weil die Produktion von iPhone-Bauteilen immer weniger Gewinn einbringt, will Foxconn umsatteln. Statt iPhones will der taiwanesische Elektronikkonzern zukünftig E-Autos herstellen. Frank Sieren hat sich die erste drei Modelle und die Strategie dahinter genauer angeschaut. Und wie bei den iPhones will Foxconn auch seine Autos nicht unter eigenem Namen verkaufen. Ob im Automobilsektor eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie bei der Herstellung von iPhones gelingt? An Selbstbewusstsein mangelt es Foxconn-Präsident Young Liu jedenfalls nicht: Was Fachwissen zu Software und Computerchips angeht, sei man vielen traditionellen Autobauern schon weit voraus, so Liu. Auch unser Autor findet etliche Gründe, warum Foxconns ambitionierten E-Auto-Pläne aufgehen könnten.
Deutlich schlechter ist hingegen die Stimmung in der chinesischen Gesellschaft. Stromknappheit, eine strikte Corona-Politik – nun wird auch noch das Gemüse teurer. Starke Regenfälle und Überschwemmungen in einem der größten Gemüseanbaugebiete des Landes treiben die Preise. Schon kursieren Gerüchte, dass mancherorts Lebensmittel knapp werden könnten. Das Schreckgespenst Inflation macht die Runde. Ning Wang hat sich die Situation genauer angeschaut und zeigt, unter welch großem Druck die Regierung in Peking steht. Schnell wird klar: Als weltweit größter Exporteur haben die steigenden Preise auch Auswirkungen auf ausländische Unternehmen in China. Sind gar die internationalen Lieferketten von der Inflations-Gefahr in China betroffen?
Viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre wünscht
Foxconn ist einer der weltweit größten Auftragsbauer und Zulieferer von Unterhaltungselektronik. Für Apple stellt der taiwanesische Konzern, der in Asien unter dem Namen Hong Hai bekannt ist, sechs von zehn Smartphones her. Weil die Gewinnmargen im Kerngeschäft jedoch kontinuierlich sinken, will sich der Konzern breiter aufstellen und in das Segment der E-Autos expandieren. Im Oktober stellte Foxconn bei einer Präsentation in Taipeh bereits seine ersten drei E-Fahrzeuge vor: eine Limousine, einen SUV und einen Bus.
Die Limousine stammt aus einer Zusammenarbeit mit dem italienischen Designbüro Pininfarina aus Cambiano. Das sogenannte Model E, wie das Auto in Anlehnung an die Fahrzeuge von Tesla getauft wurde, soll auf eine Reichweite von 750 Kilometer kommen. Eher für den Massenmarkt gedacht ist das sogenannte Model C, ein SUV mit 700 Kilometer Reichweite, der nach dem Produktionsstart im Jahr 2023 für rund 30.000 Euro zu haben sein soll.
Der E-Bus, Model T genannt, könnte bereits 2022 auf die Straßen kommen. Laut Taiwans Vize-Regierungschef Shen Jong-chin ist ein Linienbetrieb in Kaohsiung im Süden des Landes bereits ab dem kommenden Jahr geplant. Die Reichweite des City-Busses, der auch alle Regularien der amerikanischen Transportbehörde FTA erfüllen soll, wird von Foxconn mit 400 Kilometern angegeben. Foxconn möchte die Fahrzeuge jedoch nicht unter eigenem Namen verkaufen, sondern unter dem Namen Foxtron für andere Marken aus der Automobilindustrie produzieren.
Kooperationspartnerschaften bestehen laut eigenen Angaben des Unternehmens bereits mit dem US-Elektroautohersteller Fisker und der taiwanischen Yulon Motor Group. Auch über eine Zusammenarbeit mit Apple wird spekuliert. Der Tech-Gigant aus dem Silicon Valley ist laut Gerüchten seit längerem auf der Suche nach einem geeigneten Auftragsfertiger für sein erstes Apple-Auto (China.Table berichtete).
Allein im vergangenen Jahr hat der 1974 gegründete Foxconn-Konzern rund zehn Milliarden Taiwan-Dollar (ca. 310 Millionen Euro) in die Entwicklung von Elektroautos gesteckt. In den kommenden zwei Jahren sollen die Investitionen noch steigen. Man habe bereits eine gute Lieferkette und ein Vertriebsnetz aufgebaut, erklärte Konzernpräsident Young Liu bei der Fahrzeugpräsentation. Was Fachwissen zu Software und Computerchips angeht, sei man vielen traditionellen Autobauern ohnehin bereits voraus, so Liu.
Um auch in anderen Bereichen aufzuholen, hatte der Konzern Anfang Oktober für umgerechnet 200 Millionen Euro eine Fabrik des US-amerikanischen E-Auto-Start-ups Lordstown Motors in Ohio übernommen, die früher zu GM gehörte. Außerdem hat Foxconn Joint Ventures mit dem chinesischen Autobauer Geely und dem europäischen Hersteller Stellantis (Chrysler, Peugeot, Citroen, Fiat) unterschrieben, um etwa In-Car- und Connected-Car-Technologien weiterzuentwickeln.
Bereits ab dem kommenden Jahr sollen in Produktionsstätten in Thailand zwischen 150.000 und 200.000 Elektro-Autos aus dem Hause Foxtron für den südostasiatischen Markt gefertigt werden. Mit im Boot ist der thailändische Energiekonzern PTT. Auch in Europa, Indien und Lateinamerika möchte Foxconn künftig produzieren. Eine “indirekte” Zusammenarbeit mit deutschen Autoherstellern sei miteingeschlossen, erklärte Firmenchef Liu ohne dabei nähere Angaben zu machen.
Weil die globale Autoindustrie nach wie vor an Halbleiter-Knappheit leidet, hat sich Foxconn im August eine Chipfabrik des taiwanesischen Herstellers Macronix International einverleibt. Bis 2024 soll die Fabrik Halbleiter für 30.000 Elektrofahrzeuge pro Monat liefern können. Produktionsstart ist für Ende dieses Jahres geplant. Foxconn hatte sich bereits 2016 mit dem zum japanischen Tech-Giganten Softbank gehörenden Mikroprozessor-Spezialisten ARM zusammengetan, um ein Chip-Design-Zentrum im südchinesischen Shenzhen aufzubauen. Und 2019 hatte Foxconn erfolglos versucht, eine Chip-Produktionsstätte des japanischen Fujitsu-Konzerns zu übernehmen.
