist der U5. Das Elektro-SUV ist mit 4,68 Metern etwa acht Zentimeter kürzer als ein Mercedes EQC (ab 66.000 Euro) und fünf Zentimeter länger als ein Hyundai Ioniq 5 (ab 41.900 Euro). In Deutschland fahren bereits gut 1.000 Exemplare des U5 durch die Straßen.

    Größtes Handicap des U5 ist der Crashtest. Nur drei Sterne gab es vom Euro NCAP im Jahr 2019. Das bedeutet zwar, dass das Fahrzeug sicher ist, in Europa werden aber von Fahrzeugen, die sich nicht allein über den Preis oder andere Alleinstellungsmerkmale verkaufen wollen, gemeinhin fünf Sterne erwartet. Allerdings bekam der U5 den Abzug für elektronische Unzulänglichkeiten, die mittlerweile behoben seien, wie das Unternehmen versichert. So löse beispielsweise der Beifahrerairbag jetzt schneller aus. Der kommende U6 werde die Bestbewertung erhalten, verspricht der Hersteller. Wir werden ihn an diese Ankündigung messen.  

    Das Battery Pack im Aiways U5 hat eine Kapazität von 63 Kilowattstunden. Das ist mehr als im Hyundai Ioniq 5, dessen Batterie 58 Kilowattstunden aufnehmen kann. Es ist weniger als im Mercedes EQC, der auf 80 Kilowattstunden kommt. In der Praxis reicht der Akku im Alltag für rund 300 Kilometer. Der Aiways kommt mit 204 PS ziemlich genau auf die halbe Leistung des Mercedes.

    Dass der Aiways U5 ein Elektroauto ist, das in China erdacht wurde, wird mit dem ersten Probesitzen klar. Der Platz auf der Rücksitzbank ist enorm. Klar – in der Volksrepublik sitzen hier oft die Fahrzeugbesitzer, während ein Chauffeur den Rest erledigt. Darunter leidet ein wenig der Kofferraum, der mit 432 Litern allerdings deutlich mehr schluckt als der des Mercedes. 

    Digitalisierung auf Chinesisch 

    Sehr chinesisch geht es beim Bordcomputer weiter. Das Auto ist komplett digitalisiert. Fenster, Schiebedach und Kofferraum – nichts, was sich nicht über den zentralen Touchscreen steuern ließe. Wenn auch noch mit Ungenauigkeiten bei der Übersetzung. So wird das Dachfenster zwar geöffnet, wer es schließen will, muss es aber “deaktivieren”.

    Weil in China das Handy Dreh- und Angelpunkt des täglichen Lebens und der Mobilität ist, gibt es auch kein Navigationsgerät. Per App soll stattdessen das Handy mit dem System gekoppelt werden. Schließlich können Handys heute meist besser navigieren als Navigationssysteme. Bei IOS-Smartphones funktioniert das einwandfrei, bei Android hakt es.

    Grundsätzlich ist die Einbindung des Handys aber kein dummer Gedanke – gerade im Hinblick auf die Elektromobilität. Die freien Anbieter aus dem App-Store bieten meist kostenlos Lösungen an, die in vielerlei Hinsicht detaillierter, umfangreicher und aktueller sind, als die Werksanwendungen vieler Hersteller. Sie sind zum Beispiel oft besser darin, Ladestationen entlang der Strecke zu finden. 

    Der Aiways U5 kann mit der hiesigen Konkurrenz mithalten und sich als Alternative etablieren. Für eine Marke, die gerade einmal vier Jahre alt ist, ist das ein erstaunlicher Erfolg. Er zeigt, wie dynamisch das Segment ist. Der Vorsprung der großen, traditionellen Konzerne schwindet im Bereich der Elektromobilität besonders schnell. Das eröffnet Angreifern aus China trotz der etablierten Konkurrenz Chancen auf dem europäischen MarktChristian Domke Seidel

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      • Autoindustrie

      Autos mit Qualität und viel Blingbling

      Indimo hat ein Platzproblem. Der Importeur chinesischer Autos verzeichnete in den Jahren der Coronakrise 2019 und 2020 ein Umsatzwachstum von jeweils fünfzig Prozent. Und 2021 geht es genauso weiter. Die mittlerweile fünfzig Mitarbeiter (zwei davon direkt in China) haben ihr Absatzziel bereits im Oktober erfüllt. Also musste eine neue Halle her. Direkt neben der Niederlassung im thüringischen Schwallungen erwarb das Unternehmen 16.000 überdachte Quadratmeter.  

