Table.Briefing: China

Autonomes Fahren + Bedrohtes Wachstum + Expats verlassen China

  • Shenzhen übernimmt Vorreiterrolle bei Mobilität
  • Lockdown und Ukraine-Krieg verstärken Konjunktur-Sorgen
  • Exodus der Expats
  • BYD will keine Verbrenner mehr herstellen
  • Automesse in Peking abgesagt
  • Benzin und Diesel werden teurer
  • Personalien: Dennis Krämer ist Battery Cell Launch Specialist für Daimler in Zhenjiang
Liebe Leserin, lieber Leser,

Shenzhen ist dabei, als erste Stadt der Welt, seine Hauptstraßen für autonom fahrende Autos freizugeben. Rund 4.000 Unternehmen in China sind mit dem automatisierten Fahrsektor verbunden, 20 Prozent davon sind in Shenzhen ansässig. Frank Sieren zeigt, wie es der High-Tech-Metropole im Süden Chinas gelingt, den Verkehr ohne Fahrer in den Alltag zu überführen. Ob bei AutoX, DeepRoute oder Baidu – die Testläufe der chinesischen Anbieter sind bereits weit fortgeschritten. Und auch auf Seiten der Verwaltung wird mit Hochdruck gearbeitet. Denn mag nun zwar Trunkenheit am Steuer wegfallen, so müssen doch die Regeln für Cybersicherheit und Datenschutz angepasst werden. Sieren ist überzeugt: Shenzhens Pläne könnten als Blaupause für das ganze Land dienen.

Alles andere als vorbildlich läuft es derzeit beim Lockdown in Shanghai ab. Und klar ist: Er wird uns noch lange beschäftigen. Zumal er der Vorbote einer langen Reihe von Ausgangssperren sein wird. Omikron lässt sich nur mit harschen Maßnahmen einhegen. Da die Null-Covid-Politik inzwischen Staatsdoktrin ist, lässt sie sich nicht aufweichen – zumal Chinas Gesundheitssystem von einem exponentiellen Wachstum von Infektionszahlen schnell überfordert wäre. Die Störungen in der Produktion haben indessen bereits angefangen. Umfragen der Handelskammer und der chinesischen Statistikbehörde registrieren unisono eine besorgte Stimmung unter Unternehmen. Omikron in Asien und der Krieg in Europa vermischen sich zu einem schlimmen Sturm für die Konjunktur.

Die Nebenwirkungen der Null-Covid-Strategie sind inzwischen auch Teil der vielen Gründe für Ausländer, China den Rücken zu kehren. Marcel Grzanna hat mit Arbeitnehmern vor Ort und mit Rückkehrern gesprochen. Die Gesellschaft in China wird tendenziell intoleranter, nationalistischer und arroganter. Das Lebensumfeld ist insgesamt schwieriger. Kein Wunder, dass ein Exodus der Expats eingesetzt hat. Die Pandemie ist allerdings nicht die Ursache des Trends, sondern beschleunigt ihn nur.

Ihr
Felix Lee
Bild von Felix  Lee

Analyse

Shenzhen wird Stadt des autonomen Fahrens

Shenzhen soll Stadt des autonomen Fahrens werden.
Bald ohne Fahrer? Shenzhen will seine Hauptstraßen für autonom fahrende Autos öffnen.

Die Vision einer Stadt der Zukunft mit selbst fahrenden Autos an jeder Straßenkreuzung nimmt in Shenzhen Gestalt an. Die Tech-Metropole an der Grenze zu Hongkong soll weltweit zum ersten urbanen Großraum werden, in dem sämtliche Hauptverkehrsadern inklusive Autobahnen ohne Einschränkungen für autonome Fahrzeuge offen sind. Zwei von drei Entwurfsprüfungen habe das neue Regelwerk für die Verwaltung intelligenter, vernetzter Fahrzeuge bereits durchlaufen, heißt es seitens der städtischen Behörden. Die dritte und finale Prüfung erfolge im August.

Das Projekt erfährt politische Unterstützung von höchsten Stellen. Die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) und das Handelsministerium der Volksrepublik hatten Ende Januar Richtlinien zur Umsetzung veröffentlicht und damit das gesamtstaatliche Interesse an dem Piloten in der Megacity unterstrichen. Schon im Vorjahr ebnete das Ministerium für Staatssicherheit mit Anpassungen der Gesetze zur Verkehrssicherheit den Weg für eine weitreichende Nutzung aller Straßen durch autonome Fahrzeuge.

Dass die Sonderwirtschaftszone Shenzhen mit ihren rund 17 Millionen Einwohnern zum Pionier neuer Mobilität wird, ist nicht verwunderlich. Schon andere technologische Entwicklungen aus der Stadt wie Elektroautos, 5G-Datenübertragung oder kommerzielle Drohnen haben im Rest des Landes Schule gemacht und gingen von dort um die Welt.

Seit Deng Xiaopings Reformen Ende der Siebzigerjahre hat sich Shenzhen zu einer der wohlhabendsten Städte Chinas entwickelt. Ihr Durchschnittsalter liegt bei 29 Jahren und ist damit zusammen mit Mumbai in Indien die Metropole mit der jüngsten Bevölkerung weltweit. Auch deshalb sieht die Regierung in der Tech-Metropole das perfekte Testfeld für autonomes Fahren.

In China existieren heute rund 4.000 Unternehmen, die mit dem automatisierten Fahrsektor verbunden sind, 20 Prozent davon sind in Shenzhen ansässig. Dazu zählt AutoX, das in der Entwicklung autonomer Fahrzeug weltweit ganz weit vorne mitfährt (China.Table berichtete). Im Dezember 2020 hatte das Start-up in einem Vorort von Shenzhen einen der bislang größten Testläufe für unbemannte Fahrzeuge durchgeführt. Das von Alibaba gestützte Unternehmen schickte eine Flotte von 25 Robotaxis ohne Sicherheitsfahrer in den Verkehr (China.Table berichtete).

Schon etliche Testläufe

Auch andere Unternehmen wie das erst zwei Jahre alte Start-up DeepRoute.ai haben in Shenzhen bereits die Erlaubnis erhalten, ihre Fahrzeuge in kleinem Rahmen zu testen. Im vergangenen September sammelte DeepRoute in einer Serie-B-Runde 300 Millionen US-Dollar von Investoren wie Alibaba und dem chinesischen Autohersteller Geely ein. Die Robotaxi-Flotten von DeepRoute wurden gemeinsam mit dem staatlichen Unternehmen Dongfeng Motor entwickelt.

Das chinesische Technologieunternehmen Baidu hat ebenfalls einen selbst fahrenden Taxidienst in der Innenstadt von Shenzhen getestet. Dafür hat der Tech-Gigant, der als Suchmaschinenanbieter begann, 50 Abhol- und Bringstationen eingerichtet, von denen selbst fahrenden Taxis laut einem Bericht staatlicher Medien über die Smartphone-App Apollo Go gerufen werden können. Sicherheitsfahrer sind dabei aber weiterhin mit an Bord. 

Wer genug Testläufe besteht und beim Verwaltungsbüro für öffentliche Sicherheit und Verkehr registriert ist, kann damit offiziell auf die Straße. Derzeit müssen autonome Fahrzeuge auf einer vom Ministerium für Industrie und Informationstechnologie (MIIT) herausgegebenen Liste von Herstellern und Produkten aufgeführt sein und bestimmte nationale Normen erfüllen, bevor sie grünes Licht erhalten. Einen nationalen Standard für intelligente vernetzte autonome Fahrzeuge gibt es noch nicht.