In den nächsten fünf Jahren möchte Foxconn mit seinem E-Auto-Geschäft einen Umsatz von 30 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr erzielen und seine Bruttomarge von derzeit sechs Prozent auf zehn Prozent steigern. Ziel ist ein globaler Marktanteil bei Elektrofahrzeugen von zehn Prozent. Der Umsatz des Unternehmens kletterte im vergangenen Jahr nur noch geringfügig um 0,3 Prozent auf 181 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn ist bereits seit 2017 rückläufig.
Es ist nur Gemüse, könnte man meinen. Vor allem für Blumenkohl und Brokkoli sind die Preise zuletzt enorm gestiegen. Laut dem Handelsministerium in Peking sind es etwa 50 Prozent mehr, die die Verbraucher nun für das Blütengemüse zahlen müssen. Auch Spinat hat sich um fast 160 Prozent verteuert, so die Berechnungen der Nachrichtenagentur Bloomberg. Damit liegen die Preise für Gemüse gleichauf mit einem Pfund Schweine- oder Hühnerfleisch. Grund sind Ernteausfälle. Verursacht etwa durch starke Regenfälle und Überschwemmungen in der Region Shandong, einem der größten Gemüseanbaugebiete im Land.
Vor gut einer Woche veröffentlichte das Handelsministerium eine “Mitteilung über gute Arbeit bei der Aufrechterhaltung des Angebots und der Stabilisierung der Preise für Gemüse und andere Güter des täglichen Bedarfs auf dem Markt für den Winter und Frühling”. Eigentlich sind derartige Mitteilungen an die lokalen Behörden nichts Ungewöhnliches, doch der Aufruf vor gut einer Woche kam zu einem ungünstigen Zeitpunkt: Die Menschen plagt die Angst vor Versorgungsengpässen, vielerorts kommt es zu langen Schlangen vor den Supermärkten, in einigen Gegenden gar zu panikartigen Hamsterkäufen. Die Lage ist ohnehin angespannt.
Zuletzt war die Zahl der Corona-Neuinfektionen im Land wieder angestiegen, was dazu führte, dass viele strengere Ausgangs- und Reisebeschränkungen innerhalb des Landes befürchteten. Der aktuelle Aufruf des Handelsministeriums brachte für manchen das Fass zum Überlaufen: Online wurden wilde Spekulationen und Gerüchte verbreitet, die nur noch mehr Unsicherheit schürten.
Nachdem die Mitteilung zur Preisstabilität innerhalb von 24 Stunden mehr als 46 Millionen Mal gelesen wurde, versuchte sich ein Beamter des Handelsministeriums in Schadensbegrenzung: “Die Versorgung mit Dingen für den täglichen Bedarf ist überall ausreichend und sollte vollständig gewährleistet sein”, sagte Zhu Xiaoliang in einem Interview mit dem staatlichen Fernsehsender CCTV.
Selbst Staatsmedien wie die als Sprachrohr der Partei bekannte Global Times waren bemüht, die angespannte Stimmung zu besänftigen. Prominent wurde berichtet, dass die Regale in den Supermärkten wie gewohnt gefüllt seien und es nicht zu Panikkäufen komme. Im Grunde ist es eine Nicht-Berichterstattung – und sie zeigt, wie besorgt die chinesische Führung über steigende Preise und die damit verbundenen Folgen für die Stabilität in der Gesellschaft ist.
Dass die Preise für Gemüse derart stark steigen, wirft einen Schatten auf das in dieser Woche stattfindende 6. Plenum des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas. Dort will Staats- und Parteichef Xi Jinping seine Position innerhalb der Partei weiter stärken (China.Table berichtete). Doch nicht nur der Preisanstieg sorgt für Unbehagen unter den Delegierten. Im Oktober sind Chinas Fabrikaktivitäten stärker gefallen, als erwartet. Der offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe lag bei 49,2 Prozentpunkte – und fiel damit unter die Marke von 50, die wirtschaftliches Wachstum von Schrumpfung trennt.
Zhang Zhiwei, Chefökonom bei Pinpoint Asset Management, sagte dem US-Finanzsender CNBC zufolge, der Index sei damit auf den niedrigsten Stand seit seiner Veröffentlichung im Jahr 2005 gefallen (ausgenommen sind die globale Finanzkrise 2008 und der Ausbruch der Covid-19-Pandemie im Februar vergangenen Jahres).
Ministerpräsident Li Keqiang warnte denn auch zuletzt vor einem neuen “Abwärtsdruck” für die chinesische Wirtschaft. Auch wenn Li keine Details zu den Ursachen nannte, sind diese doch klar zu erkennen: Seit Ausbruch der Corona-Pandemie verfolgt die Regierung eine strikte “Null-Covid”-Strategie, deren Maßnahmen immer wieder Teile der Wirtschaft lahmlegen. Im September kam eine Stromkrise hinzu. Die Energieknappheit führte in rund 20 Provinzen dazu, dass die Industrieproduktion merklich gedrosselt werden musste.
Gemeinsam mit den zuletzt gestiegenen Rohstoffpreisen sorgt das für große Inflationsängste innerhalb der Bevölkerung. Der Druck auf die Politik ist derart groß, dass der Staatsrat zuletzt ankündigte, gegen “bösartige Spekulationen” vorzugehen, um die rasant gestiegenen Rohstoffpreise wieder zu senken.
Dass die Folgen der Stromkrise und der Pandemie auch ausländische Unternehmen in China hart getroffen hat, zeigt die aktuelle “Business Outlook”-Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer zusammen mit den Auslandshandelskammern (China.Table berichtete): Während im Frühjahr noch 70 Prozent der deutschen Unternehmen in China von einem positiven Konjunkturtrend ausgingen, sind es aktuell nur noch 36 Prozent. Zum Vergleich: In den USA sinkt dieser Wert derzeit von 74 auf 50 Prozent, so das Papier. “Die Unternehmen sehen mit Sorge, dass in den beiden Weltkonjunktur-Lokomotiven der letzten Monate offenbar die Luft dünner wird”, kommentiert DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier die Zahlen. “Für den wirtschaftlichen Aufholprozess nach der Corona-Krise sind das keine guten Vorzeichen”, meint Treier.