      Dabei ist der Vertrieb chinesischer Fahrzeuge in Deutschland eigentlich ein Nischenmarkt. Aber einer mit enormen Wachstumsraten. Da noch keiner der großen Player aus der Volksrepublik den Schritt in die Bundesrepublik gewagt hat, steckt das Geschäft noch in den Kinderschuhen. Hierzulande gibt es kaum Dependancen chinesischer Hersteller. Einzig die erst 2017 gegründete Elektromarke Aiways hat den Sprung nach Deutschland gewagt. Diese Lücke füllt Indimo gerne. 

      Im Jahr 2019 hat Indimo 1.500 Fahrzeuge verkauft – Modelle von BAIC, Dongfeng und Seres. Im Jahr 2020 waren es 1.800. Dazu kommen mehr als 400 Nutzfahrzeuge für Kommunen und Kleinunternehmen pro Jahr. Jedes Auto, das schon auf der Straße fährt, braucht außerdem Wartung und Ersatzteile. Vertrieb und Service übernehmen 195 Partner-Händler und -Werkstätten in ganz Deutschland.  

      Ihre früheren Qualitätsprobleme haben die chinesischen Hersteller längst in den Griff gekriegt. Die Lernkurve in Sachen Automobilbau ist in China extrem steil. “Autos aus 2009 und aus 2021 sind nicht mehr miteinander zu vergleichen. Die Verarbeitung ist grandios und die Qualität ist hochwertig. Das bestätigen selbst Mercedes- und BMW-Händler”, erklärt Christian Marr, der bei Indimo für Marketing und Vertrieb zuständig ist.  

      Autos auf europäischem Standard

      Doch deren Kunden würden kein chinesisches Auto kaufen. “Wer einen Daimler oder einen Audi fährt, ist für uns nur schwer zu erreichen. Es gibt VW-Fahrer, die wegen des Dieselskandals umgeschwenkt sind, die sind aber nicht die Regel. Zu uns kommen Kunden, die schon ein asiatisches Auto haben.” 

      Von den Erfahrungen, die Indimo macht, profitieren die Hersteller in China, die ihre Autos auf europäische Kundenwünsche zuschneiden können. “Die Fahrzeuge an sich haben europäischen Standard. Typisch chinesisch ist aber, dass viel Blingbling und Lametta an die Autos geklebt wird. Wir haben aber schon gesagt, dass weniger manchmal mehr ist”, so Marr. Entsprechend kommen die Fahrzeuge jetzt mit weniger Schnickschnack an der Karosserie nach Deutschland.  

      Das zweite große Problem ist der Bordcomputer. “Die Menüführung ist standardmäßig auf Englisch. Wir haben aber Kunden in Frankreich und Spanien, die ihre Muttersprache benötigen. Da sind die Chinesen sehr auf unsere Wünsche eingegangen.” 70 Prozent aller Indimo-Kunden können das Menü in ihrer eigenen Sprache bedienen. Deutsche Autos sind in der Regel hingegen zu wenig digital (China.Table berichtete).

      Zum Glücksfall wurde für Indimo der SUV-Boom. Anders als chinesische Kombis und  Stufenhecklimousinen seien die Geländewagen in Europa nicht nur technisch, sondern auch optisch vermittelbar. Der zweite große Trend könnten Elektroautos werden. “Die Nachfrage nach vollelektrischen Fahrzeugen ist da und das Interesse steigt. Aber in Deutschland sind die Verkäufe verhalten. Das liegt auch daran, dass in diesem Sektor die hochpreisigen Volumenhersteller die Platzhirsche sind. Aber Holland und Frankreich sind Elektroländer, in denen wir keine Verbrenner mehr verkaufen”, schätzt Marr die Situation ein. 

      Neu im Modellprogramm ist die Marke FAW – der Joint Venture Partner von Volkswagen. Ein Beweis dafür, wie gut der Ruf von Indimo in der Volksrepublik mittlerweile ist. Um den zu sichern, hat Indimo sogar zwei Festangestellte vor Ort, die mit den chinesischen Partnern verhandeln können. Doch bald könnte es Konkurrenz geben. Einige Hersteller – darunter Great Wall – drängen auf den deutschen Markt. Marr reagiert gelassen. Je mehr über chinesische Autos gesprochen werde, desto mehr würde Indimo verkaufen. Christian Domke Seidel

