Table.Briefing: China

Bedrohte Aussaat + Taiwans Wehrpflicht + Luckins Kaffee-Erfolg

  • Lockdown behindert Mais-Aussaat in Jilin
  • Taipeh arbeitet an der Verteidigungsstrategie
  • Luckin greift Starbucks Marktanteile ab
  • Einreise: Erleichterung der Quarantäne in mehreren Städten
  • Ausfuhren im März deutlich gestiegen
  • Zensoren schneiden am neuen “Dumbledore”-Film
  • Im Portrait: Lillian Zhang – Vom Journalismus zur Hardware
Liebe Leserin, lieber Leser,

inmitten der zum Teil verheerenden Umsetzung der Null-Covid-Politik könnte es nun zumindest für Reisende aus dem Ausland einen kleinen Lichtblick geben: In acht Städten soll die Quarantäne nach der Einreise verkürzt werden. Mehrfache PCR- und Antigen-Tests bleiben den Einreisenden aber weiterhin nicht erspart. Mehr dazu lesen Sie heute in unseren News.

Eine allgemeine Lockerung des strengen Lockdowns käme für die nordöstliche Provinz Jilin jetzt schon empfindlich zu spät. Dort wird besonders viel Mais angebaut. Durch die Null-Covid-Politik Pekings gerät nun die Aussaat in Gefahr, schreibt Ning Wang. Denn Mais wächst nur einmal im Jahr und muss zur richtigen Zeit gesät werden. Zusammen mit dem Krieg in der Ukraine ergeben sich fast sicher Turbulenzen am internationalen Mais-Markt.

In Taiwan weckt die russische Invasion in einem Nachbarland neue Ängste. Auf der Insel steigt die Alarmbereitschaft, eine Ausweitung der Wehrpflicht wird debattiert. Unser Kollege David Demes in Taiwan hat mit einem Reservisten über dessen Training gesprochen und sich die Einschätzung von Militäranalysten angehört. Diese warnen, dass eine Verlängerung der Wehrpflicht und das erweiterte Training von Zivilisten so schnell gar nicht umsetzbar ist.

Die nächste Ausgabe von China.Table erhalten Sie wegen der Feiertage am kommenden Dienstag. Wir wünschen Ihnen Frohe Ostern.

Ihre
Amelie Richter
Bild von Amelie  Richter

Analyse

Mais: Drohender Ernteausfall könnte Weltmarkt belasten

Die Maisernte in China könnte durch andauernde Lockdowns
Ein Bild aus besseren Zeiten: abgeerntetes Maisfeld in Jilin im Jahr 2012

Nicht nur in Shanghai, sondern auch in der Provinz Jilin gelten nun seit Wochen Lockdowns auf unbestimmte Zeit. Dadurch drohen Ernteausfälle, die die Versorgungslage zusätzlich verschlechtern könnten. Auf die Provinz Jilin, die sehr fruchtbare Böden hat, entfällt etwa zehn Prozent der nationalen Maisernte. Die durch verteuerte Energiepreise ohnehin schon gestiegenen Lebensmittelpreise drohen durch Ernteausfälle noch teurer zu werden.

Zuletzt wurde Getreide im Land bereits aufgrund eines Ausfalls des Winterweizens knapp. Dies führte dazu, dass Peking jetzt Getreide importierte und in staatlichen Kornkammern hortet (China.Table berichtete). Das verlagert Engpässe im Inland auf den Weltmarkt, auf dem ebenfalls die Preise steigen. Nun könnte so etwas Ähnliches auch mit Mais und dessen Weltmarktpreis passieren.

Expert:innen zufolge könnten die Probleme hier sogar noch gravierender ausfallen. Even Pay, Analystin für Landwirtschaft beim strategischen Beratungsunternehmen Trivium China, weist darauf hin, dass Mais nur einmal im Jahr wächst und in einem bestimmten Zeitfenster gepflanzt werden muss – dieses liegt normalerweise in den zwei Wochen zwischen Ende April und Anfang Mai, die nun durch den Lockdown belastet werden. Pay warnt vor erheblichen Schäden für die Ernte.

Peking macht die Getreidesaat zur Chefsache

Auch die Führungsebene in Peking scheint alarmiert über die Nebenwirkung der selbst angeordneten Lockdowns zu sein. Probleme mit der Lebensmittelversorgung führen nicht nur zu Unzufriedenheit bei den Städtern. Der Bevölkerung auf dem Lande wird dadurch ihre Lebensgrundlage entzogen. Vizepremier Hu Chunhua reagierte sofort und berief eine Telefonkonferenz zur Sicherung der Mais- und Reisproduktion ein.

Gegenüber nationalen Regulierungsbehörden und Beamten aus den betroffenen Provinzen, betonte Hu eindringlich, dass die Frühjahrspflanzung ohne Probleme vonstattengehen müsse. Darüber hinaus forderte er die Beamten auf, sicherzustellen, dass die landesweiten Covid-19-Kontrollmaßnahmen die landwirtschaftliche Produktion nicht “stören” sollen.

Denn Mais, der aus Jilin kommt, wird nicht nur für die Lebensmittelversorgung der Städter benötigt, sondern auch zur Fütterung von Tieren in der Landwirtschaft. So gehen Experten von Trivium China davon aus, dass 60 Prozent des Mais im Land als Tierfutter verwendet werden und Hu daher in diesem schwierigen Jahr die Nutzung von Mais als Brennstoff strenger kontrollieren lassen wird.

Peking hatte zwischen den Jahren 2015 bis 2018 die staatlichen Maisreserven geöffnet, da Mais im Überfluss vorhanden war. Dadurch wurde der Ausbau eines eigenen Industriezweigs für die Maisverarbeitung begünstigt. Doch die Reserven sind aufgebraucht. Nun erweist sich der einstige Mais-Segen als Fluch. Denn der Mais wurde auch zu billigem Industriealkohol verarbeitet. Diese Unternehmen sind nach wie vor da und treiben neben der Lebensmittel- und Landwirtschaftsindustrie die Nachfrage nach Mais zusätzlich an.

Ukraine war wichtiger Maislieferant für China

Der Krieg in der Ukraine tut sein Übriges. Laut dem Wirtschaftsmagazin Caixin stammen 29 Prozent des importierten Mais aus der Ukraine. Vor allem für die Futtermittelverarbeitung wird der Hauptteil der Maisimporte verwendet. So stieg bei den drei großen Grundnahrungsmitteln (Mais, Weizen, Reis) das Importvolumen von Mais und Weizen explosionsartig an.

China versucht durch den Kauf von Mais aus den USA seinen Bedarf zu sichern. Nach Angaben des US-Landwirtschaftsministeriums hat Peking Anfang April über eine Million Tonnen amerikanischen Mais gekauft. Es handelte sich um den größten Maiseinkauf in den USA seit Mai 2021.

Auch wenn es nur eine Vorsorgemaßnahme scheint: Chinas Abhängigkeit von ausländischen Importen ist Staats- und Parteichef Xi Jinping schon lange ein Dorn im Auge. Bereits 2018 sagte Xi bei einer seiner vielen Inspektionsreisen im Land: “Chinesen sollten ihre Reisschalen fest in ihren eigenen Händen halten, wobei die Körner hauptsächlich von ihnen selbst produziert werden.” Das Problem hat sich von Reis und Weizen auf Mais ausgeweitet. Die KP hat die Wichtigkeit der Nahrungsmittelsicherung längst erkannt und erlässt eine Regulierung nach der anderen. Im Zentrum der Maßnahmen stehen Subventionen für den Anbau von Reis, Weizen und Mais. Doch durch die Coronavirus-Maßnahmen steht der Erfolg dieser Programme infrage.

So wirken sich die Lieferengpässe von Düngemittel genauso stark aus wie die Personalengpässe der landwirtschaftlichen Betriebe. “Insbesondere die Herstellung von Düngemitteln ist sehr energieintensiv”, sagte Pay von Trivium China jüngst gegenüber Sixth Tone. Wegen der Stromknappheit der vergangenen Jahre wurde die Produktion gedrosselt. Das verstärkt nun den aktuellen Komplex von Problemen.

Vizepremier Hu Chunhua ist bei seinem Telefonat daher auch hier sehr deutlich geworden: “Stellen Sie sicher, dass die Landwirte die benötigten Düngemittel und Pestizide zu einem angemessenen Preis erhalten”, so Hu. Experten und Bauern bezweifeln jedoch, dass seine markigen Worte rechtzeitig umgesetzt werden können.

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Schatten der Ukraine: Taiwan überdenkt seine Strategie

Taiwans Militär hat erstmals ein Notfall-Handbuch herausgegeben. Hier zu sehen ist die digitale Version.
Taiwans Militär hat erstmals ein Notfall-Handbuch herausgegeben. Hier zu sehen ist die digitale Version.