Davon könnten auch die weltweiten Lieferketten in Mitleidenschaft gezogen werden, fürchtet Louis Kuijs, China-Kenner und Asien-Ökonom von Oxford Economics. “Wenn die Stromknappheit und die Produktionskürzungen anhalten, könnten sie zu einem weiteren Faktor werden, der globale angebotsseitige Probleme verursacht, insbesondere wenn sie die Produktion von Exportprodukten beeinträchtigen.”
Die am Sonntag veröffentlichten Wirtschaftsdaten zeigen zwar, dass Pekings Außenhandel im Oktober boomt (China.Table berichtete). Allerdings wird auch weniger importiert. Dass China als weltweit größter Exporteur nun gar eine globale Inflation auslösen könnte, fürchten die Experten jedoch nicht. Denn die steigenden Verbraucherpreise basieren mehr auf lokal produzierten Dienstleistungen als auf Konsumgütern. “Nachgelagerte Sektoren schlucken weiterhin höhere Inputkosten, da die Nachfrage schwach bleibt”, sagte Alicia García-Herrero, Chefökonomin für den asiatisch-pazifischen Raum bei Natixis SA, in einem Twitter-Beitrag: “Die Welt wird in absehbarer Zeit keine Inflation aus China importieren.”
Die Elektromobilität ist weiter auf dem Vormarsch – weltweit, aber vor allem in China. Das zeigen die Ergebnisse des aktuellen “Electric Vehicle Sales Review” von PwC Autofacts und Strategy, der Strategieberatung von PricewaterhouseCoopers. Demnach sind in den weltweit 14 ausgewählten Märkten die Neuzulassungen von reinen Batterieautos (BEV) im dritten Quartal 2021 um 123 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal angestiegen.
China war mit einem Absatz von 782.000 BEV-Einheiten im dritten Quartal 2021 führend, was einem Wachstum von 190 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Damit sind in China mehr E-Autos neu auf den Straßen unterwegs als im gleichen Zeitraum Fahrzeuge aller Antriebsarten in Deutschland zugelassen wurden (626.672).
“Die beispiellose Produktoffensive neuer E-Modelle der großen Hersteller trägt weltweit Früchte. Zugleich setzen immer mehr Autofahrer:innen Vertrauen in die neue Antriebstechnologie, was den rasanten Boom zusätzlich befeuert”, urteilt Felix Kuhnert, Global Automotive Leader bei PwC. Ohne die weltweite Chipkrise, die zu erheblichen Produktionseinschränkungen und längeren Wartezeiten bei der Auslieferung vieler Fahrzeuge führt, wäre der Zuwachs an E-Autos zweifellos noch höher ausgefallen, meint Kuhnert. Seine Empfehlung: Die Automobil-Ausrüster sollten möglichst enge Partnerschaften mit Halbleiterherstellern suchen, um den weiter wachsenden Bedarf an Chips zu sichern. rad
Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas ist am Montag in Peking zu seinem 6. Plenum zusammengekommen. Eröffnet wurde das Treffen von Xi Jinping in seiner Funktion als Generalsekretär der KP. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtet, präsentierte Xi im Pekinger Jingxi Hotel zunächst einen Arbeitsbericht des Politbüros. Anschließend erläuterte er den Entwurf für eine “historische Resolution”, die im Laufe des viertägigen Treffens verabschiedet werden soll. Damit sollen die “großen Errungenschaften und historischen Erfahrungen” in der Geschichte der Partei gewürdigt werden.
Details der Resolution sind zwar noch nicht bekannt, doch ein Blick in den jüngsten Report des Politbüros von Mitte Oktober lässt zumindest die Stoßrichtung erahnen. Dort heißt es: “Die Kommunistische Partei Chinas hat alle ethnischen Gruppen des Landes in den vergangenen 100 Jahren zu bedeutsamen Errungenschaften in der menschlichen Entwicklung geführt.” Unter der Führung von Xi Jinping befinde sich das Land auf dem Weg hin zu gemeinsamem Wohlstand und spiritueller und nationaler Verjüngung.
Xi will auf dem 6. Plenum vor allem eines erreichen: Mit dem Formulieren einer “historischen Resolution” unterstreicht er abermals seine herausgehobene Stellung in der chinesischen Geschichte (China.Table berichtete). Das tut er auch mit Blick auf den anstehenden Parteitag im kommenden Jahr. Dort will höchstwahrscheinlich Xi Jinping eine dritte Amtszeit als Staatspräsident antreten. Es wäre das erste Mal seit Jahrzehnten, dass es nach zweimal fünf Jahren Amtszeit an der Staatsspitze keinen Wechsel gibt. Die bisherige Limitierung der Amtszeit auf insgesamt zehn Jahre hat Xi jedenfalls bereits aus der chinesischen Verfassung streichen lassen. rad
Chinas Internetaufsichtsbehörde (Cyberspace Administration of China) hat einen ersten Entwurf vorgelegt, der das seit September geltende Datensicherheitsgesetz (DSL) konkretisiert. Die Vorlage wurde am Freitag veröffentlicht und gibt einen ersten Einblick in die Regeln, die in China tätige Unternehmen zukünftig einhalten müssen. Ausländische Unternehmen befürchten, dass es für sie sehr kostspielig werde, die Regeln der grenzüberschreitende Datentransfer künftig einzuhalten.
Dem Entwurf von Maßnahmen zur Sicherheitsbewertung des grenzüberschreitenden Datentransfers zufolge, müssen Unternehmen eine Sicherheitsüberprüfung durchführen, bevor sie “wichtige” Daten ins Ausland übertragen dürfen. Was aber genau unter die Kategorie “wichtig” fällt, bleibt auch weiterhin undefiniert. Anwälte beklagen laut der Zeitung Nikkei Asia zudem, dass auf internationale Unternehmen hohe Kosten zukommen, die sie in die neuen Sicherheitsbewertungsvorgaben von Peking investieren müssen. Auch müssten die Unternehmen mit längeren Bearbeitungszeiten rechnen: Die Cyberspace Administration of China will die benötigten Sicherheitsbewertungen innerhalb von 45 Arbeitstagen abschließen – bei komplexen Fällen könnte dies laut CAC-Angaben allerdings bis zu 15 Tage länger dauern. niw
Wang Yaping hat als erste Chinesin einen Weltraumspaziergang unternommen. Für Installationsarbeiten verließ die Taikonautin – wie Astronauten in China genannt werden – gemeinsam mit ihrem Kollegen Zhai Zhigang die Raumstation Tiangong. Die chinesische Raumfahrtagentur gab bekannt, dass die sechsstündige Mission “reibungslos” und “erfolgreich” verlaufen sei.