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        • Autoindustrie

        News

        VW stellt Produktion von Santana ein

        Was in der alten Bundesrepublik lange Zeit der Käfer war, ist in China der Santana. Viele Jahre lang hat die Mittelklasse-Limousine die chinesischen Straßen geprägt und war der Inbegriff auch der aufstrebenden Mittelschicht des Landes. Nach über drei Jahrzehnten stellt Volkswagen die Produktion des Santana in China nun ein. “Die Kundenpräferenzen verlagern sich allmählich weg von ICE-Modellen (Verbrennungsmotor) mit Stufenheck hin zu BEV-Modellen (batterieelektrische Fahrzeuge) und SUVs”, teilte VW laut Reuters mit. Daher wird das Joint-Venture-Unternehmen von Volkswagen AG und SAIC auch die Produktion des Skoda Rapid und des Tharu Sport in seinem Werk in der Stadt Yizheng beenden. An dem Standort sollen ab 2023 dann der T-Roc und eine überarbeite Geländewagen-Version des Tharu vom Band rollen. flee

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          • Autoindustrie

          Evergrande beantragt Genehmigung für Autoverkauf

          Evergrande NEV hat sich um die Genehmigung der chinesischen Behörden für den Verkauf des SUV Hengchi 5 bemüht, wie Reuters berichtet. Anfang des kommenden Jahres will die Tochterfirma des angeschlagenen Immobilienentwicklers die ersten E-Autos produzieren. Erst im September hatte das Unternehmen demnach mitgeteilt, dass es noch immer nach neuen Investoren sucht und Vermögenswerte verkaufen wolle. Die Finanzprobleme seien so groß, dass es ohne Investoren Schwierigkeiten bei den Lohnzahlungen und weiteren Ausgaben gäbe (China.Table berichtete). Dennoch plant das Unternehmen, die Produktion im Frühjahr 2022 aufzunehmen. Laut Reuters-Informationen sei der Hengchi 5 schon innerhalb der Evergrande-Fabrik gefahren. Ob das Auto jedoch schon Serien-Reife hat, wurde nicht übermittelt. nib

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            • Autoindustrie

            Mehr E-Autos in China zugelassen als in Deutschland Fahrzeuge insgesamt

            Die Elektromobilität ist weiter auf dem Vormarsch – weltweit, aber vor allem in China. Das zeigen die Ergebnisse des aktuellen “Electric Vehicle Sales Review” von PwC Autofacts und Strategy, der Strategieberatung von PricewaterhouseCoopers. Demnach sind in den weltweit 14 ausgewählten Märkten die Neuzulassungen von reinen Batterieautos (BEV) im dritten Quartal 2021 um 123 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal angestiegen.

            China war mit einem Absatz von 782.000 BEV-Einheiten im dritten Quartal 2021 führend, was einem Wachstum von 190 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Damit sind in China mehr E-Autos neu auf den Straßen unterwegs als im gleichen Zeitraum Fahrzeuge aller Antriebsarten in Deutschland zugelassen wurden (626.672).

            “Die beispiellose Produktoffensive neuer E-Modelle der großen Hersteller trägt weltweit Früchte. Zugleich setzen immer mehr Autofahrer:innen Vertrauen in die neue Antriebstechnologie, was den rasanten Boom zusätzlich befeuert”, urteilt Felix Kuhnert, Global Automotive Leader bei PwC. Ohne die weltweite Chipkrise, die zu erheblichen Produktionseinschränkungen und längeren Wartezeiten bei der Auslieferung vieler Fahrzeuge führt, wäre der Zuwachs an E-Autos zweifellos noch höher ausgefallen, meint Kuhnert. Seine Empfehlung: Die Automobil-Ausrüster sollten möglichst enge Partnerschaften mit Halbleiterherstellern suchen, um den weiter wachsenden Bedarf an Chips zu sichern. rad

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              • Autoindustrie
              • Chips

              Personalien

              Stefan Dahmen ist neuer Direktor Projektmanagement bei Svolt Energy Technology in Europa. In seiner neuen Rolle verantwortet er alle Kundenprojekte europäischer OEMs im Automotive-Sektor der Hochvoltspeicheranwendungen. Dahmen war vorher beim Autozulieferer Vitesco Technologies tätig. Der 55-Jährige hat in den vergangenen 25 Jahren in unterschiedlichen Positionen im Bereich Powertrain Erfahrungen gesammelt. Dahmen berichtet künftig direkt an Maxim Hantsch-Kramskoj, Vice President für den Vertrieb und Marketing bei Svolt Europe.

              Stefan Bücke ist seit November Berater bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit in China. Bei der GIZ China will er die Deutsch-Chinesische Kooperation in den Bereichen E-Mobility, Automated & Connected Driving verbessern. Bücke war ein Jahr Director of Business Development bei IAV, einem Engineering-Dienstleister in der Automobilindustrie und hat davor fünf Jahre als Managing Director bei Vado Tech gearbeitet. Bücke hat Maschinenbau an der Beuth Hochschule für Technik studiert.