Bereits im vergangenen Sommer hatte die Stadtregierung erklärt, eigens Nummernschilder für autonome Fahrzeuge herausgeben zu wollen. Laut Angaben des Shenzhen Transport Bureau habe man bereits 145 Kilometer Straßen für automatisierte Fahrtests geöffnet und 93 Lizenzen ausgestellt, darunter 23 für fahrerlose Tests mit Passagieren für die Stufen 4 und 5, die ohne Fahrer auskommen.

Wer trägt die Verantwortung bei einem Unfall?

Im März vergangenen Jahres veröffentlichte die Stadtregierung einen Entwurf über die Verwaltung und kommerzielle Nutzung intelligenter und vernetzter Fahrzeuge, der zur Blaupause für das ganze Land werden könnte. Demnach erkennen die geplanten Verordnungen in Shenzhen auch die Ergebnisse von Straßentests aus anderen Provinzen und Städten in China an. Dies beschleunigt die Implementierung eines kommerziellen autonomen Fahrbetriebs erheblich.

In den Verordnungsentwürfen für Shenzhen werden unter anderem auch Vorschläge zum Umgang mit Unfällen und der gesetzlichen Haftung eingekreist. Dort heißt es unter anderem, dass bei Verkehrsverstößen oder Unfällen mit autonomen Fahrzeugen, die Verantwortung beim Entwickler des automatisierten Fahrsystems liege. Eine Frage, die unklar bleibt, ist die genaue Bedeutung des Begriffs “Entwickler” – bezieht sich dieser Begriff auf den Lieferanten des automatisierten Fahrsystems? Falls dies zutrifft, bedeutet dies, dass Automobilhersteller, die selbst keine automatisierten Fahrsysteme entwickelt haben, nicht haftbar gemacht werden können.

Die Verordnungsentwürfe enthalten auch ein Kapitel, das speziell die Cybersicherheit und den Datenschutz für autonome Fahrzeuge regelt. In einer vernetzten Welt stellen Cyberangriffe und Störungen des Verkehrssystems ein enormes Risiko dar. Darüber hinaus wird der Einsatz autonomer Fahrzeuge die Sammlung und Speicherung personenbezogener Daten massiv erhöhen.

Unternehmen, die mit autonomen Fahrzeugen zu tun haben, müssen deshalb ein Bewertungs- und Verwaltungssystem für Cybersicherheit einrichten, um Internetdaten vor Leaks und Diebstahl abzusichern. Die illegale Erhebung, Verarbeitung und Nutzung personenbezogener Daten soll streng geahndet werden. Dies gilt auch für die illegale Erhebung von Daten, die die nationale Sicherheit betreffen, heißt es in dem Entwurf.

  • Autoindustrie
  • Autonomes Fahren

Der Lockdown bedroht die Konjunktur

Der Lockdown in Shanghai bedroht die Konjunktur - das Wirtschaftszentrum steht still.
Wirtschaftszentrum im Stillstand: Corona-Wächter in Shanghai

Die Omikron-Variante von Sars-CoV-2 ist rund dreimal ansteckender als alle früheren Typen und unterläuft bestehende Immunität. Diese biologischen Eigenschaften haben in China durchschlagende Wirkung auf Wirtschaft und Politik. Während Deutschland die Variante inzwischen weitgehend laufen lässt, versucht China, ihre Verbreitung zu unterdrücken. Zum Schutz der Bevölkerung ist das grundsätzlich die richtige Strategie. Doch zugleich nehmen die Konjunktursorgen rapide zu.

Treiber der Sorgen ist der aktuelle Lockdown in Shanghai. Die Metropole an der Jangtse-Mündung ist eines der wichtigsten Wirtschaftszentren des Landes. Auch in den umliegenden Provinzen befinden sich zahlreiche Hotspots von großen und kleinen Firmen, für die Shanghai das Drehkreuz ist. Der Hafen der Stadt ist ihr Tor zum Welthandel. Auch deutsche Unternehmen produzieren im großen Stil in der Region.

Die Stilllegung solch eines Standorts auf unbestimmte Zeit hat erhebliche Folgen für das BIP, die Lieferkette – und auf die Stimmung. Eine Blitzumfrage der deutschen Handelskammer in China zeigte das am Donnerstag sehr deutlich. Der Krieg plus der Covid-Ausbruch belasten die Logistik demnach massiv. Für die Hälfte der befragten Firmen sind bereits erwartete Lieferungen ausgeblieben. Nur sieben Prozent registrieren noch gar keine Störungen. Ein Drittel stellt geplante Investitionen zurück. Für 46 Prozent der Unternehmen hat der chinesische Markt an Attraktivität verloren. Den Managern fehlt vor allem eine Orientierung, wie Chinas Pandemie-Politik langfristig weitergehen soll.

Der offizielle Einkaufsmanagerindex für die chinesische Industrie fiel derweil um 0,7 auf 49,5 Punkte, der für die Dienstleistungsbranchen sogar um 3,2 auf 48,4 Zähler, wie das Nationale Statistikamt am Donnerstag in Peking mitteilte. Die stark beachteten Barometer fielen damit unter die wichtige Marke von 50. Die Firmen sind also schlechter Stimmung. Sie erwarten, dass ihr Geschäft schrumpft. “Die Konjunkturlage in China hat sich durch die aktuelle Omikron-Welle offensichtlich eingetrübt”, schrieben die Commerzbank-Analysten Hao Zhou und Bernd Weidensteiner.

VW, Toyota und Tesla stellen weniger Autos her

Als Grund für das Absacken der Stimmung gilt klar die Rückkehr der Pandemie. “In jüngster Zeit sind an vielen Orten in China Coronavirus-Ausbrüche aufgetreten”, erklärte Zhao Qinghe vom Nationalen Statistikamt den negativen Trend. Doch auch der Ukraine-Krieg spielt eine Rolle: “In Verbindung mit einer erheblichen Zunahme der globalen geopolitischen Instabilität wurden Produktion und Betrieb chinesischer Unternehmen beeinträchtigt.”

Das Problem mit Omikron: Während sich die Ursprungsvariante und auch Delta mit engmaschiger Überwachung des Infektionsgeschehens im Zaum halten ließ, schlüpft die neue Variante leichter durchs Netz. Sie verbreitet sich schneller und aggressiver. Da Null-Covid heute Staatsdoktrin ist, werden die Lokalregierungen mit immer harscheren Maßnahmen gegen das Virus hineingrätschen müssen.

Die Autoindustrie in Shanghai leidet jetzt schon erheblich. Volkswagen musste die Produktion in seinem Gemeinschaftswerk mit SAIC herunterfahren. Auch Toyota und Tesla berichten von Ausfällen, ebenso wie zahlreiche Zulieferer. Doch nicht nur die Produktion leidet, auch der Absatz kommt ins Stocken, wenn bereits mehr als 70 Millionen Menschen zu Hause sitzen. Die Lockdowns haben “einen unmittelbaren Effekt auf die Auslieferungen”, zitiert Bloomberg Brian Gu, den Präsidenten der jungen E-Auto-Firma Xpeng.

Deutsche Firmen wollen sich von China lossagen

Die deutsche Industrie ist zugleich weiterhin abhängig von Vorleistungen aus Asien. Fast die Hälfte der befragten Firmen benötigen Teile aus China, hat das Münchner Ifo-Institut in einer neuen Umfrage herausgefunden. Zugleich zeigt sich hier, dass der Privatsektor die Entkopplung aktiv vorantreibt. Von den besonders abhängigen Unternehmen plant wiederum die Hälfte, seine Einfuhren aus China künftig zu verringern.

Anders als im Jahr 2021 könnte es in diesem Jahr auch wieder Stockungen in der umgekehrten Richtung geben. Nicht nur die Einfuhr aus China, auch der Absatz in China ist gefährdet, wenn dort der Wirtschaftsmotor stottert. Neben Corona könnten auch die höheren Rohstoffpreise belastend wirken. “Der Kostendruck für das verarbeitende Gewerbe steigt wieder deutlich an”, so die Commerzbank-Experten. Dies erhöhe das Risiko einer Stagnation der chinesischen Wirtschaft.

