Table.Briefing: Bildung

Fristablauf beim Digitalpakt + Digitale Schul-Architektur + Scrum im Unterricht

  • Digitalpakt Schule: Die meisten Fristen laufen in wenigen Wochen aus
  • Ohne Flur und Klassenraum: Wie Architekten Schulgebäude im Zeitalter digitaler Bildung bauen
  • Studie: Lehrkräfte sind in Pandemie mit Bildungsungleichheit überfordert
  • Ethikrat für weniger Leistungsdruck nach Corona
  • Makerspace: Scrum-Methode in der Schule
  • Termine
  • Presseschau
Liebe Leserin, lieber Leser,

beim Digitalpakt, jenem Bürokratiemonster, tickt die Uhr. Bildung.Table hat sich die Fördervereinbarungen genau angeschaut. In Bayern, wo noch 650 Millionen Euro ungenutzt herumliegen, endet die Antragsfrist Ende Juni, in Baden-Württemberg müssen die Anträge von den Schulen und Schulträgern gar in drei Wochen eingereicht sein. Mehr Autonomie für die Schulen – jetzt müsste diese häufig geäußerte Forderung umgesetzt und den Schulträgern das Budget unbürokratisch übertragen werden, schreibt Christian Füller. Sonst fährt, wie Deutschlands einst bester IT-Lehrer sagt, das wichtige Projekt gegen die Wand.

Wie wichtig Schulbauten auch im Zeitalter digitaler Bildung sind, zeigt Lisa Winter, und hat sich Best Practice Beispiele angesehen. Wenn das WLAN nicht durch dicke Mauern dringt oder die 200 Jahre alten Klassenräume wenig anderes als Frontalunterricht denken lassen, stößt progressive Pädagogik an analoge Grenzen. Auf 46,5 Milliarden Euro beziffern die Kommunen den Investitionsstau im Schulbau – und errichten neue Gebäude. Wenn es gut läuft, entstehen dann innovative Zukunftsbauten. Häufig vernachlässigen die Bauträger aber die Phase Null, die alle Beteiligten einbezieht. Doch die ist wichtig, um nicht am Bedarf vorbeizuplanen – und Schulgebäude zu entwerfen, deren Zukunftsfrist nicht schon in wenigen Jahren abgelaufen ist.

Ihr
Niklas Prenzel
Bild von Niklas  Prenzel

Analyse

Digitalpakt Schule: Die Fristen laufen aus 

Die Uhr tickt. In mehreren Ländern müssen jetzt sehr schnell die Anträge für den Digitalpakt eingehen, sonst verfällt das Geld für die Schulen. Die Fristen sind eng – vor allem in den größten und bevölkerungsreichsten Bundesländern. In NRW ist nur noch bis 1. August Zeit, Bayerns Schulen müssen bereits am 30. Juni abgeben und in Baden-Württemberg ist die Deadline praktisch nicht mehr zu schaffen: Dort fällt schon Ende April der Hammer. 

Was die Lage so zuspitzt: Es geht um sehr viel Geld, allein in den großen Ländern um rund 1,5 Milliarden Euro. Und es geht auch um sehr viele Schulen. In Baden-Württemberg zum Beispiel haben 737 Träger überhaupt noch keinen Antrag für ihre Schulen aus dem Digitalpakt gestellt. Auch andere Bundesländer haben Fristen, die schwer zu schaffen sind. Es scheint inzwischen fraglich, ob und wie die bisher noch nicht bewilligten 2,7 Milliarden Euro des sogenannten “Basis-Digitalpakt” überhaupt bis Ende 2024 abfließen können. 

Der Pakt leidet unter einem Geburtsfehler 

Der Digitalpakt ist insgesamt mit fünf Milliarden Euro dotiert. Er läuft seit 2019. Seitdem konnten die Länder nicht mal ein Zehntel des Geldes ausgeben. Insgesamt sind bisher 2,3 Milliarden gebunden, das bedeutet, es sind bewilligte, aber nicht ausbezahlte Anträge. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) wird nicht müde zu betonen, dass man den Digitalpakt beschleunigen müsse – ohne zu sagen wie. Allerdings trifft die derzeitige Ministerin sicher keine Schuld an der dysfunktionalen Konstruktion. Der Digitalpakt litt von Anfang unter seinem Geburtsfehler. 2016 schlug ihn die damalige Bundesministerin Johanna Wanka (CDU) vor – in der Bild-Zeitung. Die Länder waren davon so beleidigt, dass sie ihn in einem zähen Kampf in ein Bürokratiemonster verwandelten. Im März 2020 machte die Corona-Pandemie den Fehler für alle sichtbar. Die Schulen brauchten nämlich damals sofort Endgeräte, Breitband und Schulclouds, aber keine Medienentwicklungspläne und 70-seitige Antragshilfen.

Dennoch schreckt die Nachricht aus Bayern jetzt auf. Ausgerechnet im Musterland der Bildung sind von 780 Millionen Euro noch 650 Millionen Euro ungenutzt – während die Antragsfrist unerbittlich abläuft. Recherchen von Bildung.Table zeigen: Die Fristen in anderen Ländern sind sogar enger. Die zuständigen Stellen sind wegen Corona immer noch überfordert. Der Sprecher des baden-württembergischen Bildungsministeriums, das am meisten im Verzug ist, wies vorsorglich darauf hin, wo das Projekt hakt. “Nicht zu vergessen ist auch der Einfluss der Corona-Pandemie auf die Schulen und die Kommunalverwaltungen, die dadurch mit einer Vielzahl von anderen Themen beschäftigt waren und sind.” 

Fristen für viele Schulen nicht einzuhalten

Digitalpaktmittel, die verspätet beantragt werden, verfallen zwar für die Länder nicht. Aber sie kommen dann nicht mehr jenen Schulträgern zugute, die ihre Anträge nicht geschafft haben. Dann können andere Schulträger auf die Mittel zugreifen. Der Protest dagegen formiert sich bereits. “Es besteht die Gefahr, dass gut aufgestellte Schulträger mit teuren Beratern nun sogar noch höhere Budgets haben”, sagte der grüne Landtagsabgeordnete Max Deisenhofer. “Das wäre unfair. Es müssen alle Kommunen, auch die kleineren, gleichberechtigt Zugang zu Investitionen für digitale Bildung haben.” Deisenhofer hatte mittels einer Anfrage herausgefunden, dass von 780 Millionen Euro Digitalpakt-Mitteln in Bayern erst 23 Millionen ausbezahlt sind – das sind 2,9 Prozent. Er löste damit die neueste Digitalpakt-Krise aus. 

Recherchen von Bildung.Table zeigen, was bisher kaum jemand zur Kenntnis nahm. Die Digitalpakt-Verordnungen der Länder sind nicht nur sehr kompliziert, sondern auch mit Antragsfristen gespickt, die für viele Schulträger nicht zu halten sind. Baden-Württemberg Ende April, Saarland und Rheinland-Pfalz 16. Mai, Bayern 30. Juni, Nordrhein-Westfalen 1. August. Auch die Fristen in Thüringen und Schleswig-Holstein bis Ende des Jahres sind eng. Dort sind noch 65 Millionen bzw. 140 Millionen Euro Digitalsubventionen für Schulen ungenutzt. Aber selbst in Bundesländern wie Mecklenburg-Vorpommern oder Berlin, wo es keine vorzeitigen Abgabefristen gibt, drohen Mittel nicht abzufließen. Dort ist in den Ausführungsverordnungen jeweils vermerkt, dass nur Projekte genehmigt werden, die bis Ende 2024 komplett abgeschlossen sind. Wie soll das gelingen? Schwerin hat bisher erst 6,3 Prozent seines Pakt-Budgets von 100 Millionen Euro abgeschlossen, Berlin ein Fünftel seiner 256 Millionen Euro. 

Experten: Jetzt Geld direkt an die Schulträger

Die Skepsis in den Ländern, ob der Digitalpakt überhaupt noch zu schaffen ist, wächst. “Ob der Digitalpakt in Bayern so noch gerettet werden kann, wird sich Ende Juni zeigen, wenn die Antragsfrist ausläuft”, sagt der bayerische FDP-Abgeordnete Matthias Fischbach, wo der größte Batzen ungenutzter Mittel liegt. “Bayern hat bislang fast 700 Millionen Euro Digitalpaktmittel nicht bewilligt. Es wäre ein finanz- und digitalpolitischer Skandal, wenn das versprochene Geld nicht endlich an den Schulen ankommt.”

Auch Fischbachs grüner Kollege Deisenhofer ist skeptisch. “Es ist sehr schwer vorstellbar, dass in wenigen Wochen noch Anträge für Hunderte Millionen Euro eingehen.” Deisenhofer forderte, die Antragsfrist 30. Juni zu streichen. Die gebe es ja auch in anderen Bundesländern nicht. Wenn es freilich dem reichen Dauer-Pisasieger nicht gelingt, Digitalpakt-Mittel an Schulen zu bringen, wie soll die digitale Zukunft der Bildung aussehen? Und was sagt das eigentlich aus über die föderale und bürokratische Konstruktion der Bundesrepublik Deutschland insgesamt? 

Experten wie Olaf Kleinschmidt, einst bester IT-Lehrer Deutschlands, der sich vor langem mit einer Bildungsagentur selbstständig machte, raten zu einem harten Schnitt. Um den Digitalpakt zu retten, müsse man Schulträgern und Schulen das Geld jetzt direkt geben. “Wir reden seit vielen Jahren über eine größere Selbstständigkeit von Schulen”, sagt Kleinschmidt. “Aber ausgerechnet Schulleiter und Schulen sind beim Digitalpakt das letzte Rad am Wagen – sie haben praktisch nichts zu sagen.” 