              Gerardo Madonna ist für seine neue Position aus China zurückgekehrt: Madonna ist seit Beginn des Monats in der Projektsteuerung bei VW in Wolfsburg tätig. Zuvor war er Manager bei FAW-Volkswagen in Changchun. 

              Wolfgang Schröer ist neuer HR-Direktor für Production Joint Venture bei Daimler Greater China. Schröer war zuvor bei der Daimler AG in verschiedenen Positionen tätig.

              China.Table Redaktion

              CHINA.TABLE REDAKTION

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                Liebe Leserin, lieber Leser,

                weil die Produktion von Smartphones immer weniger Gewinn einbringt, will Foxconn umsatteln. Statt iPhones will der taiwanesische Elektronikkonzern zukünftig E-Autos herstellen. Frank Sieren hat sich die ersten drei Modelle und die Strategie dahinter genauer angeschaut. Und wie bei den iPhones will Foxconn auch seine Autos nicht unter eigenem Namen verkaufen. Ob im Automobilsektor eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie bei der Herstellung von iPhones gelingt? An Selbstbewusstsein mangelt es Foxconn-Präsident Young Liu jedenfalls nicht: Was Fachwissen zu Software und Computerchips angeht, sei man vielen traditionellen Autobauern schon weit voraus, so Liu. Auch unser Autor findet etliche Gründe, warum Foxconns ambitionierte E-Auto-Pläne aufgehen könnten.

                Ähnlich vielversprechend: Aiways U5. Bisher fahren nur gut 1.000 Elektro-SUVs dieser chinesischen Marke auf deutschen Straßen. Doch laut Christian Domke Seidel könnte sich das bald schon ändern. Der Aiways U5 hat ein gutes Preis-Leistungsverhältnis und überzeugt schon in vielen Belangen, so das Fazit nach der Testfahrt. Wenn die Probleme beim Crashtest und die Mängel bei der Digitalisierung behoben werden, könnte der Aiways deutschen Anbietern schon bald Konkurrenz machen.

                Und noch eine chinesische Autofirma ist erfolgreich in Deutschland. Trotz Corona-Pandemie sind die Verkaufszahlen des Autoimporteurs Indimos kräftig gestiegen. Es handelt sich um Autos auf europäischen Niveau gepaart mit viel chinesischen Blingbling und Lametta. Christian Domke Seidel hat jedoch einen ganz anderen Grund für den aktuellen Geschäftserfolg ausgemacht. Macht Sie das auch neugierig?

                Viel Spaß beim Lesen

                Ihr
                Felix Lee
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                Analyse

                E-Autos statt iPhones

                Foxconn ist einer der weltweit größten Auftragsbauer und Zulieferer von Unterhaltungselektronik. Für Apple stellt der taiwanesische Konzern, der in Asien unter dem Namen Hong Hai bekannt ist, sechs von zehn Smartphones her. Weil die Gewinnmargen im Kerngeschäft jedoch kontinuierlich sinken, will sich der Konzern breiter aufstellen und in das Segment der E-Autos expandieren. Im Oktober stellte Foxconn bei einer Präsentation in Taipeh bereits seine ersten drei E-Fahrzeuge vor: eine Limousine, einen SUV und einen Bus. 

                Die Limousine stammt aus einer Zusammenarbeit mit dem italienischen Designbüro Pininfarina aus Cambiano. Das sogenannte Model E, wie das Auto in Anlehnung an die Fahrzeuge von Tesla getauft wurde, soll auf eine Reichweite von 750 Kilometer kommen. Eher für den Massenmarkt gedacht ist das sogenannte Model C, ein SUV mit 700 Kilometer Reichweite, der nach dem Produktionsstart im Jahr 2023 für rund 30.000 Euro zu haben sein soll.

                Der E-Bus, Model T genannt, könnte bereits 2022 auf die Straßen kommen. Laut Taiwans Vize-Regierungschef Shen Jong-chin ist ein Linienbetrieb in Kaohsiung im Süden des Landes bereits ab dem kommenden Jahr geplant. Die Reichweite des City-Busses, der auch alle Regularien der amerikanischen Transportbehörde FTA erfüllen soll, wird von Foxconn mit 400 Kilometern angegeben. Foxconn möchte die Fahrzeuge jedoch nicht unter eigenem Namen verkaufen, sondern unter dem Namen Foxtron für andere Marken aus der Automobilindustrie produzieren. 