In China ist Omikron damit derzeit ein politisches und wirtschaftliches Problem, während es in Deutschland aktuell ein medizinisches Problem ist. China versucht zu Recht, es gar nicht erst zu einem medizinischen Problem werden zu lassen. Die Frage ist, ob das möglich ist. Eine Normalisierung tritt erst bei hoher Immunität in der Bevölkerung ein, für die vermutlich bei jedem Einzelnen zusätzlich zu einer guten Impfung mehrere Infektionen nötig sind. China geht aber derzeit nicht diesen Weg der massiv steigenden Immunität, den eine Durchimpfung mit mRNA-Impfstoffen bieten würde.

  • Coronavirus
  • Gesundheit
  • Konjunktur

China wird für Expats unattraktiv

Shanghai ist im Zuge des Lockdowns abgeschnitten - Expats in China machen die rigiden Strukturen des Systems immer mehr zu schaffen.

Mit dem Ende des China-Kapitels in seinem Leben setzte bei Niklas die Erleichterung ein. “Ich bin wirklich froh, dass ich raus bin. Jetzt spüre ich, wie viel Energie diese Zeit tatsächlich gekostet hat”, sagt der Niederländer, der nach 17 Jahren in der Volksrepublik vor zwei Wochen seine Zelte in Shanghai abgebrochen hat.

“Als Ausländer in China zu leben ist inzwischen so, als wenn du die ganze Zeit auf rohen Eiern läufst. Überall lauern Konfrontationen nach dem Muster: Wir gegen euch“, sagt Niklas, der nicht mit vollem Namen zitiert werden möchte. Fast zwei Jahrzehnte lang arbeitete der 48-Jährige in China für internationale Firmen im Bereich Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility (CSR). In Shanghai habe er zu Beginn des Jahrhunderts die “goldenen Jahre” erlebt. Wie er sagt, war es vergleichsweise liberal und kosmopolitisch. Damit ist es vorbei.

“Die vergangenen Jahre unter Xi Jinping haben alles verändert“, sagt er. Zunehmend seien Alltagssituationen in politische Diskussionen mit Chinesen:innen gemündet, die der Niederländer nicht führen wollte. Immer wieder wurde er genötigt, zum Verhältnis Chinas zu Europa oder dem Rest der Welt Stellung zu beziehen. “Dabei bin ich ständig mit den gleichen Argumenten konfrontiert worden, ohne Differenzierung aus einer extrem nationalistischen Position”, erzählt Niklas. Kritik an der Volksrepublik sei in solchen Diskussionen immer weniger akzeptiert worden. Das Land entwickle sich zu einer “perfekt abgeschirmten Gesellschaft”.

Wachsender Nationalismus, totalitäre Züge, höhere Steuern und eine zermürbende Null-Covid-Strategie – für viele Staatsangehörige großer Industrienationen hat die Volksrepublik China ihren Zauber als Land der unbegrenzten Möglichkeiten verloren. Zahlreiche Alteingesessene kehren dem Land den Rücken und deutlich weniger Ausländer:innen entscheiden sich für einen langfristigen Aufenthalt.

“Vieles ist aus der Balance geraten”

Tatsächlich haben ausländische Firmen inzwischen Mühe, Leute zu finden, die in der Volksrepublik leben wollen. Die EU-Handelskammer stellt einen massiven Rückgang der Anzahl ausländischer Angestellter fest. Und in Hongkong, wo die örtliche Regierung die Entdemokratisierung extrem beschleunigt hat, schließen viele ausländische Firmen ihre Niederlassungen.

“China ist für Leute in meinem Alter einfach nicht mehr attraktiv”, sagt Stefan Sack, zwischen 2013 und 2016 Vizepräsident der Europäischen Handelskammer in Shanghai. Der 54-Jährige kehrte vor wenigen Monaten nach 16 Jahren in China nach Hamburg zurück. “Vieles ist aus der Balance geraten. Die Gehälter chinesischer Kollegen:innen sind kontinuierlich stark angestiegen, meins aber nicht. Und die anstehende deutliche Erhöhung der Einkommenssteuer für Ausländer verringert die Bezüge”, sagt Sack.

Immer mehr Expats wenden China den Rücken zu.

Der frühere Unternehmensberater sieht auch positive Entwicklungen. In der chinesischen Wirtschaft seien die “wilden Jahre” vorbei. Der Staat habe durch Regulierungen deutlich mehr Ordnung geschaffen. Doch Sack nimmt eine fortschreitende Erosion gesellschaftlicher Pluralität wahr. Die Meinungsvielfalt reduziere sich und komme einer “Gleichschaltung” nah.

Ähnliche Beobachtungen macht der Schotte Cameron Wilson. Im Gegensatz zu anderen, die China verlassen haben, lebt der 47-Jährige mit seiner chinesischen Familie weiterhin in Shanghai. Doch er gibt zu, dass seine Frustration enorm gewachsen ist. Jegliche Kritik am Gastgeberland werde heutzutage als das Resultat von Fake-News umgedeutet, die westliche Medien in die Welt setzten. Der Bewegungsspielraum für die Zivilgesellschaft sei dramatisch beschnitten.

Shanghai heißt Ausländer nicht mehr willkommen

Als Beispiel nennt Wilson den Profifußball. Fans dürfen nach einem Sieg nicht mehr vor dem Stadion in Gruppen stehen und gemeinsam feiern. Den Anhängern von Shanghai Shenhua ist es sogar verboten, Stoff-Schildkröten gegen den Erzrivalen Beijing Guo’an ins Stadion mitzunehmen. Die Shanghaier bezeichnen den Hauptstadtklub verächtlich als Schildkröten. Die Behörden entschieden: Die Stofftiere seien unzivilisiert.

Solch kleinliche Einschränkungen wirken belastend. “Wenn Shanghai eine internationale Metropole sein möchte, dann muss es auch ein Minimum an internationalen Standards erfüllen wie Diversität und Inklusion. Aber die Stadt entfernt sich immer weiter davon“, sagt Wilson. Als Ausländer einen Job als Ortskraft zu bekommen, werde immer schwieriger.

All das bleibt nicht ohne Wirkung. “Ich habe mich einfach nicht mehr willkommen gefühlt”, sagt Vuk Dragovic. Der Serbe lebte bis vor wenigen Wochen in Shanghai, wo er als selbstständiger Industriedesigner für internationale Kunden arbeitete. Ein Schlüsselmoment für ihn und seine Frau sei es gewesen, als die Polizei vor seiner Wohnungstür stand und unangemeldet eine Urinprobe verlangte, um ihn auf Drogenkonsum zu testen.

Es kam auch vor, dass er im Künstlerviertel Tianzifang nach seinen Ausweispapieren gefragt und seine Aufenthaltserlaubnis geprüft wurde. “Das habe ich in all den Jahren zuvor nie erlebt”, sagt Dragovic, der nach elf Jahren in der Volksrepublik jetzt in Berlin einen Neuanfang unternimmt. Vor allem nach Ausbruch des Handelskriegs zwischen China und den USA unter Präsident Donald Trump habe er eine wachsende Ablehnung der lokalen Bevölkerung gegen ihn wahrgenommen. Er erlebte, dass Chinesen es vermieden, den gleichen Fahrstuhl wie er zu benutzen.

Auch Europas Ruf sei ramponiert, hat der Niederländer Niklas festgestellt. “Ich habe eine regelrechte Verachtung für Europa gespürt. Wir seien schläfrig, langweilig und chaotisch.” Die zugespitzte Berichterstattung chinesischer Medien über gewalttätige Demonstrationen oder Ausschreitungen in EU-Staaten hätten das Bild eines düsteren Europas, das nicht mehr Herr der Lage sei, weiter verstärkt.

