Ingenieure tüfteln schon seit Jahrzehnten an technischen Lösungen, um CO2 aus der Luft zu filtern. Dennoch steckt das Abscheiden und Auffangen von CO2 noch in den Kinderschuhen. Rein theoretisch könnte damit eine große Menge Klimagas aufgefangen werden, bevor es in die Atmosphäre gelangt. Doch die Technik ist bisher noch sehr teuer und technisch aufwändig. Dabei schreibt selbst der Weltklimarat, dass die Technologie einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten muss.
China will die Carbon-Capture-Technologie jetzt fördern und zur Marktreife bringen. Der Haken: Bisher ist es vor allem die Öl- und Gasindustrie, die das Verfahren nutzt, um die Fördermengen zu erhöhen und somit mehr CO2 in die Atmosphäre zu pumpen.
Elon Musk kennt sich mit Zukunftstechnologien bestens aus. Der Mitgründer von Tesla und Paypal und CEO von SpaceX hat ein Auge auf Twitter geworfen. Frank Sieren analysiert, was Musk mit der Social-Media-App vorhaben könnte. Der Tech-Milliardär schwärmt von Wechat, jender Wunder-App, die den Alltag Hunderter Millionen Chinesen erleichtert. Musk lobt ihre Vielseitigkeit, die den Nutzern in fast jeder Lebenslage helfen könne – sei es beim Taxiruf, dem Bezahlen im Supermarkt oder gar dem Kauf einer Immobilie. Wird Twitter in Zukunft also zum globalen Wechat-Clon? Eine Marktlücke für eine solche “Super-App” ist auf jeden Fall vorhanden.
Auf welcher App Sie uns auch lesen: Wir wünschen viele spannende Einsichten und Erkenntnisse!
Es ist ein Traum vieler Manager, die an einer besseren Umweltbilanz arbeiten: Das CO2 am Ende des Produktionsprozesses einfach von den anderen Abgasen zu trennen und zu entsorgen. Die Klimaziele ließen sich so viel einfacher erreichen. Dafür wäre eine Technik nötig, die CO2 von anderen Gasen effektiv abtrennt. Nicht nur Unternehmen würde diese Möglichkeit gut ins Konzept passen. Laut Weltklimarat (IPCC) muss ein Teil der Emissionen wieder aus der Atmosphäre herausgefiltert werden, um die Erderwärmung auf 1,5 bis 2 Grad zu begrenzen.
Das ist heute zwar bereits möglich, aber es ist derzeit noch sehr kostspielig und damit kaum praxistauglich. In den vergangenen Jahren wurden dutzende Projekte zur Abscheidung von CO2 (Carbon Capture Utilization and Storage, CCUS) wegen hoher Kosten auf Eis gelegt. Weltweit gibt es nur gut zwei Dutzend großer Industrieanlagen, die CCUS nutzen.
China will die CCUS-Technologien nun stärker vorantreiben. Das geht aus der Leitstrategie zur Erreichung der nationalen Klimaziele hervor. Die Volksrepublik will CCUS erforschen, aber auch die “industrielle Anwendung in großem Maßstab” realisieren.
Bisher gibt es erst wenige CCUS-Projekte in China. Die Technologie dient dabei nicht nur dem Klimaschutz. Ein Großteil der bisherigen Anwendungen in großem Maßstab sind in der Öl- und Gasförderung zu finden. Sinopec hat Anfang des Jahres eine neue Anlage fertiggestellt (China.Table berichtete). Das Projekt soll jährlich eine Million Tonnen CO2 auffangen, das durch Raffinerien und in Chemiefabriken verursacht wird. Im Anschluss wird das Klimagas in nahegelegene Öl- und Gasfelder gepumpt. Dadurch wird die Förderung der klimaschädlichen Rohstoffe nach Unternehmensangaben um fast drei Millionen Tonnen erhöht. Auch andere Öl- und Gas-Unternehmen wollen die CCUS-Technologie zur Ausweitung der Förderung nutzen.
Zwar gibt es in China auch andere Anwendungsbereiche der CCUS-Technik. Doch “in Bezug auf die Projektfinanzierung ist die Nutzung zur Steigerung der Ölproduktion derzeit der größte Teil der Geschichte“, schreiben die Analysten der Beratungsfirma Trivium China. Sie warnen davor, dass die Technologie anderen Zielen als dem Klimaschutz dienen könnte. Beispielsweise zur Erreichung der Energiesicherheit.
Die politische Führung hat in den vergangenen Monaten häufig betont, dass sich die Stromausfälle aus dem letzten Jahr nicht wiederholen dürfen. Zudem will das Land keine zu große Abhängigkeit von Energie-Importen riskieren. Die CCUS-Technologie könnte dazu dienen, die Öl- und Gasförderung landesweit zu erhöhen. Die Förderer geben damit also ihren fossilen Aktivitäten einen grünen Anstrich.
Dabei wäre eine Anwendung in der Industrie und bei fossilen Kraftwerken umso wichtiger. Damit China seine Klimaziele erreichen kann, muss die Volksrepublik Klimagase auffangen, bevor sie in die Atmosphäre gelangen. Für die Chemie- und Zementindustrie wird es besonders schwer, die Emissionen zu reduzieren. Der Weltklimarat bezeichnet das Auffangen der Emissionen in diesen Sektoren daher als “wichtige Option” zur Minderung der Emissionen.
Laut Analysten sind Chinas Klimaziele “nicht ohne technologische Durchbrüche zu erreichen”. Dazu gehört auch die Technologie zum Auffangen von CO2. Das Problem dabei: Bisher sind diese Technologien nicht wirtschaftlich. Die Kosten übersteigen den Nutzen noch bei weitem. Das hält auch ein Bericht des chinesischen Umweltministeriums fest. Bisher werde die CCUS-Technologie lediglich in recht kleinen Projekten angewandt. In ganz China sind demnach erst 40 CCUS-Demonstrations-Projekte in Betrieb oder erst im Bau.
Doch das Ministerium zeigt sich optimistisch: “Mit der Weiterentwicklung der Technologie besteht Spielraum, dass die Kosten in Zukunft sinken”. Laut den Trivium-Analysten muss der Staat aktiv werden: “Staatliche Unterstützung und technologische Innovation sind entscheidend für die Verwirklichung einer CCUS-Industrie”, schreiben die Analysten.
Chinas Emissionshandel könnte den wirtschaftlichen Nutzen von CCUS aufzeigen. Sobald der Preis für ein CO2-Zertifikat höher ist als die Kosten, um das CO2 am Ende des Produktionsprozesses aufzufangen, lohnt sich CCUS. Doch derzeit sind die CO2-Verschmutzungsrechte in China noch viel zu billig und die CCUS-Technik noch viel zu teuer. Kurzfristig wird der Emissionshandel also keinen Anreiz für die Installation von CCUS-Anlagen liefern.
Auch eine weitere Methode zur Speicherung von CO2 hat ihre Tücken. Bei dem Konzept namens “Bioenergy with Carbon Capture and Storage” (BECCS) sollen biologische Prozesse genutzt werden. Dabei werden Pflanzen angebaut, um CO2 aus der Atmosphäre zu ziehen. Sie werden in Biogasanlagen genutzt oder verbrannt, um Strom zu gewinnen. Das CO2 wird aufgefangen und in Gesteinsschichten gespeichert. In China wird BECCS eine große Rolle zugeschrieben. Das geht aus zwei Szenarien hochrangiger chinesischer Forschungseinrichtungen zur Erreichung der Klimaziele hervor.
Doch was so einfach klingt, hat zwei große Haken: Zum Anbau der Pflanzen würde BECCS große Flächen hochwertigen Landes erfordern. In China drohen hier Konflikte mit der Landwirtschaft. Denn die Volksrepublik verfügt nur über zehn Prozent der globalen landwirtschaftlich genutzten Fläche, muss aber 20 Prozent der Weltbevölkerung davon ernähren (China.Table berichtete). Auch der Weltklimarat zweifelt an der Sinnhaftigkeit von BECCS. “Die Geschwindigkeit und die Größenordnung von BECCS, die für die Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 Grad erforderlich sind, stellen eine erhebliche Herausforderung für die Umsetzung dar”, so der IPCC.
Bisher spielt die Abscheidung und Speicherung von CO2 also keine große Rolle im Kampf gegen die Klimakrise. Laut Bloomberg-Daten lagen die weltweiten Investitionen in CCUS-Projekte in den letzten beiden Jahren bei lediglich drei (2020) beziehungsweise 2,3 Milliarden US-Dollar (2021). Das kann sich in Zukunft jedoch ändern. “In China entwickelt sich langsam, aber sicher eine CCUS-Industrie. Wir sehen eine konsequente Vorwärtsbewegung auf allen Ebenen – einschließlich der Politik, Wissenschaft und bei Unternehmensinvestitionen”, schreiben die Analysten von Trivium China.