Der Berater aus Magdeburg schlägt daher vor, dass die Kommunen die “selbständige Schule” fördern und Budgets an sie übertragen können. “Wir erleben aktuell, wie zielgerichtet und unbürokratisch Schulträger und Schulen agieren, um die Flüchtlingskinder zu unterstützen”, sagte Kleinschmidt Bildung.Table. “Das geht offenkundig auch ohne überbordenden Verwaltungsaufwand.” Kurzfristig sollte man den Schulträgern die Mittel treuhänderisch auszahlen. Die korrekte Mittelverwendung für die digitalen Bildungsinvestitionen des Pakts sollte erst ex post bis 2026 überprüft werden. “Sonst fährt das wichtige Projekt gegen die Wand.”

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Digitalisierung verändert die Schularchitektur

Digitalisierung verändert Schularchitektur
In der Alemannenschule in Wutöschingen haben Lernateliers die Klassenräume ersetzt.

Die klassische Flur-Schule ist Geschichte, sagt Rainer Schweppe: “Das bildet inklusive Bildung nicht ab und macht digitale Lehre unmöglich.” Schüler:innen müssen sich frei bewegen können, auf Sofas sitzen oder sich mit dem Tablet auf den Knien in Sitzkissen fläzen. Schweppe leitet in Berlin als externer Berater die Facharbeitsgruppe Schulraumqualität für die Senatsbildungsverwaltung und hat das Münchner Lernhauskonzept entwickelt. Ein Beispiel dafür ist die Münchner Grundschule am Bauhausplatz. Ein Lernhaus besteht aus vier Klassenräumen, zwei Gruppenräumen, einem “Marktplatz” und einem Teamraum. Jahrgangsübergreifend sollen so Schüler:innen zusammenkommen, kooperative Lernformen gestärkt und ein intensiveres Miteinander ermöglicht werden.

“Die Veränderungen in der Architektur entstehen durch eine in die Zukunft gerichtete veränderte Pädagogik und heutige Anforderungen an Schule”, sagt Architektin Barbara Pampe. Sie leitet den Projektbereich Pädagogische Architektur bei der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft. Schule muss auf die veränderte Arbeitswelt vorbereiten. Teamarbeit, die Förderung individueller Stärken und digitale Kompetenzen sind Grundvoraussetzungen. Schularchitektur müsse dem gerecht werden. Die Montag Stiftungen haben hierfür das Standardwerk “Schule planen und bauen 2.0” herausgegeben. Darin formulieren sie zehn Thesen. Eine davon lautet: “Schulbuch und Kreidetafel werden ergänzt durch Tablet-PC, Smartboard und andere Neue Medien.”

Schule wird zum EDV-Raum

So auch im Bildungcampus Sonnwendviertel in der Nähe des Wiener Hauptbahnhofes. “EDV ist in der Klasse angekommen“, sagt Gerald Ollinger, stellvertretende Leitung des Fachbereiches Neubau von Bildungsinfrastruktur der Stadt Wien, über den Campus. “Interaktive Screens sind mittlerweile Standard, die Klassen sind mit Laptops und Tablets ausgestattet, es gibt einen eigenen Druckerraum und flächendeckendes WLAN.” Der EDV-Raum werde somit obsolet. Anna Popelka und Georg Poduschka von PPAG architects haben den Campus nach dem Cluster-System geplant und gebaut. Jede Bildungseinrichtung besteht aus je vier Clustern,  die sich rund um den sogenannten “Marktplatz” versammeln. “Das Bildungsziel der Wissensgesellschaft ist nicht Gleichschaltung, sondern Förderung individueller Stärken”, so Anna Popelka.

Doch welche Rolle spielt die Digitalisierung beim Bau dieser neuen Schulen? Ausreichend Steckdosen und Strom sind zwei der offensichtlicheren Basics, die moderne Schulbauten einlösen müssen. Dennoch werden sie von allen Expert:innen, mit denen Bildung.Table gesprochen hat, extra genannt. Ein Zeichen, dass sie zwar Basics aber keine Selbstverständlichkeit sind. Genauso wie flächendeckendes WLAN und genügend Endgeräte.

Es geht nicht nur um Ausstattung

Auf Nachfrage, wie sich die räumlichen Strukturen durch die Digitalisierung verändern, fallen die Antworten schon etwas schwammiger aus. Einerseits manifestiere sich die Digitalisierung weniger im Gebäude und mehr im Lernen, sagen die Architekt:innen von PPAG. Und auch Barbara Pampe ist der Meinung, dass digitale Bildung neben einer grundlegenden Gebäudeinfrastruktur vor allem Pädagogik sei.

Andererseits seien die offenen Lernräume und die somit gewonnene Flexibilität aber durchaus eine gute Unterstützung für digitales Lernen. Schließlich finde Digitalisierung mittlerweile in jeder Ecke des Schulgebäudes statt. Der Distanzunterricht hätte gezeigt, dass es keinen starren Klassenraum, sondern offenere Strukturen brauche, bestätigt Rainer Schweppe.

Doch Digitalisierung muss mehr als “eine nachgeordnete Ausstattungsfrage” sein, sagt Sebastian Hirsch, Schulbauberater bei der Sophia::Akademie. Tafeln durch digitale Screens zu ersetzen, sei zu kurz gedacht und ändere wenig am lehrkraftzentrierten Lernen und starren Klassenräumen. Digitale Bildung bedeute, dass Schüler:innen sich freier bewegen und zuhause, im Park oder Schulflur lernen. Gerade deshalb sind Rückzugsorte und individuelle Lernorte notwendig.

Das zeigt sich am Beispiel der Gemeinschaftsschule Alemannenschule im baden-württembergischen Wutöschingen. Die Schule gilt als Vorreiter einer neuen Lern- und Lehrpädagogik sowie Schularchitektur. Hier gibt es längst keine Klassenräume mehr. In Lernateliers haben alle Schüler:innen einen eigenen Arbeitsplatz. Auf dem “Markplatz” kann gemeinsam gelernt werden. Von den Lehrkräften gibt es nur kurze Inputs in sogenannten “Inputräumen”, ausgestattet mit Smartboards, Beamer und Co. Die Schüler:innen lernen mit iPads wann, wo und wie sie wollen. Zudem gibt es einen eigenen digitalen Lernraum “DiLer”, ein Learning Management System.

46,5 Milliarden Euro Investititonsrückstand

Dass solche Schulen aber mehr Leuchttürme als Standards sind, zeigt das KfW-Kommunalpanel 2021. Demnach meldeten die Kommunen einen Investitionsrückstand bei Schulen von 46,5 Milliarden Euro. Dem Sanierungsstau würde es guttun, möglichst schnell und unkompliziert Schulen zu bauen oder zu sanieren. “Der Bildungsbau ist eine der wichtigsten Aufgaben und Herausforderungen für Kommunen”, sagt Barbara Pampe. Viele Schulen sind maßlos überbelegt, die meisten entsprechen nicht den neuen Anforderungen an digitales Lernen. Es herrsche ein großer zeitlicher Druck.

Sebastian Hirsch warnt vor voreiligen Standards: “Wenn schnell und billig gebaut wird, kann es sein, dass wir 80-mal den gleichen Fehler bauen.” Eine Studie zur aktuellen Umsetzung des Münchner Lernhauskonzepts der LMU München zeigt, dass die neuen Schulbauten nicht zwingend für alle geeignet sind. Lehrkräfte bemängeln beispielsweise, dass es dem Marktplatz an Struktur und Einteilung fehle und noch immer diene der Klassenraum als Hauptaufenthaltsort. Dieser sei jedoch zu klein und biete viele Ablenkungsreize. Auch die jahrgangsübergreifende Zusammenarbeit finde laut Studienergebnisse bisher kaum statt. Lehrpersonal und Eltern wünschen sich Fortbildungen und regelmäßige Begleitungen für die neuen Schulkonzepte.

Hirsch ist bei der Planung und dem Bau neuer Schulen vor allem eines wichtig: Schulgebäude müssen verschiedenen Herausforderungen gerecht werden, darunter Inklusion, Digitalisierung, Nachhaltigkeit sowie der demografische Wandel. Dafür braucht es Expert:innen unterschiedlicher Bereiche, die von Anfang an beteiligt werden müssen – darunter auch die späteren Nutzer:innen. “Das tiefe Verständnis für den Alltag in einer zeitgemäßen Bildungseinrichtung ist eine Grundvoraussetzung. Raum und Architektur daraus zu machen ist die Herausforderung”, so auch Anna Popelka von PPAG. Die Montag Stiftungen beschreiben dieses Vorgehen in ihren Leitfäden als “Phase 0”. In dieser Phase wird unter der Beteiligung aller ein Konzept für den neuen Schulbau erarbeitet.

Zu oft sei diese Phase seitens der Kommunen aber bloß ein Lippenbekenntnis, kritisiert Sebastian Hirsch. Im Verlauf des Projekts passiere es immer wieder, dass Forderungen hinten runterfielen, oft aus finanziellen Gründen und sehr zum Nachteil der Haltbarkeit neuer Schulgebäude.

Schulbau trifft Klimakrise

Die ist gerade mit Blick auf die Klimakrise wichtig. Der Bau neuer Gebäude ist ein Negativfaktor in dieser Krise. Umso wichtiger ist es, dass neue Schulgebäude auch unabhängig vom Schulbetrieb von einer Gemeinde genutzt werden können. Auch eine mögliche Umnutzung als Büroräume ist gut für die Nachhaltigkeit. Denn das wurde in den Gesprächen, die Bildung.Table geführt hat, deutlich: Niemand weiß mit Sicherheit, ob die Schulgebäude, die momentan gebaut werden, in zehn, fünfzehn Jahren noch zeitgemäß sind.