Mitte Oktober hatte die Raumfähre “Shenzhou 13” mit Wang, Zhai und dem Militärpiloten Ye Guangfu die Raumstation erreicht. Die Mission soll sechs Monate dauern, um die noch im Bau befindliche Raumstation auszubauen. China hatte das Kernmodul der Raumstation erst im April in die Erdumlaufbahn gebracht (China.Table berichtete). 2022 soll die chinesische Raumstation vollständig in Betrieb genommen werden.
Die fertige Raumstation wird mit einem Gewicht von rund 90 Tonnen deutlich kleiner sein als die ISS, die 240 Tonnen wiegt. niw
“Peking ist ein richtiger Moloch geworden”, beklagt Harald Kumpfert. Ein Plädoyer für seine Wahlheimat Shenyang fällt dem CEO von NEcreat hingegen nicht schwer. Trotzdem trägt die acht Millionen Metropole nordöstlich von Peking Altlasten mit, wenn es um ihr Image geht. “Shenyang ist noch immer als der Ruhrpott von Nordchina bekannt”, sagt der 56-Jährige. Chemische Industrie, Kohle- und Erzabbau sorgten regelmäßig für schlechte Luftqualität in der Stadt. Gerade in diesen energieintensiven Industrien kommt Kumpferts Konzept von NEcreat an. Für Unternehmen, Hotels und Fabriken bietet er Lösungen an, Energie einzusparen – ein wichtiges Thema im energiehungrigen China.
Kumpfert lebt mittlerweile seit mehr als zehn Jahren in Shenyang. Und als Mitglied der Europäischen Handelskammer ist es ihm wichtig, die Entwicklung der Stadt mitzugestalten – wenngleich die Zusammenarbeit mit der chinesischen Politik auch nach 26 Jahren in China noch immer eine Herausforderung ist. Ende 2017 legte die Handelskammer ein Positionspapier für Shenyang vor.
Kumpfert ist Vorsitzender für den Ableger in Shenyang. Vor allem fehlende Verlässlichkeit auf politischer Ebene kritisierte die Kammer damals. Daran musste sich die chinesische Seite erst gewöhnen, sagt Kumpfert: “Es ist hier nicht unbedingt gang und gäbe, dass man einfach Kritik übt – besonders nicht an der Regierung.” Vier Jahre später hat die lokale Politik die Europäische Handelskammer jedoch als Partner anerkannt. Mittlerweile würden die Anregungen geschätzt, erzählt er: “Man ist durchaus froh, wenn Leute mit einem anderen Blick Vorschläge machen.”
Kumpfert hilft dabei, dass er Chinesisch spricht. Denn Missverständnisse bleiben nicht aus. Häufig werde die Europäische Handelskammer in einen Topf mit der EU geworfen. In der Vergangenheit ist es bereits vorgekommen, dass die Handelskammer für politische Entscheidungen aus Brüssel in Verantwortung genommen wurde – zwischenzeitliche Zensur in der Berichterstattung eingeschlossen. Da bedürfe es viel Erklärung und Überzeugungsarbeit. “Wenn man in seinem Expat-Mikrokosmos bleibt, kann man auch überleben, wenn man kein Chinesisch spricht. Wenn man aber mehr in die Gesellschaft eintauchen will, kommt man nicht drum herum”, sagt Kumpfert.
Begonnen hat Kumpferts “Abenteuer” in China in den Neunzigerjahren beim amerikanischen Mischkonzern Honeywell. Kumpfert betreute ein weltbankfinanziertes Projekt für Fernwärme in Peking. Es folgte eine Station bei Siemens in Tianjin. Seit mehreren Jahren ist der gebürtige Berliner nun mit NEcreat selbstständig. Nicht ganz einfach im schnelllebigen China, sagt Kumpfert: “Der Vorteil in China ist die Flexibilität. Man kann Dinge schnell angehen. Die Lösungen für Probleme sind dann aber nicht immer nachhaltig.” Mittlerweile habe er gelernt, durch die behördlichen Unwägbarkeiten zu navigieren, trotzdem gebe es immer wieder Überraschungen.
Ein Haus in Deutschland hat Kumpfert bereits gekauft – vorsorglich. Ans Zurückkehren denkt er vorerst noch nicht, auch da in China langsam das Bewusstsein für den Klimaschutz wächst. “Wir machen mit NEcreat das, was die Welt momentan braucht. Natürlich reicht es noch nicht aus, aber immerhin ist es die richtige Richtung”, sagt Kumpfert. David Renke
Stefan Dahmen ist neuer Direktor Projektmanagement bei Svolt Energy Technology in Europa. In seiner neuen Rolle verantwortet er alle Kundenprojekte europäischer OEMs im Automotive-Sektor der Hochvoltspeicheranwendungen. Dahmen war vorher beim Autozulieferer Vitesco Technologies tätig. Der 55-Jährige hat in den vergangenen 25 Jahren in unterschiedlichen Positionen im Bereich Powertrain Erfahrungen gesammelt. Dahmen berichtet künftig direkt an Maxim Hantsch-Kramskoj, Vice President für den Vertrieb und Marketing bei Svolt Europe.
Stefan Bücke ist seit November Berater bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit in China. Bei der GIZ China will er die Deutsch-Chinesische Kooperation in den Bereichen E-Mobility, Automated & Connected Driving verbessern. Bücke war ein Jahr Director of Business Development bei IAV, einem Engineering-Dienstleister in der Automobilindustrie und hat davor fünf Jahre als Managing Director bei Vado Tech gearbeitet. Bücke hat Maschinenbau an der Beuth Hochschule für Technik studiert.