Auf 28 Seiten werden die taiwanesischen Bürgerinnen und Bürger auf den Ernstfall vorbereitet: Wo befinden sich Schutzbunker, wie unterscheiden sich Sirenen, was sollte als Notvorrat angelegt werden? Taiwans Militär hat zu Beginn der Woche erstmals ein Handbuch veröffentlicht, mit dem sich Zivilisten auf eine mögliche chinesische Invasion vorbereiten können. Das Handbuch solle das Bewusstsein der Bevölkerung dafür schärfen, wie sie auf Notsituationen reagieren und in solchen Fällen überleben könne, sagte Liu Tai-yi (劉泰益) vom Verteidigungsministerium.

Taiwan beobachtet die russische Invasion der Ukraine sehr genau. Bereits Ende Januar wies Präsidentin Tsai Ing-wen (蔡英文) den Nationalen Sicherheitsrat an, eine Taskforce zur Lage in der Ukraine einzurichten. Auch wenn ihre Regierung nicht müde wird, zu betonen, dass Taiwans Situation nicht mit der Ukraine zu vergleichen sei, ist die Sorge doch groß, dass China sich in seinem Bestreben bestärkt fühlen könnte, in der Taiwan-Frage endlich militärisch Fakten zu schaffen.

Erst Anfang März hatte Taiwans Verteidigungsminister Chiu Kuo-cheng (邱國正) in einem Bericht an das Parlament davor gewarnt, dass der Krieg in der Ukraine nicht nur das strategische Gleichgewicht in Europa gefährden, sondern auch die Lage im Indopazifik und die Sicherheit in der Taiwanstraße beeinträchtigen könnte. Es überrascht daher nicht, dass Taiwan aktuell seine Verteidigungsstrategie überdenkt. Sogar die Wiedereinführung des Wehrdienstes wird diskutiert.

Freiwilligenarmee mit Organisationsproblemen

Seit dem Jahr 2000 war der ursprünglich zweijährige Grundwehrdienst immer weiter gekürzt worden. 2013 wurde der Wehrdienst (現役) dann ganz eingestellt und durch ein viermonatiges militärisches Training (軍事訓練) für alle ab 1994 geborenen wehrfähigen Männer ersetzt. Das Training besteht aus einer fünfwöchigen Grundausbildung und einer elfwöchigen Spezialgrundausbildung. Absolventen gelten bis zur Vollendung ihres 36. Lebensjahres als Reservisten und können im Kriegsfall eingezogen werden. Etwa 15 Prozent werden außerdem in regelmäßigen Abständen zu Auffrischungs-Crashkursen einberufen, um die personelle Einsatzbereitschaft zu gewährleisten.

Trotz vieler Anreize gibt es seit der Umwandlung der Truppe in eine Freiwilligenarmee im Jahr 2018 große Probleme, ausreichend freiwillige Rekruten zu finden. Auch die Einsatzfähigkeit der Reserve wird immer wieder in Zweifel gezogen. Bei einer Anhörung im US-Kongress erklärte der Militärexperte Michael Hunzeker noch im Februar 2021: “Unter Analysten und Experten besteht ein starker Konsens darüber, dass sich Taiwans Reservestreitkräfte ohne eine umfassende Reform als unwirksam gegen eine totale Invasion erweisen werden.” Glücklicherweise habe die Reform der Reserve für die Regierung Tsai höchste Priorität, so Hunzeker weiter.

Training mit Schießübungen und Leistungsmarsch

Tatsächlich wurde das Auffrischungstraining für Reservisten von Grund auf überarbeitet und Anfang des Jahres erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Anstatt für fünf bis sieben Tage, müssen die Reservisten jetzt für 14 Tage am Stück ins Trainingscamp. China.Table hat mit einem der ersten Reservisten gesprochen, die an dem angeblich “härtesten Training in der Geschichte” der taiwanischen Reserve teilgenommen haben.

Der 28-jährige Sean Yang ist eigentlich Psychologe, aber wenn er seine Uniform anlegt, wird er zum Sanitätssoldat. Er sagt, das neue Training sei sehr viel umfangreicher als früher: “Drei Tage Schießübungen, drei Tage Leistungsmarsch. In der restlichen Zeit haben wir die Arbeitsteilung innerhalb der Truppe eingeübt, damit im Ernstfall jeder weiß, was zu tun ist.” Einen Teil des Trainings verbrachten die Reservisten nicht in der Kaserne, sondern im Freien, in Gemeindezentren und Schulen. Dort, wo sie auch im Kriegsfall Stellung beziehen würden.

“Bei diesem Training wurde mir das erste Mal gezeigt, welches Stück Land ich im Kriegsfall verteidigen muss. Wie es da aussieht, welche Infrastruktur es gibt, wie die Umgebung beschaffen ist, wo ich Schutz suchen und Nachschub erhalten kann. All das wusste ich vorher nicht.” Erst durch das neue Training habe er das Gefühl, er könne in einem Kampf seinen Heimvorteil wirklich nutzen.

Die viermonatige militärische Grundausbildung hatte Sean bereits 2016 hinter sich gebracht. Eine Verlängerung würde ihn also nicht betreffen. Trotzdem ist er der Meinung, dass vier Monate ausreichend sind – wenn sie denn in vollem Maße genutzt werden. “Es wird immer noch sehr viel Zeit verschwendet. Zwischen Übungen muss man oft lange warten,” so Sean.

Verteidigungsminister Chiu kündigte derweil an, dass eine Entscheidung zur Wehrpflicht noch dieses Jahr gefällt und jede Änderung in der Länge der Dienstzeit mindestens zwölf Monate vor Inkrafttreten angekündigt werden würde. Große Veränderungen sind also vor 2024 nicht zu erwarten. Der DPP-Abgeordnete Lo Chih-Cheng (羅致政) erinnerte daran, dass für eine Wiederaufnahme des einjährigen Wehrdienstes nicht einmal eine Gesetzesänderung nötig sei. “Wenn diese zwölf Monate allerdings in ihrer Substanz wie das [viermonatige] militärische Training sein sollen, dann muss das Gesetz doch noch überarbeitet werden,” so Lo gegenüber der United Daily News.

Militär-Analyst: Verlängerung der Wehrpflicht kaum umsetzbar

Bei der Verlängerung des Wehrdienstes geht es aber nicht nur um die Frage, ob das Gesetz geändert werden muss oder nicht. Tatsächlich spielen viele Faktoren bei dieser Entscheidung eine Rolle. Der Militär-Analyst Lin Ping-yu (林秉宥) hält eine Verlängerung logistisch und finanziell für kaum umsetzbar. Im Gespräch mit China.Table weist er darauf hin, dass schon allein die räumlichen Kapazitäten dafür nicht mehr gegeben seien: “Über die Jahre wurde unser Heer immer weiter verkleinert, von einer Million auf weniger als 200.000 Soldaten. In diesem Zeitraum wurden viele militärisch genutzte Flächen und Kasernen aufgegeben, revitalisiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.” Wenn man die Truppe jetzt wieder vergrößern wolle, würde es an den nötigen Räumlichkeiten und der Logistik fehlen, um so viele Rekruten gleichzeitig unterzubringen und zu versorgen. Auch die Ausbildungskapazitäten an sich seien ein Flaschenhals, der kurzfristig nur schwer zu überwinden sei.

Keven Yu (于北辰), Generalmajor des Heeres a.D., war im Verteidigungsministerium mit der Umwandlung der Truppe in eine Berufsarmee betreut. Auch er spricht sich öffentlich gegen ein Zurück zum einjährigen Wehrdienst aus. Entscheidend sei nicht allein die Größe der Truppe, sondern die Qualität und der Umfang der Grundausbildung, so Yu in der Fernsehsendung PTSTalk. “Hoch entwickelte und hochpräzise Waffensysteme wie Panzer, Flugzeuge und Patriot-Raketen können nur von Berufssoldaten bedient werden. Das kann man in unter einem Jahr gar nicht erlernen.” Reservisten könnten im Kriegsfall in kürzester Zeit an Javelins und Stinger-Flugabwehrraketen ausgebildet werden, da man für diese keine allzu große Expertise benötigte.

Nach dem erfolgreichen Einsatz solcher Ein-Mann-Boden-Luft-Raketen (engl. MANPADS) gegen die russische Luftwaffe und Panzerverbände in der Ukraine forderten mehrere taiwanische Abgeordneten das Verteidigungsministerium in einem Antrag dazu auf, solche Waffensysteme in das Training der Reservisten zu integrieren. Auf Anregung des Verteidigungsministeriums wurde der Verweis auf MANPADS allerdings durch eine allgemeinere Sprachregelung ersetzt. Reservisten sollen nun in die “Flugabwehr der Truppe” eingebunden und darin ausgebildet werden.

Außenminister Joseph Wu (吳釗燮) stellte derweil klar, dass Taiwan bereit sei, sich zu verteidigen. “Falls China die Lage falsch einschätzen und Taiwan militärisch angreifen sollte, wird es ohne Frage einen bitteren Preis dafür zahlen”, so seine Warnung in Richtung Peking. David Demes

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Luckin Coffee setzt sich gegen Starbucks durch

Luckin Coffee setzt sich in China gegen Starbucks durch - mittlerweile betreibt es mehr Filialen als Starbucks.