Auch hinsichtlich Digitalisierung stellen sich Fragen zu Energiebedarf und CO2-Emissionen. Netzinfrastruktur und Rechenzentren tragen beachtlich zu den Emissionen bei. Gleichzeitig kann Digitalisierung auch eine Chance für Klimaschutz sein. Hirsch sagt dazu: “Fridays for Future fordert ein, dass wir den Klimaschutz ernstnehmen. Das müssen wir auch im Schulbau berücksichtigen und Schulen planen, die klimaneutral sind.” Außerdem sagt er: “Es ist eine große Chance, dass wir über Schulbau sprechen.” Doch das Thema sei sehr komplex, zerklüftet in viele Einzelthemen. Individualisierung, Digitalisierung und Klimakrise sind nur drei Beispiele. Aber ein Bauimpuls treibe auch die Schulentwicklung voran – ein Neubau kann auch beeinflussen, wie in ihm gelehrt und gelernt wird.

  • Digitalisierung
  • Endgeräte
  • Unterricht

“Das wurde als Kontrollverlust erlebt”

Johanna Pangritz: Studie zu Professionalität und Bildungsgerechtigkeit in der Krise
Johanna Pangritz

Frau Pangritz, Sie haben seit Beginn der Pandemie für die Studie “Professionalität und Bildungsgerechtigkeit in der Krise” qualitative und quantitative Daten erhoben, um herauszufinden, wie sich der Lehrberuf gewandelt hat. Welches Ergebnis hat Sie bisher am meisten überrascht?

Unsere ‘ProBiKri-Studie‘ ist im Sinne der pädagogischen Berufsgruppenforschung angelegt. Wir schauen uns also nicht nur Lehrkräfte an Schulen an, sondern auch Lehrende an Hochschulen, um über den Vergleich das Spezifische in diesen Handlungsfeldern herausfinden zu können. Zudem haben wir auch Expert:innen aus Verbänden, z. B. den Landesinstituten für Lehrer:innenbildung oder dem Bereich des E-Learnings interviewt. Teil der Studie sind zudem zwei quantitative Erhebungen, eine direkt zu Beginn der Pandemie im April 2020 und eine im vergangenen Herbst.

Die Studie dreht sich um die Frage, wie Lehrende aus Schule sowie Hochschule ihr professionelles Handeln in der Krise erlebt und gestaltet haben. Aber auch, wie sie Bildungsgerechtigkeit in der Krise herstellen konnten. Mich hat sehr überrascht, dass sich 40 Prozent der befragten Lehrerinnen und Lehrer in der Pandemie machtlos fühlen, Bildungsungleichheit abzubauen. 

Und diese Daten stammen aus dem Herbst 2021, als die Pandemie schon 1,5 Jahr auf dem Bildungssystem lag!

Ja. Zu Beginn, mit dem abrupten Umstieg auf Distanzunterricht, haben sich viele Lehrkräfte ins kalte Wasser geschmissen gefühlt. Scheinbar war ihr professionelles Handeln aber längerfristig erschüttert. Lehrkräfte üben ihre Profession im pädagogischen Arbeitsbündnis zwischen sich und den Schülerinnen und Schülern aus. Dabei geht es dann etwa um den Aufbau von Vertrauen oder den Abbau von Bildungsungerechtigkeit. In den Interviews berichten Lehrkräfte von starker Verunsicherung, weil sie plötzlich schwarzen Zoomkacheln gegenübersaßen. Das wurde als Kontrollverlust erlebt. Sie sind plötzlich einer Selbstverständlichkeit beraubt gewesen: dem gemeinsamen Raum, in dem sich das Verhältnis von Schüler:innen und Lehrkräften gestaltet. 

Nun gibt es aber auch Vorzeigeschulen, die den Distanzunterricht sehr gut gemeistert haben. 

Auch dieses Ergebnis hat mich überrascht: Die Lehrkräfte mit wenig digitaler Medienkompetenz sehen sich weniger handlungsfähig, Bildungsungleichheit abzubauen. Sie trauen sich und den digitalen Mitteln weniger zu. Die Lehrer:innen, die geübt und überzeugt sind vom digitalen Unterricht, konnten Bildungsungleichheit besser entgegenwirken. 

Wie haben sie das gemacht?

Da geht es um die Kenntnis unterschiedlicher digitaler Tools und Formate. So konnten sie Schülerinnen und Schüler auf unterschiedlichen Wegen erreichen. Daher können digitale Medien nicht nur ein Faktor sein, der Bildungsungleichheit produziert, etwa durch den Zugang zu digitalen Endgeräten. Sie können auch zur Herstellung von Bildungsgerechtigkeit genutzt werden, indem sie weitere Partizipationsmöglichkeiten schaffen.

Hat sich der Lehrberuf in den vergangenen zwei Jahren substanziell geändert?

Darauf habe ich – noch – keine klare Antwort. In unseren qualitativen Interviews berichten die Lehrkräfte von sehr dramatischen Änderungen ihres Berufs. In den quantitativen Daten spiegeln sich diese subjektiven Wahrnehmungen nicht so stark wider. Diesen Widerspruch, den unser Mixed-Method-Zugang aufzeigt, werden wir nun in der laufenden Auswertung versuchen zu erklären.

Ihr Projekt hat das Konstrukt einer “digitalen Bildungsschere” in die Debatte eingeführt. Was heißt das?

Das Konzept stammt von meinen Kolleginnen Julia Schütz und Lena Rosenkranz. Wir erleben auf Seiten der Lehrenden einerseits gewisse Verlusterfahrungen, die sich auf der Ebene des unmittelbaren Kontakts zu den Schüler:innen ergeben und dadurch in einen gefühlten Kontroll-, Struktur- und Beziehungsverlust münden. Das ist hochdramatisch, da Bildungsarbeit insbesondere Beziehungsarbeit ist. Auf der anderen Seite stellen wir fest, dass sich durch den Einsatz digitaler Medien im Unterricht sowohl auf der Seite der Lehrenden als auch auf der Seite der Schüler:innen ein Zugewinn an Medienkompetenz entwickelt hat, der wiederum zu einer erhöhten Selbstlernfähigkeit führt und auch eine formal-digitale Sozialisation begünstigt. Diese beiden Pole, Verlusterfahrungen auf der einen Seite und Kompetenzzuwachs auf der anderen Seite, bezeichnen wir als digitale Bildungsschere.

Und wie ließe sich dich Schere schließen?

Lehrkräfte sind an der Schnittstelle. Aber es ist schwierig, wenn sie sich handlungsunfähig fühlen. Die digitalen Medien sind wie eine Stellschraube, die Bildungsungleichheit fördern oder erschweren kann. Wo digitale Lehrkompetenzen da sind, können digitale Medien die Schere schließen.

Dr. Johanna Pangritz ist Erziehungswissenschaftlerin und Mitarbeiterin des Projekts “Professionalität und Bildungsgerechtigkeit in der Krise”. Es wird am Zentrum für pädagogische Berufsgruppen- und Organisationsforschung und im Lehrgebiet Empirische Bildungsforschung der FernUniversität Hagen unter Leitung von Julia Schütz durchgeführt.

News

Ethikrat warnt vor überhöhtem Leistungsdruck

Der Deutsche Ethikrat hat seine Stellungnahme zu Fehlern der bisherigen COVID-19-Schutzmaßnahmen und Empfehlungen für einen künftigen Umgang vorgelegt. Der 160-seitige Bericht blickt in verschiedene gesellschaftliche Bereiche und prangert den mangelnden Schutz vulnerabler Gruppen an, so auch im Bildungsbereich. Sozioökonomisch benachteiligte Schülerinnen und Schüler und Menschen mit Behinderung seien benachteiligt und dadurch abgehängt worden. Digitale Bildungsangebote sind oftmals nicht barrierefrei, wodurch es zu “erheblichen Bildungsnachteilen” gekommen sei.

Der Ethikrat fordert, dass der Fokus nun nicht auf dem schnellen Nachholen verpasster Inhalte liegen dürfe und warnt vor der Gefahr eines überhöhten Leistungsdrucks. Die Hauptherausforderung bestehe darin, “zu verhindern, dass manche Schülerinnen und Schüler sowie Studierende infolge der Corona-Krise nachhaltig in ihrer kognitiven wie sozialen Entwicklung gehemmt werden.” Die Pandemie habe Kinder und Jugendliche in wichtigen Phasen ihrer Persönlichkeitsentwicklung ausgebremst. Diese Erfahrungen könnten nur mit erheblichem Aufwand nachgeholt werden.

Die Experten ziehen insgesamt ein ernüchterndes Fazit der Auswirkungen COVID-19-Schutzmaßnahmen auf den Bildungsbereich. Distanzunterricht sei oftmals wegen “erheblicher Defizite” deutscher Schulen bei der Digitalisierung gescheitert. Die Bildungsungleichheit hat sich vergrößert. Als Lehren aus der Pandemie fordert der Rat die Stärkung der Eigenverantwortlichkeit von Schulleitungen und Kollegien. Denn die hierarchische und bürokratische Struktur des Schulsystems habe zu einer geringen Anpassungsfähigkeit in der Krise geführt. Weiter brauche es: Konzepte zur Unterstützung sozial benachteiligter Kinder und Jugendlicher, eine Abkehr von der einseitigen Sicht auf die Wissensvermittlungsfunktion der Schule und eine Stärkung des Bewusstseins für die Relevanz der Schule als sozialer Ort. npr

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  • Coronavirus

Makerspace

Catrin Ingerfeld und Iris Laube-Stoll: Scrum im Unterricht

Auf dem Foto sieht man Frau Ingerfeld und Frau Laube-Stoll, sie bloggen über moderne Schule
Die Lehrerinnen Catrin Ingerfeld und Iris Laube-Stoll bloggen über zeitgemäße Schule.