Doch derzeit werden zu wenig Projekte zur Abscheidung und Speicherung von CO2 umgesetzt. Die Anzahl der neuen Projekte liegt weit unter den Zahlen, die Forscher in ihren Klimamodellen zur Erreichung des 1,5 Grad-Ziels angenommen haben, schreibt der Weltklimarat. Um einen Nutzen zu haben, müssten die Investitionen in CCUS-Projekte massiv steigen. Chinas Bemühungen um eine nationale CCUS-Industrie könnten dem Klima aber mittelfristig nutzen. Der Staat schreckt nicht vor großen Investitionen zurück und hat einen langen Planungshorizont. Wenn CCUS auch als Industriepolitik verstanden wird, könnte China sich frühzeitig eine gute Position auf dem Weltmarkt sichern. Mitarbeit: Renxiu Zhao
Dass Wechat unter den weltweit beliebtesten Apps ganz vorne mitspielt, ist für die Tech-Szene inzwischen selbstverständlich. Zu den großen Fans des chinesischen Universalprogramms gehört auch der schillernde US-Unternehmer Elon Musk, Mitgründer von Tesla und Paypal und CEO von SpaceX. Musk findet nun, die ganze Welt brauche eine Universal-App wie Wechat, die das Leben voll umfasst. Und genau das scheint auch sein Plan mit Twitter zu sein, wenn die Übernahme der Sozialplattform noch zustande kommt. Als Milliardär bekommt Musk jedoch oft genau das, was er will. Er bietet 44 Milliarden Dollar für den Dienst.
Doch selbst wenn er Twitter nicht bekommt, könnte er auf anderem Wege seinen Traum vom westlichen Wechat verfolgen. Er möchte der “herausragenden” chinesischen “Super-App“, etwas entgegensetzen, das gleichwertig oder gar besser ist “So etwas wie Twitter, plus Paypal, plus eine ganze Reihe anderer Dinge. Und das alles mit einer großartigen Benutzeroberfläche”, erklärt er. Wer in China lebe, mache praktisch alles mit Wechat, so Musk.
Im Heimatland von Wechat gingen seine Äußerungen sofort viral. Dass Wechat auch außerhalb der Volksrepublik prominente Unterstützer finden würde, hatten Tech-Experten bereits erwartet. Eine solche App “wäre wirklich nützlich”, erklärte Musk weiter. Auch Zahlungen könnten innerhalb einer solchen App “sehr sinnvoll” sein, sagte er – und geht damit zu seinen Wurzeln bei Paypal zurück.
Wechat selbst ist im Westen kaum verbreitet. Das liegt vor allem daran, dass die App mit staatlicher Überwachung in Verbindung gebracht wird. Selbst, wenn in Wirklichkeit keine Daten zu chinesischen Diensten abfließen, bliebe ein ungutes Gefühl. Es ist dieses Misstrauen, das die Ausbreitung der App bremst. Zwar ist es technisch möglich, die Handhabung der Daten internationaler Kunden getrennt zu führen. Doch schon allein in dem Image Chinas als Datenkrake sieht Musk eine Chance. Denn Wechat ist trotz staatlicher Überwachung unglaublich erfolgreich – einfach, weil die App im Alltag so viele praktische Anwendungen übernimmt. Sie macht das tägliche Leben merklich einfacher.
Wechat hat 1,29 Milliarden monatliche Nutzer. Auch im elften Jahr seines Bestehens wächst die Nutzerbasis, zuletzt lag das Plus im Jahresvergleich bei 3,9 Prozent. Zum Vergleich: Twitter hat 217 Millionen User. Facebook 2,93 Milliarden. Wechat ist in China allgegenwärtig. 78 Prozent aller Chinesen zwischen 16 und 64 Jahren benutzen den Dienst, der auf Android, iPhone und auch als Desktop-Version verfügbar ist.
Ursprünglich war Wechat nur als Messenger-Dienst im Stil von Whatsapp oder QQ gedacht. Doch die Mutterfirma Tencent aus Shenzhen erweiterte den Funktionsumfang kontinuierlich. Heute kann man seinen Alltag mit Wechat fast komplett organisieren. Die Nutzer kann Taxis rufen, Arzttermine vereinbaren, Kredite aufnehmen, Immobilien kaufen und Essen bestellen. Und natürlich kann man noch immer telefonieren, Nachrichten, Videos und Sticker versenden sowie sich in Gruppenkanälen über Gott und die Welt informieren.
All diese Funktionen geben Wechat in China eine enorme wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung. Selbst Senioren zahlen beim Gemüsekauf auf dem Markt inzwischen mehrheitlich mit Wechat. Der App ist nichts Geringeres gelungen als das Bargeld aus dem täglichen Leben fast vollständig verschwinden zu lassen. Selbst Kreditkarten sind überflüssig geworden.
Die zentrale Stellung auf dem größten Markt der Welt hat die Betreiberfirma zu einem der wichtigsten Tech-Unternehmen gemacht. Der Marktwert von Tencent liegt mit fast 590 Milliarden US-Dollar noch vor Facebook in den Top 10 der wertvollsten Tech-Firmen der Welt. Neben dem Chiphersteller Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) ist sie die einzige aus Asien auf der Liste.
Auf Millionen verifizierter offizieller Accounts präsentieren sich Marken, Prominente, politische Institutionen und sogar die Polizei, bei der man via Wechat zum Beispiel Verkehrsvergehen anzeigen kann. Außerdem ist die App neben Alipay die wichtigste Plattform, um seinen Impf- und Gesundheitsstatus während der Corona-Pandemie nachzuweisen. Ohne einen “grünen Gesundheitscode” kommt man in China nach wie vor nicht weit. Auch die PCR-Tests laufen sehr effizient über die App – sie übernimmt in China also auch die Funktionen der Corona-Warn-App.
Tatsächlich hatte Wechat bereits selbst die Expansion in andere Märkte in Angriff genommen. Im Jahr 2013 eröffnete der Konzern ein Büro in den Vereinigten Staaten. Auch Werbeverträge mit globalen Stars wie Lionel Messi sollten dazu beitragen, das globale Profil zu schärfen.
Die politische Skepsis im Westen im Blick, wollte Tencent mit Wechat jedoch zuerst in den Schwellenländern Fuß fassen. Tencent konzentrierte sich zunächst auf Indonesien, Indien und Brasilien. Doch auch in diesen Ländern machte sich Skepsis breit. In Indonesien beispielsweise sind heute Whatsapp und, unter jungen Leuten, die japanische Konkurrenzanwendung Line besonders beliebt.
Wechat ist wahrscheinlich das markanteste Beispiel dafür, wie das politische System Chinas die internationale Expansion seiner Tech-Unternehmen stark behindert. Das gleiche politische System hat allerdings die Entstehung der App begünstigt, weil es die westlichen Wettbewerber vom Zugang zum eigenen Markt ausgeschlossen hat.
Ein Grund mehr für Musk, das Thema anzugehen. Tatsächlich hat Wechat bereits einige westliche Apps beeinflusst. So setzen Snapchat und Instagram seit einiger Zeit wieder verstärkt auf QR-Codes. Auf Wechat hatten sich die scanbaren schwarz-weißen Pixel-Quadrate als integraler Bestandteil der alltäglichen Nutzung bewährt. Und Paypal hat im September ein App-Update durchgeführt, das eine Reihe weiterer Dienste integriert, darunter ein Online-Shopping-Center, ein Sparkonto und eine Fundraising-Plattform.
Die Schattenseiten von Wechat gehören ebenso zu der App wie die guten Seiten: Die Regierung kann durch Zugriff auf die Daten der unverzichtbaren Super-App die Aktivitäten der Bürger in einzigartiger Kompaktheit überwachen. Statt mit der Handy-Nummer werden Wechat-Konten zudem mit der ID-Karte verknüpft, wodurch sie noch einwandfreier auf den jeweiligen Nutzer zurückgeführt werden können. Botschaften, die der Regierung nicht gefallen, werden rigoros gelöscht.
Im vergangenen Jahr kritisierte Peking Wechat zudem wegen Datenschutzverletzungen und fror zeitweise alle Updates der App ein. Zudem sollen die chinesischen Regulierungsbehörden planen, den Fintech-Zweig Wechat Pay von der eigentlichen App abzuspalten, unter anderem um Geldwäsche und Glücksspiel besser überwachen zu können, was eigentlich wiederum sinnvoll ist. Im Jahr 2021 wickelte Wechat Pay rund 40 Prozent der gesamten mobilen Zahlungen in China ab. Doch auch Alibabas Finanzarm Alipay geriet bereits in den Fokus Pekings. Die Partei will die heimischen Tech-Firmen nicht zu mächtig werden lassen. Das gilt insbesondere, wenn sie im Bereich der Finanzen tätig sind.
