Table.Briefing: China

Aufschwung verpufft + Apple-Brille mit Luxshare

Liebe Leserin, lieber Leser,

dröge Wirtschaftszahlen werden immer dann besonders spannend, wenn die menschlichen Schicksale dahinter erzählt werden. Wenn jeder fünfte junge Mensch in chinesischen Großstädten ohne Job ist, bedeutet das abermillionenfache Frustration, Angst, Enttäuschung und Wut. Es ist also naheliegend, dass sich die Kommunistische Partei große Sorgen macht um die soziale Stabilität im Land. Eine wütende Jugend kann schnell außer Kontrolle geraten. Frag nach in Paris.

Die Jugendarbeitslosigkeit ist keines neues Problem, aber bislang hatte Peking wohl darauf gehofft, dass sich mit Ende der Corona-Politik auch die Wirtschaft und damit auch der Arbeitsmarkt schnell erholen würden. Doch der Aufschwung ist ins Stocken geraten, wie Fabian Kretschmer schreibt.

Gespannt darf man darauf warten, was den Herren Autokraten als Lösungen noch so einfällt. Bisher ist das Resultat jedenfalls sehr mau. Ein bisschen finanzielle Stütze hier und da. Dazu der brillante Hinweis des Parteichefs, die Jugend müsse jetzt mal etwas Bitternis essen. Da spricht einer ganz offenbar nicht die Sprache der Jugend. Vielleicht macht auch das gar nichts. Die Alterung der Gesellschaft geht so schnell voran, dass Jugendarbeitslosigkeit vielleicht bald Chinas geringeres Übel ist.

Die wirtschaftlichen Erfolgsgeschichten gibt es natürlich immer noch. Und sie sind auch in China hin und wieder mal divers. Im Ringen um lukrative Auslieferungsaufträge von Apple hat sich Luxshare durchgesetzt. Die Firma aus Shenzhen wurde dank einer Frau an seiner Spitze so groß, dass die Chefin in der diesjährigen Forbes-Liste zur wichtigsten Geschäftsfrau in China aufgestiegen ist.

Der US-Regierung ist die Auftragsvergabe aber ein Dorn im Auge, schreibt Frank Sieren. Dass auf den taiwanischen Apple-Partner Foxconn jetzt ein chinesisches Unternehmen folgt, widerspricht der Idee, die Abhängigkeit der US-Wirtschaft von chinesischen Partnern zu verringern. Für Peking sind das indes gute Nachrichten. Je abhängiger der Westen, desto mehr Arbeitsplätze bleiben im Land.

Ihr
Marcel Grzanna
Bild von Marcel  Grzanna

Analyse

Post-Covid-Aufschwung ist verpufft

Jobmesse an der Zhenzhou Universität: Die hohe Arbeitslosigkeit unter jungen Chinesen bereitet der Regierung Sorgen
Jobmesse an der Zhengzhou Universität: Die hohe Arbeitslosigkeit unter jungen Chinesen bereitet der Regierung Sorgen.

Erst zu Beginn der Woche traf sich die globale Manager-Elite beim Weltwirtschaftsforum im ostchinesischen Tianjin. Mit Leidenschaft versuchte Ministerpräsident Li Qiang die anwesenden Unternehmer von der Dynamik des chinesischen Marktes zu überzeugen. Doch ein Blick auf die Faktenlage zeigt: Lis Worte haben mit der Realität derzeit wenig zu tun.

Über sechs Monate nach der Pandemie-Öffnung zeigt sich immer klarer, dass Chinas wirtschaftliche Erholung nach einem zunächst starken Start schon wieder vorbei ist. Stattdessen deuten viele Anzeichen auf eine deutliche Verlangsamung des Wachstums hin:

  • Der Binnenkonsum ist weiterhin schwach,
  • die Immobilienkrise längst noch nicht vorbei und
  • der Schuldenberg der Lokalregierungen unverändert hoch.

Pessimismus überwiegt

Am Freitagmorgen hat das Pekinger Statistikamt neue Wirtschaftszahlen veröffentlicht. Demnach ist die Aktivität in Chinas herstellendem Gewerbe im Juni den dritten Monat in Folge gesunken. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) liegt derzeit bei 49 Punkten – und damit nach wie vor unter der 50-Punkte-Marke, die zwischen Wachstum und Schrumpfung unterscheidet. Im Dienstleistungssektor schaut es nur marginal besser aus: Der Wert ist immer noch deutlich niedriger als von nahezu allen Ökonomen prognostiziert.

Auch die private Konkurrenz, der Einkaufsmanagerindex von Caixin und S&P, sieht die Stimmung am Montag nur minimal über der Negativlinie. “Aktuelle Wirtschaftsdaten deuten darauf hin, dass Chinas Aufschwung noch keine stabile Basis gefunden hat, da es nach wie vor an internen Wachstumsfaktoren mangelt und die schwache Nachfrage und düsteren Aussichten andauern”, sagt Wang Zhe, Ökonom bei der Caixin Insight Group.

Stahlnachfrage immer noch mau

Besonders aufschlussreich für die Entwicklung der nächsten Monate ist ein Blick auf die Stahlindustrie, welche als Frühindikator für die Gesamtwirtschaftslage gilt. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Freitag berichtete, haben die führenden Staatsunternehmen der Branche in einer ungewöhnlich offenen Botschaft davor gewarnt, dass man vor einer sehr schwierigen zweiten Jahreshälfte stehe. Solch offen formulierte Hiobsbotschaften sind in China überaus selten.

Die größten Kopfschmerzen dürfte den Kadern der Zentralregierung die hohe Jugendarbeitslosigkeit in den Städten bereiten. Diese hat bereits im Frühjahr erstmals die 20-Prozent-Marke durchbrochen und wird im Laufe des Sommers – wenn weit mehr als zehn Millionen Universitätsabsolventen auf den Arbeitsmarkt strömen – weiter steigen.

Neuer Zuschuss für Unternehmen

Am Montag hat die Regierung in Peking deshalb ihre Fördermaßnahmen ausgeweitet. Unternehmen, die Menschen im Alter von 16 bis 24 Jahren oder Hochschulabsolventen beschäftigen, die seit zwei Jahren arbeitslos sind, können nun einen Zuschuss von 1.500 Yuan (207 US-Dollar) pro Person erhalten, heißt es in einer am Montag veröffentlichten Mitteilung des chinesischen Personalministeriums.

Zuvor hatten nur frische Hochschulabsolventen Anspruch auf die Subvention. Da die Arbeitslosigkeit unter den 16- bis 24-Jährigen mit 20,8 % aber auch im Mai hartnäckig hoch bleibt, hat die Regierung den Umfang der Subvention ausgeweitet, um Unternehmen zu ermutigen, ihre Einstellungen zu erhöhen.

Unmut in der Bevölkerung

Die Unzufriedenheit der Jugend könnte schon bald zur existenziellen Gefahr für die Kommunistische Partei werden. Schließlich hat die KP in den vergangenen Jahren ihre Macht vor allem dadurch legitimiert, dass sie der Bevölkerung eine materiell bessere Zukunft versprach. Dieser Gesellschaftsvertrag steht derzeit auf der Kippe.

Und Xi Jinping hat außer nationalistischer Propaganda kaum nachhaltige Lösungsrezepte anzubieten. Denn der 70-jährige Staatschef ist nicht gewillt, den ökonomischen Reformkurs seiner Vorgänger fortzusetzen. Eine Liberalisierung würde nämlich unweigerlich auf Kosten der politischen und ideologischen Kontrolle gehen – ein Tauschgeschäft, das Xi nicht gewillt ist, einzugehen.

Jugend soll “Bitternis essen”

Auch das übliche Rezept der Wirtschaftsplaner ist längst ausgeschöpft: Immer wieder haben sie riesige Konjunkturmaßnahmen und Infrastrukturprojekte in die Wege geleitet, um die Nachfrage in Zeiten der Krise anzukurbeln. Doch jene Strategie hat nicht nur die Verschuldung der Lokalregierungen in bedrohliche Höhen getrieben, sondern auch zu einem Überangebot auf dem Immobilienmarkt geführt.