Wachsende Sorge wegen des Konflikts um Taiwan

Der Trend zur Entfremdung zwischen lokaler und westlich geprägter Bevölkerung wird durch die unterschiedliche Positionierung Chinas und des Westens im Ukraine-Krieg noch angeheizt. “Es wäre Chinas Zeit, sich auf globaler Bühne Glaubwürdigkeit und Respekt zu verschaffen, nach dem das Land sich so sehnt. Stattdessen werden Verschwörungstheorien als Grundlage für die eigene Politik genutzt”, sagt Wilson. In der Konsequenz werde Chinas externe Kommunikation immer aggressiver.

Der frühere Kammer-Vizepräsident Stefan Sack sieht in den politischen Tendenzen einen guten Grund, das Land zu verlassen. Er fürchtet eine chinesische Invasion Taiwans binnen der kommenden fünf Jahre. “Wenn es so weit kommen sollte, dann würde ich als Staatsbürger eines Nato-Mitgliedes nicht mehr in China sein wollen, als Amerikaner schon gar nicht”, sagt Sack.

Elisabeth Liu ist Amerikanerin und lebt seit über anderthalb Jahrzehnten in Shanghai. Sie ist Mutter von vier Kindern. Ihr Ehemann kommt aus Singapur. Ihr ursprünglicher Plan war es, in fünf Jahren in ihre Heimat Texas zurückkehren. Jetzt will sie die Volksrepublik noch in diesem Jahr verlassen. Ein Grund auch hier: die Sorge vor einem Krieg mit Taiwan.

Die kompromisslose Coronavirus-Politik in Shanghai tat jetzt ihr Übriges. Seit Wochen macht sie ihrem Unverständnis für die Art und Weise des Gesundheits-Managements mit Galgenhumor über Sozialmedien Luft. Kürzlich postete sie eine Sprachnachricht ihres Mannes, der “gute Nachrichten” meldete. Ihm sei es gelungen, ein paar Tomaten, sechs Karotten und zwei Brokkoli aufzutreiben. Liu: “Ganz ehrlich, ich hoffe, dass ich das hier alles vergessen werde und einfach mit meinem Leben weitermachen kann.”

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  • Zivilgesellschaft

News

BYD setzt ganz auf E-Autos

Das chinesische E-Auto– und Batterieunternehmen BYD hat nach eigenen Angaben die Produktion von Fahrzeugen mit Antrieb durch fossile Brennstoffe eingestellt. Per Tweet kündigte BYD an, seit März keine Verbrenner-Modelle mehr herzustellen.

Das Verkaufsvolumen von Elektrofahrzeugen von BYD erreichte im Jahr 2021 fast 604.000 Einheiten, was laut Berechnungen von Caixin einem Anstieg von 218 Prozent gleichkommt. Die Produktion anderer Fahrzeugtypen hingegen ging um 43 Prozent zurück und betrug nur 137.000 Einheiten. Daten des Autoverbands China Passenger Car Association (CPCA) zeigen, dass BYD im vergangenen Jahr mit mehr als 17 Prozent Marktanteil der meistverkaufte EV-Hersteller in China war. SAIC-GM-Wuling Automobile Co.Ltd. belegte mit rund zwölf Prozent den zweiten Platz und Tesla liegt mit neun Prozent auf Platz drei.

Um die Kunden seiner nicht-elektrischen Sparte zu beruhigen, kündigte BYD an, dass es weiterhin die Komponenten von Fahrzeugen mit fossilen Brennstoffen herstellen und Kunden, die solche Fahrzeuge gekauft haben, Kundendienste anbieten werde.

Der in Shenzhen ansässige Autobauer ist innerhalb kürzester Zeit zur Nummer eins der E-Autohersteller in der Volksrepublik aufgestiegen. Im vergangenen Jahr hat BYD erstmals mehr Elektroautos als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor verkauft. Der Umsatz von BYD stieg 2021 um 38 Prozent auf 211 Milliarden Yuan (rund 30 Milliarden Euro). Der Umsatz um 73,3 Prozent auf 740.100 Fahrzeuge. Dennoch konnte BYD seinen Gewinn nicht erhöhen. Durch die Verteuerung von Rohstoffen und Engpässen bei den Lieferketten weltweit hat BYD zudem die Preise für mehrere Automodelle erhöht (China.Table berichtete).
Auf der UN-Klimakonferenz unterschrieb BYD mit einer Reihe von anderen Autoherstellern ein Versprechen, bis 2035 in führenden Märkten und bis 2040 weltweit nur noch emissionsfreie Fahrzeuge anzubieten. niw

  • Autoindustrie

Automesse in Peking abgesagt

China sagt die für Ende April geplante Autoshow in Peking ab. Ein neues Datum nannte der Veranstalter nicht. Dieses werde zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben. Die Entwicklung der Corona-Pandemie werde genau beobachtet.

Chinas größte Handelsmasse ist ebenfalls von Covid betroffen. Die Canton Fair in Guangzhou steht in diesem Monat nur im Netz für Anbieter und Käufer offen. Die Firmen stellen ihre Produkte vom 15. bis zum 24. April in Streaming-Events vor. Vor der Pandemie konnten sich Kaufinteressenten in den riesigen Messehallen selbst ein Bild von Aussehen und Qualität der Waren machen.

Kritiker finden, dass der Sinn einer Handelsmesse durch das Online-Format unterlaufen wird – schließlich gibt es reichlich Plattformen für die Online-Vorstellung von Produkten, die ganzjährig verfügbar sind. China will derzeit vor allem die Verbreitung von Omikron im Inland verhindern. Eine große Messe mit über 180.000 Besuchern gilt da als kontraproduktiv. Die Kanton-Messe findet zweimal jährlich statt. fin/rtr

  • Autoindustrie

Preise für Benzin und Diesel steigen

Die chinesischen Verbraucher bekommen die wirtschaftlichen Folgen der russischen Invasion in der Ukraine weiterhin an den Zapfsäulen zu spüren: Benzin und Diesel kosten in der Volksrepublik wegen des weltweit teuer gewordenen Öls infolge des Krieges so viel wie seit mindestens 2006 nicht mehr. Ab Freitag gelten erneut Preiserhöhungen für eine Tonne beider Kraftstoffe um 110 Yuan, wie die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission mitteilte. Die Behörden hatten seit Beginn des Ukraine-Kriegs bereits mehrfach die Preise angehoben. Der Anstieg bei Rohöl hat Chinas unabhängige Raffinerien dazu veranlasst, ihre Produktion zu drosseln. Chinas drei größte Ölgesellschaften – China National Petroleum Corporation, China Petroleum & Chemical Corporation und China National Offshore Oil Corporation – wurden Berichten zufolge gebeten, die Ölproduktion aufrechtzuerhalten und den Transport zu erleichtern, um eine stabile Versorgung zu gewährleisten. ari

  • Gesellschaft
  • Rohstoffe
  • Russland
  • Ukraine

Personalien

Betsy Nagel verlässt ihre Stelle als Anlaufmanagerin bei Audi China und wechselt zurück nach Ingolstadt, wo sie Leiterin des Erprobungsteilemanagements für Fahrwerke, Antriebe und COP wird. Nagel war seit April 2019 für Audi China in Changchun in der Provinz Jilin tätig.