Der Verbotene Stadt in Peking hat viele Namen: Ursprünglich wurde sie 紫禁城 (Zǐjìnchéng) genannt. Ihr wurde die Farbe Purpur zugeordnet, in Anlehnung an die chinesische Übersetzung für Polarstern. Derzeit ist der ehemalige Sitz der chinesischen Kaiser allerdings ganz in Weiß gehüllt. Der erste Schnee der Saison ist gefallen.
weil die Produktion von iPhone-Bauteilen immer weniger Gewinn einbringt, will Foxconn umsatteln. Statt iPhones will der taiwanesische Elektronikkonzern zukünftig E-Autos herstellen. Frank Sieren hat sich die erste drei Modelle und die Strategie dahinter genauer angeschaut. Und wie bei den iPhones will Foxconn auch seine Autos nicht unter eigenem Namen verkaufen. Ob im Automobilsektor eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie bei der Herstellung von iPhones gelingt? An Selbstbewusstsein mangelt es Foxconn-Präsident Young Liu jedenfalls nicht: Was Fachwissen zu Software und Computerchips angeht, sei man vielen traditionellen Autobauern schon weit voraus, so Liu. Auch unser Autor findet etliche Gründe, warum Foxconns ambitionierten E-Auto-Pläne aufgehen könnten.
Deutlich schlechter ist hingegen die Stimmung in der chinesischen Gesellschaft. Stromknappheit, eine strikte Corona-Politik – nun wird auch noch das Gemüse teurer. Starke Regenfälle und Überschwemmungen in einem der größten Gemüseanbaugebiete des Landes treiben die Preise. Schon kursieren Gerüchte, dass mancherorts Lebensmittel knapp werden könnten. Das Schreckgespenst Inflation macht die Runde. Ning Wang hat sich die Situation genauer angeschaut und zeigt, unter welch großem Druck die Regierung in Peking steht. Schnell wird klar: Als weltweit größter Exporteur haben die steigenden Preise auch Auswirkungen auf ausländische Unternehmen in China. Sind gar die internationalen Lieferketten von der Inflations-Gefahr in China betroffen?
Viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre wünscht
Foxconn ist einer der weltweit größten Auftragsbauer und Zulieferer von Unterhaltungselektronik. Für Apple stellt der taiwanesische Konzern, der in Asien unter dem Namen Hong Hai bekannt ist, sechs von zehn Smartphones her. Weil die Gewinnmargen im Kerngeschäft jedoch kontinuierlich sinken, will sich der Konzern breiter aufstellen und in das Segment der E-Autos expandieren. Im Oktober stellte Foxconn bei einer Präsentation in Taipeh bereits seine ersten drei E-Fahrzeuge vor: eine Limousine, einen SUV und einen Bus.
Die Limousine stammt aus einer Zusammenarbeit mit dem italienischen Designbüro Pininfarina aus Cambiano. Das sogenannte Model E, wie das Auto in Anlehnung an die Fahrzeuge von Tesla getauft wurde, soll auf eine Reichweite von 750 Kilometer kommen. Eher für den Massenmarkt gedacht ist das sogenannte Model C, ein SUV mit 700 Kilometer Reichweite, der nach dem Produktionsstart im Jahr 2023 für rund 30.000 Euro zu haben sein soll.
Der E-Bus, Model T genannt, könnte bereits 2022 auf die Straßen kommen. Laut Taiwans Vize-Regierungschef Shen Jong-chin ist ein Linienbetrieb in Kaohsiung im Süden des Landes bereits ab dem kommenden Jahr geplant. Die Reichweite des City-Busses, der auch alle Regularien der amerikanischen Transportbehörde FTA erfüllen soll, wird von Foxconn mit 400 Kilometern angegeben. Foxconn möchte die Fahrzeuge jedoch nicht unter eigenem Namen verkaufen, sondern unter dem Namen Foxtron für andere Marken aus der Automobilindustrie produzieren.
Kooperationspartnerschaften bestehen laut eigenen Angaben des Unternehmens bereits mit dem US-Elektroautohersteller Fisker und der taiwanischen Yulon Motor Group. Auch über eine Zusammenarbeit mit Apple wird spekuliert. Der Tech-Gigant aus dem Silicon Valley ist laut Gerüchten seit längerem auf der Suche nach einem geeigneten Auftragsfertiger für sein erstes Apple-Auto (China.Table berichtete).
Allein im vergangenen Jahr hat der 1974 gegründete Foxconn-Konzern rund zehn Milliarden Taiwan-Dollar (ca. 310 Millionen Euro) in die Entwicklung von Elektroautos gesteckt. In den kommenden zwei Jahren sollen die Investitionen noch steigen. Man habe bereits eine gute Lieferkette und ein Vertriebsnetz aufgebaut, erklärte Konzernpräsident Young Liu bei der Fahrzeugpräsentation. Was Fachwissen zu Software und Computerchips angeht, sei man vielen traditionellen Autobauern ohnehin bereits voraus, so Liu.
Um auch in anderen Bereichen aufzuholen, hatte der Konzern Anfang Oktober für umgerechnet 200 Millionen Euro eine Fabrik des US-amerikanischen E-Auto-Start-ups Lordstown Motors in Ohio übernommen, die früher zu GM gehörte. Außerdem hat Foxconn Joint Ventures mit dem chinesischen Autobauer Geely und dem europäischen Hersteller Stellantis (Chrysler, Peugeot, Citroen, Fiat) unterschrieben, um etwa In-Car- und Connected-Car-Technologien weiterzuentwickeln.
Bereits ab dem kommenden Jahr sollen in Produktionsstätten in Thailand zwischen 150.000 und 200.000 Elektro-Autos aus dem Hause Foxtron für den südostasiatischen Markt gefertigt werden. Mit im Boot ist der thailändische Energiekonzern PTT. Auch in Europa, Indien und Lateinamerika möchte Foxconn künftig produzieren. Eine “indirekte” Zusammenarbeit mit deutschen Autoherstellern sei miteingeschlossen, erklärte Firmenchef Liu ohne dabei nähere Angaben zu machen.
Weil die globale Autoindustrie nach wie vor an Halbleiter-Knappheit leidet, hat sich Foxconn im August eine Chipfabrik des taiwanesischen Herstellers Macronix International einverleibt. Bis 2024 soll die Fabrik Halbleiter für 30.000 Elektrofahrzeuge pro Monat liefern können. Produktionsstart ist für Ende dieses Jahres geplant. Foxconn hatte sich bereits 2016 mit dem zum japanischen Tech-Giganten Softbank gehörenden Mikroprozessor-Spezialisten ARM zusammengetan, um ein Chip-Design-Zentrum im südchinesischen Shenzhen aufzubauen. Und 2019 hatte Foxconn erfolglos versucht, eine Chip-Produktionsstätte des japanischen Fujitsu-Konzerns zu übernehmen.