                Kooperationspartnerschaften bestehen laut eigenen Angaben des Unternehmens bereits mit dem US-Elektroautohersteller Fisker und der taiwanischen Yulon Motor Group. Auch über eine Zusammenarbeit mit Apple wird spekuliert. Der Tech-Gigant aus dem Silicon Valley ist laut Gerüchten seit längerem auf der Suche nach einem geeigneten Auftragsfertiger für sein erstes Apple-Auto (China.Table berichtete). 

                Lieferketten und Vertriebsnetz stehen

                Allein im vergangenen Jahr hat der 1974 gegründete Foxconn-Konzern rund zehn Milliarden Taiwan-Dollar (ca. 310 Millionen Euro) in die Entwicklung von Elektroautos gesteckt. In den kommenden zwei Jahren sollen die Investitionen noch steigen. Man habe bereits eine gute Lieferkette und ein Vertriebsnetz aufgebaut, erklärte Konzernpräsident Young Liu bei der Fahrzeugpräsentation. Was Fachwissen zu Software und Computerchips angeht, sei man vielen traditionellen Autobauern ohnehin bereits voraus, so Liu.

                Um auch in anderen Bereichen aufzuholen, hatte der Konzern Anfang Oktober für umgerechnet 200 Millionen Euro eine Fabrik des US-amerikanischen E-Auto-Start-ups Lordstown Motors in Ohio übernommen, die früher zu GM gehörte. Außerdem hat Foxconn Joint Ventures mit dem chinesischen Autobauer Geely und dem europäischen Hersteller Stellantis (Chrysler, Peugeot, Citroen, Fiat) unterschrieben, um etwa In-Car- und Connected-Car-Technologien weiterzuentwickeln. 

                Bereits ab dem kommenden Jahr sollen in Produktionsstätten in Thailand zwischen 150.000 und 200.000 Elektro-Autos aus dem Hause Foxtron für den südostasiatischen Markt gefertigt werden. Mit im Boot ist der thailändische Energiekonzern PTT. Auch in Europa, Indien und Lateinamerika möchte Foxconn künftig produzieren. Eine “indirekte” Zusammenarbeit mit deutschen Autoherstellern sei miteingeschlossen, erklärte Firmenchef Liu ohne dabei nähere Angaben zu machen. 

                Höhere Margen

                Weil die globale Autoindustrie nach wie vor an Halbleiter-Knappheit leidet, hat sich Foxconn im August eine Chipfabrik des taiwanesischen Herstellers Macronix International einverleibt. Bis 2024 soll die Fabrik Halbleiter für 30.000 Elektrofahrzeuge pro Monat liefern können. Produktionsstart ist für Ende dieses Jahres geplant. Foxconn hatte sich bereits 2016 mit dem zum japanischen Tech-Giganten Softbank gehörenden Mikroprozessor-Spezialisten ARM zusammengetan, um ein Chip-Design-Zentrum im südchinesischen Shenzhen aufzubauen. Und 2019 hatte Foxconn erfolglos versucht, eine Chip-Produktionsstätte des japanischen Fujitsu-Konzerns zu übernehmen.

                In den nächsten fünf Jahren möchte Foxconn mit seinem E-Auto-Geschäft einen Umsatz von 30 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr erzielen und seine Bruttomarge von derzeit sechs Prozent auf zehn Prozent steigern. Ziel ist ein globaler Marktanteil bei Elektrofahrzeugen von zehn Prozent. Der Umsatz des Unternehmens kletterte im vergangenen Jahr nur noch geringfügig um 0,3 Prozent auf 181 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn ist bereits seit 2017 rückläufig.

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                  Aiways U5: China hat aufgeholt

                  Der neue Aiways U5

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                  Aiways wurde erst im Jahr 2017 als Start-up gegründet. Den U5 gibt es seit 2019 als erstes Modell des Unternehmens. Das Start-up hat mehrere Strategien angewandt, um sich aus dem Stand unter die echten Autohersteller zu katapultieren. So hat Aiways die Hälfte der schon lange existierenden Jiangling Motors Corporation übernommen – um eine Lizenz für den Bau zu bekommen und um die Fabrik nutzen zu dürfen. China verknappt Lizenzen zum Bau von Elektroautos gezielt, um den Wildwuchs der Hersteller einzudämmen und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

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                  Ein neues Modell pro Jahr 

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                  Größtes Handicap des U5 ist der Crashtest. Nur drei Sterne gab es vom Euro NCAP im Jahr 2019. Das bedeutet zwar, dass das Fahrzeug sicher ist, in Europa werden aber von Fahrzeugen, die sich nicht allein über den Preis oder andere Alleinstellungsmerkmale verkaufen wollen, gemeinhin fünf Sterne erwartet. Allerdings bekam der U5 den Abzug für elektronische Unzulänglichkeiten, die mittlerweile behoben seien, wie das Unternehmen versichert. So löse beispielsweise der Beifahrerairbag jetzt schneller aus. Der kommende U6 werde die Bestbewertung erhalten, verspricht der Hersteller. Wir werden ihn an diese Ankündigung messen.  