Es ist bemerkenswert, wie offen Xi die chinesische Jugend auf harte Zeiten einschwört. Erst kürzlich forderte er sie dazu auf, “Bitternis zu essen”. Das metaphorische Sprichwort umschreibt die Fähigkeit, harte Zeiten des Mangels stoisch ertragen zu können. Doch während Xis Generation noch unter Hungersnöten litt und zu Zwangsarbeit aufs Land geschickt wurde, ist die jetzige Jugend mit Smartphones und Markenklamotten aufgewachsen. Sie ist längst nicht mehr bereit, ähnlich radikale Opfer für den Aufbau der chinesischen Nation in Kauf zu nehmen.

Japans Schicksal droht

Doch angesichts des ebenfalls rasant fortschreitenden demografischen Wandels droht der Volksrepublik möglicherweise nun dasselbe Schicksal wie Japan in den 1990er Jahren: eine langanhaltende Periode der Stagnation.

Ökonomen gehen zwar davon aus, dass China in der nächsten Dekade eine jährliche Wachstumsrate von drei Prozent erreichen kann, doch für das derzeitige Entwicklungsstadium ist dies deutlich zu niedrig: Nach wie vor gibt es insbesondere in den Hinterlandprovinzen hunderte Millionen Chinesen, die noch nicht in ausreichendem Maße vom Wohlstand der vergangenen Jahrzehnte profitiert haben. Fabian Kretschmer

  • Arbeitslosigkeit
  • Jugendarbeitslosigkeit
  • Konjunktur

Apple-Brille voll chinesischem Know-how

Von außen nicht zu erkennen, aber hier steckt viel Shenzhen drin: Apples neue VR-Brille.
Das Mixed-Reality-Headset “Vision pro” von Apple bei der Vorstellung.

Innovation ist heute keine Frage von nationalen Alleingängen mehr. Deshalb tendieren die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen von Konzernen dazu, geopolitische Spannungen zu ignorieren. Die Beschaffungsspezialisten hingegen wollen und sollen Risiken minimieren. Apple versucht den Spagat. Der US-Konzern setzt mehr auf China, versucht innerhalb Chinas zu diversifizieren und gleichzeitig Alternativen bei Chinas Nachbarn aufzubauen.

Wie das funktioniert, sieht man an Apples neuestem Produkt, dem Mixed-Reality-Headset “Vision pro”. Es wurde im Juni vorgestellt. Das “Spatial Computing”- Endgerät soll die Art und Weise der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine revolutionieren.

Know-how aus Chinas Silicon Valley

Die amerikanische Brille wird nicht nur maßgeblich von chinesischen Unternehmen zusammengebaut, sondern es steckt auch jede Menge chinesisches Know-how in den Entwicklungsprozessen. Mehr als die Hälfte der Zulieferer sind chinesische oder taiwanische Unternehmen, die überwiegend in China produzieren. Und zum ersten Mal benutzt Apple nun sogar einen China-Lieferanten für die erste Generation eines Produkts. Bisher war diese Rolle stets dem taiwanischen Unternehmen Foxconn zugefallen. Doch Apple ist die Abhängigkeit von Foxconn zu groß geworden. Offensichtlich war nur ein chinesisches Unternehmen in der Lage, diese Herausforderung zu meistern.

Nun hat das Shenzhener Unternehmen Luxshare diese Aufgabe bekommen. In Kunshan in der Küstenprovinz Jiangsu, südlich von Shanghai, hat das Unternehmen bereits iPods gebaut. Anfang des Jahres hat man dann den Auftrag für das iPhone 15 bekommen.

Neben Luxshare aus Shenzhen gehören zu den Lieferanten aus China:

  • der Kameramodulhersteller Cowell E Holdings aus Dongguan,
  • die Shenzhen Zhaowei Machinery & Electronics Co,
  • die Shenzhen Everwin Precision Technology,
  • Lingyi iTech Guangdong Co,
  • sowie Desay Battery Technology aus Shenzhen.

Die Shenzhen Zhaowei Machinery & Electronics Co baut das VR-orientierte elektrische Fokus-Antriebssystem für die “Vision-Pro”. Die Lingyi iTech Guangdong Co. stellt die Strukturkomponenten wie Mittelrahmen und Gehäuse für das “Vision-Pro”-Headset her. Die meisten dieser Zulieferer kommen aus Shenzhen, der 25 Millionen Megametropole, Chinas neuem Silicon Valley.

Luxshare-Chefin Wang Laichun steigt in Forbes-Liste auf

Das mit Abstand größte Unternehmen in dieser Gruppe ist jedoch Luxshare, dessen Wachstum 2022 und 2023 fast ausschließlich auf Apple-Aufträgen basierte. Wang Laichun, die Gründerin und Präsidentin des Unternehmens, stiegt in der diesjährigen US-Forbes-Liste zur wichtigsten Geschäftsfrau in China auf. Noch vor Dong Mingzhu, der Präsidentin von Gree Electric Appliances und Meng Wanzhou, stellvertretende Präsidentin und einer der rotierenden CEO und CFO von Huawei. Sie ist die Tochter des Gründers Ren Zhengfei.

Luxshare-Chefin Wang hat sich beim taiwanesischen Wettbewerber Foxconn hochgearbeitet. Angefangen hat Wang am Band, ehe sie sich zehn Jahre später mit ihrem Mann selbstständig machte. Inzwischen gilt sie als eine der reichsten Frauen Chinas.

Luxshare wird zu Apples Megazulieferer

Im vergangenen Jahr hat Luxshare 31 Milliarden US-Dollar Umsatz gemacht. Ein Wachstum von fast 40 Prozent. Dabei machte das Unternehmen 1,2 Milliarden Dollar Profit. Luxshare hat 2022 rund 20 Millionen iPhones gebaut. 2023 könnten es zwischen 40 und 50 Millionen werden. Voraussichtlich wird das Unternehmen 15 Prozent der neuen iPhones 15 herstellen.

Damit ist Luxshare neben Foxconn und Pegatron zum dritten Megazulieferer aufgestiegen. Die Aktie ist in diesem Jahr schon um gut sechs Prozent gestiegen. In den vergangenen fünf Jahren um 235 Prozent.

US-Untersuchung gegen Luxshare

Dass Luxshare bei Apple eine solche zentrale Rolle spielt, passt der amerikanischen Regierung nicht. Nur wenige Tage nachdem im Januar bekannt wurde, dass Luxshare eine stärkere Rolle in der Apple-Welt spielen und einen großen Anteil am iPhone 15 bekommen soll, startete die United States International Trade Commission (USITC) eine Patentverletzungsuntersuchung bei Luxshare.  Daraufhin brach die Aktie an einem Tag um bis zu neun Prozent ein.

Bisher ist die Untersuchung zu keinem abschließenden Ergebnis gekommen. Sie hängt wie ein Damoklesschwert über dem Unternehmen. Apple scheint das nicht zu stören, sonst hätten die Amerikaner den Chinesen nicht danach auch noch den “Vision pro” Auftrag zugeschanzt.

Apple kann nicht schnell aus China raus

Dass die Aufgabe von Luxshare nicht ganz einfach ist, zeigte sich Anfang der Woche: Die britische Zeitung Financial Times berichtet, Luxshare werde 2024 voraussichtlich weniger als 400.000 Einheiten der “Vision Pro” herstellen. Eigentlich waren eine Million Exemplare innerhalb der ersten zwölf Monate nach Markteinführung angepeilt.

Als Grund wird die hohe Komplexität des Produktes angeführt, was eine Massenproduktion erschwere. Branchenkenner spekulieren jedoch, dass der hohe Preis zur eine niedrigeren Vorab-Nachfrage geführt habe. Das Headset kostet immerhin satte 3.499 US-Dollar.