Die besten Ideen kommen manchmal nur in der Ruhe, mit Zeit und Muße. Abseits des Alltags, wenn die Gedanken sich um etwas anderes drehen, als um Schulbeginn, Coronamaßnahmen und Krankschreibung. Zum Beispiel im Urlaub auf der Liege am Pool in Spanien. Iris Laube-Stoll schickte ihrer Freundin Catrin Ingerfeld von dort Sprachnachrichten, die ihre Sommerferien wiederum an der Ostsee verbrachte. Und am Ende stand fest: Sie machen diesen Blog, den sie schon so lange schreiben wollten. “Für uns war das die logische Konsequenz aus dem, was wir sowieso viel tun: Nachdenken über uns, nachdenken über unsere Arbeit, nachdenken über die Schule“, sagt Catrin Ingerfeld.

Catrin Ingerfeld unterrichtet Deutsch und Geschichte am Hugo-Junkers-Gymnasium in Mönchengladbach. Iris Laube-Stoll ist Spanisch- und Französischlehrerin am St.-Ursula-Gymnasium in Düsseldorf. Beide bilden angehende Lehrerinnen am Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung in Mönchengladbach aus, beide als Fachleiterinnen. Und sie diskutieren auf Twitter im Twitterlehrerzimmer über digitalen Unterricht, über Lehrerausbildung und vor allem über zeitgemäße Prüfungskultur.

Lehrkräfte teilen selten

Doch Gedanken, Tipps und Anregungen sind auf Twitter kurzlebig und verschwinden schnell in den Tiefen der Feeds. Ein Blog hingegen steht, bleibt übersichtlich und lässt sich leichter unter den Kolleg:innen und den Referendar:innen verbreiten, die sie ausbilden. Klingt banal, scheint es in der Schule aber nicht zu sein. “Unter Lehrer:innen ist es leider immer noch nicht Usus, zu teilen. Also Unterrichtsmaterial oder Ideen”, sagt Iris Laube-Stoll. Doch jetzt sammeln Lehrkräfte auf ingerfeldundlaube.de Ideen auf einem verlinkten Padlet über die Gestaltung der ersten Unterrichtsstunde. Oder sie diskutieren im Lehrerzimmer über einen neuen Blogpost von Iris Laube-Stoll über das Thema Prüfungskultur im Referendariat. Und auch die Referendar:innen sollen bald Artikel auf der Plattform veröffentlichen.

“Gemeinsam laut denken”, so nennt Catrin Ingerfeld das Prinzip des Blogs, nachdenken über guten Unterricht in der digitalen Welt. Und so stießen die beiden Lehrer:innen aus Nordrhein-Westfalen auf eine Methode, die eigentlich aus der Softwareentwicklung stammt. “Scrum” heißt sie. Es geht um stärkere Zusammenarbeit des Teams, der Manager agiert mehr als Moderator denn als Befehlsgeber. Der Manager ist in der Schule natürlich der oder die Lehrerin, das Team die Schüler in Gruppen. Der Arbeitsprozess ist nicht starr vorgegeben, sondern reagiert flexibel auf die Interessen und Fähigkeiten. Oder wie es Catrin Ingerfeld in ihrem Scrum-Artikel auf dem Blog schreibt: “Statt im Gleichschritt mit 30 Mitlernenden auf ein Ziel hinzuarbeiten, kennen die Schüler:innen, die in kleinen Teams (drei bis sechs Mitglieder) mit klarer Rollenverteilung kooperieren, das Endprodukt und die Akzeptanzkriterien.”

Projektmanagement nach “Scrum” im Unterricht einsetzen

Deutschlehrerin Catrin Ingerfeld probierte die Scrum-Methode bei einer neunten Klasse aus. Das Produkt sollte ein Verbrechenspodcast werden. Der Prozess bei der “Scrum”-Methode hin zum Produkt wird von den einzelnen Teams weitgehend selbstständig organisiert. Die Lehrerin ist der “Product Owner”, der nicht nur das Projektziel vorgibt, sondern auch Kriterien für die Bewertungen des Produktes. Jede Gruppe ernennt einen “Srum Master”, einen Gruppensprecher, der oder die dafür verantwortlich ist, dass das Team reibungslos miteinander arbeitet. Das bedeutet: Wertschätzung für die Ideen anderer aufbringen, einen Überblick über den Stand der Arbeit bewahren und regelmäßige Feedbackrunden organisieren. Die “Scrum Master” dokumentieren die einzelnen Arbeitsschritte, sodass das Team stets weiß, wo es steht.

Das Team arbeitet gemeinsam an den Teilaufgaben, hält sich dabei an die vorher festgelegten Teamregeln und darf sich bei Fragen immer an den “Product Owner” wenden. Alle Informationen, wie genau gearbeitet werden soll, stellte Catrin Ingerfeld vorab ihren Klassen auf einem Board zur Verfügung. So konnte jeder oder jede nachschauen, worum es sich bei dieser neuen Art zu arbeiten handelt, wenn er oder sie mal den Überblick verloren hat.

“Wir fanden Scrum interessant, weil es eine Methode ist, die den Schülerinnen und Schülern Verbindlichkeit und Halt gibt”, sagt Iris Laube-Stoll, die auch in ihrer Spanischklasse “Scrum” zum Thema Kinderarmut in Lateinamerika durchgeführt hat. Die Schüler:innen sollten dazu eine ganze Doppelstunde selbstständig konzipieren und vor der Klasse halten. Besonders hilfreich für ihre Klassen empfinden Iris Laube-Stoll und Catrin Ingerfeld das regelmäßige Feedback, das nach jeder abgeschlossenen Teilaufgabe eingeholt wird.

Teamarbeit sieht ja normalerweise so aus: Die Gruppen arbeiten eine Zeit lang vor sich hin und kurz vor der Deadline macht der oder die engagierteste Schüler:in die ganze Arbeit allein. Bei Scrum wird die Rohversion des Produktes schon früh bewertet, entweder von der Lehrkraft oder von den anderen Schüler:innen.” So könnten die Teams ihr Produkt bereits auf dem Weg zur Fertigstellung verbessern. Und: Alle Teammitglieder würden ständig in den Prozess mit eingebunden.

Der Vorteil von Scrum: Die Jugendlichen arbeiten nach ihren Interessen. “Die Kinder lernen herauszufinden, was ihnen Freude und Lust an der Arbeit bereitet”, sagt Catrin Ingerfeld. Dabei, das betonen die beiden Lehrerinnen, sind sie keine Scrum-Apologetinnen. Scrum ist nicht das Ziel, sondern eine Möglichkeit, eine andere Art des Lernens in den Schulen auszuprobieren.

“Auswendiglernen wie im Jahr 1834, als noch brave Untertanen herangezogen werden sollten, ist in unserer Welt heute nicht mehr relevant. Wir müssen den Schüler:innen beibringen, wie sie Informationen im Netz verifizieren können, welchen Quellen sie vertrauen und wie sie mit der Flut der Informationen umgehen können”, sagt Iris Laube-Stoll. Und ob diese Kompetenzen digital oder analog vermittelt werden, ist dabei zweitrangig. Denn “Scrum” funktioniert in der Theorie auch komplett ohne Internet oder digitales Endgerät.

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Presseschau

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Termine

06. & 07. April 2022, 09:00 bis 17:00 Uhr
Messe: SCHULBAU – Messe für Investitionen im Bildungsbau
Die Messe für den Bildungsbau beschäftigt sich mit konkretem Investitionsvolumen für Schule, Kita und Campus. Es geht um funktionale und digitalisierte Innenraumkonzepte, nachhaltige Ideen für Fassadengestaltung und vor allem um den Austausch von Innovation und Ideen. INFOS & TICKETS

06. April 2022, 14:00 bis 16:00 Uhr
Dialogforum: Digitale Kompetenzen entlang der Bildungskette sichern
Bei dieser Veranstaltung des Netzwerks Bildung Digital geht es um die Frage, wie im Bildungssektor ein souveräner Umgang mit digitalen Medien erreicht werden kann und welche Kompetenzen dafür erforderlich sind. Impulsvorträge u.a. von Birgit Eickelmann, Professorin für Schulpädagogik an der Universität Paderborn, Michael Littger, Geschäftsführer von Deutschland sicher im Netz. INFOS & ANMELDUNG

07. April 2022, 09:00 bis 10.30 Uhr
Transfer-Frühstück: Digitalisierung in der Kinder- und Jugendhilfe während und nach Corona
Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ stellt wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Auswirkungen der Pandemie auf Kinder und Jugendliche vor. Inputs von Dr. Andreas Mairhofer vom Deutschen Jugendinstitut und Carina Schilling und André Weßel zum Projekt “DigiPäd 24/7”. INFOS & ANMELDUNG

07. April 2022, 15:00 bis 20:00 Uhr
Symposium: Schule erfolgreich digital transformieren
Bei diesem Symposium geht es um Lernsoftware, Praxiserfahrungen und Möglichkeiten, die besten digitalen Lernmitteln zu finden. INFOS & ANMELDUNG

12. April 2022, 11:00 Uhr
Webinar: 6 Erfolgsfaktoren für digitales Lernen im Unternehmen
Das Webinar der digitalen Sprachschule linguaTV zur Digitalisierung von Bildungsangeboten. Geschäftsführer Philip Gienandt gibt Tipps zur Einführung von digitalen Trainingslösungen und spricht über die Vorteile von Blended Learning. INFOS & ANMELDUNG

Frist: 12. April 2022, 12:00 Uhr
Open Call: “Digitale Kompetenzen entlang der Bildungskette sichern”
Das Forum Bildung Digitalisierung plant, im Rahmen von Experimentierräumen gemeinsam mit Akteuren aus dem Bildungsbereich an konkreten Konzepten und Projektideen zu arbeiten. Dazu ist es möglich, sich im Open Call für eine Beteiligung zu bewerben. OPEN CALL

Licenses:
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    beim Digitalpakt, jenem Bürokratiemonster, tickt die Uhr. Bildung.Table hat sich die Fördervereinbarungen genau angeschaut. In Bayern, wo noch 650 Millionen Euro ungenutzt herumliegen, endet die Antragsfrist Ende Juni, in Baden-Württemberg müssen die Anträge von den Schulen und Schulträgern gar in drei Wochen eingereicht sein. Mehr Autonomie für die Schulen – jetzt müsste diese häufig geäußerte Forderung umgesetzt und den Schulträgern das Budget unbürokratisch übertragen werden, schreibt Christian Füller. Sonst fährt, wie Deutschlands einst bester IT-Lehrer sagt, das wichtige Projekt gegen die Wand.