In den nächsten fünf Jahren möchte Foxconn mit seinem E-Auto-Geschäft einen Umsatz von 30 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr erzielen und seine Bruttomarge von derzeit sechs Prozent auf zehn Prozent steigern. Ziel ist ein globaler Marktanteil bei Elektrofahrzeugen von zehn Prozent. Der Umsatz des Unternehmens kletterte im vergangenen Jahr nur noch geringfügig um 0,3 Prozent auf 181 Milliarden Dollar. Der Nettogewinn ist bereits seit 2017 rückläufig.
Es ist nur Gemüse, könnte man meinen. Vor allem für Blumenkohl und Brokkoli sind die Preise zuletzt enorm gestiegen. Laut dem Handelsministerium in Peking sind es etwa 50 Prozent mehr, die die Verbraucher nun für das Blütengemüse zahlen müssen. Auch Spinat hat sich um fast 160 Prozent verteuert, so die Berechnungen der Nachrichtenagentur Bloomberg. Damit liegen die Preise für Gemüse gleichauf mit einem Pfund Schweine- oder Hühnerfleisch. Grund sind Ernteausfälle. Verursacht etwa durch starke Regenfälle und Überschwemmungen in der Region Shandong, einem der größten Gemüseanbaugebiete im Land.
Vor gut einer Woche veröffentlichte das Handelsministerium eine “Mitteilung über gute Arbeit bei der Aufrechterhaltung des Angebots und der Stabilisierung der Preise für Gemüse und andere Güter des täglichen Bedarfs auf dem Markt für den Winter und Frühling”. Eigentlich sind derartige Mitteilungen an die lokalen Behörden nichts Ungewöhnliches, doch der Aufruf vor gut einer Woche kam zu einem ungünstigen Zeitpunkt: Die Menschen plagt die Angst vor Versorgungsengpässen, vielerorts kommt es zu langen Schlangen vor den Supermärkten, in einigen Gegenden gar zu panikartigen Hamsterkäufen. Die Lage ist ohnehin angespannt.
Zuletzt war die Zahl der Corona-Neuinfektionen im Land wieder angestiegen, was dazu führte, dass viele strengere Ausgangs- und Reisebeschränkungen innerhalb des Landes befürchteten. Der aktuelle Aufruf des Handelsministeriums brachte für manchen das Fass zum Überlaufen: Online wurden wilde Spekulationen und Gerüchte verbreitet, die nur noch mehr Unsicherheit schürten.
Nachdem die Mitteilung zur Preisstabilität innerhalb von 24 Stunden mehr als 46 Millionen Mal gelesen wurde, versuchte sich ein Beamter des Handelsministeriums in Schadensbegrenzung: “Die Versorgung mit Dingen für den täglichen Bedarf ist überall ausreichend und sollte vollständig gewährleistet sein”, sagte Zhu Xiaoliang in einem Interview mit dem staatlichen Fernsehsender CCTV.
Selbst Staatsmedien wie die als Sprachrohr der Partei bekannte Global Times waren bemüht, die angespannte Stimmung zu besänftigen. Prominent wurde berichtet, dass die Regale in den Supermärkten wie gewohnt gefüllt seien und es nicht zu Panikkäufen komme. Im Grunde ist es eine Nicht-Berichterstattung – und sie zeigt, wie besorgt die chinesische Führung über steigende Preise und die damit verbundenen Folgen für die Stabilität in der Gesellschaft ist.
Dass die Preise für Gemüse derart stark steigen, wirft einen Schatten auf das in dieser Woche stattfindende 6. Plenum des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Chinas. Dort will Staats- und Parteichef Xi Jinping seine Position innerhalb der Partei weiter stärken (China.Table berichtete). Doch nicht nur der Preisanstieg sorgt für Unbehagen unter den Delegierten. Im Oktober sind Chinas Fabrikaktivitäten stärker gefallen, als erwartet. Der offizielle Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe lag bei 49,2 Prozentpunkte – und fiel damit unter die Marke von 50, die wirtschaftliches Wachstum von Schrumpfung trennt.
Zhang Zhiwei, Chefökonom bei Pinpoint Asset Management, sagte dem US-Finanzsender CNBC zufolge, der Index sei damit auf den niedrigsten Stand seit seiner Veröffentlichung im Jahr 2005 gefallen (ausgenommen sind die globale Finanzkrise 2008 und der Ausbruch der Covid-19-Pandemie im Februar vergangenen Jahres).
Ministerpräsident Li Keqiang warnte denn auch zuletzt vor einem neuen “Abwärtsdruck” für die chinesische Wirtschaft. Auch wenn Li keine Details zu den Ursachen nannte, sind diese doch klar zu erkennen: Seit Ausbruch der Corona-Pandemie verfolgt die Regierung eine strikte “Null-Covid”-Strategie, deren Maßnahmen immer wieder Teile der Wirtschaft lahmlegen. Im September kam eine Stromkrise hinzu. Die Energieknappheit führte in rund 20 Provinzen dazu, dass die Industrieproduktion merklich gedrosselt werden musste.
Gemeinsam mit den zuletzt gestiegenen Rohstoffpreisen sorgt das für große Inflationsängste innerhalb der Bevölkerung. Der Druck auf die Politik ist derart groß, dass der Staatsrat zuletzt ankündigte, gegen “bösartige Spekulationen” vorzugehen, um die rasant gestiegenen Rohstoffpreise wieder zu senken.
Dass die Folgen der Stromkrise und der Pandemie auch ausländische Unternehmen in China hart getroffen hat, zeigt die aktuelle “Business Outlook”-Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer zusammen mit den Auslandshandelskammern (China.Table berichtete): Während im Frühjahr noch 70 Prozent der deutschen Unternehmen in China von einem positiven Konjunkturtrend ausgingen, sind es aktuell nur noch 36 Prozent. Zum Vergleich: In den USA sinkt dieser Wert derzeit von 74 auf 50 Prozent, so das Papier. “Die Unternehmen sehen mit Sorge, dass in den beiden Weltkonjunktur-Lokomotiven der letzten Monate offenbar die Luft dünner wird”, kommentiert DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier die Zahlen. “Für den wirtschaftlichen Aufholprozess nach der Corona-Krise sind das keine guten Vorzeichen”, meint Treier.