Die Probleme verdeutlichen, vor welch großen technischen Herausforderung die Zulieferer von Apple stehen. Das macht es so schwierig, in Chinas Nachbarländer zu diversifizieren. Stand März 2023 hat Apple 276 Produktionsstätten in China. Aber nur 14 in Indien, 27 in Vietnam, 36 in Südkorea, 41 in Taiwan. Apple will nun versuchen, Indiens Anteil an der globalen Produktion von derzeit fünf Prozent auf 25 Prozent erhöhen.

  • Apple
  • Foxconn
  • Handel
  • Technologie
  • Wirtschaft

News

Chinesische Drohnen für Ukraine-Krieg

Chinas Drohnen können und werden militärisch genutzt - auch von Russland.

Russland soll einem Medienbericht zufolge seit Monaten von chinesischen Unternehmen Drohnen importieren, die ausdrücklich für den Einsatz im Ukraine-Krieg bestimmt sind. Zu diesem Ergebnis kommt eine Recherche der japanischen Zeitung “Asia Nikkei”, die am Montag veröffentlicht wurde.

Die Ergebnisse sind vor dem Hintergrund interessant, dass die Führung in Peking bislang öffentlich abstreitet, Ausrüstung für den Krieg zu liefern. Auf politischer Ebene hingegen macht China aus seiner Nähe zu Russland keinen Hehl.

Laut Asia Nikkei sollen russische Unternehmen zwischen Dezember 2022 und April 2023 mindestens 37 chinesische unbemannte Luftfahrzeuge im Wert von rund 103.000 US-Dollar importiert haben. In den Zollunterlagen wurde es explizit als “für den Einsatz in der militärischen Sonderoperation” ausgewiesen. Es handelt sich hierbei um die Formulierung der russischen Regierung für den Ukraine-Krieg. Seit Monaten sollen russische Unternehmen ganz offen diesen Verwendungszweck in die jeweiligen Zollpapiere eingetragen haben.

Den Recherchen zufolge soll es sich unter anderem um Drohnen Konzerns DJI handeln. Bei den Drohnen handelt es sich um Dual-Use-Produkte, sie haben also nach offizieller Einschätzung sowohl zivile als auch militärische Anwendungen. Washington hat DJI daher auf die schwarze Liste derjenigen Firmen gesetzt, mit denen US-Amerikaner keine Geschäfte machen dürfen.

Dem Nikkei-Bericht zufolge könnten die Drohnen vom russischen Militär genutzt werden, um im Kriegsgebiet Geheimdienstinformationen zu sammeln. Insgesamt soll China laut Zolldaten von März 2022 bis Mai 2023 mindestens 30.000 Drohnen nach Russland exportiert haben. Zudem zahlten demnach russische Unternehmen mehr als 1,2 Millionen US-Dollar für Geräte, die Drohnen erkennen und blockieren. In den jeweiligen Zollunterlagen war vermerkt, dass sie für den Einsatz im Krieg vorgesehen seien.

Allerdings ist unklar, ob die chinesischen Unternehmen oder gar die Regierung in Peking Kenntnis von den russischen Zollunterlagen haben. rad

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  • Ukraine-Krieg

Hongkong setzt Belohnungen auf Aktivisten aus

Die Polizei in Hongkong will die politische Opposition auch im Exil zum Schweigen bringen. Am Montag setzten die Sicherheitskräfte Belohnungen für Unterstützung aus, die zur Festnahme von Aktivisten in Europa, Australien oder den USA führen.

Die Polizei versprach Belohnungen in Höhe von jeweils einer Million Hongkong-Dollar (117.000 Euro). Die Vermögenswerte der Beschuldigten im Ausland sollen nach Möglichkeit eingefroren werden. Die Polizei warnte die Hongkonger Öffentlichkeit vor finanziellen Hilfen für die Gesuchten. Andernfalls könne das als Gesetzesbruch verstanden werden.

Betroffen sind ehemalige Politiker, Publizisten, Gewerkschafter und politische Aktivisten, die ins Ausland geflohen sind. Allerdings leben sie dort keineswegs im Untergrund, sondern sind zum Teil weiterhin als Aktivisten öffentlich aktiv. Insofern ist die Sinnhaftigkeit der Belohnung nicht unmittelbar schlüssig.

Die Ermittlungsbehörden werfen den acht Personen Verstöße gegen das Nationale Sicherheitsgesetz vor. Das Gesetz mit extraterritorialer Reichweite kann laut Hongkonger Behörden auf alle Individuen außerhalb der Stadt angewandt werden – auch auf Ausländer. Die Bundesrepublik Deutschland hatte deshalb kurz nach Inkrafttreten des Gesetzes ein Auslieferungsabkommen mit Hongkong ausgesetzt. grz

  • Hongkong
  • Nationales Sicherheitsgesetz

Bei Solar und Windkraft dem Zeitplan voraus

Der Anteil an Solar und Windkraft an der chinesischen Kapazität zur Stromerzeugung könnte sich in den kommenden zwei Jahren verdoppeln. Nach Berechnungen des Global Energy Monitor wird die Kapazität im Jahr 2025 ausreichen, um 1.371 Gigawatt Leistung produzieren zu können. Sollte das gelingen, hätte China sein selbstgestecktes Ziel für das Jahr 2030 deutlich früher erreicht und sogar übertroffen.

Vor drei Jahren hatte Parteichef Xi Jinping angekündigt, China wolle bis 2030 in der Lage sein, 1.200 Gigawatt Leistung durch Solarenergie und Windkraft zu produzieren. Die Beschleunigung ist unter anderem auf Kostenersparnisse innerhalb der Lieferketten zurückzuführen. Allein in diesem Jahr könnten 154 Gigawatt Solarleistung und 65 Gigawatt Windkraft installiert werden.

Trotz des Wachstums erneuerbarer Energien bleibt Kohle mit Abstand Chinas wichtigste Energiequelle. Auch seine Erdgas-Versorgung hat China auf viele Jahre und große Mengen ausgerichtet. “China macht Fortschritte, aber da Kohle immer noch die dominierende Energiequelle ist, braucht das Land für eine sichere Energiezukunft mutigere Fortschritte bei der Energiespeicherung und bei grünen Technologien”, urteilen die Studien-Autoren. grz

  • Erneuerbare Energien
  • Kohle
  • Solar
  • Technologie
  • Windkraft

Chinas Autobauer erstmals Export-Weltmeister

Die Unternehmensberatung AlixPartners ist sich sicher: Chinas Autohersteller werden dieses Jahr zum ersten Mal Export-Weltmeister. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie. Schon im ersten Quartal habe China die Spitzenposition im internationalen Vergleich übernommen. Mit 1,07 Millionen exportierten Autos hat die Volksrepublik Japan mit 954.000 Autos überholt. Dahinter folgen Deutschland (840.000), Südkorea (750.000) und Mexiko (741.000).

China ist als Produktionsstandort, Absatzmarkt und Exporteur gleichermaßen “auf dem besten Weg zur automobilen Supermacht”, erklärte Alix-Branchenexperte Fabian Piontek am Montag.

Dabei ist China sowohl im Inland als auch im Ausland erfolgreich: Von insgesamt verkauften 20,5 Millionen Autos dieses Jahr in China dürften rund 10,5 Millionen aus heimischer Produktion stammen – also mehr als die Hälfte. Und im Ausland würden die Chinesen zunehmend mit E-Fahrzeugen punkten, so die Autoren der Studie. Das setze die europäischen Autobauer zunehmend auch auf deren Heimatmärkten unter Druck. Der chinesische Elektroautobauer BYD drängt längst auch auf den europäischen Markt. rad

  • Autoindustrie

Yellen reist am Donnerstag nach China

US-Finanzministerin Janet Yellen wird diese Woche nach China reisen. Das US-Finanzministerium bestätigte am Montag, dass Yellen insgesamt von 6. bis 9. Juli die Volksrepublik besuchen werde. Bei ihren Gesprächen soll es unter anderem um makroökonomische und finanzielle Entwicklungen in der Welt gehen.

Yellen wolle klarstellen, dass es für China und die USA wichtig sei, “verantwortlich mit ihren Beziehungen umzugehen, direkt über Problembereiche zu kommunizieren und bei der Bewältigung globaler Herausforderungen zusammenzuarbeiten”.