    Wie wichtig Schulbauten auch im Zeitalter digitaler Bildung sind, zeigt Lisa Winter, und hat sich Best Practice Beispiele angesehen. Wenn das WLAN nicht durch dicke Mauern dringt oder die 200 Jahre alten Klassenräume wenig anderes als Frontalunterricht denken lassen, stößt progressive Pädagogik an analoge Grenzen. Auf 46,5 Milliarden Euro beziffern die Kommunen den Investitionsstau im Schulbau – und errichten neue Gebäude. Wenn es gut läuft, entstehen dann innovative Zukunftsbauten. Häufig vernachlässigen die Bauträger aber die Phase Null, die alle Beteiligten einbezieht. Doch die ist wichtig, um nicht am Bedarf vorbeizuplanen – und Schulgebäude zu entwerfen, deren Zukunftsfrist nicht schon in wenigen Jahren abgelaufen ist.

    Ihr
    Niklas Prenzel
    Bild von Niklas  Prenzel

    Analyse

    Digitalpakt Schule: Die Fristen laufen aus 

    Die Uhr tickt. In mehreren Ländern müssen jetzt sehr schnell die Anträge für den Digitalpakt eingehen, sonst verfällt das Geld für die Schulen. Die Fristen sind eng – vor allem in den größten und bevölkerungsreichsten Bundesländern. In NRW ist nur noch bis 1. August Zeit, Bayerns Schulen müssen bereits am 30. Juni abgeben und in Baden-Württemberg ist die Deadline praktisch nicht mehr zu schaffen: Dort fällt schon Ende April der Hammer. 

    Was die Lage so zuspitzt: Es geht um sehr viel Geld, allein in den großen Ländern um rund 1,5 Milliarden Euro. Und es geht auch um sehr viele Schulen. In Baden-Württemberg zum Beispiel haben 737 Träger überhaupt noch keinen Antrag für ihre Schulen aus dem Digitalpakt gestellt. Auch andere Bundesländer haben Fristen, die schwer zu schaffen sind. Es scheint inzwischen fraglich, ob und wie die bisher noch nicht bewilligten 2,7 Milliarden Euro des sogenannten “Basis-Digitalpakt” überhaupt bis Ende 2024 abfließen können. 

    Der Pakt leidet unter einem Geburtsfehler 

    Der Digitalpakt ist insgesamt mit fünf Milliarden Euro dotiert. Er läuft seit 2019. Seitdem konnten die Länder nicht mal ein Zehntel des Geldes ausgeben. Insgesamt sind bisher 2,3 Milliarden gebunden, das bedeutet, es sind bewilligte, aber nicht ausbezahlte Anträge. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) wird nicht müde zu betonen, dass man den Digitalpakt beschleunigen müsse – ohne zu sagen wie. Allerdings trifft die derzeitige Ministerin sicher keine Schuld an der dysfunktionalen Konstruktion. Der Digitalpakt litt von Anfang unter seinem Geburtsfehler. 2016 schlug ihn die damalige Bundesministerin Johanna Wanka (CDU) vor – in der Bild-Zeitung. Die Länder waren davon so beleidigt, dass sie ihn in einem zähen Kampf in ein Bürokratiemonster verwandelten. Im März 2020 machte die Corona-Pandemie den Fehler für alle sichtbar. Die Schulen brauchten nämlich damals sofort Endgeräte, Breitband und Schulclouds, aber keine Medienentwicklungspläne und 70-seitige Antragshilfen.

    Dennoch schreckt die Nachricht aus Bayern jetzt auf. Ausgerechnet im Musterland der Bildung sind von 780 Millionen Euro noch 650 Millionen Euro ungenutzt – während die Antragsfrist unerbittlich abläuft. Recherchen von Bildung.Table zeigen: Die Fristen in anderen Ländern sind sogar enger. Die zuständigen Stellen sind wegen Corona immer noch überfordert. Der Sprecher des baden-württembergischen Bildungsministeriums, das am meisten im Verzug ist, wies vorsorglich darauf hin, wo das Projekt hakt. “Nicht zu vergessen ist auch der Einfluss der Corona-Pandemie auf die Schulen und die Kommunalverwaltungen, die dadurch mit einer Vielzahl von anderen Themen beschäftigt waren und sind.” 

    Fristen für viele Schulen nicht einzuhalten

    Digitalpaktmittel, die verspätet beantragt werden, verfallen zwar für die Länder nicht. Aber sie kommen dann nicht mehr jenen Schulträgern zugute, die ihre Anträge nicht geschafft haben. Dann können andere Schulträger auf die Mittel zugreifen. Der Protest dagegen formiert sich bereits. “Es besteht die Gefahr, dass gut aufgestellte Schulträger mit teuren Beratern nun sogar noch höhere Budgets haben”, sagte der grüne Landtagsabgeordnete Max Deisenhofer. “Das wäre unfair. Es müssen alle Kommunen, auch die kleineren, gleichberechtigt Zugang zu Investitionen für digitale Bildung haben.” Deisenhofer hatte mittels einer Anfrage herausgefunden, dass von 780 Millionen Euro Digitalpakt-Mitteln in Bayern erst 23 Millionen ausbezahlt sind – das sind 2,9 Prozent. Er löste damit die neueste Digitalpakt-Krise aus. 

    Recherchen von Bildung.Table zeigen, was bisher kaum jemand zur Kenntnis nahm. Die Digitalpakt-Verordnungen der Länder sind nicht nur sehr kompliziert, sondern auch mit Antragsfristen gespickt, die für viele Schulträger nicht zu halten sind. Baden-Württemberg Ende April, Saarland und Rheinland-Pfalz 16. Mai, Bayern 30. Juni, Nordrhein-Westfalen 1. August. Auch die Fristen in Thüringen und Schleswig-Holstein bis Ende des Jahres sind eng. Dort sind noch 65 Millionen bzw. 140 Millionen Euro Digitalsubventionen für Schulen ungenutzt. Aber selbst in Bundesländern wie Mecklenburg-Vorpommern oder Berlin, wo es keine vorzeitigen Abgabefristen gibt, drohen Mittel nicht abzufließen. Dort ist in den Ausführungsverordnungen jeweils vermerkt, dass nur Projekte genehmigt werden, die bis Ende 2024 komplett abgeschlossen sind. Wie soll das gelingen? Schwerin hat bisher erst 6,3 Prozent seines Pakt-Budgets von 100 Millionen Euro abgeschlossen, Berlin ein Fünftel seiner 256 Millionen Euro. 

    Experten: Jetzt Geld direkt an die Schulträger

    Die Skepsis in den Ländern, ob der Digitalpakt überhaupt noch zu schaffen ist, wächst. “Ob der Digitalpakt in Bayern so noch gerettet werden kann, wird sich Ende Juni zeigen, wenn die Antragsfrist ausläuft”, sagt der bayerische FDP-Abgeordnete Matthias Fischbach, wo der größte Batzen ungenutzter Mittel liegt. “Bayern hat bislang fast 700 Millionen Euro Digitalpaktmittel nicht bewilligt. Es wäre ein finanz- und digitalpolitischer Skandal, wenn das versprochene Geld nicht endlich an den Schulen ankommt.”

    Auch Fischbachs grüner Kollege Deisenhofer ist skeptisch. “Es ist sehr schwer vorstellbar, dass in wenigen Wochen noch Anträge für Hunderte Millionen Euro eingehen.” Deisenhofer forderte, die Antragsfrist 30. Juni zu streichen. Die gebe es ja auch in anderen Bundesländern nicht. Wenn es freilich dem reichen Dauer-Pisasieger nicht gelingt, Digitalpakt-Mittel an Schulen zu bringen, wie soll die digitale Zukunft der Bildung aussehen? Und was sagt das eigentlich aus über die föderale und bürokratische Konstruktion der Bundesrepublik Deutschland insgesamt? 

    Experten wie Olaf Kleinschmidt, einst bester IT-Lehrer Deutschlands, der sich vor langem mit einer Bildungsagentur selbstständig machte, raten zu einem harten Schnitt. Um den Digitalpakt zu retten, müsse man Schulträgern und Schulen das Geld jetzt direkt geben. “Wir reden seit vielen Jahren über eine größere Selbstständigkeit von Schulen”, sagt Kleinschmidt. “Aber ausgerechnet Schulleiter und Schulen sind beim Digitalpakt das letzte Rad am Wagen – sie haben praktisch nichts zu sagen.” 

    Der Berater aus Magdeburg schlägt daher vor, dass die Kommunen die “selbständige Schule” fördern und Budgets an sie übertragen können. “Wir erleben aktuell, wie zielgerichtet und unbürokratisch Schulträger und Schulen agieren, um die Flüchtlingskinder zu unterstützen”, sagte Kleinschmidt Bildung.Table. “Das geht offenkundig auch ohne überbordenden Verwaltungsaufwand.” Kurzfristig sollte man den Schulträgern die Mittel treuhänderisch auszahlen. Die korrekte Mittelverwendung für die digitalen Bildungsinvestitionen des Pakts sollte erst ex post bis 2026 überprüft werden. “Sonst fährt das wichtige Projekt gegen die Wand.”

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    Digitalisierung verändert die Schularchitektur

    Digitalisierung verändert Schularchitektur
    In der Alemannenschule in Wutöschingen haben Lernateliers die Klassenräume ersetzt.