Dennis Krämer ist seit Anfang des Monats als Battery Cell Launch Specialist für Daimler Greater China in Zhenjiang tätig. Krämer war zuvor Outboundlogistics Specialist im mexikanischen Aguascalientes, ebenfalls für die Mercedes-Benz AG.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

Licenses:
    • Shenzhen übernimmt Vorreiterrolle bei Mobilität
    • Lockdown und Ukraine-Krieg verstärken Konjunktur-Sorgen
    • Exodus der Expats
    • BYD will keine Verbrenner mehr herstellen
    • Automesse in Peking abgesagt
    • Benzin und Diesel werden teurer
    • Personalien: Dennis Krämer ist Battery Cell Launch Specialist für Daimler in Zhenjiang
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    Shenzhen ist dabei, als erste Stadt der Welt, seine Hauptstraßen für autonom fahrende Autos freizugeben. Rund 4.000 Unternehmen in China sind mit dem automatisierten Fahrsektor verbunden, 20 Prozent davon sind in Shenzhen ansässig. Frank Sieren zeigt, wie es der High-Tech-Metropole im Süden Chinas gelingt, den Verkehr ohne Fahrer in den Alltag zu überführen. Ob bei AutoX, DeepRoute oder Baidu – die Testläufe der chinesischen Anbieter sind bereits weit fortgeschritten. Und auch auf Seiten der Verwaltung wird mit Hochdruck gearbeitet. Denn mag nun zwar Trunkenheit am Steuer wegfallen, so müssen doch die Regeln für Cybersicherheit und Datenschutz angepasst werden. Sieren ist überzeugt: Shenzhens Pläne könnten als Blaupause für das ganze Land dienen.

    Alles andere als vorbildlich läuft es derzeit beim Lockdown in Shanghai ab. Und klar ist: Er wird uns noch lange beschäftigen. Zumal er der Vorbote einer langen Reihe von Ausgangssperren sein wird. Omikron lässt sich nur mit harschen Maßnahmen einhegen. Da die Null-Covid-Politik inzwischen Staatsdoktrin ist, lässt sie sich nicht aufweichen – zumal Chinas Gesundheitssystem von einem exponentiellen Wachstum von Infektionszahlen schnell überfordert wäre. Die Störungen in der Produktion haben indessen bereits angefangen. Umfragen der Handelskammer und der chinesischen Statistikbehörde registrieren unisono eine besorgte Stimmung unter Unternehmen. Omikron in Asien und der Krieg in Europa vermischen sich zu einem schlimmen Sturm für die Konjunktur.

    Die Nebenwirkungen der Null-Covid-Strategie sind inzwischen auch Teil der vielen Gründe für Ausländer, China den Rücken zu kehren. Marcel Grzanna hat mit Arbeitnehmern vor Ort und mit Rückkehrern gesprochen. Die Gesellschaft in China wird tendenziell intoleranter, nationalistischer und arroganter. Das Lebensumfeld ist insgesamt schwieriger. Kein Wunder, dass ein Exodus der Expats eingesetzt hat. Die Pandemie ist allerdings nicht die Ursache des Trends, sondern beschleunigt ihn nur.

    Ihr
    Felix Lee
    Bild von Felix  Lee

    Analyse

    Shenzhen wird Stadt des autonomen Fahrens

    Shenzhen soll Stadt des autonomen Fahrens werden.
    Bald ohne Fahrer? Shenzhen will seine Hauptstraßen für autonom fahrende Autos öffnen.

    Die Vision einer Stadt der Zukunft mit selbst fahrenden Autos an jeder Straßenkreuzung nimmt in Shenzhen Gestalt an. Die Tech-Metropole an der Grenze zu Hongkong soll weltweit zum ersten urbanen Großraum werden, in dem sämtliche Hauptverkehrsadern inklusive Autobahnen ohne Einschränkungen für autonome Fahrzeuge offen sind. Zwei von drei Entwurfsprüfungen habe das neue Regelwerk für die Verwaltung intelligenter, vernetzter Fahrzeuge bereits durchlaufen, heißt es seitens der städtischen Behörden. Die dritte und finale Prüfung erfolge im August.

    Das Projekt erfährt politische Unterstützung von höchsten Stellen. Die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) und das Handelsministerium der Volksrepublik hatten Ende Januar Richtlinien zur Umsetzung veröffentlicht und damit das gesamtstaatliche Interesse an dem Piloten in der Megacity unterstrichen. Schon im Vorjahr ebnete das Ministerium für Staatssicherheit mit Anpassungen der Gesetze zur Verkehrssicherheit den Weg für eine weitreichende Nutzung aller Straßen durch autonome Fahrzeuge.

    Dass die Sonderwirtschaftszone Shenzhen mit ihren rund 17 Millionen Einwohnern zum Pionier neuer Mobilität wird, ist nicht verwunderlich. Schon andere technologische Entwicklungen aus der Stadt wie Elektroautos, 5G-Datenübertragung oder kommerzielle Drohnen haben im Rest des Landes Schule gemacht und gingen von dort um die Welt.

    Seit Deng Xiaopings Reformen Ende der Siebzigerjahre hat sich Shenzhen zu einer der wohlhabendsten Städte Chinas entwickelt. Ihr Durchschnittsalter liegt bei 29 Jahren und ist damit zusammen mit Mumbai in Indien die Metropole mit der jüngsten Bevölkerung weltweit. Auch deshalb sieht die Regierung in der Tech-Metropole das perfekte Testfeld für autonomes Fahren.

    In China existieren heute rund 4.000 Unternehmen, die mit dem automatisierten Fahrsektor verbunden sind, 20 Prozent davon sind in Shenzhen ansässig. Dazu zählt AutoX, das in der Entwicklung autonomer Fahrzeug weltweit ganz weit vorne mitfährt (China.Table berichtete). Im Dezember 2020 hatte das Start-up in einem Vorort von Shenzhen einen der bislang größten Testläufe für unbemannte Fahrzeuge durchgeführt. Das von Alibaba gestützte Unternehmen schickte eine Flotte von 25 Robotaxis ohne Sicherheitsfahrer in den Verkehr (China.Table berichtete).

    Schon etliche Testläufe

    Auch andere Unternehmen wie das erst zwei Jahre alte Start-up DeepRoute.ai haben in Shenzhen bereits die Erlaubnis erhalten, ihre Fahrzeuge in kleinem Rahmen zu testen. Im vergangenen September sammelte DeepRoute in einer Serie-B-Runde 300 Millionen US-Dollar von Investoren wie Alibaba und dem chinesischen Autohersteller Geely ein. Die Robotaxi-Flotten von DeepRoute wurden gemeinsam mit dem staatlichen Unternehmen Dongfeng Motor entwickelt.

    Das chinesische Technologieunternehmen Baidu hat ebenfalls einen selbst fahrenden Taxidienst in der Innenstadt von Shenzhen getestet. Dafür hat der Tech-Gigant, der als Suchmaschinenanbieter begann, 50 Abhol- und Bringstationen eingerichtet, von denen selbst fahrenden Taxis laut einem Bericht staatlicher Medien über die Smartphone-App Apollo Go gerufen werden können. Sicherheitsfahrer sind dabei aber weiterhin mit an Bord. 

    Wer genug Testläufe besteht und beim Verwaltungsbüro für öffentliche Sicherheit und Verkehr registriert ist, kann damit offiziell auf die Straße. Derzeit müssen autonome Fahrzeuge auf einer vom Ministerium für Industrie und Informationstechnologie (MIIT) herausgegebenen Liste von Herstellern und Produkten aufgeführt sein und bestimmte nationale Normen erfüllen, bevor sie grünes Licht erhalten. Einen nationalen Standard für intelligente vernetzte autonome Fahrzeuge gibt es noch nicht.

    Bereits im vergangenen Sommer hatte die Stadtregierung erklärt, eigens Nummernschilder für autonome Fahrzeuge herausgeben zu wollen. Laut Angaben des Shenzhen Transport Bureau habe man bereits 145 Kilometer Straßen für automatisierte Fahrtests geöffnet und 93 Lizenzen ausgestellt, darunter 23 für fahrerlose Tests mit Passagieren für die Stufen 4 und 5, die ohne Fahrer auskommen.