Zudem will Yellen in Peking ihre Besorgnis über das am Samstag in China in Kraft getretene Gesetz zur Spionageabwehr zum Ausdruck bringen. Das Gesetz erlaubt es Chinas Behörden, bei Gefahren für die nationale Sicherheit in die Aktivitäten ausländischer Einrichtungen einzugreifen. Das Problem: Was genau Staatsgeheimnisse sind, die man nicht verraten darf, bleibt vage formuliert. Ausländische Unternehmen sind deshalb besorgt. Yellen und ihr Team hoffen “auf ein besseres Verständnis der Art und Weise, wie China dieses Gesetz umsetzen will”, heißt es in Washington. rad

  • Finanzen
  • Handel
  • Wirtschaft
Translation missing.

Presseschau

China Says It Wants More Cooperation With Russia’s Military BLOOMBERG
China-Russia expert who studied in both countries says Xi had a subtle message for Putin about the Prigozhin revolt FORTUNE
Taiwan: Elf chinesische Militärflugzeuge überfliegen inoffizielle Grenzlinie DEUTSCHLANDFUNK
China’s top diplomat urges greater co-operation with Japan, South Korea REUTERS
“Die Haftbefehle dienen der politischen Verfolgung”: 127.000 US-Dollar pro Kopf – China macht Jagd auf Aktivisten im Ausland TAGESSPIEGEL
Zahlen zeigen, wie schlecht die Lage ist – China: Schwache Wirtschaft zieht ganz Asien nach unten FINANZMARKTWELT
China’s jobless youths may pose political risk, top adviser says JAPAN TIMES
Trotz Kritik will der Mittelstand weiter in China investieren HANDELSBLATT
Deutsche Werften und China: Keine perfekte Welle FRANKFURTER RUNDSCHAU
Industriemanager in China weniger optimistisch TREND.AT
China’s June factory activity slows as conditions weaken – Caixin PMI REUTERS
China limits exports of chipmaking metals in trade spat with U.S. NIKKEI
China leads race for lithium in Africa BUSINESS LIVE
China Said to Boost State Cobalt Reserves After Tumble in Prices BNN-BLOOMBERG
Erstmals Exportweltmeister: China “auf dem Weg zur automobilen Supermacht” MANAGER-MAGAZIN
Wasserstoff-Antwort auf den Elektro-Bulli: China-Van kommt mit 600 km Reichweite EFAHRER
Mark Zuckerberg reportedly wants to follow in Elon Musk and Tim Cook’s footsteps, and sell products in China – but his past criticisms of China could haunt him BUSINESS INSIDER
China-Konflikt: Lohnt sich ein Taiwan-ETF trotz politischer Unsicherheit? EXTRAETF
China-Hoffnungen stützen Europas Börsen ONVISTA
Magdeburg ist international: Für Intel aus Taiwan und Israel nach Magdeburg VOLKSSTIMME
EU and Japan look to partner on A.I. and chips as China “de-risking” strategy continues CNBC
Meteosat: Dieser Satellit sieht jeden Blitz in Europa WELT
China: More young people reject marriage DW
China: Überflutungen nach extremer Hitze und Regenfällen DEUTSCHLANDFUNK
Barbie movie banned in Vietnam for scene over South China Sea map TELEGRAPH

Heads

Liya Yu – Schreiben gegen die Identitätskrise

Liya Yu

Durch Taiwans Hauptstadt Taipeh radelt Liya Yu am liebsten spätnachts. “Die Straßen dort sind vernetzt wie ein Gehirn”, sagt die Künstlerin und Forscherin. Das menschliche Gehirn hat es ihr angetan – und der Einfluss, den unsere Gehirnaktivitäten auf unsere politischen Entscheidungen haben. Während ihrer nächtlichen Trips sauge sie das Leben in sich auf, sagt sie.

Als freischaffende Autorin und Gastwissenschaftlerin lebte Liya Yu bereits in vielen Städten der Welt. 2020 ließ sie sich in Taipeh nieder, der Stadt mit den gewundenen Straßen, in denen sie das neuronale Netz eines Gehirns erkennt. Gerne zieht sie sich auch zurück in die Alishan Berge, in eine abgelegene Pension. Dort schreibt sie Bücher – zurzeit einen feministischen Roman und zwei Kurzgeschichten.

In ihren verschiedenen Arbeitsfeldern aus Wissenschaft, Philosophie, Kunst und dem Schreiben versucht Yu Menschen zusammenzubringen – auf politischer und kultureller Ebene. Sie will Menschen darin bestärken, einander besser kennenzulernen, besser zu verstehen, um die erste eigene Wahrnehmung des Gegenübers zu hinterfragen.

Doktorarbeit an der Columbia University

Das gleiche Prinzip gilt auch für die Wissenschaft, findet Yu. “Die Herausforderung besteht darin, trotz oder gerade wegen der politischen Spannungen Wege zu finden, einander zu humanisieren”, sagt sie. Sie meint damit, Menschen oder Bevölkerungsgruppen in ihrer gesamten Komplexität wahrzunehmen statt als Objekte. Wie das konkret aussehen könne? Vielleicht ein interdisziplinäres Zentrum zwischen Europa und Taiwan, lautet ihr Vorschlag.

Seit vielen Jahren erkennt Yu eine Entmenschlichung im Umgang miteinander und beschäftigt sich damit. An der Columbia University in New York schrieb sie ihre Doktorarbeit über die politische Neurowissenschaft des Rassismus und über Dehumanisierung. Es brauche Verständnis für die Identität des anderen, auch wenn diese Identität der eigenen gegensätzlich sei. Nur so könnten Polarisierung und Spaltung überwunden werden, lautet ihre These.

Vorbehalte gegen Chinesen unter Deutschen in Peking

Ihr Buch “Vulnerable Minds”, das im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde, ist der Versuch eines neuen Gesellschaftsvertrags für das 21. Jahrhundert. “Ich wollte unseren gespaltenen Gesellschaften eine neue neuropolitische Sprache und Perspektive bieten, in der Menschen gegensätzlicher Identitäten und Ansichten wieder miteinander sprechen können.”

Geboren wurde Liya Yu in Hunan. Als Kind kam sie mit ihren Eltern nach Deutschland. Als Teenagerin kehrte sie für einige Jahre nach Peking zurück. Sie schlitterte in eine tiefe Identitätskrise, auch weil sie innerhalb der deutschen Gemeinde in der Stadt Vorbehalte gegenüber Chinesen spürte. “Das war eine Form von Rassismus, der meine Situation noch verschlimmert hat”, sagt sie.

Ausgezeichnete Kurzgeschichten

Yu schrieb, um ihre kulturelle Identität am Leben zu erhalten, um das fehlende Zugehörigkeitsgefühl in der deutschen Kultur in Worten festzuhalten. Schon mit 15 Jahren veröffentlichte sie Kurzgeschichten in Deutschland und China, die mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurden.

Nach der Schule studierte sie politische Philosophie in Cambridge. Die Erfahrungen in Deutschland und China hatten ihr gezeigt, dass künstlerische Gleichheit für eine asiatische Frau in der westlichen Kultur nur möglich sein würde, wenn politische Gleichheit besteht. “Ich wollte in das Herz der politischen Theorie eintauchen und mitbestimmen, was es bedeutet, Mensch zu sein. Als ebenbürtiger Mensch, von der Hirnzelle auf, bis hin zu meiner komplexen kulturellen Identität.” Svenja Napp

Personalien

Chen Lin ist am 1. Juli zur Vorsitzenden von Shell China ernannt worden. Chen ist damit die erste Frau an der Spitze des führenden Flüssigerdgaslieferanten. Zuvor war sie Vizepräsidentin für Chemikalien und raffinierte Produkte und verantwortlich für globale Joint Ventures und Geschäftsentwicklung in China.

Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

Dessert

Am Wochenende fanden in Nanjing die Finals der chinesischen Hip-Hop-Freestyles statt. Wem die Rap-Punchlines der Jugendlichen nicht gefallen, kam bei den spektakulären Moves auf seine Kosten.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

Licenses:
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    dröge Wirtschaftszahlen werden immer dann besonders spannend, wenn die menschlichen Schicksale dahinter erzählt werden. Wenn jeder fünfte junge Mensch in chinesischen Großstädten ohne Job ist, bedeutet das abermillionenfache Frustration, Angst, Enttäuschung und Wut. Es ist also naheliegend, dass sich die Kommunistische Partei große Sorgen macht um die soziale Stabilität im Land. Eine wütende Jugend kann schnell außer Kontrolle geraten. Frag nach in Paris.

    Die Jugendarbeitslosigkeit ist keines neues Problem, aber bislang hatte Peking wohl darauf gehofft, dass sich mit Ende der Corona-Politik auch die Wirtschaft und damit auch der Arbeitsmarkt schnell erholen würden. Doch der Aufschwung ist ins Stocken geraten, wie Fabian Kretschmer schreibt.

    Gespannt darf man darauf warten, was den Herren Autokraten als Lösungen noch so einfällt. Bisher ist das Resultat jedenfalls sehr mau. Ein bisschen finanzielle Stütze hier und da. Dazu der brillante Hinweis des Parteichefs, die Jugend müsse jetzt mal etwas Bitternis essen. Da spricht einer ganz offenbar nicht die Sprache der Jugend. Vielleicht macht auch das gar nichts. Die Alterung der Gesellschaft geht so schnell voran, dass Jugendarbeitslosigkeit vielleicht bald Chinas geringeres Übel ist.

    Die wirtschaftlichen Erfolgsgeschichten gibt es natürlich immer noch. Und sie sind auch in China hin und wieder mal divers. Im Ringen um lukrative Auslieferungsaufträge von Apple hat sich Luxshare durchgesetzt. Die Firma aus Shenzhen wurde dank einer Frau an seiner Spitze so groß, dass die Chefin in der diesjährigen Forbes-Liste zur wichtigsten Geschäftsfrau in China aufgestiegen ist.

    Der US-Regierung ist die Auftragsvergabe aber ein Dorn im Auge, schreibt Frank Sieren. Dass auf den taiwanischen Apple-Partner Foxconn jetzt ein chinesisches Unternehmen folgt, widerspricht der Idee, die Abhängigkeit der US-Wirtschaft von chinesischen Partnern zu verringern. Für Peking sind das indes gute Nachrichten. Je abhängiger der Westen, desto mehr Arbeitsplätze bleiben im Land.

    Ihr
    Marcel Grzanna
    Bild von Marcel  Grzanna

    Analyse

    Post-Covid-Aufschwung ist verpufft

    Jobmesse an der Zhenzhou Universität: Die hohe Arbeitslosigkeit unter jungen Chinesen bereitet der Regierung Sorgen
    Jobmesse an der Zhengzhou Universität: Die hohe Arbeitslosigkeit unter jungen Chinesen bereitet der Regierung Sorgen.

    Erst zu Beginn der Woche traf sich die globale Manager-Elite beim Weltwirtschaftsforum im ostchinesischen Tianjin. Mit Leidenschaft versuchte Ministerpräsident Li Qiang die anwesenden Unternehmer von der Dynamik des chinesischen Marktes zu überzeugen. Doch ein Blick auf die Faktenlage zeigt: Lis Worte haben mit der Realität derzeit wenig zu tun.

    Über sechs Monate nach der Pandemie-Öffnung zeigt sich immer klarer, dass Chinas wirtschaftliche Erholung nach einem zunächst starken Start schon wieder vorbei ist. Stattdessen deuten viele Anzeichen auf eine deutliche Verlangsamung des Wachstums hin:

    • Der Binnenkonsum ist weiterhin schwach,
    • die Immobilienkrise längst noch nicht vorbei und
    • der Schuldenberg der Lokalregierungen unverändert hoch.

    Pessimismus überwiegt

    Am Freitagmorgen hat das Pekinger Statistikamt neue Wirtschaftszahlen veröffentlicht. Demnach ist die Aktivität in Chinas herstellendem Gewerbe im Juni den dritten Monat in Folge gesunken. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) liegt derzeit bei 49 Punkten – und damit nach wie vor unter der 50-Punkte-Marke, die zwischen Wachstum und Schrumpfung unterscheidet. Im Dienstleistungssektor schaut es nur marginal besser aus: Der Wert ist immer noch deutlich niedriger als von nahezu allen Ökonomen prognostiziert.

    Auch die private Konkurrenz, der Einkaufsmanagerindex von Caixin und S&P, sieht die Stimmung am Montag nur minimal über der Negativlinie. “Aktuelle Wirtschaftsdaten deuten darauf hin, dass Chinas Aufschwung noch keine stabile Basis gefunden hat, da es nach wie vor an internen Wachstumsfaktoren mangelt und die schwache Nachfrage und düsteren Aussichten andauern”, sagt Wang Zhe, Ökonom bei der Caixin Insight Group.

    Stahlnachfrage immer noch mau

    Besonders aufschlussreich für die Entwicklung der nächsten Monate ist ein Blick auf die Stahlindustrie, welche als Frühindikator für die Gesamtwirtschaftslage gilt. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Freitag berichtete, haben die führenden Staatsunternehmen der Branche in einer ungewöhnlich offenen Botschaft davor gewarnt, dass man vor einer sehr schwierigen zweiten Jahreshälfte stehe. Solch offen formulierte Hiobsbotschaften sind in China überaus selten.

    Die größten Kopfschmerzen dürfte den Kadern der Zentralregierung die hohe Jugendarbeitslosigkeit in den Städten bereiten. Diese hat bereits im Frühjahr erstmals die 20-Prozent-Marke durchbrochen und wird im Laufe des Sommers – wenn weit mehr als zehn Millionen Universitätsabsolventen auf den Arbeitsmarkt strömen – weiter steigen.

    Neuer Zuschuss für Unternehmen

    Am Montag hat die Regierung in Peking deshalb ihre Fördermaßnahmen ausgeweitet. Unternehmen, die Menschen im Alter von 16 bis 24 Jahren oder Hochschulabsolventen beschäftigen, die seit zwei Jahren arbeitslos sind, können nun einen Zuschuss von 1.500 Yuan (207 US-Dollar) pro Person erhalten, heißt es in einer am Montag veröffentlichten Mitteilung des chinesischen Personalministeriums.

    Zuvor hatten nur frische Hochschulabsolventen Anspruch auf die Subvention. Da die Arbeitslosigkeit unter den 16- bis 24-Jährigen mit 20,8 % aber auch im Mai hartnäckig hoch bleibt, hat die Regierung den Umfang der Subvention ausgeweitet, um Unternehmen zu ermutigen, ihre Einstellungen zu erhöhen.

    Unmut in der Bevölkerung

    Die Unzufriedenheit der Jugend könnte schon bald zur existenziellen Gefahr für die Kommunistische Partei werden. Schließlich hat die KP in den vergangenen Jahren ihre Macht vor allem dadurch legitimiert, dass sie der Bevölkerung eine materiell bessere Zukunft versprach. Dieser Gesellschaftsvertrag steht derzeit auf der Kippe.

    Und Xi Jinping hat außer nationalistischer Propaganda kaum nachhaltige Lösungsrezepte anzubieten. Denn der 70-jährige Staatschef ist nicht gewillt, den ökonomischen Reformkurs seiner Vorgänger fortzusetzen. Eine Liberalisierung würde nämlich unweigerlich auf Kosten der politischen und ideologischen Kontrolle gehen – ein Tauschgeschäft, das Xi nicht gewillt ist, einzugehen.

    Jugend soll “Bitternis essen”

    Auch das übliche Rezept der Wirtschaftsplaner ist längst ausgeschöpft: Immer wieder haben sie riesige Konjunkturmaßnahmen und Infrastrukturprojekte in die Wege geleitet, um die Nachfrage in Zeiten der Krise anzukurbeln. Doch jene Strategie hat nicht nur die Verschuldung der Lokalregierungen in bedrohliche Höhen getrieben, sondern auch zu einem Überangebot auf dem Immobilienmarkt geführt.