Davon könnten auch die weltweiten Lieferketten in Mitleidenschaft gezogen werden, fürchtet Louis Kuijs, China-Kenner und Asien-Ökonom von Oxford Economics. “Wenn die Stromknappheit und die Produktionskürzungen anhalten, könnten sie zu einem weiteren Faktor werden, der globale angebotsseitige Probleme verursacht, insbesondere wenn sie die Produktion von Exportprodukten beeinträchtigen.”
Die am Sonntag veröffentlichten Wirtschaftsdaten zeigen zwar, dass Pekings Außenhandel im Oktober boomt (China.Table berichtete). Allerdings wird auch weniger importiert. Dass China als weltweit größter Exporteur nun gar eine globale Inflation auslösen könnte, fürchten die Experten jedoch nicht. Denn die steigenden Verbraucherpreise basieren mehr auf lokal produzierten Dienstleistungen als auf Konsumgütern. “Nachgelagerte Sektoren schlucken weiterhin höhere Inputkosten, da die Nachfrage schwach bleibt”, sagte Alicia García-Herrero, Chefökonomin für den asiatisch-pazifischen Raum bei Natixis SA, in einem Twitter-Beitrag: “Die Welt wird in absehbarer Zeit keine Inflation aus China importieren.”
Die Elektromobilität ist weiter auf dem Vormarsch – weltweit, aber vor allem in China. Das zeigen die Ergebnisse des aktuellen “Electric Vehicle Sales Review” von PwC Autofacts und Strategy, der Strategieberatung von PricewaterhouseCoopers. Demnach sind in den weltweit 14 ausgewählten Märkten die Neuzulassungen von reinen Batterieautos (BEV) im dritten Quartal 2021 um 123 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahresquartal angestiegen.
China war mit einem Absatz von 782.000 BEV-Einheiten im dritten Quartal 2021 führend, was einem Wachstum von 190 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Damit sind in China mehr E-Autos neu auf den Straßen unterwegs als im gleichen Zeitraum Fahrzeuge aller Antriebsarten in Deutschland zugelassen wurden (626.672).
“Die beispiellose Produktoffensive neuer E-Modelle der großen Hersteller trägt weltweit Früchte. Zugleich setzen immer mehr Autofahrer:innen Vertrauen in die neue Antriebstechnologie, was den rasanten Boom zusätzlich befeuert”, urteilt Felix Kuhnert, Global Automotive Leader bei PwC. Ohne die weltweite Chipkrise, die zu erheblichen Produktionseinschränkungen und längeren Wartezeiten bei der Auslieferung vieler Fahrzeuge führt, wäre der Zuwachs an E-Autos zweifellos noch höher ausgefallen, meint Kuhnert. Seine Empfehlung: Die Automobil-Ausrüster sollten möglichst enge Partnerschaften mit Halbleiterherstellern suchen, um den weiter wachsenden Bedarf an Chips zu sichern. rad
Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas ist am Montag in Peking zu seinem 6. Plenum zusammengekommen. Eröffnet wurde das Treffen von Xi Jinping in seiner Funktion als Generalsekretär der KP. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtet, präsentierte Xi im Pekinger Jingxi Hotel zunächst einen Arbeitsbericht des Politbüros. Anschließend erläuterte er den Entwurf für eine “historische Resolution”, die im Laufe des viertägigen Treffens verabschiedet werden soll. Damit sollen die “großen Errungenschaften und historischen Erfahrungen” in der Geschichte der Partei gewürdigt werden.
Details der Resolution sind zwar noch nicht bekannt, doch ein Blick in den jüngsten Report des Politbüros von Mitte Oktober lässt zumindest die Stoßrichtung erahnen. Dort heißt es: “Die Kommunistische Partei Chinas hat alle ethnischen Gruppen des Landes in den vergangenen 100 Jahren zu bedeutsamen Errungenschaften in der menschlichen Entwicklung geführt.” Unter der Führung von Xi Jinping befinde sich das Land auf dem Weg hin zu gemeinsamem Wohlstand und spiritueller und nationaler Verjüngung.
Xi will auf dem 6. Plenum vor allem eines erreichen: Mit dem Formulieren einer “historischen Resolution” unterstreicht er abermals seine herausgehobene Stellung in der chinesischen Geschichte (China.Table berichtete). Das tut er auch mit Blick auf den anstehenden Parteitag im kommenden Jahr. Dort will höchstwahrscheinlich Xi Jinping eine dritte Amtszeit als Staatspräsident antreten. Es wäre das erste Mal seit Jahrzehnten, dass es nach zweimal fünf Jahren Amtszeit an der Staatsspitze keinen Wechsel gibt. Die bisherige Limitierung der Amtszeit auf insgesamt zehn Jahre hat Xi jedenfalls bereits aus der chinesischen Verfassung streichen lassen. rad
Chinas Internetaufsichtsbehörde (Cyberspace Administration of China) hat einen ersten Entwurf vorgelegt, der das seit September geltende Datensicherheitsgesetz (DSL) konkretisiert. Die Vorlage wurde am Freitag veröffentlicht und gibt einen ersten Einblick in die Regeln, die in China tätige Unternehmen zukünftig einhalten müssen. Ausländische Unternehmen befürchten, dass es für sie sehr kostspielig werde, die Regeln der grenzüberschreitende Datentransfer künftig einzuhalten.
Dem Entwurf von Maßnahmen zur Sicherheitsbewertung des grenzüberschreitenden Datentransfers zufolge, müssen Unternehmen eine Sicherheitsüberprüfung durchführen, bevor sie “wichtige” Daten ins Ausland übertragen dürfen. Was aber genau unter die Kategorie “wichtig” fällt, bleibt auch weiterhin undefiniert. Anwälte beklagen laut der Zeitung Nikkei Asia zudem, dass auf internationale Unternehmen hohe Kosten zukommen, die sie in die neuen Sicherheitsbewertungsvorgaben von Peking investieren müssen. Auch müssten die Unternehmen mit längeren Bearbeitungszeiten rechnen: Die Cyberspace Administration of China will die benötigten Sicherheitsbewertungen innerhalb von 45 Arbeitstagen abschließen – bei komplexen Fällen könnte dies laut CAC-Angaben allerdings bis zu 15 Tage länger dauern. niw
Wang Yaping hat als erste Chinesin einen Weltraumspaziergang unternommen. Für Installationsarbeiten verließ die Taikonautin – wie Astronauten in China genannt werden – gemeinsam mit ihrem Kollegen Zhai Zhigang die Raumstation Tiangong. Die chinesische Raumfahrtagentur gab bekannt, dass die sechsstündige Mission “reibungslos” und “erfolgreich” verlaufen sei.