    Wer trägt die Verantwortung bei einem Unfall?

    Im März vergangenen Jahres veröffentlichte die Stadtregierung einen Entwurf über die Verwaltung und kommerzielle Nutzung intelligenter und vernetzter Fahrzeuge, der zur Blaupause für das ganze Land werden könnte. Demnach erkennen die geplanten Verordnungen in Shenzhen auch die Ergebnisse von Straßentests aus anderen Provinzen und Städten in China an. Dies beschleunigt die Implementierung eines kommerziellen autonomen Fahrbetriebs erheblich.

    In den Verordnungsentwürfen für Shenzhen werden unter anderem auch Vorschläge zum Umgang mit Unfällen und der gesetzlichen Haftung eingekreist. Dort heißt es unter anderem, dass bei Verkehrsverstößen oder Unfällen mit autonomen Fahrzeugen, die Verantwortung beim Entwickler des automatisierten Fahrsystems liege. Eine Frage, die unklar bleibt, ist die genaue Bedeutung des Begriffs “Entwickler” – bezieht sich dieser Begriff auf den Lieferanten des automatisierten Fahrsystems? Falls dies zutrifft, bedeutet dies, dass Automobilhersteller, die selbst keine automatisierten Fahrsysteme entwickelt haben, nicht haftbar gemacht werden können.

    Die Verordnungsentwürfe enthalten auch ein Kapitel, das speziell die Cybersicherheit und den Datenschutz für autonome Fahrzeuge regelt. In einer vernetzten Welt stellen Cyberangriffe und Störungen des Verkehrssystems ein enormes Risiko dar. Darüber hinaus wird der Einsatz autonomer Fahrzeuge die Sammlung und Speicherung personenbezogener Daten massiv erhöhen.

    Unternehmen, die mit autonomen Fahrzeugen zu tun haben, müssen deshalb ein Bewertungs- und Verwaltungssystem für Cybersicherheit einrichten, um Internetdaten vor Leaks und Diebstahl abzusichern. Die illegale Erhebung, Verarbeitung und Nutzung personenbezogener Daten soll streng geahndet werden. Dies gilt auch für die illegale Erhebung von Daten, die die nationale Sicherheit betreffen, heißt es in dem Entwurf.

    • Autoindustrie
    • Autonomes Fahren

    Der Lockdown bedroht die Konjunktur

    Der Lockdown in Shanghai bedroht die Konjunktur - das Wirtschaftszentrum steht still.
    Wirtschaftszentrum im Stillstand: Corona-Wächter in Shanghai

    Die Omikron-Variante von Sars-CoV-2 ist rund dreimal ansteckender als alle früheren Typen und unterläuft bestehende Immunität. Diese biologischen Eigenschaften haben in China durchschlagende Wirkung auf Wirtschaft und Politik. Während Deutschland die Variante inzwischen weitgehend laufen lässt, versucht China, ihre Verbreitung zu unterdrücken. Zum Schutz der Bevölkerung ist das grundsätzlich die richtige Strategie. Doch zugleich nehmen die Konjunktursorgen rapide zu.

    Treiber der Sorgen ist der aktuelle Lockdown in Shanghai. Die Metropole an der Jangtse-Mündung ist eines der wichtigsten Wirtschaftszentren des Landes. Auch in den umliegenden Provinzen befinden sich zahlreiche Hotspots von großen und kleinen Firmen, für die Shanghai das Drehkreuz ist. Der Hafen der Stadt ist ihr Tor zum Welthandel. Auch deutsche Unternehmen produzieren im großen Stil in der Region.

    Die Stilllegung solch eines Standorts auf unbestimmte Zeit hat erhebliche Folgen für das BIP, die Lieferkette – und auf die Stimmung. Eine Blitzumfrage der deutschen Handelskammer in China zeigte das am Donnerstag sehr deutlich. Der Krieg plus der Covid-Ausbruch belasten die Logistik demnach massiv. Für die Hälfte der befragten Firmen sind bereits erwartete Lieferungen ausgeblieben. Nur sieben Prozent registrieren noch gar keine Störungen. Ein Drittel stellt geplante Investitionen zurück. Für 46 Prozent der Unternehmen hat der chinesische Markt an Attraktivität verloren. Den Managern fehlt vor allem eine Orientierung, wie Chinas Pandemie-Politik langfristig weitergehen soll.

    Der offizielle Einkaufsmanagerindex für die chinesische Industrie fiel derweil um 0,7 auf 49,5 Punkte, der für die Dienstleistungsbranchen sogar um 3,2 auf 48,4 Zähler, wie das Nationale Statistikamt am Donnerstag in Peking mitteilte. Die stark beachteten Barometer fielen damit unter die wichtige Marke von 50. Die Firmen sind also schlechter Stimmung. Sie erwarten, dass ihr Geschäft schrumpft. “Die Konjunkturlage in China hat sich durch die aktuelle Omikron-Welle offensichtlich eingetrübt”, schrieben die Commerzbank-Analysten Hao Zhou und Bernd Weidensteiner.

    VW, Toyota und Tesla stellen weniger Autos her

    Als Grund für das Absacken der Stimmung gilt klar die Rückkehr der Pandemie. “In jüngster Zeit sind an vielen Orten in China Coronavirus-Ausbrüche aufgetreten”, erklärte Zhao Qinghe vom Nationalen Statistikamt den negativen Trend. Doch auch der Ukraine-Krieg spielt eine Rolle: “In Verbindung mit einer erheblichen Zunahme der globalen geopolitischen Instabilität wurden Produktion und Betrieb chinesischer Unternehmen beeinträchtigt.”

    Das Problem mit Omikron: Während sich die Ursprungsvariante und auch Delta mit engmaschiger Überwachung des Infektionsgeschehens im Zaum halten ließ, schlüpft die neue Variante leichter durchs Netz. Sie verbreitet sich schneller und aggressiver. Da Null-Covid heute Staatsdoktrin ist, werden die Lokalregierungen mit immer harscheren Maßnahmen gegen das Virus hineingrätschen müssen.

    Die Autoindustrie in Shanghai leidet jetzt schon erheblich. Volkswagen musste die Produktion in seinem Gemeinschaftswerk mit SAIC herunterfahren. Auch Toyota und Tesla berichten von Ausfällen, ebenso wie zahlreiche Zulieferer. Doch nicht nur die Produktion leidet, auch der Absatz kommt ins Stocken, wenn bereits mehr als 70 Millionen Menschen zu Hause sitzen. Die Lockdowns haben “einen unmittelbaren Effekt auf die Auslieferungen”, zitiert Bloomberg Brian Gu, den Präsidenten der jungen E-Auto-Firma Xpeng.

    Deutsche Firmen wollen sich von China lossagen

    Die deutsche Industrie ist zugleich weiterhin abhängig von Vorleistungen aus Asien. Fast die Hälfte der befragten Firmen benötigen Teile aus China, hat das Münchner Ifo-Institut in einer neuen Umfrage herausgefunden. Zugleich zeigt sich hier, dass der Privatsektor die Entkopplung aktiv vorantreibt. Von den besonders abhängigen Unternehmen plant wiederum die Hälfte, seine Einfuhren aus China künftig zu verringern.

    Anders als im Jahr 2021 könnte es in diesem Jahr auch wieder Stockungen in der umgekehrten Richtung geben. Nicht nur die Einfuhr aus China, auch der Absatz in China ist gefährdet, wenn dort der Wirtschaftsmotor stottert. Neben Corona könnten auch die höheren Rohstoffpreise belastend wirken. “Der Kostendruck für das verarbeitende Gewerbe steigt wieder deutlich an”, so die Commerzbank-Experten. Dies erhöhe das Risiko einer Stagnation der chinesischen Wirtschaft.