    Die klassische Flur-Schule ist Geschichte, sagt Rainer Schweppe: “Das bildet inklusive Bildung nicht ab und macht digitale Lehre unmöglich.” Schüler:innen müssen sich frei bewegen können, auf Sofas sitzen oder sich mit dem Tablet auf den Knien in Sitzkissen fläzen. Schweppe leitet in Berlin als externer Berater die Facharbeitsgruppe Schulraumqualität für die Senatsbildungsverwaltung und hat das Münchner Lernhauskonzept entwickelt. Ein Beispiel dafür ist die Münchner Grundschule am Bauhausplatz. Ein Lernhaus besteht aus vier Klassenräumen, zwei Gruppenräumen, einem “Marktplatz” und einem Teamraum. Jahrgangsübergreifend sollen so Schüler:innen zusammenkommen, kooperative Lernformen gestärkt und ein intensiveres Miteinander ermöglicht werden.

    “Die Veränderungen in der Architektur entstehen durch eine in die Zukunft gerichtete veränderte Pädagogik und heutige Anforderungen an Schule”, sagt Architektin Barbara Pampe. Sie leitet den Projektbereich Pädagogische Architektur bei der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft. Schule muss auf die veränderte Arbeitswelt vorbereiten. Teamarbeit, die Förderung individueller Stärken und digitale Kompetenzen sind Grundvoraussetzungen. Schularchitektur müsse dem gerecht werden. Die Montag Stiftungen haben hierfür das Standardwerk “Schule planen und bauen 2.0” herausgegeben. Darin formulieren sie zehn Thesen. Eine davon lautet: “Schulbuch und Kreidetafel werden ergänzt durch Tablet-PC, Smartboard und andere Neue Medien.”

    Schule wird zum EDV-Raum

    So auch im Bildungcampus Sonnwendviertel in der Nähe des Wiener Hauptbahnhofes. “EDV ist in der Klasse angekommen“, sagt Gerald Ollinger, stellvertretende Leitung des Fachbereiches Neubau von Bildungsinfrastruktur der Stadt Wien, über den Campus. “Interaktive Screens sind mittlerweile Standard, die Klassen sind mit Laptops und Tablets ausgestattet, es gibt einen eigenen Druckerraum und flächendeckendes WLAN.” Der EDV-Raum werde somit obsolet. Anna Popelka und Georg Poduschka von PPAG architects haben den Campus nach dem Cluster-System geplant und gebaut. Jede Bildungseinrichtung besteht aus je vier Clustern,  die sich rund um den sogenannten “Marktplatz” versammeln. “Das Bildungsziel der Wissensgesellschaft ist nicht Gleichschaltung, sondern Förderung individueller Stärken”, so Anna Popelka.

    Doch welche Rolle spielt die Digitalisierung beim Bau dieser neuen Schulen? Ausreichend Steckdosen und Strom sind zwei der offensichtlicheren Basics, die moderne Schulbauten einlösen müssen. Dennoch werden sie von allen Expert:innen, mit denen Bildung.Table gesprochen hat, extra genannt. Ein Zeichen, dass sie zwar Basics aber keine Selbstverständlichkeit sind. Genauso wie flächendeckendes WLAN und genügend Endgeräte.

    Es geht nicht nur um Ausstattung

    Auf Nachfrage, wie sich die räumlichen Strukturen durch die Digitalisierung verändern, fallen die Antworten schon etwas schwammiger aus. Einerseits manifestiere sich die Digitalisierung weniger im Gebäude und mehr im Lernen, sagen die Architekt:innen von PPAG. Und auch Barbara Pampe ist der Meinung, dass digitale Bildung neben einer grundlegenden Gebäudeinfrastruktur vor allem Pädagogik sei.

    Andererseits seien die offenen Lernräume und die somit gewonnene Flexibilität aber durchaus eine gute Unterstützung für digitales Lernen. Schließlich finde Digitalisierung mittlerweile in jeder Ecke des Schulgebäudes statt. Der Distanzunterricht hätte gezeigt, dass es keinen starren Klassenraum, sondern offenere Strukturen brauche, bestätigt Rainer Schweppe.

    Doch Digitalisierung muss mehr als “eine nachgeordnete Ausstattungsfrage” sein, sagt Sebastian Hirsch, Schulbauberater bei der Sophia::Akademie. Tafeln durch digitale Screens zu ersetzen, sei zu kurz gedacht und ändere wenig am lehrkraftzentrierten Lernen und starren Klassenräumen. Digitale Bildung bedeute, dass Schüler:innen sich freier bewegen und zuhause, im Park oder Schulflur lernen. Gerade deshalb sind Rückzugsorte und individuelle Lernorte notwendig.

    Das zeigt sich am Beispiel der Gemeinschaftsschule Alemannenschule im baden-württembergischen Wutöschingen. Die Schule gilt als Vorreiter einer neuen Lern- und Lehrpädagogik sowie Schularchitektur. Hier gibt es längst keine Klassenräume mehr. In Lernateliers haben alle Schüler:innen einen eigenen Arbeitsplatz. Auf dem “Markplatz” kann gemeinsam gelernt werden. Von den Lehrkräften gibt es nur kurze Inputs in sogenannten “Inputräumen”, ausgestattet mit Smartboards, Beamer und Co. Die Schüler:innen lernen mit iPads wann, wo und wie sie wollen. Zudem gibt es einen eigenen digitalen Lernraum “DiLer”, ein Learning Management System.

    46,5 Milliarden Euro Investititonsrückstand

    Dass solche Schulen aber mehr Leuchttürme als Standards sind, zeigt das KfW-Kommunalpanel 2021. Demnach meldeten die Kommunen einen Investitionsrückstand bei Schulen von 46,5 Milliarden Euro. Dem Sanierungsstau würde es guttun, möglichst schnell und unkompliziert Schulen zu bauen oder zu sanieren. “Der Bildungsbau ist eine der wichtigsten Aufgaben und Herausforderungen für Kommunen”, sagt Barbara Pampe. Viele Schulen sind maßlos überbelegt, die meisten entsprechen nicht den neuen Anforderungen an digitales Lernen. Es herrsche ein großer zeitlicher Druck.

    Sebastian Hirsch warnt vor voreiligen Standards: “Wenn schnell und billig gebaut wird, kann es sein, dass wir 80-mal den gleichen Fehler bauen.” Eine Studie zur aktuellen Umsetzung des Münchner Lernhauskonzepts der LMU München zeigt, dass die neuen Schulbauten nicht zwingend für alle geeignet sind. Lehrkräfte bemängeln beispielsweise, dass es dem Marktplatz an Struktur und Einteilung fehle und noch immer diene der Klassenraum als Hauptaufenthaltsort. Dieser sei jedoch zu klein und biete viele Ablenkungsreize. Auch die jahrgangsübergreifende Zusammenarbeit finde laut Studienergebnisse bisher kaum statt. Lehrpersonal und Eltern wünschen sich Fortbildungen und regelmäßige Begleitungen für die neuen Schulkonzepte.

    Hirsch ist bei der Planung und dem Bau neuer Schulen vor allem eines wichtig: Schulgebäude müssen verschiedenen Herausforderungen gerecht werden, darunter Inklusion, Digitalisierung, Nachhaltigkeit sowie der demografische Wandel. Dafür braucht es Expert:innen unterschiedlicher Bereiche, die von Anfang an beteiligt werden müssen – darunter auch die späteren Nutzer:innen. “Das tiefe Verständnis für den Alltag in einer zeitgemäßen Bildungseinrichtung ist eine Grundvoraussetzung. Raum und Architektur daraus zu machen ist die Herausforderung”, so auch Anna Popelka von PPAG. Die Montag Stiftungen beschreiben dieses Vorgehen in ihren Leitfäden als “Phase 0”. In dieser Phase wird unter der Beteiligung aller ein Konzept für den neuen Schulbau erarbeitet.

    Zu oft sei diese Phase seitens der Kommunen aber bloß ein Lippenbekenntnis, kritisiert Sebastian Hirsch. Im Verlauf des Projekts passiere es immer wieder, dass Forderungen hinten runterfielen, oft aus finanziellen Gründen und sehr zum Nachteil der Haltbarkeit neuer Schulgebäude.

    Schulbau trifft Klimakrise

    Die ist gerade mit Blick auf die Klimakrise wichtig. Der Bau neuer Gebäude ist ein Negativfaktor in dieser Krise. Umso wichtiger ist es, dass neue Schulgebäude auch unabhängig vom Schulbetrieb von einer Gemeinde genutzt werden können. Auch eine mögliche Umnutzung als Büroräume ist gut für die Nachhaltigkeit. Denn das wurde in den Gesprächen, die Bildung.Table geführt hat, deutlich: Niemand weiß mit Sicherheit, ob die Schulgebäude, die momentan gebaut werden, in zehn, fünfzehn Jahren noch zeitgemäß sind.

    Auch hinsichtlich Digitalisierung stellen sich Fragen zu Energiebedarf und CO2-Emissionen. Netzinfrastruktur und Rechenzentren tragen beachtlich zu den Emissionen bei. Gleichzeitig kann Digitalisierung auch eine Chance für Klimaschutz sein. Hirsch sagt dazu: “Fridays for Future fordert ein, dass wir den Klimaschutz ernstnehmen. Das müssen wir auch im Schulbau berücksichtigen und Schulen planen, die klimaneutral sind.” Außerdem sagt er: “Es ist eine große Chance, dass wir über Schulbau sprechen.” Doch das Thema sei sehr komplex, zerklüftet in viele Einzelthemen. Individualisierung, Digitalisierung und Klimakrise sind nur drei Beispiele. Aber ein Bauimpuls treibe auch die Schulentwicklung voran – ein Neubau kann auch beeinflussen, wie in ihm gelehrt und gelernt wird.