    Es ist bemerkenswert, wie offen Xi die chinesische Jugend auf harte Zeiten einschwört. Erst kürzlich forderte er sie dazu auf, “Bitternis zu essen”. Das metaphorische Sprichwort umschreibt die Fähigkeit, harte Zeiten des Mangels stoisch ertragen zu können. Doch während Xis Generation noch unter Hungersnöten litt und zu Zwangsarbeit aufs Land geschickt wurde, ist die jetzige Jugend mit Smartphones und Markenklamotten aufgewachsen. Sie ist längst nicht mehr bereit, ähnlich radikale Opfer für den Aufbau der chinesischen Nation in Kauf zu nehmen.

    Japans Schicksal droht

    Doch angesichts des ebenfalls rasant fortschreitenden demografischen Wandels droht der Volksrepublik möglicherweise nun dasselbe Schicksal wie Japan in den 1990er Jahren: eine langanhaltende Periode der Stagnation.

    Ökonomen gehen zwar davon aus, dass China in der nächsten Dekade eine jährliche Wachstumsrate von drei Prozent erreichen kann, doch für das derzeitige Entwicklungsstadium ist dies deutlich zu niedrig: Nach wie vor gibt es insbesondere in den Hinterlandprovinzen hunderte Millionen Chinesen, die noch nicht in ausreichendem Maße vom Wohlstand der vergangenen Jahrzehnte profitiert haben. Fabian Kretschmer

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    Apple-Brille voll chinesischem Know-how

    Von außen nicht zu erkennen, aber hier steckt viel Shenzhen drin: Apples neue VR-Brille.
    Das Mixed-Reality-Headset “Vision pro” von Apple bei der Vorstellung.

    Innovation ist heute keine Frage von nationalen Alleingängen mehr. Deshalb tendieren die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen von Konzernen dazu, geopolitische Spannungen zu ignorieren. Die Beschaffungsspezialisten hingegen wollen und sollen Risiken minimieren. Apple versucht den Spagat. Der US-Konzern setzt mehr auf China, versucht innerhalb Chinas zu diversifizieren und gleichzeitig Alternativen bei Chinas Nachbarn aufzubauen.

    Wie das funktioniert, sieht man an Apples neuestem Produkt, dem Mixed-Reality-Headset “Vision pro”. Es wurde im Juni vorgestellt. Das “Spatial Computing”- Endgerät soll die Art und Weise der Kommunikation zwischen Mensch und Maschine revolutionieren.

    Know-how aus Chinas Silicon Valley

    Die amerikanische Brille wird nicht nur maßgeblich von chinesischen Unternehmen zusammengebaut, sondern es steckt auch jede Menge chinesisches Know-how in den Entwicklungsprozessen. Mehr als die Hälfte der Zulieferer sind chinesische oder taiwanische Unternehmen, die überwiegend in China produzieren. Und zum ersten Mal benutzt Apple nun sogar einen China-Lieferanten für die erste Generation eines Produkts. Bisher war diese Rolle stets dem taiwanischen Unternehmen Foxconn zugefallen. Doch Apple ist die Abhängigkeit von Foxconn zu groß geworden. Offensichtlich war nur ein chinesisches Unternehmen in der Lage, diese Herausforderung zu meistern.

    Nun hat das Shenzhener Unternehmen Luxshare diese Aufgabe bekommen. In Kunshan in der Küstenprovinz Jiangsu, südlich von Shanghai, hat das Unternehmen bereits iPods gebaut. Anfang des Jahres hat man dann den Auftrag für das iPhone 15 bekommen.

    Neben Luxshare aus Shenzhen gehören zu den Lieferanten aus China:

    • der Kameramodulhersteller Cowell E Holdings aus Dongguan,
    • die Shenzhen Zhaowei Machinery & Electronics Co,
    • die Shenzhen Everwin Precision Technology,
    • Lingyi iTech Guangdong Co,
    • sowie Desay Battery Technology aus Shenzhen.

    Die Shenzhen Zhaowei Machinery & Electronics Co baut das VR-orientierte elektrische Fokus-Antriebssystem für die “Vision-Pro”. Die Lingyi iTech Guangdong Co. stellt die Strukturkomponenten wie Mittelrahmen und Gehäuse für das “Vision-Pro”-Headset her. Die meisten dieser Zulieferer kommen aus Shenzhen, der 25 Millionen Megametropole, Chinas neuem Silicon Valley.

    Luxshare-Chefin Wang Laichun steigt in Forbes-Liste auf

    Das mit Abstand größte Unternehmen in dieser Gruppe ist jedoch Luxshare, dessen Wachstum 2022 und 2023 fast ausschließlich auf Apple-Aufträgen basierte. Wang Laichun, die Gründerin und Präsidentin des Unternehmens, stiegt in der diesjährigen US-Forbes-Liste zur wichtigsten Geschäftsfrau in China auf. Noch vor Dong Mingzhu, der Präsidentin von Gree Electric Appliances und Meng Wanzhou, stellvertretende Präsidentin und einer der rotierenden CEO und CFO von Huawei. Sie ist die Tochter des Gründers Ren Zhengfei.

    Luxshare-Chefin Wang hat sich beim taiwanesischen Wettbewerber Foxconn hochgearbeitet. Angefangen hat Wang am Band, ehe sie sich zehn Jahre später mit ihrem Mann selbstständig machte. Inzwischen gilt sie als eine der reichsten Frauen Chinas.

    Luxshare wird zu Apples Megazulieferer

    Im vergangenen Jahr hat Luxshare 31 Milliarden US-Dollar Umsatz gemacht. Ein Wachstum von fast 40 Prozent. Dabei machte das Unternehmen 1,2 Milliarden Dollar Profit. Luxshare hat 2022 rund 20 Millionen iPhones gebaut. 2023 könnten es zwischen 40 und 50 Millionen werden. Voraussichtlich wird das Unternehmen 15 Prozent der neuen iPhones 15 herstellen.

    Damit ist Luxshare neben Foxconn und Pegatron zum dritten Megazulieferer aufgestiegen. Die Aktie ist in diesem Jahr schon um gut sechs Prozent gestiegen. In den vergangenen fünf Jahren um 235 Prozent.

    US-Untersuchung gegen Luxshare

    Dass Luxshare bei Apple eine solche zentrale Rolle spielt, passt der amerikanischen Regierung nicht. Nur wenige Tage nachdem im Januar bekannt wurde, dass Luxshare eine stärkere Rolle in der Apple-Welt spielen und einen großen Anteil am iPhone 15 bekommen soll, startete die United States International Trade Commission (USITC) eine Patentverletzungsuntersuchung bei Luxshare.  Daraufhin brach die Aktie an einem Tag um bis zu neun Prozent ein.

    Bisher ist die Untersuchung zu keinem abschließenden Ergebnis gekommen. Sie hängt wie ein Damoklesschwert über dem Unternehmen. Apple scheint das nicht zu stören, sonst hätten die Amerikaner den Chinesen nicht danach auch noch den “Vision pro” Auftrag zugeschanzt.

    Apple kann nicht schnell aus China raus

    Dass die Aufgabe von Luxshare nicht ganz einfach ist, zeigte sich Anfang der Woche: Die britische Zeitung Financial Times berichtet, Luxshare werde 2024 voraussichtlich weniger als 400.000 Einheiten der “Vision Pro” herstellen. Eigentlich waren eine Million Exemplare innerhalb der ersten zwölf Monate nach Markteinführung angepeilt.

    Als Grund wird die hohe Komplexität des Produktes angeführt, was eine Massenproduktion erschwere. Branchenkenner spekulieren jedoch, dass der hohe Preis zur eine niedrigeren Vorab-Nachfrage geführt habe. Das Headset kostet immerhin satte 3.499 US-Dollar.