Kaffee ist in Chinas Großstädten von einem Luxusgetränk zur Alltagsware geworden. Besonders die Metropolen wie Beijing, Shanghai oder Shenzhen sind übersät von Cafés. Der Kaffeekonsum der Chinesen steigt seit Jahren stetig an und es ist wenig überraschend, dass China für Starbucks neben dem heimischen US-Markt zum zweitgrößten Absatzmarkt geworden ist. Im Jahr 1999 eröffnete das Unternehmen aus Seattle in China die erste Niederlassung und betreibt laut eigenen Angaben mittlerweile mehr als 5.400 Läden in mehr als 230 Städten in China.

Die kürzlich von CEO Kevin Johnson verkündeten Zahlen waren allerdings wenig erfreulich. Der Absatz ging um 14 Prozent zurück, was hinsichtlich eines weltweiten Zuwachses um 13 Prozent überrascht. Die sogenannten “Same-store Sales” vergleichen die Verkaufszahlen von Läden, die vor einem Jahr schon geöffnet waren, mit den Zahlen dieses Jahres. Gewinne, die von neu eröffneten Niederlassungen erwirtschaftet wurden, werden dabei ausgeklammert.

Der Hauptgrund für den Rückgang des Starbucks-Geschäfts trotz höherem Kaffee-Durst ist das Erstarken der einheimischen Wettbewerber. Luckin Coffee, Starbucks größter Konkurrent, wurde erst 2017 gegründet und machte schnell mit Kaffee zu Kampfpreisen, einem konsequenten Online-Bestell-System und Fokus auf Implementierung von neuer Technologie auf sich aufmerksam.

Die US-Kette brauchte etwa zwei Jahre, um mit einem neuen Typ von Filialen auf die Herausforderung durch Luckin Coffee zu reagieren. Die neuen Läden heißen “Starbucks Now”. Sie sind wesentlich kleiner als normale Starbucks-Geschäfte und konzentrieren sich (wie Luckin Coffee) primär auf Online-Bestellungen.

Luckin erholte sich sogar von einem massiven Bilanzskandal

So gelang es Starbucks zwar, dem Geschäftsmodell von Luckin Coffee etwas Wind aus den Segeln zu nehmen. Ein Glücksfall für Starbucks war es dann, dass Luckin Coffee nach seinem kometenhaften Aufstieg einen ebenso steilen Abstieg hinlegte, nachdem bekannt wurde, dass die Bilanzzahlen um mehr als 300 Millionen Dollar geschönt waren. Die Aktien der chinesischen Kette, die zu dem Zeitpunkt auf dem besten Weg war, Starbucks in der Anzahl der Geschäfte in China zu überholen, stürzten zunächst krachend ab und wurden im Juni 2020 schließlich ganz aus dem NASDAQ verbannt (China.Table berichtete).

Es schien, als sei Starbucks noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen und würde weiterhin den chinesischen Kaffeemarkt dominieren. Doch ganz verschwunden war der chinesische Konkurrent nicht. Und jetzt ist er stärker denn je zurück.

Luckin Coffee zahlte die Strafe von 180 Millionen Dollar und stellte sich neu auf. Das Management-Team wurde ausgetauscht und die Expansionspolitik zugunsten höherer Qualität zurückgefahren. Neue Produkte wie ein Kokosmilch-Latte wurden auf den Markt gebracht und entwickelten sich prompt zu Verkaufsrennern.

Mit jüngst veröffentlichten Zahlen nimmt Luckin Coffee nun aber wieder Kurs auf die Überholspur. Die Kette meldete für 2021 einen Umsatzanstieg von mehr als 97 Prozent auf acht Milliarden Renminbi (mehr als eine Milliarde Dollar). In der Präsentation versteckte sich ein explosives Detail: Luckin Coffee hat Starbucks mittlerweile in der Anzahl der Läden überholt. Mehr als 6.000 Niederlassungen betreibt die chinesische Kette mittlerweile in ganz China. Gleichzeitig versucht Luckin Coffee wieder in den NASDAQ aufgenommen zu werden.

Der globale Konzern Starbucks hat in China Mühe mitzuhalten

Starbucks tut alles, um am Ball zu bleiben. Seit Februar ist die Firma auch offiziell auf Meituan, der größten Food-Delivery-App vertreten und plant sämtliche Filialen in der App einzeln anzuführen. Das Angebot wurde zu diesem Zweck ausgeweitet und bietet jetzt auch die Möglichkeit, Kaffeeerlebnis-Abende zu buchen oder Filialen zu mieten. Außerdem setzt Starbucks in China mit Starbucks “Reserve“-Filialen (eine Art Premium Starbucks, in denen man sich die Kaffeebohnen selbst auswählen kann) und “Bar Mixato”-Fillialen (eine Mischung aus Café und Bar) auf noch diverseres Angebot.

Chinesische Kunden sind anspruchsvoll und verlangen ein großes Maß an Bequemlichkeit. Firmen, die hier bestehen wollen, müssen sich auf allen Ebenen konkurrenzfähig zeigen. Sichtbarkeit auf dem Markt und ständiges Sich-neu-erfinden sind zu einer Grundvoraussetzung geworden. Ein Phänomen, das sich nicht allein auf das Kaffeehausgeschäft beschränkt. Das zwingt die Firmen zu Innovationen, die sie auch auf andere Märkte übertragen können.

Der Konkurrenzkampf geht also in die nächste Runde. Eins haben beide Firmen jedoch gemeinsam. Obwohl Luckin Coffee etwas günstiger ist als Starbucks, hat der chinesische Herausforderer die früheren Kampfpreise aufgegeben. Beide Firmen rangieren mittlerweile etwa im gleichen Preissegment von etwa 26 Yuan (Luckin Coffee) oder 30 Yuan (Starbucks) für einen Kaffee. Gregor Koppenburg/Jörn Petring

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News

Einreise aus dem Ausland: Kürzung von Quarantäne in mehreren Städten

China hat die Quarantäne-Regeln für die Einreise aus dem Ausland im Rahmen eines Pilotprogramms in mehreren Städten gelockert. Die Quarantäne für Reisende aus dem internationalen Ausland wurde von 14 auf zehn Tage gekürzt, berichtete Caixin unter Berufung auf Regierungsdokumente des Staatsrats. Nach den zehn Tagen muss demnach dann noch eine Woche unter Beobachtung zu Hause verbracht werden. Innerhalb der 17 Tage sind sechs PCR- und sechs Antigen-Tests fällig.

Die Pilotprogramme haben dem Bericht zufolge bereits am Montag begonnen. Sie sollen für die kommenden vier Wochen in Dalian, Shanghai, Suzhou, Ningbo, Xiamen, Qingdao, Guangzhou und Chengdu laufen. Reuters zitierte jedoch Hotelangestellte in betroffenen Städten, die noch nicht über die Änderungen informiert wurden.

In den Pilotstädten gelten die gelockerten Auflagen auch für enge Kontaktpersonen von bestätigten Coronavirus-Fällen. In acht Städten sollen Lockdowns von Wohneinheiten nun bereits zehn Tage nach Auftreten des letzten positiven Falls aufgehoben werden. Bisher waren dafür 14 Tage angesetzt. Das Pilotprojekt soll den Behörden helfen, besser zu verstehen, wie Antigentests bei der Pandemiekontrolle eingesetzt werden können und wie die Isolationsdauer besser bestimmt werden kann, so Caixin. ari

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Export steigt trotz aller Probleme

Trotz des Krieges in der Ukraine und des Lockdowns in Shanghai sind die chinesischen Ausfuhren im März überraschend stark gewachsen. Der Export legte um knapp 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu. Damit blieb ein Rückgang aus, den Ökonomen angesichts der Verwerfungen auf dem Weltmarkt eigentlich erwartet hatten.

Doch ganz ohne Spuren blieben die Entwicklungen der vergangenen zwei Monate nicht. Die Einfuhren schrumpften erstmals seit anderthalb Jahren, wenn auch nur minimal. China fragt wegen des Coronavirus und den davon ausgelösten Lockdowns eben doch weniger Waren aus dem Ausland nach.