                  Das Battery Pack im Aiways U5 hat eine Kapazität von 63 Kilowattstunden. Das ist mehr als im Hyundai Ioniq 5, dessen Batterie 58 Kilowattstunden aufnehmen kann. Es ist weniger als im Mercedes EQC, der auf 80 Kilowattstunden kommt. In der Praxis reicht der Akku im Alltag für rund 300 Kilometer. Der Aiways kommt mit 204 PS ziemlich genau auf die halbe Leistung des Mercedes.

                  Dass der Aiways U5 ein Elektroauto ist, das in China erdacht wurde, wird mit dem ersten Probesitzen klar. Der Platz auf der Rücksitzbank ist enorm. Klar – in der Volksrepublik sitzen hier oft die Fahrzeugbesitzer, während ein Chauffeur den Rest erledigt. Darunter leidet ein wenig der Kofferraum, der mit 432 Litern allerdings deutlich mehr schluckt als der des Mercedes. 

                  Digitalisierung auf Chinesisch 

                  Sehr chinesisch geht es beim Bordcomputer weiter. Das Auto ist komplett digitalisiert. Fenster, Schiebedach und Kofferraum – nichts, was sich nicht über den zentralen Touchscreen steuern ließe. Wenn auch noch mit Ungenauigkeiten bei der Übersetzung. So wird das Dachfenster zwar geöffnet, wer es schließen will, muss es aber “deaktivieren”.

                  Weil in China das Handy Dreh- und Angelpunkt des täglichen Lebens und der Mobilität ist, gibt es auch kein Navigationsgerät. Per App soll stattdessen das Handy mit dem System gekoppelt werden. Schließlich können Handys heute meist besser navigieren als Navigationssysteme. Bei IOS-Smartphones funktioniert das einwandfrei, bei Android hakt es.

                  Grundsätzlich ist die Einbindung des Handys aber kein dummer Gedanke – gerade im Hinblick auf die Elektromobilität. Die freien Anbieter aus dem App-Store bieten meist kostenlos Lösungen an, die in vielerlei Hinsicht detaillierter, umfangreicher und aktueller sind, als die Werksanwendungen vieler Hersteller. Sie sind zum Beispiel oft besser darin, Ladestationen entlang der Strecke zu finden. 

                  Der Aiways U5 kann mit der hiesigen Konkurrenz mithalten und sich als Alternative etablieren. Für eine Marke, die gerade einmal vier Jahre alt ist, ist das ein erstaunlicher Erfolg. Er zeigt, wie dynamisch das Segment ist. Der Vorsprung der großen, traditionellen Konzerne schwindet im Bereich der Elektromobilität besonders schnell. Das eröffnet Angreifern aus China trotz der etablierten Konkurrenz Chancen auf dem europäischen MarktChristian Domke Seidel

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                    • Autoindustrie

                    Autos mit Qualität und viel Blingbling

                    Indimo hat ein Platzproblem. Der Importeur chinesischer Autos verzeichnete in den Jahren der Coronakrise 2019 und 2020 ein Umsatzwachstum von jeweils fünfzig Prozent. Und 2021 geht es genauso weiter. Die mittlerweile fünfzig Mitarbeiter (zwei davon direkt in China) haben ihr Absatzziel bereits im Oktober erfüllt. Also musste eine neue Halle her. Direkt neben der Niederlassung im thüringischen Schwallungen erwarb das Unternehmen 16.000 überdachte Quadratmeter.  

                    Dabei ist der Vertrieb chinesischer Fahrzeuge in Deutschland eigentlich ein Nischenmarkt. Aber einer mit enormen Wachstumsraten. Da noch keiner der großen Player aus der Volksrepublik den Schritt in die Bundesrepublik gewagt hat, steckt das Geschäft noch in den Kinderschuhen. Hierzulande gibt es kaum Dependancen chinesischer Hersteller. Einzig die erst 2017 gegründete Elektromarke Aiways hat den Sprung nach Deutschland gewagt. Diese Lücke füllt Indimo gerne. 

