38 Prozent der Berliner Lehrkräfte, die 45 Jahre oder älter sind, stimmen der Aussage voll zu, dass die steigende Komplexität digitaler Medien eine höhere Arbeitsbelastung bedeutet. Bei den unter 45-Jährigen ist der Wert mit 19 Prozent demgegenüber nur halb so groß. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie zur Arbeitsbelastung von Berliner Lehrkräften, für die Ende 2023 mehr als 2.300 Lehrkräfte verschiedener öffentlicher Schulformen befragt wurden.
Die Erhebung ist Teil einer größer angelegten Untersuchung zur Arbeitszeit und -belastung der Lehrkräfte im Schuljahr 2023/2024. Die Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften der Universität Göttingen und das Umfragezentrum Bonn führen sie durch, unterstützt von der GEW Berlin. Ziel ist es, die tatsächlichen Arbeitszeiten zu dokumentieren. Erste Themenpapiere dazu wurden nun vorgestellt.
Demnach prägt digitaler Stress den Alltag der Lehrkräfte in Berlin. So gaben fast 80 Prozent an, auch in ihrer Freizeit ständig in Kontakt mit der Arbeit zu sein. Knapp 70 Prozent stimmten zu, dass sie im Unterricht auch für den Fall gerüstet sein müssten, dass digitale Medien und Techniken ausfallen. Die Studienautoren mahnen, dass digitaler Stress ein bedeutsamer Risikofaktor für die Gesundheit ist. Daher fordern sie etwa, die Infrastruktur für das digitale Lehren und Lernen auszubauen.
Dass hier großer Handlungsbedarf besteht, zeigt das zweite Arbeitspapier. Demnach nutzt ein beträchtlicher Anteil der Lehrkräfte seine dienstlich zur Verfügung gestellten Endgeräte überhaupt nicht. Das trifft auf 28 Prozent der Lehrkräfte an Grundschulen zu und auf 44 Prozent an weiterführenden Schulen. Wesentliche Gründe: Die Geräte bieten zu wenige passende Apps, es mangelt an einer stabilen Internetverbindung oder an der Kompatibilität mit anderen Geräten wie digitalen Tafeln oder Druckern.
Mangelnde Motivation der Berliner Lehrkräfte ist laut dem dritten vorgestellten Papier dagegen keine Digitalisierungsbremse. Im Gegenteil: 75 Prozent gaben an, gern mehr digitale Elemente in ihren Unterricht einzubauen. Was sie hauptsächlich daran hindert: Zeitmangel, um den Einsatz vorzubereiten, und eine unzureichende organisatorische Unterstützung für das digitale Lehren und Lernen. hsc