    In China ist Omikron damit derzeit ein politisches und wirtschaftliches Problem, während es in Deutschland aktuell ein medizinisches Problem ist. China versucht zu Recht, es gar nicht erst zu einem medizinischen Problem werden zu lassen. Die Frage ist, ob das möglich ist. Eine Normalisierung tritt erst bei hoher Immunität in der Bevölkerung ein, für die vermutlich bei jedem Einzelnen zusätzlich zu einer guten Impfung mehrere Infektionen nötig sind. China geht aber derzeit nicht diesen Weg der massiv steigenden Immunität, den eine Durchimpfung mit mRNA-Impfstoffen bieten würde.

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    China wird für Expats unattraktiv

    Shanghai ist im Zuge des Lockdowns abgeschnitten - Expats in China machen die rigiden Strukturen des Systems immer mehr zu schaffen.

    Mit dem Ende des China-Kapitels in seinem Leben setzte bei Niklas die Erleichterung ein. “Ich bin wirklich froh, dass ich raus bin. Jetzt spüre ich, wie viel Energie diese Zeit tatsächlich gekostet hat”, sagt der Niederländer, der nach 17 Jahren in der Volksrepublik vor zwei Wochen seine Zelte in Shanghai abgebrochen hat.

    “Als Ausländer in China zu leben ist inzwischen so, als wenn du die ganze Zeit auf rohen Eiern läufst. Überall lauern Konfrontationen nach dem Muster: Wir gegen euch“, sagt Niklas, der nicht mit vollem Namen zitiert werden möchte. Fast zwei Jahrzehnte lang arbeitete der 48-Jährige in China für internationale Firmen im Bereich Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility (CSR). In Shanghai habe er zu Beginn des Jahrhunderts die “goldenen Jahre” erlebt. Wie er sagt, war es vergleichsweise liberal und kosmopolitisch. Damit ist es vorbei.

    “Die vergangenen Jahre unter Xi Jinping haben alles verändert“, sagt er. Zunehmend seien Alltagssituationen in politische Diskussionen mit Chinesen:innen gemündet, die der Niederländer nicht führen wollte. Immer wieder wurde er genötigt, zum Verhältnis Chinas zu Europa oder dem Rest der Welt Stellung zu beziehen. “Dabei bin ich ständig mit den gleichen Argumenten konfrontiert worden, ohne Differenzierung aus einer extrem nationalistischen Position”, erzählt Niklas. Kritik an der Volksrepublik sei in solchen Diskussionen immer weniger akzeptiert worden. Das Land entwickle sich zu einer “perfekt abgeschirmten Gesellschaft”.

    Wachsender Nationalismus, totalitäre Züge, höhere Steuern und eine zermürbende Null-Covid-Strategie – für viele Staatsangehörige großer Industrienationen hat die Volksrepublik China ihren Zauber als Land der unbegrenzten Möglichkeiten verloren. Zahlreiche Alteingesessene kehren dem Land den Rücken und deutlich weniger Ausländer:innen entscheiden sich für einen langfristigen Aufenthalt.

    “Vieles ist aus der Balance geraten”

    Tatsächlich haben ausländische Firmen inzwischen Mühe, Leute zu finden, die in der Volksrepublik leben wollen. Die EU-Handelskammer stellt einen massiven Rückgang der Anzahl ausländischer Angestellter fest. Und in Hongkong, wo die örtliche Regierung die Entdemokratisierung extrem beschleunigt hat, schließen viele ausländische Firmen ihre Niederlassungen.

    “China ist für Leute in meinem Alter einfach nicht mehr attraktiv”, sagt Stefan Sack, zwischen 2013 und 2016 Vizepräsident der Europäischen Handelskammer in Shanghai. Der 54-Jährige kehrte vor wenigen Monaten nach 16 Jahren in China nach Hamburg zurück. “Vieles ist aus der Balance geraten. Die Gehälter chinesischer Kollegen:innen sind kontinuierlich stark angestiegen, meins aber nicht. Und die anstehende deutliche Erhöhung der Einkommenssteuer für Ausländer verringert die Bezüge”, sagt Sack.

    Immer mehr Expats wenden China den Rücken zu.

    Der frühere Unternehmensberater sieht auch positive Entwicklungen. In der chinesischen Wirtschaft seien die “wilden Jahre” vorbei. Der Staat habe durch Regulierungen deutlich mehr Ordnung geschaffen. Doch Sack nimmt eine fortschreitende Erosion gesellschaftlicher Pluralität wahr. Die Meinungsvielfalt reduziere sich und komme einer “Gleichschaltung” nah.

    Ähnliche Beobachtungen macht der Schotte Cameron Wilson. Im Gegensatz zu anderen, die China verlassen haben, lebt der 47-Jährige mit seiner chinesischen Familie weiterhin in Shanghai. Doch er gibt zu, dass seine Frustration enorm gewachsen ist. Jegliche Kritik am Gastgeberland werde heutzutage als das Resultat von Fake-News umgedeutet, die westliche Medien in die Welt setzten. Der Bewegungsspielraum für die Zivilgesellschaft sei dramatisch beschnitten.

    Shanghai heißt Ausländer nicht mehr willkommen

    Als Beispiel nennt Wilson den Profifußball. Fans dürfen nach einem Sieg nicht mehr vor dem Stadion in Gruppen stehen und gemeinsam feiern. Den Anhängern von Shanghai Shenhua ist es sogar verboten, Stoff-Schildkröten gegen den Erzrivalen Beijing Guo’an ins Stadion mitzunehmen. Die Shanghaier bezeichnen den Hauptstadtklub verächtlich als Schildkröten. Die Behörden entschieden: Die Stofftiere seien unzivilisiert.

    Solch kleinliche Einschränkungen wirken belastend. “Wenn Shanghai eine internationale Metropole sein möchte, dann muss es auch ein Minimum an internationalen Standards erfüllen wie Diversität und Inklusion. Aber die Stadt entfernt sich immer weiter davon“, sagt Wilson. Als Ausländer einen Job als Ortskraft zu bekommen, werde immer schwieriger.

    All das bleibt nicht ohne Wirkung. “Ich habe mich einfach nicht mehr willkommen gefühlt”, sagt Vuk Dragovic. Der Serbe lebte bis vor wenigen Wochen in Shanghai, wo er als selbstständiger Industriedesigner für internationale Kunden arbeitete. Ein Schlüsselmoment für ihn und seine Frau sei es gewesen, als die Polizei vor seiner Wohnungstür stand und unangemeldet eine Urinprobe verlangte, um ihn auf Drogenkonsum zu testen.

    Es kam auch vor, dass er im Künstlerviertel Tianzifang nach seinen Ausweispapieren gefragt und seine Aufenthaltserlaubnis geprüft wurde. “Das habe ich in all den Jahren zuvor nie erlebt”, sagt Dragovic, der nach elf Jahren in der Volksrepublik jetzt in Berlin einen Neuanfang unternimmt. Vor allem nach Ausbruch des Handelskriegs zwischen China und den USA unter Präsident Donald Trump habe er eine wachsende Ablehnung der lokalen Bevölkerung gegen ihn wahrgenommen. Er erlebte, dass Chinesen es vermieden, den gleichen Fahrstuhl wie er zu benutzen.

    Auch Europas Ruf sei ramponiert, hat der Niederländer Niklas festgestellt. “Ich habe eine regelrechte Verachtung für Europa gespürt. Wir seien schläfrig, langweilig und chaotisch.” Die zugespitzte Berichterstattung chinesischer Medien über gewalttätige Demonstrationen oder Ausschreitungen in EU-Staaten hätten das Bild eines düsteren Europas, das nicht mehr Herr der Lage sei, weiter verstärkt.