Die März-Zahlen sind allerdings nur eine Momentaufnahme. Analysten rechnen damit, dass sich auch die Ausfuhrzahlen verschlechtern werden. Erste Firmen sehen die Vorläufer dieses Trends schon in ihren Auftragsbüchern. Die Bestellungen seiner europäischen Kunden seien im März gegenüber dem Vorjahr um ein Fünftel zurückgegangen, sagte beispielsweise Qi Yong, der Geschäftsführer des Elektronikhändlers Muchen Technology aus Shenzhen, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. rtr/fin

  • Coronavirus
  • Export
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  • Ukraine

Zensoren schneiden homosexuelle Beziehung aus “Dumbledores Geheimnisse”

Chinas Zensurbehörden haben im Film “Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse” (Originaltitel: “Fantastic Beasts: The Secrets of Dumbledore”)  Hinweise auf eine homosexuelle Beziehung für das chinesische Publikum entfernt. Sechs Sekunden des Films wurden Medienberichten zufolge gekürzt. In diesen wird eine Liebesbeziehung zwischen den Figuren Albus Dumbledore und Gellert Grindelwald nahegelegt. In der chinesischen Version ist im Dialog zwischen den beiden Charakteren die Zeile “weil ich in dich verliebt war” herausgeschnitten. An anderer Stelle wurde Dumbledores Aussage “im Sommer verliebten sich Gellert und ich” gekürzt. Die Figuren stammen aus dem Harry-Potter-Universum von Autorin JK Rowling. Sie hatte bereits 2007 erklärt, dass Magier Dumbledore homosexuell sei, in den bisherigen Filmen wurde das jedoch nicht thematisiert. Die Produktionsfirma Warner Bros. betonte, trotz der Zensur bleibe der “Geist des Films” erhalten. ari

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  • Gesellschaft
  • Kultur

Presseschau

Russen können auch mit chinesischer Kreditkarte nicht online einkaufen FAZ
Ukraine war: US Treasury Secretary Janet Yellen warns China over Russia ties SCMP
Twitter users are exposing pro-Russian sentiment in China, and Beijing is not happy CNN
Warum China den Indern gefährlicher erscheint als Putin SUEDDEUTSCHE
China und USA: Streit um Reisewarnung aus Washington – Shanghaier Omikron-Welle schwappt in Nachbarregionen MERKUR
Shanghai ist Chinas Corona-Hotspot TAGESSPIEGEL
Zahl der Coronainfektionen in Shanghai steigt weiter SPIEGEL
Trotz Ukraine-Krieg und Coronakrise: Chinesische Exporte legen zu HANDELSBLATT
iPhone supplier Pegatron suspends production at two factories in China CNN
Chinese semiconductor imports fall as self-sufficiency drive shapes up SCMP
Kapitalabflüsse in “noch nie da gewesenem Ausmaß” – Investoren bewerten China-Investments neu HANDELSBLATT
China’s oil champion prepares Western retreat over sanctions fear REUTERS
Chinas Zentralbank vor geldpolitischen Lockerungen HANDELSBLATT
Czech foreign minister eyes closer ties with ‘bullied’ Taiwan POLITICO
More Taiwan firms suspend production in China as COVID spreads REUTERS
Alarm over Chinese TikTok’s popularity in Taiwan DW
Saudi Arabia: Uyghur child among four ‘booked for deportation’ to China tonight AMNESTY
Australian minister tries to end Solomons-China pact NPR

Portrait

Lillian Zhang – Vom Journalismus zur Hardware

Lillian Zhang, ehemals Bosch-Stiftung, jetzt ACSG + DELTA Systems
Lillian Zhang, ehemals Bosch-Stiftung, jetzt ACSG + DELTA Systems

In Lillian Zhang ergänzen sich zwei Welten: “Ich bin Wahl-Hamburgerin, aber im Herzen ist China meine Heimat”, sagt sie in ihrer offenen, positiven Art und mit einer Ausstrahlung tiefer Zufriedenheit. Mit der Begeisterungsfähigkeit eines Kindes, aber dem Know-how und der Professionalität einer Fachfrau spricht sie über ihren schillernden Lebenslauf.

Bereits zu Schulzeiten entschied sie sich, nach Deutschland zu gehen. Ausschlaggebend für diese Wahl war ein Onkel, der bereits in Hamburg lebte. Nachdem sie als Jahrgangsbeste die Schule abgeschlossen hatte, studierte sie zunächst drei Semester Germanistik an der Qingdao-Universität in China, deren Fachbereich Germanistik chinaweit einen exzellenten Ruf genießt. Alle Veranstaltungen wurden von chinesischen Professoren auf Deutsch abgehalten – das war ihr erster Kontakt zur Sprache ihrer Wahlheimat. Darauf folgte der Besuch des Studienkollegs an der Martin-Luther-Universität in Halle.

Anschließend wechselte sie nach Hamburg, um ein Studium in Betriebswirtschaftslehre aufzunehmen. Ihre chinesische Erziehung zu Disziplin habe ihr dabei stets geholfen, ihre Ziele zu verfolgen und zu verwirklichen: “Ich war so eine Streberin, weil ich das Gefühl hatte, nur so konnte ich meinen Traum verwirklichen.”

Begegnungen mit Land und Leuten als Priorität

Als sie Jahre später ihre Herkunftsstadt besucht, fällt ihr ein Schriftzug auf, den sie zuvor jahrelang übersehen hatte. Sie hatte ihrer Mutter zu Schulzeiten in der Postfiliale geholfen, in der diese gearbeitet hat. Und dort prangte in großen Buchstaben die Aufschrift “Deutsche Kaiserliche Post”. Die Hafenstadt Yantai war Anfang des 20. Jahrhunderts ein vom Kaiserreich China an das Deutsche Kaiserreich verpachtetes Gebiet. Das sei wohl ihre erste unbewusste Verbindung zu Deutschland gewesen, so Zhang heute.

Eine weitere Station auf ihrem Lebensweg war die Northumbria University in Großbritannien, wo sie International Business Management studierte. Bereits ihr Vater sei durch seine Tätigkeit im internationalen Handel beruflich viel gereist, erklärt Zhang. Und so wollte sie auch immer hinaus in die Welt. Daran hat sich bis heute nichts geändert: “Ich will immer noch die Welt sehen. Man kann immer den Horizont erweitern. Man kann immer neue Sachen lernen und Menschen kennenlernen. Die Welt ist so groß und so vielfältig.”

Besonders positive Erinnerungen verknüpft sie mit dem Medienbotschafter-Projekt, einem Austauschprogramm der Robert Bosch Stiftung und der Hamburg Media School für Journalisten. Im Rahmen des Medienbotschafter-Programms können chinesische Stipendiaten in deutschen Medienhäusern mitarbeiten und deutsche Teilnehmer im Austausch dafür bei chinesischen Medien.

Echte Begegnungen mit Land und Leuten haben für Lillian Zhang hohe Priorität. Von ganzem Herzen habe sie sich im Rahmen dieses Projekts dem Ideal der Völkerverständigung verschrieben. “Ich finde, kein Job kann einen Menschen mehr erfüllen, als wenn man dieses Gefühl hat, man macht was Sinnvolles, man hat ein ganz hohes Ideal und man bringt Menschen zusammen. Man hilft Menschen, ihren Traum zu verwirklichen.”

Von Journalismus zu E-Commerce

Die journalistische Arbeitsweise sei in chinesischen und deutschen Medien vergleichbar, der Stil in Deutschland jedoch schärfer, kritik- und meinungsfreudiger, während die chinesische Berichterstattung eher beschreibend ausfalle und “vom Ton her milder” sei. Außerdem gebe es in Deutschland etablierte Standardmedien wie den Spiegel, Die Zeit oder Bild, die sich über lange Zeit konstant halten, während Nachrichten in China immer vielfältiger und stark über die Messenger-App WeChat verbreitet würden.

Nachdem das Medienbotschafter-Programm eingestellt worden war, widmete sich Zhang anknüpfend an ihr Wirtschaftsstudium der “faszinierenden Warenwelt.” Mehrere Jahre arbeitete sie im E-Commerce. “2014 ging es in China los mit Cross-Border-E-Commerce. Die Chinesen fingen an, online über chinesische Webseiten ausländische Ware zu kaufen.” Dabei seien insbesondere Luxusartikel wie Markentaschen oder Uhren von Interesse gewesen. “Das war für mich eine völlig neue Welt, weil ich mich früher immer auf Medien, auf Menschen, auf gemeinnützige Projekte konzentriert habe, und das war jetzt plötzlich ganz kommerziell und gewinnorientiert.” Wegen der Coronavirus-Pandemie und damit einhergehenden Logistikproblemen orientierte sich Zhang nochmals um.

Inzwischen ist sie seit knapp einem halben Jahr bei der Technologiefirma ACSG + DELTA Systems im Vertrieb tätig: “Mein beruflicher Wechsel von Menschen bis zur Hardware.” Ihre Arbeit hier sei extrem faktisch, sie lerne, wie verschiedene Komponenten und Kabel zusammenzusetzen sind. Der mehrfachen Berufswechsel stören sie nicht. Im Gegenteil. Sie hat sich immer gern ein neues Feld erschlossen. “Ich würde heutzutage immer auf das Bauchgefühl achten. Ich finde, man soll einfach seinem Herzen folgen und einen Job haben, der zur aktuellen Lebenssituation passt.” Juliane Scholübbers

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  • Zivilgesellschaft

Personalien

Wu Xiangdong, Co-Vorsitzender des in Schwierigkeiten geratenen Bauunternehmens China Fortune Land Development, gibt seinen Posten im Vorstand auf. China Fortune Land Development konnte im vergangenen Jahr seine Kredite nicht mehr zurückzahlen (China.Table berichtete).

Heidi Liu ist seit Beginn des Monats als Manager für Strategy/ Project Management Office (PMO) für China bei Audi tätig. Liu war zuvor Transformation & Process Consultant, ebenfalls bei Audi AG.