Solche Risiken hat Musk bereits im Blick. Seine vorgeschlagene Super-App solle eine “maximal vertrauenswürdige und integrative” Plattform sein, auf der Menschen verschiedene digitale Aufgaben erledigen und wichtige Ideen diskutieren können. “Wir wollen einfach etwas, das unglaublich nützlich ist und das die Leute gerne benutzen. Es muss irgendwie passieren.”
Das Europaparlament wird nach einer internen Debatte die Menschenrechtsverletzungen in Xinjiang zunächst nicht als “Genozid” einstufen. Über eine entsprechende Resolution, also einen eigenen Standpunkt, wird das EU-Parlament am Donnerstag abstimmen. Zu Beginn der Woche hatte es zwischen den einzelnen politischen Gruppen Verhandlungen darüber gegeben, ob bei den Vorkommnissen in Xinjiang von Genozid gesprochen werden soll. Die Formulierung in dem fraktionsübergreifenden Text wurde nun jedoch abgeschwächt: Die Misshandlungen an Uiguren in Xinjiang “kommen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und einer ernsthaften Gefahr eines Völkermords gleich“, heißt es dort nun.
EU-Parlamentskreisen zufolge hatte vor allem die Fraktion der europäischen Grünen den Begriff “Genozid” vermeiden wollen. Die konservative EVP-Fraktion hatte in ihrem Resolutionsentwurf direkt von Genozid gesprochen. In dem Text wird zudem der Besuch der Menschenrechtskommissarin der Vereinten Nationen, Michelle Bachelet, kritisiert. Sie haben die chinesische Regierung nicht ausreichend zur Verantwortung gezogen. Wie die Abgeordneten im Resolutionstext forderte auch Handelskommissar Valdis Dombrovskis im Namen der EU-Kommission eine zeitnahe Veröffentlichung des noch einbehaltenen Lageberichts der UN zu Menschenrechtsverletzungen in Xinjiang. Dombrovskis sprach im Rahmen einer Debatte zu dem Thema am Mittwochabend im Plenum. Das Ergebnis der Abstimmung im EU-Parlament wird am Donnerstagnachmittag erwartet. Resolutionen des EU-Parlaments sind nicht bindend für die ausführende EU-Kommission. ari
Italiens Premierminister Mario Draghi hat ein Veto gegen den Transfer von Technologien und Software des Roboterherstellers Robox an einen chinesischen Konkurrenten eingelegt. Das chinesische Unternehmen Efort Intelligent Equipment wollte seinen Anteil an Robox erhöhen. Der Deal sah vor, dass Efort einen Teil des geistigen Eigentums von Robox nutzen dürfte. Das hat Draghi nun verhindert. Efort darf jedoch seinen Anteil an Robox um neun Prozent auf dann 49 Prozent erhöhen, wie Reuters berichtet. Robox entwickelt und fertigt elektronische Komponenten für den Robotik-Bereich sowie Bewegungssteuerungssysteme.
In den letzten Jahren haben italienische Regierungen schon fünf Mal ein Veto gegen Übernahmen aus oder Technologie-Kooperationen mit China eingelegt. Besonders Draghi hat sich der sogenannten “Golden Power”-Regel schon häufig bedient. Sie erlaubt der italienischen Regierung gewisse Mitspracherechte in strategisch wichtigen Sektoren wie dem Banken-, Technologie-, Medizin- oder Telekom-Sektor. Erst im November 2021 verhindert die Regierung die Übernahme einer Firma aus dem Chip-Sektor (China.Table berichtete). Auch im Bereich des 5G-Ausbaus (China.Table berichtete) und bei der geplanten Übernahme eines Herstellers militärischer Drohnen kam die “Golden Power”-Regel schon zur Anwendung. nib
Der chinesische Autohersteller BYD hat Volkswagen an Marktkapitalisierung übertroffen. Damit liegen jetzt drei Konzerne vor VW: Tesla, Toyota und BYD. Alle drei zeichnen sich durch erhebliche Kompetenz in den Bereichen E-Mobilität und hybride Antriebe aus. Mit den USA, Japan und China stellen damit auch drei nichteuropäische Länder die Autofirmen mit dem höchsten Börsenwert.
Die Marktkapitalisierung ist der addierte Wert sämtlicher Aktien eines Unternehmens. Da eine AG den Aktionären gehört, ergibt sich so eine Art Gesamtpreis. Die Börse neigt allerdings auch zu Schwankungen und Übertreibungen, wenn neue Trends die Fantasie der Anleger reizen. Sie wollen schließlich auf die Börsenstars der Zukunft setzen, statt der Vergangenheit nachzuhängen. Der Börsenkurs hat allerdings auch praktische Auswirkungen. Ein hoher Aktienwert verschafft dem Unternehmen in vielen Fällen mehr Spielraum, sich am Markt mit neuem Kapital zu versorgen. fin
Der weltgrößte Chipauftragsfertiger TSMC will derzeit nicht in eine Fabrik in Deutschland oder Europa investieren. Es gebe keine “konkreten Pläne”, sagte Chairman Mark Liu gestern auf der Hauptversammlung in Taipeh. Man sei weiterhin damit beschäftigt, die Lage zu bewerten.
Der taiwanesische Konzern führt bereits seit längerem hinter den Kulissen Gespräche über eine Ansiedlung in Deutschland. Angesichts der anhaltenden Lieferengpässe drängen die Kunden insbesondere aus der Autoindustrie das Unternehmen laut Industriekreisen, neue Fertigungskapazitäten aufzubauen, und zwar in Europa. In den USA investiert TSMC derzeit zwölf Milliarden Dollar in den Bau einer Hightech-Fabrik, die in Phoenix, Arizona, entstehen soll (China.Table berichtete).
Auch die Bundesregierung wirbt für eine Ansiedlung des Technologieführers aus Taiwan, bislang aber ohne greifbare Ergebnisse. Den US-Hersteller Intel hatte Kanzler Olaf Scholz bereits mithilfe massiver Staatshilfen von einer Investition überzeugt – von den geplanten Investitionssumme von 17 Milliarden Euro sollen knapp sieben Milliarden aus Steuergeldern kommen (China.Table berichtete).
Die hohe Förderung sorgt in anderen EU-Staaten für Kritik. Nur wenige große Mitgliedstaaten könnten sich solche Subventionen leisten, sagt ein EU-Diplomat, dadurch werde der Wettbewerb im Binnenmarkt verzerrt. Die Finanzierungsfragen sind auch einer der Hauptstreitpunkte in der Debatte um den European Chips Act, der die EU als Standort für die Chipindustrie stärken soll. Beim Wettbewerbsfähigkeitsrat heute in Luxemburg dürften die Differenzen angesprochen werden. Bei dem Treffen der zuständigen Minister müssten die Mitgliedstaaten Farbe bekennen, heißt es in Brüssel. tho/rtr
Die EU–Handelskammer in China und das Forschungsinstitut Merics warnen Unternehmen davor, Forschung und Entwicklung blauäugig nach China zu verlagern. “Den Unternehmen muss klar sein, wo die Risiken und wo ihre Wettbewerbsvorteile liegen”, sagte Kammerpräsident Jörg Wuttke am Mittwoch bei der Vorstellung einer Studie zum Thema Innovation in China. Sie trägt den Titel: “China’s Innovation Ecosystem: Right for many, but not for all.”
China setzt derzeit erhebliche Anreize für Unternehmen, Forschung und Entwicklung im Inland zu betreiben. Das gibt der chinesischen Seite jedoch Einblick in das Know-how der Firmen. Dennoch hat es für europäische Unternehmen große Vorteile, in China aktiv zu sein. Ganze 68 Prozent der befragten Unternehmen nennen hier vor allem die Größe des Marktes und den kurzen Weg von Forschungsergebnissen in den Markt.
Merics-Direktor Mikko Huotari spricht sich nun dafür aus, dass die europäische Politik einen entsprechenden Rahmen für technologisches Engagement in China setzt. “Aus Sicht der politischen Entscheidungsträger in Europa besteht die Notwendigkeit einer nüchternen Abwägung zwischen den Risiken des Technologie-Abflusses durch eine tiefe Integration in das chinesische Innovations-Ökosystem und dem potenziellen Mehrwert, der sich aus der damit verbundenen Steigerung der globalen Wettbewerbsfähigkeit ergibt”, so Huotari. fin
Influencer in chinesischen Sozialmedien erleben nicht selten einen unglaublich steilen Aufstieg. Li Jiaqi wurde 2018 über Nacht berühmt, weil er es als junger Mann fertigbrachte, mit hoher Glaubwürdigkeit Lippenstifte in seinem Livestream zu vermarkten. Die Leichtigkeit, mit der Li vor der Kamera die Produkte im Selbsttest bewarb, machten ihn zu einem perfekten Werbeträger für viele Unternehmen.