    Wachsende Sorge wegen des Konflikts um Taiwan

    Der Trend zur Entfremdung zwischen lokaler und westlich geprägter Bevölkerung wird durch die unterschiedliche Positionierung Chinas und des Westens im Ukraine-Krieg noch angeheizt. “Es wäre Chinas Zeit, sich auf globaler Bühne Glaubwürdigkeit und Respekt zu verschaffen, nach dem das Land sich so sehnt. Stattdessen werden Verschwörungstheorien als Grundlage für die eigene Politik genutzt”, sagt Wilson. In der Konsequenz werde Chinas externe Kommunikation immer aggressiver.

    Der frühere Kammer-Vizepräsident Stefan Sack sieht in den politischen Tendenzen einen guten Grund, das Land zu verlassen. Er fürchtet eine chinesische Invasion Taiwans binnen der kommenden fünf Jahre. “Wenn es so weit kommen sollte, dann würde ich als Staatsbürger eines Nato-Mitgliedes nicht mehr in China sein wollen, als Amerikaner schon gar nicht”, sagt Sack.

    Elisabeth Liu ist Amerikanerin und lebt seit über anderthalb Jahrzehnten in Shanghai. Sie ist Mutter von vier Kindern. Ihr Ehemann kommt aus Singapur. Ihr ursprünglicher Plan war es, in fünf Jahren in ihre Heimat Texas zurückkehren. Jetzt will sie die Volksrepublik noch in diesem Jahr verlassen. Ein Grund auch hier: die Sorge vor einem Krieg mit Taiwan.

    Die kompromisslose Coronavirus-Politik in Shanghai tat jetzt ihr Übriges. Seit Wochen macht sie ihrem Unverständnis für die Art und Weise des Gesundheits-Managements mit Galgenhumor über Sozialmedien Luft. Kürzlich postete sie eine Sprachnachricht ihres Mannes, der “gute Nachrichten” meldete. Ihm sei es gelungen, ein paar Tomaten, sechs Karotten und zwei Brokkoli aufzutreiben. Liu: “Ganz ehrlich, ich hoffe, dass ich das hier alles vergessen werde und einfach mit meinem Leben weitermachen kann.”

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    News

    BYD setzt ganz auf E-Autos

    Das chinesische E-Auto– und Batterieunternehmen BYD hat nach eigenen Angaben die Produktion von Fahrzeugen mit Antrieb durch fossile Brennstoffe eingestellt. Per Tweet kündigte BYD an, seit März keine Verbrenner-Modelle mehr herzustellen.

    Das Verkaufsvolumen von Elektrofahrzeugen von BYD erreichte im Jahr 2021 fast 604.000 Einheiten, was laut Berechnungen von Caixin einem Anstieg von 218 Prozent gleichkommt. Die Produktion anderer Fahrzeugtypen hingegen ging um 43 Prozent zurück und betrug nur 137.000 Einheiten. Daten des Autoverbands China Passenger Car Association (CPCA) zeigen, dass BYD im vergangenen Jahr mit mehr als 17 Prozent Marktanteil der meistverkaufte EV-Hersteller in China war. SAIC-GM-Wuling Automobile Co.Ltd. belegte mit rund zwölf Prozent den zweiten Platz und Tesla liegt mit neun Prozent auf Platz drei.

    Um die Kunden seiner nicht-elektrischen Sparte zu beruhigen, kündigte BYD an, dass es weiterhin die Komponenten von Fahrzeugen mit fossilen Brennstoffen herstellen und Kunden, die solche Fahrzeuge gekauft haben, Kundendienste anbieten werde.

    Der in Shenzhen ansässige Autobauer ist innerhalb kürzester Zeit zur Nummer eins der E-Autohersteller in der Volksrepublik aufgestiegen. Im vergangenen Jahr hat BYD erstmals mehr Elektroautos als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor verkauft. Der Umsatz von BYD stieg 2021 um 38 Prozent auf 211 Milliarden Yuan (rund 30 Milliarden Euro). Der Umsatz um 73,3 Prozent auf 740.100 Fahrzeuge. Dennoch konnte BYD seinen Gewinn nicht erhöhen. Durch die Verteuerung von Rohstoffen und Engpässen bei den Lieferketten weltweit hat BYD zudem die Preise für mehrere Automodelle erhöht (China.Table berichtete).
    Auf der UN-Klimakonferenz unterschrieb BYD mit einer Reihe von anderen Autoherstellern ein Versprechen, bis 2035 in führenden Märkten und bis 2040 weltweit nur noch emissionsfreie Fahrzeuge anzubieten. niw

    • Autoindustrie

    Automesse in Peking abgesagt

    China sagt die für Ende April geplante Autoshow in Peking ab. Ein neues Datum nannte der Veranstalter nicht. Dieses werde zu einem späteren Zeitpunkt bekannt gegeben. Die Entwicklung der Corona-Pandemie werde genau beobachtet.

    Chinas größte Handelsmasse ist ebenfalls von Covid betroffen. Die Canton Fair in Guangzhou steht in diesem Monat nur im Netz für Anbieter und Käufer offen. Die Firmen stellen ihre Produkte vom 15. bis zum 24. April in Streaming-Events vor. Vor der Pandemie konnten sich Kaufinteressenten in den riesigen Messehallen selbst ein Bild von Aussehen und Qualität der Waren machen.

    Kritiker finden, dass der Sinn einer Handelsmesse durch das Online-Format unterlaufen wird – schließlich gibt es reichlich Plattformen für die Online-Vorstellung von Produkten, die ganzjährig verfügbar sind. China will derzeit vor allem die Verbreitung von Omikron im Inland verhindern. Eine große Messe mit über 180.000 Besuchern gilt da als kontraproduktiv. Die Kanton-Messe findet zweimal jährlich statt. fin/rtr

    • Autoindustrie

    Preise für Benzin und Diesel steigen

    Die chinesischen Verbraucher bekommen die wirtschaftlichen Folgen der russischen Invasion in der Ukraine weiterhin an den Zapfsäulen zu spüren: Benzin und Diesel kosten in der Volksrepublik wegen des weltweit teuer gewordenen Öls infolge des Krieges so viel wie seit mindestens 2006 nicht mehr. Ab Freitag gelten erneut Preiserhöhungen für eine Tonne beider Kraftstoffe um 110 Yuan, wie die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission mitteilte. Die Behörden hatten seit Beginn des Ukraine-Kriegs bereits mehrfach die Preise angehoben. Der Anstieg bei Rohöl hat Chinas unabhängige Raffinerien dazu veranlasst, ihre Produktion zu drosseln. Chinas drei größte Ölgesellschaften – China National Petroleum Corporation, China Petroleum & Chemical Corporation und China National Offshore Oil Corporation – wurden Berichten zufolge gebeten, die Ölproduktion aufrechtzuerhalten und den Transport zu erleichtern, um eine stabile Versorgung zu gewährleisten. ari

    • Gesellschaft
    • Rohstoffe
    • Russland
    • Ukraine

    Personalien

    Betsy Nagel verlässt ihre Stelle als Anlaufmanagerin bei Audi China und wechselt zurück nach Ingolstadt, wo sie Leiterin des Erprobungsteilemanagements für Fahrwerke, Antriebe und COP wird. Nagel war seit April 2019 für Audi China in Changchun in der Provinz Jilin tätig.

    Dennis Krämer ist seit Anfang des Monats als Battery Cell Launch Specialist für Daimler Greater China in Zhenjiang tätig. Krämer war zuvor Outboundlogistics Specialist im mexikanischen Aguascalientes, ebenfalls für die Mercedes-Benz AG.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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