  • China Fortune Land Development

Dessert

Lampen mit Häschen. Wer denkt da nicht an Ostern? Die hübschen Deko-Gegenstände waren allerdings fürs Laternenfest im Februar gemacht. Das Zusammentreffen gibt einen Vorgeschmack auf das kommende Jahr. Wenn das Jahr des Hasen losbricht, gibt es im Frühjahr einen chinesisch-westlichen Hasen-Sturm.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

Licenses:
    • Lockdown behindert Mais-Aussaat in Jilin
    • Taipeh arbeitet an der Verteidigungsstrategie
    • Luckin greift Starbucks Marktanteile ab
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    • Im Portrait: Lillian Zhang – Vom Journalismus zur Hardware
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    inmitten der zum Teil verheerenden Umsetzung der Null-Covid-Politik könnte es nun zumindest für Reisende aus dem Ausland einen kleinen Lichtblick geben: In acht Städten soll die Quarantäne nach der Einreise verkürzt werden. Mehrfache PCR- und Antigen-Tests bleiben den Einreisenden aber weiterhin nicht erspart. Mehr dazu lesen Sie heute in unseren News.

    Eine allgemeine Lockerung des strengen Lockdowns käme für die nordöstliche Provinz Jilin jetzt schon empfindlich zu spät. Dort wird besonders viel Mais angebaut. Durch die Null-Covid-Politik Pekings gerät nun die Aussaat in Gefahr, schreibt Ning Wang. Denn Mais wächst nur einmal im Jahr und muss zur richtigen Zeit gesät werden. Zusammen mit dem Krieg in der Ukraine ergeben sich fast sicher Turbulenzen am internationalen Mais-Markt.

    In Taiwan weckt die russische Invasion in einem Nachbarland neue Ängste. Auf der Insel steigt die Alarmbereitschaft, eine Ausweitung der Wehrpflicht wird debattiert. Unser Kollege David Demes in Taiwan hat mit einem Reservisten über dessen Training gesprochen und sich die Einschätzung von Militäranalysten angehört. Diese warnen, dass eine Verlängerung der Wehrpflicht und das erweiterte Training von Zivilisten so schnell gar nicht umsetzbar ist.

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    Analyse

    Mais: Drohender Ernteausfall könnte Weltmarkt belasten

    Die Maisernte in China könnte durch andauernde Lockdowns
    Ein Bild aus besseren Zeiten: abgeerntetes Maisfeld in Jilin im Jahr 2012

    Nicht nur in Shanghai, sondern auch in der Provinz Jilin gelten nun seit Wochen Lockdowns auf unbestimmte Zeit. Dadurch drohen Ernteausfälle, die die Versorgungslage zusätzlich verschlechtern könnten. Auf die Provinz Jilin, die sehr fruchtbare Böden hat, entfällt etwa zehn Prozent der nationalen Maisernte. Die durch verteuerte Energiepreise ohnehin schon gestiegenen Lebensmittelpreise drohen durch Ernteausfälle noch teurer zu werden.

    Zuletzt wurde Getreide im Land bereits aufgrund eines Ausfalls des Winterweizens knapp. Dies führte dazu, dass Peking jetzt Getreide importierte und in staatlichen Kornkammern hortet (China.Table berichtete). Das verlagert Engpässe im Inland auf den Weltmarkt, auf dem ebenfalls die Preise steigen. Nun könnte so etwas Ähnliches auch mit Mais und dessen Weltmarktpreis passieren.

    Expert:innen zufolge könnten die Probleme hier sogar noch gravierender ausfallen. Even Pay, Analystin für Landwirtschaft beim strategischen Beratungsunternehmen Trivium China, weist darauf hin, dass Mais nur einmal im Jahr wächst und in einem bestimmten Zeitfenster gepflanzt werden muss – dieses liegt normalerweise in den zwei Wochen zwischen Ende April und Anfang Mai, die nun durch den Lockdown belastet werden. Pay warnt vor erheblichen Schäden für die Ernte.

    Peking macht die Getreidesaat zur Chefsache

    Auch die Führungsebene in Peking scheint alarmiert über die Nebenwirkung der selbst angeordneten Lockdowns zu sein. Probleme mit der Lebensmittelversorgung führen nicht nur zu Unzufriedenheit bei den Städtern. Der Bevölkerung auf dem Lande wird dadurch ihre Lebensgrundlage entzogen. Vizepremier Hu Chunhua reagierte sofort und berief eine Telefonkonferenz zur Sicherung der Mais- und Reisproduktion ein.

    Gegenüber nationalen Regulierungsbehörden und Beamten aus den betroffenen Provinzen, betonte Hu eindringlich, dass die Frühjahrspflanzung ohne Probleme vonstattengehen müsse. Darüber hinaus forderte er die Beamten auf, sicherzustellen, dass die landesweiten Covid-19-Kontrollmaßnahmen die landwirtschaftliche Produktion nicht “stören” sollen.

    Denn Mais, der aus Jilin kommt, wird nicht nur für die Lebensmittelversorgung der Städter benötigt, sondern auch zur Fütterung von Tieren in der Landwirtschaft. So gehen Experten von Trivium China davon aus, dass 60 Prozent des Mais im Land als Tierfutter verwendet werden und Hu daher in diesem schwierigen Jahr die Nutzung von Mais als Brennstoff strenger kontrollieren lassen wird.

    Peking hatte zwischen den Jahren 2015 bis 2018 die staatlichen Maisreserven geöffnet, da Mais im Überfluss vorhanden war. Dadurch wurde der Ausbau eines eigenen Industriezweigs für die Maisverarbeitung begünstigt. Doch die Reserven sind aufgebraucht. Nun erweist sich der einstige Mais-Segen als Fluch. Denn der Mais wurde auch zu billigem Industriealkohol verarbeitet. Diese Unternehmen sind nach wie vor da und treiben neben der Lebensmittel- und Landwirtschaftsindustrie die Nachfrage nach Mais zusätzlich an.

    Ukraine war wichtiger Maislieferant für China

    Der Krieg in der Ukraine tut sein Übriges. Laut dem Wirtschaftsmagazin Caixin stammen 29 Prozent des importierten Mais aus der Ukraine. Vor allem für die Futtermittelverarbeitung wird der Hauptteil der Maisimporte verwendet. So stieg bei den drei großen Grundnahrungsmitteln (Mais, Weizen, Reis) das Importvolumen von Mais und Weizen explosionsartig an.

    China versucht durch den Kauf von Mais aus den USA seinen Bedarf zu sichern. Nach Angaben des US-Landwirtschaftsministeriums hat Peking Anfang April über eine Million Tonnen amerikanischen Mais gekauft. Es handelte sich um den größten Maiseinkauf in den USA seit Mai 2021.

    Auch wenn es nur eine Vorsorgemaßnahme scheint: Chinas Abhängigkeit von ausländischen Importen ist Staats- und Parteichef Xi Jinping schon lange ein Dorn im Auge. Bereits 2018 sagte Xi bei einer seiner vielen Inspektionsreisen im Land: “Chinesen sollten ihre Reisschalen fest in ihren eigenen Händen halten, wobei die Körner hauptsächlich von ihnen selbst produziert werden.” Das Problem hat sich von Reis und Weizen auf Mais ausgeweitet. Die KP hat die Wichtigkeit der Nahrungsmittelsicherung längst erkannt und erlässt eine Regulierung nach der anderen. Im Zentrum der Maßnahmen stehen Subventionen für den Anbau von Reis, Weizen und Mais. Doch durch die Coronavirus-Maßnahmen steht der Erfolg dieser Programme infrage.

    So wirken sich die Lieferengpässe von Düngemittel genauso stark aus wie die Personalengpässe der landwirtschaftlichen Betriebe. “Insbesondere die Herstellung von Düngemitteln ist sehr energieintensiv”, sagte Pay von Trivium China jüngst gegenüber Sixth Tone. Wegen der Stromknappheit der vergangenen Jahre wurde die Produktion gedrosselt. Das verstärkt nun den aktuellen Komplex von Problemen.

    Vizepremier Hu Chunhua ist bei seinem Telefonat daher auch hier sehr deutlich geworden: “Stellen Sie sicher, dass die Landwirte die benötigten Düngemittel und Pestizide zu einem angemessenen Preis erhalten”, so Hu. Experten und Bauern bezweifeln jedoch, dass seine markigen Worte rechtzeitig umgesetzt werden können.

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    Schatten der Ukraine: Taiwan überdenkt seine Strategie

    Taiwans Militär hat erstmals ein Notfall-Handbuch herausgegeben. Hier zu sehen ist die digitale Version.
    Taiwans Militär hat erstmals ein Notfall-Handbuch herausgegeben. Hier zu sehen ist die digitale Version.

    Auf 28 Seiten werden die taiwanesischen Bürgerinnen und Bürger auf den Ernstfall vorbereitet: Wo befinden sich Schutzbunker, wie unterscheiden sich Sirenen, was sollte als Notvorrat angelegt werden? Taiwans Militär hat zu Beginn der Woche erstmals ein Handbuch veröffentlicht, mit dem sich Zivilisten auf eine mögliche chinesische Invasion vorbereiten können. Das Handbuch solle das Bewusstsein der Bevölkerung dafür schärfen, wie sie auf Notsituationen reagieren und in solchen Fällen überleben könne, sagte Liu Tai-yi (劉泰益) vom Verteidigungsministerium.