Kosmetik war nur der Anfang. Auch Bratpfannen, Kopfkissen, Lebensmittel oder Unterhaltungselektronik peitscht er durch seine Dauerwerbesendungen. Selbst ausländische Firmen wie Apple oder Shisheido nutzen Lis Popularität.
Den bisherigen Höhepunkt seiner Laufbahn erreichte er im Oktober des vergangenen Jahres zum Auftakt von Alibabas sogenanntem Singles Day. Das chinesische Äquivalent zum Black Friday in den USA ist ein Verkaufsmarathon, der den Konsumenten Superschnäppchen verspricht. Während der Dauer eines einzigen Streams binnen zwölf Stunden generierte Li einen Umsatz von 1,7 Milliarden US-Dollar. 250 Millionen Mal wurde sein Stream an diesem Tag von Internetnutzern aufgerufen.
Die Chancen, dass Li Jiaqi diesen Rekord noch einmal brechen wird, sind seit dem vergangenen Wochenende tief gesunken. Denn so steil ihn seine Laufbahn nach oben führte, so abrupt führt ihn der Weg nun möglicherweise wieder bergab. Am vergangenen Freitag, dem 3. Juni, brach der Influencer das größte politische Tabu des Landes. Li stellte in seiner Show einen Eiskuchen in Form eines Panzers vor. Der Influencer verwies damit unmittelbar vor dem Jahrestag des Tiananmen-Massakers auf die blutigen Ereignisse auf dem Platz des Himmlischen Friedens im Jahr 1989.
Was folgte, waren klassische Reflexe der chinesischen Zensur. Der Stream brach kurz darauf ab und wurde auch nicht mehr fortgesetzt. Li entschuldigte sich später über Weibo dafür, dass es technische Probleme gegeben habe. Seitdem warten seine 64 Millionen Follower auf eine weitere Nachricht. Weder ging Li in den folgenden Tagen mit seinen sonst fast täglichen Livestreams auf Sendung, noch bedankte er sich am Wochenende für die zahlreichen Geburtstagsglückwünsche, die ihn über Weibo erreichten.
Jetzt wird spekuliert, ob Li selbst möglicherweise völlig ahnungslos gewesen ist, was er da seinen Zuschauern vor die Linse hielt. Ob er vielleicht sogar von missbilligenden Angestellten in die Falle gelockt wurde, die ihm seinen Erfolg nicht gönnten. Er beschäftigt nach eigenen Angaben inzwischen rund 100 Angestellte. Längst entscheidet er nicht mehr im Alleingang, was er bewirbt und was nicht. Sein Team prüft vorab die Qualität der Produkte und sucht aus dem Wust an Angeboten die lukrativsten heraus. Seine Reaktion vermittelt den Eindruck, er sei selber überrascht gewesen von einem Eiskuchen in Panzerform und habe der tieferen Bedeutung offenbar keinen Wert beigemessen. “Was? Ein Panzer?”, fragte er verwundert.
Dass Li einen Panzer und den 4. Juni nicht unmittelbar in Verbindung gebracht hat, wäre durchaus denkbar. 1992 geboren, gehört er einer Generation an, die von Informationen um die tragischen Ereignisse systematisch ferngehalten wurde. Auch chinesische Eltern legen den Mantel des Schweigens über das Massaker, um zu verhindern, dass ihre Kinder unbedarft darüber zu reden beginnen. Seine Assistentin vor der Kamera dagegen, die ihm den Teller mit dem Panzer reichte, schien sofort zu verstehen. “Mal abwarten, ob Li Jiaqi und ich um 23.00 Uhr noch hier sind”, sagte sie.
Bislang jedenfalls hat sich Li seit dem Abbruch des Streams nicht mehr gemeldet. Wie es für ihn weitergeht, ist völlig unklar. Zahlreiche Werbepartner dürften mit großem Interessen verfolgen, ob ihr Top-Verkäufer auf den Bildschirm zurückkehrt. In der globalen Influencer-Szene ist es üblich, längerfristige Verträge mit Unternehmen abzuschließen, um deren Artikel regelmäßig vorzustellen. Weil sich die Partnerschaften für beide Seiten auszahlen, hatte E-Commerce-Gigant Alibaba schon vor einigen Jahren in einen Inkubator für Key Opinion Leader (KOL) investiert. Angehende Influencer erhalten dort eine Ausbildung für die optimale Vermarktungsstrategie.
Einen Eiskuchen-Panzer unmittelbar vor dem 4. Juni zu vermarkten, erwies sich für mögliche Strippenzieher im Hintergrund von Li Jiaqis Livestream als clevere Strategie. Wer auch immer an die Tragödie von damals erinnern wollte, zettelte eine angeregte Diskussion unter jungen Leuten in sozialen Medien an, von denen sich einige nun fragen, was es mit diesem Panzer auf sich habe. Marcel Grzanna
Einige ausländische Reisende müssen ab sofort keinen PU-Letter mehr beantragen, wie das Shanghai Foreign Affairs Office uns bestätigt hat. Sie können auch ohne das Einladungsschreiben bei den zuständigen Behörden im Ausland ein Arbeitsvisum/Z-Visum beantragen. Dafür ist nur noch ihr “Notification Letter of Foreigner’s Work Permit” nötig. Folgende Gruppen kommen in den Genuss der Erleichterung:
Wir gehen davon aus, dass die Änderungen nicht nur für Shanghai gelten, sondern bald auch auf andere Provinzen ausgedehnt werden.
Im Folgenden finden Sie einige Hinweise aus der oben genannten Bekanntmachung, die als allgemeine Referenz dienen sollen, bis die offizielle Auslegung bekannt gegeben wird:
Der PU-Letter für China (auch als Einladungsschreiben bekannt) ist ein von der Regierung ausgestelltes Dokument, das Ausländer erhalten müssen, bevor sie verschiedene Arten von Visa beantragen können. Der PU-Letter wird von der Provinzbehörde für auswärtige Angelegenheiten ausgestellt, in der das chinesische Unternehmen ansässig ist, das den Antragsteller einlädt. Es liegt in der Verantwortung des Unternehmens selbst, den Brief über die jeweilige lokale Regierungsverwaltung zu beantragen.
PU-Letter wurden während des Ausbruchs der Epidemie eingeführt, um strengere Grenzbeschränkungen zu ermöglichen. Es ist seitdem nicht das erste Mal, dass der Zwang zum PU-Brief für bestimmte Gruppen von Reisenden wieder aufgehoben wurde. Die chinesische Regierung hat bereits angekündigt, dass in einigen Fällen auf ein Einladungsschreiben für Personen verzichtet wird, die mit chinesischen Covid-19-Impfstoffen geimpft wurden. Ausländische Antragsteller mussten jedoch nach wie vor individuell geprüft werden, da die offiziellen Voraussetzungen für die Zulassung lediglich als “wesentliche Geschäftstätigkeit in zahlreichen Branchen” eingestuft worden waren, was eine weit gefasste Definition darstellt.
Dieser Artikel ist zuerst im Asia Briefing erschienen, das von Dezan Shira Associates herausgegeben wird. Das Unternehmen berät internationale Investoren in Asien und unterhält Büros in China, Hongkong, Indonesien, Singapur, Russland und Vietnam.
Jorge Toledo Albiñana ist offiziell als neuer EU-Botschafter in China bestätigt worden. Toledo ist derzeit spanischer Botschafter in Japan.
Lukas Metzenroth wurde bei Herding Filtertechnik aus Amberg zum COO China ernannt. Zuvor war er für Strategische Projekte der Geschäftsführung zuständig. Metzenroth hat das Chinageschäft 2018 bei einem Praktikum bei der Firma Beijing Clean Air Technology Innovation kennengelernt.
Zhao Dong wurde von der Kommunistischen Partei zum neuen Präsidenten des Öl- und Gas-Unternehmens Sinopec ernannt. Der 52-jährige Zhao übernimmt den Posten von Ma Yongsheng, der vor einem halben Jahr zum Chairman befördert wurde.
Nicht nur landschaftlich atemberaubend – die Region um das Wuyi-Gebirge in der Provinz Fujian beherbergt eine Vielzahl archäologischer Stätten und ist Lebensraum einer großen Anzahl von Wildtieren.