    • Digitalisierung
    • Endgeräte
    • Unterricht

    “Das wurde als Kontrollverlust erlebt”

    Johanna Pangritz: Studie zu Professionalität und Bildungsgerechtigkeit in der Krise
    Johanna Pangritz

    Frau Pangritz, Sie haben seit Beginn der Pandemie für die Studie “Professionalität und Bildungsgerechtigkeit in der Krise” qualitative und quantitative Daten erhoben, um herauszufinden, wie sich der Lehrberuf gewandelt hat. Welches Ergebnis hat Sie bisher am meisten überrascht?

    Unsere ‘ProBiKri-Studie‘ ist im Sinne der pädagogischen Berufsgruppenforschung angelegt. Wir schauen uns also nicht nur Lehrkräfte an Schulen an, sondern auch Lehrende an Hochschulen, um über den Vergleich das Spezifische in diesen Handlungsfeldern herausfinden zu können. Zudem haben wir auch Expert:innen aus Verbänden, z. B. den Landesinstituten für Lehrer:innenbildung oder dem Bereich des E-Learnings interviewt. Teil der Studie sind zudem zwei quantitative Erhebungen, eine direkt zu Beginn der Pandemie im April 2020 und eine im vergangenen Herbst.

    Die Studie dreht sich um die Frage, wie Lehrende aus Schule sowie Hochschule ihr professionelles Handeln in der Krise erlebt und gestaltet haben. Aber auch, wie sie Bildungsgerechtigkeit in der Krise herstellen konnten. Mich hat sehr überrascht, dass sich 40 Prozent der befragten Lehrerinnen und Lehrer in der Pandemie machtlos fühlen, Bildungsungleichheit abzubauen. 

    Und diese Daten stammen aus dem Herbst 2021, als die Pandemie schon 1,5 Jahr auf dem Bildungssystem lag!

    Ja. Zu Beginn, mit dem abrupten Umstieg auf Distanzunterricht, haben sich viele Lehrkräfte ins kalte Wasser geschmissen gefühlt. Scheinbar war ihr professionelles Handeln aber längerfristig erschüttert. Lehrkräfte üben ihre Profession im pädagogischen Arbeitsbündnis zwischen sich und den Schülerinnen und Schülern aus. Dabei geht es dann etwa um den Aufbau von Vertrauen oder den Abbau von Bildungsungerechtigkeit. In den Interviews berichten Lehrkräfte von starker Verunsicherung, weil sie plötzlich schwarzen Zoomkacheln gegenübersaßen. Das wurde als Kontrollverlust erlebt. Sie sind plötzlich einer Selbstverständlichkeit beraubt gewesen: dem gemeinsamen Raum, in dem sich das Verhältnis von Schüler:innen und Lehrkräften gestaltet. 

    Nun gibt es aber auch Vorzeigeschulen, die den Distanzunterricht sehr gut gemeistert haben. 

    Auch dieses Ergebnis hat mich überrascht: Die Lehrkräfte mit wenig digitaler Medienkompetenz sehen sich weniger handlungsfähig, Bildungsungleichheit abzubauen. Sie trauen sich und den digitalen Mitteln weniger zu. Die Lehrer:innen, die geübt und überzeugt sind vom digitalen Unterricht, konnten Bildungsungleichheit besser entgegenwirken. 

    Wie haben sie das gemacht?

    Da geht es um die Kenntnis unterschiedlicher digitaler Tools und Formate. So konnten sie Schülerinnen und Schüler auf unterschiedlichen Wegen erreichen. Daher können digitale Medien nicht nur ein Faktor sein, der Bildungsungleichheit produziert, etwa durch den Zugang zu digitalen Endgeräten. Sie können auch zur Herstellung von Bildungsgerechtigkeit genutzt werden, indem sie weitere Partizipationsmöglichkeiten schaffen.

    Hat sich der Lehrberuf in den vergangenen zwei Jahren substanziell geändert?

    Darauf habe ich – noch – keine klare Antwort. In unseren qualitativen Interviews berichten die Lehrkräfte von sehr dramatischen Änderungen ihres Berufs. In den quantitativen Daten spiegeln sich diese subjektiven Wahrnehmungen nicht so stark wider. Diesen Widerspruch, den unser Mixed-Method-Zugang aufzeigt, werden wir nun in der laufenden Auswertung versuchen zu erklären.

    Ihr Projekt hat das Konstrukt einer “digitalen Bildungsschere” in die Debatte eingeführt. Was heißt das?

    Das Konzept stammt von meinen Kolleginnen Julia Schütz und Lena Rosenkranz. Wir erleben auf Seiten der Lehrenden einerseits gewisse Verlusterfahrungen, die sich auf der Ebene des unmittelbaren Kontakts zu den Schüler:innen ergeben und dadurch in einen gefühlten Kontroll-, Struktur- und Beziehungsverlust münden. Das ist hochdramatisch, da Bildungsarbeit insbesondere Beziehungsarbeit ist. Auf der anderen Seite stellen wir fest, dass sich durch den Einsatz digitaler Medien im Unterricht sowohl auf der Seite der Lehrenden als auch auf der Seite der Schüler:innen ein Zugewinn an Medienkompetenz entwickelt hat, der wiederum zu einer erhöhten Selbstlernfähigkeit führt und auch eine formal-digitale Sozialisation begünstigt. Diese beiden Pole, Verlusterfahrungen auf der einen Seite und Kompetenzzuwachs auf der anderen Seite, bezeichnen wir als digitale Bildungsschere.

    Und wie ließe sich dich Schere schließen?

    Lehrkräfte sind an der Schnittstelle. Aber es ist schwierig, wenn sie sich handlungsunfähig fühlen. Die digitalen Medien sind wie eine Stellschraube, die Bildungsungleichheit fördern oder erschweren kann. Wo digitale Lehrkompetenzen da sind, können digitale Medien die Schere schließen.

    Dr. Johanna Pangritz ist Erziehungswissenschaftlerin und Mitarbeiterin des Projekts “Professionalität und Bildungsgerechtigkeit in der Krise”. Es wird am Zentrum für pädagogische Berufsgruppen- und Organisationsforschung und im Lehrgebiet Empirische Bildungsforschung der FernUniversität Hagen unter Leitung von Julia Schütz durchgeführt.

    News

    Ethikrat warnt vor überhöhtem Leistungsdruck

    Der Deutsche Ethikrat hat seine Stellungnahme zu Fehlern der bisherigen COVID-19-Schutzmaßnahmen und Empfehlungen für einen künftigen Umgang vorgelegt. Der 160-seitige Bericht blickt in verschiedene gesellschaftliche Bereiche und prangert den mangelnden Schutz vulnerabler Gruppen an, so auch im Bildungsbereich. Sozioökonomisch benachteiligte Schülerinnen und Schüler und Menschen mit Behinderung seien benachteiligt und dadurch abgehängt worden. Digitale Bildungsangebote sind oftmals nicht barrierefrei, wodurch es zu “erheblichen Bildungsnachteilen” gekommen sei.

    Der Ethikrat fordert, dass der Fokus nun nicht auf dem schnellen Nachholen verpasster Inhalte liegen dürfe und warnt vor der Gefahr eines überhöhten Leistungsdrucks. Die Hauptherausforderung bestehe darin, “zu verhindern, dass manche Schülerinnen und Schüler sowie Studierende infolge der Corona-Krise nachhaltig in ihrer kognitiven wie sozialen Entwicklung gehemmt werden.” Die Pandemie habe Kinder und Jugendliche in wichtigen Phasen ihrer Persönlichkeitsentwicklung ausgebremst. Diese Erfahrungen könnten nur mit erheblichem Aufwand nachgeholt werden.

    Die Experten ziehen insgesamt ein ernüchterndes Fazit der Auswirkungen COVID-19-Schutzmaßnahmen auf den Bildungsbereich. Distanzunterricht sei oftmals wegen “erheblicher Defizite” deutscher Schulen bei der Digitalisierung gescheitert. Die Bildungsungleichheit hat sich vergrößert. Als Lehren aus der Pandemie fordert der Rat die Stärkung der Eigenverantwortlichkeit von Schulleitungen und Kollegien. Denn die hierarchische und bürokratische Struktur des Schulsystems habe zu einer geringen Anpassungsfähigkeit in der Krise geführt. Weiter brauche es: Konzepte zur Unterstützung sozial benachteiligter Kinder und Jugendlicher, eine Abkehr von der einseitigen Sicht auf die Wissensvermittlungsfunktion der Schule und eine Stärkung des Bewusstseins für die Relevanz der Schule als sozialer Ort. npr

    • Bildungspolitik
    • Coronavirus

    Makerspace

    Catrin Ingerfeld und Iris Laube-Stoll: Scrum im Unterricht

    Auf dem Foto sieht man Frau Ingerfeld und Frau Laube-Stoll, sie bloggen über moderne Schule
    Die Lehrerinnen Catrin Ingerfeld und Iris Laube-Stoll bloggen über zeitgemäße Schule.

    Die besten Ideen kommen manchmal nur in der Ruhe, mit Zeit und Muße. Abseits des Alltags, wenn die Gedanken sich um etwas anderes drehen, als um Schulbeginn, Coronamaßnahmen und Krankschreibung. Zum Beispiel im Urlaub auf der Liege am Pool in Spanien. Iris Laube-Stoll schickte ihrer Freundin Catrin Ingerfeld von dort Sprachnachrichten, die ihre Sommerferien wiederum an der Ostsee verbrachte. Und am Ende stand fest: Sie machen diesen Blog, den sie schon so lange schreiben wollten. “Für uns war das die logische Konsequenz aus dem, was wir sowieso viel tun: Nachdenken über uns, nachdenken über unsere Arbeit, nachdenken über die Schule“, sagt Catrin Ingerfeld.