    Taiwan beobachtet die russische Invasion der Ukraine sehr genau. Bereits Ende Januar wies Präsidentin Tsai Ing-wen (蔡英文) den Nationalen Sicherheitsrat an, eine Taskforce zur Lage in der Ukraine einzurichten. Auch wenn ihre Regierung nicht müde wird, zu betonen, dass Taiwans Situation nicht mit der Ukraine zu vergleichen sei, ist die Sorge doch groß, dass China sich in seinem Bestreben bestärkt fühlen könnte, in der Taiwan-Frage endlich militärisch Fakten zu schaffen.

    Erst Anfang März hatte Taiwans Verteidigungsminister Chiu Kuo-cheng (邱國正) in einem Bericht an das Parlament davor gewarnt, dass der Krieg in der Ukraine nicht nur das strategische Gleichgewicht in Europa gefährden, sondern auch die Lage im Indopazifik und die Sicherheit in der Taiwanstraße beeinträchtigen könnte. Es überrascht daher nicht, dass Taiwan aktuell seine Verteidigungsstrategie überdenkt. Sogar die Wiedereinführung des Wehrdienstes wird diskutiert.

    Freiwilligenarmee mit Organisationsproblemen

    Seit dem Jahr 2000 war der ursprünglich zweijährige Grundwehrdienst immer weiter gekürzt worden. 2013 wurde der Wehrdienst (現役) dann ganz eingestellt und durch ein viermonatiges militärisches Training (軍事訓練) für alle ab 1994 geborenen wehrfähigen Männer ersetzt. Das Training besteht aus einer fünfwöchigen Grundausbildung und einer elfwöchigen Spezialgrundausbildung. Absolventen gelten bis zur Vollendung ihres 36. Lebensjahres als Reservisten und können im Kriegsfall eingezogen werden. Etwa 15 Prozent werden außerdem in regelmäßigen Abständen zu Auffrischungs-Crashkursen einberufen, um die personelle Einsatzbereitschaft zu gewährleisten.

    Trotz vieler Anreize gibt es seit der Umwandlung der Truppe in eine Freiwilligenarmee im Jahr 2018 große Probleme, ausreichend freiwillige Rekruten zu finden. Auch die Einsatzfähigkeit der Reserve wird immer wieder in Zweifel gezogen. Bei einer Anhörung im US-Kongress erklärte der Militärexperte Michael Hunzeker noch im Februar 2021: “Unter Analysten und Experten besteht ein starker Konsens darüber, dass sich Taiwans Reservestreitkräfte ohne eine umfassende Reform als unwirksam gegen eine totale Invasion erweisen werden.” Glücklicherweise habe die Reform der Reserve für die Regierung Tsai höchste Priorität, so Hunzeker weiter.

    Training mit Schießübungen und Leistungsmarsch

    Tatsächlich wurde das Auffrischungstraining für Reservisten von Grund auf überarbeitet und Anfang des Jahres erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Anstatt für fünf bis sieben Tage, müssen die Reservisten jetzt für 14 Tage am Stück ins Trainingscamp. China.Table hat mit einem der ersten Reservisten gesprochen, die an dem angeblich “härtesten Training in der Geschichte” der taiwanischen Reserve teilgenommen haben.

    Der 28-jährige Sean Yang ist eigentlich Psychologe, aber wenn er seine Uniform anlegt, wird er zum Sanitätssoldat. Er sagt, das neue Training sei sehr viel umfangreicher als früher: “Drei Tage Schießübungen, drei Tage Leistungsmarsch. In der restlichen Zeit haben wir die Arbeitsteilung innerhalb der Truppe eingeübt, damit im Ernstfall jeder weiß, was zu tun ist.” Einen Teil des Trainings verbrachten die Reservisten nicht in der Kaserne, sondern im Freien, in Gemeindezentren und Schulen. Dort, wo sie auch im Kriegsfall Stellung beziehen würden.

    “Bei diesem Training wurde mir das erste Mal gezeigt, welches Stück Land ich im Kriegsfall verteidigen muss. Wie es da aussieht, welche Infrastruktur es gibt, wie die Umgebung beschaffen ist, wo ich Schutz suchen und Nachschub erhalten kann. All das wusste ich vorher nicht.” Erst durch das neue Training habe er das Gefühl, er könne in einem Kampf seinen Heimvorteil wirklich nutzen.

    Die viermonatige militärische Grundausbildung hatte Sean bereits 2016 hinter sich gebracht. Eine Verlängerung würde ihn also nicht betreffen. Trotzdem ist er der Meinung, dass vier Monate ausreichend sind – wenn sie denn in vollem Maße genutzt werden. “Es wird immer noch sehr viel Zeit verschwendet. Zwischen Übungen muss man oft lange warten,” so Sean.

    Verteidigungsminister Chiu kündigte derweil an, dass eine Entscheidung zur Wehrpflicht noch dieses Jahr gefällt und jede Änderung in der Länge der Dienstzeit mindestens zwölf Monate vor Inkrafttreten angekündigt werden würde. Große Veränderungen sind also vor 2024 nicht zu erwarten. Der DPP-Abgeordnete Lo Chih-Cheng (羅致政) erinnerte daran, dass für eine Wiederaufnahme des einjährigen Wehrdienstes nicht einmal eine Gesetzesänderung nötig sei. “Wenn diese zwölf Monate allerdings in ihrer Substanz wie das [viermonatige] militärische Training sein sollen, dann muss das Gesetz doch noch überarbeitet werden,” so Lo gegenüber der United Daily News.

    Militär-Analyst: Verlängerung der Wehrpflicht kaum umsetzbar

    Bei der Verlängerung des Wehrdienstes geht es aber nicht nur um die Frage, ob das Gesetz geändert werden muss oder nicht. Tatsächlich spielen viele Faktoren bei dieser Entscheidung eine Rolle. Der Militär-Analyst Lin Ping-yu (林秉宥) hält eine Verlängerung logistisch und finanziell für kaum umsetzbar. Im Gespräch mit China.Table weist er darauf hin, dass schon allein die räumlichen Kapazitäten dafür nicht mehr gegeben seien: “Über die Jahre wurde unser Heer immer weiter verkleinert, von einer Million auf weniger als 200.000 Soldaten. In diesem Zeitraum wurden viele militärisch genutzte Flächen und Kasernen aufgegeben, revitalisiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.” Wenn man die Truppe jetzt wieder vergrößern wolle, würde es an den nötigen Räumlichkeiten und der Logistik fehlen, um so viele Rekruten gleichzeitig unterzubringen und zu versorgen. Auch die Ausbildungskapazitäten an sich seien ein Flaschenhals, der kurzfristig nur schwer zu überwinden sei.

    Keven Yu (于北辰), Generalmajor des Heeres a.D., war im Verteidigungsministerium mit der Umwandlung der Truppe in eine Berufsarmee betreut. Auch er spricht sich öffentlich gegen ein Zurück zum einjährigen Wehrdienst aus. Entscheidend sei nicht allein die Größe der Truppe, sondern die Qualität und der Umfang der Grundausbildung, so Yu in der Fernsehsendung PTSTalk. “Hoch entwickelte und hochpräzise Waffensysteme wie Panzer, Flugzeuge und Patriot-Raketen können nur von Berufssoldaten bedient werden. Das kann man in unter einem Jahr gar nicht erlernen.” Reservisten könnten im Kriegsfall in kürzester Zeit an Javelins und Stinger-Flugabwehrraketen ausgebildet werden, da man für diese keine allzu große Expertise benötigte.

    Nach dem erfolgreichen Einsatz solcher Ein-Mann-Boden-Luft-Raketen (engl. MANPADS) gegen die russische Luftwaffe und Panzerverbände in der Ukraine forderten mehrere taiwanische Abgeordneten das Verteidigungsministerium in einem Antrag dazu auf, solche Waffensysteme in das Training der Reservisten zu integrieren. Auf Anregung des Verteidigungsministeriums wurde der Verweis auf MANPADS allerdings durch eine allgemeinere Sprachregelung ersetzt. Reservisten sollen nun in die “Flugabwehr der Truppe” eingebunden und darin ausgebildet werden.

    Außenminister Joseph Wu (吳釗燮) stellte derweil klar, dass Taiwan bereit sei, sich zu verteidigen. “Falls China die Lage falsch einschätzen und Taiwan militärisch angreifen sollte, wird es ohne Frage einen bitteren Preis dafür zahlen”, so seine Warnung in Richtung Peking. David Demes

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    Luckin Coffee setzt sich gegen Starbucks durch

    Luckin Coffee setzt sich in China gegen Starbucks durch - mittlerweile betreibt es mehr Filialen als Starbucks.

    Kaffee ist in Chinas Großstädten von einem Luxusgetränk zur Alltagsware geworden. Besonders die Metropolen wie Beijing, Shanghai oder Shenzhen sind übersät von Cafés. Der Kaffeekonsum der Chinesen steigt seit Jahren stetig an und es ist wenig überraschend, dass China für Starbucks neben dem heimischen US-Markt zum zweitgrößten Absatzmarkt geworden ist. Im Jahr 1999 eröffnete das Unternehmen aus Seattle in China die erste Niederlassung und betreibt laut eigenen Angaben mittlerweile mehr als 5.400 Läden in mehr als 230 Städten in China.