Ingenieure tüfteln schon seit Jahrzehnten an technischen Lösungen, um CO2 aus der Luft zu filtern. Dennoch steckt das Abscheiden und Auffangen von CO2 noch in den Kinderschuhen. Rein theoretisch könnte damit eine große Menge Klimagas aufgefangen werden, bevor es in die Atmosphäre gelangt. Doch die Technik ist bisher noch sehr teuer und technisch aufwändig. Dabei schreibt selbst der Weltklimarat, dass die Technologie einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten muss.
China will die Carbon-Capture-Technologie jetzt fördern und zur Marktreife bringen. Der Haken: Bisher ist es vor allem die Öl- und Gasindustrie, die das Verfahren nutzt, um die Fördermengen zu erhöhen und somit mehr CO2 in die Atmosphäre zu pumpen.
Elon Musk kennt sich mit Zukunftstechnologien bestens aus. Der Mitgründer von Tesla und Paypal und CEO von SpaceX hat ein Auge auf Twitter geworfen. Frank Sieren analysiert, was Musk mit der Social-Media-App vorhaben könnte. Der Tech-Milliardär schwärmt von Wechat, jender Wunder-App, die den Alltag Hunderter Millionen Chinesen erleichtert. Musk lobt ihre Vielseitigkeit, die den Nutzern in fast jeder Lebenslage helfen könne – sei es beim Taxiruf, dem Bezahlen im Supermarkt oder gar dem Kauf einer Immobilie. Wird Twitter in Zukunft also zum globalen Wechat-Clon? Eine Marktlücke für eine solche “Super-App” ist auf jeden Fall vorhanden.
Auf welcher App Sie uns auch lesen: Wir wünschen viele spannende Einsichten und Erkenntnisse!
Es ist ein Traum vieler Manager, die an einer besseren Umweltbilanz arbeiten: Das CO2 am Ende des Produktionsprozesses einfach von den anderen Abgasen zu trennen und zu entsorgen. Die Klimaziele ließen sich so viel einfacher erreichen. Dafür wäre eine Technik nötig, die CO2 von anderen Gasen effektiv abtrennt. Nicht nur Unternehmen würde diese Möglichkeit gut ins Konzept passen. Laut Weltklimarat (IPCC) muss ein Teil der Emissionen wieder aus der Atmosphäre herausgefiltert werden, um die Erderwärmung auf 1,5 bis 2 Grad zu begrenzen.
Das ist heute zwar bereits möglich, aber es ist derzeit noch sehr kostspielig und damit kaum praxistauglich. In den vergangenen Jahren wurden dutzende Projekte zur Abscheidung von CO2 (Carbon Capture Utilization and Storage, CCUS) wegen hoher Kosten auf Eis gelegt. Weltweit gibt es nur gut zwei Dutzend großer Industrieanlagen, die CCUS nutzen.
China will die CCUS-Technologien nun stärker vorantreiben. Das geht aus der Leitstrategie zur Erreichung der nationalen Klimaziele hervor. Die Volksrepublik will CCUS erforschen, aber auch die “industrielle Anwendung in großem Maßstab” realisieren.
Bisher gibt es erst wenige CCUS-Projekte in China. Die Technologie dient dabei nicht nur dem Klimaschutz. Ein Großteil der bisherigen Anwendungen in großem Maßstab sind in der Öl- und Gasförderung zu finden. Sinopec hat Anfang des Jahres eine neue Anlage fertiggestellt (China.Table berichtete). Das Projekt soll jährlich eine Million Tonnen CO2 auffangen, das durch Raffinerien und in Chemiefabriken verursacht wird. Im Anschluss wird das Klimagas in nahegelegene Öl- und Gasfelder gepumpt. Dadurch wird die Förderung der klimaschädlichen Rohstoffe nach Unternehmensangaben um fast drei Millionen Tonnen erhöht. Auch andere Öl- und Gas-Unternehmen wollen die CCUS-Technologie zur Ausweitung der Förderung nutzen.
Zwar gibt es in China auch andere Anwendungsbereiche der CCUS-Technik. Doch “in Bezug auf die Projektfinanzierung ist die Nutzung zur Steigerung der Ölproduktion derzeit der größte Teil der Geschichte“, schreiben die Analysten der Beratungsfirma Trivium China. Sie warnen davor, dass die Technologie anderen Zielen als dem Klimaschutz dienen könnte. Beispielsweise zur Erreichung der Energiesicherheit.
Die politische Führung hat in den vergangenen Monaten häufig betont, dass sich die Stromausfälle aus dem letzten Jahr nicht wiederholen dürfen. Zudem will das Land keine zu große Abhängigkeit von Energie-Importen riskieren. Die CCUS-Technologie könnte dazu dienen, die Öl- und Gasförderung landesweit zu erhöhen. Die Förderer geben damit also ihren fossilen Aktivitäten einen grünen Anstrich.
Dabei wäre eine Anwendung in der Industrie und bei fossilen Kraftwerken umso wichtiger. Damit China seine Klimaziele erreichen kann, muss die Volksrepublik Klimagase auffangen, bevor sie in die Atmosphäre gelangen. Für die Chemie- und Zementindustrie wird es besonders schwer, die Emissionen zu reduzieren. Der Weltklimarat bezeichnet das Auffangen der Emissionen in diesen Sektoren daher als “wichtige Option” zur Minderung der Emissionen.
Laut Analysten sind Chinas Klimaziele “nicht ohne technologische Durchbrüche zu erreichen”. Dazu gehört auch die Technologie zum Auffangen von CO2. Das Problem dabei: Bisher sind diese Technologien nicht wirtschaftlich. Die Kosten übersteigen den Nutzen noch bei weitem. Das hält auch ein Bericht des chinesischen Umweltministeriums fest. Bisher werde die CCUS-Technologie lediglich in recht kleinen Projekten angewandt. In ganz China sind demnach erst 40 CCUS-Demonstrations-Projekte in Betrieb oder erst im Bau.
Doch das Ministerium zeigt sich optimistisch: “Mit der Weiterentwicklung der Technologie besteht Spielraum, dass die Kosten in Zukunft sinken”. Laut den Trivium-Analysten muss der Staat aktiv werden: “Staatliche Unterstützung und technologische Innovation sind entscheidend für die Verwirklichung einer CCUS-Industrie”, schreiben die Analysten.
Chinas Emissionshandel könnte den wirtschaftlichen Nutzen von CCUS aufzeigen. Sobald der Preis für ein CO2-Zertifikat höher ist als die Kosten, um das CO2 am Ende des Produktionsprozesses aufzufangen, lohnt sich CCUS. Doch derzeit sind die CO2-Verschmutzungsrechte in China noch viel zu billig und die CCUS-Technik noch viel zu teuer. Kurzfristig wird der Emissionshandel also keinen Anreiz für die Installation von CCUS-Anlagen liefern.
Auch eine weitere Methode zur Speicherung von CO2 hat ihre Tücken. Bei dem Konzept namens “Bioenergy with Carbon Capture and Storage” (BECCS) sollen biologische Prozesse genutzt werden. Dabei werden Pflanzen angebaut, um CO2 aus der Atmosphäre zu ziehen. Sie werden in Biogasanlagen genutzt oder verbrannt, um Strom zu gewinnen. Das CO2 wird aufgefangen und in Gesteinsschichten gespeichert. In China wird BECCS eine große Rolle zugeschrieben. Das geht aus zwei Szenarien hochrangiger chinesischer Forschungseinrichtungen zur Erreichung der Klimaziele hervor.
Doch was so einfach klingt, hat zwei große Haken: Zum Anbau der Pflanzen würde BECCS große Flächen hochwertigen Landes erfordern. In China drohen hier Konflikte mit der Landwirtschaft. Denn die Volksrepublik verfügt nur über zehn Prozent der globalen landwirtschaftlich genutzten Fläche, muss aber 20 Prozent der Weltbevölkerung davon ernähren (China.Table berichtete). Auch der Weltklimarat zweifelt an der Sinnhaftigkeit von BECCS. “Die Geschwindigkeit und die Größenordnung von BECCS, die für die Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 Grad erforderlich sind, stellen eine erhebliche Herausforderung für die Umsetzung dar”, so der IPCC.
Bisher spielt die Abscheidung und Speicherung von CO2 also keine große Rolle im Kampf gegen die Klimakrise. Laut Bloomberg-Daten lagen die weltweiten Investitionen in CCUS-Projekte in den letzten beiden Jahren bei lediglich drei (2020) beziehungsweise 2,3 Milliarden US-Dollar (2021). Das kann sich in Zukunft jedoch ändern. “In China entwickelt sich langsam, aber sicher eine CCUS-Industrie. Wir sehen eine konsequente Vorwärtsbewegung auf allen Ebenen – einschließlich der Politik, Wissenschaft und bei Unternehmensinvestitionen”, schreiben die Analysten von Trivium China.