                    Im Jahr 2019 hat Indimo 1.500 Fahrzeuge verkauft – Modelle von BAIC, Dongfeng und Seres. Im Jahr 2020 waren es 1.800. Dazu kommen mehr als 400 Nutzfahrzeuge für Kommunen und Kleinunternehmen pro Jahr. Jedes Auto, das schon auf der Straße fährt, braucht außerdem Wartung und Ersatzteile. Vertrieb und Service übernehmen 195 Partner-Händler und -Werkstätten in ganz Deutschland.  

                    Ihre früheren Qualitätsprobleme haben die chinesischen Hersteller längst in den Griff gekriegt. Die Lernkurve in Sachen Automobilbau ist in China extrem steil. “Autos aus 2009 und aus 2021 sind nicht mehr miteinander zu vergleichen. Die Verarbeitung ist grandios und die Qualität ist hochwertig. Das bestätigen selbst Mercedes- und BMW-Händler”, erklärt Christian Marr, der bei Indimo für Marketing und Vertrieb zuständig ist.  

                    Autos auf europäischem Standard

                    Doch deren Kunden würden kein chinesisches Auto kaufen. “Wer einen Daimler oder einen Audi fährt, ist für uns nur schwer zu erreichen. Es gibt VW-Fahrer, die wegen des Dieselskandals umgeschwenkt sind, die sind aber nicht die Regel. Zu uns kommen Kunden, die schon ein asiatisches Auto haben.” 

                    Von den Erfahrungen, die Indimo macht, profitieren die Hersteller in China, die ihre Autos auf europäische Kundenwünsche zuschneiden können. “Die Fahrzeuge an sich haben europäischen Standard. Typisch chinesisch ist aber, dass viel Blingbling und Lametta an die Autos geklebt wird. Wir haben aber schon gesagt, dass weniger manchmal mehr ist”, so Marr. Entsprechend kommen die Fahrzeuge jetzt mit weniger Schnickschnack an der Karosserie nach Deutschland.  

                    Das zweite große Problem ist der Bordcomputer. “Die Menüführung ist standardmäßig auf Englisch. Wir haben aber Kunden in Frankreich und Spanien, die ihre Muttersprache benötigen. Da sind die Chinesen sehr auf unsere Wünsche eingegangen.” 70 Prozent aller Indimo-Kunden können das Menü in ihrer eigenen Sprache bedienen. Deutsche Autos sind in der Regel hingegen zu wenig digital (China.Table berichtete).

                    Zum Glücksfall wurde für Indimo der SUV-Boom. Anders als chinesische Kombis und  Stufenhecklimousinen seien die Geländewagen in Europa nicht nur technisch, sondern auch optisch vermittelbar. Der zweite große Trend könnten Elektroautos werden. “Die Nachfrage nach vollelektrischen Fahrzeugen ist da und das Interesse steigt. Aber in Deutschland sind die Verkäufe verhalten. Das liegt auch daran, dass in diesem Sektor die hochpreisigen Volumenhersteller die Platzhirsche sind. Aber Holland und Frankreich sind Elektroländer, in denen wir keine Verbrenner mehr verkaufen”, schätzt Marr die Situation ein. 

                    Neu im Modellprogramm ist die Marke FAW – der Joint Venture Partner von Volkswagen. Ein Beweis dafür, wie gut der Ruf von Indimo in der Volksrepublik mittlerweile ist. Um den zu sichern, hat Indimo sogar zwei Festangestellte vor Ort, die mit den chinesischen Partnern verhandeln können. Doch bald könnte es Konkurrenz geben. Einige Hersteller – darunter Great Wall – drängen auf den deutschen Markt. Marr reagiert gelassen. Je mehr über chinesische Autos gesprochen werde, desto mehr würde Indimo verkaufen. Christian Domke Seidel

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                      • Autoindustrie

                      News

                      VW stellt Produktion von Santana ein

                      Was in der alten Bundesrepublik lange Zeit der Käfer war, ist in China der Santana. Viele Jahre lang hat die Mittelklasse-Limousine die chinesischen Straßen geprägt und war der Inbegriff auch der aufstrebenden Mittelschicht des Landes. Nach über drei Jahrzehnten stellt Volkswagen die Produktion des Santana in China nun ein. “Die Kundenpräferenzen verlagern sich allmählich weg von ICE-Modellen (Verbrennungsmotor) mit Stufenheck hin zu BEV-Modellen (batterieelektrische Fahrzeuge) und SUVs”, teilte VW laut Reuters mit. Daher wird das Joint-Venture-Unternehmen von Volkswagen AG und SAIC auch die Produktion des Skoda Rapid und des Tharu Sport in seinem Werk in der Stadt Yizheng beenden. An dem Standort sollen ab 2023 dann der T-Roc und eine überarbeite Geländewagen-Version des Tharu vom Band rollen. flee