    Die kürzlich von CEO Kevin Johnson verkündeten Zahlen waren allerdings wenig erfreulich. Der Absatz ging um 14 Prozent zurück, was hinsichtlich eines weltweiten Zuwachses um 13 Prozent überrascht. Die sogenannten “Same-store Sales” vergleichen die Verkaufszahlen von Läden, die vor einem Jahr schon geöffnet waren, mit den Zahlen dieses Jahres. Gewinne, die von neu eröffneten Niederlassungen erwirtschaftet wurden, werden dabei ausgeklammert.

    Der Hauptgrund für den Rückgang des Starbucks-Geschäfts trotz höherem Kaffee-Durst ist das Erstarken der einheimischen Wettbewerber. Luckin Coffee, Starbucks größter Konkurrent, wurde erst 2017 gegründet und machte schnell mit Kaffee zu Kampfpreisen, einem konsequenten Online-Bestell-System und Fokus auf Implementierung von neuer Technologie auf sich aufmerksam.

    Die US-Kette brauchte etwa zwei Jahre, um mit einem neuen Typ von Filialen auf die Herausforderung durch Luckin Coffee zu reagieren. Die neuen Läden heißen “Starbucks Now”. Sie sind wesentlich kleiner als normale Starbucks-Geschäfte und konzentrieren sich (wie Luckin Coffee) primär auf Online-Bestellungen.

    Luckin erholte sich sogar von einem massiven Bilanzskandal

    So gelang es Starbucks zwar, dem Geschäftsmodell von Luckin Coffee etwas Wind aus den Segeln zu nehmen. Ein Glücksfall für Starbucks war es dann, dass Luckin Coffee nach seinem kometenhaften Aufstieg einen ebenso steilen Abstieg hinlegte, nachdem bekannt wurde, dass die Bilanzzahlen um mehr als 300 Millionen Dollar geschönt waren. Die Aktien der chinesischen Kette, die zu dem Zeitpunkt auf dem besten Weg war, Starbucks in der Anzahl der Geschäfte in China zu überholen, stürzten zunächst krachend ab und wurden im Juni 2020 schließlich ganz aus dem NASDAQ verbannt (China.Table berichtete).

    Es schien, als sei Starbucks noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen und würde weiterhin den chinesischen Kaffeemarkt dominieren. Doch ganz verschwunden war der chinesische Konkurrent nicht. Und jetzt ist er stärker denn je zurück.

    Luckin Coffee zahlte die Strafe von 180 Millionen Dollar und stellte sich neu auf. Das Management-Team wurde ausgetauscht und die Expansionspolitik zugunsten höherer Qualität zurückgefahren. Neue Produkte wie ein Kokosmilch-Latte wurden auf den Markt gebracht und entwickelten sich prompt zu Verkaufsrennern.

    Mit jüngst veröffentlichten Zahlen nimmt Luckin Coffee nun aber wieder Kurs auf die Überholspur. Die Kette meldete für 2021 einen Umsatzanstieg von mehr als 97 Prozent auf acht Milliarden Renminbi (mehr als eine Milliarde Dollar). In der Präsentation versteckte sich ein explosives Detail: Luckin Coffee hat Starbucks mittlerweile in der Anzahl der Läden überholt. Mehr als 6.000 Niederlassungen betreibt die chinesische Kette mittlerweile in ganz China. Gleichzeitig versucht Luckin Coffee wieder in den NASDAQ aufgenommen zu werden.

    Der globale Konzern Starbucks hat in China Mühe mitzuhalten

    Starbucks tut alles, um am Ball zu bleiben. Seit Februar ist die Firma auch offiziell auf Meituan, der größten Food-Delivery-App vertreten und plant sämtliche Filialen in der App einzeln anzuführen. Das Angebot wurde zu diesem Zweck ausgeweitet und bietet jetzt auch die Möglichkeit, Kaffeeerlebnis-Abende zu buchen oder Filialen zu mieten. Außerdem setzt Starbucks in China mit Starbucks “Reserve“-Filialen (eine Art Premium Starbucks, in denen man sich die Kaffeebohnen selbst auswählen kann) und “Bar Mixato”-Fillialen (eine Mischung aus Café und Bar) auf noch diverseres Angebot.

    Chinesische Kunden sind anspruchsvoll und verlangen ein großes Maß an Bequemlichkeit. Firmen, die hier bestehen wollen, müssen sich auf allen Ebenen konkurrenzfähig zeigen. Sichtbarkeit auf dem Markt und ständiges Sich-neu-erfinden sind zu einer Grundvoraussetzung geworden. Ein Phänomen, das sich nicht allein auf das Kaffeehausgeschäft beschränkt. Das zwingt die Firmen zu Innovationen, die sie auch auf andere Märkte übertragen können.

    Der Konkurrenzkampf geht also in die nächste Runde. Eins haben beide Firmen jedoch gemeinsam. Obwohl Luckin Coffee etwas günstiger ist als Starbucks, hat der chinesische Herausforderer die früheren Kampfpreise aufgegeben. Beide Firmen rangieren mittlerweile etwa im gleichen Preissegment von etwa 26 Yuan (Luckin Coffee) oder 30 Yuan (Starbucks) für einen Kaffee. Gregor Koppenburg/Jörn Petring

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    Einreise aus dem Ausland: Kürzung von Quarantäne in mehreren Städten

    China hat die Quarantäne-Regeln für die Einreise aus dem Ausland im Rahmen eines Pilotprogramms in mehreren Städten gelockert. Die Quarantäne für Reisende aus dem internationalen Ausland wurde von 14 auf zehn Tage gekürzt, berichtete Caixin unter Berufung auf Regierungsdokumente des Staatsrats. Nach den zehn Tagen muss demnach dann noch eine Woche unter Beobachtung zu Hause verbracht werden. Innerhalb der 17 Tage sind sechs PCR- und sechs Antigen-Tests fällig.

    Die Pilotprogramme haben dem Bericht zufolge bereits am Montag begonnen. Sie sollen für die kommenden vier Wochen in Dalian, Shanghai, Suzhou, Ningbo, Xiamen, Qingdao, Guangzhou und Chengdu laufen. Reuters zitierte jedoch Hotelangestellte in betroffenen Städten, die noch nicht über die Änderungen informiert wurden.

    In den Pilotstädten gelten die gelockerten Auflagen auch für enge Kontaktpersonen von bestätigten Coronavirus-Fällen. In acht Städten sollen Lockdowns von Wohneinheiten nun bereits zehn Tage nach Auftreten des letzten positiven Falls aufgehoben werden. Bisher waren dafür 14 Tage angesetzt. Das Pilotprojekt soll den Behörden helfen, besser zu verstehen, wie Antigentests bei der Pandemiekontrolle eingesetzt werden können und wie die Isolationsdauer besser bestimmt werden kann, so Caixin. ari

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    Export steigt trotz aller Probleme

    Trotz des Krieges in der Ukraine und des Lockdowns in Shanghai sind die chinesischen Ausfuhren im März überraschend stark gewachsen. Der Export legte um knapp 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zu. Damit blieb ein Rückgang aus, den Ökonomen angesichts der Verwerfungen auf dem Weltmarkt eigentlich erwartet hatten.

    Doch ganz ohne Spuren blieben die Entwicklungen der vergangenen zwei Monate nicht. Die Einfuhren schrumpften erstmals seit anderthalb Jahren, wenn auch nur minimal. China fragt wegen des Coronavirus und den davon ausgelösten Lockdowns eben doch weniger Waren aus dem Ausland nach.