Doch derzeit werden zu wenig Projekte zur Abscheidung und Speicherung von CO2 umgesetzt. Die Anzahl der neuen Projekte liegt weit unter den Zahlen, die Forscher in ihren Klimamodellen zur Erreichung des 1,5 Grad-Ziels angenommen haben, schreibt der Weltklimarat. Um einen Nutzen zu haben, müssten die Investitionen in CCUS-Projekte massiv steigen. Chinas Bemühungen um eine nationale CCUS-Industrie könnten dem Klima aber mittelfristig nutzen. Der Staat schreckt nicht vor großen Investitionen zurück und hat einen langen Planungshorizont. Wenn CCUS auch als Industriepolitik verstanden wird, könnte China sich frühzeitig eine gute Position auf dem Weltmarkt sichern. Mitarbeit: Renxiu Zhao
Dass Wechat unter den weltweit beliebtesten Apps ganz vorne mitspielt, ist für die Tech-Szene inzwischen selbstverständlich. Zu den großen Fans des chinesischen Universalprogramms gehört auch der schillernde US-Unternehmer Elon Musk, Mitgründer von Tesla und Paypal und CEO von SpaceX. Musk findet nun, die ganze Welt brauche eine Universal-App wie Wechat, die das Leben voll umfasst. Und genau das scheint auch sein Plan mit Twitter zu sein, wenn die Übernahme der Sozialplattform noch zustande kommt. Als Milliardär bekommt Musk jedoch oft genau das, was er will. Er bietet 44 Milliarden Dollar für den Dienst.
Doch selbst wenn er Twitter nicht bekommt, könnte er auf anderem Wege seinen Traum vom westlichen Wechat verfolgen. Er möchte der “herausragenden” chinesischen “Super-App“, etwas entgegensetzen, das gleichwertig oder gar besser ist “So etwas wie Twitter, plus Paypal, plus eine ganze Reihe anderer Dinge. Und das alles mit einer großartigen Benutzeroberfläche”, erklärt er. Wer in China lebe, mache praktisch alles mit Wechat, so Musk.
Im Heimatland von Wechat gingen seine Äußerungen sofort viral. Dass Wechat auch außerhalb der Volksrepublik prominente Unterstützer finden würde, hatten Tech-Experten bereits erwartet. Eine solche App “wäre wirklich nützlich”, erklärte Musk weiter. Auch Zahlungen könnten innerhalb einer solchen App “sehr sinnvoll” sein, sagte er – und geht damit zu seinen Wurzeln bei Paypal zurück.
Wechat selbst ist im Westen kaum verbreitet. Das liegt vor allem daran, dass die App mit staatlicher Überwachung in Verbindung gebracht wird. Selbst, wenn in Wirklichkeit keine Daten zu chinesischen Diensten abfließen, bliebe ein ungutes Gefühl. Es ist dieses Misstrauen, das die Ausbreitung der App bremst. Zwar ist es technisch möglich, die Handhabung der Daten internationaler Kunden getrennt zu führen. Doch schon allein in dem Image Chinas als Datenkrake sieht Musk eine Chance. Denn Wechat ist trotz staatlicher Überwachung unglaublich erfolgreich – einfach, weil die App im Alltag so viele praktische Anwendungen übernimmt. Sie macht das tägliche Leben merklich einfacher.
Wechat hat 1,29 Milliarden monatliche Nutzer. Auch im elften Jahr seines Bestehens wächst die Nutzerbasis, zuletzt lag das Plus im Jahresvergleich bei 3,9 Prozent. Zum Vergleich: Twitter hat 217 Millionen User. Facebook 2,93 Milliarden. Wechat ist in China allgegenwärtig. 78 Prozent aller Chinesen zwischen 16 und 64 Jahren benutzen den Dienst, der auf Android, iPhone und auch als Desktop-Version verfügbar ist.
Ursprünglich war Wechat nur als Messenger-Dienst im Stil von Whatsapp oder QQ gedacht. Doch die Mutterfirma Tencent aus Shenzhen erweiterte den Funktionsumfang kontinuierlich. Heute kann man seinen Alltag mit Wechat fast komplett organisieren. Die Nutzer kann Taxis rufen, Arzttermine vereinbaren, Kredite aufnehmen, Immobilien kaufen und Essen bestellen. Und natürlich kann man noch immer telefonieren, Nachrichten, Videos und Sticker versenden sowie sich in Gruppenkanälen über Gott und die Welt informieren.
All diese Funktionen geben Wechat in China eine enorme wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung. Selbst Senioren zahlen beim Gemüsekauf auf dem Markt inzwischen mehrheitlich mit Wechat. Der App ist nichts Geringeres gelungen als das Bargeld aus dem täglichen Leben fast vollständig verschwinden zu lassen. Selbst Kreditkarten sind überflüssig geworden.
Die zentrale Stellung auf dem größten Markt der Welt hat die Betreiberfirma zu einem der wichtigsten Tech-Unternehmen gemacht. Der Marktwert von Tencent liegt mit fast 590 Milliarden US-Dollar noch vor Facebook in den Top 10 der wertvollsten Tech-Firmen der Welt. Neben dem Chiphersteller Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) ist sie die einzige aus Asien auf der Liste.
Auf Millionen verifizierter offizieller Accounts präsentieren sich Marken, Prominente, politische Institutionen und sogar die Polizei, bei der man via Wechat zum Beispiel Verkehrsvergehen anzeigen kann. Außerdem ist die App neben Alipay die wichtigste Plattform, um seinen Impf- und Gesundheitsstatus während der Corona-Pandemie nachzuweisen. Ohne einen “grünen Gesundheitscode” kommt man in China nach wie vor nicht weit. Auch die PCR-Tests laufen sehr effizient über die App – sie übernimmt in China also auch die Funktionen der Corona-Warn-App.
Tatsächlich hatte Wechat bereits selbst die Expansion in andere Märkte in Angriff genommen. Im Jahr 2013 eröffnete der Konzern ein Büro in den Vereinigten Staaten. Auch Werbeverträge mit globalen Stars wie Lionel Messi sollten dazu beitragen, das globale Profil zu schärfen.
Die politische Skepsis im Westen im Blick, wollte Tencent mit Wechat jedoch zuerst in den Schwellenländern Fuß fassen. Tencent konzentrierte sich zunächst auf Indonesien, Indien und Brasilien. Doch auch in diesen Ländern machte sich Skepsis breit. In Indonesien beispielsweise sind heute Whatsapp und, unter jungen Leuten, die japanische Konkurrenzanwendung Line besonders beliebt.
Wechat ist wahrscheinlich das markanteste Beispiel dafür, wie das politische System Chinas die internationale Expansion seiner Tech-Unternehmen stark behindert. Das gleiche politische System hat allerdings die Entstehung der App begünstigt, weil es die westlichen Wettbewerber vom Zugang zum eigenen Markt ausgeschlossen hat.
Ein Grund mehr für Musk, das Thema anzugehen. Tatsächlich hat Wechat bereits einige westliche Apps beeinflusst. So setzen Snapchat und Instagram seit einiger Zeit wieder verstärkt auf QR-Codes. Auf Wechat hatten sich die scanbaren schwarz-weißen Pixel-Quadrate als integraler Bestandteil der alltäglichen Nutzung bewährt. Und Paypal hat im September ein App-Update durchgeführt, das eine Reihe weiterer Dienste integriert, darunter ein Online-Shopping-Center, ein Sparkonto und eine Fundraising-Plattform.
Die Schattenseiten von Wechat gehören ebenso zu der App wie die guten Seiten: Die Regierung kann durch Zugriff auf die Daten der unverzichtbaren Super-App die Aktivitäten der Bürger in einzigartiger Kompaktheit überwachen. Statt mit der Handy-Nummer werden Wechat-Konten zudem mit der ID-Karte verknüpft, wodurch sie noch einwandfreier auf den jeweiligen Nutzer zurückgeführt werden können. Botschaften, die der Regierung nicht gefallen, werden rigoros gelöscht.
Im vergangenen Jahr kritisierte Peking Wechat zudem wegen Datenschutzverletzungen und fror zeitweise alle Updates der App ein. Zudem sollen die chinesischen Regulierungsbehörden planen, den Fintech-Zweig Wechat Pay von der eigentlichen App abzuspalten, unter anderem um Geldwäsche und Glücksspiel besser überwachen zu können, was eigentlich wiederum sinnvoll ist. Im Jahr 2021 wickelte Wechat Pay rund 40 Prozent der gesamten mobilen Zahlungen in China ab. Doch auch Alibabas Finanzarm Alipay geriet bereits in den Fokus Pekings. Die Partei will die heimischen Tech-Firmen nicht zu mächtig werden lassen. Das gilt insbesondere, wenn sie im Bereich der Finanzen tätig sind.