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                        • Autoindustrie

                        Evergrande beantragt Genehmigung für Autoverkauf

                        Evergrande NEV hat sich um die Genehmigung der chinesischen Behörden für den Verkauf des SUV Hengchi 5 bemüht, wie Reuters berichtet. Anfang des kommenden Jahres will die Tochterfirma des angeschlagenen Immobilienentwicklers die ersten E-Autos produzieren. Erst im September hatte das Unternehmen demnach mitgeteilt, dass es noch immer nach neuen Investoren sucht und Vermögenswerte verkaufen wolle. Die Finanzprobleme seien so groß, dass es ohne Investoren Schwierigkeiten bei den Lohnzahlungen und weiteren Ausgaben gäbe (China.Table berichtete). Dennoch plant das Unternehmen, die Produktion im Frühjahr 2022 aufzunehmen. Laut Reuters-Informationen sei der Hengchi 5 schon innerhalb der Evergrande-Fabrik gefahren. Ob das Auto jedoch schon Serien-Reife hat, wurde nicht übermittelt. nib

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                          • Autoindustrie

                          Mehr E-Autos in China zugelassen als in Deutschland Fahrzeuge insgesamt

                          Die Elektromobilität ist weiter auf dem Vormarsch – weltweit, aber vor allem in China. Das zeigen die Ergebnisse des aktuellen “Electric Vehicle Sales Review” von PwC Autofacts und Strategy, der Strategieberatung von PricewaterhouseCoopers. Demnach sind in den weltweit 14 ausgewählten Märkten die Neuzulassungen von reinen Batterieautos (BEV) im dritten Quartal 2021 um 123 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal angestiegen.

                          China war mit einem Absatz von 782.000 BEV-Einheiten im dritten Quartal 2021 führend, was einem Wachstum von 190 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Damit sind in China mehr E-Autos neu auf den Straßen unterwegs als im gleichen Zeitraum Fahrzeuge aller Antriebsarten in Deutschland zugelassen wurden (626.672).

                          “Die beispiellose Produktoffensive neuer E-Modelle der großen Hersteller trägt weltweit Früchte. Zugleich setzen immer mehr Autofahrer:innen Vertrauen in die neue Antriebstechnologie, was den rasanten Boom zusätzlich befeuert”, urteilt Felix Kuhnert, Global Automotive Leader bei PwC. Ohne die weltweite Chipkrise, die zu erheblichen Produktionseinschränkungen und längeren Wartezeiten bei der Auslieferung vieler Fahrzeuge führt, wäre der Zuwachs an E-Autos zweifellos noch höher ausgefallen, meint Kuhnert. Seine Empfehlung: Die Automobil-Ausrüster sollten möglichst enge Partnerschaften mit Halbleiterherstellern suchen, um den weiter wachsenden Bedarf an Chips zu sichern. rad

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                            • Autoindustrie
                            • Chips

                            Personalien

                            Stefan Dahmen ist neuer Direktor Projektmanagement bei Svolt Energy Technology in Europa. In seiner neuen Rolle verantwortet er alle Kundenprojekte europäischer OEMs im Automotive-Sektor der Hochvoltspeicheranwendungen. Dahmen war vorher beim Autozulieferer Vitesco Technologies tätig. Der 55-Jährige hat in den vergangenen 25 Jahren in unterschiedlichen Positionen im Bereich Powertrain Erfahrungen gesammelt. Dahmen berichtet künftig direkt an Maxim Hantsch-Kramskoj, Vice President für den Vertrieb und Marketing bei Svolt Europe.

                            Stefan Bücke ist seit November Berater bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit in China. Bei der GIZ China will er die Deutsch-Chinesische Kooperation in den Bereichen E-Mobility, Automated & Connected Driving verbessern. Bücke war ein Jahr Director of Business Development bei IAV, einem Engineering-Dienstleister in der Automobilindustrie und hat davor fünf Jahre als Managing Director bei Vado Tech gearbeitet. Bücke hat Maschinenbau an der Beuth Hochschule für Technik studiert.

                            Gerardo Madonna ist für seine neue Position aus China zurückgekehrt: Madonna ist seit Beginn des Monats in der Projektsteuerung bei VW in Wolfsburg tätig. Zuvor war er Manager bei FAW-Volkswagen in Changchun. 

                            Wolfgang Schröer ist neuer HR-Direktor für Production Joint Venture bei Daimler Greater China. Schröer war zuvor bei der Daimler AG in verschiedenen Positionen tätig.

                            China.Table Redaktion

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