    Die Probleme verdeutlichen, vor welch großen technischen Herausforderung die Zulieferer von Apple stehen. Das macht es so schwierig, in Chinas Nachbarländer zu diversifizieren. Stand März 2023 hat Apple 276 Produktionsstätten in China. Aber nur 14 in Indien, 27 in Vietnam, 36 in Südkorea, 41 in Taiwan. Apple will nun versuchen, Indiens Anteil an der globalen Produktion von derzeit fünf Prozent auf 25 Prozent erhöhen.

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    News

    Chinesische Drohnen für Ukraine-Krieg

    Chinas Drohnen können und werden militärisch genutzt - auch von Russland.

    Russland soll einem Medienbericht zufolge seit Monaten von chinesischen Unternehmen Drohnen importieren, die ausdrücklich für den Einsatz im Ukraine-Krieg bestimmt sind. Zu diesem Ergebnis kommt eine Recherche der japanischen Zeitung “Asia Nikkei”, die am Montag veröffentlicht wurde.

    Die Ergebnisse sind vor dem Hintergrund interessant, dass die Führung in Peking bislang öffentlich abstreitet, Ausrüstung für den Krieg zu liefern. Auf politischer Ebene hingegen macht China aus seiner Nähe zu Russland keinen Hehl.

    Laut Asia Nikkei sollen russische Unternehmen zwischen Dezember 2022 und April 2023 mindestens 37 chinesische unbemannte Luftfahrzeuge im Wert von rund 103.000 US-Dollar importiert haben. In den Zollunterlagen wurde es explizit als “für den Einsatz in der militärischen Sonderoperation” ausgewiesen. Es handelt sich hierbei um die Formulierung der russischen Regierung für den Ukraine-Krieg. Seit Monaten sollen russische Unternehmen ganz offen diesen Verwendungszweck in die jeweiligen Zollpapiere eingetragen haben.

    Den Recherchen zufolge soll es sich unter anderem um Drohnen Konzerns DJI handeln. Bei den Drohnen handelt es sich um Dual-Use-Produkte, sie haben also nach offizieller Einschätzung sowohl zivile als auch militärische Anwendungen. Washington hat DJI daher auf die schwarze Liste derjenigen Firmen gesetzt, mit denen US-Amerikaner keine Geschäfte machen dürfen.

    Dem Nikkei-Bericht zufolge könnten die Drohnen vom russischen Militär genutzt werden, um im Kriegsgebiet Geheimdienstinformationen zu sammeln. Insgesamt soll China laut Zolldaten von März 2022 bis Mai 2023 mindestens 30.000 Drohnen nach Russland exportiert haben. Zudem zahlten demnach russische Unternehmen mehr als 1,2 Millionen US-Dollar für Geräte, die Drohnen erkennen und blockieren. In den jeweiligen Zollunterlagen war vermerkt, dass sie für den Einsatz im Krieg vorgesehen seien.

    Allerdings ist unklar, ob die chinesischen Unternehmen oder gar die Regierung in Peking Kenntnis von den russischen Zollunterlagen haben. rad

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    Hongkong setzt Belohnungen auf Aktivisten aus

    Die Polizei in Hongkong will die politische Opposition auch im Exil zum Schweigen bringen. Am Montag setzten die Sicherheitskräfte Belohnungen für Unterstützung aus, die zur Festnahme von Aktivisten in Europa, Australien oder den USA führen.

    Die Polizei versprach Belohnungen in Höhe von jeweils einer Million Hongkong-Dollar (117.000 Euro). Die Vermögenswerte der Beschuldigten im Ausland sollen nach Möglichkeit eingefroren werden. Die Polizei warnte die Hongkonger Öffentlichkeit vor finanziellen Hilfen für die Gesuchten. Andernfalls könne das als Gesetzesbruch verstanden werden.

    Betroffen sind ehemalige Politiker, Publizisten, Gewerkschafter und politische Aktivisten, die ins Ausland geflohen sind. Allerdings leben sie dort keineswegs im Untergrund, sondern sind zum Teil weiterhin als Aktivisten öffentlich aktiv. Insofern ist die Sinnhaftigkeit der Belohnung nicht unmittelbar schlüssig.

    Die Ermittlungsbehörden werfen den acht Personen Verstöße gegen das Nationale Sicherheitsgesetz vor. Das Gesetz mit extraterritorialer Reichweite kann laut Hongkonger Behörden auf alle Individuen außerhalb der Stadt angewandt werden – auch auf Ausländer. Die Bundesrepublik Deutschland hatte deshalb kurz nach Inkrafttreten des Gesetzes ein Auslieferungsabkommen mit Hongkong ausgesetzt. grz

    • Hongkong
    • Nationales Sicherheitsgesetz

    Bei Solar und Windkraft dem Zeitplan voraus

    Der Anteil an Solar und Windkraft an der chinesischen Kapazität zur Stromerzeugung könnte sich in den kommenden zwei Jahren verdoppeln. Nach Berechnungen des Global Energy Monitor wird die Kapazität im Jahr 2025 ausreichen, um 1.371 Gigawatt Leistung produzieren zu können. Sollte das gelingen, hätte China sein selbstgestecktes Ziel für das Jahr 2030 deutlich früher erreicht und sogar übertroffen.

    Vor drei Jahren hatte Parteichef Xi Jinping angekündigt, China wolle bis 2030 in der Lage sein, 1.200 Gigawatt Leistung durch Solarenergie und Windkraft zu produzieren. Die Beschleunigung ist unter anderem auf Kostenersparnisse innerhalb der Lieferketten zurückzuführen. Allein in diesem Jahr könnten 154 Gigawatt Solarleistung und 65 Gigawatt Windkraft installiert werden.

    Trotz des Wachstums erneuerbarer Energien bleibt Kohle mit Abstand Chinas wichtigste Energiequelle. Auch seine Erdgas-Versorgung hat China auf viele Jahre und große Mengen ausgerichtet. “China macht Fortschritte, aber da Kohle immer noch die dominierende Energiequelle ist, braucht das Land für eine sichere Energiezukunft mutigere Fortschritte bei der Energiespeicherung und bei grünen Technologien”, urteilen die Studien-Autoren. grz

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    • Solar
    • Technologie
    • Windkraft

    Chinas Autobauer erstmals Export-Weltmeister

    Die Unternehmensberatung AlixPartners ist sich sicher: Chinas Autohersteller werden dieses Jahr zum ersten Mal Export-Weltmeister. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie. Schon im ersten Quartal habe China die Spitzenposition im internationalen Vergleich übernommen. Mit 1,07 Millionen exportierten Autos hat die Volksrepublik Japan mit 954.000 Autos überholt. Dahinter folgen Deutschland (840.000), Südkorea (750.000) und Mexiko (741.000).

    China ist als Produktionsstandort, Absatzmarkt und Exporteur gleichermaßen “auf dem besten Weg zur automobilen Supermacht”, erklärte Alix-Branchenexperte Fabian Piontek am Montag.

    Dabei ist China sowohl im Inland als auch im Ausland erfolgreich: Von insgesamt verkauften 20,5 Millionen Autos dieses Jahr in China dürften rund 10,5 Millionen aus heimischer Produktion stammen – also mehr als die Hälfte. Und im Ausland würden die Chinesen zunehmend mit E-Fahrzeugen punkten, so die Autoren der Studie. Das setze die europäischen Autobauer zunehmend auch auf deren Heimatmärkten unter Druck. Der chinesische Elektroautobauer BYD drängt längst auch auf den europäischen Markt. rad

    • Autoindustrie

    Yellen reist am Donnerstag nach China

    US-Finanzministerin Janet Yellen wird diese Woche nach China reisen. Das US-Finanzministerium bestätigte am Montag, dass Yellen insgesamt von 6. bis 9. Juli die Volksrepublik besuchen werde. Bei ihren Gesprächen soll es unter anderem um makroökonomische und finanzielle Entwicklungen in der Welt gehen.

    Yellen wolle klarstellen, dass es für China und die USA wichtig sei, “verantwortlich mit ihren Beziehungen umzugehen, direkt über Problembereiche zu kommunizieren und bei der Bewältigung globaler Herausforderungen zusammenzuarbeiten”.