Solche Risiken hat Musk bereits im Blick. Seine vorgeschlagene Super-App solle eine “maximal vertrauenswürdige und integrative” Plattform sein, auf der Menschen verschiedene digitale Aufgaben erledigen und wichtige Ideen diskutieren können. “Wir wollen einfach etwas, das unglaublich nützlich ist und das die Leute gerne benutzen. Es muss irgendwie passieren.”
Das Europaparlament wird nach einer internen Debatte die Menschenrechtsverletzungen in Xinjiang zunächst nicht als “Genozid” einstufen. Über eine entsprechende Resolution, also einen eigenen Standpunkt, wird das EU-Parlament am Donnerstag abstimmen. Zu Beginn der Woche hatte es zwischen den einzelnen politischen Gruppen Verhandlungen darüber gegeben, ob bei den Vorkommnissen in Xinjiang von Genozid gesprochen werden soll. Die Formulierung in dem fraktionsübergreifenden Text wurde nun jedoch abgeschwächt: Die Misshandlungen an Uiguren in Xinjiang “kommen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und einer ernsthaften Gefahr eines Völkermords gleich“, heißt es dort nun.
EU-Parlamentskreisen zufolge hatte vor allem die Fraktion der europäischen Grünen den Begriff “Genozid” vermeiden wollen. Die konservative EVP-Fraktion hatte in ihrem Resolutionsentwurf direkt von Genozid gesprochen. In dem Text wird zudem der Besuch der Menschenrechtskommissarin der Vereinten Nationen, Michelle Bachelet, kritisiert. Sie haben die chinesische Regierung nicht ausreichend zur Verantwortung gezogen. Wie die Abgeordneten im Resolutionstext forderte auch Handelskommissar Valdis Dombrovskis im Namen der EU-Kommission eine zeitnahe Veröffentlichung des noch einbehaltenen Lageberichts der UN zu Menschenrechtsverletzungen in Xinjiang. Dombrovskis sprach im Rahmen einer Debatte zu dem Thema am Mittwochabend im Plenum. Das Ergebnis der Abstimmung im EU-Parlament wird am Donnerstagnachmittag erwartet. Resolutionen des EU-Parlaments sind nicht bindend für die ausführende EU-Kommission. ari
Italiens Premierminister Mario Draghi hat ein Veto gegen den Transfer von Technologien und Software des Roboterherstellers Robox an einen chinesischen Konkurrenten eingelegt. Das chinesische Unternehmen Efort Intelligent Equipment wollte seinen Anteil an Robox erhöhen. Der Deal sah vor, dass Efort einen Teil des geistigen Eigentums von Robox nutzen dürfte. Das hat Draghi nun verhindert. Efort darf jedoch seinen Anteil an Robox um neun Prozent auf dann 49 Prozent erhöhen, wie Reuters berichtet. Robox entwickelt und fertigt elektronische Komponenten für den Robotik-Bereich sowie Bewegungssteuerungssysteme.
In den letzten Jahren haben italienische Regierungen schon fünf Mal ein Veto gegen Übernahmen aus oder Technologie-Kooperationen mit China eingelegt. Besonders Draghi hat sich der sogenannten “Golden Power”-Regel schon häufig bedient. Sie erlaubt der italienischen Regierung gewisse Mitspracherechte in strategisch wichtigen Sektoren wie dem Banken-, Technologie-, Medizin- oder Telekom-Sektor. Erst im November 2021 verhindert die Regierung die Übernahme einer Firma aus dem Chip-Sektor (China.Table berichtete). Auch im Bereich des 5G-Ausbaus (China.Table berichtete) und bei der geplanten Übernahme eines Herstellers militärischer Drohnen kam die “Golden Power”-Regel schon zur Anwendung. nib
Der chinesische Autohersteller BYD hat Volkswagen an Marktkapitalisierung übertroffen. Damit liegen jetzt drei Konzerne vor VW: Tesla, Toyota und BYD. Alle drei zeichnen sich durch erhebliche Kompetenz in den Bereichen E-Mobilität und hybride Antriebe aus. Mit den USA, Japan und China stellen damit auch drei nichteuropäische Länder die Autofirmen mit dem höchsten Börsenwert.
Die Marktkapitalisierung ist der addierte Wert sämtlicher Aktien eines Unternehmens. Da eine AG den Aktionären gehört, ergibt sich so eine Art Gesamtpreis. Die Börse neigt allerdings auch zu Schwankungen und Übertreibungen, wenn neue Trends die Fantasie der Anleger reizen. Sie wollen schließlich auf die Börsenstars der Zukunft setzen, statt der Vergangenheit nachzuhängen. Der Börsenkurs hat allerdings auch praktische Auswirkungen. Ein hoher Aktienwert verschafft dem Unternehmen in vielen Fällen mehr Spielraum, sich am Markt mit neuem Kapital zu versorgen. fin
Der weltgrößte Chipauftragsfertiger TSMC will derzeit nicht in eine Fabrik in Deutschland oder Europa investieren. Es gebe keine “konkreten Pläne”, sagte Chairman Mark Liu gestern auf der Hauptversammlung in Taipeh. Man sei weiterhin damit beschäftigt, die Lage zu bewerten.
Der taiwanesische Konzern führt bereits seit längerem hinter den Kulissen Gespräche über eine Ansiedlung in Deutschland. Angesichts der anhaltenden Lieferengpässe drängen die Kunden insbesondere aus der Autoindustrie das Unternehmen laut Industriekreisen, neue Fertigungskapazitäten aufzubauen, und zwar in Europa. In den USA investiert TSMC derzeit zwölf Milliarden Dollar in den Bau einer Hightech-Fabrik, die in Phoenix, Arizona, entstehen soll (China.Table berichtete).
Auch die Bundesregierung wirbt für eine Ansiedlung des Technologieführers aus Taiwan, bislang aber ohne greifbare Ergebnisse. Den US-Hersteller Intel hatte Kanzler Olaf Scholz bereits mithilfe massiver Staatshilfen von einer Investition überzeugt – von den geplanten Investitionssumme von 17 Milliarden Euro sollen knapp sieben Milliarden aus Steuergeldern kommen (China.Table berichtete).
Die hohe Förderung sorgt in anderen EU-Staaten für Kritik. Nur wenige große Mitgliedstaaten könnten sich solche Subventionen leisten, sagt ein EU-Diplomat, dadurch werde der Wettbewerb im Binnenmarkt verzerrt. Die Finanzierungsfragen sind auch einer der Hauptstreitpunkte in der Debatte um den European Chips Act, der die EU als Standort für die Chipindustrie stärken soll. Beim Wettbewerbsfähigkeitsrat heute in Luxemburg dürften die Differenzen angesprochen werden. Bei dem Treffen der zuständigen Minister müssten die Mitgliedstaaten Farbe bekennen, heißt es in Brüssel. tho/rtr
Die EU–Handelskammer in China und das Forschungsinstitut Merics warnen Unternehmen davor, Forschung und Entwicklung blauäugig nach China zu verlagern. “Den Unternehmen muss klar sein, wo die Risiken und wo ihre Wettbewerbsvorteile liegen”, sagte Kammerpräsident Jörg Wuttke am Mittwoch bei der Vorstellung einer Studie zum Thema Innovation in China. Sie trägt den Titel: “China’s Innovation Ecosystem: Right for many, but not for all.”
China setzt derzeit erhebliche Anreize für Unternehmen, Forschung und Entwicklung im Inland zu betreiben. Das gibt der chinesischen Seite jedoch Einblick in das Know-how der Firmen. Dennoch hat es für europäische Unternehmen große Vorteile, in China aktiv zu sein. Ganze 68 Prozent der befragten Unternehmen nennen hier vor allem die Größe des Marktes und den kurzen Weg von Forschungsergebnissen in den Markt.
Merics-Direktor Mikko Huotari spricht sich nun dafür aus, dass die europäische Politik einen entsprechenden Rahmen für technologisches Engagement in China setzt. “Aus Sicht der politischen Entscheidungsträger in Europa besteht die Notwendigkeit einer nüchternen Abwägung zwischen den Risiken des Technologie-Abflusses durch eine tiefe Integration in das chinesische Innovations-Ökosystem und dem potenziellen Mehrwert, der sich aus der damit verbundenen Steigerung der globalen Wettbewerbsfähigkeit ergibt”, so Huotari. fin
Influencer in chinesischen Sozialmedien erleben nicht selten einen unglaublich steilen Aufstieg. Li Jiaqi wurde 2018 über Nacht berühmt, weil er es als junger Mann fertigbrachte, mit hoher Glaubwürdigkeit Lippenstifte in seinem Livestream zu vermarkten. Die Leichtigkeit, mit der Li vor der Kamera die Produkte im Selbsttest bewarb, machten ihn zu einem perfekten Werbeträger für viele Unternehmen.