    Catrin Ingerfeld unterrichtet Deutsch und Geschichte am Hugo-Junkers-Gymnasium in Mönchengladbach. Iris Laube-Stoll ist Spanisch- und Französischlehrerin am St.-Ursula-Gymnasium in Düsseldorf. Beide bilden angehende Lehrerinnen am Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung in Mönchengladbach aus, beide als Fachleiterinnen. Und sie diskutieren auf Twitter im Twitterlehrerzimmer über digitalen Unterricht, über Lehrerausbildung und vor allem über zeitgemäße Prüfungskultur.

    Lehrkräfte teilen selten

    Doch Gedanken, Tipps und Anregungen sind auf Twitter kurzlebig und verschwinden schnell in den Tiefen der Feeds. Ein Blog hingegen steht, bleibt übersichtlich und lässt sich leichter unter den Kolleg:innen und den Referendar:innen verbreiten, die sie ausbilden. Klingt banal, scheint es in der Schule aber nicht zu sein. “Unter Lehrer:innen ist es leider immer noch nicht Usus, zu teilen. Also Unterrichtsmaterial oder Ideen”, sagt Iris Laube-Stoll. Doch jetzt sammeln Lehrkräfte auf ingerfeldundlaube.de Ideen auf einem verlinkten Padlet über die Gestaltung der ersten Unterrichtsstunde. Oder sie diskutieren im Lehrerzimmer über einen neuen Blogpost von Iris Laube-Stoll über das Thema Prüfungskultur im Referendariat. Und auch die Referendar:innen sollen bald Artikel auf der Plattform veröffentlichen.

    “Gemeinsam laut denken”, so nennt Catrin Ingerfeld das Prinzip des Blogs, nachdenken über guten Unterricht in der digitalen Welt. Und so stießen die beiden Lehrer:innen aus Nordrhein-Westfalen auf eine Methode, die eigentlich aus der Softwareentwicklung stammt. “Scrum” heißt sie. Es geht um stärkere Zusammenarbeit des Teams, der Manager agiert mehr als Moderator denn als Befehlsgeber. Der Manager ist in der Schule natürlich der oder die Lehrerin, das Team die Schüler in Gruppen. Der Arbeitsprozess ist nicht starr vorgegeben, sondern reagiert flexibel auf die Interessen und Fähigkeiten. Oder wie es Catrin Ingerfeld in ihrem Scrum-Artikel auf dem Blog schreibt: “Statt im Gleichschritt mit 30 Mitlernenden auf ein Ziel hinzuarbeiten, kennen die Schüler:innen, die in kleinen Teams (drei bis sechs Mitglieder) mit klarer Rollenverteilung kooperieren, das Endprodukt und die Akzeptanzkriterien.”

    Projektmanagement nach “Scrum” im Unterricht einsetzen

    Deutschlehrerin Catrin Ingerfeld probierte die Scrum-Methode bei einer neunten Klasse aus. Das Produkt sollte ein Verbrechenspodcast werden. Der Prozess bei der “Scrum”-Methode hin zum Produkt wird von den einzelnen Teams weitgehend selbstständig organisiert. Die Lehrerin ist der “Product Owner”, der nicht nur das Projektziel vorgibt, sondern auch Kriterien für die Bewertungen des Produktes. Jede Gruppe ernennt einen “Srum Master”, einen Gruppensprecher, der oder die dafür verantwortlich ist, dass das Team reibungslos miteinander arbeitet. Das bedeutet: Wertschätzung für die Ideen anderer aufbringen, einen Überblick über den Stand der Arbeit bewahren und regelmäßige Feedbackrunden organisieren. Die “Scrum Master” dokumentieren die einzelnen Arbeitsschritte, sodass das Team stets weiß, wo es steht.

    Das Team arbeitet gemeinsam an den Teilaufgaben, hält sich dabei an die vorher festgelegten Teamregeln und darf sich bei Fragen immer an den “Product Owner” wenden. Alle Informationen, wie genau gearbeitet werden soll, stellte Catrin Ingerfeld vorab ihren Klassen auf einem Board zur Verfügung. So konnte jeder oder jede nachschauen, worum es sich bei dieser neuen Art zu arbeiten handelt, wenn er oder sie mal den Überblick verloren hat.

    “Wir fanden Scrum interessant, weil es eine Methode ist, die den Schülerinnen und Schülern Verbindlichkeit und Halt gibt”, sagt Iris Laube-Stoll, die auch in ihrer Spanischklasse “Scrum” zum Thema Kinderarmut in Lateinamerika durchgeführt hat. Die Schüler:innen sollten dazu eine ganze Doppelstunde selbstständig konzipieren und vor der Klasse halten. Besonders hilfreich für ihre Klassen empfinden Iris Laube-Stoll und Catrin Ingerfeld das regelmäßige Feedback, das nach jeder abgeschlossenen Teilaufgabe eingeholt wird.

    Teamarbeit sieht ja normalerweise so aus: Die Gruppen arbeiten eine Zeit lang vor sich hin und kurz vor der Deadline macht der oder die engagierteste Schüler:in die ganze Arbeit allein. Bei Scrum wird die Rohversion des Produktes schon früh bewertet, entweder von der Lehrkraft oder von den anderen Schüler:innen.” So könnten die Teams ihr Produkt bereits auf dem Weg zur Fertigstellung verbessern. Und: Alle Teammitglieder würden ständig in den Prozess mit eingebunden.

    Der Vorteil von Scrum: Die Jugendlichen arbeiten nach ihren Interessen. “Die Kinder lernen herauszufinden, was ihnen Freude und Lust an der Arbeit bereitet”, sagt Catrin Ingerfeld. Dabei, das betonen die beiden Lehrerinnen, sind sie keine Scrum-Apologetinnen. Scrum ist nicht das Ziel, sondern eine Möglichkeit, eine andere Art des Lernens in den Schulen auszuprobieren.

    “Auswendiglernen wie im Jahr 1834, als noch brave Untertanen herangezogen werden sollten, ist in unserer Welt heute nicht mehr relevant. Wir müssen den Schüler:innen beibringen, wie sie Informationen im Netz verifizieren können, welchen Quellen sie vertrauen und wie sie mit der Flut der Informationen umgehen können”, sagt Iris Laube-Stoll. Und ob diese Kompetenzen digital oder analog vermittelt werden, ist dabei zweitrangig. Denn “Scrum” funktioniert in der Theorie auch komplett ohne Internet oder digitales Endgerät.

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    Presseschau

    Vorwürfe gegen Nachhilfe-Plattform Gostudent HANDELSBLATT
    Das ist 2022 wichtig für den Bildungsbereich ZEITFÜRX
    TECH4GIRLS will MINT-Begeisterung bei Mädchen wecken LEHRERNEWS
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    Initiative “Sichere die digitale Zukunft!” will für IT-Sicherheit sensibilisieren BILDUNGSKLICK
    Thüringen: Einsparungen von 75 Millionen Euro im Bildungsbereich NEWS4TEACHERS
    Bis zu 20 Prozent Lehrerausfall wegen Corona NEWS4TEACHERS
    Förderung von Innovation an Hochschulen durch neue Agentur “Dati” HANDELSBLATT
    VBE kritisiert Wegfall von Quarantänepflicht NEWS4TEACHERS
    Rheinland-Pfalz: Digitale Berufsbildende Lernzentren vorgestellt BILDUNGSKLICK

    Termine

    06. & 07. April 2022, 09:00 bis 17:00 Uhr
    Messe: SCHULBAU – Messe für Investitionen im Bildungsbau
    Die Messe für den Bildungsbau beschäftigt sich mit konkretem Investitionsvolumen für Schule, Kita und Campus. Es geht um funktionale und digitalisierte Innenraumkonzepte, nachhaltige Ideen für Fassadengestaltung und vor allem um den Austausch von Innovation und Ideen. INFOS & TICKETS

    06. April 2022, 14:00 bis 16:00 Uhr
    Dialogforum: Digitale Kompetenzen entlang der Bildungskette sichern
    Bei dieser Veranstaltung des Netzwerks Bildung Digital geht es um die Frage, wie im Bildungssektor ein souveräner Umgang mit digitalen Medien erreicht werden kann und welche Kompetenzen dafür erforderlich sind. Impulsvorträge u.a. von Birgit Eickelmann, Professorin für Schulpädagogik an der Universität Paderborn, Michael Littger, Geschäftsführer von Deutschland sicher im Netz. INFOS & ANMELDUNG

    07. April 2022, 09:00 bis 10.30 Uhr
    Transfer-Frühstück: Digitalisierung in der Kinder- und Jugendhilfe während und nach Corona
    Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe – AGJ stellt wissenschaftliche Erkenntnisse zu den Auswirkungen der Pandemie auf Kinder und Jugendliche vor. Inputs von Dr. Andreas Mairhofer vom Deutschen Jugendinstitut und Carina Schilling und André Weßel zum Projekt “DigiPäd 24/7”. INFOS & ANMELDUNG

    07. April 2022, 15:00 bis 20:00 Uhr
    Symposium: Schule erfolgreich digital transformieren
    Bei diesem Symposium geht es um Lernsoftware, Praxiserfahrungen und Möglichkeiten, die besten digitalen Lernmitteln zu finden. INFOS & ANMELDUNG

    12. April 2022, 11:00 Uhr
    Webinar: 6 Erfolgsfaktoren für digitales Lernen im Unternehmen
    Das Webinar der digitalen Sprachschule linguaTV zur Digitalisierung von Bildungsangeboten. Geschäftsführer Philip Gienandt gibt Tipps zur Einführung von digitalen Trainingslösungen und spricht über die Vorteile von Blended Learning. INFOS & ANMELDUNG

    Frist: 12. April 2022, 12:00 Uhr
    Open Call: “Digitale Kompetenzen entlang der Bildungskette sichern”
    Das Forum Bildung Digitalisierung plant, im Rahmen von Experimentierräumen gemeinsam mit Akteuren aus dem Bildungsbereich an konkreten Konzepten und Projektideen zu arbeiten. Dazu ist es möglich, sich im Open Call für eine Beteiligung zu bewerben. OPEN CALL

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