Mitte Oktober hatte die Raumfähre “Shenzhou 13” mit Wang, Zhai und dem Militärpiloten Ye Guangfu die Raumstation erreicht. Die Mission soll sechs Monate dauern, um die noch im Bau befindliche Raumstation auszubauen. China hatte das Kernmodul der Raumstation erst im April in die Erdumlaufbahn gebracht (China.Table berichtete). 2022 soll die chinesische Raumstation vollständig in Betrieb genommen werden.
Die fertige Raumstation wird mit einem Gewicht von rund 90 Tonnen deutlich kleiner sein als die ISS, die 240 Tonnen wiegt. niw
“Peking ist ein richtiger Moloch geworden”, beklagt Harald Kumpfert. Ein Plädoyer für seine Wahlheimat Shenyang fällt dem CEO von NEcreat hingegen nicht schwer. Trotzdem trägt die acht Millionen Metropole nordöstlich von Peking Altlasten mit, wenn es um ihr Image geht. “Shenyang ist noch immer als der Ruhrpott von Nordchina bekannt”, sagt der 56-Jährige. Chemische Industrie, Kohle- und Erzabbau sorgten regelmäßig für schlechte Luftqualität in der Stadt. Gerade in diesen energieintensiven Industrien kommt Kumpferts Konzept von NEcreat an. Für Unternehmen, Hotels und Fabriken bietet er Lösungen an, Energie einzusparen – ein wichtiges Thema im energiehungrigen China.
Kumpfert lebt mittlerweile seit mehr als zehn Jahren in Shenyang. Und als Mitglied der Europäischen Handelskammer ist es ihm wichtig, die Entwicklung der Stadt mitzugestalten – wenngleich die Zusammenarbeit mit der chinesischen Politik auch nach 26 Jahren in China noch immer eine Herausforderung ist. Ende 2017 legte die Handelskammer ein Positionspapier für Shenyang vor.
Kumpfert ist Vorsitzender für den Ableger in Shenyang. Vor allem fehlende Verlässlichkeit auf politischer Ebene kritisierte die Kammer damals. Daran musste sich die chinesische Seite erst gewöhnen, sagt Kumpfert: “Es ist hier nicht unbedingt gang und gäbe, dass man einfach Kritik übt – besonders nicht an der Regierung.” Vier Jahre später hat die lokale Politik die Europäische Handelskammer jedoch als Partner anerkannt. Mittlerweile würden die Anregungen geschätzt, erzählt er: “Man ist durchaus froh, wenn Leute mit einem anderen Blick Vorschläge machen.”
Kumpfert hilft dabei, dass er Chinesisch spricht. Denn Missverständnisse bleiben nicht aus. Häufig werde die Europäische Handelskammer in einen Topf mit der EU geworfen. In der Vergangenheit ist es bereits vorgekommen, dass die Handelskammer für politische Entscheidungen aus Brüssel in Verantwortung genommen wurde – zwischenzeitliche Zensur in der Berichterstattung eingeschlossen. Da bedürfe es viel Erklärung und Überzeugungsarbeit. “Wenn man in seinem Expat-Mikrokosmos bleibt, kann man auch überleben, wenn man kein Chinesisch spricht. Wenn man aber mehr in die Gesellschaft eintauchen will, kommt man nicht drum herum”, sagt Kumpfert.
Begonnen hat Kumpferts “Abenteuer” in China in den Neunzigerjahren beim amerikanischen Mischkonzern Honeywell. Kumpfert betreute ein weltbankfinanziertes Projekt für Fernwärme in Peking. Es folgte eine Station bei Siemens in Tianjin. Seit mehreren Jahren ist der gebürtige Berliner nun mit NEcreat selbstständig. Nicht ganz einfach im schnelllebigen China, sagt Kumpfert: “Der Vorteil in China ist die Flexibilität. Man kann Dinge schnell angehen. Die Lösungen für Probleme sind dann aber nicht immer nachhaltig.” Mittlerweile habe er gelernt, durch die behördlichen Unwägbarkeiten zu navigieren, trotzdem gebe es immer wieder Überraschungen.
Ein Haus in Deutschland hat Kumpfert bereits gekauft – vorsorglich. Ans Zurückkehren denkt er vorerst noch nicht, auch da in China langsam das Bewusstsein für den Klimaschutz wächst. “Wir machen mit NEcreat das, was die Welt momentan braucht. Natürlich reicht es noch nicht aus, aber immerhin ist es die richtige Richtung”, sagt Kumpfert. David Renke
Stefan Dahmen ist neuer Direktor Projektmanagement bei Svolt Energy Technology in Europa. In seiner neuen Rolle verantwortet er alle Kundenprojekte europäischer OEMs im Automotive-Sektor der Hochvoltspeicheranwendungen. Dahmen war vorher beim Autozulieferer Vitesco Technologies tätig. Der 55-Jährige hat in den vergangenen 25 Jahren in unterschiedlichen Positionen im Bereich Powertrain Erfahrungen gesammelt. Dahmen berichtet künftig direkt an Maxim Hantsch-Kramskoj, Vice President für den Vertrieb und Marketing bei Svolt Europe.
Stefan Bücke ist seit November Berater bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit in China. Bei der GIZ China will er die Deutsch-Chinesische Kooperation in den Bereichen E-Mobility, Automated & Connected Driving verbessern. Bücke war ein Jahr Director of Business Development bei IAV, einem Engineering-Dienstleister in der Automobilindustrie und hat davor fünf Jahre als Managing Director bei Vado Tech gearbeitet. Bücke hat Maschinenbau an der Beuth Hochschule für Technik studiert.
Der Verbotene Stadt in Peking hat viele Namen: Ursprünglich wurde sie 紫禁城 (Zǐjìnchéng) genannt. Ihr wurde die Farbe Purpur zugeordnet, in Anlehnung an die chinesische Übersetzung für Polarstern. Derzeit ist der ehemalige Sitz der chinesischen Kaiser allerdings ganz in Weiß gehüllt. Der erste Schnee der Saison ist gefallen.