Kosmetik war nur der Anfang. Auch Bratpfannen, Kopfkissen, Lebensmittel oder Unterhaltungselektronik peitscht er durch seine Dauerwerbesendungen. Selbst ausländische Firmen wie Apple oder Shisheido nutzen Lis Popularität.
Den bisherigen Höhepunkt seiner Laufbahn erreichte er im Oktober des vergangenen Jahres zum Auftakt von Alibabas sogenanntem Singles Day. Das chinesische Äquivalent zum Black Friday in den USA ist ein Verkaufsmarathon, der den Konsumenten Superschnäppchen verspricht. Während der Dauer eines einzigen Streams binnen zwölf Stunden generierte Li einen Umsatz von 1,7 Milliarden US-Dollar. 250 Millionen Mal wurde sein Stream an diesem Tag von Internetnutzern aufgerufen.
Die Chancen, dass Li Jiaqi diesen Rekord noch einmal brechen wird, sind seit dem vergangenen Wochenende tief gesunken. Denn so steil ihn seine Laufbahn nach oben führte, so abrupt führt ihn der Weg nun möglicherweise wieder bergab. Am vergangenen Freitag, dem 3. Juni, brach der Influencer das größte politische Tabu des Landes. Li stellte in seiner Show einen Eiskuchen in Form eines Panzers vor. Der Influencer verwies damit unmittelbar vor dem Jahrestag des Tiananmen-Massakers auf die blutigen Ereignisse auf dem Platz des Himmlischen Friedens im Jahr 1989.
Was folgte, waren klassische Reflexe der chinesischen Zensur. Der Stream brach kurz darauf ab und wurde auch nicht mehr fortgesetzt. Li entschuldigte sich später über Weibo dafür, dass es technische Probleme gegeben habe. Seitdem warten seine 64 Millionen Follower auf eine weitere Nachricht. Weder ging Li in den folgenden Tagen mit seinen sonst fast täglichen Livestreams auf Sendung, noch bedankte er sich am Wochenende für die zahlreichen Geburtstagsglückwünsche, die ihn über Weibo erreichten.
Jetzt wird spekuliert, ob Li selbst möglicherweise völlig ahnungslos gewesen ist, was er da seinen Zuschauern vor die Linse hielt. Ob er vielleicht sogar von missbilligenden Angestellten in die Falle gelockt wurde, die ihm seinen Erfolg nicht gönnten. Er beschäftigt nach eigenen Angaben inzwischen rund 100 Angestellte. Längst entscheidet er nicht mehr im Alleingang, was er bewirbt und was nicht. Sein Team prüft vorab die Qualität der Produkte und sucht aus dem Wust an Angeboten die lukrativsten heraus. Seine Reaktion vermittelt den Eindruck, er sei selber überrascht gewesen von einem Eiskuchen in Panzerform und habe der tieferen Bedeutung offenbar keinen Wert beigemessen. “Was? Ein Panzer?”, fragte er verwundert.
Dass Li einen Panzer und den 4. Juni nicht unmittelbar in Verbindung gebracht hat, wäre durchaus denkbar. 1992 geboren, gehört er einer Generation an, die von Informationen um die tragischen Ereignisse systematisch ferngehalten wurde. Auch chinesische Eltern legen den Mantel des Schweigens über das Massaker, um zu verhindern, dass ihre Kinder unbedarft darüber zu reden beginnen. Seine Assistentin vor der Kamera dagegen, die ihm den Teller mit dem Panzer reichte, schien sofort zu verstehen. “Mal abwarten, ob Li Jiaqi und ich um 23.00 Uhr noch hier sind”, sagte sie.
Bislang jedenfalls hat sich Li seit dem Abbruch des Streams nicht mehr gemeldet. Wie es für ihn weitergeht, ist völlig unklar. Zahlreiche Werbepartner dürften mit großem Interessen verfolgen, ob ihr Top-Verkäufer auf den Bildschirm zurückkehrt. In der globalen Influencer-Szene ist es üblich, längerfristige Verträge mit Unternehmen abzuschließen, um deren Artikel regelmäßig vorzustellen. Weil sich die Partnerschaften für beide Seiten auszahlen, hatte E-Commerce-Gigant Alibaba schon vor einigen Jahren in einen Inkubator für Key Opinion Leader (KOL) investiert. Angehende Influencer erhalten dort eine Ausbildung für die optimale Vermarktungsstrategie.
Einen Eiskuchen-Panzer unmittelbar vor dem 4. Juni zu vermarkten, erwies sich für mögliche Strippenzieher im Hintergrund von Li Jiaqis Livestream als clevere Strategie. Wer auch immer an die Tragödie von damals erinnern wollte, zettelte eine angeregte Diskussion unter jungen Leuten in sozialen Medien an, von denen sich einige nun fragen, was es mit diesem Panzer auf sich habe. Marcel Grzanna
Einige ausländische Reisende müssen ab sofort keinen PU-Letter mehr beantragen, wie das Shanghai Foreign Affairs Office uns bestätigt hat. Sie können auch ohne das Einladungsschreiben bei den zuständigen Behörden im Ausland ein Arbeitsvisum/Z-Visum beantragen. Dafür ist nur noch ihr “Notification Letter of Foreigner’s Work Permit” nötig. Folgende Gruppen kommen in den Genuss der Erleichterung:
Wir gehen davon aus, dass die Änderungen nicht nur für Shanghai gelten, sondern bald auch auf andere Provinzen ausgedehnt werden.
Im Folgenden finden Sie einige Hinweise aus der oben genannten Bekanntmachung, die als allgemeine Referenz dienen sollen, bis die offizielle Auslegung bekannt gegeben wird:
Der PU-Letter für China (auch als Einladungsschreiben bekannt) ist ein von der Regierung ausgestelltes Dokument, das Ausländer erhalten müssen, bevor sie verschiedene Arten von Visa beantragen können. Der PU-Letter wird von der Provinzbehörde für auswärtige Angelegenheiten ausgestellt, in der das chinesische Unternehmen ansässig ist, das den Antragsteller einlädt. Es liegt in der Verantwortung des Unternehmens selbst, den Brief über die jeweilige lokale Regierungsverwaltung zu beantragen.
PU-Letter wurden während des Ausbruchs der Epidemie eingeführt, um strengere Grenzbeschränkungen zu ermöglichen. Es ist seitdem nicht das erste Mal, dass der Zwang zum PU-Brief für bestimmte Gruppen von Reisenden wieder aufgehoben wurde. Die chinesische Regierung hat bereits angekündigt, dass in einigen Fällen auf ein Einladungsschreiben für Personen verzichtet wird, die mit chinesischen Covid-19-Impfstoffen geimpft wurden. Ausländische Antragsteller mussten jedoch nach wie vor individuell geprüft werden, da die offiziellen Voraussetzungen für die Zulassung lediglich als “wesentliche Geschäftstätigkeit in zahlreichen Branchen” eingestuft worden waren, was eine weit gefasste Definition darstellt.
Dieser Artikel ist zuerst im Asia Briefing erschienen, das von Dezan Shira Associates herausgegeben wird. Das Unternehmen berät internationale Investoren in Asien und unterhält Büros in China, Hongkong, Indonesien, Singapur, Russland und Vietnam.
Jorge Toledo Albiñana ist offiziell als neuer EU-Botschafter in China bestätigt worden. Toledo ist derzeit spanischer Botschafter in Japan.
Lukas Metzenroth wurde bei Herding Filtertechnik aus Amberg zum COO China ernannt. Zuvor war er für Strategische Projekte der Geschäftsführung zuständig. Metzenroth hat das Chinageschäft 2018 bei einem Praktikum bei der Firma Beijing Clean Air Technology Innovation kennengelernt.
Zhao Dong wurde von der Kommunistischen Partei zum neuen Präsidenten des Öl- und Gas-Unternehmens Sinopec ernannt. Der 52-jährige Zhao übernimmt den Posten von Ma Yongsheng, der vor einem halben Jahr zum Chairman befördert wurde.
Nicht nur landschaftlich atemberaubend – die Region um das Wuyi-Gebirge in der Provinz Fujian beherbergt eine Vielzahl archäologischer Stätten und ist Lebensraum einer großen Anzahl von Wildtieren.