    Die März-Zahlen sind allerdings nur eine Momentaufnahme. Analysten rechnen damit, dass sich auch die Ausfuhrzahlen verschlechtern werden. Erste Firmen sehen die Vorläufer dieses Trends schon in ihren Auftragsbüchern. Die Bestellungen seiner europäischen Kunden seien im März gegenüber dem Vorjahr um ein Fünftel zurückgegangen, sagte beispielsweise Qi Yong, der Geschäftsführer des Elektronikhändlers Muchen Technology aus Shenzhen, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. rtr/fin

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    Zensoren schneiden homosexuelle Beziehung aus “Dumbledores Geheimnisse”

    Chinas Zensurbehörden haben im Film “Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse” (Originaltitel: “Fantastic Beasts: The Secrets of Dumbledore”)  Hinweise auf eine homosexuelle Beziehung für das chinesische Publikum entfernt. Sechs Sekunden des Films wurden Medienberichten zufolge gekürzt. In diesen wird eine Liebesbeziehung zwischen den Figuren Albus Dumbledore und Gellert Grindelwald nahegelegt. In der chinesischen Version ist im Dialog zwischen den beiden Charakteren die Zeile “weil ich in dich verliebt war” herausgeschnitten. An anderer Stelle wurde Dumbledores Aussage “im Sommer verliebten sich Gellert und ich” gekürzt. Die Figuren stammen aus dem Harry-Potter-Universum von Autorin JK Rowling. Sie hatte bereits 2007 erklärt, dass Magier Dumbledore homosexuell sei, in den bisherigen Filmen wurde das jedoch nicht thematisiert. Die Produktionsfirma Warner Bros. betonte, trotz der Zensur bleibe der “Geist des Films” erhalten. ari

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    Presseschau

    Russen können auch mit chinesischer Kreditkarte nicht online einkaufen FAZ
    Ukraine war: US Treasury Secretary Janet Yellen warns China over Russia ties SCMP
    Twitter users are exposing pro-Russian sentiment in China, and Beijing is not happy CNN
    Warum China den Indern gefährlicher erscheint als Putin SUEDDEUTSCHE
    China und USA: Streit um Reisewarnung aus Washington – Shanghaier Omikron-Welle schwappt in Nachbarregionen MERKUR
    Shanghai ist Chinas Corona-Hotspot TAGESSPIEGEL
    Zahl der Coronainfektionen in Shanghai steigt weiter SPIEGEL
    Trotz Ukraine-Krieg und Coronakrise: Chinesische Exporte legen zu HANDELSBLATT
    iPhone supplier Pegatron suspends production at two factories in China CNN
    Chinese semiconductor imports fall as self-sufficiency drive shapes up SCMP
    Kapitalabflüsse in “noch nie da gewesenem Ausmaß” – Investoren bewerten China-Investments neu HANDELSBLATT
    China’s oil champion prepares Western retreat over sanctions fear REUTERS
    Chinas Zentralbank vor geldpolitischen Lockerungen HANDELSBLATT
    Czech foreign minister eyes closer ties with ‘bullied’ Taiwan POLITICO
    More Taiwan firms suspend production in China as COVID spreads REUTERS
    Alarm over Chinese TikTok’s popularity in Taiwan DW
    Saudi Arabia: Uyghur child among four ‘booked for deportation’ to China tonight AMNESTY
    Australian minister tries to end Solomons-China pact NPR

    Portrait

    Lillian Zhang – Vom Journalismus zur Hardware

    Lillian Zhang, ehemals Bosch-Stiftung, jetzt ACSG + DELTA Systems
    Lillian Zhang, ehemals Bosch-Stiftung, jetzt ACSG + DELTA Systems

    In Lillian Zhang ergänzen sich zwei Welten: “Ich bin Wahl-Hamburgerin, aber im Herzen ist China meine Heimat”, sagt sie in ihrer offenen, positiven Art und mit einer Ausstrahlung tiefer Zufriedenheit. Mit der Begeisterungsfähigkeit eines Kindes, aber dem Know-how und der Professionalität einer Fachfrau spricht sie über ihren schillernden Lebenslauf.

    Bereits zu Schulzeiten entschied sie sich, nach Deutschland zu gehen. Ausschlaggebend für diese Wahl war ein Onkel, der bereits in Hamburg lebte. Nachdem sie als Jahrgangsbeste die Schule abgeschlossen hatte, studierte sie zunächst drei Semester Germanistik an der Qingdao-Universität in China, deren Fachbereich Germanistik chinaweit einen exzellenten Ruf genießt. Alle Veranstaltungen wurden von chinesischen Professoren auf Deutsch abgehalten – das war ihr erster Kontakt zur Sprache ihrer Wahlheimat. Darauf folgte der Besuch des Studienkollegs an der Martin-Luther-Universität in Halle.

    Anschließend wechselte sie nach Hamburg, um ein Studium in Betriebswirtschaftslehre aufzunehmen. Ihre chinesische Erziehung zu Disziplin habe ihr dabei stets geholfen, ihre Ziele zu verfolgen und zu verwirklichen: “Ich war so eine Streberin, weil ich das Gefühl hatte, nur so konnte ich meinen Traum verwirklichen.”

    Begegnungen mit Land und Leuten als Priorität

    Als sie Jahre später ihre Herkunftsstadt besucht, fällt ihr ein Schriftzug auf, den sie zuvor jahrelang übersehen hatte. Sie hatte ihrer Mutter zu Schulzeiten in der Postfiliale geholfen, in der diese gearbeitet hat. Und dort prangte in großen Buchstaben die Aufschrift “Deutsche Kaiserliche Post”. Die Hafenstadt Yantai war Anfang des 20. Jahrhunderts ein vom Kaiserreich China an das Deutsche Kaiserreich verpachtetes Gebiet. Das sei wohl ihre erste unbewusste Verbindung zu Deutschland gewesen, so Zhang heute.

    Eine weitere Station auf ihrem Lebensweg war die Northumbria University in Großbritannien, wo sie International Business Management studierte. Bereits ihr Vater sei durch seine Tätigkeit im internationalen Handel beruflich viel gereist, erklärt Zhang. Und so wollte sie auch immer hinaus in die Welt. Daran hat sich bis heute nichts geändert: “Ich will immer noch die Welt sehen. Man kann immer den Horizont erweitern. Man kann immer neue Sachen lernen und Menschen kennenlernen. Die Welt ist so groß und so vielfältig.”

    Besonders positive Erinnerungen verknüpft sie mit dem Medienbotschafter-Projekt, einem Austauschprogramm der Robert Bosch Stiftung und der Hamburg Media School für Journalisten. Im Rahmen des Medienbotschafter-Programms können chinesische Stipendiaten in deutschen Medienhäusern mitarbeiten und deutsche Teilnehmer im Austausch dafür bei chinesischen Medien.

    Echte Begegnungen mit Land und Leuten haben für Lillian Zhang hohe Priorität. Von ganzem Herzen habe sie sich im Rahmen dieses Projekts dem Ideal der Völkerverständigung verschrieben. “Ich finde, kein Job kann einen Menschen mehr erfüllen, als wenn man dieses Gefühl hat, man macht was Sinnvolles, man hat ein ganz hohes Ideal und man bringt Menschen zusammen. Man hilft Menschen, ihren Traum zu verwirklichen.”

    Von Journalismus zu E-Commerce

    Die journalistische Arbeitsweise sei in chinesischen und deutschen Medien vergleichbar, der Stil in Deutschland jedoch schärfer, kritik- und meinungsfreudiger, während die chinesische Berichterstattung eher beschreibend ausfalle und “vom Ton her milder” sei. Außerdem gebe es in Deutschland etablierte Standardmedien wie den Spiegel, Die Zeit oder Bild, die sich über lange Zeit konstant halten, während Nachrichten in China immer vielfältiger und stark über die Messenger-App WeChat verbreitet würden.

    Nachdem das Medienbotschafter-Programm eingestellt worden war, widmete sich Zhang anknüpfend an ihr Wirtschaftsstudium der “faszinierenden Warenwelt.” Mehrere Jahre arbeitete sie im E-Commerce. “2014 ging es in China los mit Cross-Border-E-Commerce. Die Chinesen fingen an, online über chinesische Webseiten ausländische Ware zu kaufen.” Dabei seien insbesondere Luxusartikel wie Markentaschen oder Uhren von Interesse gewesen. “Das war für mich eine völlig neue Welt, weil ich mich früher immer auf Medien, auf Menschen, auf gemeinnützige Projekte konzentriert habe, und das war jetzt plötzlich ganz kommerziell und gewinnorientiert.” Wegen der Coronavirus-Pandemie und damit einhergehenden Logistikproblemen orientierte sich Zhang nochmals um.

    Inzwischen ist sie seit knapp einem halben Jahr bei der Technologiefirma ACSG + DELTA Systems im Vertrieb tätig: “Mein beruflicher Wechsel von Menschen bis zur Hardware.” Ihre Arbeit hier sei extrem faktisch, sie lerne, wie verschiedene Komponenten und Kabel zusammenzusetzen sind. Der mehrfachen Berufswechsel stören sie nicht. Im Gegenteil. Sie hat sich immer gern ein neues Feld erschlossen. “Ich würde heutzutage immer auf das Bauchgefühl achten. Ich finde, man soll einfach seinem Herzen folgen und einen Job haben, der zur aktuellen Lebenssituation passt.” Juliane Scholübbers

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    Personalien

    Wu Xiangdong, Co-Vorsitzender des in Schwierigkeiten geratenen Bauunternehmens China Fortune Land Development, gibt seinen Posten im Vorstand auf. China Fortune Land Development konnte im vergangenen Jahr seine Kredite nicht mehr zurückzahlen (China.Table berichtete).

    Heidi Liu ist seit Beginn des Monats als Manager für Strategy/ Project Management Office (PMO) für China bei Audi tätig. Liu war zuvor Transformation & Process Consultant, ebenfalls bei Audi AG.

    • China Fortune Land Development

    Dessert

    Lampen mit Häschen. Wer denkt da nicht an Ostern? Die hübschen Deko-Gegenstände waren allerdings fürs Laternenfest im Februar gemacht. Das Zusammentreffen gibt einen Vorgeschmack auf das kommende Jahr. Wenn das Jahr des Hasen losbricht, gibt es im Frühjahr einen chinesisch-westlichen Hasen-Sturm.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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