    Zudem will Yellen in Peking ihre Besorgnis über das am Samstag in China in Kraft getretene Gesetz zur Spionageabwehr zum Ausdruck bringen. Das Gesetz erlaubt es Chinas Behörden, bei Gefahren für die nationale Sicherheit in die Aktivitäten ausländischer Einrichtungen einzugreifen. Das Problem: Was genau Staatsgeheimnisse sind, die man nicht verraten darf, bleibt vage formuliert. Ausländische Unternehmen sind deshalb besorgt. Yellen und ihr Team hoffen “auf ein besseres Verständnis der Art und Weise, wie China dieses Gesetz umsetzen will”, heißt es in Washington. rad

    • Finanzen
    • Handel
    • Wirtschaft
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    Presseschau

    China Says It Wants More Cooperation With Russia’s Military BLOOMBERG
    China-Russia expert who studied in both countries says Xi had a subtle message for Putin about the Prigozhin revolt FORTUNE
    Taiwan: Elf chinesische Militärflugzeuge überfliegen inoffizielle Grenzlinie DEUTSCHLANDFUNK
    China’s top diplomat urges greater co-operation with Japan, South Korea REUTERS
    “Die Haftbefehle dienen der politischen Verfolgung”: 127.000 US-Dollar pro Kopf – China macht Jagd auf Aktivisten im Ausland TAGESSPIEGEL
    Zahlen zeigen, wie schlecht die Lage ist – China: Schwache Wirtschaft zieht ganz Asien nach unten FINANZMARKTWELT
    China’s jobless youths may pose political risk, top adviser says JAPAN TIMES
    Trotz Kritik will der Mittelstand weiter in China investieren HANDELSBLATT
    Deutsche Werften und China: Keine perfekte Welle FRANKFURTER RUNDSCHAU
    Industriemanager in China weniger optimistisch TREND.AT
    China’s June factory activity slows as conditions weaken – Caixin PMI REUTERS
    China limits exports of chipmaking metals in trade spat with U.S. NIKKEI
    China leads race for lithium in Africa BUSINESS LIVE
    China Said to Boost State Cobalt Reserves After Tumble in Prices BNN-BLOOMBERG
    Erstmals Exportweltmeister: China “auf dem Weg zur automobilen Supermacht” MANAGER-MAGAZIN
    Wasserstoff-Antwort auf den Elektro-Bulli: China-Van kommt mit 600 km Reichweite EFAHRER
    Mark Zuckerberg reportedly wants to follow in Elon Musk and Tim Cook’s footsteps, and sell products in China – but his past criticisms of China could haunt him BUSINESS INSIDER
    China-Konflikt: Lohnt sich ein Taiwan-ETF trotz politischer Unsicherheit? EXTRAETF
    China-Hoffnungen stützen Europas Börsen ONVISTA
    Magdeburg ist international: Für Intel aus Taiwan und Israel nach Magdeburg VOLKSSTIMME
    EU and Japan look to partner on A.I. and chips as China “de-risking” strategy continues CNBC
    Meteosat: Dieser Satellit sieht jeden Blitz in Europa WELT
    China: More young people reject marriage DW
    China: Überflutungen nach extremer Hitze und Regenfällen DEUTSCHLANDFUNK
    Barbie movie banned in Vietnam for scene over South China Sea map TELEGRAPH

    Heads

    Liya Yu – Schreiben gegen die Identitätskrise

    Liya Yu

    Durch Taiwans Hauptstadt Taipeh radelt Liya Yu am liebsten spätnachts. “Die Straßen dort sind vernetzt wie ein Gehirn”, sagt die Künstlerin und Forscherin. Das menschliche Gehirn hat es ihr angetan – und der Einfluss, den unsere Gehirnaktivitäten auf unsere politischen Entscheidungen haben. Während ihrer nächtlichen Trips sauge sie das Leben in sich auf, sagt sie.

    Als freischaffende Autorin und Gastwissenschaftlerin lebte Liya Yu bereits in vielen Städten der Welt. 2020 ließ sie sich in Taipeh nieder, der Stadt mit den gewundenen Straßen, in denen sie das neuronale Netz eines Gehirns erkennt. Gerne zieht sie sich auch zurück in die Alishan Berge, in eine abgelegene Pension. Dort schreibt sie Bücher – zurzeit einen feministischen Roman und zwei Kurzgeschichten.

    In ihren verschiedenen Arbeitsfeldern aus Wissenschaft, Philosophie, Kunst und dem Schreiben versucht Yu Menschen zusammenzubringen – auf politischer und kultureller Ebene. Sie will Menschen darin bestärken, einander besser kennenzulernen, besser zu verstehen, um die erste eigene Wahrnehmung des Gegenübers zu hinterfragen.

    Doktorarbeit an der Columbia University

    Das gleiche Prinzip gilt auch für die Wissenschaft, findet Yu. “Die Herausforderung besteht darin, trotz oder gerade wegen der politischen Spannungen Wege zu finden, einander zu humanisieren”, sagt sie. Sie meint damit, Menschen oder Bevölkerungsgruppen in ihrer gesamten Komplexität wahrzunehmen statt als Objekte. Wie das konkret aussehen könne? Vielleicht ein interdisziplinäres Zentrum zwischen Europa und Taiwan, lautet ihr Vorschlag.

    Seit vielen Jahren erkennt Yu eine Entmenschlichung im Umgang miteinander und beschäftigt sich damit. An der Columbia University in New York schrieb sie ihre Doktorarbeit über die politische Neurowissenschaft des Rassismus und über Dehumanisierung. Es brauche Verständnis für die Identität des anderen, auch wenn diese Identität der eigenen gegensätzlich sei. Nur so könnten Polarisierung und Spaltung überwunden werden, lautet ihre These.

    Vorbehalte gegen Chinesen unter Deutschen in Peking

    Ihr Buch “Vulnerable Minds”, das im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde, ist der Versuch eines neuen Gesellschaftsvertrags für das 21. Jahrhundert. “Ich wollte unseren gespaltenen Gesellschaften eine neue neuropolitische Sprache und Perspektive bieten, in der Menschen gegensätzlicher Identitäten und Ansichten wieder miteinander sprechen können.”

    Geboren wurde Liya Yu in Hunan. Als Kind kam sie mit ihren Eltern nach Deutschland. Als Teenagerin kehrte sie für einige Jahre nach Peking zurück. Sie schlitterte in eine tiefe Identitätskrise, auch weil sie innerhalb der deutschen Gemeinde in der Stadt Vorbehalte gegenüber Chinesen spürte. “Das war eine Form von Rassismus, der meine Situation noch verschlimmert hat”, sagt sie.

    Ausgezeichnete Kurzgeschichten

    Yu schrieb, um ihre kulturelle Identität am Leben zu erhalten, um das fehlende Zugehörigkeitsgefühl in der deutschen Kultur in Worten festzuhalten. Schon mit 15 Jahren veröffentlichte sie Kurzgeschichten in Deutschland und China, die mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurden.

    Nach der Schule studierte sie politische Philosophie in Cambridge. Die Erfahrungen in Deutschland und China hatten ihr gezeigt, dass künstlerische Gleichheit für eine asiatische Frau in der westlichen Kultur nur möglich sein würde, wenn politische Gleichheit besteht. “Ich wollte in das Herz der politischen Theorie eintauchen und mitbestimmen, was es bedeutet, Mensch zu sein. Als ebenbürtiger Mensch, von der Hirnzelle auf, bis hin zu meiner komplexen kulturellen Identität.” Svenja Napp

    Personalien

    Chen Lin ist am 1. Juli zur Vorsitzenden von Shell China ernannt worden. Chen ist damit die erste Frau an der Spitze des führenden Flüssigerdgaslieferanten. Zuvor war sie Vizepräsidentin für Chemikalien und raffinierte Produkte und verantwortlich für globale Joint Ventures und Geschäftsentwicklung in China.

    Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

    Dessert

    Am Wochenende fanden in Nanjing die Finals der chinesischen Hip-Hop-Freestyles statt. Wem die Rap-Punchlines der Jugendlichen nicht gefallen, kam bei den spektakulären Moves auf seine Kosten.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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